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ABHANDLUNGEN
DER
MATHEMATISCH-PHYSIKALISCHEN CLASSE
DER KÖNIGLICH BAYERISCHEN
_ AKADEMIE ver WISSENSCHAFTEN.
ZEHNTEN BANDES
IN DER REIHE DER DENKSCHRIFTEN DER XXXVII. BAND.
MÜNCHEN,
1870.
VERLAG DER K. AKADEMIE,
IN COMMISSION BEI G. FRANZ.
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Inhalt des X. Bandes.
I. und Il. Abtheilung.
Neue Gattungen und Arten von Fischen aus Üentral-Amerika; gesammelt von
Moritz Wagner, beschrieben von Prof. Rudolf Kner und Dr. Franz Stein-
dachner in Wien. Mit sechs Tafeln Abbildungen ARE :
Ueber die hydrographischen Verhältnisse und das Vorkommen der Se kaderfische
in den Staaten Panama und Ecuador. Ein Beitrag zur Zoogeographie Amerika’s
von Moritz Wagner BE . RB P Der
Neue Beobachtungen zur Entwicklungsgeschichte des Mebrschmeinchen, Von
Dr. Th. L. W. Bischoff NER an," f
Ueber die geographischen Verhältnisse der Lorbeergewächse von ©. F.. es
Helligkeits-Messungen an zweihundert und acht Fixsternen. Angestellt mit dem
Steinheil’schen Photometer in den Jahren 1852 — 1860 von Ludwig Seidel
und Eugen Leonhard ee ee
Versuche über die Wasserverdunstung auf besätem und unbesätem Boden. Von
August Vogel . EN / 3; Veh;
Das Chronoskop, Instrument zur Be nmung der Zeit der Polhöhe Be Benz.
Von ©. A. v. Steinheil. Mit 2 lithogr. Tafeln und 6 Tabellen
Die Grosshirnwindungen des Menschen mit Berücksichtigung ihrer Entwicklung bei
dem Fötus und ihrer Anordnung bei den Affen. Neu untersucht und be-
schrieben von Dr. Th. L. W. Bischoff. Mit 7 Tafeln
Beiträge zur Kenntniss der Procän- oder Kreide-Formation im nordwestlichen Böhmen
in Vergleichung mit den gleichzeitigen Ablagerungen in Bayern und Sachsen.
Von ©. W. Gümbel 4 N...
Beiträge zur Foraminiferenfauna der nordalpinen ocängebilde, Von ©. W. Gümbel.
Mit 4 Tafeln
Seite
115
169
201
320
357
388
499
577
III. Abtheilung.
Ueber die Naturverhältnisse der verschiedenen Linien, welche für einen Durchstich
des centralamerikanischen Isthmus in Vorschlag sind. Von Moritz Wagner
Ueber das Verhältniss der Harnsture und des Guanin’s zur Vegetation. Von
August Vogel .
Das bayerische Präeisions-Nivellement. Von Carl Max Bauernfeind
Beiträge zur Anatomie des Hylobates leueiscus und zu einer vergleichenden Anatomie
der Muskeln der Affen und des Menschen. Von Th. L. W. Bischoff. Mit
5 Tafeln en Seide 2 ae
Seite
198
MATHEMATISCH-PHYSIKALISCHEN GVLASSE
DER KÖNIGLICH BAYERISCHEN
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ZEHNTEN BANDES
ERSTE ABTHEILUNG.
IN DER REIHE DER DENKSCHRIFTEN DER XXXVIT. BAND.
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VERLAG DER K. AKADEMIE,
IN COMMISSION BEI G. FRANZ. -
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DER
MATHEMATISCH-PHYSIKALISCHEN CLASSE
DER KÖNIGLICH BAYERISCHEN
AKADEMIE ver WISSENSCHAFTEN,
ZEHNTEN BANDES
ERSTE ABTHEILUNG.
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ABHANDLUNGEN
MATHEMATISCH-PHYSIKALISCHEN CLASSE
DER KÖNIGLICH BAYERISCHEN
AKADEMIE ver WISSENSCHAFTEN.
ZEHNTEN BANDES
ERSTE ABTHEILUNG.
IN DER REIHE DER DENKSCHRIFTEN DER XXXVII. BAND.
MÜNCHEN,
1866.
VERLAG DER K. AKADEMIE,
IN COMMISSION BEI G. FRANZ.
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Inhalt.
Neue Gattungen und Arten von Fischen aus Central- Amerika; gesammelt von
Moritz Wagner, beschrieben von Prof. Rudolf Kner und Dr. Franz Stein-
dachner in Wien. Mit sechs Tafeln Abbildungen . Se a
Ueber die hydrographischen Verhältnisse und das Vorkommen der Süsswasserfische
in den Staaten Panama und Ecuador. Ein Beitrag zur Zoogeographie Amerika’s
von Moritz Wagner :
Neue Beobachtungen zur Entwicklungsgeschichte des Meerschweinchens.. Von
Dr. Th. L. W. Bischoff
Ueber die geographischen Verhältnisse der Lorbeergewächse von ©. F. Meissner .
Helligkeits-Messungen an zweihundert und acht Fixsternen. Angestellt mit dem
Steinheil’schen Photometer in den Jahren 1852—1860 von Ludwig Seidel
und Eugen Leonhard ;
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Neue
Gattungen und Arten von Fischen
aus Öentral-Amerika;
gesammelt von
Prof. Moritz Wagner,
“ beschrieben von
Prof. Rudolf Kner und Dr. Franz Steindachner,
Assistenten am kaiserl. Hof-Naturalienkabinete in Wien.
Mit sechs Tafeln Abbildungen.
Abh. d. II. Cl.d.k. Ak.d. Wiss. X. Bd. I, Abth. 1
Neue
Gattungen und Arten von Fischen
aus Central- Amerika.
Familie: Sciaenoidei, Cuv. Val.
Gattung: Pristipoma, Ouv. Val.
Art: Prast. humäle,. n..Tab..l. Fig. 1.
Char. Summa corporis altitudo ante pinnam dorsalem ad longitudinem piscis
totalem = 1: 4.5; aculeus 4us pinnae dorsalis ommium longissimus.
8
D.,12/12 Ar 3/7 01. + OSQUAm tr ;.5 6
19—20
Die Totalgestalt ist gestreckter als bei jeder bisher bekannten Art
dieser Gattung und nähert sich hiedurch wie auch durch die Länge
der Schnauze jener der Gattung Haemulon. — Die grösste Körperhöhe
(bei Beginn der Rückenflosse) ist nahezu 41/2-, die Kopflänge 31/a-mal
in der Gesammtlänge enthalten; die kleinste Körperhöhe am Schwanze
erreicht kaum !/3 der grössten. Bei den gestrecktesten, früher bekannten
Arten, wie Prist. crocro C. V., welcher unsere Art auch am nächsten
steht, beträgt die grösste Höhe nur !/a der Totallänge.
Die Profillinie des Kopfes fällt vom Hinterhaupte nach vorne
4
gleichmässig in schiefer gerader Linie ab bis gegen das stumpf abge-
rundete Schnauzenende. Der Durchmesser des fast kreisrunden Auges
verhält sich zur Kopflänge wie 1:5 (bei Pr. crocro wie 1 : 41/2) und
gleicht der Stirnbreite zwischen den Augen. Die weite Mundspalte ist
mit dicken Lippen versehen und reicht bis unter das vordere Drittel
des Auges (bei Pr. crocro bis unter den vorderen Augenrand). Der etwas
vorstreckbare Zwischenkiefer und der Unterkiefer sind mit einer breiten
Binde dicht stehender Zähnchen von gleicher Grösse besetzt. Am Kinne
liegen zunächst der Symphyse 2 kleine Poren, und weiter zurück mün-
den 2 andere in einer grossen medianen Grube. Die Länge der Schnauze
beträgt bei 11a Augendurchmesser. Der senkrecht stehende Rand des
Vordeckels ist so wie die Suprascapula deutlich gezähnelt, der Deckel
nach hinten in 2 kaum merkliche Spitzen vorgezogen und mit einem
Hautanhange versehen. Der Vorderrücken steigt bis zu Anfang der
Dorsale in stärkerem Bogen an, senkt sich aber dann sogleich mässig
bis zu Ende der genannten Flosse.
Der Rand der Rückenflosse ist zwischen ihrem stacheligen und
gliederstrahligen Theile stark eingebuchtet. Die Stacheln sind ausge-
zeichnet heteracanth aber von nur geringer Höhe; der 4. und höchste
misst kaum Yıo der Totallänge (bei Pr. crocro ist der 5. Stachel der
höchste), die folgenden bis einschliesslich dem 10. nehmen allmälich an
Länge ab, der 11. und 12. aber wieder etwas zu. Unter den Glieder-
strahlen der Dorsale erreichen der 2. und 3. die grösste Höhe, welche
der des 4. Stachels beinahe gleich kommt. — Von den 3 Stacheln der
Afterflosse zeichnet sich der 2. durch Länge und Stärke aus, indem
er hierin jene der Dorsale um das dfache übertrifft (bei Pr. crocro ist
er noch mächtiger); er erreicht etwas über halbe Kopf- und !s der
Totallänge. Die Länge des 1. Stachels beträgt nur Y/s, die des 3. aber
?/3 seiner Länge; an Stärke sind dagegen alle 3 nur wenig verschieden
und noch ausgezeichneter heteracanth als jene der Dorsale.
Brust- und Bauchflossen sind gleich lang und ihre längsten
Strahlen beiläufig 6°/-mal in der Gesammtlänge des Fisches enthalten ;
der 1. gegliederte Ventralstrahl ist in einen kurzen Faden verlängert.
Die Strahlenzahl dieser Flossen ist: P. 2/14, V. 1/5. — Die Schwanz-
flosse enthält 17 Hauptstrahlen, von denen 15 getheilt sind; sie ist
)
grösstentheils überschuppt und ihr Rand schwach concav (nicht wie bei Pr.
crocro gerade abgestutzt), die Seitenlinie setzt sich über ihre halbe Länge fort.
Der gliederstrahlige Theil der Rücken- und Afterflosse sind längs
der Basis von einer Schuppendecke umgeben, über welche hinaus nur
einige Schuppen noch auf der Flossenhaut zwischen den Strahlen liegen;
eben so ist auch die Basis der Bauchflossen überschuppt. — Alle
Schuppen sind ctenoid, mit Ausnahme der unterhalb der Augen gelege-
nen, welche glatte Ränder zeigen.
Die Analgrube liegt nahe vor dem After, hinter diesem ragt eine
kurze Urogenitalpapille vor. — Die Pseudobranchien sind gross, kamm-
förmig; die vorderen Rechenzähne mässig lang, stumpfspitzig. Der Ma-
gen bildet einen ziemlich grossen Sack, am Pylorus hängen jederseits
3 Blinddärme von ansehnlicher Länge; der rechte Leberlappen ist grösser
als der linke. Die sehr grosse, einfache und dünnwandige Schwimm-
blase nimmt fast die ganze Länge der Bauchhöhle ein. Die beiden Ho-
den sind schmal, lang und reichen nach vorne fast bis zum Pylorus.
Färbung. Die ganze Rückenseite bräunlich, ins Goldgelbe spie-
lend, Flanken und Bauch weiss, gegen den Schwanz mit gelblichem,
gegen den Kopf mit grünlich blauem Anfluge; Rücken- und Schwanz-
flosse schmutzig braun ins Schwärzliche, After-, Brust- und Bauchflossen
gelblich, nirgends Flecken oder Zeichnungen.
Das einzige Exemplar stammt aus dem Rio Bayano, der auf der
Landenge Panama in das stille Meer mündet.
Familie: Mugiloidei, Cuv. Val.
Gattung: Dajaus, Cuv. Val.
Diese Gattung wurde zwar neuerlich von Günther eingezogen,
indem er sie mit Cestraeus und Nestis Cuv. Val. in Ein Genus vereinigte,
für welches er den Bennet’schen Namen Agonostomus (abgeändert in
Agonostoma) wählte (s. Catalog. of the Acanthopter. Fishes in the Collect.
of the British. Mus. III); doch behalten wir sie vorläufig hier bei, und
indem später die Gründe gegeben werden, wesshalb wir dem Vorgehen
Günther’s nicht beipflichten, lassen wir früher die Beschreibung einer
neuen Art folgen, welche nebst 2 bereits bekannten uns vorliegt.
1. Art: Daj. elongatus, n. — Taf. 1. Fig. 2.
Char. Altitudo corporis ad longitudinem totalem: 1:6; squamae longit. 42,
tramsvers. vel verticales 11.)
In der nasenförmig vorspringenden Schnauze, deren Länge nach
dem Alter sich ändert, hat diese Art Aehnlichkeit mit dem von
Günther (l. c. pag. 463) aufgestellten Agonostoma nasutum, weicht
jedoch von ihm, wie auch von den übrigen Dajaus-Arten durch die
gestreckte Gestalt und auffallend geringe Körperhöhe ab, welche sogar
etwas über 6-mal in der Gesammtlänge begriffen ist. Die Kopflänge
beträgt !/; der Körperlänge, die grösste Dicke desselben zwischen den
Deckeln ?/ seiner Länge. Der Durchmesser des Auges kommt 1/s der
Kopflänge gleich, jedoch ohne Hinzurechnung der Oberlippe; sein Ab-
stand vom Schnauzenrande beträgt 1'/a Diameter und eben so viel die
Stirnbreite zwischen den Augen; die Stirn daselbst ist schwach gewölbt.
— Der obere Mundrand wird blos vom Zwischenkiefer gebildet, über
und hinter welchem der schmale Oberkiefer vom Suborbitalringe und
der dicken, weit vorspringenden Oberlippe verdeckt liegt. Letztere
bildet einen dreieckigen Lappen mit vorragender stumpfer Spitze, so
dass der Mund unterständig wird und seine Winkel senkrecht unter die
Mitte des Auges zu liegen kommen. Der Praeorbitalknochen ist am
hintern Rande fein aber undeutlich gezähnelt. Kiefer, Vomer und
Gaumenbeine sind mit schmalen Binden kurzer, dicht gedrängter
Spitzzähne besetzt. Der dicke breite Lippenanhang setzt sich seit-
lich bis an das Ende des Öberkiefers, somit fast bis unter die Mitte
des Auges fort. Da der Zwischenkiefer nach abwärts vorschiebbar ist,
so entsteht dann zwischen dem Schnauzenrande und der Öberlippe eine
tiefe breite Furche. Die Poren des am Unterkiefer verlaufenden Astes
der Kopfkanäle geben jenen bei Dajaus monticola an Grösse nicht nach.
Die 1. Rückenflosse beginnt vor halber Körperlänge und ist
deutlich heteracanth, die 3 ersten ihrer 4 Stacheln sind dick und kräftig,
ihre Höhe erreicht nicht ganz die 1/2 Kopflänge und wird von der 2.
1) Da diese Gattung einer sichtbaren Seitenlinie ermangelt, so bezieht sich die Schuppenzahl
der Länge nach auf die Reihe vom obern Winkel der Kiemenspalte bis zur Basis der Cau-
dale, die quere und senkrechte auf die Zahl der Schuppen über den Bauchflossen, bis zum
Rückenprofile.
7
Dorsale bedeutend übertroffen. Von den 9 Strahlen der letztern sind
8 gegliedert und 7 von diesen auch doppelt und mehrfach getheilt.
Die Brustflossen reichen zurückgelegt bis unter den Anfang der 1.
Dorsale, der erste und längste ihrer 14 Gliederstrahlen bleibt ungetheilt.
Die Bauchflossen (1/5) entspringen unter der Mitte der pectoralen
und reichen mit den Spitzen ihrer breiten und vielfach getheilten Glie-
derstrahlen bis unter das Ende der 1. Dorsale zurück. Die Analflosse
mit 3/9 Strahlen beginnt etwas vor der 2. D., ihre höchsten Strahlen
kommen den längsten der Pect. gleich, die Caudale enthält 14 ganze
Strahlen nebst 2 kürzeren gegliederten und einigen Stützen in jedem
Lappen; die beiden Hauptstrahlen sind fast von Kopfeslänge, die mitt-
leren um die Hälfte kürzer, beide Lappen gleich lang.
Die Schuppen sind ctenoid und zeigen denselben Bau wie bei
Mugiloiden überhaupt, die grössten und zwar 1 Augendiameter gleichen
liegen seitlich am Vorderrumpfe. Die für die ganze Familie, besonders
aber für Dajaus bezeichnende Spornschuppe längs der Basis der 1. Dorsale
reicht vom 1. bis 4. Strahle zurück. Eine kürzere Spornschuppe steht
auch über der Basis der Bauchflossen und zwischen ihnen ist überdiess
die Haut, welche die innersten Strahlen beider Flossen mitsammen und
mit der Bauchhaut verbindet, mit spornähnlichen Schuppen besetzt. —
Mit Ausnahme der 1. Dorsale sind alle übrigen Flossen mehr und min-
der überschuppt, und zwar mit kleinen schmalen, öfters sich lang-
streckenden Schuppen. Diese reichen bei der 2.D. der A. und C. fast
bis zur halben Länge der Strahlen, bei den Brust- und Bauchflossen
überkleiden sie aber nur deren vordere und ventrale Fläche, der After
liegt nahe vor der Anale.
Die Kiemenspalte ist sehr gross und die Kiemenhöhle um so weiter
und tiefer, als die schön gefaltete Haut des oberen Theiles der vor-
deren Kiemenbogen mit starker Wölbung sich in eine entsprechende
Vertiefung des Schlundes jederseits hineinlegt. Es wäre von Interesse,
diese eigenthümliche Bildung und Auskleidung der Schlundregion, welche
noch complieirter und auch etwas abweichend von der bei Mugiloiden
überhaupt vorkommenden erscheint, einer näher eingehenden Unter-
suchung zu unterziehen, als sie im vorliegenden Falle füglich stattfinden
konnte. — Die fransigen Pseudobranchien sind schön und ziemlich gross.
Färbung. Die ganze Rückenseite grünlich grau, die Bauchfläche
gelblich weiss; der hintere Rand der Schuppen ist etwas dunkler als
die übrige Fläche, übrigens fehlt jede Farbenzeichnung.
Das grössere der beiden Exemplare misst in der Gesammtlänge 9‘
W. M.; sie stammen aus Neu-Granada.
2. Art: Daj. monticola, Cuv. Val.
Syn. Agonostoma monticola, Günth. Catal. of the Acanthopt. III. pag. 464.
Von dieser Art liegt uns nur 1 Exemplar von 8° Länge aus Neu-
Granada vor, welches völlig mit der in der Histoire de poissons ent-
haltenen Beschreibung und auch mit Günther’s Angaben überein-
stimmt. — Die grösste Körperhöhe über den Bauchflossen ist 41/3-mal
in der Totallänge enthalten und übertrifft die Kopflänge, welche fast
genau 1/5 jener beträgt. Der Durchmesser des Auges ist = Ya der
Kopflänge, die Stirnbreite 1/2, der Abstand von der Schnauzenspitze
mehr als 1 Diameter. Stirn und Scheitel sind viel gewölbter als bei
der vorigen und der folgenden Art, die Nase daher stumpfer und das
Profil bis zum Schnauzenrande mehr convex. Die 1. Dorsale beginnt
auch hier vor halber Körperlänge.
1. D. 4, 2. D. 1/8, A. 3/9, Squam. longit. 42—43, transv. 12.
3. Art: Daj. nasutus, n.
Syn. Agonostoma nasutum Günth. 1. c. pag. 463.
Die Körperhöhe, auch hier über den Bauchflossen gemessen, beträgt
bei dieser Art nur wenig über 1/;s der Totallänge und kommt jener des
Kopfes gleich, die dagegen das doppelte der Breite zwischen den Deckeln
ausmacht. Der Augendurchmesser ist nahezu — !/ı Kopflänge, die Stirn-
breite = 1!/a Augendiametern und — dem Abstande des Auges von der
Schnauzenspitze. Die Mundbildung und Bezahnung der Kiefer und des
Gaumens verhält sich wie bei D. elongatus, die Mundspalte reicht jedoch
nicht bis unter die Mitte des Auges zurück ; der Praeorbitalknochen ist
am Rande deutlicher gezähnelt als bei D. elongatus. — Die 1. Dorsale
beginnt genau in halber Körperlänge, die Brust- und Bauchflossen
sind weniger zugespitzt als bei D. elongatus, die Zahl ihrer Strahlen aber
dieselbe, die Hauptstrahlen der Caudale erreichen auch hier Kopfeslänge,
5)
und längs der Seiten des Körpers liegen gleichfalls 42, in der Höhe
über den Bauchflossen 11 Schuppen. Diese Gleichheit der Schuppen-
zahlen ist allerdings insofern auffallend, als D. elongatus eine bedeutend
gestrecktere Gestalt besitzt. Ob etwa diese so variabel und hierin viel-
leicht ein Sexualunterschied zu suchen sei, muss zweifelhaft bleiben, da
uns nur ein Unicum dieser Art vorliegt und ausserdem auch noch an-
dere nicht unwesentliche Differenzen sich ergeben. !)
Das 7 5°“ lange Exemplar stammt von der Westküste Panama’s.
Dass die 3 vorhergehenden Arten einer und derselben Gattung an-
gehören, kann nicht im Mindesten zweifelhaft sein; und es handelt sich
nur darum, ob man bezüglich ihres und der 3 andern genannten Gat-
tungen Fortbestandes der Ansicht Günther’s sich anschliessen soll.
Bei allen 3 Arten von Dajaus ist die Mundbildung und Bezahnung
jener sehr ähnlich, welche Günther l. c. pag. 460 von Mugil probo-
scideus aus Üentralamerika abbildet und die er namentlich mit der
von Cestraeus plicatilis Cuv. Val. = Agonostoma plicatile Günth. von
Celebes stammend vergleicht. Jedoch sprechen gegen Günther’s An-
sicht folgende Gründe. 1) Die Gattung Cestraeus Cuv. Val. trägt
blos im obern Mundrande Zähne, der 4. Stachel der 1. Rücken-
flosse ist verlängert, sie besitzt 2 Appendices pyloricae und gehört nur
der Südsee an. 2) Bei Nestis Cuv. Val. bedeckt nach den in der
Hist. des poissons enthaltenen Angaben das Praeorbitalstück nicht mehr
den ganzen Öberkiefer und die Bezahnung wechselt nach den Arten;
bei einer sind Zwischen- und Unterkiefer, Vomer und Flügelbeine bezahnt,
bei einer zweiten aber nur Zwischenkiefer und Vomer, bei keiner aber
die Gaumenbeine und die dicke Unterlippe bildet einen schneidenden
Rand. Ueber letztern Umstand schweigt Günther bei den zur Gattung
Agonostoma gezogenen beiden Arten: Nestis cyprinoides (= Agonost.
Telfairüi Benn.) und dobuloides Cuv. Val., und gibt nur in der Synopsis
1) Man könnte vielleicht auch vermuthen, dass unser D. elongatus etwa ein „Kümmerer“
wäre, deren häufigeres Vorkommen bei Fischen jüngst erst von Siebold nachwies (in
dessen Süsswasserfischen Mitteleuropas), doch wäre es dann auffallend, dass zwei Kümmerer
und nur 1 normales Exemplar vorliegen würden.
Abh.d.II. Cl.d. k. Ak.d. Wiss. X. Bd. I. Abth. 2
10
der Mugiloiden-Gattungen auf pag. 409 überhaupt als Merkmale an:
„Rand der Unterlippe abgerundet und Zähne wenigstens im Oberkiefer.‘‘
Diese 2 Merkmale genügen ihm zur Construction des Gattungs-Charak-
ters von Ayonostoma. — Bei solchem Verfahren erscheint es zwar leicht
erklärlich, dass viele bisher aufgestellte Gattungen aus dem Systeme
wieder gestrichen werden können, schwerer dagegen, wesshalb conse-
quenter Weise nicht noch mehr cassirt werden.
Denn unseres Ermessens liegt die grosse Schwierigkeit, die sich
dem Systematiker entgegen stemmt und die bisher noch nicht zu be-
heben ist, gerade in der Beantwortung der Fragen: ‚Was ist berechtigte
Consequenz, welche sind die logisch nöthigenden Gründe, welche die
Principien, denen die Systematik unabänderlich zu folgen hat, welche
die Merkmale, die allein zur Feststellung scharf abgegränzter Begriffe
und Charaktere geeignet sind?“ — So lange die entscheidende Antwort
auf diese Fragen fehlt, dürfte es noch häufig bedenklich erscheinen,
das schon wieder vereinigen zu wollen, was kaum durch sorgsame
Beobachtung als different auseinander gelegt wurde. Unsere Zeit hat
noch gar viele analytische Arbeit vor sich und erst wenn diese abge-
than, kann die synthetische mit Aussicht auf dauernden Erfolg beginnen.
Wir sind zwar gleichfalls überzeugt, dass in Zukunft das System ungleich
einfacher werden wird, als es dermalen ist, und dass vielleicht Hunderte
von Gattungen und Arten aus ihm verschwinden, die wir derzeit noch
als solche anerkennen, doch gehört unsere Thätigkeit eben der Gegen-
wart an und wir halten uns nicht für befähigt und daher auch nicht
für berechtigt, unserer Zeit vorzugreifen, ausser wenn bereits zwingende
Gründe vorliegen, welche die Einziehung von Gattungen und Arten
erheischen. Solche vermögen wir aber im vorliegenden Falle vorerst
nicht herauszufinden und wollen demnach die Gattung Dajaus lieber
noch im Systeme fort anerkennen, als mithelfen, sie um ihre vielleicht
berechtigte Existenz zu bringen.
11
Familie: (Chromides.
Gattung: Heros, Heck.
1»Art: Her. attifrons, n. — Tat. II. Fig.-1.
Char. Caput ab occipite versus os valde dechivum, exinde rostrum productum,
capitis longitudo altitudini fere aequalis, labium inferius bilobum; —
corpus 4
nigra notatis cinctum, insuper pumctulis coeruleo- albicantibus ad-
spersum; pinna caudalis truncata.
D. 16/11, A. 5/8—9.
5 taenüs verticalibus obscure fuscis, in medio macula
Obwohl diese Art mit mehreren der von Günther in seinen Ca-
talog aufgenommenen nahe verwandt ist, und zwar namentlich durch
Schuppenzahl, perlfarbige Puncte am Rumpfe und schwärzliche Vertikal-
binden zunächst mit H. margaritifer von Guatemala, so weicht sie doch
in manchen Puncten so ansehnlich ab, dass wir sie, so lange directe
Uebergänge nicht nachgewiesen sind, vorerst als nova species glauben
ansehen zu dürfen, welche sich insbesondere durch die Haemulon-ähn-
liche Kopfform vor den übrigen zahlreichen Arten dieser Gattung aus-
zeichnet.
Die grösste Kopfhöhe ist bei jüngeren Individuen seiner Länge
nahezu gleich, bei älteren aber etwas geringer und wird von der grössten
Leibeshöhe, die 1/3 oder etwas über !/s der Gesammtlänge ausmacht,
nur wenig übertroffen. Das Kopfprofil fällt zwar nach vorne steil ab,
erscheint aber gleichwohl als concave Linie, deren tiefster Punct zwi-
schen die Augen fällt. Der vordere Augenrand liest genau in halber
Kopflänge, daher die Schnauze stark verlängert ist. Der Durchmesser
des Auges beträgt /4—!/s der Kopflänge, die Stirnbreite zwischen bei-
den bei älteren Individuen 11/2 Augendiameter, (bei jungen bedeutend
weniger); die Breite zwischen den Kiemendeckeln kommt der halben
Kopflänge fast gleich.
Die Wangen sind mit 4—5 Schuppenreihen bedeckt. Der Mund
ist seitlich compress, Ober- und Unterlippe dick und wulstig, letztere in
der Mittellinie gespalten. Diess findet zwar bei vielen andern Arten
D#
12
auch statt, doch ist es für die vorliegende bezeichnend, dass die beiden
Lappen zunächst der Symphyse am längsten sind und gegen die Mund-
winkel schmaler werden, während bei andern Arten jeder Lappen in
seiner Mitte am breitesten ist. — Die Zähne sind kegelförmig, ziemlich
klein, gelblich und an den Spitzen braun gefärbt. Der Zwischenkiefer
enthielt blos in äusserer Reihe, der Unterkiefer aber in den 2 vorderen
etwas stärkere Zähne als in den übrigen Reihen. — Der untere Schlund-
knochen stimmt in Totalgestalt und Form der Zähne besser zu Heckel’s
Abbildung von Acara als zu Heros, indem er mehr ein gleichseitiges
als gleichschenkeliges Dreieck darstellt, das nur in kurze seitliche Ge-
lenkarme ausläuft und viel dichter bezahnt ist als bei Heckel’s Fi-
guren, die überhaupt in diesem Falle nicht genau sind. Die Zähne
stehen äusserst dicht gedrängt, alle gegen die Ränder zu gelegenen
Reihen sind fein und spitz, blos die mittleren 4 Reihen enthalten grössere
kuglig abgerundete und braun gefärbte Pflasterzähne. — Von einer me-
dianen Naht dieses Schlundknochens ist keine Spur sichtbar; fransige
Pseudobranchien fehlen.
Die Profillinie des Rückens ist nur schwach gekrümmt. Die Stacheln
der heteracanthen Dorsale nehmen vom 1. bis zum letzten allmählich
an Höhe zu, so dass der letzte beinahe */s der Kopflänge erreicht. Von
den 11 Gliederstrahlen erreicht der 6. die grösste Höhe, die 1/s der
Totallänge des Fisches beträgt, die folgenden nehmen wieder stufenweise
an Länge ab. Die ausgezeichnet heteracanthe Afterflosse beginnt dem
vorletzten Dorsalstachel gegenüber; ihre längsten Strahlen sind der letzte
stachelige und der 4. gegliederte, der beinahe a Kopflänge misst.
Die, so wie bei den meisten Chromiden hinter den Stacheln der Rücken-
und Afterflosse abstehenden spitzen Hautlappen bilden wahre, von Faser-
strahlen durchzogene Fähnchen, wie diess auch bei Labroiden u. a. der
Fall ist. — Die etwas hinter den Brustflossen stehenden Ventralen mit
1/5 Strahlen reichen bis zur Analgrube zurück, mit Ausnahme des 1.
Gliederstrahles, weicher fadig verlängert die Basis des 2. und 3. Anal-
stachels erreicht. Die Brustflossen, mit 13 Strahlen messen kaum Ys
der Gesammtlänge. Die Caudale enthält 16 wahre Strahlen und einige
Stützen, ist schwach abgerundet, oder bisweilen fast senkrecht abge-
stutzt, nie aber eingeschnitten, wie diess Günther bei H. margaratifer
13
angibt und fast ihrer !/ Länge nach fein überschuppt. Der stachelige
Theil der Rücken- und Afterflosse bleibt schuppenfrei, dagegen halten
4—5 Schuppenreihen die Haut zwischen je 2 ihrer Gliederstrahlen be-
setzt. Die Basis beider Flossen ist in eine niedere fein überschuppte
Hautscheide eingesenkt. Die Schuppen des Rumpfes und ihre Structur
verhalten sich wie bei andern Arten. Der obere und vordere Theil der
Seitenlinie verläuft über 19—20, der hintere untere über 12 —13
Schuppen; in der Höhe vom 1. Ventral- bis zum 4. Dorsalstachel liegen
16'/2 Schuppen. Von den Schuppen des Rumpfes sind jene vom Isthmus
bis zu den Bauchflossen gelegenen die kleinsten.
Färbung. Grundfarbe schmutzig hellbraun, gegen den Rücken
etwas dunkler; 4—5 dunkelbraune Binden ziehen quer über die Seiten
des Rumpfes, vor ihnen liegt am Hinterhaupte noch eine kürzere, welche
in gleicher Höhe mit dem unteren Augenrande auf dem Deckel endet;
meist aber nur schwach ausgebildet ist. Jede Binde ist nahezu in halber
Körperhöhe selbst wieder mit einem schwarzbraunen Augenflecke geziert
und öfters ist ein ähnlicher grosser Fleck in der unteren Hälfte der 2.
Binde sichtbar. Ausserdem schmücken den ganzen Körper (mit Aus-
nahme der paarigen Flossen und des stacheligen Theiles der Dorsale
und Anale) zerstreute weisslich- oder hellblaue perlenförmige Puncte.
Wir untersuchten 8 Individuen von 4?/3 bis zu 8° Länge; sie stam-
men aus Neu-Granada.
2. Art: Her. Sieboldii, n. — Taf. I. Fig. 2.
Char. Rostrum obtuse rotundatum, frons valde convexa, capitis longitudo
ad totalem = 1 : 4; — trunci latera 5—6 ocellis magnis obscuro-
fuseis notata, saepe cum maculis ejusdem coloris in fascias transver-
sales dilutas coalitis, membrana pinnarum verticalium punctulis nigris
seriatim positis ornata; — pinna caudalis subrotundata.
DEZE ABS V. N PLLl4..C. 15.
Die Totalgestalt ist Sparus-ähnlich, die Schnauze stark gewölbt und
stumpf abgerundet, die Profillinie des Kopfes wie des Rückens gleich-
mässig sanft gebogen; die Kopflänge nahezu = Yı, die Körperhöhe
etwas mehr als !/s der Totallänge. Das ziemlich hoch stehende Auge
14
hält die Mitte der Kopflänge besetzt, sein Durchmesser ist bei Jüngeren
4, bei Aelteren 5 mal in jener enthalten. Die Stirnbreite zwischen
den Augen schwankt gleichfalls nach dem Alter bedeutend, von 1/2
(bei jungen) bis 21/2 Diameter (bei den grössten Individuen). Die klei-
nen, einfachen Narinen liegen den Augen etwas näher als der Schnau-
zenspitze. Die Breite des Kopfes (zwischen den Deckeln) nimmt nach
dem Alter bis zu °/s seiner Länge zu und darnach erscheint auch die
Schnauze um so dicker und rundlicher. Die Länge der Mundspalte
übertrifft kaum 1 Augendurchmesser, die Lippen sind mässig wulstig;
die Unterlippenfalte verschwindet gegen die Symphyse völlig und zeigt
auch gegen die Mundwinkel nur einen geringen Grad der Ausbildung.
Zwischen- und Unterkiefer enthalten in äusserer Reihe 10—12 grössere
Zähne als andere Arten deren besitzen, die überdiess fast wie Schneide-
zähne breit sind, aber mit tief braun gefärbten Spitzen enden; die Zähne
der inneren Reihen sind hingegen äusserst klein. Die Schlundknochen
wie bei der vorhergehenden Art. — Die Dorsalstacheln nehmen bis
zum letzten allmählich an Länge zu, doch kommt letztere selbst bei
diesem nur 2 Augendurchmessern gleich; nach hinten sind sie mit ziem-
lich langen faserstrahligen Fähnchen behängt. Die Gliederstrahlen er-
heben sich rasch bis zum 5., dessen Höhe °/r der Kopflänge erreicht
und nehmen dann eben so rasch bis zum letzten an Höhe ab. Die 5
Stacheln der Anale werden gleichfalls bis zum letzten stufenförmig
länger und sind gleich jenen der Rückenflosse in nicht ausgezeichnetem
Grade heteracanth. Ihr gliederstrahliger Theil erhebt sich weit über
den stacheligen, schon der 1. Gliederstrahl ist fast doppelt so lang als
der 5. Stachel; am längsten sind aber der 3. und 4., welche nur wenig
kürzer als der höchste Dorsalstrahl bleiben. Letzterem kommen auch
die mittleren Strahlen der abgerundeten Brustflossen an Länge gleich.
Die Ventralen reichen mit der fadig verlängerten Spitze ihres 1. Glie-
derstrahles zwar weiter als die Brustflossen zurück, aber nicht bis an
die Basis der Anale. Die Länge der schwach abgerundeten Schwanz-
flosse übertrifft etwas 1/; der Totallänge. — Die Analgrube liegt hier
nahe vor der Afterflosse und knapp vor ihr eine kurze Urogenitalpapille.
Die Oberseite des Kopfes bis zum vordern Augenrande, Zwischen-
und Unterdeckel sind beschuppt, auch die Wangen bedecken 5 Reihen
15
ziemlich grosser Schuppen. Die grössten Schuppen, welche ?/3 eines
Augendiameters erreichen, halten die Setien des Rumpfes besetzt, die
an der Brust und dem Vorderbauche bis zu den Ventralen liegenden
sind ausnehmend klein. Von der Kiemenspalte bis zur Caudalbasis
liegen in einer Längsreihe 30— 32, in der Höhe zwischen dem Ursprunge
der Bauchflossen und der Dorsalbasis 16 Schuppen, (wobei die den
Stacheln zunächst gelegenen 2—3 Reihen kleiner Schüppchen nicht mit-
gezählt sind). Die Seitenlinie ist wie bei allen unterbrochen, ihr
oberer, vorderer Theil senkt sich gegen die Kiemenspalte etwas, so dass
daselbst über ihr noch 5 und 4 Schuppenreihen liegen, während weiter
zurück deren nur 3 Raum haben. Er erstreckt sich über 22 Schuppen,
das hintere Ende der Seitenlinie liegt 2 Schuppenreihen tiefer in halber
Höhe des Schwanzstieles und läuft über 12—14 Schuppen. — Das fest-
sitzende Ende der Schuppen zeigt 14—16 Radien, die am Rande eben
so viele Einkerbungen bilden; der hintere freie Schuppenrand ist fein
gezähnelt, blos die Schuppen des Kopfes sind ganzrandig und die con-
centrischen Ringe erstrecken sich bei ihnen über die ganze Fläche.
Die Grundfarbe des Körpers ist hellbraun mit einem Stich ins Röth-
liche, am Rücken etwas dunkler, die Mitte jeder Schuppe mit einem
schwärzlichen Puncte versehen, welche längs der Seiten des Rumpfes
eben so viele Längsstreifen bilden, als Schuppenreihen hier liegen.
Ueberdiess sind die Achsel der Brustflossen und die Seiten in halber
Höhe mit 5—6 grossen verschwommenen Flecken von dunkler Färbung
und öfters mit ähnlichen kleineren am vorderen Theile der Seitenlinie
geziert, welche letztere bisweilen mit den unter ihnen liegenden grossen
Flecken in schwach angedeutete Binden verschmelzen. Die Haut der
Rücken-, After- und Schwanzflosse schmücken schwarze, in Längsreihen
geordnete Puncte. Brust- und Bauchflossen sind blaulich schwarz, letztere
an der Basis gelblich, beide nicht punctirt.
Die Totallänge der 11 uns vorliegenden Exemplare schwankt von
5—8 Zoll W. M.; sie stammen aus Neu-Granada und vom westlichen
Abhange der Panama-Landenge.
16
Gattung: Acara, Heck.
Art: Ac. coeruleopunctata, n. sp.? — Taf. U. Fig. 3.
Char. Longitudo totalis ad illam capitis = 4 : 1, ad corporis altitudinem =
3 : 1; — corpus punetulis cyaneis, saepius in strias oblongas coa-
lescentibus obsitum, insuper 3—4 taenüs verticalibus et 1 vel 2 ocellis
fusco-nigris lateralibus ornatum ;
D. 15/10, A. 3/8—9.
Wir führen diese Art nur als zweifelhaft neue vor, da sie vielleicht
nur eine Varietät von Acara pulchra Günth. ist, welche selbst wieder
synonym ist mit Cychlasoma pulchrum Gill (Fresh - water Fishes of Tri-
nidad, pag. 22) und Chromis rivulata Günth. (Zool. Proceed. 1859).
Sie stimmt in Färbung, Schuppenzahl u. s. w. völlig mit ihr überein,
doch geben beide Autoren ausdrücklich die Zahl der Dorsalstrahlen zu
13/11 an, und Günther bemerkt ausserdem, dass die Zahl der Schup-
penreihen an den Wangen zwischen 3 und 4 schwanke, wie diess auch
bei unserer fraglichen Art der Fall ist. Um die Hebung dieser Zweifel
zu ermöglichen, geben wir die naturgetreue Abbildung und ausführlichere
Beschreibung derselben.
Die Gesammtlänge verhält sich zu der des Kopfes bei grösseren
Individuen wie 4 : 1 (bei jüngeren ist wie gewöhnlich der Kopf relativ
grösser), zur Körperhöhe wie 3 : 1. Die Profillinie des Kopfes bildet
bis zu den Augen einen gleichmässigen Bogen, fällt aber vor diesen
steil ab; die Schnauze ist stumpf, die Gegend vor den Augen flach
und etwas eingedrückt. Die Augen stehen genau in halber Kopflänge,
von welcher ihr Diameter Yı und noch etwas weniger ausmacht; die
Breite der Stirn zwischen ihnen erreicht 11/a—?”/s ihres Durchmessers.
Die Mundspalte reicht nicht bis unter den vordern Augenrand, die
Lippen sind mässig entwickelt, das Segel der Unterlippe verschwindet
in der Nähe der Symphyse gänzlich, die sehr kleinen Zähne stehen im
Zwischen- und Unterkiefer dicht gedrängt, ziemlich breite Binden bil-
dend, nur jene erster Reihe sind etwas grösser und stärker. — Sehr
auffallend sind bei dieser Art die grossen Poren des Systems der Kopf-
canäle, die schon Heckel bei der Gattung Acara überhaupt im
17
Vergleich zu Heros, wo sie unscheinbar klein sind, hervorhebt; nament-
lich zeichnen sich die 4—5 längs des Vordeckels befindlichen und 3 an
jedem Unterkieferaste durch Grösse aus; etwas kleiner sind jene des
Suborbitalringes und des ansehnlichen Praeorbitalknochens.
Die Stacheln der Rückenflosse nehmen stufenweise an Länge zu,
so dass der letzte zwar 3mal so hoch als der 1. ist, aber dennoch kaum
!/s der Totallänge übertrifft; von den 10 Gliederstrahlen sind der 4. und
5. zusammen in einen Faden verlängert, dessen Länge jedoch nur bei
1 Individuo (Männchen ?) so bedeutend ist, dass derselbe die halbe Körper-
länge erreicht und zurückgelegt über («ie Spitzen der gleichfalls ver-
längerten Caudale hinausreicht. Die Afterflosse beginnt gegenüber dem
letzten Dorsalstachel und ist ausgezeichnet heteracanth; auch ihr 4.
Gliederstrahl ist fadig verlängert und reicht bei allen Exemplaren über
die halbe Länge der Caudale zurück. Die den Dorsal- und Analstacheln
anhängenden Fähnchen sind von sehr deutlichen Faserstrahlen durch-
setzt. — Von den 13 Strahlen der Brustflossen reichen die mittleren
und längsten bis unter das Ende des vordern Theiles der Seitenlinie.
Der erste Gliederstrahl der Bauchflossen (mit '/;s Strahlen) ist gleichfalls
in einen Faden verlängert, der stets bis unter die Stacheln oder selbst
bis zu den Gliederstrahlen der Anale reicht. Von den 16 wahren Strahlen
der Schwanzflosse sind der 5. bis 7. eines jeden Lappens die längsten,
daher die Flosse eingebuchtet erscheint.
Vordeckel, Schnauze und Kiefer sind überschuppt, der übrige Kopf
aber mit grossen, meist ganzrandigen Schuppen bedeckt; an den Wangen
liegen 3 (selten 4) Reihen schwach gezähnelter Schuppen, während jene
des Rumpfes deutlich gezähnelt sind. Längs des Rumpfes. zählt man
bis zur Basis der Caudale 25—28 Schuppen in der Reihe und 12 über-
einander an der Stelle der grössten Körperhöhe; der vordere Theil der
unterbrochenen Seitenlinie erstreckt sich über 17, der hintere um 2
Schuppenreihen tiefer liegende über 9 Schuppen. Sämmtliche Flossen,
mit Ausnahme der Caudalbasis sind unbeschuppt, auch fehlt die kleine
beschuppte Einfalzung an der Basis der Rücken- und Afterflosse, welche
bei der Gattung Heros vorhanden ist.
Die Grundfarbe erscheint gelblichbraun, am Rücken dunkler, am
Bauche heller; mit Ausnahme der Brust- und Bauchflossen, sowie des
Abh.d. II.Cl.d. k.Ak. d. Wiss. X. Bd. I. Abth. 3
18
stacheligen Theiles der Dorsale und Anale, ist der ganze Körper mit
zahlreichen himmelblauen Puncten besät, welche sich an den Wangen
öfters zu schief verlaufenden längern Streifen vereinigen. Ueberdiess
erstrecken sich 3—5 breite aber undeutliche Vertikalbinden von brauner
Farbe bis gegen den Bauch herab. Vom hintern Rande des Auges läuft
zum Winkel des Vordeckels ein schmaler schwärzlicher Streifen; in halber
Körperhöhe liegt ein grosser schwarzbrauner Augenfleck, der ebenfalls
blau punctirt ist. Ein ähnlicher dunkler aber kleinerer Fleck ziert auch
bisweilen die vorgezogene Spitze des gliederstrahligen Theiles der Rücken-
flosse, so wie das Ende des Schwanzstieles. Bei einigen Exemplaren
ist auch die Flossenhaut der Caudale gegen den Rand zu mit 3—4
Reihen blaulichweisser Puncte geziert, die aber bei anderen fehlen.
Die Zahl der untersuchten Exemplare beträgt 9, ihre Grösse differirt
von 4!/a bis 6!/3“ W. M., sie stammen aus dem Rio Chagres und vom
westlichen Gehänge der Andes.
Familie: Eleotrini.
Gattung: Eleotris, Gron.
Art vElnpictus,'n. Sp? NakrHikiEFigHk
Char. Altitudo corporis ad longitudinem totalem = 1: 6—T, vomer et palatum
edentula, pinna dorsalis secunda altior quam prima, corpus infra nu-
merosis maculis et strüs albidis ornatum; Squam. lateral. 60.
8210
15 Domal Dei 18-90 AAN P. 18, Mas; CIE «
5—6
Die geringe Anzahl der bisher aus Amerika bekannten Arten dieser
Gattung, welche vorzüglich der östlichen Hemisphäre angehört und am
stärksten in Indien vertreten ist, wird durch die vorliegende um eine
vermehrt, die zwar in vielen Puncten theils an El. gyrinus, theils an
guavina sich anschliesst, aber mit keiner von beiden Arten zusammen-
fallen dürfte. In Zahl der Flossenstrahlen so wie der Schuppen längs
der Seitenlinie, ferner in der Grösse der Augen unterscheidet sie sich
19
nicht wesentlich von El. gyrınus GC. V.; sind jedoeh die Angaben von
Cuvier, Valenciennes und Günther (Catal. ofthe Acanthopt. fish. in
the Coll. of Brit. Mus.) über die Körperhöhe und Färbung genau zu
nehmen, so kann die uns in 3 Exemplaren vorliegende Art, deren
Gaumen völlig zahnlos ist, nicht als El. gyrinus gedeutet werden. Wäh-
rend nämlich bei dieser die Körperhöhe nur den 5. Theil der Gesammt-
länge ausmacht, ist bei unsrer Art das Verhältniss beider wie 1: 5%
bis 7; ferner ist bei letztrer die 1. Rückenflosse bedeutend niedrer als
die 2.,, während bei El. gyrinus das Gegentheil stattfindet (s. auch Hist.
des poissons pl. 365). Endlich ist bei diesem die ganze Unterseite des
Kopfes und Rumpfes einfärbig, bei El. pictus dagegen mit zahlreichen
schmutzig weissen, unregelmässigen Flecken geziert, und die senkrechten
Flossen sind bei jenem blos braun gefleckt, bei diesem hingegen sämmt-
lich braun und weisslich gebändert. — Von El. guavina unterscheidet
sich unsre Art schon allein durch die Anzahl der Dorsalstrahlen und der
Schuppen längs der Seitenlinie, welche bei guavina angeblich bis 110 steigt.
Die Höhe des Kopfes erreicht nicht ganz dessen halbe Länge, welche
beiläufig '/ı der Totallänge ausmacht; die grösste Breite zwischen den.
Deckelstücken beträgt nahezu °/3 seiner Länge. Der Oberkopf ist völlig
flach, die Mundspalte weit, ebenso lang wie breit und schief gestellt,
der Zwischenkiefer kürzer als der untere, beide sind mit einer breiten
Binde kurzer, dicht gedrängter spitzer Zähnchen besetzt, deren der
Gaumen gänzlich entbehrt. Die grosse zur Hälfte freie Zunge halten
zarte spitzige Papillen besetzt; die Lippen sind ziemlich dick und gegen
die Mundwinkel in eine Falte ausgezogen. Der Abstand der ovalen
Augen beträgt vom Zwischenkieferrande 1, vom obern Winkel der Kiemen-
spalte 41a —5, die Stirnbreite zwischen beiden 2 Augen-Durchmesser.
Die Kiemenspalte ist weit, die Kiemenstrahlen, von denen die 5 obern
fast gleich lang sind und durch Breite sich auszeichnen (besonders der 5.)
stecken in einer dicken schlaffen Kiemenhaut. Die Pseudobranchien
liegen tief in einer Höhlung verborgen und bestehen aus nicht zahl-
reichen kurzen und dicken, stumpf endenden *Läppchen oder Papillen.
Die 4 mittleren, unter sich fast gleich hohen Strahlen der 1. Rücken-
flosse erreichen fast 1/3 der Kopflänge, der 6. und letzte kürzere Strahl
steht vom 5. weit mehr entfernt, als die vorausgehenden von einander
9%
20
und sein hintrer Hautsaum reicht nahe bis zum Beginn der 2. Dorsale,
deren höchste Strahlen (der 5. und 6. oder 6. und 7.) nahezu der
halben Kopflänge gleichkommen. Dieser gegenüber steht die Afterflosse,
welche mit ihr in Zahl und Länge der Strahlen übereinstimmt. Die
Bauchflossen sind kurz und zur Hälfte in dicke Haut gehüllt, welche
die einzelnen Strahlen kaum erkennen lässt; der vorletzte innere Strahl
ist der längste. Die grossen fächerförmig sich ausbreitenden Brustflossen
erreichen */s der Kopflänge und werden in dieser Beziehung nur von
der Caudale übertroffen, deren mittlere und längste Strahlen nur wenig
hinter der Kopflänge zurückbleiben.
Den Kopf mit Ausnahme der Schnauze und Unterseite bedecken
ganzrandige Schuppen, die sich wie jene des Vorderrückens und Bauches,
welche gleichfalls glattrandig sind, durch ihre Kleinheit auszeichnen.
Schon hinter den Brustflossen unterhalb des Anfangs der 1. Dorsale be-
ginnen einzelne Schuppen gezähnelt zu werden, weiter zurück nimmt ihre
Anzahl und die Stärke der Zähnelung immer mehr zu, so dass am Caudal-
stiele ringsum die Schuppen grösstentheils oder sämmtlich etenoid sind.
Auch ihre Grösse und Form ist nach den einzelnen Körperstellen verschie-
den; die des Kopfes und Vorderbauches sind nebst jenen, welche die Basis
der Caudale und Brustflossen bedecken, am kleinsten und meist oval
und elliptisch gestreckt. In halber Körperlänge werden sie allmählich
grösser und ihre freien Ränder bilden nahezu Kreissegmente; die grössten
Schuppen liegen am Schwanzstiele, jene des Bauches zwischen den
Ventralflossen und der Analgrube sind länglich, schmal, fast lanzett-
förmig zugespitzt.
Die Analgrube liegt nahe vor der Afterflosse und zeichnet sich
durch eine breite zungenförmige Urogenitalpapille aus, deren Länge ?/a
des Augendiameters erreicht. — Die Hoden des ausser der Laichzeit
gefangenen Männchens reichen nach vorne bis über die Insertion der
Bauchflossen hinaus; die sehr dünnwandige Schwimmblase nimmt die
ganze Länge der Bauchhöhle ein.
Färbung: Rücken und Seiten dunkelbraun ins Schwärzliche, Bauch-
seite röthlich braun, weiss gefleckt; über die Mitte des Oberkopfes
ziehen 2 parallele schwärzliche feine Linien; an den Seiten des Kopfes
bemerkt man öfters 2 etwas breitere Binden von gleicher Farbe, von
21
denen die obere am hintern Augenrande beginnt und geradlinig bis zum
obern Ende der Brustflossenbasis zieht, während die uutere schief über
die Wange am Rande des Vordeckels endet und daselbst mit einer dritten,
etwas über und hinter dem Mundwinkel beginnenden zusammenstösst.
Quer über die Kiemenhaut, deren Grundfärbung braun ist, ziehen gleich-
falls 4—5 Reihen weisser Flecke und bei einem Individuo erscheinen
die Bauchflossen besonders schön und regelmässig der Quere nach weiss
und schwarzbraun gebändert. Auch die übrigen Flossen, namentlich
die vertikalen sind schwärzlich braun und weiss gefleckt und regel-
mässig gebändert.
Totallänge von 6°/ı bis 81,3“ W. M.
Vaterland: Neu-Granada und aus dem Rio Bayano.
Familie: Clupeoidei.
Gattung: Engraulis, Cuv.
1. Art.: Engr. macrolepidotus, n. — Taf. Il. Fig. 2.
Char. Capitis longitudo ad totalem = 1:4, altitudinem corporis non attın-
gens, os edentulum, maxilla superior fere ad pinnae pectoralis basın
usque prolongata:
D. 3/9, A. 3/26 .... Squam. later. 35, vertical. 9.
Gleich Engr. edentulus G. V. zeigt auch die hier zu beschreibende
Art keine Spur von Zähnen in den Kiefern, unterscheidet sich aber
von jener durch die bedeutendere Höhe des Körpers und die Länge des
Oberkiefers, der über alle Deckelstücke hinausreicht.
Der Leib ist stark comprimirt, die Höhe 3Y/ıomal in der Gesammt-
länge enthalten, von welcher die Kopflänge nicht ganz !/ beträgt. Die
Schnauze springt als kurze Nase über die Kiefer vor, das kreisrunde
Auge ist mässig gross und liegt fast ganz im vordern Drittel der Kopf-
länge, in der sein Durchmesser 4mal begriffen ist; die Schnauze ist
demnach äusserst kurz und das Auge dem Nasenrande sehr genähert.
Die Länge des Oberkiefers misst */s der Kopf- oder nahezu !/s der Total-
länge, die des Unterkiefers ist geringer. — Das Suboperculum ver-
längert sich nach rückwärts in eine Spitze, welche über der Basis der
Brustflossen zu liegen kommt. Die Zahl der Kiemenstrahlen beträgt
22
jederseits 12—13, von denen der 1. und kürzeste äusserst klein und kaum
bemerkbar ist. Die Rechenzähne reichen nach vorne bis zur Spitze des
Zungenbeines, die hintern und längsten bis zur Gegend des hintern
Augenrandes. Die Pseudobranchie ist kammförmig und besteht aus
einer langen Reihe von Lamellen.
Die Dorsale beginnt weit vor dem Anfange der Anale senkrecht
über dem Ende der Bauchflossen und selbst ihre letzten Strahlen kommen
noch vor dem Beginne der Anale zu stehen. Ihr& sämmtlichen Strahlen
sind seitlich von einem Schuppenfalze bedeckt, in welchen sie zurück-
gelegt sich völlig verbergen können; die längsten Strahlen erreichen
!/a Kopflänge. Die Basis der Afterflosse wird gleichfalls von einer
Schuppenscheide eingefasst, ihre längsten Strahlen sind der letzte un-
getheilte und der 1. gegliederte und messen °/ der Kopflänge. Die
Brustflossen mit 1/13 Strahlen sind kurz und reichen nicht bis zu den
Ventralen zurück, die noch um die Hälfte kürzer als jene sind und aus
1/6 Strahlen bestehen. Die Analgrube liegt näher der Afterflosse, als den
Bauchflossen. Die Caudale enthält 19 Strahlen und 5—7 staffelförmige
Stützen in jedem Lappen, sie ist tief gabelig, fast gleichlappig und
nahezu von Kopfeslänge.
Die Schuppen sind bedeutend gross und höher als lang. Der Höhen-
durchmesser der grösseren Lateralschuppen übertrifft einen Augendia-
meter. Die Schuppenstructur verhält sich im Wesentlichen wie bei
andern Olupeiden. Der freie Rand ist gekerbt, zufolge eines sich bis
zu ihm erstreckenden schönen Netzes aus feinen Kanälchen, die über die
Schuppenfläche hin meist 4eckige Maschen bilden; näher gegen das fest-
sitzende Ende folgen unregelmässige Querfurchen, aus denen endlich
statt eigentlicher Radien ziemlich parallele Längsstreifen oder Kanäle
abgehen. Von einer Seitenlinie ist keine Spur vorhanden, dagegen wird
das dicke hintre Fettlid des Auges von zahlreichen verzweigten kurzen
Nebenröhrchen der Kopfkanäle durchsetzt. — Fine wahre Bauchschneide
fehlt, statt ihr ist nur ein stumpfer Kiel vorhanden.
Färbung: Die Oberseite des Kopfes und der Vorderrumpf röthlich-
braun mit dunkelblauem Schimmer, der übrige Leib goldgelb, längs der
Seiten des Rumpfes ein undeutliches dunkelblaues Band; sämmtliche
Flossen geiblich, die Spitzen der Caudalstrahlen schwärzlich gesäumt.
23
Stammt aus dem Rio Bayano, welcher auf der Landenge von Pa-
nama in den stillen Ocean mündet.
2. Art: Engr. Poeyi, n. — Taf. Il. . Fig. 3.
Char. Corpus valde elongatum, dentes numerosi in utraque mazilla, vomere
el osse palatino; rostrum breve obtusum, pinna pectoralis longa.
D. :3/13,.A.2/21,,B 21/15 ... Squam later. 49,
Diese Art, welche wir leider auch nur auf ein einziges und zwar
schadhaftes Exemplar gründen können, steht dem Zngr. delicatissimus
sehr nahe, den Girard in dem Report upon the Zoology of the Several
Pacific Rail routes, Washingt. 1857 p. 335—56 beschrieb. Sie unter-
scheidet sich jedoch durch die Länge der Brustflossen, deren Spitze
über die Insertion der Ventralen hinausreicht, ferner durch die grössere
Anzahl von Pectoralstrahlen, längere Analbasis, die bei Eingr. delicatissimus
5mal, hier aber kaum 4 in der Gesammtlänge enthalten ist, und
endlich durch kürzern Oberkiefer, dessen hinteres Ende die Kiemen-
öffnung nicht erreicht.
Die Kopflänge ist der grössten Rumpfhöhe gleich und etwas über
5 mal in der Gesammtlänge enthalten; seine Breite verhält sich zur
Länge wie 1: 2!) und der Durchmesser des Auges zu letzterer wie
1: 52/3. Die Schnauze ist kurz und stumpf, die ganze vordere Hälfte
des Kopfes mit einer Fetthaut überzogen, welche sich, nur dünner wer-
dend, auch über das Auge fortsetzt. Ober- und Unterkiefer sind gleich
lang und breit mit einer Reihe dicht gedrängter, zarter, gekrümmter
Zähne von nicht unbedeutender Länge besetzt, deren Grösse und Krüm-
mung nach rückwärts zunimmt, namentlich im Unterkiefer, der überhaupt
die grössten Zähne enthält. Sehr klein und nur mit der Loupe zählbar
sind dagegen die Gaumen- und Vomerzähne; letztere stehen in mehreren
Reihen. Das hintere spitze Ende des Oberkiefers reicht bis unter den
Winkel des Zwischenkiefers. Die Rechenzähne der vordern Kiemenbögen
sind verhältnissmässig kurz, die Pseudobranchien gross, schön kamm-
förmig.
Die Rückenflosse beginnt etwas näher der Caudale als dem Schnauzen-
rande, der vor ihr liegende Stachel ist ganz unter der Haut verborgen;
24
die höchsten Strahlen erreichen die Länge der Flossenbasis, welche
1!,amal in der Kopflänge enthalten ist. Die Afterflosse beginnt gegen-
über der Mitte der Dorsale, ihre Basis übertrifft die Länge des Kopfes
um °/s eines Augendiameters. Beide genannte Flossen liegen in der
Ruhe in einen aufstehenden Schuppenfalz eingesenkt. Stark ausgebildet
sind die Brustflossen, indem sie trotz der abgebrochenen Spitze noch
über die Insertion der kurzen Ventralen (mit 1/6 Strahlen) zurückreichen) ;
auch die über ihrer Basis liegende Spornschuppe zeichnet sich durch
Länge aus, da sie ®/s der Kopflänge misst. Von der Schwanzflosse ist
die Hälfte erhalten, ihre Länge dürfte jene des Kopfes etwas übertroffen
haben.
Die grösseren der übrigens leicht abfallenden Schuppen längs der
Seiten des Rumpfes übersteigen mit ihrem längern Höhendurchmesser
den des Auges bedeutend, unterhalb der Rückenflosse lagen deren 8—9 in
senkrechter Linie; die Schuppenstructur ist wie bei allen ächten COlupeiden.
Färbung. Rückenseite bräunlich, der übrige Leib silberglänzend
mit bläulich grünem Opalschimmer.
Totallänge 9 W. Z. — Aus dem Rio Bayano.
Familie: Cyprinodontes.
Gattung: Xiphophorus, Heck.
Diese den Poecilien mehr verwandte Gattung wurde zuerst von
J. Heckel im 3. Hefte der Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie
der Wissenschaften Jahrgang 1848 begründet, zufolge der eigenthüm-
lichen Klammerorgane, zu denen bei Männchen die Bauchflossen um-
gebildet sind, mit dem Namen Xiphophorus belegt und sogleich in 2
aus Mexico stammenden Arten vorgeführt. Nur ein paar Jahre später
im Jahre 1851 erschien Poey’s wichtiges Werk: ‚Memorias sobre la
Historia natural de la Isla de Cuba‘, in dessen 1. Bande auf Seite
382—-391 drei ähnliche Gattungen von Cyprinodonten unter den Namen:
Gambusia, Girardinus und Limia beschrieben und durch schöne Abbil-
dungen veranschaulicht sind. Da Poey damals von Heckel’s Arbeit
schwerlich schon Kenntniss haben konnte, so erscheint es auch um so
weniger befremdend, in einer dieser Gattungen Heckel’s Xiphophorus
25
wieder zu finden, als überhaupt die Fischfauna der Antillen, so weit sie
bekannt ist, sich enge an die nachbarliche von Centralamerika an-
schliesst. Es handelt sich hiebei nur um die beiden Gattungen Gam-
busia und Limia, da Gärardinus sich von selbst ausschliesst. Obwohl
wir nun erstere nicht durch Autopsie kennen, so dürfte doch Poey’s
Angabe, dass sie einen kurzen nicht gewundenen Darmkanal
besitzt, genügen, um den Gedanken an Xiphophorus fallen zu lassen,
während dagegen Limia nicht blos in allen übrigen wesentlichen Eigen-
schaften mit letzterem übereinstimmt, sondern auch gleich diesem einen
vielfach gewundenen Darmkanal besitzt. Da es demnach kaum
zweifelhaft ist, dass Limia mit Xiphophorus zusammenfällt, so dürfte dem
Prioritätsrechte zufolge auch Heckel’s älterer Name beizubehalten und
Limia aus dem Systeme zu streichen sein.
Was die nachfolgende Art, welche wir dem um die Ichthyologie,
namentlich Amerika’s so hochverdienten Forscher Herrn Th. Gill zu
widmen uns erlauben, anbelangt, so halten wir uns zwar nach dem
jetzigen Stande unsrer Kenntniss dieser Fische völlig berechtigt zu ihrer
Aufstellung, wollen aber nicht unerwähnt lassen, dass eben diese Kennt-
niss noch ziemlich ungenügend ist, da man über die Alters- und Sexual-
verschiedenheiten bisher zu wenige Nachweise hat, um sie bereits in
einer zusammenhängenden Weise überblicken und abschätzen zu können.
Art: Xeph. Gellii, n. — Taf. IV. Fig. 1.
Char. Longitudo capitis ad totalem = 1:4—5 et corporis altitudinem
adaequans vel paulo minor; maris radius Ws pinnae analis prolon-
gatus, incrassatus et in facie anteriori papila genitali ejaculatoria
peniformi instructus; radius 4tus in forcipem transmutatus, 5f4s unco
parvo terminali munitus; — tractus intestinalis spiraliter involutus.
D. 9, A. 8-9, V. 6.. Squam longit. 25, vertic. 8.
Die Länge des Kopfes ist 4- bis gegen 5mal in der Totallänge ent-
halten und verhält sich zur Breite zwischen den Deckeln wie 3 : 2; die
grösste Körperhöhe von der Rückenflosse gleicht der Kopflänge oder
übersteigt sie etwas. Das Auge steht der Schnauze etwas näher als
der Kiemenspalte; sein Durchmesser beträgt Ys der Kopflänge, die Stirn-
Abh.d.II. Cl.d.k. Ak. d. Wiss. X. Bd. I. Abth.
26
breite zwischen beiden bei ältern Weibchen fast 11/2, bei den klei-
neren Männchen nur wenig über 1 Diameter. Die Stirn ist flach, der
Mund vorstreckbar, seine Breite etwas geringer als 1 Augendurchmesser,
der Unterkiefer vorstehend, beide Kinnladen sind jederseits in äusserer
Reihe mit 18—20 längern borstenähnlichen Zähnen belegt, deren Spitze
nach hinten gekrümmt ist und auf welche nach rückwärts eine 2. Reihe
oder vielmehr eine schmale Binde viel kleinerer Zähnchen folgt, die mit
freiem Auge nicht sichtbar sind. Die hintere Narine steht nahe vor
dem Auge, die vordere ganz am Rande der quer abgestutzten Schnauze,
unter dem sich das Mundrohr vorschiebt; Pseudobranchien sind nicht
erkennbar.
Die Rückenflosse beginnt hinter halber Körperlänge und steht bei
Weibchen der Anale gegenüber, während diese bei Männchen näher den
Bauchflossen und meistin oder selbst vor halber Körperlänge entspringt.
Ihre Höhe erreicht bei Männchen 1 Kopflänge, bei Weibchen bleibt sie
niedrer, Auch die Brust- und Bauchflossen bieten Geschlechtsunter-
schiede dar. Beide sind nämlich bei Männchen länger und mehr aus-
gebildet; erstere (mit 13 Strahlen) reichen bei noch jungen Individuen
bis an, bei geschlechtsreifen bis hinter den Anfang der Anale zurück,
bei Weibchen dagegen nur bis zur Basis der Bauchflossen. Diese hin-
wieder erreichen bei Weibchen mit ihrem allerdings auch etwas verlän-
gerten 1. Strahle den Anfang der Afterflosse, während sie bei Männchen
mit ihren fadigen Spitzen weit hinter die Analbasis zurückreichen und
überhaupt bei dieser Art noch mehr entwickelt sind, als bei irgend einer
von Heckel und Poey beschriebenen und abgebildeten Art. — Die
einzige Flosse, welche nicht in die Geschlechtssphäre einbezogen wird, '
ist die Caudale, welche wie bei andern Arten sanft abgerundet erscheint
und deren mittlere und längsten Strahlen nahezu 1 Kopflänge messen.
Der Schwanzstiel, von dem sie entspringt, ist zwar bei beiden Geschlech-
tern auffallend hoch, bleibt aber bei Männchen nur um "3 hinter der
Kopflänge zurück und es liegen daselbst noch 61/2 Schuppenreihen über-
einander.
Was endlich die Afterflosse betrifft, so sind wir zufolge des
Umstandes, dass wir 12 Männchen dieser Art von verschiedener Grösse
untersuchen konnten, auch in der Lage, etwas näher die Art und Weise
27
der Umbildung anzugeben, welche sie in ihren einzelnen 6 Strahlen, die
bei Weibchen nichts Auffallendes zeigen, je nach dem Alter und vielleicht
auch der Nähe der Laichzeit, allmälich erfahren. Stets sind an allen
männlichen Individuen der 3., 4. und 5. Strahl stark verlängert und
mitsammen innig verbunden, aber bei jungen, wahrscheinlich noch nicht
Geschlechtsreifen, zeigt sich weiter noch keine Umbildung der einzelnen
Strahlen. Bei völlig entwickelten Männchen dagegen ist die Vorder-
seite des 3. Strahles zu einer Rinne ausgehöhlt, in welcher das röhrig
verlängerte, durchbohrte Paarungsorgan eingebettet liegt, dessen kopf-
förmig verdickte Spitze sich von der Vorderfläche des Strahles losheben
kann, in der Ruhe aber sich in einen weitern Hohlraum legt, der ge-
meinsam von dem Ende des 3., 4. und 5. Strahles gebildet wird. Die
Spitze des 3. Strahles selbst bleibt übrigens frei und biegt nach rück-
wärts um, die des 4. hingegen nach vorne und endet in einen über-
greifenden Hacken, so dass beide Strahlen zusammen eine Art Zange
bilden, deren einer Arm länger ist. Beide Zangenarme sind überdiess
der Länge nach gezähnelt. Der 5. Strahl verbreitert sich gegen sein
freies Ende und ist an diesem mit einem kleinen nach rückwärts ge-
krümmten Hacken bewaffnet. Der 6. nicht mehr mit den vorigen ver-
wachsene Strahl ist durch eine dicke Flossenhaut ziemlich weit von ihnen
gesondert, beiläufig nur halb so lang und doppelt gabelig getheilt. —
Die meisten der uns vorliegenden Männchen waren ohne Zweifel noch
nicht völlig geschlechtsreif und bei diesen ist die Umbildung der Anal-
flosse am ähnlichsten jener, die Heckel von einem jungen Männchen
von Xiph. gracilis auf Taf. 6 in Fig. 3. d. 1. c. abbildet!). Vergleicht
man sie mit den alten Männchen von Xiph. Helleri Heck und den Ab-
bildungen solcher von den Arten Poey’s, so ergibt sich, dass von allen
unsern männlichen Exemplaren blos eines völlig ausgewachsen und ge-
schlechtsreif sein dürfte. Nur bei diesem erscheint die Analflosse derart
entwickelt, wie sie in Fig. 9. a vergrössert dargestellt ist. Bei allen
übrigen fehlt etwas, entweder das Genitalrohr an der Vorderseite des
3. Strahles, oder die zangenförmige Bildung des 3. und 4. nebst der
1) Sonderbarer Weise liess Heckel kein reiferes Exemplar dieser Art abbilden, obwohl ihm
solche ebenfalls zu Gebote standen.
4*
28
Zähnelung und dem kleinen, nach hinten gerichteten Hacken an der
Spitze des 5. Strahles. — Unser reifes Männchen ähnelt bezüglich der
Analebildung noch am meisten dem Gärardinus metallicus Poey, Taf. 31,
Fig. 10, ohne aber mit ihm übereinzustimmen. Ein Genitalrohr am
3. Analstrahle besitzt überhaupt weder ein Xiphophorus Heckel’s, noch
eine Art von Poey’s Gattungen.
Die Schuppen verhalten sich wie in der ganzen Familie; am freien
Ende zeigen sie starke concentrische Streifung, am festsitzenden Ende
dagegen einen Fächer von 10—12 Radien und ein fast genau in der
Mitte liegendes Centrum. Die Seitenlinie ist nur durch Poren angedeutet.
Färbung. Bei jungen Individuen hellbraun, die hintere Rumpf-
hälfte mit verwaschenen dunkleren Vertikalbinden; bei älteren dunkel-
braun, besonders an den freien Schuppenrändern. Bei erstern ist die
Dorsale einfärbig, bei letztern schwarz punctirt, dagegen bemerkt man
öfters nur bei Jungen einen schwarzen Fleck an der Basis der letzten
Analstrahlen. Blos an einem Männchen ist auch die Schwanzflosse schwarz
punctirt, bei allen übrigen einfärbig.
Totallänge des grössten der 10 Weibchen 1° 10‘ W. M., des
grössten Männchens 1’ 6’.
Fundort: Rio Chagres.
Familie: Erythrini.
Gattung: Macrodon, J. Müll.
Dieser Gattung gehören 2 uns vorliegende Exemplare an, deren
Artbestimmung uns um so unsichrer erscheint, als beide in manchen
Puncten selbst wieder von einander abweichen, obwohl ihre Gleichartig-
keit kaum zu bezweifeln sein dürfte. Eine sorgfältige Vergleichung mit
Exemplaren von Mac. tareira Val. ergab, dass sie zwar dieser Art sehr
nahe stehen, sich von ihr aber dennoch durch verschiedene Zeichnung
des Körpers und etwas abweichende Zahl der Längs- und Querreihen
der Schuppen unterscheiden, so dass sich ihre Aufstellung als neue Art
vielleicht rechtfertigen liesse. Wir enthalten uns jedoch dessen, und
zwar namentlich aus dem Grunde, weil schon die bisher unterschiedenen
Arten uns nicht ganz sicher in ihrer Abgränzung scheinen, wir aber
bei dem uns zu Gebote stehenden Materiale vorerst nicht in der Lage
29
sind, dieser Unsicherheit und muthmasslichen Verwirrung abzuhelfen. —
Was die Gattung Macrodon selbst anbelangt, so halten wir mit Gill
ihren Fortbestand für gerechtfertigt, da uns die Verschiedenheit der
Bezahnung doch zu bedeutend scheint, um sie nach neuerlichem Vor-
schlage mit Prythrinus wieder in eine Gattung zu vereinigen. In Betreff
der Artenfrage lässt sich nur mit ziemlicher Sicherheit behaupten, dass
Gill’s Macrodon ferox (s. Synopsis ofthe freshwater Fishes of Trinidad,
p. 51) sowohl von unsern Exemplaren, wie auch von trahira!) und
brasiliensis Spix verschieden ist. Wie es aber sich gerade mit diesen
beiden letzteren als Arten verhält, vermögen wir allerdings nicht zu
entscheiden, doch sind wir geneigt, uns der Ansicht Castelnau’s an-
zuschliessen und wenn diese richtig ist, dann stimmen unsre Exemplare,
wenigstens nach der Abbildung beiSpix am nächsten zu Erythrin. bra-
siliensis, von welchem übrigens Castelnau eigens bemerkt, dass Fär-
bung und Zeichnung stark variiren. Wir fügen diesem nur noch hinzu,
dass wohl auch in Messungsverhältnissen, wie z. B. Augendurchmesser,
Stirnbreite, Schnauzenlänge u. s. w. ähnliche Schwankungen stattfinden,
wie schon unsere beiden Individuen diess beweisen, und eben diese uns
vor Aufstellung einer neuen Art abhalten.
Die Kopflänge ist = Ya, die Leibeshöhe = !/s der Gesammtlänge ;
der Durchmesser des Auges an dem älteren Individuo 7 mal, an jüngern
nur 5*/smalin der Länge des Kopfes enthalten. Die Stirnbreite zwischen
den Augen beträgt bei ersterem mehr als 2, bei letzterem nur 1!/3 Augen-
diameter, ferner ist bei diesem die Schnauzenlänge der Stirnbreite gleich,
bei dem älteren Exemplare aber etwas geringer. — Sämmtliche nach
aussen liegende Kopfknochen sind mit Ausnahme der Kiefer und des
Zwischendeckels blos mit einer sehr dünnen Haut überkleidet und
strahlig gefurcht; Deckel und Unterdeckel am hintern Rande mit einem
ziemlich breiten Hautlappen versehen. Die Bezahnung der Kiefer und
des Gaumens verhält sich wie bei Macrod. trahira, nur sind die 5
grösseren Zähne des Zwischenkiefers relativ kürzer, doch dürfte hierauf
wohl kein Gewicht zu legen sein, da offenbar auch bei diesen Fischen
1) Nach Castelnau ist das Wort tareira corrupt und trahira das richtige, in Brasilien
übliche. Nach Martius ist es aus Zara und ird, nehmen und vorwärts, zusammengesetzt:
etwa „zu schnappen‘.
30
Zahnwechsel stattfindet und ausgefallene Zähne allmälich wieder nach-
wachsen.
3
D: 3311), sale 9 p2 3110, v. 117. OU
4
Squam. long. 43, vertic. 13—14.
Alle Flossen sind am Rande mehr oder minder abgerundet, am
wenigsten die Dorsale, jedoch stärker, als diess bei den Figuren von
Spix ersichtlich ist. Die 3 ersten ungetheilten Strahlen der Rücken-
flosse nehmen rasch, die 3 folgenden getheilten nur allmälich an Höhe
zu, der 6. bis 8. Strahl sind unter sich gleich lang und die längsten
der Flosse; ihre Höhe kommt bei dem älteren Exemplare der Länge
der Flossenbasis gleich, bleibt aber bei dem jüngeren etwas zurück. —
Die Brustflossen erreichen nicht völlig die halbe Kopflänge, welche da-
gegen von den Ventralen etwas übertroffen wird; die Länge der Schwanz-
flosse beträgt */s der Kopflänge.
Bezüglich der Schuppenzahlen ergibt sich eine kleine Abweichung
von Maer. trahira. Bei diesem liegen nämlich in der Höhe von der
Basis des ersten Dorsalstrahles bis zur Seitenlinie 5, an dem einen unserer
Exemplare 6 Schuppenreihen, und unterhalb derselben bis zur Einlen-
kung der Bauchflossen bei beiden dieselbe Anzahl; es besitzt somit
M. trahira um 2 Reihen in der Höhe weniger. Auch längs der Seiten-
linie zählen wir an unsern Exemplaren von trahira nur 40, an dem
einen fraglichen aber 45 Schuppen. Dieser Abweichung kann desshalb
kein Gewicht beigelegt werden, da selbst unsre beiden Exemplare nicht
mit einander übereinstimmen, denn am grösseren liegen längs der Seiten-
linie ebenfalls nur 40 Schuppen.
Färbung. Die ganze Rückenseite bräunlich, am Kopfe etwas heller
und ins Röthliche neigend, ausserdem am Rücken einzelne regellos zer-
streute hellere gelbliche Flecken. Vom hintern Augenrande laufen 3
dunkelbraune Streifen strahlig nach rückwärts aus, von denen der mittlere
sich am Kiemendeckel in einen grossen rundlichen Fleck ausbreitet. Die
Unterseite des Kopfes ist weiss und braun marmorirt. Der Bauch gelb-
lich; die Seiten des Rumpfes zieren an der untern Hälfte einzelne kleine
dunkle Flecken, die sich mitunter wie bei trahira zu schmalen, schwach
ausgedrückten Längsstreifen vereinigen. Längs der Seitenlinie sowohl
31
über- als unterhalb derselben verlauft eine ziemlich breite dunkelbraune
Binde, von der in schiefer nach hinten geneigter Richtung 4—6 breite
aber kurze Streifen von gleicher Farbe ausgehen. Die Grundfarbe
sämmtlicher Flossen gelblich weiss, nur die Basis der Rückenflosse noch
deutlich gelb, alle übrigens mit zahlreichen, in Reihen geordneten
schwarzbraunen Flecken geschmückt.
Die Totallänge des grösseren Exemplares beträgt 12a, die des
kleineren 8° W.M.; ersteres stammt aus Neu-Granada, letzteres aus dem
Rio Chagres auf der Landenge von Panama.
Familie: Characini.
Gattung: Saccodon, nov. gen.
Char. Os inferum, nasus prominens, dentes uniseriales, solum intermazillares
pauci, cochleariformes, intra alveolos absconditi,; mazxilla superior et
inferior edentulae, labium inferius trilobatum; pinnae pectorales et
ventrales valde evolutae, abdomini vicinae; radis branchiosteg. quatuor.
In Totalgestalt erinnert diese Gattung an Chilodus und manche
Curimates-Arten; durch aufgetriebene Schnauze, unterständigen Mund,
Verkümmerung des Unterkiefers, Bildung der Brustflossen u. m. A. aber
insbesondre an Parodon nasus, J. Müll.; durch Bezahnung und Mund-
bildung weicht sie jedoch auffallend von. allen Characinen ab. Leider
kann sie bisher nur auf ein einziges Individuum begründet werden, in
dessen Artbenennung der hochgeehrte ntdecker einen kleinen Beweis
erkennen möge, wie hoch auch wir seine Verdienste um unsere Wissen-
schaft schätzen.
Art: Sacc. Wagneri, n. — Taf. IV. Fig. 2.
Char. Caput parvum, nasum versus valde declive, rostrum tumidum, de-
cussatum, dentes intermazxillares utrinque 4 insaccalti ;
4 4
D. 2/9, A. 2/8, P. 17, V. 2/8, C. 19 ; Squam. 40.
4 3
Der Kopf ist sehr klein, einer liegenden Pyramide mit abgerun-
deter Spitze nicht unähnlich und seine Länge 5?/smal in der Gesammt-
32
länge des Fisches enthalten (wobei jedoch der breite Hautsaum am hin-
teren Rande der Deckelstücke unberücksichtigt bleibt). Die grösste Höhe
des Kopfes am Hinterhaupte erreicht ?/3 seiner Länge, welche zugleich
um Us die grösste Breite zwischen den Kiemendeckeln übertrifft. Das
mässig gewölbte obere oder Stirnprofil desselben fällt nach vorne ziemlich
rasch ab.— Das kleine Auge, dessen Diameter nur !/s der Kopflänge
gleichkommt, liegt fast genau in der Mitte der letztern; die Stirnbreite
zwischen den Augen ist ansehnlich und beträgt 2'!/a Augendurchmesser.
Die lange, vorne fast senkrecht abgestutzte Schnauze erscheint seitlich
wie aufgetrieben und ragt nasenförmig über den Zwischenkiefer
vor. Dieser ist jederseits tief ausgehöhlt und zufolge dieser Höhlungen
erscheint die Schnauze aufgetrieben. Beide Hälften sind durch Knochen-
leisten in 4 Fächer abgetheilt, wie in 4 tiefe Alveolen, die von der um-
gebenden wulstigen Schleimhaut überdeckt werden und die Stelle von
schneidenden Zahnplatten zu vertreten scheinen. Sie sind nicht quer,
sondern parallel der Längsaxe des Fisches gestellt und ihre Ränder un-
eben, fast gekerbt. In diesen tiefen Fächern stecken hornige braune
Zähne, die eine längliche seicht ausgehöhlte Löffelform zeigen und be-
weglich scheinen. Da von dieser interessanten Gattung, wie erwähnt,
nur 1 Exemplar vorliegt, so erlaubten wir uns zur Schonung desselben
nur einen solchen Hornzahn aus einer der Längsspalten, welche den
Eingang in die eigentlichen Alveolen oder Zahnsäcke bilden, hervorzu-
ziehen, dessen Löffel in einen dünnen Stiel übergeht, wie diess Fig. 10 a
zeigt. Auf welche Weise diese Zähne im Grunde ihrer Höhlung fest-
sitzen, konnte demnach eben so wenig sicher ermittelt werden, wie der
Umstand, ob ıhr Stiel gerade oder etwa wie bei Goniodonten winkelig
gebogen ist; denn die Biegung, welche der hervorgezogene Zahn an
seinem Stiele allerdings zeigt, kann füglich auch nur Folge des Heraus-
hebens sein. — Der kleine zahnlose Oberkiefer ist nur schwach ent-
wickelt und wird von dem vordern Augenrandknochen völlig überdeckt.
Der gleichfalls zahnlose Unterkiefer zeigt eine sehr eigenthümliche
Bildung. Sein kurzes, flaches Mittelstück wird vom Zwischenkiefer gänz-
lich überragt und setzt sich nach vorne in eine horizontal abstehende
dreilappige Unterlippe fort, deren mittlere Lappenspitze die grösste und
breiteste ist und die sich bei geschlossenem Munde an die Schleimhaut
33
des Obergaumens hinter den Zahntaschen des Zwischenkiefers anlegt. Die
Seiten- oder Gelenktheile des Unterkiefers sind dagegen im Vergleiche
zum Mittelstücke gut ausgebildet, steigen senkrecht in die Höhe und
werden bei geschlossenem Munde von den Oberkiefern überdeckt. Der
Unterkiefer erscheint demnach, von vorne gesehen, hufeisenförmig. —
Das Auge wird rings von mächtigen Augenrandknochen umgeben, von
denen namentlich die beiden unteren durch Grösse sich auszeichnen,
sich selbst wieder unvollständig in 2 Stücke theilen und den Jugal-
knochen und Vordeckel völlig überlagern. Der Praeorbitalknochen nimmt
den ganzen Raum zwischen dem Auge und dem Zwischenkiefer ein und
ist gleich dem grossen vorderen Suborbitalstücke, das sogar etwas an die
Unterseite fast bis an den Unterkiefer umbiegt, mit ziemlich dicker
Haut überkleidet. — Die Ränder des Kiemendeckels stossen unter
einem rechten Winkel aneinander, der schmale Unterdeckel nimmt die
ganze Länge seines unteren Randes ein. Beide Deckelstücke sind am
freien Rande mit einem breiten Hautsaume besetzt. Die Kiemenspalte
ist weit, die Kiemenhöhle sehr tief, die Rechenzähne sind äusserst kurz
und zart, die Kiemenblätter sehr dick )).
Der breite Vorderrücken ist bis zum Beginn der Dorsale in starkem
Bogen gekrümmt, während hinter ihr der Rücken bis zur Caudale sanft
abfällt. Das Profil der Bauchseite verläuft völlig geradlinig. Die grösste
Körperhöhe zu Anfang der Rückenflosse ist 4°/malin der Gesammt-
länge enthalten. Die genannte Flosse steht beinahe um 1/2 Kopflängen
der Schnauzenspitze näher als dem Ende der Caudale und enthält 2 un-
getheilte und 9 gegliederte, polytome Strahlen, die längs ihres ganzen
Aussenrandes einen schmalen Hautsaum, wie bei den meisten Characinen,
tragen. Die Länge ihrer Basis übertrifft etwas die halbe Kopflänge und
ist 1°/amal in der Höhe der längsten (des 2. und 3.) Dorsalstrahlen ent-
halten; der freie Rand der Flosse ist mässig’ concav. — Die Anale
liegt nahe dem Schwanzende, kaum 1 Kopflänge von der Caudalbasis
entfernt und der kleinen Fettflosse gegenüber; der erste ihrer 7 getheilten
1) So weit eine Einsicht in die Kiemenhöhle ohne Verletzung möglich ist, dürfte die Ver-
muthung gerechtfertigt werden, dass ähnliche Kiemenanhänge vorhanden sein mögen, wie
bei Micerodon, Curimates u, dgl. Leider gestattet das Unicum nicht, sich über diese und
manche andere Verhältnisse des innern Baues nähere Auskunft zu verschaffen.
Abh.d. II. Cl. d. k. Wiss. X. Bd. I. Abth.
34
Gliederstrahlen und zugleich der höchste, erreicht nahezu ®ı einer Kopf-
länge, der letzte ist 2!/.mal kürzer; zurückgelegt reicht die Anale bis
zum Ende des Schwanzstieles. Ihre Strahlen tragen ähnliche seitliche Haut-
anhänge, wie jene der Dorsale. — Die fast so mächtig wie bei Platy-
ptera entwickelten Brustflossen sind nahezu wagerecht gestellt und
breiten sich fächerförmig aus. Sie enthalten 17 meist doppelt dichotome
Gliederstrahlen, von denen’ die oberen 6 von dicker Haut umhüllt und
die mittleren am längsten sind; (der 7. erreicht fast Kopfeslänge). —
Die Bauchflossen stehen dem Ende der Dorsale gegenüber, etwas hinter
halber Körperlänge; der 3. und längste der 8 getheilten Strahlen bleibt
nur wenig hinter 1 Kopflänge zurück. — Die Schwanzflosse ist tief
eingeschnitten und an der Basis mit grossen Schuppen bedeckt; die
längsten Strahlen der beiden Lappen erreichen nicht ganz '/s der Total-
länge. — Die Analgrube liegt viel näher den Ventralen als der After-
flosse, so dass selbst die kürzeren inneren Strahlen jener, zurückgelegt,
dieselbe überdecken.
Die Schuppen, deren der Kopf gänzlich entbehrt, sind durchweg
gross und im Umrisse fast 5beckig. Der Durchmesser der grösseren, an
den Seiten des Vorderrumpfes gelegenen übertrifft den des Auges fast
um die Hälfte (11/2: 1), sie sind etwas höher als lang und sitzen sehr
fest. Ihr freies Ende zeigt zahlreiche Radien, die in ein centrales un-
regelmässiges Zellennetz übergehen, durch welches die Oberfläche der
Schuppen rauh und wie ciselirt erscheint. Der Rand des festsitzenden
Endes ist wellig gebogen und von ihm laufen gleichfalls feine Radien
gegen das Centrum. Die Schuppen der Seitenlinie werden von den
Nebenröhrchen des Hauptkanales durchbohrt, welche nur den vordersten
Schuppen fehlen. Der Verlauf der Kopfkanäle ist blos am Vordeckel
schwach zu erkennen, deutlich dagegen gibt er sich durch ansehnliche
Poren an den Aesten des Unterkiefers kund. Die das Auge rings um-
gebenden derben Knochenstücke, welche bis an die grossen doppelten
Narinen reichen, erscheinen nirgends von Poren durchsetzt. — Ueber
den Bauchflossen sitzt ein ziemlich grosser überschuppter Hautsporn und
ebenso überlagern grosse fast häutig-weiche Schuppen die Basis derselben
an der Unterseite.
35
Die Färbung scheint gleichmässig olivenbraun gewesen zu sein;
die Bauchseite heller; Flecken oder Zeichnungen sind nirgends sichtbar,
nur die Brustflossen waren vielleicht doppelfärbig, wie ein dunklerer
Streif, der in halber Flossenlänge halbkreisförmig über alle Strahlen
hinzieht, diess vermuthen lässt.
Das 6‘ lange Exemplar stammt aus Ecuador.
Gattung: Pseudochalceus, nov. gen.
Char. Dentes intermawxillares biseriales, cuspidati, in medio 2 majores ; ma-
xillares simplices acuti uniseriales; dentes inframazxillares uniseriales
multicuspides, medio cuspide praelonga, recurva; laterales multo for-
tiores quam mediü, posteriores autem minimi; Corpus compressum,
abdomen subrotundatum; basis pinnae dorsalis primae intra ventrales
et analem sitae brevis; analis longa; radü branchiosteg. 4; linea la-
teralis abrupta; squamae magnae.
Wenn anders Verschiedenheiten in der Bezahnung bei Characinen
geeignet sind, Gattungsunterschiede abzugeben, so erscheint dann auch
die Aufstellung dieser Gattung wohl berechtigt. Sie steht in dieser
Hinsicht einerseits sehr nahe an Chalceus V. (Brycon Mll. Tr.), vermittelt
aber anderseits auch den Uebergang zu Agoniatites. Von ersterem unter-
scheidet sie sich, abgesehen von der abgebrochenen Seitenlinie, durch die
Bezahnung insoferne, als bei Chalceus 2 grössere conische Zähne in
der Mitte des Unterkiefers, hier aber in jenen des Zwischen-
kiefers stehen. Hingegen mahnt unsere Gattung an Agoniatites durch
die hackigen grossen Spitzen der Vorderzähne im Unterkiefer, deren
Nebenspitzen fast verschwinden.
Art: Pseudochale. lineatus, n. — Taf. V. Fig. 1.
Char. Corpus 8—9 strüs longitudinalibus fusco-nigris lineatum, ocello nigro
retro operculum et ad basin pinnae caudalis ornatum.
5
DT REIHE PLNVISBT GO. 200°
4
Squam. longit. 36, vertical. 10.
Die grösste Körperhöhe verhält sich zur Länge des Fisches wie
1: 31a —/, die Kopflänge wie 1:4. Das kreisrunde Auge liegt ganz
5*
36
in der vorderen Hälfte des Kopfes, indem sein Hinterrand gerade in
dessen halbe Länge fällt. Sein Durchmesser beträgt '/ı der Kopflänge,
der Abstand von der Schnauzenspitze ist =1 Augendiameter, die Stirn-
breite zwischen beiden etwas grösser. — Der Mund ist schief gespalten
und von mässig dicken Lippen umgeben, die am Rande mehr oder
minder ausgezackt und dicht mit Papillen besetzt sind, welche sich wie
feine Zähnchen ausnehmen. Im kurzen Zwischenkiefer stehen in
äusserer Reihe jederseits 3, seltener 4 hackenförmig nach einwärts ge-
krümmte Zähne, die zufolge der verkümmerten Nebenspitzen einfach
spitzhackig und schlank erscheinen. Zwischen ihnen und etwas weiter
zurück, d. h. der 2. Zahnreihe näher gerückt, steht jederseits ein be-
trächtlich grösserer Hackenzahn, der meist nur am äusseren Rande eine
stumpfe, kurze Nebenspitze zeigt. In 2. Reihe zählt man ebenfalls jeder-
seits meist 3—4 Zähne, von denen die inneren und stärkeren gewöhn-
lich sehr sichtbare Nebenspitzen tragen, öfters beiderseits nur 1, öfters 2,
so dass die Zähne bald 3-, bald 5zackig und die Spitzen von sehr
variabler Länge sind. Der Oberkiefer, welcher bei geschlossenem
Munde bis hinter die Mitte des Auges zurückreicht, enthält in einfacher
Reihe jederseits 16—18 conische Zähne, deren vorderster meist grösser
als die folgenden und von gleicher Länge mit dem benachbarten Inter-
maxillarzahne ist; auch trägt er gleichfalls öfters kurze Nebenspitzen.
Die übrigen Maxillarzähne sind durchweg klein, die 5-6 letzten am
kleinsten. — Die Mitte des Unterkiefers nehmen jederseits meist 6
grössere Zähne ein, von denen der 4. (öfters auch der 5.) die stärksten
des ganzen Kiefers sind, im Vergleich zu welchen namentlich die letzten
nur unbedeutende Grösse erreichen. Die Mittelspitzen aller dieser Zähne
sind stark hackenförmig nach einwärts ‘gekrümmt und mit sehr aus-
gebildeten Nebenspitzen (beiderseits 1—2) versehen; letztere erscheinen
nur bei dem grössten, dem 4. oder 5. bisweilen blos angedeutet, wo-
durch sie Hundszähnen ähnlich werden. Hinter diesen stärkeren folgen
nach rückwärts zu beiden Seiten meist noch 10 äusserst kleine, scharf
zugespitzte Zähne, die von dem dicht papillösen Zahnfleische fast gänz-
lich überhüllt werden. Letzteres, sowie überhaupt die ganze Schleimhaut
der Mundhöhle und auch des Gaumensegels, zeichnen sich durch ihren
dichten Besatz mit zarten, fein gekerbten Papillen aus, die kurzen viel-
37
zackigen Zähnchen sehr ähnlich sehen; sie überkleiden auch die gut
ausgebildete und frei bewegliche Zunge.
Von den Suborbitalknochen stellt der 1. fast ein rechtwinkeliges
Dreieck vor, dessen Basis gegen das Auge gekehrt ist; der 2. zeichnet
sich durch Grösse aus, bildet grossentheils den unteren Augenrand und
reicht fast bis an den Winkel des Vordeckels herab. Oberhalb desselben
begränzen noch 2 kleine Knochenstücke das Auge von hinten; der
Praeorbitalknochen ist schmal, aber ziemlich lang. Der Kiemendeckel
bildet ein gleichschenkeliges Dreieck, dessen lange Basis nach vorne
sieht. Das Suboperculum erreicht °/3 der Länge des vorigen; der
Zwischendeckel steht ziemlich breit unter dem horizontalen Aste des
Praeoperculum’s vor. Deckel und Unterdeckel sind am freien Rande
von einem Hautsaume umgeben. — Die Kiemenspalte ist weit, die
Kiemenstrahlen sind kurz aber ziemlich breit, die Rechenzähne dünn
und mässig lang, eine fransige Pseudobranchie fehlt.
Die Rückenflosse beginnt genau in halber Körperlänge (ohne Cau-
dale) und enthält nebst 2 ungetheilten 9 getheilte Gliederstrahlen, von
denen der 3. und höchste nahezu 4amal in der Totallänge begriffen
ist. Die Brustflossen sitzen sehr tief und erreichen zurückgelegt nicht
ganz die Basis der Ventralflossen, die nur wenig kürzer als jene sind.
Die Afterflosse beginnt gegenüber dem Ende der Dorsale und reicht
etwas über die gegenüberstehende kleine Fettflosse hinaus. Die 3 ersten
ungetheilten Strahlen sind viel kürzer als die folgenden getheilten, welche
letzteren die längsten der ganzen Flosse sind; die Basis der Flosse kommt
einer Kopflänge gleich, oder bleibt nur wenig zurück. Die Caudale
ist gabelig, gleichlappig, die längsten oder Hauptstrahlen messen beiläufig
/; der Gesammtlänge.
Die zarten und weichen aber festsitzenden Schuppen zeigen am
freien Felde 12—14 schwache Radien, am festsitzenden blos concen-
trische wellige Streifung und ein netzförmiges Centrum. Sie sind um
/3 höher als lang, die Höhe der grössten erreicht 1 Augendurchmesser,
Die Seitenlinie erstreckt sich (wie bei Jenyns’ Tetragonopt. inter-
ruptus) nur über 6—8 Schuppen und gibt sich durch einfache aufgesetzten
Röhrchen kund.
98
Färbung. Grundfarbe gelblichbraun, die Ränder der Schuppen
stets dunkler als ihre Mitte. Zwischen je 2 Längsreihen von Schuppen
läuft eine schwarzbraune Längsbinde; die 5. Binde erstreckt sich bis-
weilen durch die Mitte der Schwanzflosse. Die Basis der letztern ziert
gewöhnlich noch ein dunklerer schwarzer Fleck, der sich öfters nach
vorne in eine Längsbinde fortsetzt, öfters aber fehlt; auch der Augen-
fleck hinter dem Winkel des Deckels erscheint mitunter wie verwaschen.
Da die inneren Organe nicht mehr gut erhalten waren, so kann
nur noch die Form der Schwimmblase angegeben werden. Sie ist wie
gewöhnlich bei Characinen in 2 Hälften abgeschnürt, deren hintere über
2mal länger als die vordere ist und auch einen weitern Sack vorstellt,
welcher breit endet; der Luftgang liegt ganz vorne, nahe der halsför-
migen Einschnürung.
Länge des grössten Exemplares 3° 10 W. M.
Fundort: Vom westlichen Abhange der Andes im Staate Ecuador.
Gattung: Chalcinopsis, nov. gen.
Char. Dentes intermaxillares 4 seriales, cuspidati, inframasillares biseriales ;
corpus valde compressum; abdomen fere carinatum; squamae parvae.
Im Zahnbau stimmt diese Gattung zu keiner der bisher aufgestellten ;
sie steht übrigens durch den fast gekielten Bauch und den Verlauf der
Seitenlinie dem Chalcinus Val. (= Chalceus Mill. Tr.) näher als dem
Brycon Mll. Tr.
1. Art: Ohalcinops. striatulus, n. — Taf. V. Fig. 2.
Char. Capitis longitudo ad totalem eirciter = 1:5, numerus dentium inter-
mazilarium primi ordinis 20, secundi 18; trunei latera strüs vel
maculis obliquwis fusco-nigris, seriatim positis distincta; ad caudae
basin saepe major macula nigricans.
13—14
D. 2/8—9, A. 4/32... Squam. 73—74.
8—9
Die Kopflänge ist bei jüngern Individuen (bis zu 7a‘) 43/4, bei
älteren bis 5/smal in der Gesammtlänge enthalten und somit bedeutend
kleiner als die Höhe des Körpers, welche sich zur Totallänge wie 1:43
39
verhält. Die Stirnbreite zwischen den Augen schwankt gleichfalls nach
dem Alter und beträgt bei Jungen nur 1, bei Aelteren dagegen 2 Augen-
durchmesser und darüber. Letzterer selbst kommt nahezu !/s der Kopf-
länge gleich. Der Abstand der Augen von der Schnauzenspitze über-
trifft bei Aelteren 1 Augendiameter nur wenig, bei Jüngeren erreicht
er ihn dagegen nicht; die Narinen liegen nahe vor den Augen. Der
Praeorbitalknochen gleicht an Gestalt und Länge genau dem Öberkiefer ;
der grosse untere Augenrandknochen ist 5-eckig. und etwas länger
als hoch.
Der Mund ist bis unter die Augen gespalten, der Oberkiefer reicht
nämlich bis unter deren Mitte; der Zwischenkiefer überragt den un-
teren und ist mit 4 Reihen von Zähnen besetzt. In äussserer Reihe
stehen 20 dreispitzige Zähne, von denen die mittleren oft so schwach ent-
wickelte Seitenzacken besitzen, dass sie fast wie einfach conisch sich
ausnehmen. Die 2. Reihe wird aus 18 Zähnen gebildet, welche breiter
aber kürzer als jene sind. Hinter der Mitte derselben stehen in 3. Reihe
nur 2 grosse Zähne, auf welche endlich als 4. Reihe jederseits 2 noch
grössere und stärkere Zähne folgen, von denen die innern meist 3-, die
äussern 5-spitzig sind. — Der Oberkiefer trägt ‚beiderseits 14—16
dreispitzige Zähne von ziemlich gleicher Grösse, welche jedoch die der
Intermaxillarzähne nicht erreicht. Im Unterkiefer wird die äussere Reihe
jederseits von 8—10 drei- oder 5spitzigen Zähnen zusammengesetzt,
von denen die mittleren an Grösse die grössten des Zwischenkiefers
übertreffen. Unter ihnen ist, von der Symphyse an gerechnet, der
2. Zahn der breiteste, der 3. aber der längste; die folgenden 5 nehmen
rasch an Grösse ab, die letzten und kleinsten sind unter sich fast gleich
lang. In 2. Reihe stehen hinter und zwischen den Mittelzähnen der
äussern 2 seitlich compresse conische Zähne, auf welche nach einer
zahnleeren Lücke weiter zurück jederseits noch 8—9 sehr kleine Spitz-
zähne folgen.
Ausgezeichnet ist der dichte Besatz der Gaumenschleimhaut mit
zottigen Papillen, die selbst wieder äusserst fein gekerbt oder wie ge-
zähnelt erscheinen und ein hinter der 4. Zahnreihe herabhängendes vor-
deres vielfach gelapptes Gaumensegel bilden helfen. Auch zwischen allen
Intermaxillarzähnen hängen ganz ähnliche zottige Papillen dicht umher.
40
Das weiter rückwärts befindliche eigentliche Gaumensegel ist dagegen
fast glatthäutig. Die ovale Zunge erscheint durch verlängerte Papillen
blos uneben, nicht aber mit gekerbten Zotten besetzt, deren im Unter-
kiefer überhaupt nur hinter der 1. Zahnreihe wenige und kürzere sicht-
bar sind. — Die Kiemenspalte ist weit, die 4 Kiemenstrahlen sind kurz
aber ziemlich breit.
Die Rückenflosse beginnt vor halber Körperlänge und reicht mit
ihrer Basis, welche beiläufig 2Y/ımal in der Kopflänge enthalten ist, bis
über den Anfang der Anale zurück; ihre grösste Höhe (am 2. Strahle)
beträgt !/ der Totallänge, und kommt jener der Afterflosse gleich, deren
Basis aber eine Kopflänge bedeutend übertrifft und über deren Ende die
kleine Fettflosse steht. Die Brustflossen reichen zurückgelegt bis zur
Basis der kurzen Ventralen und messen Y/s—!/;s der Totallänge; die
Strahlenzahl der ersteren ist 1/12, der letztern 1/7. Die Lappen der
tief gabeligen Schwanztilosse sind zugespitzt und beiläufig von Kopfes-
länge.
Besondere Erwähnung verdienen noch die Strahlen der Afterflosse
bezüglich des Unterschiedes, den sie nach dem Geschlechte zeigen. Bei
Männchen sind sie nämlich sämmtlich ihrer ganzen Länge nach mit
spitzigen Zähnen besetzt und zwar derart, dass der hintere der beiden
Hauptäste, in welche sich jeder Strahl zuerst gabelig theilt, an jedem
seiner Glieder rechts und links einen conisch spitzigen Zahn trägt. Blos
an den 15—14 hinteren und niedersten Strahlen sind deren nicht wahr-
zunehmen, doch fühlt sich ihre Oberfläche rauh an*).
Bei wohlerhaltenen Exemplaren erscheint schon der Vorderbauch
‚bis zu den Ventralen fast gekielt, ist es aber hinter ihnen wirklich, in-
dem die Schuppen gleich anfangs winkelförmig abgetheilt liegen und
weiter zurück eine Längsspalte zwischen sich lassen, die in eine taschen-
förmige Vertiefung führt, welche bis zur Analöffnung reicht.
Die Schuppen sind auffallend klein, daher ihre Zahl grösser als
selbst bei andern kleinschuppigen Characinen ist, wie z. B. bei Chalceus
1) Ein ähnliches Vorkommen wurde bereits früher bei Tetragonopterus scabripinnis I enyns
beobachtet und schon J. Müller und Troschel werfen beider Art Tetrag. taeniatus Jen.
die Frage auf: „an femina T. scabripinnis?“ (Siehe hierüber auch Kner’s Abhandlung
über die Oharacinen I. Abth. S. 40.)
41
alburnus Günth., wo sie längs der Seitenlinie 60 und in der Höhe 13/5
beträgt, und an welchen unsere Art übrigens auch durch das Verhält-
niss der Körperlänge zur Höhe und die Strahlenzahl der Afterflosse zu-
nächst sich anreiht. In Struktur stimmen die Schuppen wesentlich mit
den Chalceus-Arten überein; dem festsitzenden Theile derselben fehlen
Radien, von netzartigen chaotisch verworrenen Streifen ihres Centrums
laufen dagegen nach dem freien Rande mehr oder weniger zahlreiche
Strahlen hin, durch welche derselbe oft eingeschnitten und gekerbt
erscheint.
Färbung: Die Grundfarbe der Rückenseite bei Spiritusexemplaren ist
grünlich braun, gegen den Bauch in goldgelb übergehend, am Oberkopfe
dunkelbraun, an der Kehle grünlich weiss; der Schultergürtel ist schwarz-
braun gesäumt. Die Seiten des Körpers sind öfters mit 14—20 un-
regelmässigen schmalen verticalen Streifen von schwärzlicher Farbe ge- °
ziert, welche bald die ganze Höhe des Rumpfes einnehmen, bald nur
die obere oder untere Hälfte desselben überziehen; öfters sind statt dieser
Streifen nur einige gesonderte, schief laufende Striche vorhanden. An 2
der vorliegenden Exemplare fehlen auch diese und blos bei dem grössten
werden ‘diese Streifen oder Striche zu grossen und zusammenhängenden
Flecken, deren längs des Rumpfes beiläufig 15 zu zählen sind. Zu-
weilen liegt überdiess an der Basis der Oaudale ein länglicher schwarz-
brauner Augenfleck. Bei jungen Individuen zeigt mitunter die ganze
Brustgegend eine schwärzliche Färbung und auch der ganze Schwanzstiel
sammt der Basis der Caudalstrahlen derselben erscheint schwarz. Die
Flossen sind ungefleckt, schmutzig gelb, nur an den Rändern dunkel
gesäumt.
Bei der innern Untersuchung der vorliegenden 9 Exemplare wurden
2 als Männchen erkannt, deren sehr entwickelte Hoden Zeugniss von der
nahe gewesenen Laichzeit gaben; diese letzteren reichen als ein Paar
dicke einfache Lappen nach vorne bis unter die Basis der Brustflossen. —
Die Schwimmblase ist abgeschnürt, die vordere Abtheilung sehr klein
und kurz, die hintere erstreckt sich bis zu Ende der Bauchhöhle; Appen-
dices fehlen.
Totallänge von 5?/s bis 16 Zoll.
Fundorte: Neu-Granada und Panama an der Seite des stillen Oceans.
Abh.d. IIL.Cl d.k.Ak.d. Wiss. X.Bd. I. Abth. 6
42
2. Art: Chalcinops. chagrensis, n. — Taf. V. Fig. 3.
Char. Capitis longitudo ad totalem = 1:51 —5?/a, numerus dentium inter-
mawxillarium primi ordinis 16—18, secundi 14; trunci latera absque
strüs aut maculis.
13—14
D. 2/9, A. 4/32—33..... Squam. 77—80.
g
Diese Art zeigt auf den ersten Blick zwar grosse Aehnlichkeit mit
der vorhergehenden, unterscheidet sich aber constant: durch geringere
Anzahl von Zähnen im Zwischen- und Öberkiefer, Kürze des Kopfes,
weniger gewölbten Rücken, noch kleinere Schuppen und Mangel jed-
weder Zeichnung.
Die Kopflänge verhält sich zur Gesammtlänge des Fisches wie
1:51a—33/, die Körperhöhe zu letzterer wie 1:4—4'/;, der Durch-
messer des Auges (ohne Fettlider) zur Länge des Kopfes wie 1: 31%;
die Stirnbreite zwischen den Augen ist etwas grösser als der Abstand
der letzteren von der Schnauzenspitze, die genau 1 Augendiameter be-
trägt. Die Breite des Kopfes zwischen den Kiemendeckeln kommt der
halben Kopflänge nahezu gleich.
Der Zwischenkiefer trägt in 1. oder äusserer Reihe jederseits 8
(selten 9) in 2. Reihe 7 Zähne, während wie bei Ch. striatulus die 3.
Reihe blos aus 2 und die 4. aus 4 Zähnen gebildet wird. Die mittleren Zähne
der äusseren Reihe sind etwas grösser als die seitlichen und 3-spitzig;
die viel längere Mittelspitze ist bisweilen selbst wieder schwach gekerbt.
Die Zähne der 2. Reihe gleichen an Grösse denen der ersten und die
vorderen sind ebenfalls meist 3-zackig, die seitlichen und hintersten aber
gewöhnlich 4—5-spitzig; die beiden Zähne der 3. Reihe sind wieder 3-
zackig und jene der 4. mindestens 5-zackig oder noch mehrfach gekerbt.
Jeder Oberkieferast ist mit 13—14 3- bis 5-zackigen Zähnen besetzt. Im
Unterkiefer stehen in äusserer Reihe jederseits 14 Zähne, deren Grösse
gegen den Mundwinkel abnimmt, doch sind auch die 2 mittleren stets
etwas kleiner als die anstossenden. Die Mehrzahl derselben ist 4—5-
spitzig, die weiter zurückstehenden zeigen gewöhnlich nur 3 oder 2
Zacken und der letzte erscheint sogar oft nur einfach spitzig. Die
beiden Zähne der 2. Reihe zunächst der Symphyse sind wie bei ströatulus
45
seitlich compress und mit rückwärts gekrümmter Spitze versehen; die
beiderseits weiter zurück stehenden Zähne der 2. Reihe sind einfach spitz
und ihrer Kleinheit wegen leicht zu übersehen. — Die Auskleidung
der Mundhöhle mit dicht gedrängten moosähnlichen Zotten ist eben so
ausgezeichnet wie bei Oh. striatulus, und die Zunge sogar mit noch
grösseren Papillen besetzt. — Der grosse untere Suborbitalknochen ist
strahlig gestreift, der Deckel halbmondförmig, der mit einer stumpfen
Leiste versehene Vordeckel biegt rechtwinklig um.
Die Dorsale beginnt vor der Anale, ungefähr in der Mitte des
Raumes zwischen der letzteren und den Bauchflossen; ihre Basis kommt
der 1/2 Kopflänge, ihre grösste Höhe (am 2. ungetheilten Strahle) °/s der-
selben gleich, dagegen übertrifft die Basis der Afterflosse eine Kopflänge
um !/;, während ihr höchster Strahl (der 1. getheilte) weit hinter ihr
zurückbleibt. Die Brustflossen reichen nur bei jungen (nicht aber bei
älteren) Individuen bis zu den Bauchflossen; in diesen zählt man 1/7,
in jenen 1/13 Strahlen. Die Caudale ist tief gabelig, der untere Lappen
länger und beiläufig 4'/smal in der Totallänge enthalten.
Da bei dieser Art schon der Rücken schmaler und der ganze Fisch
mehr seitlich compress ist, so tritt auch der Bauchkiel noch schärfer
als bei striatulus vor und beginnt schon am Isthmus. — Die Seiten-
linie setzt sich durch die Mitte der Schwanzflosse bis an ihren Rand
fort, ohne aber über diesen hinauszureichen.
Färbung. Rücken und Oberseite des Kopfes hell röthlichbraun
mit blaulichem Silberschimmer, der übrige Leib goldgelb, die Flossen
einfärbig schmutzig braun.
Totallänge der vorliegenden Exemplare von 5 bis 9 W. Z.
Vorkommen: im Rio Chagres, welcher in den mexicanischen
Meerbusen mündet.
6*
41
Gattung: Chalceus, Cv. Val. (Brycon MIl. Tr.)
Art: Chalc. atrocaudatus, n. — Taf. IV. Fig. 3.
Char. Capitis longitudo ad totalem = 1:4 et summae corporis altitudını
aequalis; ante pinnam caudalem fascia oblonga, lata, nigricans.
10
D. 2/9, A. 3/26... . Squam. 54—55.
5
Diese Art, von der uns leider nur 1 Exemplar vorliegt, erweist
sich durch die Bezahnung als ächter Chalceus und steht hierin, wie auch
in Betreff der Zahl der Analstrahlen und der Schuppen, namentlich den
beiden Arten: Brycon falcatus Mll. Tr. und Br. dentee Günth. (Pro-
ceed. of the Zool. Soc. of London, April 1860, p. 8) am nächsten, unter-
scheidet sich aber von letzterem insbesondere durch die Verhältnisse der
Körperhöhe und Totallänge zur Kopflänge. Während letztere bei Ch.
(Brye.) dentex 5'/smal in der Gesammtlänge enthalten ist, beträgt sie
bei unserer Art fast nur !/ı derselben. Auch kommt hier die grösste
Leibeshöhe (vor den Bauchflossen) der Kopflänge nahezu gleich, während
diese bei dentex bedeutend von jener übertroffen wird. — Das Auge
ist mässig gross, sein Durchmesser (ohne Einrechnung der beiden Fett-
hautlider) 5!/amal in der Kopflänge begriffen; es steht 2 Diameter von
der Schnauzenspitze ab und ebensoviel beträgt auch die Stirnbreite
zwischen beiden Augen. — Der Zwischenkiefer trägt wie bei allen
Arten dieser Gattung eine dreifache Reihe von Zähnen und zwar: jeder-
seits 8 kleine 3-spitzige in äusserer, 4 drei- zum Theile undeutlich fünf-
spitzige Zähne mittlerer Grösse in 2. Reihe und 14 in 3. Reihe, von denen
die mittleren 4 die grössten und fünfzackig sind. An diese reiht sich
zunächst beiderseits 1 viel kleinerer Zahn, auf welchen abermals 1
grosser fünfspitziger und dann 3 allmälich kleiner werdende folgen,
deren letzter nur 3 Spitzen zeigt. Die Gaumenhaut zwischen und hinter
den Zahnreihen ist wie bei Chalcinopsis dicht mit moosähnlichen Zotten
behängt; kürzere zahnähnliche Papillen halten auch den Rand der Ober-
und Unterlippe besetzt. Längs des Oberkiefers stehen jederseits 18—19
kleine 3- bis 5-zackige Zähne. Jeder Unterkieferast ist in äusserer Reihe
45
mit 12 grösseren Zähnen besetzt, unter welchen (von der Symphyse an
gerechnet) der 2. bis 4. durch Grösse sich auszeichnen und 5- bis 7-spitzig
sind, während an den allmälich kleiner werdenden seitlichen Zähnen die
Nebenspitzen verschwinden, wie diess auch bereits Müller und Troschel
von Brycon falcatus und Schomburgkiü angeben. Die Zähne zweiter Reihe
im Unterkiefer sind verhältnissmässig klein, sowohl die beiden mittleren
kegelförmigen, wie auch die durch eine lange Lücke von ihnen getrennten
rückwärts befindlichen, welche in einfache zarte Spitzen auslaufen. —
Der Suborbitalring ist stark ausgebildet und das grösste, mittlere Stück
reicht so tief wie das Ende des Oberkiefers herab; es ist zugleich noch
länger als hoch und übertrifft im Ganzen das Operculum. Wie bei an-
deren Arten finden sich auch hier nur 4 Kiemenstrahlen vor, keine Pseudo-
branchien und Schlundzähne und blos am 1. Kiemenbogen ziemlich lange
Messerklingen ähnliche Rechenzähne.
Die Rückenflosse steht in der 2. Hälfte der Körperlänge, sie be-
ginnt in senkrechter Richtung weiter zurück als die Ventralen und endet
noch vor Anfang der Analflosse, deren Basis eine Kopflänge fast um
1/a übertrifft. Die grösste Höhe der Dorsale (am 2. ungetheilten Strahle)
gleicht */, die der Afterflosse °/- der Kopflänge. Die Brustflossen,
welche 14 Strahlen enthalten, reichen beinahe bis zur Basis der
Ventralen (mit 2/7 Strahlen) und diese bis zum kurzen Schlitze, welchen
die Schuppen vor der Analgrube bilden, zurück. Die Schwanzflosse,
welche 19 ganze und mehrere Stützstrahlen enthält, ist tief gabelig, ihr
oberer, nicht verletzter Lappen erreicht °/g der Kopflänge. — Der
Bauch ist abgerundet, weder vor noch hinter den Bauchflossen gekielt.
Färbung. Ober- und Unterseite des Kopfes chocoladenbraun, Deckel-
stücke, Schläfen- und Jochbeingegend goldglänzend, grünlich schillernd ;
der Rücken braungelb und mit 5—6 dunkleren aber schwach ausge-
drückten Längsstreifen geziert, die sich zwischen je 2 Schuppenreihen
hinziehen. Ueberdiess ist der freie Rand aller Schuppen etwas dunkler
als deren Mitte gefärbt. Längs der Seiten des Rumpfes herrscht eine
gelbliche Färbung vor, die aber von einem prachtvollen meergrünen
Schimmer durchzogen wird, in ähnlicher nur etwas schwächerer Weise
wie bei Chalceus opalinus. Den Schwanzstiel schmückt jederseits eine
bis zur Caudalbasis reichende breite schwarzbraune Binde, deren Länge
46
fast 2/3 der Kopflänge beträgt, und die sich in der Höhe über 3 Schuppen-
reihen erstreckt. Sämmtliche Flossen sind einfärbig, hellbraun.
Totallänge 11 W. Zoll.
Vorkommen: im Staate Ecuador am westlichen Abhange der Andes.
Gattung: Tetragonopterus, Arted.
Von dieser Gattung wurden uns zweierlei Arten zugesendet, von
denen die eine in 7 kleinen Exemplaren von 2\2 bis 31/2“ vorliegende
völlig dem Tetrag. aeneus entspricht, welchen Günther in den Proceed.
of the Zool. Soc..of London im Junihefte 1860 beschrieb und der aus
dem Oaxaca in Mexico stammt. Im den Messungsverhältnissen der Höhe
zur Länge des Körpers, Kopfes und Auges findet nicht die mindeste
Abweichung statt, ebenso in Färbung, Strahlenzahl u. s. w. Der ein-
zige Unterschied besteht darin, dass einige unserer Exemplare unter-
halb der Seitenlinie blos 5 Schuppenreihen besitzen statt 6, wie diess
Günther angibt, während dagegen die Zahlen 7 über und längs der
Seitenlinie wieder genau stimmen. Unsere Exemplare stammen aus dem
Rio Chagres.
Die zweite Art, welche nur in einem Individuo aus dem in die
Siidsee mündenden Rio Bayano vorliegt, steht dem Tetrag. Gronovä \ al.
so nahe, dass wir sie unbedenklich für dieselbe halten würden, wenn
nicht diese Art überhaupt zu jenen gehören würde, welche eine kritische
Revision der ganzen Gattung insbesondere wünschenswerth erscheinen
lassen; (s. hierüber Kner’s Beiträge zur Familie der Characinen, Denk-
schrift. der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 17. Bd., 1859,
1. Abth. S.39 [175]). Jedenfalls halten wir obige Annahme nach Ver-
gleichung mit andern im kaiserlichen Museum befindlichen Exemplaren
von T. Gronovü für richtig, und diess vorausgesetzt ergibt sich dann
zufolge der in oben citirter Abhandlung gelieferten Nachweise die Gleich-
artigkeit dieser Art mit Tetr. rutilus, Jen. und Tetr. maculatus Müll Tr.,
obwohl von letzterem das Verhältniss der Körperhöhe zur Länge wie
1:22/3 angegeben wird, während bei unserm Exemplare der Körper
über 3 mal länger als hoch ist. Diess ist aber auch bei Jenyns Fig. 2 auf
pl. 23 der Fall, welche doch mit Gronov’s Abbildung im Museum ich-
thyol. Tab. I. Fig. 5, folglich mit dem echten Originale des T. Gronovü Val.
47
selbst übereinstimmt, wie diess auch Müller und Troschel aner-
kennen. — Die Strahlen- und Schuppenzahlen des Bayano-Exemplares
sind folgende:
D. 3/9, A. 4/25, P. 1/13, V. 1/7, C. 19.
81a
Squam. longit. 38, vertic. Ze
Familie: Siluroidei.
Gattung: Bagrus, Cuv.
Art: Bagr. arioides, n. ?
Char. Longitudo totalis ad illam capitis = A: 1, ad altitudinem corporis =
5°/a: 1; dentes inter- et inframazillares parvi acuti, fasciam tenuem
efformantes, pone hos utrinque acervulus dentium subglobosorum sejunctus
in vomeris parte transversa; pinna analis multiradiata.
16-15
DIR 5009 Te 1/6, Co 777
16—15
Nach den Merkmalen, welche v. Bleeker für die Gattung Arius
hervorhebt, und nach den Abbildungen, welche hierüber in den bisher
erschienenen Heften seines grossen Atlas bereits vorliegen, wäre die
hier als fraglich hingestellte Art der genannten Gattung beizu-
zählen; vergleicht man aber andere ausgezeichnete Arius-Arten bezüg-
lich der Bezahnung mit ihr, so fühlt man sich versucht, nicht blos der
Ansicht J. Müller’s beizustimmen, der die Gattung Bagrus nicht in
mehrere Genera sondern blos in Subgenera trennen wollte, sondern fast
mehr noch sich Valenciennes anzuschliessen, welcher trotz der ver-
schiedenen Bezahnung des Gaumens die Gattung Dagrus lieber nicht
einmal in Subgenera theilen will!). — Die fragliche, leider nur als
Unicum vorliegende Art stimmt weder genau zu Arius noch zu Dagrus
1) Uebrigens widersteht Valenciennes (Hist. d. poiss. tom. 15, p. 53) doch selbst dieser
Versuchung nicht ganz, die Gattung Arius von Bagrus abzutrennen, fügt jedoch, nach-
dem er zuerst von den „plaques des dents palatines distinetes et eloignees“ als Merkmal
sprach, alsbald weiter bei: „cependant je les vois s’avancer quelquefois sur les angles
lateraux du chevron du vomer.“
48
und folgt man nicht jenen gewichtigen Autoritäten, sondern neueren
Systematikern wie v. Bleeker und Gill, so liesse es sich sogar recht-
fertigen, wenn sie den schon bestehenden zahlreichen Untergattungen
noch als neue hinzugefügt würde. Ihr wären dann auch die beiden
Arten von Bleeker’s Arius macronotacanthus und truncatus V al., viel-
leicht nebst noch einigen Arten beizuzählen, durch welche der Ueber-
gang von Arius zu Bagrus vermittelt wird. Das Hauptmerkmal unserer
Art besteht übrigens in der Afterflosse, deren Strahlenzahl grösser als
bei allen uns bekannten Arten ist, indem sie bei keiner sonst über
23 steigt. Hiedurch unterscheidet sie sich namentlich auch von Aröus
Milberti, dem sie in Totalgestalt und Färbung nahe steht, bei welchem
aber überdiess die Rauhigkeiten der Kopfschilder bis zwischen die Augen
reichen und die Gaumenzahnplatten stark entwickelt sind.
Die Totalgestalt ist für einen Arius nicht gestreckt zu nennen, die
grösste Leibeshöhe zu Anfang der Dorsale 5°/;mal, und die Kopflänge
nahezu nur 4mal inihr enthalten. Die grösste Breite des Kopfes gleicht
der Höhe des Rumpfes oder verhält sich zur Kopflänge = 1:1?/;; der
Durchmesser des Auges beträgt kaum !/s der letztern, der Abstand der
Augen vom Schnauzenrande 1!/%, von der Deckelspitze 32/3, der gegen-
seitige Abstand dagegen 3 Diameter. Die grossen doppelten Narinen liegen
weit vor den Augen, nahe dem Schnauzenrande. Die Breite der schwach
gekrümmten Mundspalte erreicht nicht völlig 1/3 der Kopflänge. Die
Maxillarbarteln sind kurz und reichen zurückgelegt nicht bis zur Kiemen-
spalte, von jenen des Unterkiefers erreicht der hintere und längere ?/3
der Kopflänge; alle Barteln sind dünn. — Die äusserst feinen spitzigen
Zähne im Zwischen- und Unterkiefer bilden eine ziemlich schmale Binde,
welche weder oben noch unten bis an den Mundwinkel reicht; die abge-
rundeten Pflasterzähne des Gaumens bleiben in der Mitte durch einen
breiten Zwischenraum getrennt und stellen zwei nur sehr kleine Binden
dar. — Die lange Stirnfontanelle reicht fast bis zur Nackenplatte
zurück, deren Oberfläche körnig rauh und ciselirt erscheint, gleich jenen
des Os parietale, supraoccipitale und des seitlichen Hinterhauptbeines.
Das Praedorsalschild, in welches das Oceipitalschild des Helmes sich fort-
setzt, ist eben solang wiean seiner Basis breit, endet nach hinten etwas
concav abgestutzt und schliesst sich daselbst an ein kleines, „leichfalls
49
granulirtes Schildchen an, das bis zum ersten sehr kurzen Stützstrahle
der Rückenflosse reicht und nahezu doppelt so breit als lang ist. Stirn,
Schnauze und Seiten des Kopfes sind mit glatter Haut bedeckt, än
welcher die Kopfkanäle zahlreich und mannigfach sich verzweigen. —
Die Kiemenspalte ist mässig weit, die Zahl der Kiemenstrahlen 6, der
Porus pectoralis klein.
Die Rückenflosse ist zugespitzt; ihr erster sehr kurzer und platter
Strahl dient nur zur Stütze und Sperre, der folgende knöcherne ist bei-
läufig 1Y/smal in der Kopflänge enthalten und kürzer als der erste und
längste getheilte Gliederstrahl; seine Vorderfläche ist körnig rauh, der
Hinterrand sägeförmig gezähnt. — Die Länge der Brustflossen ist
1?/smal, jene der Ventralen etwas über 2mal in der Kopflänge be-
griffen ; letztere beginnen hinter dem Ende der Dorsale. Die Fettflosse
steht der Mitte der kurzstrahligen Anale gegenüber, deren längste
Strahlen nur /s der Kopflänge messen. Die Lappen der tief gabeligen
Caudale sind abgerundet. Die Analgrube liegt in der Mitte zwischen
der After- und den Bauchflossen. Die Verzweigungen der Kopfkanäle
und der Verlauf der Seitenlinie sind sehr deutlich; letztere spaltet sich
wie bei vielen Siöluroiden an der Wurzel der Caudale in 2 stark diver-
girende Aeste, die sich aber über die Flossenlappen selbst nicht fort-
setzen.
Färbung. Die ganze Rückenseite bleigrau, gegen den Bauch zu
silberweiss schimmernd, die Flossen bräunlich gelb, nirgends Flecken
und Zeichnungen.
Vorkommen: Rio Bayano, in die Südsee mündend.
Totallänge etwas über 6” W. M.
Gattung: Pimelodus, Lac.
Von dieser Gattung wurden uns zweierlei Arten zugesendet, von
denen die eine aus dem Rio Chagres stammende nur in 1 Exemplare vor-
liegt und die.mit Günther’s Pim. modestus aus Esmeralda (Proceed,
of Zool. Soc. of London, April 1860) völlig übereinstimmt.
Minder sicher dagegen sind wir bezüglich der Bestimmung der
2. Art, von welcher wir zwar 12 Individuen vergleichen konnten, die
Abh.d. II. Cl.d.k. Ak. d. Wiss. X. Bd. I. Abth. 7
50
aber selbst in manchen Puncten von einander abweichen, obwohl sie
ohne Zweifel dennoch gleichartig sind. Wir glauben in ihr den Pim.
cinerascens Günth. (l. ec.) zu erkennen, dessen Beschreibung aber zu
kurz ist, um hierüber genügend sicher zu sein. Jedenfalls steht sie
diesem so nahe, wie aus nachfolgenden Angaben erhellen wird, dass
wir uns vorerst enthalten, sie für eine zweifellos neue Art zu erklären.
Die Totalgestalt ist gestreckt, der Rumpf gegen den Schwanz zu
stark compress, der breite depresse Kopf flach, seine Länge 5° bis
5%smal in der Gesammtlänge enthalten. Die etwas schwankende Breite
des Kopfes zwischen den Deckeln steigt bis über °/ı seiner Länge, und
jene der Mundspalte bedeutend über !/ Kopflänge, während sie bei
Pim. cinerascens unter dieser zurückbleibt, bei der Mehrzahl der Exem-
plare beträgt sie jedoch auch nur nahezu 1» Kopflänge. Das länglich
runde Auge fällt durch geringe Grösse auf, indem sein längerer Diameter,
fast wie bei cinerascens, blos !/s bis Y der Kopflänge misst‘). Es
steht gleich weit vom Rande der Schnauze, wie von dem des Deckels
entfernt, während bei cinerascens sein Abstand von ersterem nur 21,
von letzterem aber 4 Augendiameter betragen soll. Die Stirnbreite
zwischen den Augen erreicht 2°/s—2°/ı Durchmesser. — Die Zwischen-
kiefer ragen bedeutend über den Unterkiefer vor. Die Maxillarbarteln
reichen bei den meisten bis über die Basis der Bauchflossen zurück,
nur selten sind sie kürzer, und messen somit 21/3 bis 3 Kopflängen, die
äusseren Barteln des Unterkiefers reichen nicht bis zu den Brustflossen
und sind nur einer Kopflänge gleich, das innere Bartelpaar ist fast um
die Hälfte noch kürzer. — Die Zahl der Kiemenstrahlen beträgt 7;
der Porus pectoralis ist’ ziemlich klein. — Alle Kopfschilder, Deckel-
stücke, wie auch der Ocecipital- und Scapular-Fortsatz sind überhäutet
und die Rauhigkeiten derselben schimmern nur schwach durch.
ID TA ITS
Die grösste Leibeshöhe ist 71/s—7!/amal in der Gesammtlänge be-
griffen und fällt genau hinter den Beginn der Rückenflosse, die kleinste
am Schwanze bleibt etwas hinter halber Kopflänge zurück. — Die erste
1) Im Vergleich mit den 3 neuen Arten Günther’s sind bei Pim. elongatus und modestus die
Augen entschieden grösser als] bei unserer fraglichen Art, während P. cinerascens etwas
kleinere zu besitzen scheint.
51
oder strahlige Rückenflosse beginnt zu Anfang des 2. Drittels der Körper-
länge und ihre Basis misst ?/3 der Kopflänge, ihr oberer Rand ist wie
bei cinerascens abgerundet. Der erste noch ungetheilte Strahl ist ebenso
stark aber kürzer als der folgende getheilte, dessen Höhe der Basis-
länge der Flosse gleichkommt; die übrigen Strahlen nehmen allmälig
an Länge ab, so dass der letzte um !/ı niederer als der erste erscheint.
Die Fettflosse ist lang, aber mässig hoch, ihre Basis erreicht 1?/3 Kopf-
längen, sie steht vom Ende der 1. Dorsale nahezu gleich weit ab, wie
vom ersten completen Randstrahle der Caudale. — Von den Anal-
strahlen sind der 3. bis 5. getheilte, nahezu gleich hoch (von !/a Kopf-
länge), der 7. ist bis zur Basis gespalten und kann als doppelter gezählt
werden, doch scheint er nur auf einem einfachen Träger aufzusitzen ; die
vorderen ungetheilten Strahlen nehmen rasch an Länge zu. Die Brust-
flossen erreichen nicht völlig ?/s der Kopflänge, die Ventralen sind
etwas kürzer. Die Caudale ist tief gabelig eingeschnitten, die beiden
Lappen am hintern Rande bei jüngeren Individuen stark abgerundet, bei
älteren mehr zugespitzt und bald gleich lang (nicht ganz von Kopfes-
länge), bald der obere etwas länger. — Die Urogenitalpapille ist dem
After genähert, der zwischen den Bauchflossen in deren 1/2 Länge liegt.
Der innere Bau verhält sich wie bei andern Arten dieser Gattung. (Bei
einem Exemplare ist das Bauchfell mit schönen eingerollten Nematoden
[Spiropteren ?] besetzt.)
Die Seitenlinie sendet zwar keine längeren knöchernen Neben-
röhrchen ab, doch scheinen zahlreiche häutige Kanäle mit ihr in Ver-
bindung zu sein, die über und unter ihr schief auslaufen und wohl die
parallelen oft dunkel gefärbten Streifen veranlassen, die auch an den
Abbildungen der 3 Pimelodus-Arten Günther’s angedeutet sind. Sie
verästeln sich deutlich und sind oberhalb der Seitenlinie viel zahlreicher
und unregelmässiger als unterhalb derselben.
Färbung. Grundfarbe röthlichbraun, längs der Seitenlinie eine
schwarzbraune Binde (wie bei Pim. elongatus Günth.); Rücken- und
Afterflosse sind längs der Basis, so weit der dickere Ueberzug der
Körperhaut hinaufreicht, dunkel, öfters schwärzlich, hierauf folgt eine
helle Längsbinde und gegen den Saum wieder dunklere Färbung. Bei
einem sehr gut erhaltenen Exemplare ist die Flossenhaut der Dorsale
52
zwischen den beiden letzten Strahlen mit einem grossen schwarzen
Augenflecke geziert.
Totallänge: von 5% bis 111% Zoll W. M. —
Fundorte: Rio Chagres, Guajaquil und Neu-Granada.
Familie: Trichomycterini.
Gattung: Trichomycterus, C. V.
1 Art’ Trich. taenia, n. — Tat. VL rip. 1.2)
Char. Caput versus os attenuatum, fere cordiforme, septimam longitudinis
totalis partem vix constituens, oculi minimi, pinna caudalis truncata ;
taenia lata longitudinalis nigricans et supra hanc punctula obscura,
seriatim posita.
1-12
D.’a6 Rn. 3a, Pi, V.5, 0.
7—8
Diese in Totalhabitus, Grösse und Färbung an unsere Cobitis taenia
mahnende Art unterscheidet sich durch geringe Anzahl der Dorsal-
strahlen von Trichom. punctulatus, areolatus und maculatus, durch die
breite seitliche Längsbinde von Tr. Incae, gracilis und barbatula C. NV.
und Macraei Gir., ferner durch die starke Bewaffnung des Deckels und
Unterdeckels von Tr. inermis Gay, durch gestreckte Gestalt von Tr.
Pentlandü, picetus und punctatissimus Cast. und endlich durch die drei-
eckige Form des Kopfes und die nicht gabelige Schwanzflosse von Tr.
pusillus Cast.
Der breitgedrückte Kopf erscheint von oben gesehen fast herz-
förmig und ist nur wenig breiter als lang, seine Länge misst kaum Yr
der Gesammtlänge, seine Höhe blos dessen halbe Länge. Die länglich
runden Augen sind sehr klein und nach oben gerichtet, die Stirnbreite
zwischen ihnen beträgt 3 Augendurchmesser. Die Narinen liegen 1
Diameter von den Augen entfernt, die vor ihnen stehenden langen
Barteln reichen zurückgelegt bis zum Ende des Kopfes, werden aber
von den beiden an den Mundwinkeln sitzenden Bartelpaaren sowohl an
1) Fig. 1.a der Taf. VI. gehört zu Fig. 2.
53
Länge wie an Stärke noch übertroffen, indem die oberen bis zur Basis
der Brustflossen reichen. Die Mundspalte ist endständig, ihre Breite
erreicht nicht völlig die halbe Kopflänge, die Lippen sind dick. Zwischen-
und Unterkiefer sind mit 2 Reihen mehr oder minder dicht stehender
spitziger Zähnchen bewaffnet, die wegen ihrer geringen Grösse und der
dicken papillösen Lippen kaum mit freiem Auge sichtbar und selbst
mit der Loupe nicht genau zählbar sind. Die Unterlippe bildet gegen
den Mundwinkel eine herabhängende Falte, die sich als unterer Bart-
faden fortsetzt. Die Wangen und Deckelstücke sind von dicker Haut
überkleidet, aus welcher die in 3 bis 4 Reihen stehenden Dornen des
Deckels und Unterdeckels vorragen. Diese Dornen sind gerade, schlank,
die der letzten Reihe bedeutend länger, als die voranstehenden.
Der Vorderrücken steigt vom Hinterhaupte in einem ansehnlichen
Bogen auf, so dass die grösste Leibeshöhe daselbst der Kopflänge gleich-
kommt. Schon vor Beginn des 2. Drittels der Totallänge läuft aber die
Profillinie des Rückens völlig geradlinig und zugleich nimmt die Breite
des Rumpfes ab, Hinterbauch und Schwanzstiel sind stark compress. —
Die Rückenflosse beginnt 4 Kopflängen hinter dem Schnauzenrande und
steht dagegen nur 3 Kopflängen vom Saume der Caudale ab; ihr 2. und
höchster Gliederstrahl erreicht ?/s der Kopflänge und übertrifft die Länge
ihrer Basis nicht unbedeutend. Die Afterflosse entspringt unter dem Ende
der Dorsale und ist mitihr gleich hoch; die Basis beider Flossen ist von
dicker Haut umhüllt. Die Brustflossen sind nahe dem Bauchrande ein-
gelenkt, ihr 1. ungetheilter Strahl ist in einen kurzen Faden verlängert,
aufihn folgen 6 ziemlich gleich lange Gliederstrahlen, die 2 mal dichotom
getheilt sind. Die Brustflossen stehen fast genau in '/ Totallänge und
reichen nieht ganz bis zur Analgrube zurück. Die Caudale, deren längste
Strahlen nahezu der Kopflänge gleichen, ist fast senkrecht abgestutzt.
Die Zahl der vor den 13 eigentlichen Strahlen befindlichen Stütz- oder
Pseudostrahlen lässt sich zufolge der sie umhüllenden Haut nicht genau
angeben, doch ist sie am unteren Lappen jedenfalls bedeutend geringer.
Auch treten sie weniger als bei anderen Arten über die Ränder des
Schwanzstieles vor, so dass die obere und untere Profillinie parallel und
fast gerade fortlaufen und mit dem Saume der senkrecht abgestutzten
Caudale nahezu einen rechten Winkel bilden.
54
Färbung. Die Grundfarbe des Körpers ist gelblichbraun; längs der
Seiten verläuft in halber Höhe eine breite schwärzliche Binde, die am
Kiemendeckel beginnt und bis über die Basis der Afterflosse reicht.
Ueber derselben liegen 2 Reihen dunkler Flecken, von denen (bei 1 Exem-
plare) die untere in eine zweite schwächere Binde verschwimmt, welche
von der breiteren Hauptbinde nur durch einen schmalen gelblichen Längs-
streifen getrennt erscheint. Die Oberseite des Kopfes ist schwärzlich
gefleckt, alle Flossen aber sind einfärbig.
Es wurden 3 Exemplare von 2° 7’ bis 2‘ 11°“ Länge untersucht,
die im Staate Ecuador am westlichen Abhange der Andes gesammelt
wurden.
%. Art: Trich. laticeps, n. — Taf. VI. Fig. 2 nat. Gr.!) —
Char. Caput valde depressum, fere quadrilaterum, oris latitudo dimidiam
capitis longitudinem superans, haec ad longitudinem totalem = 1:7;
trunci latera nigromaculata et strüs transversis 16—20 albicantibus
dilutis ornata.
Da Aa. oa
Während bei der soeben beschriebenen Art der Kopf sich herz-
förmig zuspitzt, erscheint er hier seiner ganzen Länge nach fast gleich
breit, wie diess in gleicher Weise bei keiner der uns bekannten Arten
dieser Gattung der Fall ist. Die Länge des Kopfes beträgt zwar auch
hier, wie bei der vorigen Art '/ der Totallänge, doch kommt ihr, wie
gesagt die Breite desselben fast gleich; er ist überdiess stark depress
und seine Oberseite beinahe flach. Die kleinen länglich runden Augen
liegen in halber Kopflänge und sind 1/3 derselben von einander entfernt.
Die vordere Narine liegt an der Innenseite der Basis des Nasenbartels,
hinter ihr und etwas nach einwärts gewahrt man die 2. fast dreieckige
Nasenöffnung, deren längerer Durchmesser kaum !/s der Kopflänge misst;
die Stirnbreite zwischen den hintern Narinen beträgt 2 solcher Durch-
messer. Die Breite der quer gestellten Mundspalte übersteigt die !/a Kopf-
1) Hieher gehört Fig. 1. a der Taf. VI.
55
länge. Zwischen- und Unterkiefer sind mit einer Doppelreihe von Zähnen
bewaffnet, und zwar besteht die vordere Reihe in beiden Kiefern jeder-
seits aus 8—9 flachgedrückten Zähnchen, die schmalen Schneidezähnen
mit schwach gewölbter Schneide ähnlich sind und nicht eine geschlossene
Reihe bilden, sondern durch Zwischenräume von einander getrennt
bleiben. Nahe hinter ihnen stehen in 2. Reihe jederseits 13—14 ähn-
liche aber noch kleinere Zähne in einer geschlossenen Reihe. — Die
Zwischenkieferbarteln reichen über das Ende des Kopfes zurück und
sind nur wenig kürzer als die oberen Barteln am Mundwinkel, die an
ihrer Basis bandartig sich verbreitern und zurückgelegt über die Ein-
lenkung der Brustflossen hinausreichen. Der untere Bartfaden des Mund-
winkels ist an seinem Ursprunge mit dem oberen verbunden und mit
dem Magen- oder Zwischenkieferbartel gleich lang, nach abwärts setzt
er sich als Unterlippenfalte fort. Die Dornspitzen des Unterdeckels sind
schwächer als bei der vorigen Art und stehen nur in 2facher Reihe.
Die grösste Leibeshöhe kommt der Ya Kopflänge nahe und fällt in die
Gegend des Ueberganges vom Hinterhaupte zum Vorderrücken. Die
Dorsale steht um 1 Kopflänge dem Mundrande näher als dem Ende der
Schwanzflosse und ist gleich hoch wie lang. Bald hinter ihr beginnen
die von dicker Haut überhüllten oberen Rand- oder Pseudostrahlen der
Caudale, deren Anzahl über 20 beträgt. Die Afterflosse beginnt etwas
weiter zurück als die Dorsale, deren letztem Strahle gegenüber sie aber
endet und mit der sie gleiche Höhe besitzt. Die Zahl der hinter ihr
beginnenden unteren Stütz- oder Randstrahlen der Schwanzflosse ist
geringer und beläuft sich nur auf 15—16; die Länge der gegliederten
Strahlen der ebenfalls senkrecht abgestutzten Caudale beträgt 1 Kopf-
länge. Der 1. Pectoralstrahl ist bereits gegliedert, aber noch ungetheilt
und fadenförmig fast bis zur Kopflänge vorgezogen. Die Bauchflossen
stehen etwas vor halber Totallänge, reichen zurückgelegt kaum bis zur
Analgrube und somit auch kaum bis unter den Anfang der Rückenflosse.
Färbung. Die Grundfarbe des Körpers ist olivengrün, Kopf und
Rumpf sind mit zahlreichen schwärzlichen runden Flecken übersät, die
ganze Unterseite und älle Flossen sind ungefleckt. An einem Exemplare
gewahrt man, jedoch nur rechterseits, 16—20 vertikale blaulich weisse
Parallelstreifen oder schmale Binden an den Seiten des Bauches, welche
56
die untere Hälfte des Rumpfes von den Brustflossen bis zur Anale ein-
nehmen und nach rückwärts allmälich verschwimmen;; viele dieser Längs-
streifen sind beiderseits von einer schwärzlichen Linie eingesäumt.
Von dieser Art liegen uns nur 2 Exemplare von gleichem Fund-
orte wie die vorige vor, von denen das grössere 3 7’ W. M. lange
ohne Zweifel ein Weibchen ist, da ihm jede Spur einer Genitalpapille fehlt.
Familie: Loricati.
Gattung: Loricaria, Linn.
1. Art: Lor. uracantha, n. — Taf. VI. Fig. 3.
Char. Longitudo totalis ad illam capitis = 5 : 1, oculi diameter longitudi-
nalis quintam capitis longitudinem adaequans;, radius terminalis lobi
superioris pinnae caudalis osseus, valde incrassatus, porus pectoralis
nullus; — taenia transversa lata nigrescens, truncum- retro pinnam
dorsalem cingens.
1!
D. KtsA.03/5 done,
1
Die auffallende Verdickung des oberen Randstrahles der Schwanz-
flosse in einen breiten Knochenstrahl, wie wir sie bei keiner Art in
gleicher Weise kennen, bestimmt uns diese Art als neu anzusehen, ob-
wohl sie übrigens bekannten Arten wie Zor. acuta C. V. und insbeson-
dere Lor. castanea Cast. pl. 23 Fig. 4 im Umrisse des Kopfes sehr
nahe steht.
Die Totallänge verhält sich zu der des Kopfes wie 5:1, die Länge
des letzteren zu seiner Breite = 1: °/ı und diese selbst gleicht dem halben
Abstande der Analgrube von der Schnauzenspitze. Der vordere Augen-
rand steht genau in halber Kopflänge, der Längendurchmesser des
Auges sammt hinterem Ausschnitte beträgt Ys, der kürzere quere '/s
der Kopflänge, die Stirnbreite zwischen den Augen 2 solcher queren
Durchmesser. Die doppelten Narinen liegen in einer dreieckigen Grube,
deren Längsdiameter dem des Auges gleicht; die Stirn zwischen den
erhobenen Schildern des oberen Augenrandes ist flach, ungekielt, die
57
fein bezahnten Schilder des Kopfrandes ringsum greifen nur wenig nach
der Unterseite über. Die grossen nackten Mundsegel sind an der Vorder-
fläche stark papillös und bilden seitlich ein kurzes einfaches Bartel.
Das hintere oder Unterkiefersegel ist in der Mitte schwach eingebuchtet
und am Rande mit kurzen Zotten behängt. In beiden Kiefern stehen
8—10 (vielleicht bis 12) ziemlich grosse Zähne, die tief gabelig in 2 lange
braune Spitzen getheilt sind. — Das mediane Occipitalschild ist breit
und geradlinig abgestutzt, von den 3 folgenden praedorsalen Schildern
das letzte am grössten, keines derselben deutlich gekielt. Auch an den
Seiten des Rumpfes sind die Kiele der beiden bei allen Arten gekielten
Schilderreihen nur schwach, bleiben an 14—15 Schildern getrennt und
blos an den letzten 12—13 Caudalen vereinigt. Der Bauch ist gänzlich
beschildert und zwar vorne mit mehrmals 10 irregulären Schildchen in
der Querreihe, die nach rückwärts allmälich grösser werden, so dass
die letzte zwischen den Bauchflossen gelegene Querreihe nur noch aus
3 Schildern besteht.
Die Höhe der Dorsale ist geringer als 1 Kopflänge, ihr Ende genau
2 Kopflängen von der Nasenspitze entfernt, die Länge der Strahlen
nimmt gleichmässig ab und der letzte ist bis zur Basis gespalten. Die
Bauchflossen entspringen unter dem Beginne der Dorsale, sind kurz und
reichen blos.bis zum 1. Analstrahle zurück, die Brustflossen aber nicht
einmal bis zu den Ventralen. Die etwas längere Afterreihe erreicht
zurückgelegt das 6. Caudalschild hinter ihr. Die ersten ungetheilten
Strahlen aller dieser Flossen sind zwar verdickt, an der Spitze aber
gleichwohl biegsam und mit nur wenig stärkeren Zähnchen besetzt als
die Kopf- und Rumpfschilder. An der Caudale, deren Länge zufolge
der abgebrochenen Strahlenspitzen nicht genau anzugeben ist, erscheint
dagegen der obere Rand- oder Hauptstrahl in einen so starken, com-
pressen, völlig unbiegsamen Knochenstrahl verdeckt, wie diess bei keiner
Art bekannt ist. Selbst bei dem jüngeren der beiden xemplare fällt
diese Verdickung schon auf, von der sich selbst bei grossen und alten
Individuen anderer Arten nur eine schwache Andeutung findet. Ueber-
diess ist auch der-untere Endstrahl bei dieser Art dicker als gewöhn-
lich, bleibt aber ‘doch weich und biegsam,
Abh.d. II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. X. Bd. I. Abth. 8
58
Ein Porus pectoralis fehlt wie bei Lor. laeviuscula, mit der unsere
Art auch in der nackten Haut übereinstimmt, die zwischen den 6—7
Randschildern des Bauches und der darüber liegenden unteren Reihe
gekielter Schilder frei bleibt. Die 3 verlängerten Stützschilder, welche
die Basis der Caudale überlagern, sind klein, das mittlere am kleinsten.
Die Färbung ist verwaschen, doch hinter der Basis der Dorsale
ein breites schwärzliches Querband erkennbar, dem bei 1 Exemplare
weiter zurück noch Spuren eines 2. und 3. (so wie bei Lor. maculata)
folgen. Weder am Kopfe noch am Rumpfe gewahrt man schwarze oder
anders färbige Punkte und Flecken, nur an den Strahlen sämmtlicher
Flossen sind schwärzliche verwischte Färbungen zu erkennen.
Totallänge des grösseren Exemplares 5!) W. M.
Fundorte. Aus Neu-Granada und dem Rio Chagres.
2. Art: Lor. lima, Kner.
In der I. Abtheilung der ‚„Panzerwelse des kaiserlichen Hofnatura-
lienkabinetes zu Wien“ von Dr. R. Kner (Denkschriften der kaiserlichen
Akademie, Jahrgang 1855) findet sich auf 8. 25 die kurze Beschreibung
und auf Taf. 6 Fig. 1 die Abbildung dieser auf ein trockenes, schlecht
erhaltenes Unicum begründeten Art vor, von dem auch die nähere An-
gabe des Fundortes fehlt. Wir glauben nunmehr in 4 aus dem Rio
Chagres stammenden Exemplaren diese Art wieder zu erkennen, obwohl
sie, wie aus nachfolgenden Angaben erhellen wird, in mehreren Puncten
nicht unwesentlich von jenem Unico abweichen, die jedoch allerdings
auf Rechnung des mangelhaften Erhaltungszustandes fallen können. Da
sie aber jedenfalls einander sehr nahe stehen, verzichten wir auf die
Aufstellung unserer Exemplare als neue Art, die wir doch nur als
fraglich bezeichnen könnten.
Die Kopflänge ist etwas über 5mal in der Totallänge enthalten,
die Breite desselben (ohne Bart) = ?/3 seiner Länge, der hintere Augen-
randausschnitt mässig und bei den einzelnen Exemplaren ungleich gross.
Der Abstand der Augen von der Schnauzenspitze beträgt 31/a—4, vom
vorderen Rande der Nasengrube 1, die Stirnbreite zwischen beiden 1!/a
59
Augendurchmesser (ohne Ausschnitt).!) Der Umriss des Kopfes verhält
sich fast genau wie bei Lor. lima, dessgleichen die Kopfschilder, nur
sind die Kiele an dem medianen Oceipital- und den folgenden 2 Prae-
dorsalschildern blos schwach angedeutet. Der dichte Schnurrbart an
den Seitenrändern des Kopfes beginnt schon in einer Querlinie mit der
Zahnreihe des Zwischenkiefers, nämlich 1 Augendiameter von der Nasen-
spitze entfernt und reicht bis an den oberen Winkel der Kiemenspalte.
Er besteht aus weisslichen borstenähnlichen dünnen Dornen mit feiner
rückwärts gekrümmter Spitze, die wie bei Zor. barbata und den Ancistrus-
Arten quer aufstellbar sind. In der Mitte ist dieser Schnurrbart am dich-
testen und längsten, und hiedurch erscheint der Querdurchmesser des
Kopfes in der Augengegend breiter als am Hinterhaupte, da hier die Borsten
wieder kürzer werden. Der Bart greift auch an die Unterseite viel
weiter über als bei Lor. barbata Kn. und stösst unmittelbar an die Eck-
barteln an. Die Mitte der Nasenspitze bleibt nackt. — Das vordere
Lippensegel ist kurz, das hintere gross, ungetheilt, dicht mit grossen
rundlichen Papillen besetzt und am Saume ringsum mit kurzen Fransen
behängt; die sehr deutlichen Eckbarteln erscheinen gleichfalls durch
Papillen zottig. In jeder Kieferhälfte stehen beiläufig 10—11 gablig
getheilte Zähne von mässiger Grösse.
Die Zahl der Flossenstrahlen ist dieselbe wie bei andern Loricarien.
Die Dorsale beginnt genau im 2. Drittel der Körperlänge und unter ihr
stehen die Bauchflossen, welche bis zur Anale zurückreichen. Die
Strahlen von allen 3 genannten Flossen sind fast gleich lang und zwar
von ?/s Kopfeslänge. Die Brustflossen dagegen sind kürzer und reichen
nur bis zur Einlenkung der Ventralen; ihr 1. verdickter, aber an der
Spitze noch biegsamer Strahl ist gleich den folgenden an der Oberseite
dicht mit einem Pelze nach vorne gekrümmter dünner Haken besetzt.
Die längsten Strahlen der kleinen, schief abgestutzten Caudale messen
nicht !/s der Totallänge, ihr oberer Rand- oder Hauptstrahl ist ein fast
1) Bei dem trockenen Originalexemplare weichen diese Maassverhältnisse in folgender
Weise ab: Körperlänge zur Kopflänge wie 4/2:1, Stirnbreite zwischen den Augen 2, Ab-
stand derselben von der Schnauzenspitze 5, vom vorderen Rande der Nasengrube 2 Augen-
diameter. Diese Differenzen dürften allerdings schwer blos aus dem Erhaltungszustande
zu erklären sein.
g*
60
eben so dicker Knochenstrahl wie bei der vorigen Art, läuft aber gleich-
wohl in eine weiche biegsame Spitze aus, die sich nicht fadig zu ver-
längern scheint. — Die Beschildung des Rumpfes verhält sich wie
bei Lor. uracantha. Längs 15—15 Seitenschildern erstreckt sich der
getrennte doppelte Kiel, der dann an eben so vielen (15—13) folgenden
Schildern einfach erscheint. Zwischen der Rücken- und Schwanzflosse
liegen 17—19, zwischen letzterer und der Anale 16—17 Schilder; die
3 seitlichen Stützschilder der Caudale sind kurz, das mittlere am kleinsten.
Ein kleiner aber deutlicher Porus pectoralis ist vorhanden.
Färbung. Die Grundfärbung wie gewöhnlich; 2—3 dunkle Quer-
binden zwischen der Dorsale und Caudale wie auch schwarze Flecken
an den Flossen sind, obwohl nicht deutlich abgegränzt, hier gleichfalls
wie bei der vorigen Art erkennbar.
Totallänge des grössten Exemplares 7’.
Von der zweiten Gruppe der Loricaten, den Hypostomiden, liegen
uns 2 Arten vor, und zwar 1 Hypostomus in 3 Exemplaren aus Neu-
Granada und 1 Ancistrus aus dem Rio Chagres. Ersterer stimmt zwar
mit keiner bekannten Art völlig genau und stellt eine vermittelnde
Form dar zwischen den hochköpfigeu Arten mit zugespitzter Schnauze
und den flacheren mit schwach gekielten Kopfschildern und breiter ab-
gerundeter Schnauze. Doch glauben wir ihn nur als Varietät von Hyp.
plecostomus GC. V. ansehen zu dürfen, da er jedenfalls dieser weit ver-
breiteten Art zunächst steht und nur in solchen Verhältnissen abweicht,
die auch bei verschiedenen Individuen anderer anerkannter Species oft
nicht unbedeutend schwanken und von denen wir die bemerkens-
wertheren hervorheben wollen.
Der Kopf erscheint bei unseren Exemplaren etwas niederer, da so-
wohl der mediane Occipitalkiel, wie auch die seitlichen temporalen
Kiele weniger scharf sind. Stellung und Durchmesser der Augen verhalten
sich bei den 2 kleineren Individuen genau wie bei »plecostomus, bei dem
grössten dagegen sind sie etwas kleiner und mehr als 4 Diameter von
der Nasenspitze entfernt. Bedeutender erscheint aber die breitere Mund-
spalte und demnach auch die grössere Zahl der Zähne in jeder Kiefer-
61
hälfte, die hier durchschnittlich 40 beiderseits beträgt, während Cuvier
und Valenciennes beiläufig 30 für plecostomus angeben und in der Ab-
handlung: ‚die Hypostomiden von Kner“ (Denkschriften der kaiser-
lichen Akademie VII. Bd. 1854, pag. 14) nur von 16—18 aufrecht
stehenden Zähnen in jeder Kieferhälfte gesprochen wird. Die Differenz
in diesen Angaben ist so gross, dass man versucht sein könnte, in un-
seren Exemplaren aus Neu-Granada etwa den Hyp. auroguttatus Natt.
Heck. zu vermuthen. Doch unterscheidet sich dieser ganz bestimmt
durch eine noch breitere und vorne kreisrunde Schnauze, gänzlichen
Mangel von Kielen am Kopfe, sehr schwachen längs der Seiten, völlig
abweichende Färbung und endlich durch noch viel längere Kieferstücke
in deren jedem über 60 Zähne stecken. Das Bedenken, welches durch
die Differenz in der Zahlenangabe der Zähne gegen die Deutung unserer
fraglichen Exemplare als Hyp. plecostomus sich aufdrängt, verliert jedoch
viel von seinem Gewichte, wenn man erwägt, dass die beweglichen
dünnen Zähne der Hypostomiden überhaupt theils leicht ausfallen, theils in
den vertieften Kiefern verborgen liegen und von denen daher bald einige
Zähne mehr, bald weniger in die Augen fallen. Unter solchen Umständen
dürfte es wohl nicht räthlich sein, die grössere oder kleinere Zahl von
Zähnen allein als Unterscheidungsmerkmal von Arten zu benützen. An-
dere verlässliche Anhaltspunkte, um unsere Exemplare von plecostomus zu
trennen, vermögen wir aber nicht aufzufinden. (Vergleiche übrigens das
in der citirten Abhandlung auf Seite 13 Eingangs der Beschreibung von
Hyp. plecostomus Gesagte.)
Der 2. uns vorliegende Hypostomide entspricht ohne Zweifel dem
Ancistrus (Hypostomus) cirrhosus und kann höchstens als Varietät des-
selben angesehen werden, indem er in allen Zahlen- und Maassver-
hältnissen übereinstimmt, mit alleiniger Ausnahme der dem Auge etwas
näher gelegenen Narinen, deren Abstand bei A. cörrhosus aus dem Rio
branco und Gnapore meist 1Y2, hier aber nur 1 Augendurchmesser be-
trägt (bei Anc. Karsteni Kröy. blos !/a Diameter). — Das Unicum ist
ein erwachsenes Männchen.
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Ueber die
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Ein Beitrag zur Zoogeographie Amerika’s
von
Prof. Moritz Wagner.
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Ueber die
hydrographischen Verhältnisse und das Vorkommen
der
Süsswasserfische
in den
Staaten Panama und Eeuador.
«Ein Beitrag zur Thiergeographie Amerika’s
von
Dr. Moritz Wagner.
Als der unbekannteste Theil von Mittelamerika sowohl hinsichtlich
der Geographie und Ethnographie als der beschreibenden Naturgeschichte
wurde noch vor wenigen Jahren das schmalste Land des Welttheils,
jener langgestreckte Isthmus, bezeichnet, welcher von der Nordgrenze
der Provinz Choco bis zur Südgrenze des Staates Costarica, zwischen
7° und 9° N. B. und 77° und 83° W. L. v. Gr. sich ausdehnt und
das Territorium der drei Provinzen Darien, Panama und Veragua um-
fasst. Von ihren Binnengegenden bemerkte Humboldt: dass sie noch
eben so wenig durchforscht seien wie das Innere von Afrika und
Patagonien. Die Flora dieses Isthmusgebietes, dessen Flächeninhalt auf
1465 deutsche Quadratmeilen geschätzt wird, also etwas grösser ist,
wie der des Königreichs Bayern, ist zwar seitdem sporadisch durch den
verdienstvollen Botaniker Dr. Berthold Seemann, den Begleiter der
brittischen Herald-Expedition, untersucht worden; doch beschränkten
sich seine Excursionen nur auf wenige Punkte der Südseeküste und der
Abh. d. II. Cl.d. k. Ak. d. Wiss. X. Bd. I. Abth. I
66
Cordillere von Veragua. Die Fauna war ganz unerforscht geblieben.
Mein dortiger einjähriger Aufenthalt hatte den besonderen Zweck, neben
einigen hypsometrischen und geögnostischen Arbeiten, welche in den
noch unexplorirten Gebirgsgegenden einigen Nutzen für die physikalische
Geographie versprachen, auch über das Thier- und Pflanzenreich des
Isthmus und deren geographischen Zusammenhang mit den Faunen und
Floren von Südamerika einerseits, von Costarica und Guatemala ander-
seits, so umfassende Beobachtungen anzustellen, als die ausserordentlich
grossen Hindernisse von Seiten des Klima’s, der Bodenbeschaffenheit und
der Bevölkerung gestatten würden.
Die Sammlungen aus den verschiedenen Thierklassen, welche ich
von dort an die zoologisch-zootomische Staatssammlung in München
einsandte, sind ebenso wie die früher während der Jahre 1853 und 1854
in den mittleren und nördlichen Staaten Centralamerika’s von mir ge-
sammelten Wirbelthiere, Insekten und Conchylien seitdem verschiedenen
kenntnissreichen Specialforschern zur Einsicht und systematischen Be-
stimmung mitgetheilt worden.!) Es liegen hier vorläufig die Ergebnisse
der Untersuchung meiner ichthyologischen Ausbeute durch Herrn Professor
Rudolph Kner und Dr. Steindachner vor, denen zur nothwendigen
Vergleichung das reiche ichthyologische Material des kaiserlichen Natura-
lienkabinets in Wien zur Verfügung stand. Im Interesse der Zoogeo-
graphie Amerika’s, wie der physischen Erdkunde überhaupt, halte ich
es für angemessen, der descriptiven Abhandlung dieser ausgezeichneten
1) Die Säugethiere und Amphibien aus Costarica, unter denen verhältnissmässig ziemlich viele
neue Arten sind, hat Dr. Fitzinger in Wien bestimmt. Die Insekten, Land- und Süsswasser-
conchylien aus den nördlichen Provinzen Centralamerika’s, welche der Staatssammlung in
München einverleibt wurden, sind erst theilweise untersucht. Den Herren Cabanis, Peters,
Jan verdanken wir die systematische Bestimmung der Vögel und Amphibien aus Panama
und Ecuador. Herr Dr. Saussure in Genf hatte die Güte, die mühevolle Bestimmung der
Hymenopteren, auf deren möglichst vollständige Sammlung ich wegen der Wichtigkeit dieser
Insektenordnung für die Zoogeographie besondere Sorgfalt verwandte, zu übernehmen.
Diesem geistvollen Naturforscher, welcher Mexiko mehrere Jahre bereiste, verdanke ich
auch höchst interessante Mittheilungen über die geographische Verbreitung der. Hyme-
nopteren Amerika’s, auf welche ich in einer später folgenden Abhandlung zurückkommen werde.
Leider hat Herr Saussure über seine ichthyologische Ausbeute in Mexiko noch nichts veröffent-
licht. Die Kenntniss der dorticen Süsswasserfische wäre zur Vergleichung mit den im
Isthmus von Panama vorkommenden Formen für die Thiergeographie Amerika’s von be-
sonderem Werth.
67
Ichthyologen eine eingehende Darstellung der hydrographischen Verhält-
nisse von Panama und Ecuador und des davon abhängigen Vorkommens
der Süsswasserfauna folgen zu lassen.
Der Gebirgsbau und die Hydrographie des Isthmusstaates Panama,
der durch seine Lage und Weltstellung für die Länder- und Völker-
kunde überhaupt von unermesslicher Wichtigkeit ist, bietet auch für die
geographische Verbreitung der Organismen ein ganz besonderes Interesse
dar. Ein aufmerksamer Blick auf die Karte des westlichen Welttheils
genügt, um die Eigenthümlichkeit der horizontalen Gliederung dieses
Landes im Vergleich mit der Configuration von Nord- und Südamerika
zu würdigen. Von einem Ocean zum andern reichend nimmt der Staat
Panama den ganzen Querdurchmesser Amerika’s in dessen Centrum ein,
bildet also das verbindende Glied der beiden Continentalhälften, welche
einstmals getrennte Inseln waren.)
Tierra firme, das ‚feste Land,“ war der Name, mit welchem die spa-
nischen Geographen und Geschichtschreiber des 16. und 17. Jahrhun-
derts die drei von Columbus entdeckten Provinzen Veragua, Panama
und Darien bezeichneten, im Gegensatz zu den ‘abgetrennten Gliedern
dieses Festlandes, der Inselwelt der Antillen, welche den Spaniern ein
Jahrzehent früher bekannt geworden. Erst weitere zehn Jahre nach
der Landung von Columbus in Veragua, als der kühne Vasco Nusez
de Balboa 1513 die Cordillere von Darien überschreitend das stille
Weltmeer entdeckt hatte, erkannte man, das diese „terra firme“ nur
aus einem schmalen Isthmus bestand und den trennenden Damm von
zwei Ozeanen bildete.) Wie er die direkte Schifffahrt vom karaibischen
1) Zur näheren Einsicht in die Configuration und die hydrographischen Verhältnisse des
Isthmus von Panama und Darien verweise ich auf die Specialkarte von H. Kiepert, welche
nach der Originalkarte des Obristen Codazzi reducirt ist. Weniger genau sind in Betreff
der Gebirgszüge und Flussläufe die Karten von Dr. Authenrieth und John Baily’s:
„Map of Centralamerica.“ Von der Hydrographie der eigentlichen Landenge von Panama,
des Isthmus von San Blas und der Provinz Chiriqui (West-Veragua) geben die Specialkarten,
welche Dr. Petermann in den Jahrgängen 1861, 1862 und 1863 seiner geographischen
Mittheilungen nach den Aufnahmen von Oberst Totten und von mir veröffentlichte , ein
annähernd getreues Bild.
2) Die drei ältesten Karten der „Tierra firme“ aus dem Atlas des Vaz Dourado, welche die
kgl. bayerische Akademie der Wissenschaften nach einer im Besitze der kgl. Staatsbibliothek
zu München befindlichen Handschrift v. J. 1580 herausgegeben, stellen, obwohl etwas plump
und roh gezeichnet wie die meisten Karten des sechszehnten Jahrhunderts, die Dimensionen
9*
68
Meer zur Südsee hemmt, so setzt dieser Isthmus, der im Mittel einen
Durchmesser von 11 bis 12 geographischen Meilen hat und an- seiner
schmalsten Stelle bis fast 7 Meilen sich verengt, der Wanderung und
Vermischung der Organismen beider Meere eine Schranke, welche nur
durch zufällige Umstände überschreitbar ist.
Darwin hat in seinem inhaltreichen Werk: „über die Entstehung
der Arten“ in den verschiedenen Kapiteln, welche die geographische
Verbreitung der Thiere behandeln, unter anderm behauptet, dass die
beiden von einer schmalen Landenge getrennten Ozeanfaunen nicht eine
Art von Fisch, Weichthier oder Krustenthier gemeinsam hätten.!) Den
Beweis für diese Annahme ist der berühmte Forscher, der die Landenge
von Panama nicht selbst besucht hat, schuldig geblieben. Grössere
Sammlungen von Seethieren sind an beiden Isthmusküsten noch nicht
gemacht worden. Das Vorkommen der gleichen Süsswasserfische und
Schnecken an den Flussmündungen beider Meere, derselben Species von
Salzpflanzen an beiden Litoralgürteln und derselben Arten von strand-
laufenden Coleopteren aus den Familien der Cicindeliden und Melasomen,
welche sich niemals weit landeinwärs verbreiten, würde allein schon
hinreichend gegen diesen absoluten Ausspruch einer vollständigen Faunen-
verschiedenheit sprechen. Ich selbst habe aber am Strande beider
Ozeane zum Theil dieselben Muschelspecies gesammelt und auf den Fisch-
märkten von Aspinwall und Panama, also an beiden entgegengesetzten
Küsten, auch einige wenige Fischarten von unzweifelhafter Identität
bemerkt, denen die Eingebornen dieselben Namen gaben. Eine absolute
Artentrennung beider Meeresfaunen, die doch nur eine verhältnissmässig
schmale und niedere Schranke scheidet, wäre auch mit anderen Angaben
Darwin’s hinsichtlich der zufälligen Verbreitungsmittel, deren sich die
Natur bedient, in schroffem Widerspruch. Jene Angabe ist also nur für
Centralamerika’s bereits mit einer vergleichweise annähernden Richtigkeit dar. Die Ver-
engung des Continents westlich vom Golf von Uraba und die damit verbundene schroffe
Aenderung der Küstenrichtung beider Ozeane ist auf diesen Karten bereits sehr bestimmt
angegeben. Dagegen ist die Bewässerung der Binnengegenden, welche den spanischen
Eroberern damals bekannter sein mussten als den jetzigen Bewohnern, in diesen Karten
ganz vernachlässigt. Denselben Mangel zeigt die Karte Herrera’s vom Ende des sechszehnten
Jahrhunderts, welche seiner: „Descripeion de la Audiencia de Panama‘ beigefügt ist.
1) Ch. Darwin: über die Entstehung der Arten im Thier- und Pflanzenreich S. 355.
69
die Seethiere an den Küsten von Guiana und Brasilien einerseits, von
Peru und Bolivia anderseits, wo der südamerikanische Continent in seiner
grössten Breite zwischen den beiden Ozeanen sich einkeilt, sicher erwiesen,
nicht aber für die noch zu wenig erforschten Meeresfaunen an beiden
Isthmusküsten.
Wenn es aber auch nach meinen eigenen Beobachtungen unzweifel-
haft ist, dass wenigstens die grosse Mehrzahl der Thiere im Golf von
Panama von denen des karaibischen Meeres specifisch ebenso verschieden
ist, wie die Fische und Weichthiere des rothen Meeres von denen des
Mittelmeeres abweichen, und dass die Hauptursache dieser räumlichen
Abgrenzung beider Ozeanfaunen in dem trennenden Damm der Land-
enge liegt, so hat letzterer die Natur dagegen für die terrestrischen
Organismen eine entgegengesetzte Rolle zugetheilt. Für die Wanderung
der Landthiere und Landpflanzen war der Isthmus von Panama und
Darien offenbar die einzige vermittelnde Hauptstrasse zwischen beiden
Continentalhälften, die verbindende Brücke, auf der sich die Arten von
Nord nach Süd und in umgekehrter Richtung durch Migration verbrei-
teten. Den Organismen des Süsswassers aber setzte die eigenthümliche
vertikale Gliederung des Landes, die dessen hydrographische Verhält-
‚nisse bestimmte, eine nur theilweise überschreitbare Schranke, welche
genügte, um für die Mehrzahl der hier vorkommenden Flussfischarten
eine bestimmte Verbreitungsgrenze gegen die Flussgebiete Südamerika’s
zu ziehen.
Bevor ich in eine Skizze der Oberflächengestalt des Isthmus ein-
. gehe, mögen mir über die Ursachen, wesshalb dieser wichtigste Theil
des tropischen Amerika für die beschreibende Naturgeschichte so lange eine
„terra incognita“ geblieben, einige eingehende Bemerkungen gestattet sein.
Als Winke und Warnungen haben dieselben vielleicht für künftige Rei-
sende, welche die Natur dieses höchst interessanten Landes studieren
und als Sammler seine reichen Schätze ausbeuten wollen, einigen Werth.
Klimatische Einwirkungen haben zweifelsohne sammelnde Forscher
am meisten von einer Exploration dieser Provinzen abgeschreckt. Einige
muthige Männer, welche den Gefahren trotzten, wurden nach kurzem
Aufenthalt ein Opfer ihres Eifers. Das Klima des Isthmus stand schon
seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts, wo die Gefährten von Diego
70
de Nicuesa und Rodrigo Colmenares!) und ihre Nachfolger unter Pe-
drarias Davila, angezogen durch Columbus’ und Balboa’s ?) übertriebene
Schilderungen von der Schönheit und dem Goldreiehthum dieser Länder,
sich hier niederliessen und zu Tausenden hinsiechten, bis auf die neueste
Zeit, wo der Bau der Panamaeisenbahn vielen Hunderten von arbeitenden
Europäern, Chinesen und Kulis das Leben kostete, im übelsten Ruf. Mag
die abschreckende Schilderung, welche die spanischen Geometer Don Jorge
Juan und Don Antonio Ulloa in ihrem berühmten Werk?) vom Klima des
Isthmus machten, auch Uebertreibungen enthalten, richtig ist jedenfalls
ihre Bemerkung: die nächste Wirkung dieses Klima’s sei, die Kräfte des
Europäers zu verzehren. Namentlich wurde der schöne von Columbus
entdeckte Hafen Portobelo, welcher zur Zeit des Galionenverkehrs für
die Ausfuhr der edlen Metalle Südamerika’s eine grosse Wichtigkeit
hatte, als „Sepultura de los Europeos‘“ schreckhaft bezeichnet.*) That-
sache ist, dass kein Abkömmling der weissen Race diesen verderblichen
klimatischen Einflüssen ganz entgeht, die selbst für die Blendlinge der
afrikanischen und amerikanischen Race nicht ohne Nachtheil sind.
Wer hier auf einer pflanzenüppigen Erde in heissfeuchter Luft bei
einer mittleren Jahrestemperatur von + 26° C. den giftigen Miasmen
der Tiefregion nicht erliegt, fühlt doch bald ihre schädliche Wirkung.
Die französischen Akademiker La Condamine und Bouguer, welche
in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhundert die Landenge durchkreuzten,
um in der Aequatorialzone ihre Gradmessungen auszuführen, fühlten
sich von der Hitze so angegriffen, dass sie nicht einmal eine Höhen-
messung der Wasserscheide zwischen beiden ÖOzeanen vollzogen, eine
unverzeihliche Nachlässigkeit, wenn man die hohe Wichtigkeit dieser
hypsometrischen Frage für die Geographie und den Weltverkehr be-
denkt.) Oberst Lloyd im Auftrage Bolivar’s (1829) und der Ingenieur
1) S. P. Martyr „De rebus oceanicis et novo orbe‘“ (1574 Cöln) lib. X. und Pascual de Anda-
goya: „ Establiciementos de los Espanoles en el Darien.“
2) S. Las Casas II. Cap. 25. Historia del Almirante Cap. 95 und die Briefe von Vasco Nunez
de Balboa an König Ferdinand in der Sammlung von Navarrete, Arch. de Ind. de Sevilla 1. 7.
3) „Noticias secretas de America“ Cap. II.
4) 5. I. E. Wappaeus, Handbuch der Geographie und Statistik S. 377.
5) In La Condamine’s „Journal du voyage fait par ordre du Roi ä l’Equateur“‘ (Paris 1751)
findet sich Seite 8 und 10 die umständliche Schilderung der Reise durch den Isthmus und
1
Napoleon Garella im Auftrage der französischen Regierung (1844)
führten einige derartige Messungen aus, flohen aber schon nach einem
Aufenthalt von einigen Monaten ein Land, dessen Klima ihre Thätigkeit
lähmte und ihr Leben gefährdete.) Der Botaniker Edmonston, welcher
die brittische Expedition des Schiffes Herald begleitete und einige Theile
des Isthmus explorirte, erlag an der Küste von Choco dem Fieber (1846).
Dr. Graham, ein amerikanischer Botaniker, der auch Darien bereiste,
starb (1849) in Chagres nach wenigen Wochen. Der im Auftrage einer Ge-
sellschaft brittischer Zoologen nach dem Isthmus geschickte ornitholo-
gische Sammler Damiano Floresi starb nach.Gould’s Mittheilung schon
nach wenigen Tagen seines Aufenthalts in dem ‚„Pestilenzland von Panama.“
Straın mit seinen Gefährten erlag bei seiner Ueberschreitung der
Landenge von Darien zwischen der Caledonia-Bay und dem Golf von
San Miguel (1854) dem Hunger und der Erschöpfung. ?) Nur der
längere Zeit dort verweilende Botaniker Warscewicz aus Krakau (1845)
und der verdienstvolle Reisende Dr. Berthold Seemann, Edmonston’s
Nachfolger der Herald-Expedition (1847), kamen mit dem Leben davon,
weil ihre Excursionen sich auf den minder ungesunden, aber auch
pflanzenärmeren Theil an der pacifischen Abdachung beschränkten.
‘ Nach kurzem Verweilen in der dortigen Tiefregion suchten beide Sammler
die höheren Terrassen der Cordillere von Veragua auf, wo sie Gesundheit
und Kräfte wieder herstellten. Dr. Seemann’s Herbarium und die von
ihm publicirten Pflanzenbeschreibungen bilden den einzigen Beitrag, den
wir bis jetzt über die Flora des Isthmus von Panama besitzen.”) Leider
ist in seinem Werk die geographische Vertheilung der Vegetation un-
berücksichtigt geblieben.
Andere Ursachen, welche reisende Naturforscher von einer Explo-
ration des Isthmusgebietes abschreckten, waren: die schwierige Zugäng-
des anderthalbmonatlichen Aufenthalts in Panama. Die beiden französischen Akademiker
waren mit den besten Instrumenten ausgestattet, schienen aber von der Wichtigkeit einer
Kenntniss der Höhe des Scheitelpunktes zwischen beiden Ozeanen nicht einmal eine Ahnung
zu haben.
1) S. Zeitschrift für allgemeine Erdkunde. Neue Folge 2ter Band S. 521 u. ff.
2) S. Strain’s Zug durch den Isthmus von Darien im 2ten Band der Zeitschrift für allgemeine
Erdkunde S. 567. i
3) The Botany of the voyage of. H. M. S. Herald during the years 1845—1851 by Berthold
Seemann.
72
lichkeit der waldbedeckten Binnengegenden, der Mangel an grossen
schiffbaren Flussgebieten und der bösartige Charakter der farbigen Be-
völkerung. Dazu kam noch die enorme Theuerung aller Bedürfnisse,
namentlich der Transportmittel. Seit der Entdeckung der Goldminen
Californiens und dem Zuge von vielen tausend Emigranten durch die
Landenge, hat diese Theuerung noch zugenommen.
Diese Gründe erklären die äusserst unzureichende geographische
und naturhistorische Kenntniss des Isthmusgebietes. A. v. Humboldt’s
dringender Wunsch und Rath an die geographischen Gesellschaften von
London und Nordamerika: die dortigen Untersuchungen vor Allem mit
einer geodätischen und hypsometrischen Aufnahme des ganzen Längen-
profils von der Provinz Choco bis Costarica anzufangen,!) wurde schon
wegen des sehr bedeutenden Kostenaufwandes nie ausgeführt. Man
hätte dazu einen gangbaren Pfad über die ganze Kammhöhe der Cor-
dillere von Darien, Veragua und Chiriqui bahnen müssen.
Die Hindernisse, welche der üppige tropische Waldwuchs in dieser
Region, wo während des ganzen Jahres tägliche Regengüsse fallen, jeder
Ortsbewegung entgegengesetzt, hat schon im 16. Jahrhundert der Jesuit
Joseph Acosta, der erste Naturbeobachter des amerikanischen Fest-
landes, eingehend geschildert.) Diese Schwierigkeiten sind heute noch
grösser, wie zu jener Zeit, wo wenigstens theilweise die alten Fusspfade
noch existirten, welche den Verkehr zwischen den halb civilisirten In-
dianerstämmen vermittelten. Die damals noch in grosser Zahl das Land
bewohnenden Eingebornen der terra firme sind schon im 16. Jahrhundert
durch die spanischen Verheerungen und Misshandlungen zum grössten
Theil verschwunden.
Die republikanische Freiheit, welche hier dem Sturze der spanischen
Herrschaft folgte, hat den Charakter der Bewohner, besonders der zahl-
reichen Neger und ihrer Blendlinge, die das heisse Klima noch am
1) S. A. v. Humholdt’s: Erläuterungen und Zusätze zu den „Ansichten der Natur‘ (1849)
S. 391.
2)_J. Acosta „historia natural de las Indias.“ Er versichert dort, allerdings nicht ohne Ueber-
treibung, dass einer seiner Brüder von der Ansiedlung Nombre de Dios nach Panama vier-
zehn volle Tage durch den Urwald wanderte „ohne bei der äussersten Dichtigkeit der
Vegetation die Erde zu berühren oder die Sonne zu sehen, wenn er nicht die Baumwipfel
bestieg.“
75
besten vertragen, auf das tiefste verdorben. Die Folgen des kalifornischen
Transits, der Bau der interozeanischen Eisenbahn und die Leichtigkeit
des Geldgewinns kamen seit einem Jahrzehent dazu, die allgemeine De-
moralisation zu steigern. Zur Lichtung des Urwaldpfades, zum Tragen
des Gepäckes kann der Reisende die farbigen Einwohner nicht entbehren,
aber sie sind arbeitsscheu, frech, diebisch, unzuverlässig in der Gefahr
— für den wandernden Naturforscher, der sie für hohen Taglohn dingen
muss, daher mehr eine Plage als eine Hülfe.!)
Aus diesen Ursachen wird man begreifen, wesshalb die Geozoologie
Amerika’s gerade in diesem schmalsten Theil des Welttheils ihre brei-
teste Lücke offenbart. Professor Schmarda hat in seinem fleissig ge-
arbeiteten Werke über ‚die geographische Verbreitung der Thiere‘‘ hin-
sichtlich des Charakters der Fauna des eigentlichen Centralamerika fast
nichts bemerkt, eben weil ihm jede Quelle darüber fehlte.?) Dass er
dabei die Antillenfauna nach Mittelamerika gezogen, ist ein geographischer
Missgriff, denn die Fauna der westindischen Inseln theilt mit der Thier-
welt des Festlandes keineswegs den specifischen Charakter. Von den
Süsswasserfischen der Insel Cuba z. B. reicht nicht Eine Art nach Pa-
nama hinüber, und umgekehrt kommen hier nur Arten und selbst einige
Gattungen vor, diein den Antillen gänzlich fehlen. Derselbe Fall wieder-
holt sich vergleichweise bei allen Thierklassen, denen eine geringe Orts-
bewegung eigen ist, z. B. bei den Skorpionen. und Landschnecken.
In dem vortrefflichen Aufsatz, welchen Andreas Wagner über die
geographische Verbreitung der Säugethiere in den Abhandlungen der
Akademie veröffentlichte,?) ist fast von keiner südamerikanischen Art die
1) Um z. B. nur einige Blüthen der „flor del espiritu santo“ (Peristeria alata), jener wunder-
baren Orchidee, welche nur in den Sumpfgegenden von Gatun vorkommt, sich zu ver-
schaffen, muss man dem Neger der sie holt, mindestens einen Piaster bezahlen. Jeder Fluss-
fisch, den ich mir in den Binnengegenden des Landes verschaffte, kostete mich mit Ein-
schluss von Weingeist und Transport im Durchschnitt 3 Pesos (15 Frances). So viele seltene
neue Pflanzen und Thierarten auch noch jetzt das waldbedeckte Innere des Isthmus bergen
mag, so wird doch kein reisender Naturforscher hoffen dürfen, durch den Geldwerth der
gesammelten Objecte auch nur die Hälfte der enormen Kosten zu decken.
„Die geographische Verbreitung der Thiere“ von Ludwig K.’Schmarda (Wien 1853) enthält
S. 324—331 Bemerkungen über Mittelamerika, die sich weder auf den Isthmus von Panama
noch auf die fünf Republiken im eigentlichen Centralamerika beziehen. Selbst hinsichtlich
der Fischfauna der Antillen bemerkt Schmarda (S. 328): „meine Daten darüber sind so
gering, dass es gewagt erscheinen würde, etwas Bestimmtes darüber zu sagen.“
3) Abhandlungen der k. bayer. Akademie der Wissenschaften, Jahrg. 1844.
Abh. d. II. C1.d.k. Ak.d. Wiss. X. Bd. I. Abth. 10
2
De
74
nördliche Grenze ihres Vorkommens gegen ÜCentralamerika, sowie die
südliche Grenze der mexikanischen Arten gegen Guatemala mit Schärfe
und Bestimmtheit angegeben, weil bei dem Mangel an Beobachtungen
jede sichere Thatsache darüber fehlte. Gould hat in seiner grossen
Monographie der Trochiliden nur die wenigen Arten beschrieben, die
ihm Warscewiez und Floresi vom Isthmus zugeschickt hatten. Er fügt die
Bemerkung bei: das Innere des Staates Panama sei in ornithologischer
Beziehung noch eine vollkommene „terra incognita“. In den ornitholo-
gischen Werken von Swainson, Gray, Bonaparte sind nur wenige
eigenthümliche Vogelarten von Centralamerika, keine Art aus dem eigent-
lichen Isthmus angeführt. Dieselbe Lücke zeigt sich in Betreff der
Amphibien. In dem grossen Amphibienwerk von Dumeril und Bibron,
welches so viele Arten aus den verschiedensten Ländern beschreibt,
fehlt jede Angabe über die Erpetologie Centralamerika’s. Cuvier, der
im Prospektus seines berühmten mit Valenciennes gemeinsam bearbei-
teten Werkes „histoire naturelle des poissons‘ eine geographische Ueber-
sicht des bedeutenden ichthyologischen Materials gibt, das ihm durch
reichhaltige Zusendungen aus allen Weltgegenden geliefert wurde, macht
von den Süsswasserfischen Centralamerika’s keine Erwähnung. Dieselbe
zoogeographische Lücke zeigt der Günther’sche Catalog der Fische des
brittischen Museums.!) Auch in den verschiedenen ichthyologischen
Werken und Abhandlungen von Müller und Troschel, Kner, Agassiz,
de Kay, Storer, Gill, Hoolbrock, Poey etc. ete., welche amerikanische
Fischarten beschrieben, fehlt jede vergleichende Angabe hinsichtlich des
Uebergangs und Zusammenhangs der Süsswasserfaunen von Südamerika
mit denen von Mexico und Nordamerika durch den Isthmus von Panama.
Die geographische Verbreitung der Süsswasserfische zeigt nach der
Ausdehnung und Abgrenzung der Flusssysteme bald grosse und weite,
bald auch ziemlich eng geschlossene Bezirke mit scharf bestimmten
Grenzen für die einzelnen Arten. In der Regel aber ist die fluviatile
Fauna von der Oberflächengestalt des Bodens, welche die Form, Aus-
dehnung und Richtung der Flussgebiete bestimmt, abhängiger als die der
meisten Landthierordnungen. Ausnahmen von sporadischem Vorkommen
1) Dr. A. Günther: Catalogue of the Acanthopterygian Fishes of the collection of the british
Museum. London: 1859.
75
identischer Fischarten ohne allen geographischen Zusammenhang in weit
von einander getrennten Flusssystemen sind selten und dann immer aus
natürlichen Ursachen zu erklären. Grössere Inseln, die von breiten und
tiefen Meeren umgeben sind, wie Japan, Neu-Seeland, Madagascar, haben
durchaus eigenthümliche Fischarten. Schroff ansteigende Hochgebirge,
oder grosse dazwischen liegende Wüsten, welche die einzelnen Fluss-
gebiete trennen, scheiden gleichfalls die Arten, doch nicht so vollständig
wie breite Meere.) Man kann als eine allgemeine Thatsache annehmen:
dass, je abgeschlossener ein Flussgebiet durch die Oberflächenform der
umgebenden Landschaft, oder je unübersteiglicher die Scheidewand ist,
welche es von anderen Flussgebieten trennt, desto eigenthümlicher sind
in der Regel die darin vorkommenden Thierarten.?) In Gegenden aber,
wo trotz der dazwischen liegenden Landschwellen oder Meere zwei ver-
1) So z.B. sind die westlichen Alpen und die Centralalpen der Schweiz und Tyrols eine wahre
Scheidegrenze für die Arten und selbst für manche Gattungen von Flussfischen, wie noch
neuerdings Professor Dr. Kner in seiner Darstellung der geographischen Vertheilung der
Süsswasserfische Oesterreichs nachgewiesen hat. Der Po und die Etsch, deren Quellen von
denen des Rheins und des Inns nur durch Zwischenräume von geringer Breite, aber durch
einen schroffen alpinen Höhenkamm getrennt sind, zeigen hinsichtlich der Fischfauna eine
grössere Verschiedenheit von den letztgenannten Flüssen, als z. B. der Rhein von der
Donau und selbst vom Dniester und Pruth. Der Kaukasus trennt die Fischarten des Kuban
und Tereck von denen des Kur und Araxes ebenso vollständig, wie die Insekten und Land-
schnecken von Cis- und Trans-Kaukasien. Sämmtliche Fischarten, welche ich i. J. 1844
in Transkaukasien sammelte, sind von den europäischen Arten verschieden. Dagegen haben
die Flüsse Kleinasiens und Armeniens an ihren nördlichen Gehängen dieselben Fischarten
wie das östliche Europa, während das Flussgebiet des Euphrat an der Südseite der arme-
nischen Gebirge nach der Untersuchung der ichthyologischen Sammlungen Kotschy’s durch
Dr. Heckel in Mehrzahl ganz verschiedene Species besitzt. Erstere bemerkenswerthe That-
sache zeugt für den einstigen Zusammenhang Europa’s und Asiens am Bosporus ebenso
entschieden wie die geognostische Untersuchung der Meerenge. Das Vorkommen von Ver-
tretern der Characinen, einer für Afrika und Amerika charakteristischen Fischfamilie, in
den Flüssen Spaniens, lässt ebenso wie das Vorkommen anderer charakteristischer Thier-
formen, die im übrigen Europa nicht auftreten, z. B. einer Affenart auf den Felsen von
Gibraltar, des Ohamäleons, einer Amphisbaena, verschiedener Arten der Arachnidengattung
Androctonus, der Käfergattung Sepidium und besonders vieler identischer Helix-Arten auf
einen früheren Zusammenhang Spaniens und Nordafrika’s schliessen, bevor der spaltenartige
Durchbruch der „Säulen des Herkules‘ erfolgte und durch Erosion erweitert wurde.
2) Sehr auffallend zeigt sich diess z.B. bei den Fischen des Flusses Herirud in Persien, welcher
Zuflüsse aus den nordöstlichen Gebirgen Persiens empfängt, aber weder das Meer noch den
Binnensee von Tuschak erreicht, da allsein Wasser durch die künstlichen Bewässerungskanäle
in dem trockenen Land aufgebraucht wird. Nach den Untersuchungen des Grafen Keyserling,
welcher die russische wissenschaftliche Commission nach Herat begleitete, hat der Herirud durch-
aus eigenthümliche Fischarten, welche sich ganz auf die Familie der Oyprinen beschränken.
19*
76
schiedene Stromgebiete in grösseren Entfernungen von den gleichen
Arten bevölkert sind, lassen sich in den meisten Fällen auch gewichtige
geologische Gründe auffinden, die für einen früheren Zusammenhang der
jetzt getrennten Flussgebiete und für eine beträchtliche Aenderung der
Niveauverhältnisse während der jüngeren geologischen Perioden sprechen.
Einige Ausnahmsfälle, wo es überaus schwer ist, das sporadische Vor-
kommen von identischen Fischarten nach der Theorie: dass jede Art
ursprünglich von einem gemeinsamen Mittelpunkt ausgegangen, zu er-
klären, kommen allerdings vor. Die Ursachen solcher Anomalien liegen
jedoch wie Darwin richtig bemerkt, höchst wahrscheinlich sowohl in
früheren öfters wiederholten Veränderungen der Erdoberfläche, als auch
in zufälligen Verschleppungen der befruchteten Eier durch die ver-
schiedenartigen Transportmittel, über welche die Natur mittelst Strömun-
gen, Stürmen, Wasservögeln etc. verfügt.
Wenn wir den Gebirgsbau sowie die Richtung und Ausdehnung der
Flussläufe in den Provinzen Darien, Panama, Veragua mit dem davon
völlig verschiedenen Charakter der vertikalen Gliederung und der hydro-
graphischen Systeme Südamerika’s vergleichen, so ist die Eigenthüm-
lichkeit der Süsswasserfauna jener Provinzen vollkommen begreiflich.
Ebenso erklären sie durch die plötzliche schroffe Aenderung in der Ober-
Nächenform des Isthmus zwischen der Sierra del Penon grande und der
Sierra Trinidad, wo in einer Länge von sieben geographischen Meilen
die Gebirgskette verschwindet und durch niedrige Hügelgruppen (Cerros)
ersetzt wird, die in Amerika bis jetzt einzig dastehende Thatsache:
einer theilweise vorkommenden Identität der Flussfischarten auf beiden
entgegengesetzten Gehängen der Wasserscheide.. Vor der Untersuchung
meiner ichthyologischen Ausbeute durch Dr. Kner war kein Fall bekannt,
der das Vorkommen der gleichen Fischarten an den Flussmün-
dungen beider Ozeanküsten nachwies.
Die Cordillere von Darien, welche von der Sierra del Sol unter
8° N. B. und 79° 30m W. L. v. P. bis zu den Altos de Maria Enrique
unter 9° 26m N. B. 81° 35m W.L. ununterbrochen von Ost nach West
streichend fortsetzt, bildet für sich ein von den südamerikanischen Cor-
dilleras de los Andes getrenntes selbstständiges Gebirgssystem.!)
1) Ich habe diese geographische Thatsache, welche mit den älteren Ansichten Humboldt’s,
77T
Die Hydrographie zeigt mit der schroffen Umgestaltung in der
horizontalen und vertikalen Configuration des Welttheils aus einem
breiten von mächtigen Hochgebirgen durchzogenen Continent in einen
schmalen und relativ niedrigen Isthmus sehr veränderte Verhältnisse.
Die ausgedehnten Flussnetze, die grossen Stromgebiete Südamerika’s,
welche noch in der Provinz Choco an dem wasserreichen Rio Atrato
einen majestätischen Repräsentanten aufweisen, verschwinden selbst an
der atlantischen Seite.
Es zeigt sich in Darien und Veragua sogar eine auffallende Ano-
malie gegen die hydrographischen Verhältnisse aller übrigen Länder
Amerika’s, indem die in den atlantischen Ozean mündenden Flüsse einen
beträchtlich kürzeren Lauf haben, minder wasserreich und für die Schiff-
fahrt ungünstiger sind, als die Flüsse der pacifischen Abdachung.
Von dem hydrographischen System des Rio Atrato und seinen süd-
westlichen Confluenten sind die Höhenzüge geschieden, welche in der
von Kiepert veröffentlichten Spezialkarte des Obersten Codazzi als
Cerros de Nique und Cerros del espiritu santo bezeichnet sind. Die Er-
hebungsaxe derselben ist von 8. S. W. nach N. N. ©. gerichtet. Dieser
Höhenzug erscheint als der letzte südliche Ausläufer, welcher aus einer
Querspalte gehoben und die Parallelrichtung der Isthmuscordillere recht-
winklig schneidend im Norden an dieselbe sich anlehnt. Im Süden hat
dieses hohe Querjoch an den Altos de Espave, die wahrscheinlich von
jüngerem Ursprung sind, eine Art Fortsetzung bis gegen die Ozeanküste.
Nach der Augenschätzung der wenigen Reisenden und Goldsucher, welche
bis jetzt in die oberen Gegenden nahe der Wiege des Rio Tuira einge-
drungen sind, hat dieser transversale Höhenzug eine mittlere Kammhöhe
von etwa 2200‘, während die höchsten Gipfel bis gegen 3000’ empor-
steigen. Es sind dieselben Berge, welche Vasco Nufez de Balboa, der
Entdecker der Südsee, in seinen Briefen an König Ferdinand mit un-
geheurer Uebertreibung sowohl in Bezug auf ihre Höhe als auf ihren
der die Provinz Darien nie selbst gesehen, sondern nur nach mangelhaften Kartenzeich-
nungen kannte, sowie mit den Darstellungen der geographischen Handbücher in Wider-
spruch steht, in einer ausführlichen Abhandlung der „Berliner Zeitschrift für allgemeine
Erdkunde“ (Jahrg. 1861) nachgewiesen. Professor Wappaeus hat sich zwar gegen meine
dort angeführten Gründe ausgesprochen, ohne sie jedoch zu widerlegen.
78
Goldreichthum schildert.!) Sie waren damals stark bevölkert, sind aber
jetzt einsame Wildnisse, und gehören zu den unbekanntesten Land-
schaften des tropischen Amerika.
Für die Hydrographie von Mittelamerika und die geographische
Verbreitung der Fische, sind diese Cerros de Nique von besonderer Be-
deutung, denn sie scheiden einerseits die süssen Wasser Dariens von
den Confluenten des Rio Atrato, anderseits von den in die Südsee mün-
denden Rio Tuira und bedingen auch gleichzeitig die eigenthümliche
süd-nördliche Richtung im obern Lauf dieses Stromes und seiner Zuflüsse.
Ohne diesen trennenden transversalen Höhendamm, welcher fast den
ganzen Raum zwischen der Südsee und dem Golf von Uraba einnimmt,
würde die Flussfauna von Darien und Panama mit der des Atrato gewiss
identisch sein, während dieselbe auffallend verschieden ist, wie neuer-
dings die Sammlungen des Dr. Arthur Schott aus dem Atratothal und
die meinigen aus Panama beweisen. Sämmtliche Gewässer von den
nördlichen Gehängen der Isthmuscordillere von Darien sind nur kleine
Küstenflüsse, deren Quellen nicht über 10 Minuten eines Grades, also
kaum 3 geographische Meilen von der Mündung entfernt entspringen.
In Folge der starken Niederschläge auf der Kammhöhe sind sie gleich-
wohl verhältnissmässig wasserreich. Im obern Lauf zeigen sie den ge-
wöhnlichen Charakter der Gebirgsbäche, sind selbst für Canoes nicht
schiffbar und arm an Fischen. Von einem Mittellauf kann bei so ge-
ringer Ausdehnung keine Rede sein. Im untern Lauf sind sie höchstens
bis eine geographische Meile landeinwärts mit Kähnen fahrbar.
1) Das Schreiben, welches der Entdecker des grossen Oceans an König Ferdinand richtete
findet sich in dem aus dem Archiv de Indias en Sevilla publieirten Dokumenten und ist
aus Santa Maria am Golf von Uraba vom 20. Januar 1513 datirt. Nachdem Balboa dem
König den Reichthum der dortigen Goldminen (der einst so ergiebigen Mincn von Canas,
die man seit den Freibeutereinfällen im 17. Jahrh. nicht wieder gefunden) geschildert, schreibt
er: „estas minas son en una tierra que hay una Sierra la mas alta del mundo & parescer
y ereo que nunca se ha visto otra de tan gran altura.“ Es ist anzunehmen, dass Balboa,
die Eingebornen von denen er diese Mittheilungen erhielt, falsch verstanden hat, und dass
diese ihm von dem fernen Hochgebirge der Anden in der Provinz Cauca erzählten, welche
sie selbst nur der Sage nach kannten. Die Kette, welche das Flussgebiet des Atrato von
dem des Cauca trennt, wäre allerdings hoch genug, um die Uebertreibung eines Mannes,
der sonst in seinen Briefen nur selten absichtliche Unwahrheiten sagte, begreiflich zu
machen. Die Berge der Goldminen, welche die Flussgebiete Südamerika’s von denen Mittel-
amerika’s scheiden, hat Balboa erst auf einem seiner späteren Züge in Darien selbst besucht.
79
Die Flüsse des südlichen Abfalles haben einen wesentlich verschie-
denen Charakter. Bei den Hauptflüssen Rio Tuira und R. Chucunague
beträgt die ganze Länge des Laufes 22 bis 24 geographische Meilen,
also achtmal so viel wie die mittlere Länge der Flüsse, welche in das
karaibische Meer münden. In der Hydrographie Amerika’s ist dieses
relative Verhältniss ohne Beispiel.
Der Rio Tuira, mit welchem der Rio Chucunaque sich vereinigt,
hat sein Quellbezirk in dem bereits erwähnten Höhenrücken der Cerros
de Nique unter 7PN.B. Er nimmt bis 8° 10° eine nördliche Richtung
und biegt dann plötzlich nach Westen um. Die Höhe seines Quellgebietes,
bis zu welchem noch kein Forscher vorgedrungen, ist nicht durch Mes-
sung bekannt. Von Norden und Süden her empfängt er eine bedeutende
Zahl von Nebenflüssen. Darien und Veragua gehören überhaupt zu den
feuchtesten, wasserreichsten Landschaften, und es gibt sicher nur wenige
Länder der Erde, die auf einem so eng begrenzten Raum eine gleich
grosse Zahl von Flüssen und Bächen aufzuweisen haben.!)
Der Rio Tuira und seine Confluenten sind in ihrem oberen Laufe
wahre Gebirgsflüsse. Sie gehen meist durch enge Steilschluchten (Que-
bradas) sind bei starkem Gefälle sehr reissend, voll Stromschnellen und
rollen, besonders nach Gewitterregen, gewaltige Steinblöcke. In seinem
unteren und mittleren Lauf ist der R. Tuira bis 7 Meilen von seiner
Mündung schiffbar. Die Aufstauung durch die eindrängende Fluth des
stillen Oceans reicht hier bis 5 Meilen, im R. Bayano bis 4 Meilen von
der Mündung. Salziges Wasser aber dringt bis höchstens 2 Meilen ein
und daher halten sich auch die Flussfische hier ohne Nachtheil auf, da
die Oberfläche des Wassers nur leicht brakisch wird.
Unter 90° 30m W.L. v. P. lehnt sich ein von Süd nach Nord streichen-
des Querjoch an die Parallelkette der Isthmuscordillere an, und trennt das
Quellgebiet des Rio Chucunaque von dem des R. Bayano. Die Höhe dieses
Querjoches, welches noch kein Forscher betreten hat, wird auf nahebei 1300°
bis 1500‘ geschätzt und ist jedenfalls beträchtlich niedriger als der früher
erwähnte Höhenzug der Cerros de Nique, dem auch für die Hydrographie
1) Eine vergleichende Betrachtung der Spezialkarten von Codazzi und Authenrieth und
meiner 3 Karten des Isthmusgebietes von San Blas, der Landenge von Panama und der
Provinz West-Veragua (Chiriqui) wird jeden Geographen von dieser Thätsache überzeugen.
s0
und Geozoologie eine viel wichtigere Rolle zufällt. Der R. Chepo ist
der bedeutendste Zufluss des R. Bayano und sein oberer Lauf nähert
sich den Quellen des wichtigen R. Chagres bis auf 1'/ Meilen, dem
R. de los Madrofos der Nordseite bis auf '2 Meile. Sie entspringen
sämmtlich aus einem waldbedeckten Längenthal, dessen Inneres noch
nicht durchforscht ist. Den südlichen Rand desselben habe ich mit
meinem Freund Dr. Joseph Kratochwil während einer Reise, die wir
gemeinschaftlich in das früher noch ebenso unbekannte Gebirge von
Chepo unternahmen, genau untersucht. Dieses Längenthal war einstmals
ebenso wie die Kesselthäler von Matachin und Paraiso in der eigent-
lichen Landenge von einem Süsswassersee bedeckt, bis der Druck des
Wassers die Kette im Norden von Chepo durchbrach, dieselbe durch all-
mählige Erosion vertiefte und durch die Spalte des R. Mamoni entleerte.
Der R. Chagres, der in demselben Längenthal entspringt, nimmt
anfangs eine südwestliche Richtung, durchbricht dann im Centrum der
Landenge das kreisrunde Erhebungsthal von Matachin und wendet
sich durch deren Senkung in nordöstlicher Richtung nach dem karaibi-
schen Meer.
In der Landenge von Panama tritt dann jene merkwürdige Gebirgs-
lücke auf, welche zwischen der Sierra del Penon grande unter 81° 48°
W.L. v.P. bis zur Sierra Trinidad unter 82° 12° das niedrige Mittel-
gebirge Dariens von dem Hochgebirge Veraguas trennt und eine beträcht-
liche Depression durch das ganze Längenprofil der Erhebungsaxe des
Isthmus in einer Ausdehnung von nahezu 7 geographischen Meilen
darstellt.!)
Mit dem Verschwinden der Cordillere und der Veränderung in den
1) Die vertikale Gliederung, wie die hypsometrischen und geognostischen Verhältnisse in dem
Quer- und Längendurchschnitt der Landenge, welche Napoleon Garella nur sehr mangel-
haft beschrieben, habe ich in einem umfassenden Bericht, den ich im Jahre 1860 an die
Königl. Akademie der Wissenschaften zu erstatten die Ehre hatte, ausführlich geschildert.
Ich beziehe mich auf einen Auszug dieses Berichts, den ich in meinen „Beiträgen zu einer
physisch-geographischen Skizze des Isthmus von Panama“, dem Ergänzungshefte der „geo-
graphischen Mittheilungen von Dr. Petermann“, veröffentlichte. Die Spezialkarte, welche
dieser ausgezeichnete Geograph nach den zum grössten Theil vom Oberst Totten und dem
amerikanischen Ingenieur Trautwein, zum kleineren Theil aber von mir ausgeführten karto-
graphischen und hypsometrischen Aufnahmen, meiner Abhandlung beigefügt hat, veranschau-
licht diese Verhältnisse.
81
l
plastischen Formen des Bodens, auf welchem in der erwähnten Länge
statt eines zusammenhängenden Kettengebirges nur vulkanische Hügel-
gruppen stehen, tritt auch in den hydrographischen Verhältnissen des
Landes eine vollständige Aenderung ein. Man sieht auf der von Kiepert
herausgegebenen Spezialkarte des Obersten Codazzi, dass durch ganz
Darien von den Cerros de Nique bis zur Sierra del Penon grande alle
bedeutenderen Rinnsale des süssen Wassers den Lauf nach dem stillen
Ozean nehmen. Die nördlichen Küstengewässer haben, wie gesagt, einen
ganz kurzen Lauf, bilden keine eigentlichen Flussnetze und sind nicht
schiffbar. Hier aber zwingt die durch eigenthümliche geologische Vor-
gänge veränderte Gestalt der Oberfläche den Rio Chagres, der nach dem
Rio Bayano der wasserreichste Fluss der Provinz Panama ist, zuerst in
südlicher Richtung durch das kreisrunde Erhebungsthal von Matachin
und unterhalb Cruces, wo er sich dem stillen Ozean bis auf 3 geogra-
phische Meilen nähert, durch die Hügellücke zwischen Cerro Caravali
und Cerro Pelado in nordwestlicher Richtung nach dem karaibischen
Meer sich zu wenden. Von beiden Seiten fliessen ihm viele Confluenten zu.
Sein beträchtlichster Tributärfluss ist der Rio Trinidad, der aus der
Cordillere von Veragua kennt.
In der Provinz Veragua, deren nordöstlicher waldbedeckter Theil noch
heute in seinem Innern geographisch fast eben so unbekannt ist, wie zur
Zeit als Columbus dort die erste spanische Niederlassung am Belenflusse
gründete, ändern sich die vertikale Configuration des Landes und mit
ihr die Bewässerungsverhältnisse abermals, auffallend. Die Cerros de las
piedras, del Espav& und de la Yaya bilden die letzten isolirten Kuppen,
welche in der Depression der Landenge emporragen. Mit der Sierra
Trinidad unter 8° 54m N. B. und 79° 51m W. L. v. Gr. beginnt ein
anderes Erhebungssystem. Statt der Hügelgruppen und Kesselthäler
von Panama erscheint wieder eine regelmässige Gebirgskette, welche
höher ist und gegen Norden noch schroffer abfällt als die Isthmuscor-
dillere von Darien. In ihrer westlichen Fortsetzung geht dieselbe in
ein wirklich alpines Hochgebirge über mit einer mittleren Kammhöhe
von 4800 engl. F. während einzelne Gipfel wie der Cerro de Saniago
bis 9000‘ und der Vulkan von Chiriqui bis 11000’ emporsteigen. Krystal-
linische Schiefer und granitische Gesteine, die in der eigentlichen Land-
Abh. d.II.C1. d. k. Ak.d. Wiss. X. Bd. I. Abth. 41
82
enge durch trachytische und basaltische Gebilde ersetzt sind, kommen
wieder häufig vor und scheinen auf der Kammhöhe der Wasserscheide
sogar vorherrschend anzustehen.
Die Kamm- und Gipfellinie dieses Gebirgs nähert sich der Parallel-
richtung und zeigt erst in Westveragua (Chiriqui) einen plötzlichen Ueber-
gang in die Richtung von S. O. nach N. W. fast ühereinstimmend mit
der Cordillerenrichtung von Costarica. Beträchtliche Depressionen des
Gebirgs, tief einschneidende Passsenkungen, fehlen. Es scheint wenigstens
im östlichen und mittleren Theil der Provinz keine Aussicht vorhanden,
eine günstige Einsattelung zu entdecken, welche für eine künstliche
interozeanische Wasserverbindung einige Chancen darböte. Zwischen
den Meridianen 80 und 81 zweigt sich ein transversaler Höhenzug in
südöstlicher Richtung ab und trägt wesentlich zur Bildung der grossen
Halbinsel Azuero bei, welche weit nach Süden in den stillen Ozean
hineinragend bis zum siebenten Parallel sich erstreckt.
Die Provinz Veragua steht gleichfalls unter dem Einfluss des nord-
östlichen Passatwindes, zu dessen Wirkung während der Regenzeit die
ascendirenden feuchten Luftströmungen an der Südseeküste hinzukommen.
Sie ist ebenso wasserreich wie die Provinz Darien. Es gibt zwar kein
grösseres, weit verzweigtes, vielgestaltiges Flussnetz, dagegen eine be-
trächtliche Zahl von Gebirgs- und Küstenflüssen, die in ihrem obern
Lauf durch tief eingeschnittene Steilschluchten, die sogenannten Quebra-
das oder Barrancas abfliessen, deren Entstehung und Form Humboldt
zuerst genau schilderte. Sie stimmen in ihrer Form mit den Barrancas
der Cordillere von Mexiko, welche neuerdings Henri de Saussure in
seiner hydrologischen Skizze des östlichen Mexiko vortrefflich beschrie-
ben hat,!) wesentlich überein.
Die Flüsse der südlichen Abdachung von Veragua haben in ihrem
oberen Lauf den gewöhnlichen Charakter reissender Gebirgsflüsse. Die
Steilheit der senkrechten Barrancaswände machen das tief eingefurchte
Bett stellenweise unzugänglich. In ihrem unteren Lauf sind es Küsten-
flüsse, in deren Mündung die hier hoch ansteigende Fluth des stillen
Oceans mächtig hineindringt und das Flusswasser bis zu einer Entfer-
1) „Coup d’oeil sur P’hydrologie du Mexique‘“ par Henri de Saussure (Gen&ve 1862) mit Karte.
83
nung von 10 Seemeilen aufstaut. An den grösseren Flussmündungen
ist das süsse Wasser bis auf 4 Seemeilen landeinwärts in brakisches
Wasser: verwandelt. In der Mitte des Landes ändert der transversale
Ausläufer der Cordillere im Departement Azuero die Richtung der Flüsse,
welche von diesem Höhenzug einestheils in östlicher, anderntheils in
westlicher Richtung in das grosse Weltmeer fliessen.
Die hydrographischen Verhältnisse des westlichen Veragua (Departe-
ment Chiriqui) sind von den mittleren und östlichen Distrikten der
Provinz etwas verschieden. Ich habe solche an einem andern Orte
bereits ausführlich geschildert.!) Die meisten Gewässer fliessen in der
grösten Ausdehnung ihres Laufes durch flaches Land und nehmen mehr
den Charakter von Küstenflüssen an. In ihrem oberen Lauf sind die
Rinnsale tief eingefurcht zwischen den senkrechten Wänden von durch-
waschenem Gestein. In schäumenden Katarakten oder wild brausenden
Rapids durchströmen sie diese Barrancas. In ihrem mittlern Lauf be-
dem Eintritt in die Savanne, die sich als Längengürtel am Fuss der
Cordillere hinzieht, vermindert sich die Tiefe der Rinnsale. Bei geringem
Gefälle nehmen auch die Stromschnellen ab. Das Bett wird breiter, der
Uebergang weniger schwierig. Im Vergleich mit der atlantischen Seite
zeigt die pacifische Abdachung entschieden günstigere Verhältnisse für
die Binnenschifffahrt. An den grössten Flüssen dringt die Fluth des
Oceans 10—12 Seemeilen von der Mündung einwärts und erleichtert
die Einfahrt von Barken und selbst von Zweimastern.
Diese hohe Fluth des stillen Oceans, welche das süsse Wasser fast
bis an den Fuss der Cordillere aufstaut, hat an den grösseren Fluss-
mündungen zur Bildung eines wahren Netzes von sogenannten Esteros mit-
gewirkt, welche sowohl für die Küstenschifffahrt als für die geographische
Verbreitung der Organismen des Meeres und der Flüsse, die sich hier be-
gegnen, eine grosse Wichtigkeit haben. Es sind kleine Buchten mit
brakischem Wasser, durch natürliche Kanäle in verschiedenen Rich-
tungen verbunden. Sie gewähren den kleinen Küstenfahrzeugen gute
Ankerplätze und erleichtern ungemein den Verkehr zwischen den ein-
zelnen Küstenniederlassungen.
1) S. M. Wagner „Physisch geographische Skizze der Provinz Chiriqui“ mit Karte in den „Mit-
theilungen aus Justus Perthes geographischer Anstalt‘ Heft IV Jahrgang 1863.
IE*
84
Die drei Provinzen Darien, Panama und Veragua liegen innerhalb
der Isothermen von 25—26° Cels. Die mittlere Temperatur des Wassers
in.den meisten Flüssen der Tiefregion bis 1200’ Höhe, die ich unter-
suchte, schwankt in der trockenen Jahreszeit von +22—25°C. In der
Regenzeit, wo die Flüsse durch starke Gewitterregen- oft hoch an-
schwellen, sinkt die Temperatur gewöhnlich um einige Grade tiefer. In
der Region über 2000‘ geht die Temperatur der Gebirgsbäche bis auf
18 Centigrade und in der Regenzeit sogar noch tiefer. Sehr reissende
Flüsse mit seichtem Bett und starkem Gefälle wie der Rio de las Piedras
bei Bugaba zeigen besonders während der Regenzeit eine etwas niedri-
gere Temperatur.
In Uebereinstimmung mit den geschilderten physischen Verhältnissen
des Landes zeigt die ichthyologische Fauna des ISthmus von Panama fol-
gende charakteristische Züge:
1) Die vorkommenden generischen Typen sind ausschliesslich tropisch.")
2) Die Familien der Chromiden, Characinen und Siluriden sind ver-
hältnissmässig am meisten vertreten. Dagegen fehlen die Familien der
Cyprinen und Esocen und die in Nordamerika reich vertretene auch in
Südamerika und auf den Antillen vorkommende Familie der Perciden
gänzlich.
3) Die Fauna zeigt im Verhältniss zur geringen Artenzahl eine be-
deutende Mannigfaltigkeit der Formen. Das Verhältniss der vorkom-
menden Familien zu den Arten ist wie 2 zu 5, während es in Mittel-
europa wie 1 zu 6, in Nordamerika wie 1 zu 8 ist.
4) Die vorkommenden Gattungen stimmen mit den südamerikanischen
im Wesentlichen überein mit Ausnahme der Gattung Chalcinopsis, welche
dem Isthmus eigenthümlich. anzugehören scheint. Dagegen sind viele
in Südamerika vorkommende Fischgattungen in den Flüssen des Isthmus
nicht vertreten. Gymnotinen, welche noch im R. Atrato vorkommen,
fehlen im Isthmusgebiet.
5) Die Zahl der Arten ist im- Vergleich mit den Flussfaunen Süd-
amerika’s sehr gering, was sowohl durch die geographische Abgeschlossen-
1) Die Gattung Pimelodus erinnert zwar an verwandte Formen in den nördlicheren und ge-
mässigten Zonen, doch erscheinen dieselben dort nur wie aus dem Süden eingewanderte
Fremdlinge.
85
heit des Isthmus, als durch die geringe Ausdehnung der Flussnetze
erklärbar ist.!)
6) Alle vorkommenden Arten sind Raubfische d. h. solche die nur
animalische Nahrung aufnehmen und theils Krusten- und Kerbthiere,
theils andere Fische verzehren. Pflanzenfressende Fische, wie die in
Europa und Asien so zahlreich vertretenen Arten der Karpfenfamilie,
fehlen gänzlich.
7) Die Mehrzahl der vorkommenden Arten ist dem Lande eigen,
oder wenigstens anderwärts noch nicht nachgewiesen.
8) Die Minderzahl der vorkommenden Arten hat das Isthmusgebiet
mit den östlichen Flüssen des tropischen Theiles von Südamerika gemein.
Dieselben Arten scheinen dagegen am westlichen Abhang der Anden von
Neugranada, Ecuador, Peru, Bolivia ganz zu fehlen.
9) Die Zahl der Individuen ist, sowohl im Verhältniss zur Zahl der
Gattungen und Arten als im Vergleich mit den Süsswasserfaunen von
Süd- und Nordamerika sehr gering — ein Umstand der dem ausschliess-
lichen Vorkommen von gefrässigen Raubfischarten, die sich gegenseitig
vertilgen, und besonders der geringern Tiefe und Ausdehnung der Flüsse,
die den schwächeren Fischen das Entrinnen vor ihren stärkeren Gegnern
erschwert, zuzuschreiben ist.
10) Die vorhandenen Arten überschreiten in Mehrzahl die Wasser-
scheide und kommen an beiden entgegengesetzten Gehängen vor. Die
Verbreitungslinie (Invasionslinie nach Darwin) geht also hier sowohl von
Ost nach West, als von Nord nach Süd, während sie sowohl in Süd-
amerika wie im eigentlichen Nordamerika vorherrschend nur der meri-
dionalen Richtung folgt. Ob dieses Vorkommen sich an den verschie-
denen tiefsten Depressionen des ganzen centralamerikanischen Isthmus
(in den Landengen von Nicaragua und Tehuantepec) wiederholt, dürfte
1) Man darf als allgemeine Thatsache annehmen: je länger der Lauf eines Stromes ist, und
je mehr wasserreiche Tributärflüsse ihm aus verschiedenen Himmelsgegenden zufliessen,
, desto grösser ist auch die Artenzahl der Fische. Die grösste Mannichfaltigkeit an Formen
sowohl wie an Sippen zeigen zweifelsohne solche Ströme, welche wie der Amazonas und
Orinoko in der Parallelrichtung fliessend, zahlreiche Confluenten von Nord und Süd und
aus verschiedenen Höhen, also Zuflüsse aus sehr verschiedenen Klimaten empfangen. Im
Isthmus von Panama sind die hydrographischen und klimatischen Verhältnisse unendlich
beschränkter und einförmiger. Daher auch die geringe Artenzahl.
86
aus Gründen der Analogie in den ‘geologischen und hydrographischen
Verhältnissen anzunehmen sein, ist aber noch nicht mit Sicherheit nach-
gewiesen.
Für die Zoogeographie Amerika’s ist letztere durch meine Beobach-
tungen und Sammlungen im Isthmus von Panama zum erstenmal erwie-
sene Thatsache einer Kreuzung der Invasionslinien der Arten, welche
hier sowohl in der Richtung der geographischen Länge wie der Breite
sich fortziehen, von besonderer Wichtigkeit. Dieselbe beschränkt sich
hier nicht blos auf die Süsswasserfische, sondern zeigt sich auch bei
allen übrigen Thierklassen, und noch mehr bei den Pflanzen. Eine
genaue Einsicht in die horizontale und vertikale Configuration wie in
die hypsometrischen Verhältnisse der Landschaften zwischen der Man-
zanillobai und dem Golf von Panama dürfte diese von allen übrigen
Ländern Süd- und Nordamerika’s abweichende Verbreitungsrichtung der
Organismen begreiflich machen.!)
Die ausserordentliche Verengung des Isthmus und die Senkung seiner
Oberfläche, wie solche hier durch den ganzen Quer- und Längendurch-
schnitt zwischen beiden Oceanküsten stattfindet, das plötzliche Ver-
schwinden der Gebirgskette, die geringe Höhe und Breite der Querjöcher
und Landschwellen (Lomas), welche die vulkanischen Hügelgruppen und
Kesselthäler verbindend die Wasserscheide bilden, der vorherrschende
nordöstliche Passatwind, der hier das ganze Jahr ohne Unterbrechung
über die Landenge hinstreicht, die in die Flüsse tief eindringende Fluth
beider Oceane, die tägliche Wanderung der Wasservögel von einem
Meeresgestade zum andern — all’ diese Verhältnisse und Umstände waren
hier seit undenklichen Zeiten sowohl der freien als der unfreiwilligen
Wanderung der Organismen, dem Austausch der Formen zwischen beiden
Küstenstrichen, günstiger als an irgend einer andern Stelle Amerika’s.
Daher auch diese auffallende Erscheinung einer Kreuzung der Verbrei-
tungslinien der meisten Arten.
Der Querdurchmesser des Welttheils, welcher 5 Breitegrade weiter
südlich noch nahezu 150 geographische Meilen beträgt, vermindert sich
in der Landenge zwischen der Manzanillobai und dem Golf von Panama
1) S. die Totten’sche Specialkarte mit den von mir beigefügten Höhenangaben des Quer-
und Längenprofils in Petermann’s Mittheilungen, Jahrgang 1860.
87
auf 8 geographische Meilen. Die Höhe der Hügelgruppen sinkt in dem
ganzen Längenprofil der Depression zwischen 79° 29° und 79° 51‘
W. L. v.Gr. nach dem Mittel meiner dort ausgeführten barometrischen
Messungen auf 206 Meter. Das Mittel der Passsenkungen auf 13)
Meter. Die Breite des trennenden Dammes der Wasserscheide zwischen
dem Rio Obispo (Zufluss des Rio Chagres) und den in den Golf von
Panama mündenden Rio Grande reduzirt sich auf Y/s geogr. Meile, die
Höhe seines Scheitelpunktes auf 287 engl. Fuss.
Vergleicht man diese Verhältnisse der senkrechten Gliederung mit
denen von Südamerika, wo ein kolossales Hochgebirge in einer vor-
herrschend meridionalen oder von 8. S. Ost nach N. N. West gerichteten
Linie ununterbrochen durch den ganzen Continent streicht und einer
Wanderung der Organismen in ostwestlicher Richtung eine fast unüber-
steigliche Schranke setzt — wo also die grössten Gegensätze gegen die
Oberflächengestaltung des Isthmus walten — so darf es nicht befremden,
wenn hier die Verbreitungslinien der Arten von den dortigen so auf-
fallend abweichen.
Nicht nur die mit leichten Bewegungsorganen ausgestatteten Formen,
sondern selbst die schwerfälligsten Land- und Süsswasserthiere haben
hier ihrem Trieb nach Nahrung und Fortpflanzung folgend oder durch
den „Kampf um das Dasein‘ gedrängt den Weg von einer Tiefregion
der Küste zur andern über die schmale und niedrige Schranke der
wasserscheidenden Höhe leicht zu finden vermocht. Es ist unter den
gegebenen Verhältnissen dem Zoologen vollkommen begreiflich, selbst
ein so langsam und schwerfällig sich bewegendes Säugethier wie das
Faulthier (Bradypus didactylus) welches bekanntlich in den östlichen
Urwäldern von Brasilien und Guiana häufig vorkommt, aber an dem
Westabhang der Anden fehlt, hier an der Küste der Südsee von Veragua
und Costarica wiederzufinden. Es ist ebensowenig zu verwundern, wenn
die trägen Giftschlangen der Gattungen Lachesis und Elaps, dieselben
Species der Alligatoren, Scorpionen und Coleopteren, und selbst die
nämlichen Land- und Flusswasserschnecken mit den gleichen Arten von
Flussfischen an beiden Küstenstrichen erscheinen. In Südamerika fehlt
dagegen die Identität der Faunen von Ost und West für alle Thierklassen.
Wenn man das Vorkommen und die Lebensweise gewisser tropischer
88
Fischformen wie z. B. die höchst eigenthümlich und sonderbar gestaltete
Familie der Panzerwelse (Loricata)') beobachtet, denen es in dem Schlamm
der halb trocken liegenden Rinnsale der Flüsse während der regenlosen
Jahreszeit noch ganz behaglich ist, und die ausser dem Wasser Tage
lang leben und auf dem Lande sich leicht bewegen können, so ist für
solche Fischarten die Ueberschreitung einer schmalen Wasserscheide
selbst durch willkürliche Bewegung nicht undenkbar.
Dazu kommt hier die Natur durch zufällige Transportmittel der
Verbreitung auf eine sehr verschiedenartige Weise zu Hülfe.?) Fisch-
fressende Pelekane und andere Wasservögel, welche in der Landenge
von Panama täglich schaarenweise von einer Flussmündung zur andern
fliegen — eine Thatsache, deren hier schon Garella erwähnte ?) — können
zur Verbreitung des befruchteten Laiches, den sie an den Federn, im
Kropfe oder im Magen führten, sehr wesentlich beigetragen haben. Eine
durch sichere Beobachtung nicht nur im tropischen Amerika, sondern
auch in Ostindien, China, auf den Sundainseln u. s. w. erwiesene That-
sache ist die öfters wiederholte Erscheinung von Fischregen in Folge
von Wasserhosen, Drehstürmen u. s. w. Auch Muscheln — Krabben —
\
1) S. die monographische Abhandlung über die Panzerwelse von Dr. Rudolph Kner im Band
VIund VII der Denkschriften der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, wo der selbständige
von den ächten Siluriden getrennte Familiencharakter der Loricaten mit Scharfblick nach-
gewiesen ist. Schon Johannes Müller hatte in seiner vortrefflichen Abhandlung: „über die
Ganoiden und das natürliche System der Fische‘ bemerkt, dass die Familie der Siluriden
in zwei Gruppen zerfalle: in ächte Siluri und Loricacinen.
2) Auf wie mannichfaltige Weise die Natur für die Verschleppung und Ausbreitung der Or-
ganismen sorgen kann, darüber gibt Darwin in den inhaltreichen Capiteln „über die
geographische Verbreitung‘ viele neue, interessante Aufschlüsse. Ich erwähne unter den
vielen Beobachtungen dieses geistvollen Forschers nur folgende: Darwin legte in ein
Aquarium einen Entenfuss, an welchem sich die aus den Eiern geschlüpften kleinen Süss-
wasserschnecken so fest hängten, dass sie kaum abgeschabt werden konnten. Diese kleinen
Weichthiere lebten an dem Eintenfuss in feuchter Luft noch 12—20 Stunden lang. „Wäh-
rend dieser Zeit, bemerkt Darwin, kann eine Ente oder ein Reiher wenigstens 600—700
engl. Meilen weit fliegen und sich wieder in einem Sumpfe oder Bache, vielleicht auf einer
ozeanischen Insel niederlassen.“ (s. Charles Darwin „über die Entstehung der Arten“
S. 390). Diese Beobachtung wäre allein schon hinreichend, gewisse Einwürfe von Agassiz
gegen die Migrationstheorie der Thierarten besonders in Bezug auf Süsswasserthiere zu
widerlegen.
3) In der Brochure: „Projet d’un canal de junction de l’ocean pacifique et de l’ocean atlan-
tique & travers l’Isthme de Panama.“ (Paris 1845).
39
Frösche-Regen sind unmittelbar nach solchen meteorischen Phänomenen
öfters beobachtet worden.!)
Die Bildung von hohen Wasserhosen bei heftigen Gewittern ist an
den Flussmündungen des centralamerikanischen Isthmus, besonders am
karaibischen Meer, eine häufige und für kleine Fischerbarken gefährliche
Erscheinung, welche bereits Columbus während seiner vierten Entdeckungs-
reise 1505 an der Küste von Veragua erlebt und geschildert hat’?) Der
Nordostpassatwind kann, wenn er hier zur Sturmesstärke sich steigert,
kleine Thiere und Pflanzensamen, so auch Fischeier, welche von Wasser-
hosen emporgehoben worden, über die schmale Landenge hinüberführen.
Dass der Passatwind bei Verbreitung des Fischlaiches in der von ihm
festgehaltenen Richtung mitwirkt, dafür scheint auch der grössere Arten-
reichthum in den Flüssen der pacifischen Abdachung zu sprechen.
Endlich kommt bei der Verbreitung der Fische noch der Umstand
in Betracht, dass die Bewässerungsverhältnisse während der jüngsten
geologischen Perioden (von den obersten neogenen Bildungen der Land-
enge bis zu den Alluvialbildungen der jüngsten Tuffe und Conglomerate)
einer weitern Ausbreitung der Fischarten günstiger waren als die
gegenwärtige Vertheilung der Flussrinnsale. Nicht nur die Kesselthäler
von Matachin und Paraiso bildeten damals kleine Seebecken, sondern
auch ein grosser Theil der südlichen Savannenzone der Provinzen Darien
und Veragua scheint in jener Zeit noch von süssen Wassern überfluthet
gewesen zu sein. Es gab Verbindungen zwischen den Flüssen, die seit-
dem durch Hebungen der Küste und durch Alluvialbildungen längst
unterbrochen sind.
Folgende Fischarten habe ich in den Flüssen beider Gehänge der
Wasserscheide vorkommend beobachtet?) und zwar im brakischen Wasser
1) S. hierüber die interessanten Bemerkungen von Professor H. G. Bronn in dessen „Allge-
meiner Zoologie“ S. 172 u. 272 und die Mittheilungen von Dr. Schmarda in dessen Werk:
die geographische Verbreitung der Thiere S. 193 bis 196.
2) Las Casas Il c. 14. Hist. del Almirante Cap. 49.
3) Die Fischarten des Rio Chagres, des Rio Bayano und der Flüsse von der pacifischen Ab-
dachung West-Veragua’s habe ich mit Ausnahme einer einzigen Species, dieichmir nicht ver-
schaffen konnte, ziemlich vollständig gesammelt. Wenigstens wussten mir die erfahrensten
Angelfischer unter den Indianern und Cholos mit Ausnahme des Ronqueoro keinen Flussfisch
zu nennen, der meiner Sammlung fehlte. Dagegen sind mir die Fische der Nordseite von
Veragua und Darien unbekannt geblieben. Es ist indessen nicht sehr wahrscheinlich, dass
die dortige Fischfauna von der des Rio Chagres wesentlich abweicht.
Abh.d. II. Cl.d.k. Ak. d. Wiss. X. Bd. I. Abth. 12
90
der Mündungen: Acanthias vulgaris Risso. ‘Dajaus elongatus Kn. St. Dajaus
monticola ©. V., Dajaus nasutus Kn.; im süssen Wasser des mittleren
Flusslaufes: Macrodon brasiliensis (?) Spix., Acara coeruleopunctata Kn. St.,
Heros Sieboldü Kn. St., Xiphophorus Gillü Kn. St., Chalcinopsis striatulus
Kn. St., Tetragonopterus aeneus Günth., Tetragonopterus Gronovü C. \V.,
Pimelodus cinerascens Günth., Loricaria uracantha Kn. St., .Loricaria
lima Kn., Hypostomus plecostomus C. V.
Der atlantischen Seite des Isthmus, dem Rio Chagres und seinen Neben-
flüssen scheinen ausschliesslich nur Pimelodus modestus Günth. und Aneis-
trus cirrhosus Kn. anzugehören. Auf die südliche (pacifische) Abdachung
beschränkt sind die von den Herren Kner und Steindachner als neu auf-
gestellten Arten: Pristipoma humile, Eleotris picta, Engraulis macrolepidota,
Engraulis Poeyi, Bagrus arioides, Heros altifrons. Letztere ausgezeichnete
Art findet sich weder im Rio Bayano, noch im Rio grande der Südseite,
sondern ausschliesslich nur in den südlichen Flüssen des Departement
Chiriqui (West-Veragua).!)
Wie weit am südlichen Ende des Isthmus die Kreuzungslinie der
Artenverbreitung nach Ost und West auseinander läuft, ist mir nicht
gelungen mit voller Sicherheit zu ermitteln. Doch glaube ich sowohl
aus geographischen Gründen als wegen der plötzlichen Veränderung der
Fischnamen in der Provinz Choco annehmen zu dürfen, dass die er-
wähnten Cerros de Nique unter 79° 50‘ W. L. v. P. die Grenzscheide
der Süsswasserfauna von Panama bilden. Die im Rio Chucunaque vor-
kommenden Fische führen noch dieselben Namen wie im Rio Bayano,
aber in den Flüssen Rio Cacique und Rio Apogado jenseits der Wasser-
scheide kommen bei den Eingeborenen von Choco bereits andere Benen-
nungen vor. Auch die Bemerkungen von Gill über die ichthyologische
Ausbeute des Dr. Schott im Atratostrom und in den kleineren Flüssen
von Choco lassen auf eine wesentliche Verschiedenheit der Fauna dieser
von Darien scharf abgegrenzten Provinz schliessen.?)
1) Nach diesen genaueren Angaben des Vorkommens sind einige kleine Irrthümer, die sich
in die‘ vorhergehende Abhandlung der Herren Kner und Steindachner hinsichtlich der
Fundorte eingeschlichen haben, zu berichtigen. Wo dort „Neu-Granada‘‘ als Fundort ge-
nannt wird, ist immer der Isthmusstaat Panama gemeint, der zum Gebiet der Republik
Neu-Granada gehört.
2) S. Lieutenant Michler’s; „Report of his survey for an interoceaniec ship canal near the Isthmus
91
In westlicher Richtung geht die Verbreitungslinie der Fischarten
durch den ganzen Savannenstrich von Veragua, wo mehrere der früher
getrennten Flussgebiete noch zu Anfang der quarternären Periode zusammen-
hingen. Im westlichen Veragua (Departement Chiriqui) verschwinden
bereits mehrere Fischarten, wie Acara coeruleopunctata und Loricaria lima,
während einige neue Species auftreten, wie der erwähnte Heros altifrons,
und in den höheren Flussgegenden der von den Eingeborenen Ronqueoro
benannte Fisch, von dem ich mir leider kein Exemplar verschaffen konnte.
Für die ökonomischen Verhältnisse sind nur folgende Arten von
einigem Belang: der Savalo (Chalcinopsis striatulus), der grösste Fluss-
fisch, von dem ich Exemplare bis zur Schwere von 24 Pfund sah,
und der namentlich für die Indianer in den Binnengegenden ein
wichtiger Gegenstand der Nahrung ist; nächst ihm die sogenannte
Sardina (Chaleinopsis chagrensis), welche in grosser Zahl die Flüsse
beider Gehänge bevölkert und besonders für die Alligatoren eine
Hauptnahrung ausmacht; dann der Barbu (Pimelodus cinerascens), der
wie die vorhergehenden Arten auch in der Cordillere von Darien und
Veragua vorkommt und bis zu beträchtlicher Höhe hinaufgeht. Der
Savalo wird von den Indianern am Bayano und von den San-Blas-India-
nern gewöhnlich mit dem Speer gestochen, in dessen Führung diese
Eingebornen eine ausserordentliche Geschicklichkeit besitzen. Im untern
Theil der Flüsse kümmern die Eingebornen sich wenig um den Fisch-
fang, da die Nähe des Meeres den Fischern einen viel ausgiebigern Fang
an der Küste bietet.
Der gefrässigste Raubfisch der Flüsse ist der sogenannte Bocaperro
(Macrodon brasiliensis Spix), den die vielen konisch spitzigen Zähne auch
als solchen verkünden. Er beisst mit Wuth an jeden animalischen Köder
und verletzt mit seinem Biss nicht selten badende Menschen. Der Ari-
zagua (Loricaria lima und Loricaria wracantha) wird nicht gegessen. Das
of Darien. Appendix H. The Fishesby Theodore Gill.“ p. 251—259. Obwohl in diesem
Anhang nur die Familien und Gattungen der im Atratostrom und Zuflüssen vorkommenden
Fische, nicht die Arten, angeführt sind, so erkennt man doch daraus eine höchst merk-
würdige Verschiedenheit des generischen Charakters selbst bei der Familie der Characinen,
von welcher Herr Gill die von Spix aufgestellten Gattungen Pacw und Leporinus und die
Gattung Astyanaz Girard erwähnt, die im Isthmus von Panama nicht vorkommen, während
die von mir beobachteten Gattungen von Dr. Schott nicht gefunden wurden
2
92
-
fremdartige, ich möchte sagen dämonische Aussehen des Panzerwelses
gibt ihm unter den Eingebornen eine gewisse Popularität. Es knüpfen
sich an denselben verschiedene sonderbar klingende Sagen, z. B. dass
er weit landeinwärts marschire, und ebenso gut in der Luft wie im
Wasser lebe, dass er Büsche ersteigen und Töne hervorbringen könne.
Was von diesen Sagen wahr ist, konnte ich nicht mit Genauigkeit er-
mitteln. Ich habe mehrere dieser Panzerwelse in Moos eingehüllt halbe
Tage lebend ausserhalb dem Wasser aufbewahrt, aber selbst als ich sie
mit einer Messerspitze reitzte und verwundete, nichts von einem Ton
gehört. Dass der Fisch auf dem Lande sich ohne Schwierigkeit von
der Stelle bewegt, habe ich bestätigt gefunden. Der Panzerwels beisst
nie an den Köder der Angel, sondern wird mit den Händen an sehr
seichten Stellen des Flussbettes gefangen, wo er wie die Krebse fast
unbeweglich unter Steinen liegt. Ein Exemplar der kleineren Art
fand ich in einem verfaulten hohlen Baumast an einer ganz seichten
schlammigen Stelle des Rio Chagres umgeben von Fischeiern und win-
zigen Fischen, die eben aus den Eiern schlüpften. Ich hielt dieselben
für seine eigene Nachkommenschaft, welche der still liegende Fisch zu
behüten und zu schützen schien. Eine genaue Untersuchung der winzig
kleinen Fische durch Herrn Professor von Siebold ergab jedoch, dass
sie einer andern Gattung angehörten. Es ist daher eher anzunehmen,
dass der im Wasser schwerfällige Panzerwels die Eier anderer Fische
im Schlamme aufsucht, um sie zu verzehren. Sonst sind kleine Krebse
die beliebteste Nahrung der Raubfische dieser Flüsse und die gewöhn-
lichen Köder der Angelfischer.
Die Süsswasserfische, welche ich aus dem Staate Ecuador (Süd-
amerika) an die zoologische Staatssammlung in München einsandte, und
deren Namen in der vorhergehenden descriptiven Abhandlung angeführt
sind, stammen theils aus dem Rio Guayaquil, theils aus den verschiedenen
Confluenten, welche diesem wasserreichen Strom von den Anden der
Provinzen Pichincha, Leon und Chimborazo zufliessen. Sie gehören mit
Ausnahme der beiden kleinen alpinen Welsarten (Brontes prenadilla und
Arges cyclopum), welche die Wasserscheide überschreitend in den höchsten
Gebirgsbächen beider Gehänge vorkommen, ausschiesslich dem westlichen
Abfall des Gebirges an. Die in den Flüssen Pastassa und Napo der Ost-
93
»
seite vorkommenden Fischarten sind von denen der Westseite specifisch
ebenso verschieden wie die Amphibien, Mollusken und Insekten.
Das hydrographische System von Ecuador will ich nur kurz schil-
dern, da dieser Theil von Südamerika weder für die Thiergeographie
des Welttheils, noch für die physische Erdkunde überhaupt dieselbe
Wichtigkeit hat wie der Isthmusstaat Panama. In Betreff des Rio
Guayaquil und seiner vielen Nebenflüsse, verweise ich auf die älteren
Karten von Maldonado, Humboldt, Wisse, und auf die neueste
Specialkarte von Dr. Villavicencio. Diese Karten lassen allerdings in
Betreff der genauen Zeichnung der Flussläufe des Westens wie des
Ostens sehr viel zu wünschen übrig; denn die genannten Forscher haben
nur einen verhältnissmässig kleinen Theil des Binnenlandes wirklich be-
treten. Die vielen Krümmungen, welche sie z. B. dem wasserreichen
Rio Daule geben, der nördlich vom Hafen Guayaquil in den grossen
Strom einmündet, sind ebenso hypothetisch wie die regelmässigen
Schlangenwindungen der Flüsse in der Provincia oriental, deren Inneres
noch beinahe ganz „unbekanntes Land“ ist. Doch geben diese Karten
wenigstens von den allgemeinen Verhältnissen des Bewässerungssystems
an den westlichen Gehängen der obengenannten Gebirgsprovinzen, sowie
der Küstenprovinzen Guayapuil, Esmeraldas und Manabi einen annähernd
richtigen Begriff. |
Beide Andesketten und die Doppelreihe der grossen Vulkane von
Ecuador, die an den Rändern der Ketten sich erheben, sind durch
Längenthäler geschieden, welche bei Quito und Tacunga die Form von
Plateaus annehmen. Diese Längenthäler waren noch zu Ende der Dilu-
vialzeit von ausgedehnten Süsswasserseen bedeckt. In den obersten fast
horizontal gelagerten Tuffschichten bei Ambato, Quito, Tacunga, fand
ich die Schalen derselben Arten von Land- und Süsswasserschnecken,
die dort noch heute lebend vorkommen. Die allmählige Entleerung
dieser Seen begann höchst wahrscheinlich mit dem Durchbruch der
basaltischen Gesteine in der östlichen Kette (Pastassathal), durch welche
tiefe Querrisse in dem Gebirgsbau erfolgten. Im Laufe der Zeiten ver-
tiefte das abfliessende Wasser diese Querthäler durch allmählige Erosion.
Unter einander sind die Plateaus des Andes durch Querjöcher von
mässiger Höhe getrennt, Die Wasserscheide der beiderseitigen Fluss-
94
®
systeme wird nur an wenigen Punkten durch die Kette der Anden selbst,
in den meisten Fällen durch niedrige Landschwellen ın den Hochthälern
gebildet. Es berühren sich die nach beiden Oceanen fliessenden Quell-
bäche namentlich in den Umgebungen der Berge Chimborazo, Cotopaxi
und Tunguragua so nahe, dass der Reisende sich dort mit leichter Mühe
das von Dr. Tschudi erwähnte eigenthümliche Vergnügen machen kann:
aus dem Wasser, das nach dem atlantischen Ocean zu fliessen bestimmt
ist, ein Glas zu füllen und es zu einem Zufluss des stillen Weltmeeres
zu tragen.
Diese Terrainverhältnisse machen die Identität der Süsswasserfauna
beider Gehänge für die höchsten Regionen von 9500’ bis 13,400° er-
klärbar. In den mittleren Regionen ändern sich diese Verhältnisse.
Von 6000° abwärts beginnt daher auch eine sehr bestimmte Trennung
der beiderseitigen Faunen von Ost und West, und diese Trennung zeigt
sich in der Tiefregion noch schärfer ausgeprägt.
Die Wiegen aller Flüsse dieses Landes liegen innerhalb der eigent-
lichen Aequatorialzone, wo eine wirklich trockene Jahreszeit nicht existirt.
Die Unterbrechung des Regens (im Juni und Juli) dauert anhaltend kaum
6 Wochen. Diese Umstände erklären den Wasserreichthum der west-
lichen Flüsse ungeachtet ihres kurzen Laufes. Alle grösseren Flüsse,
die im Andesgebirge entspringend zwischen 35° S. B. und 2° N. B. in
den stillen Ocean münden, bilden gegen die Mündung breite und tiefe
Ströme. Der Rio Guayaquil unterhalb der Stadt dieses Namens über-
trifft den Mississippi bei New-Orleans an Breite und steht ihm an Tiefe
nur wenig nach.
In ihrem oberen Laufe sind die westlichen Flüsse der Anden sehr
reissend, mit häufigen Katarakten, oft zwischen den steil abfallenden
Felswänden tiefer Barrancas eingeklemmt, für Fahrzeuge meist unzu-
gänglich und arm an Fischen. Gegen den mittleren Lauf aber sind die
grösseren dieser Flüsse, namentlich Rio Daule und R. Babahoyo, deren
Vereinigung den R. Guayaquil bildet, bereits beträchtliche Ströme und
ziemlich reich an Fischen, Amphibien und Krustenthieren. Die sandigen
Ufer und Inseln der Flüsse wimmeln von grossen schwarzgrauen Alliga-
toren, deren Zahl vielleicht in keinem andern Flussgebiet der Welt be-
trächtlicher ist als hier. Im untern Lauf fliessen die Wassermassen
95
träge dahin, sind mit dem salzigen Wasser des Oceans gemischt und
werden bis auf 8 geographische Meilen von der Mündung durch dessen
eindringende Fluth aufgestaut. Hier ist die Individuenzahl der Fische
ausserordentlich gross. Indessen bilden die Seefische, deren Kiemen
sich leichter an das brakische Wasser gewöhnen, als die der Flussfische,
bei weitem die Mehrzahl der vorkommenden Arten. Sehr beträchtlich
ist namentlich an den breiten Flussmündungen die Zahl der grossen ge-
frässigen Raubfische. Die Rückenflossen gewaltiger Haie, die mit der
Fluth stromaufwärts schwimmen, sieht man sehr häufig über dem Wasser-
spiegel neben den gepanzerten Rücken der furchtbaren Alligatoren,
welche stromabwärts an den Haifischen vorüberschwimmen ohne mit
ihnen in Kampf zu gerathen.
Vergleicht man mit den Flussnetzen der Westseite das hydrogra-
phische System der östlichen Gehänge, deren Flüsse sämmtlich in den
Maraäon (Amazonenstrom) sich ergiessen, so erkennt man hier abweichende
physische Verhältnisse, die auf die Verbreitung der Süsswasserthiere
einen wesentlichen Einfluss übten.
Die Rios Pastassa, Tigre, Napo’etc. brausen in ihrem oberen Lauf
mit überaus starkem Gefälle durch tief eingefurchte Schluchten, deren
Wände meist senkrecht gegen das Flussbett abfallen. Ehe sie das Bett
des Riesenstroms, der sie sämmtlich aufnimmt, erreichen, fliessen sie in
ihrem mittleren Lauf durch die mit dichten Urwäldern bedeckten Ter-
rassen, Hochthäler und Tiefebenen der Provincia oriental, wo selten ein
Tag ohne Regen vergeht. Hinsichtlich der Länge ihres Laufes über-
treffen sie die westlichen Flüsse um das dreifache. Von den in ihrem
mittleren Lauf vorkommenden Fischen ist nichts sicheres bekannt. Die
von mir im Pastassathal gesammelten Arten gingen leider im Laufe der
überaus beschwerlichen Reise, die man dort zu Fuss in Begleitung in-
dianischer Träger machen muss, sämmtlich zu Grund.!) Sie waren von
1) Exeursionen von den Plateaulandschaften der Anden von Ecuador nach den Urwäldern der
Provineia oriental gehören zu den mühseligsten und gefährlichsten Reisen im tropischen
Amerika und sind überaus kostspielig.. Man bedient sich dazu der sogenannten Canelos-
oder Napo-Indianer als Träger. Feindliche, heidnische Indianer, die mit vergifteten Pfeilen
schiessen, wohnen erst im mittleren Theile der Flussgebiete ziemlich zahlreich. Der Natur-
forscher und Sammler findet dort reiche Ausbeute, hat aber auch mit allen Hindernissen
und Qualen des tropischen Waldlebens zu kämpfen. Der Transport der Sammlungen wird
96
den Fischarten, welche ich später im Rio Guayaquil sammelte, ebenso ver-
schieden wie sämmtliche Amphibien, Insekten und Mollusken, die ich
in besser conservirten Zustand von meinen Sammlungen in den Waldge-
genden des östlichen Abfalles der Anden gerettet habe. Auch im Rio
Napo, dem wasserreichsten Fluss der Ostseite, sind die zahlreich vor-
kommenden Fische nach einer mündlichen Mittheilung von Dr. Jameson
in Quito, der sich lange in der Provincia oriental aufgehalten, von denen
der Westseite gänzlich verschieden.
All’ diese östlichen Tributärflüsse des Rio de las Amazonas nehmen
an einem Stromgebiet Theil, welches das grösste nicht nur Amerika’s,
sondern der ganzen Erde ist. Die ihm von Süden zufliessenden Con-
fluenten erstrecken sich durch 14 Breitegrade, und es sind Flüsse da-
runter, welche die Donau und die Wolga an Wassermasse übertreffen.
Von den nördlichen Zuflüssen strömen die längsten durch sieben Parallel-
kreise. Das ganze Stromgebiet des Amazonas wird (nach mittleren
Schätzungen) zu 106,000 DO Meilen angenommen, während das Strom-
gebiet des Mississippi zu höchstens 49,000 DM., das des Ganges zu
27,000 DOM. geschätzt wird, und das der Donau nur 14,650 OD) M. umfasst.
Die Zuflüsse des Amazonas kommen aus sehr verschiedenen Regionen
der Anden bis 14,600 P. F. Höhe herab, wo die mittlere Temperatur
des Wassers selbst unter dem Aequator auf +3° C. fällt, während in
der heissen Tiefregion der Provincia oriental nahe der Einmündung der
Rios Napo und Pastassa in den Maraion die mittlere Temperatur des
Wassers auf + 23° C. und darüber steigt. Die ausserordentliche Ver-
schiedenheit der physikalischen Verhältnisse dieses unermesslichen Fluss-
gebietes bedingt die grosse Mannigfaltigkeit seiner Fauna. Bei dem
Austausch der Formen auf einem so weiten Gebiet durch freie und un-
freiwillige Wanderung ist der Formenreichthum der östlichen Flüsse
des Staates Ecuador ebenso natürlich erklärbar wie die verhältniss-
mässige Formenarmuth der westlichen Flüsse.
Die Fischfauna an der Westseite der Anden vom Ecuador zeigt in
ihrem Charakter und Vorkommen folgende wesentliche Züge:
besonders auf den Gehängen der Cordilleren durch die Bodenbeschaffenheit und die überaus
grosse Feuchtigkeit erschwert.
97
1) Die Familie der Characinen, welche im tropischen Amerika die
eigentlichen Salmoneer vertritt, erscheint in der untern und mittlern
Region vorherrschend. Die merkwürdige Familie der @ymnotinen, welche
im Isthmus von Panama fehlt, ist durch die ausgezeichnete Gattung
Sternopygus vertreten.!) Die Familie der Siluriden ist in den höheren
Regionen ausschliesslich repräsentirt.
2) Die Formen »der Tiefregion (unter 1000‘ Meereshöhe) deuten
ähnlich wie bei den anderen Thierklassen auf nahe Verwandtschaft mit
den Fischgattungen von Brasilien und Guiana; in den mittleren Regionen
aber (bis 7000°) treten mehr eigenthümliche Genera auf. In den höchsten
Regionen kommen ausschliesslich nur eigenthümliche, bizarr gestaltete,
generische Formen vor.
3) Hinsichtlich der Arten ist die Süsswasserfauna von Westecuador
von der Ostseite Südamerika’s (Brasilien und Guiana) ebenso verschieden,
wie von der Fauna des Isthmus von Panama.
4) Die Artenzahl ist im Vergleich mit den Flussfaunen des östlichen
Südamerika gering; die Individuenzahl ist nur im untern Lauf der Flüsse
sehr gross. Eigentliche Seefische sind im brakischen Wasser, soweit
die Fluth des Oceans eindringt, weitaus vorherrschend.
5) Die Verbreitung der Arten zeigt in vertikaler Richtung auf den
verschiedenen Höhenstufen bestimmtere Grenzen als in horizontaler Rich-
tung. Die alpinen Formen gehen noch etwas höher hinauf (bis 13,400’
im Norden des Chimborazo), als in Peru und Bolivia, wo die eigenthüm-
lichen Arten der Gattung Orestias aus der Familie der Zahnkarpfen im
Titicaca See zwischen 16 und 17° S. B. nur bis 12,600 P. F. vor-
kommen.?) Hinsichtlich der Höhe ihres Aufenthaltes werden die kleinen
1) S. die Diagnose dieser interessanten ausschliesslich auf Südamerika beschränkten Gattung
in den Horis ichthyologieis von J. Müller und F. H. Troschel, 3. Heft. Gill erwähnt im
Anhang zu Michler’s Report unter der Fischausbeute des Dr. Schott vom Atrato einer
„schönen neuen Art der Gattung Sternopygus.“ Dort wäre also das nördlichste bis jetzt
bekannte Vorkommen der Gymnotinen in Amerika.
2
—
Die in den höchsten Andesbächen von Peru und Bolivia vorkommenden Arten der Gattung
Trichomycterus, welche Pentland entdeckte und Valenciennes in vol. 18 seiner hist. nat des
poissons beschrieb, reichen vielleicht bis nahe an die obere Region der Prenadillen, wenn
die Angaben Pentland’s, der das Vorkommen von Trichomycterus gracilis bis zur Höhe von
14000 engl. F. im See Compucila beobachtet haben will, genau sind. Trichomyeterus Incae
aus dem Rio Guatanei bei Cuzco erreicht nicht diese Höhe. Eben so wenig der von Hum-
Abh.d.I1. Cl.d. k. Ak. d. Wiss. X. Bd. I. Abth. 13
98
Welse der Anden einzig nur von den Süsswasserthieren im Norden des
Himalaya übertroffen, wo sie in den kleinen Seen und Flüssen von
Tibet bis über 14,000° erscheinen.
6) Die horizontale Verbreitungslinie der Süsswasserfische dehnt sich
hier vorherrschend nach der geographischen Länge aus. Ihre südliche
Grenze findet sie an der immer trockner werdenden Küste von Peru
bereits unter 5° S. B. bei dem transversalen Ausläufer der Cordillere
von Santa Amatape. Die nördliche Grenze ist unbestimmt. Doch ist
es wahrscheinlich, dass sie nicht über die Provinz Choco von Neu-
granada 5°—7° N. B., deren Fauna freilich noch sehr wenig unter-
sucht ist, hinausgeht.
Für die Tiefregion der Flüsse bis 1000° sind besonders bezeichnend
der seltsam gestaltete Sternopygus macrurus M. Tr.!) und Chalceus atro-
caudatus Kn. St. Dagegen scheinen Trichomyceterus laticeps Kn. St. und
Trychomycterus taenia Kn. St. mehr der mittlern Region (zwischen 1000
und 6000°) anzugehören. Aus der Familie der Oharacinen kommen hier
die beiden ausgezeichneten Formen: Pseudochalceus lineatus Kn. St. und
Saccodon Wagneri Kn. St. vor. Nur auf die oberen Regionen von 7000—
13,400‘ beschränkt sind die Arten: Arges Oyclopum Humb. und Brontes
prenadilla ©. V. i
Letztere höchst merkwürdige Formen der in der Aequatorialzone
vorkommenden alpinen Welse wurden schon im vorigen Jahrhundert
von Ulloa erwähnt, aber erst ein halbes Jahrhundert später von Hum-
boldt entdeckte Eremophilus Mutisii aus der Hochebene von Bogota, wo dieser sonderbar
gestaltete Fisch nach Humboldt’s Angabe in der Region von 8000 bis 9000° vorkommt.
Derselben Region gehört auch der Pescado negro in den Anden von Popayan (Astroblepus
Grixalvii Humb.) an, der bis jetzt der einzige Repräsentant dieser merkwürdigen Gattung
ist, welche nach Valenciennes den Uebergang von den Silwriden zu den Cypriniden ver-
mittelt.
1) Die „Horae ichthyologicae“ von J. Müller und H. Troschel bezeichnen (Heft 3. S. 14)
als das Vaterland dieses Fisches einfach: „Südamerika“ ohne nähere Angabe ob von der
Ostseite oder Westseite des Continents. Bloch, der dieselbe Art als Gymnotus macrurus
beschrieben und abgebildet hat, gibt als Fundort Brasilien an. Ich halte diese Angabe für
einen Irrthum, denn ein gleichzeitiges Vorkommen desselben Flussfisches an der Ost- und
Westküste Amerika’s ist sonst ohne Beispiel (mit Ausnahme von Fischen, die wie Centro-
pomus undecimalis C. V. nur an den Mündungen im Brakwasser leben). J. Müller und
Troschel bemerken übrigens bei Beschreibung des Sternopygus macrurus: „das Bloch’sche
Exemplar haben wir nicht vorgefunden‘“!
99
boldt, der sie für identische Arten hielt, gesammelt und unter dem Namen Pime-
lodus Oyclopum beschrieben. Beide Arten, die sich äusserlich sehr ähn-
lich, aber von ungleicher Grösse sind, werden von den Eingebornen
Prenadilla genannt und kommen in den Andesbächen, besonders in den
kleinen Seen dieses Hochgebirges in grosser Menge vor, sind also durch-
aus nicht auf unterirdische Höhlenwasser und kleine Kraterseen allein
beschränkt, wie man früher glaubte. Ausser den zweispitzigen Zähnen
im Unterkiefer zeichnen sich diese Fische noch durch kleine Stacheln
aus, mit denen der erste Strahl der Brust- und Bauchflossen unterhalb
besetzt ist. Dadurch werden die Fische befähigt, in den steilen Gebirgs-
bächen gleichsam zu klettern. Sie scheinen sich vorzugsweise von kleinen
Dipteren zu nähren, die hier in keiner Jahreszeit fehlen, und deren
häufiges Vorkommen selbst über die Grenze der Schneelinie hinauf am
Chimborazo bereits von Humboldt angeführt wurde. Die gefrässigen,
schwach sehenden kleinen Fische beissen übrigens an den verschiedensten
Ködern und werden von den Indianerbuben selbst mit gebogenen Steck-
nadeln, an denen sie Würmer und Schnecken befestigen, mit Leichtig-
keit aus dem Wasser gezogen. In den kleinen Weihern und Lachen,
auch an den seichten Stellen der Seen werden sie von den Indianern
mitunter auch in Sieben gefangen, wie bereits Ulloa erwähnte.!)
Die ungemein grosse Anzahl der Prenadillen, besonders in den
Seen und Bächen der Provinz Imbabura, sowie in einigen Seen der
Provinz Chimborazo, wo ich die höchste Verbreitung der Fische in senk-
rechter Richtung beobachtete,?) hat wohl vorzüglich darin ihren Grund,
1) Antonio de Ulloa „Noticias americanas“ (Madrid 1792) p. 239.
2) Nur an der Nordseite des Chimborazo (Hacienda Cunayaco) fand ich die kleinere Art Brontes
prenadilla "m der bedeutenden Höhe von 13,400‘ in kleinen Weihern und stehenden Wassern,
nicht in den fliessenden Bächen. Arges Cyclopum geht vielleicht nur bis 12,600‘. Die Region
von 8000 bis 10,000‘ scheint jedoch beiden Arten am besten zu behagen, denn am zahl-
reichsten ist ihr Vorkommen in den Seen und Bächen der Provinz Imbabura, welche dieser
Region angehören. Im See von Colta bei Alt-Riobamba in der Provinz Chimborazo, dessen
Wasserspiegel nach meiner barometrischen Messung 10,340 P. F. über dem stillen Ozean
liegt, kommt nur die grössere Art (Arges Oyclopum) in dem einsamen Gebirgssee, am Fusse
des Altarberges (Capac-urcu) in der Höhe von 11,525‘ dagegen nur die kleinere Art (Brontes
prenadilla) vor. Ihr gemeinsames Vorkommen findet daher nicht in allen Gewässern statt.
Das stehende Wasser von Weihern, und besonders die ruhigen Becken von Kraterseen,
scheinen beide Arten dem fliessenden Wasser vorzuziehen. In sehr reissenden Gebirgs-
bächen von starkem Gefälle sucht man in den höheren Regionen die Prenadillen vergebens.
19>
100
dass dort kein anderer grösserer Raubfisch vorkommt, der sie vertilgt.
Auch fehlen dort grössere fischfressende Wasservögel. Die Prenadillen
haben also fast keinen Feind und Vernichter, denn selbst der Indianer
achtet sie gering wegen ihrer Kleinheit und ihres eckelhaften Aussehens.
Obwohl ihr Geschmack ziemlich gut ist, bilden die Prenadillen doch keinen
wesentlichen Gegenstand der Nahrung, die der Anbau des Getreides und
der Ueberfluss an Schafen den Eingeborenen dort reichlich gewährt.
Vergleicht man die Fischfauna der oberen alpinen Region der Cor-
dilleras de los Andes in Höhen von 8000° bis 13,400° mit den Fischen
der oberen Alpenregion Europa’s in Höhen von 5000' bis 7000‘, so er-
gibt sich dort wie hier aus ähnlichen physikalischen Ursachen ein fast
gleiches ichthyologisches Resultat, nämlich: grosse Armuth an Formen
und grosser Reichthum an Individuen. Die höchst gelegenen
grösseren Süsswasserbecken Europa’s, die Seen von Ober-Engadin im
Canton Graubündten, besitzen nur 3 Fischarten, welche den Familien
der Salmoneer und COyprinen angehören. Europa’s Gewässer sind also
unter 46° N.B. in so hoher Lage an Formen nicht ärmer wie die Hoch-
seen der Anden unter den Tropen.!) Der grosse Titicacasee Peru’s in
einer Höhe von 12,490’, die Seen Mexiko’s in Höhen von 6000‘ bis
8000° haben eine ebenso einförmige Fauna wie die Alpenseen der
Schweiz. Die Natur scheint sonach in Regionen, wo bei stark abneh-
mendem Luftdruck die mittlere Temperatur auf 5° C., die des Wassers
auf 4° C. sinkt, selbst unter dem Aequator die Fähigkeit zu verlieren,
irgend eine Mannigfaltigkeit von Organismen hervorbringen zu können.
Die Fauna der Amphibien, Kruster, Weichthiere ist auf diesen Andes-
höhen ebenso arm wie die Fischfauna.
Die Angabe Boussingault’s von einem Vorkommen der Prenadillen am Cotopaxi bis zur
Höhe von 15,000‘ ist ein Irrthum. In dieser Höhe gibt es nur Eis und Schnee. Selbst in
der Höhe von 13,000‘ fand ich am Cotopaxi in den Bächen keine Fische mehr.
1) C Th. v. Siebold bemerkt in einem lehrreichen Aufsatz über die Fische des Ober-Engadins
(Verhandlungen der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft zu Samaden 1863): „die
Artarmuth der Fischfauna hängt dort mit der hohen Lage der Inngewässer zusammen,
welche noch ganz den Charakter von eiskalten Gletscherbächen und Hochseen zeigen, in
denen ausser der niedern Temperatur zugleich die Armuth an Pflanzen, welche auch im
Wasser die Mannigfaltigkeit des thierischen Lebens vermitteln helfen, sich in auffallender
Weise bemerkbar macht.“ Aehnliche physikalische Bedingungen haben also in den Alpen
Europa’s wie in den Anden Südamerika’s die gleiche Wirkung auf die Organismen.
101
Ueber das Vorkommen der Prenadilla in den Anden ist so viel
seltsames und fabelhaftes von einigen spanisch-amerikanischen Schrift-
stellern mitgetheilt und von A. v. Humboldt nacherzählt worden, dass
hier einige berichtigende Bemerkungen wohl an rechter Stelle sein dürften.
Die von Humboldt aus den Umgebungen des Chimborazo und
Cotopaxi mitgebrachten und beschriebenen Fische'), haben nicht nur bei
den Ichthyologen, sondern bei den Naturforschern überhaupt durch die
Mittheilung, dass sie bei den grossen Eruptionen der Feuerberge von
Quito in ungeheurer Zahl aus den Kratern ausgeworfen werden, ein
aussergewöhnliches Interesse erregt.?) Schon der äussere Habitus der
Fische erschien so fremdartig und sonderbar, dass selbst der geübte
Scharfblick Cuvier’s nicht wusste, was er aus denselben machen, an
welcher Stelle seines ichthyologischen Systems er die räthselhaften Fische
einreihen sollte.?) Namentlich ist die Form der gabelartig zugespitzten
und etwas umgebogenen Zähne so eigenthümlich paradox, dass der
erfahrene Ichthyolog Valenciennes bemerkt: keine andere Gattung, nicht
nur von der zahlreichen Familie der Welse, zu welcher die Gattungen
Arges und Brontes am Ende doch gehören, sondern überhaupt kein an-
derer Fisch habe diesen eigenthümlichen Zahnbau.*)
Dass die Prenadillen wirklich bei verschiedenen Eruptionen der
1) Es ist mir nicht bekannt, ob die von Humboldt gesammelten Exemplare der Fischarten
aus den Anden sich noch im Berliner Museum vorfinden oder mit anderen naturhistorischen
Sammlungen des berühmten Forschers durch Schiffbruch verloren gegangen sind. Valen-
ciennes hatte nur die ihm von Boussingault überbrachten Exemplare von Brontes prenadilla
zur Untersuchung vor sich und kannte den Arges cyclopım und den von Humboldt am
Vulkan Purac& bei Popayan entdeckten Astroblepus Grixalvii (beschrieben in den Obs. zool.
Tom. I pag. 19), den Cuvier gleichfalls -für eine „der sonderbarsten und merkwürdigsten“
Fischformen hielt, nur aus der Humboldt’schen Abbildung. Noch heute zählen diese kleinen
Siluriden der Andes zu den grössten Seltenheiten in den ichthyologischen Sammlungen,
weil sie bei ihrer Zartheit schwer zu conserviren sind und guter Weingeist in Quito und
Popayan nicht zu finden ist. Selbst das sehr reiche ichthyologische Kabinet in Wien
erhielt von mir die ersten Prenadillen. Die Mehrzahl der von mir mit grösster Sorgfalt
behandelten Exemplare ist jedoch leider während der Reise zu Grund gegangen.
2) S. Histoire naturelle des poissons par leBaron de Cuvier et. A. Valeneiennes Tome 15 p- 325
3) Valenciennes äussert sich darüber im Cap. XIII T. 15 seiner hist. nat. des poiss. folgender-
massen: „Il a fallu que les hesitations füssent bien grandes et que les difficultes füssent
assez fortes puisque M. Cuvier, si habile & saisir les rapports les plus eloignes des &tres,
n’a pas 0s6 fixer une place & ces poissons dans ses deux editions du regne animal.“
4) Ibid. T. 15 p. 333: „aucun autresilure ne nous a encore offert !exemple de cette dentition
et je dirais möme aucun autre poisson.“
102
Vulkane Imbabura, Carahuirazo und Cotopaxi (nicht aber der Vul-
kane Sangay und Tunguragua, wie Valenciennes irrig bemerkt)
massenhaft ausgeworfen worden sind, ist eine durch historische Zeug-
nisse hinreichend erwiesene Thatsache. Solche Fischauswürfe gehören
aber keineswegs zu den regelmässigen, oft vorkommenden Wirkungen
der Vulkane von Quito, wie der genannte Ichthyolog nach Humboldt’s
Mittheilungen annimmt, sondern es sind seltene zufällige Erscheinungen,
deren traditionelle Erinnerung sich nur in der Provinz Imbabura, nicht
aber in den Umgebungen des Cotopaxi und der übrigen Vulkane er-
halten hat. Keiner von den dort lebenden Bewohnern hat diese Erschei-
nungen jemals selbst beobachtet. Manche intelligente Männer bezweifeln
sie ganz. Ich habe mich sowohl in den Umgebungen des Cotopaxi, wo
ich mit Hülfe meines Freundes Professor Carlos Cassola in Tacunga
einige hypsometrische Arbeiten bis zur Höhe von 16,600 P.F. ausführte,
als am Fusse der Vulkane Imbabura, Carahuirazo und Tunguragua be-
deutend längere Zeit aufgehalten, als Humboldt, Bonpland und selbst
Boussingault. Nach möglichst genauer Untersuchung der dortigen vul-
kanischen Wirkungen und Gebilde, sowie nach ruhiger Prüfung der
schriftlichen und mündlichen Traditionen über die Fischauswürfe, bin
ich zur Ueberzeugung gekommen, dass dieses Phänomen nur als be-
gleitende Erscheinung wässeriger Ausbrüche, in den meisten
Fällen wahrscheinlich bei Entleerung von Kraterseen in Folge von Erd-
stössen und Bildung von Schlammströmen (lodozales) stattgefunden hat.
Bei grösseren vulkanischen Feuereruptionen von glühenden Schlacken
und Asche mit gewaltigen Dampfexplosionen, wie sie der Sangay und
Cotopaxi noch heute in grossartigster Weise zeigen, kommen Fischaus-
würfe nicht vor, und sind deren auch nie beobachtet worden.
Die von Humboldt angeführte Katastrophe, welche am 19. Juni 1698
der Vulkan Carahuirazo (nicht Cargueirazo, wie Humboldt irrig schreibt)
zeigte, wo der Gipfel des Berges mit gleichzeitigen Erdstössen einstürzte,
der Kratersee sich entleerte und ein wässeriger Schlammstrom mit einer
trachytischen Masse, welche heute noch fast ganz'unverändert ist, in
einer Ausdehnung von 4 Leguas bandartig nach der Hochebene von
Ambato sich ergoss, war keine Feuereruption, sondern eine jener wäss-
rigen kalten Schlammausbrüche, welche, ähnlich dem berühmten Moya-
103
auswurf bei dem Erdbeben von Pelileo und Riobamba 1797, an den
Vulkanen der Anden von Ecuador oft vorkommende Erscheinungen sind.
Jener Schlammstrom des Carahuirazo, der in der breiartigen Erd-
masse auch eine Menge Prenadillen enthielt, konnte diese Fische wohl
aus dem entleerten Kratersee oder von den Bächen, die er verstopfte,
und deren Wasser sich mit der Schlammmasse mischten, in die Tiefe
geführt haben. Wenn diese Fische in unterirdischen Wasserbecken
wirklich vorkommen, so ist ihr Auswurf nur durch die mechanische
Gewalt der Erdstösse zu erklären, durch welche senkrechte Spaltenrisse
an den Vulkanen entstehen, nicht durch wirkliche Dampferuptionen aus
dem Krater.
Aehnliche ausgedehnte Schlammströme, in Form und Länge den
wirklichen Lavaströmen ähnlich, aber von ganz anderer Beschaffenheit
der Grundmasse, zeigen die Umgebungen des Vulkans Imbabura und
selbst des Cotopaxi. Es sind breiartige wässerige Ausbrüche, die stets
nur bei Erschütterung der Vulkane durch Erdbeben entstehen. Sie
dürfen nicht mit feurig flüssigen Lavaströmen, wie solche die Vulkane
Italiens: und Islands regelmässig, in den Anden von Ecuador nur die
Vulkane Antisana und Tunguragua ausnahmsweise zeigen, verwechselt
werden. Ihre erdige, kothähnliche Masse besteht grösstentheils aus
zerriebenen und zertrümmerten Theilchen von jener Varietät des Trachyts,
den man Andesit genannt hat, und enthält eine Menge von kleinen
Oligoklas- und Hornblende- oder Augitkrystallen. Ueber diese eigenthüm-
lichen, wässerigen, schlammigen, kalten Eruptionen, an welchen durch-
aus nicht immer schmelzende Schneemassen betheiligt sind, wie Humboldt
später irrthümlich anzunehmen geneigt war, und über die breiartigen
Lodozales, die aus ihnen hervorgehen, habe ich an einem andern Ort
bereits zuverlässiges und ausführliches mitgetheilt.')
A. v. Humboldt, der eingesteht, dass er die Fischauswürfe der
Vulkane von Quito nie selbst gesehen, sondern nur aus den confusen
Angaben der Eingebornen davon gehört und „in den Archiven der
1) S. die Abhandlung: „über einige wenig bekannte Vulkane im tropischen Amerika im Heft XI
Jahrg. 1862 der Mittheilungen aus Justus Perthes geographischer Anstalt‘ Die von mir
mitgebrachte Masse aus verschiedenen Lodozales wurde von Herrn Professor Blum in Heidel-
berg mineralogisch untersucht und lieferte das angegebene Resultat.
104
kleinen Provinzialstädte‘‘ darüber gelesen habe, gibt in seinen „Beobach-
tungen aus der Zoologie“ 8.42 und 43 über diese Erscheinung fol-
gende sonderbare Mittheilungen. ,„Cotopaxi und Tunguragua,“ schreibt
Humboldt, ‚werfen die Fische bald aus dem Krater, bald aus Seiten-
klüften, stets aber in Punkten aus, die viertausend fünfhundert, bis
fünftausend Meter über dem Meer erhaben sind..... Sehr merkwürdig
ist, dass von den vielen tausend Fischen, welche man in wenigen Stunden
mit Strömen von kaltem und süssem Wasser vom Cotopaxi herab-
kommen sieht, kein einziger verunstaltet und so beschaffen ist, dass
man glauben könne, er sei einem hohen Wärmegrad ausgesetzt gewesen.
Diese Betrachtung ist um so auffallender als das Fleisch dieser Thiere
sehr weich ist und der Vulkan oft zugleich eine dieke Rauchsäule aus-
stösst. Einige Indianer versichern sogar, dass die Fische, indem sie an
dem Abhange der vulkanischen Kegelberge herabgleiten, bisweilen noch
lebendig sind.“
Der Vorwurf, den man dem berühmten Naturforscher und
Reisenden ungeachtet seiner unermesslichen Verdienste um die phy-
sikalische Erdkunde und Naturgeschichte Amerika’s wiederholt ge-
macht hat: dass er den märchenhaften und übertriebenen Aussagen
von Eingebornen, die sich oft ein Vergnügen machen, den Fremden
absichtlich zu belügen, doch manchmal zu viel Gewicht beilegte, scheint
hier wirklich begründet. Kein Beobachter hat jemals einen Fischaus-
wurf aus dem Krater des Cotopaxi gesehen; kein Beobachter konnte
ihn je sehen. Denn noch ist überhaupt kein Mensch dem Krater dieses
Feuerbergs für eine hinreichende Beobachtungszeit nahe genug gekommen. !)
1) Humboldt und Bonpland i. J. 1803, Boussingault und Hall i. J. 1831 versuchten den Coto-
paxi von der Nordostseite zu besteigen zu einer Zeit, wo der Krater nicht die geringste
Thätigkeit zeigte, also auch keine frischen eruptiven Schlamm- und Aschenauswürfe von
ihnen beobachtet werden konnten. Die bewohnten Punkte liegen auch dort viel zu weit
vom eigentlichen Eruptionskegel des Vulkans entfernt, um selbst nur die Möglichkeit ge-
nauer Beobachtungen von dort zuzulassen. Die Ranchos de la Vacceria, wo ich bei dem
ersten Besteigungsversuch mit Professor Cassola und Dr. Gallegos aus Tacunga eine Nacht
zubrachte, bilden den höchsten zur Regenzeit bewohnten Punkt an der Südwestseite des
Vulkans. Unser Barometer fiel dort auf 500 mm. bei + 7° C. und zeigte eine Höhe von
11,400 P. F. über dem Meere an. Es sind Schäferhütten, die nur während der besten
Weidezeit von den indianischen Hirten bezogen werden. Auch dort ist die Entfernung
vom Auswurfskegel des Vulkans viel zu gross, um von den Eruptionsprodukten bei gewöhn-
105
Der Eruptionskegel des Cotopaxi erhebt sich in einer einsamen, fast
unbewohnten Wildniss. Die nächste Hacienda von San Elias ist zwei
Meilen vom Fusse des Kegels entfernt. Es fällt keinem Indianer ein,
sich über die Schlackenwüste des Arenal, welcher den Eruptionskegel
des Vulkans umgibt, hinaus zu verirren. Die Hacienda Chillo, von
welcher Humboldt hörte, dass sie auch einmal einen Fischregen vom
Cotopaxi empfangen habe, ist in gerader Richtung von diesem Vulkan
sieben geopraphische Meilen, also fast zwei Tagreisen, entfernt. Wer möchte
aus solcher Entfernung behaupten, dass die niedergefallenen Fische, die
auch möglicherweise durch Windhosen, Wirbelstürme u. s. w. emporgerissen
oder wahrscheinlicher durch Entleerung unterirdischer Wasser und kleiner
Seen aus den nächsten Bergen bei Chillo gekommen, vom Krater des
Cotopaxi auf so bedeutende Entfernung geschleudert worden seien?
Wenn die Prenadillen wirklich durch die Schleuderkraft der Dampf-
explosionen des grossen Feuerberges auf solche Entfernungen geworfen
würden, wie wäre dann die gute Erhaltung der zarten Fische möglich,
die ein geringer Druck der Hand zu einer unkenntlichen Masse zer-
malmt ?
licher Thätigkeit des Kraters etwas zu sehen. Erst auf der Höhe des Picacho — (Cabeza
de Incas, wieihn Humboldt nennt, der ihn nur aus einer Entfernung von 3 Meilen mit dem
Fernrohr betrachtete) — eines circusförmigen Trachytfelsens, wo wir am 23. Dezember 1858
in einer Höhe von 14,416 P. F. auf dem Schnee übernachteten, ist man dem Krater und
seinen täglichen Auswürflingen nahe genug, um das Spiel der vulkanischen Thätigkeit und
die Natur der Auswürflinge genauer zu beobachten. Noch hat aber kein Beobachter in
dieser Höhe, wo bei wechselnder Temperatur der Schauplatz der furchtbarsten Stürme und
fast täglicher Gewitter mit Schneegestöber ist, auch nur einige Tage ausgehalten. Der
Gouverneur Don Lorenzo Espinoza, ein Sohn des Landes, und der Pfarrer Vasquez von
Tilipulo, der in den Archiven von Tacunga die genauesten Nachforschungen über alle Erup-
tionen des Cotopaxi seit der spanischen Invasion gemacht hat, versicherten uns: dass wir
die Ersten gewesen, die dem Feuerberg von der Südwestseite so nahe gekommen, und dass
vor uns kein Beobachter über den Fuss des Picacho emporgestiegen sei. In der Höhe von
16,645 P.F., wo die Heftigkeit des Gewitters und die Erschöpfung unserer Kräfte uns zur
Umkehr zwangen, waren wir nach siebenstündigem Steigen über verschiedene frisch aus-
geworfene wässerige Kothlavaströme (Lodozales) gekommen, deren Beschaffenheit ich genau
untersuchte und von denen ich Proben an Herrn Professor Bunsen in Heidelberg zur Ana-
lyse einsandte. Es fand sich darin keine Spur von Organismen. Der Krater, welcher stark
rauchte, warf auch einigemale Schlacken empor, die auf den Gehängen des Kegels herab-
rollten, in Mehrzahl aber in den rauchenden Schlund zurückfielen. Bei grossen Eruptionen
des Cotopaxi, die nur drei- bis viermal in jedem Jahrhundert stattfinden, fliehen selbst die
Bewohner von San Elias, Die ganze Hochebene ist dann in Finsterniss gehüllt, die Asche
fällt bis dreissig Meilen in der Runde, und die Donnersalven des Kraters werden noch in
Entfernungen von 200 spanischen Meilen gehört. (S. Humboldt: „Vue des Cordilleres“ p. 46.)
Abh. d. II. Cl.d. k. Ak.d. Wiss. X. Bd. I. Abth. f
106
Die Fischauswürfe, welche mitunter die wässerigen Eruptionen be-
gleiteten, sind wohl in den meisten Fällen die Folgen der gleichzeitigen
Entleerung fischreicher Kraterseen gewesen, die durch Risse und Ein-
stürze geöffnet, ausflossen; aber solche Fischmassen kommen nicht bei
allen wässerigen und schlammigen Durchbrüchen zum Vorschein. Das
grosse Erdbeben von Quito im März 1859 war an verschiedenen Stellen
von unterirdischen Schlammausbrüchen begleitet. Ich habe die Gebilde
dieser Ausbrüche am Vulkan Pichincha, wo sie stattfanden, unmittelbar
nach dem Ereigniss genau untersucht, in der weichen andesitischen
Masse aber keine Spur von Fischen gefunden. Bei wirklichen vul-
kanischen Feuereruptionen können Fischauswürfe aus dem Krater nicht
stattfinden. Sie würden, wenn das Vorkommen solcher Fische in der
hohen Temperatur des vulkanischen Heerdes thätiger Feuerberge über-
haupt möglich wäre, durch die Gewalt der Dampfexplosionen zu einem
Brei zermalmt, gänzlich zerstört und unter den Auswürflingen sicher
nicht mehr als organische Wesen erkannt werden. Unter den Eruptions-
produkten des Cotopaxi, der sich zur Zeit meines dortigen Aufenthaltes
in starker Thätigkeit befand, bemerkte ich keine Spur von Fischen,
und bei den Indianern der Gegend war jede Erinnerung von Fischaus-
würfen erloschen.
Das Vorkommen der Frenadillen in den unterirdischen Höhlen
und Wasserbecken selbst der ausgebrannten Vulkane ist überhaupt nur
Hypothese, keine Gewissheit. Unterirdisch lebende Höhlenfische, wie
der in den Gewässern der Mammuthhöhle in Kentucky (Nordamerika)
vorkommende Amblyopsis spelaeus, haben eine Hautbedeckung über den
kleinen Augen, sind also wirklich blind, was die Prenadilla nicht sind.!)
Humboldt beruft sich zwar zur Unterstützung seiner Hypothese des
unterirdischen Aufenthalts der Prenadillen auf eine Mittheilung des Cor-
regidor von Ibarra, die folgendermassen lautet: ‚dass die Prenadillen
im Innern des Berges Imbabura leben, erkennt man daran, dass bei dem
Dorf San Pablo die Indianer sie in einem Bache fangen, da wo er aus
1) Die kleinen Fische aus der Familie der Oyprinoiden, welche in den artesischen Brunnen der
Sahara aus den Tiefen des Erdinnern vom Wasserstrahl emporgerissen werden, sind aller-
dings nicht blind. Es ist aber zu vermuthen, dass die unterirdischen Wasserbecken dort
mit Tagwassern in Verbindung stehen.
107
dem Felsen ausbricht.“!) Diese Mittheilung scheint mir jedoch keines-
wegs ein Beweis für das unterirdische Vorkommen der Fische. Ich
verweilte in Begleitung des Herrn Valdivieso von Quito mehrere Tage
in San Pablo am Fusse des Imbabura und habe den erwähnten Bach
bis zu seiner Quelle untersucht. Eine mit demselben communicirende
Höhle konnte ich weder finden, noch habe ich von deren Existenz ge-
hört. Der Bach, der in beträchtlicher Höhe am Vulkan entspringt, er-
giesst sich in den See von San Pablo, der voll von zahllosen Prenadillen
ist. Der kleine Fisch, den die Natur, wie erwähnt, mit Stachelflossen
wie zum Klettern versehen hat, kann vom See aufwärts selbst über
ziemlich schroffe Stellen des Baches mit Leichtigkeit bis zu dessen Quelle
gelangen.
Humboldt selbst hat sich die Fragen gestellt: wie es möglich,
dass diese Fische in der hohen Temperatur der unterirdischen Wasser
von thätigen Feuerbergen. leben können? Wie es möglich, dass so
weiche und zarte Geschöpfe bei der furchtbaren Gewalt, mit welcher
die heissen Dämpfe glühende Schlacken einige tausend Fuss über den
Krater emporschleudern, nicht völlig zerstört würden? Mit diesen Ein-
würfen ‘scheint mir Humboldt seine eigenen Mittheilungen von Fisch-
auswürfen als begleitende Erscheinungen wirklicher Fruptionen, die er
nach der vorhandenen Sage nacherzählt und nicht selbst beobachtet
hat, hinreichend widerlegt zu haben.
Boussingault hat bei Uebersendung einiger Prenadillen an Valen-
ciennes zwar die alte Sage von den Fischauswürfen des Cotopaxi wieder-
holt, ohne jedoch während seines Besuchs an diesem Feuerberg die
Erscheinung selbst gesehen, oder näheres darüber von lebenden Augen-
zeugen gehört zu haben. In den verschiedenen wissenschaftlichen Auf-
sätzen, welche dieser berühmte Physiker als Ergebnisse seines mehr-
jährigen Aufenthalts in den südamerikanischen Anden publicirte, hat er
sich über die angeblichen Fischeruptionen der Vulkane von (Quito nie-
mals bestimmt ausgesprochen.
A. v. Humboldt hat den dürftigen historischen Documenten über
dieses Phänomen offenbar mehr Werth beigelegt, als sie verdienen. Die
spanischen Creolen sind, ebenso wie die Cholos und Indianer, stets zu
1) A. v. Humboldt „Beobachtungen aus der Zoologie“ 8. 47.
14*
108
Erdichtungen und Uebertreibungen geneigt, besonders wenn es sich von
aussergewöhnlichen Naturereignissen handelt. Auffallend ist es immerhin,
dass der gelehrte französische Akademiker La Condamine, welcher 6
Jahre (1736—1742) in den Umgebungen der Vulkane von Quito mit
wissenschaftlichen Arbeiten verweilte, bei seinen Bemerkungen über den
Cotopaxi, Sangay, Tunguragua etc. mit keiner Sylbe ihrer Fischeruptionen
erwähnt, was er gewiss nicht unterlassen haben würde, wenn er davon
gehört hätte.
Don Antonio Ulloa, der mit ihm eine Reihe geodätischer Arbeiten
dort ausführte, erwähnt in seinem Capitel über die Fische zwar das
Vorkommen der Prenadilla in den Gebirgsbächen von Quito, sagt aber
nichts von einem Auswurfe derselben durch die Vulkane.!)
Pater Velasco in seiner ‚historia del Reino de Quito‘ erwähnt
einzig nur der Fischauswürfe des Vulkans Imbabura, der auch, sowie
die ganze Provinz, seinen Namen davon hat.?) Derselbe Verfasser, der
es übrigens mit der Wahrheit nicht immer sehr genau nimmt, und dessen
Angaben kein volles Vertrauen verdienen, versichert sogar: er selbst
sei bei einem dieser Fischauswürfe auf halber Höhe des Berges in Ge-
fahr gewesen, durch den Gestank der ausgeworfenen Fische zu er-
sticken.?) Velasco bezeichnet aber weder das Jahr, wo er diese Er-
scheinung miterlebte, noch beschreibt er dieselbe in umständlicher klarer
Weise, was er sicher gethan haben würde, wenn er wirklich Augenzeuge
derselben gewesen, und sie nicht blos nach Hörensagen wiederholt hätte.
Manuel Villavicencio bemerkt in seiner „Geografia‘‘ ebenso wie
P. Velasco ausdrücklich: dass der Vulkan Imbabura stets nur wässerige
Eruptionen gehabt habe, und dass die Fischauswürfe entweder aus unter-
irdischen Höhlenwassern, oder möglicherweise auch aus den zu Tag gehen-
den Gewässern der Schluchten des Berges gekommen seien.)
Zum Schluss dieser Abhandlung wollte ich eine übersichtliche Dar-
stellung der geographischen Vertheilung der Süsswasserfische Amerika’s
nebst einer kurzen Charakteristik der einzelnen ichthyologischen Reiche
1) Antonio de Ulloa: noticias americanas. Ent IX sobre los Pescados.
2) Imbabura ‚„Fischmutter.“ Imba werden im dortigen Qquichuadialekt die Prenadillas ge-
nannt. Bura heisst Mutter. S. P. Velasco historia natural del Reino de Quito p. 11.
3) Ibid. $. 2 Montes y volcanes S. 11.
4) Manuel Villaviceneio: Geografia de la Republiea del Ecuador. p. 57.
109
dieses Welttheils vom hohen Norden der arktischen Zone bis zur Süd-
spitze Patagoniens beifügen. Indem ich jedoch die ichthyologische
Literatur, soweit ich solche in der hiesigen Staatsbibliothek vorfand,
eingehend studierte und verglich, fand ich die materiellen Schwierigkeiten
theils wegen der Unvollständigkeit der Untersuchungen in weiten Länder-
gebieten, theils wegen der Lückenhaftigkeit der hier vorhandenen Lite-
ratur so gross, dass ich diese Arbeit auf eine spätere Zeit verschieben
muss. Herr Professor Kner in Wien hatte die besondere Güte, eine
Reihe von Fragen, welche ich über dieses Thema an ihn richtete, aus-
führlich zu beantworten, wofür ich ihm hiemit meinen wärmsten Dank aus-
drücke. Die schätzbaren Mittheilungen dieses kenntnissreichen Forschers
werde ich in einer spätern Abhandlung benützen. Hier gebe ich zum
Schluss nur noch einige Bemerkungen über die bisherigen Untersuch-
ungen in Amerika, und über die dort noch vorhandenen geographischen
Lücken in der Naturgeschichte der Fische.
In Nordamerika zeigt sich die grösste geographische Lücke in der
Kenntniss der Süsswasserfauna nördlich vom 54° N. B. bis zu den
Küsten des Eismeeres. Die Fische des grossen Sklavensees, des Bären-
sees und des Mackenziestromes sind noch völlig unbekannt. Ebenso
wenig wissen wir über die Fauna der Flüsse im russischen Nordamerika,
und in dem zum weiten Ländergebiet des brittischen Amerika gehörigen
Caledonia westlich von der Kette der Rocky Mountains.
Die Süsswasserfauna des östlichen Theils von Nordamerika, südlich
vom 50. Parallel, ist verhältnissmässig gut erforscht. Indessen ist uns
kein nordamerikanisches Fischwerk bekannt, welches hinsichtlich der
Gründlichkeit,. Schärfe der Beobachtung und kritischen Sichtung der
aufgestellten Arten dem vortrefflichen Werk C. Th. E. v. Siebold’s: ‚‚Die
Süsswasserfische von Mitteleuropa‘ an die Seite zu stellen wäre. Auch
in Bezug auf die Lebensweise der Fısche hat kein amerikanischer Ich-
thyolog einen gleichen Reichthum an Beobachtungen geliefert. Es wäre
namentlich zu wünschen, dass die amerikanischen Werke uns eine ähn-
liche tabellarische Uebersicht der geographischen Verbreitung der Süss-
wasserfische geben würden wie Siebold’s Buch.
Um die nähere Kenntniss der Fische in den beiden grossen Fluss-
gebieten des Mississippi und des Sanct Lorenzstromes, sowie der vier
110
grossen zusammenhängenden Binnenseen, haben sich besonders Mitchill,
Lesueur, de Kay, Smith, Storer, de la Pilay, Richardson, Gill,
Girard, Agassiz anerkennungswerthe Verdienste erworben.!) Der letzt-
genannte Forscher, welcher die Fische Amerika’s und Europa’s gleich
gründlich untersuchte, hat den wichtigen Ausspruch gethan: dass Amerika
und Europa, trotz der grossen Aehnlichkeit in den meisten generischen
Formen, doch nicht eine identische Species von Süsswasserfischen ge-
meinsam besitzen. Diese Thatsache beweist, dass die Trennung Amerika’s
und Europa’s, für deren früheren Zusammenhang manche gewichtige
geologische Gründe sprechen, jedenfalls älter ist, als die Entstehung der
gegenwärtigen Artenformen. Die wenigen Säugethiere, Vögel und In-
sekten, welche Nordamerika mit KEuropa gemein hat, sind als eingewan-
derte Arten zu betrachten.
Viel weniger explorirt als Canada und der östliche Theil der Ver-
einigten Staaten hinsichtlich der Süsswasserfauna ist Californien, welches
ganz verschiedene Species, zum Theil andere Genera und selbst eine
eigenthümliche Familie von Flussfischen besitzt.
. Die Kenntniss der Fische Nordamerika’s reicht südlich nicht über
Florida und Texas, also nicht über 26° N. B. hinaus. Die Fischarten
des Rio Grande del Norte sind noch ebenso wenig bekannt, wie die in
den Gebirgs- und Küstenflüssen von Ost- und Westmexiko vorkommenden
Arten. In Mocigno’s Werk sind nur Seefische von der mexikanischen
Golfküste beschrieben und abgebildet. Die in Aussicht stehende Unter-
suchung der ichthyologischen Sammlungen des Dr. Saussure aus Mexiko
durch Professor Kner dürfte daher eine sehr wesentliche Lücke in der
Ichthyologie Amerika’s ausfüllen. Mexiko ist für die geographische
Verbreitung der Süsswasserfische von hoher Wichtigkeit; denn dort ist
die äusserste nördliche Grenze ausgezeichneter tropischer Formen wie
die der Familien der Oharacinen und Loricaten, sowie die südliche Grenze
1) Es wären ausser den Genannten noch manche Andere, besonders reisende Naturforscher
und Sammler zu nennen, welche sich um die Ichthyologie Nordamerika’s verdient gemacht
haben. Ich erwähne hier nur die hervorragendsten Namen. Leider ist es mir bis jetzt
noch nicht gelungen, eine vollständige Einsicht in die ganze ichthyologische Literatur
Amerika’s zu gewinnen, welche, wie gesagt, sehr zerstreut und in der Staatsbibliothek
Münchens nur fragmentarisch vorhanden ist.
111
der Esocinen, Cypriniden und der eigentlichen Salmoneer mit Wahrschein-
lichkeit zu finden.
Von den Antillen ist die Fischfauna der Insel Cuba durch Gund-
lach’s Sammlungen, Parra’s und Poey’s descriptive Beiträge bekannter
geworden. Auch die Süsswasserfauna der besonders an Weichthieren
reichen Insel Jamaica ist durch brittische Sammler ziemlich gut bekannt.
Die Ichthyologie von Hayti und den übrigen westindischen Inseln ist
dagegen noch sehr unzureichend erforscht. Seit den älteren Fischsamm-
lungen von Ricord auf San Domingo, von Leford und Achard in
Martinique und Guadeloupe und von dem unglücklichen französischen
Reisenden Pley in Portorico ist von dort nur wenig zu unserer Kunde
gekommen.
Aus Guatemala hat Günther eine kleine Anzahl neuer Fischarten
beschrieben. Ueber die Süsswasserfauna von Honduras, San Salvador,
Nicaragua und Üostarica wissen wir fast nichts. Die von mir dort
während der Jahre 1853 und 1854 gesammelten Fische sind theils durch
Mangel an gutem Weingeist verdorben, theils bei dem Einsturz des von
mir bewohnten Hauses durch das Erdbeben vom 16. April 1854, welches
die Hauptstadt San Salvador gänzlich zerstörte, mit vielen anderen ge-
sammelten naturhistorischen Gegenständen zu Grund gegangen.!) Die
vorhergehende Abhandlung über die Panamafische bildet daher den ein-
zigen wesentlichen Beitrag zur Kenntniss der Süsswasserfauna Central-
amerika’s.
Südamerika vom 11° N. B. (Mündung des Magdalenenflusses) bis
35° 8. B. (Mündung des Rio de la Plata) ist wenigstens in seinen öst-
lichen Theilen, wo die grössten und fischreichsten Flussgebiete der
Welt auftreten, viel besser bekannt als Mittelamerika. Um die Er-
forschung der dortigen Süsswasserfaunen haben sich ziemlich viele unter-
nehmende Reisende besonders dadurch verdient gemacht, dass sie, nicht
ohne grosse Mühe und Opfer, ein bedeutendes Sammelmaterial für die
1) Ein Theil meiner Sammlungen, welche ich im Landhause des preussischen Viceconsuls
Kronmeier aufbewahrt hatte, ist zwar dem Ruin entgangen, konnte damals aber wegen
gänzlichen Mangels an Transportmitteln nicht nach dem stillen Ocean gebracht werden,
wo ich nach der Katastrophe noch einen Monat in der Hacienda des Herrn Walter Bogen
am Wechselfieber leidend verweilte Die Stadt San Salvador war nicht nur Ruine, sondern
auch eine von der Bevölkerung ganz verlassene Einöde geworden.
112
grösseren ichthyologischen Werke lieferten. Ich erwähne nur die Samm-
lungen von Dr. Schott im Atratogebiet, von Boussingault und Humboldt
im Magdalenenfluss, die sehr interssante ichthyologische Ausbeute der Ge-
brüder Schomburgk in Guiana, das bedeutende Material der französischen
Sammler Richard, Leblond, Poiteau, Leschenault und Doumerc-
in der französischen Colonie Cayenne, die überaus reichhaltigen Samm-
lungen der berühmten Reiseforscher Spix,') Martius, Delalande, Prinz
von Neu-Wied, Auguste Saint Hilaire, Natterer im Stromgebiet
des Amazonas und in anderen Flüssen Brasiliens, d’Orbigny’s und Bur-
meister’s zahlreiche Untersuchungen im Rio de la Plata und Neben-
flüssen u. s. w. Die neuen Arten, welche von diesen und anderen
älteren und neueren Reisenden in Südamerika entdeckt wurden, sind
theils in den Anhängen der Reisewerke, theils in verschiedenen ichthyo-
logischen Werken und Abhandlungen beschrieben.
Südlich von der Mündung des Rio de la Plata hat die amerikanische
Ichthyologie nur wenige sporadische Mittheilungen aufzuweisen. Von
Patagonien kennt man nur die Küsten und Flussmündungen. Das ganze
unermessliche patagonische Binnenland, welches durch 13 Parallelkreise
und 10 Meridiane zwischen beiden Oceanen sich ausdehnt, ist in natur-
geschichtlicher Beziehung noch ‚unbekanntes Land.“
Die Süsswasserfauna der höchsten Andesregionen, von Neu-Granada,
Ecuador, Peru, Bolivia, ist durch Humboldt, Boussingault und be-
sonders durch Pentland näher bekannt geworden. Sie ist überaus arm
an Fischarten. Die sonderbaren Gattungen Arges und Orestias, welche
dieser Region ganz eigenthümlich angehören, sind besonders von Pent-
land in den höchsten Seen und Flüssen Bolivias durch Entdeckung
ausgezeichneter Arten bereichert worden.
Eine weite geographische Lücke in der Kenntniss der Süsswasser-
fische bietet der westliche Theil Neu-Granadas vom 2° bis 7O N. B.
Ob Dr. Schott bei Begleitung der letzten nordamerikanischen Expedition
seine Untersuchungen auf die in den stillen Ocean mündenden Flüsse
1) Cuvier hat in seiner „histoire d’ichtyologie“ p. 239 mit besonderer Anerkennung die Ver-
dienste von Spix um die Förderung der Naturgeschichte der Fische hervorgehoben, sowohl
durch die Entdeckung vieler neuer Arten, als auch durch die in seiner „Cephalogenesis‘
(München 1815) niedergelegten scharfsinnigen Ansichten über den anatomischen Bau der
Fischköpfe.
113
der Provinz Choco ausgedehnt hat, ist mir nicht bekannt. Südlich vom
zweiten Parallel bilden die wenigen Arten, welche von meinen grössten-
theils verdorbenen Sammlungen aus der heissen Region gerettet wurden,
die einzigen Anhaltspunkte zur ichthyologischen Kenntniss jener unge-
sunden Gegenden. Tschudi’s Fischsammlungen in Peru sind sämmtlich
zu Grunde gegangen. Poeppig hat, so viel mir bekannt, von dort keine
Fische mitgebracht. Ueber die Süsswasserfische Peru’s ist mit Aus-
nahme einer Abhandlung von Quichenot in der Revue zoologique 1847
und der im grossen Reisewerk von Castelnau beschriebenen Fischarten
nichts zu unserer Kenntniss gekommen. Die westlichen Staaten Süd-
amerika’s vom 3—26°S.B. bieten daher in dieser Beziehung noch sehr
beträchtliche Lücken dar.
Chile’s Süsswasserfauna ist nur durch Claude Gay’s verdienst-
volles Werk näher bekannt geworden. Seine umfassenden naturhisto-
rischen Untersuchungen gehen jedoch südlich nicht über den 43° 8. B.
hinaus. Alle Gebirgsflüsse, welche von da bis zur Magellanstrasse aus
den Cordilleren herab nach kurzem Lauf in den stillen Ocean fallen,
sind in hydrographischer wie in zoologischer Hinsicht noch gänzlich
unerforscht.
Ein allgemeines vergleichendes Gemälde der geographischen Ver-
theilung der Fische in den Meeren und süssen Gewässern unserer Erde
fehlt noch. Dasselbe würde ungeachtet der noch sehr fragmentarischen
Kenntniss der Ichthyologie in sehr weiten Länderstrecken, wie auch
Bronn in seiner „allgemeinen Zoologie“ bemerkt, eine zwar schwierige,
aber für die Thiergeographie höchst wünschenswerthe und gewiss dank-
bare Aufgabe sein.
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Neue
Beobachtungen zur Entwicklungsgeschichte
des
Meerschweinchens
Prof. Dr. Th. L. W. Bischoff,
Mit vier Tafeln Abbildungen.
Neue
Beobachtungen zur Entwicklungsgeschichte
des -
Meerschweinchens
von
Prof. Dr. Bischoff.
Im Jahre 1862 erschienen als Separat-Abdruck aus den Abhand-
lungen der k. Akademie der Wissenschaften zu Berlin „Beiträge zur
Entwicklungsgeschichte des Meerschweinchens von C. B. Reichert‘, 216
Seiten 4° mit 8 Kupfertafeln.
Da diese „Beiträge‘‘ vorzüglich gegen die Angaben meiner zehn Jahre
früher ‚erschienenen Entwicklungsgeschichte des Meerschweinchens ge-
richtet sind, so hat vielleicht Mancher erwartet, dass ich mich bereits
längst, über diese Berichtigungen geäussert haben würde, und mein Still-
schweigen ist wahrscheinlich wesentlich als Zugeständniss betrachtet
worden.
Indessen war ich zu. jener Zeit mit anderen Arbeiten beschäftigt,
auch fehlte es mir lange Zeit hier, an Meerschweinchen und ich schwieg,
weil ich nicht, ohne erneute objektive Prüfung die Sache besprechen
wollte. War es doch sehr wahrscheinlich, dass der zweite Beobachter,
dem ich wenigstens den Weg gezeigt hatte,-in vielen Punkten glück-
118
licher und richtiger gesehen hatte als ich, so wie ich mich wieder sei-
ner Leuchte bedienen wollte, um meinen früher eingeschlagenen Weg
dadurch zu erhellen.
Ausserdem erwartete ich fernere Mittheilungen von C. B. Reichert
erscheinen zu sehen; denn diese „Erste Abtheilung‘“ reicht in der That
nur bis zum 13. Tage der Entwicklung des Eies, bis zum Auftreten des
Embryo, nach welchem doch ein grosser und wesentlicher Theil der Ei-
genthümlichkeit des Entwicklungsganges des Meerschweinchen-Eies erst
seinen Ausdruck und seine Erklärung findet.
Unterdessen 'konnte ich mir; wieder eine Meerschweinichenzucht an-
legen, und habe so im Laufe des letzten Jahres durch Untersuchung
von einigen dreissig Thieren während der ersten 14 Tage der Trächtig-
keit die Möglichkeit gefunden, C. B. Reicherts und ‚meine früheren An-
gaben auf’s Neue objektiv zu prüfen. Ich bin mir bewusst, dabei mit
dem besten Willen verfahren zu sein. Konnte und kann mir doch nur
daran gelegen sein, eine scheinbare Anomalie in dem Entwicklungsgange
der Säugethier-, ja so weit wir sie kennen, selbst der Wirbelthier-Eier
überhaupt wo möglich aus dem Wege geräumt zu sehen. Ich hatte
diese Anomalie nicht ausgedacht und erfunden, sie hatte sich mir wider
Willen aufgedrängt, und kein Vorurtheil oder Liebling der Phantasie
‘hatte mein Urtheil dabei bestochen.
Desshalb kann ich auch unbefangen sagen, dass ich über mehrere
Punkte von C. B. Reichert gerne Belehrung angenommen und empfangen
habe, und gerade diese sind es, die mich vorzüglich bestimmen, noch
einmal das Wort zu ergreifen. Denn diese Punkte, in welchen wir einig
sind, werden wohl als gesichertes wissenschaftliches Material betrachtet
werden können, während die bestehenbleibenden Differenzen fortfahren
werden unsere Leser zu nöthigen, zwischen unseren Personen zu ent-
scheiden, bis ein dritter oder vierter selbstständiger Beobachter den
Auschlag gibt.
Leider sind diese Differenzpunkte die wesentlicheren und zahlrei-
cheren geblieben. Ich habe mich nicht überzeugen können, dass C. B.
Reichert bei seinen Widersprüchen gegen mich in seinen Angaben und
Folgerungen objektiv geblieben ist. Vielmehr glaube ich mich über-
zeugt zu haben, dass die Neigung zum Widerspruch vorherrschend war,
119
und dass die Liebe zu seiner Theorie ihn veranlasst hat, Verschieden-
heiten in dem Entwicklungsgange des Meerschweinchen-Eies zu läugnen
oder zu übersehen, welche faktisch vorhanden sind, und auch von ihm
nicht beseitigt werden konnten.
Es liegt in der Natur der Sache, dass meine Darstellung die Form
einer Anti-Kritik der Reichert’schen. Ausstellungen meiner früheren Ar-
beit annehmen muss, und folge ich dabei eben diesen Ausstellungen,
wie sie von ihrem Autor erhoben worden sind.
Abgesehen von der Einleitung, welche der Aufzählung meiner un-
glaubwürdigen Angaben über die Entwicklung des Meerschweinchen-Eies
gewidmet ist, ist dann der erste Widerspruch, den €. B. Reichert mir
angedeihen lässt, dass man ein völlig reifes zum Austritte aus dem Eier-
stocke bereites Säugethier-Ei an einem sogenannt strahligen Discus, d.h.
an. der Umwandlung der das Ei in dem Graaf’schen Follikel umhül-
lenden runden Zellen (die ich aber jetzt nicht mehr Zellen, sondern Pro-
toplasten nenne, weil sie keine häutige Hülle besitzen) in spindelför-
mige erkennen könne. Zwar läugnet Reichert nicht vollkommen die
Richtigkeit meiner Aussage, dass der Discus eines völlig reifen Eies ein
eigenthümliches Ansehen habe, allein er bemüht sich, sehr ausführlich
den Beweis zu führen, dass dieses nicht von der erwähnten Metamor-
phose jener Protoplasten herrühre, sondern der strahlige Discus reifer
Eier ein „optischer Betrug“ sei, und behauptet anderer Seits, dass dieses
Ansehen auch bei dem Discus nicht ganz reifer Eier beobachtet werde,
daher „die Verwerthung des Strahlenkranzes als Zeichen reifer Eichen
ihre Beschränkung erleide“. Allein gerade aus letzterem Grunde muss
ich auf meiner früheren Aussage beharren, welche sich mir auf’s Neue
durch Beobachtung der Eierstöcke brünstiger Fischottern, Marder und
Füchse immer wieder bestätigt hat. Ich habe mehrere dieser Fälle be-
nutzt, um die Einwürfe Reicherts gegen meine Erklärung des eigenthüm-
lichen Ansehens solch ganz reifer Eier zu prüfen, und habe Andere und
mich auf’s Neue überzeugt, dass ausser der vollsaftigeren Beschaffenheit
der Protoplasten des Discus, dieselben entschieden spindelförmig ge-
staltet sind, und dieses Ansehen keineswegs durch Zerren oder Druck
120
veranlasst ist. Es mag sein, dass man durch solche Einflüsse die ver-
schiedensten Formen hervorbringen kann, eben weil diese Protoplasten
keine mit Membranen umgebenen Zellen sind; allein ich habe die Eier
sehr vorsichtig mit scharfen und feinen Nadeln unter der Loupe so be-
handelt, dass neben solehen Kunstprodukten ein guter Theil dieser Ge-
bilde unverzerrt auf und an der Zona sitzen blieb, und man dabei ihre
spindelförmige Gestalt ganz intact erkennen konnte.
Ich halte also sowohl das Ansehen als auch die Erklärung des
strahligen Discus reifer Säugethiere-Eier gegen die Einwürfe 0. B.- Rei-
cherts fest.
Von geringerer Bedeutung ist die von der meinigen abweichende
Angabe Reicherts, dass das Bersten eines Graaf’schen Follikels bei dem
Meerschweinchen in der Regel, unter 40 Fällen 30mal, mit einem Blut-
austritt begleitet sei. Denn da er diese Behauptung auf ganz kleine
nur mit der Loupe oder selbst nur mit dem Miskroskope wahrnehm-
bare Häufchen von Blutkörperchen beschränkt, so habe ich keine Ver-
anlassung ihr zu widersprechen. Meine gegentheilige Aussage gilt für
einen Bluterguss und eine Erfüllung des geplatzten Graaf’schen Bläs-
chens mit einem Blut-Extravasate, wie sich dasselbe an dem Eierstocke
des Menschen und des Schweines als Regel bildet. Dieses findet sich,
wie ich auch schon gegen Pflüger hervorgehoben habe, bei keinem der
sonst von mir untersuchten Thiere; beiKaninchen nur zuweilen bei ein
und dem andern Follikel, ist aber bei Jenen Norm und keine Folge me-
chanischer Unbilden.
Ebenfalls ohne Bedeutung, aber eine merkwürdige Neigung zum
Widerspruch constatirend, ist eine Aeusserung C. B. Reicherts p. 112:
dass die Kaninchenweibchen den Bock nicht früher zulassen, bis die
Brunst eingetreten, d. h. die Zeit, in welcher „nicht etwa, wie Bischoff
angibt, die jetzt erst heranreifenden, sondern bereits reifen Eichen aus-
gestossen werden“. Ich möchte doch wohl wissen, wo ich gesagt hätte,
dass die Zeit der Brunst nur die der heranreifenden und nicht auch
die der bereits reifen Eier sei? und ebenso möchte ich wohl wissen,
wie Reichert die Zeit der heranreifenden und die der bereits reifen Eier
so scharf von einander unterscheiden und trennen will, dass er nur:
letztere die Zeit der Brunst nennen könnte? Dagegen wollte ich wohl,
121
dass C. B. Reichert seinen Ausspruch: „dass es nicht abzuläugnen sei,
dass die Begattung auf die Zeit des Berstens der Follikel einwirke“,
besser begründet hätte, als durch die blosse Redensart, dass dieses Ber-
sten von vermehrtem Zudrange des Blutes zu dem Follikel, und dieser
Zudrang von den aufregenden Wirkungen der Begattung auf das Mutter-
thier abhängig sei. Diese Redensarten hört man sehr häufig, und wahr-
scheinlich hat sie Reichert von Professor Eichstedt in Greifswald auf-
genommen, welcher der beredetste Vertreter dieser Ansicht ist. Ich
würde sie wie bisher keiner Beachtung zur Widerlegung als bedürftig
erachten, weil sie unlogisch und unwissenschaftlich ist, wenn ich nicht
allerdings zu meiner Verwunderung eine ähnliche Aeusserung von einem
unserer scharfsinnigsten Naturforscher gerade auf dem Gebiete der Ent-
wicklung, K. E. v. Baer, in seiner vor Kurzem erschienenen Selbstbio-
graphie p. 437 gefunden hätte. Daher mag Folgendes zur Erörterung
dieses Einwurfes, dass die Begattung oder auch nur die Gegenwart des
Männchens einen Einfluss auf die Reifung und Ablösung eines Eies aus
dem Eierstocke ausübe, dienen.
Die Thatsachen, welche die Beobachtung nicht nur bei den Thieren
mit äusserlicher, sondern auch mit innerer Befruchtung zum Beweise
des Satzes liefert, dass die Eier in den weiblichen Organismen und Or-
ganen ohne alle Gegenwart und Mitwirkung des Männchens, sei es bei
der Begattung oder in irgend einer andern Weise allmählig reifen, und
endlich ihre Bildungsstätte verlassen und ausgesondert werden, sind so
zahlreich, so über alle Abtheilungen und Arten der Thiere verbreitet,
mit solcher Evidenz und Sicherheit dargethan, dass an der Allgemein-
heit, d. h. an der Gesetzlichkeit dieses Vorganges gar nicht gezweifelt
werden kann, ja auch selbst von Denjenigen, die dennoch an diesem
Gesetze mäklen zu sollen glauben, wirklich nicht gezweifelt wird. Sie
meinen nur, es gäbe doch auch noch Erscheinungen , welche zeigen,
dass die Männchen und die Begattung auch einen Einfluss darauf aus-
üben. :Wenn dieser Einwurf so gehalten wird, dass er zugesteht,
die Ercheinung an‘ und für sich ist vollkommen unabhängig von dem
Männchen, dieses aber kann doch förderlich darauf einwirken, so wird
dadurch nicht mehr gesagt, als wenn man sagen würde, eine gute Er-
nährung, günstige Verhältnisse der Temperatur und des Klimas haben
ebenfalls einen Einfluss auf die Reifung und Loslösung der Eier, und
Abh. d. II. C1. d. k. Ak. d. Wiss. X. Bd. I. Abth. 16
122
diese vielleicht einen noch grösseren als die Gegenwart des Männchens
und die Paarung. Und wirklich steht auch gar Nichts entgegen, dem
Männchen in diesem Sinne einen Einfluss einzuräumen. Denn es ist ge-
wiss und bekannt, dass der Gesammtcharakter und Habitus des weiblichen
Organismus sich erst dann vollkommen ausbildet, wenn derselbe den ganzen
Kreis der geschlechtlichen Funktionen durchlaufen hat, daher möglicher
und höchstwahrscheinlicher Weise der weibliche Eierstock erst dann das
volle Maass seiner individuellen Thätigkeit entwickelt, wenn auch der
männliche Einfluss auf die weibliche Individualität, namentlich durch die
Begattung, sich geltend gemacht hat. Allein dieser Einfluss enthält,
wie Erfahrung. und Experiment. gezeigt haben, keine nothwendige
‚Bedingung zur Erfüllung der gesetzmässigen Funktion des Eierstocks,
er ist also nicht wesentlich, kann und sollte daher nie zur Anzwei-
felung dieses Gesetzes benutzt werden. i
Ich kann in diesem Verfahren nur noch den Ueberrest der alten
falschen Lehre sehen, dass die Begattung die Reifung und Loslösung
der Eier bedinge, von welcher sich namentlich Diejenigen nicht los-
sagen können, welche in den den Zeugungsakt begleitenden Empfin-
dungen und Gefühlen noch ein Hauptmoment desselben erblicken. Diese
die Zeugung sichernden Gefühle sind freilich für Thiere und die grosse
Zahl der Menschen die Hauptsache bei derselben. Der wissenschaftliche
Naturforscher aber erkennt in ihnen nur einen Nebenumstand, freilich
sehr wesentlich und nothwendig, um die eigentlichen Bedingungen und
Gesetze der Zeugung zur Wirksamkeit zu bringen, allein letztere voll-
ziehen sich im gegebenen Falle auch ohne jene Empfindungen und Ge-
fühle und sind also im Sinne der Wissenschaft Nebensache. Es ist die
Aufgabe und Sache des Naturforschers, diese Dinge auseinander zu hal-
ten, die der Laie und Ungebildete durcheinander wirft. Nie und in kei-
nem Falle würden wir je zur Einsicht und Aufstellung eines” Naturge-
setzes kommen, wenn wir nicht die nothwendigen und die nur
mitwirkenden Ursachen einer Erscheinung von einander zu unter-
scheiden und verschieden zu würdigen lernten; denn es wird wohl kaum
irgend eine auffallendere und allgemeiner wirksame Naturerscheinung
geben, die nur allein von einer einzigen Ursache ausschliesslich hervor-
gebracht würde.
123
Fragen wir uns, was die Erkenntniss des hier in Rede stehenden,
die .Zeugung beherrschenden Gesetzes der selbständigen Entwicklung
und Loslösung des weiblichen Eies so viele Jahrhunderte verhindert und
verzögert hat, so ist dieses offenbar der Mangel wissenschaftlicher Me- _
thode bei der organischen Naturforschung, den ich im Vorstehenden
_ auch bei dem gegen das Gesetz der spontanen Evolution erhobenen Ein-
wurf rüge; denn an den hinreichenden Thatsachen zur Erkenntniss’ des
Gesetzes, hat es eigentlich schon seit lange nicht gefehlt. Aber die
Befangenheit in die Nebensachen, der ausschliessliche Blick auf die et-
was verwickelten Verhältnisse bei den Säugethieren und Menschen, machte
diese Erkenntniss des Gesetzes unmöglich, bis auch hier die entschei-
denden Thatsachen der Beobachtung dureh meine Versuche geliefert
wurden. Jetzt, nachdem es durch dieselben ganz entscheidend erwiesen
ist, dass in den verschiedensten Ordnungen der Säugethiere die Brunst,
die Reifung und Loslösung der Eier eintritt, ohne dass das Männchen
dabei irgendwie concurrirt, nachdem ferner die anatomische Ueberein-
stimmung der Brunst mit der Menstruation des Weibes auf das voll-
ständigste dargethan ist, kann man es nur als einen ganz unwissen-
schaftlichen Anachronismus bezeichnen, wenn Jemand Thatsachen über
den Einfluss der Begattung auf die Ovulation beibringen will, um deren
Spontaneität zu bezweifeln und zu beeinträchtigen.
Wenn wir wissen, dass bei den weiblichen Thieren der Reifungs-
und meistens auch der Lösungsprozess der Eier aus dem Eierstock der
Begattung vorhergeht, so ist von selbst klar, dass letztere nicht die
Ursache des ersteren sein kann. Bei dem Menschen könnte die Un-
abhängigkeit der Begattung von jenem Reifungs- und Lösungsprozess
der Eier möglicher Weise einen Einfluss auf jene Vorgänge im Eier-
stock ausüben, da sie ihnen vorhergehen kann und oft vorhergeht. Al-
lein grade hier hat die Erfahrung Jahrtausende und Jahrhunderte vor
jeder Einsicht und wissenschaftlichen Erkenntniss in die betreffenden
Vorgänge gelehrt, dass die Begattung keinen Einfluss auf die Vorgänge
im Eierstock ausübt, da.die Menstruation, welche diese Vorgänge an-
zeigt, im Grossen und Ganzen, wenn durch die Begattung keine Be-
fruchtung herbeigeführt wird, ihren Typus unverändert beibehält, mag
die Begattung erfolgen oder nicht. Es heisst hier den Wald vor lauter
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124
Bäumen nicht sehen, wenn man vereinzelte Thatsachen eines Einflusses
des Coitus oder geschlechtlicher Aufregung überhaupt auf die Menstrua-
tion, als Gegenbeweise beibringen will. Derselbe kann indirekt sehr
wohl zuweilen vorhanden sein und zugegeben werden, während die Ge-
setzmässigkeit der Menstruation und spontanen Övulation davon ganz
unabhängig besteht.
Ebenso verhält es sich aber auch mit der näheren Beschränkung
des Einwurfes gegen das Gesetz der spontanen ÖOvulation auf die Be-
hauptung, dass die Begattung das Platzen des Follikels bei den Säu-
gethieren bedinge oder befördere, ein Einwurf, auf den vorzugsweise
Eischstedts und Reicherts Einreden zurücklaufen. Auch hier ist es von
mir‘ bei Hunden, Kaninchen, Meerschweinchen, Ratten, Schafen und
Schweinen experimentell bewiesen und kann an den Eierstöcken von
Kühen, welche das ganze Jahr hindurch geschlachtet werden, leicht con-
statirt werden, dass die Follikel platzen und gelbe Körper sich bilden,
ohne dass die Begattung erfolgt ist. Es ist also ganz gewiss, dass der
Prozess sich ganz unabhängig von der Begattung vollständig entwickelt.
Wenn dieses als Regel und Gesetz feststeht, kann man daneben ganz
gut zugeben, dass es einzelne Fälle geben kann, in welchen die durch
die Begattung vielleicht vermehrte Blutanhäufung in den Genitalien und
Eierstöcken eine etwas verzögerte oder erschwerte Eröffnung des Fol-
likels befördert, obgleich davon bei der ausserordentlich kurzen Dauer
der Begattung bei Kaninchen, Meerschweinchen, auch Rindern, Schafen,
Hirschen etc. kaum die Rede sein kann. Ein solches Zugeständniss
ändert und beeinträchtigt die Gesetzmässigkeit der spontanen Ovula-
tion ebensowenig, als die zugestandene Möglichkeit, dass es vielleicht
Fälle geben kann, in welchen sich der Follikel gar nicht eröffnet, ob-
gleich bis jetzt kein solcher erwiesen ist. Denn es ist nicht wahr, wenn
Eichstedt z. B. in seiner Schrift sagt, ich hätte solche Fälle beobachtet,
und desshalb die Möglichkeit des Nichtplatzens reifer Follikel zugegeben.
Ich habe nur gesagt, dass ich neben geplatzten Follikeln und gelben
Körpern in demselben Eierstock auch noch angeschwollene Follikel be-
obachtet habe, welche meiner Ueberzeugung nach diessmal nicht ge-
platzt sein, sondern sich wieder zurückgebildet haben würden; ich habe
aber nicht gesagt, dass diese Follikel reif gewesen und reife Eier ent-
125
halten hätten. (Entw.-G. d. Hundes p. 21.) Es ist diess so wenig der
Fall, dass ich sogar die Möglichkeit einer solchen Beobachtung, wie sie
Eichstedt an einer Stute und zweien Schafen angestellt haben will, be-
zweifle. Er sagt, die Brunst sei bei ihnen vorübergegangen, dann seien
sie getödtet worden, und er habe ungeplatzte, dem Platzen nahe Follikel
gefunden. Nun sind die Brunstverhältnisse bei Thieren überhaupt, aber
namentlich bei Pferden und Schafen, noch sehr wenig genau bekannt
und nicht so leicht zu bestimmen, wann die Brunst anfängt und wann
sie vorüber ist. Ja ich glaube, dass die betreffenden Männchen allein
die Entscheidung darüber abzugeben vermögen. Ebenso ist es nicht
leicht, ein sicheres Urtheil über die Reife eines Follikels und Eies zu
fällen, und kenne ich kein anderes, als die von mir beobachtete Erschei-
nung eines strahligen Discus. Ich verlange also, (dass ganz genau an-
gegeben wird, wie sich Männchen und Weibchen zu einander benommen
haben, um Anfang und Ende der Brunst zu bestimmen, und eine ganz
genaue Angabe über die anatomische Beschaffenheit eines Follikels und
Eies, ehe ich Angaben über Anfang und Ende der Brunst oder völliger
oder unvollständiger Reife des Eies eine Autorität zuerkenne. Beides
ist ‚von Eichstedt nicht geschehen. Allein ich gebe es wie gesagt
als möglich zu, dass in einzelnen Fällen die Follikel uneröffnet bleiben;
ich gebe es zu, nicht weil dieses Zugeständniss erwiesen wäre, sondern
weil es die Gesetzmässigkeit des normalen Vorganges nicht beeinträch-
tigt, weil es als anomales Verhalten vorkommen und möglicher Weise
durch geeignete Maassregeln beseitigt werden kann.
Ebensowenig wird man Reichert zugeben können, dass seine Beob-
achtungen bei Kaninchen, den Einfluss der Begattung auf das Bersten
der Graaf’schen Follikel darthun. Von zehn Kaninchenweibchen, zu
denen ‚täglich der Bock eine Stunde hinzugelassen wurde, tödtete er
fünf vor der 8. Stunde, die übrigen in der 9., 10. und 11. Stunde nach
der unter seinen Augen vollzogenen Begattung; bei den ersteren waren
die Eichen noch nicht aus den Graaf’schen Follikeln ausgetreten, bei
‘ den letzteren fanden sie sich in den Faloppischen Röhren. Hiernach
scheint es Reichert nicht abzuleugnen zu sein, „dass die Begattung auf
die Zeit des Berstens der Graaf’schen Follikel eingewirkt hat, oder man
müsste annehmen wollen, dass die Kaninchen jedesmal mit einem ge-
126
wissen Vorgefühl von der Zeit des Platzens der Graaf’schen Follikel zu
dem Begattungsakt getrieben würden“. Letzteres scheint Reichert für
absurd zu halten anzunehmen, während ich es für sehr begreiflich, ja
unzweifelhaft erachte, dass in der That die Kaninchen, wie alle Thiere,
das Männchen .erst auf einer gewissen Höhe der Brunst, d.h. des Rei-
fungs-Prozesses der Eier und des Berstungs-Prozesses der Follikel zur
Begattung zulassen, und erst in einer gewissen Zeit nach diesem Au-
genblick jene Prozesse so weit gediehen sind, dass es zum wirklichen
Aufbruche der Follikel kommt. Darauf übt die Begattung gar keinen
Einfluss aus, und es ist mir wirklich ganz unerklärlich, wie Reichert
einen solchen darin erkennen will. Uebrigens ist aber auch diese ganze
Versuchsmethode vollkommen unzuverlässig. Der Bock wird alle Tage
eine Stunde zu dem Weibchen gesetzt und während dessen beobachtet.
Es liegen also 23 Stunden dazwischen. Dieses ist eine sehr lange Zeit
für den bei verschiedenen Thieren zu verschiedenen Zeiten. möglicher
Weise beginnenden Reifungs-Prozess der Eier und Follikel. Bei dem
einen Weibehen kann möglicher Weise dieser Prozess schon in der näch-
sten Stunde nach der, Trennung so weit vorgeschritten sein, dass das
Weibchen jetzt die Begattung zulassen würde. Bei dem anderen da-
gegen ist möglicher Weise erst unmittelbar vor der nächsten Ver-
einigung von Weibchen und Männchen dieser Höhepunkt des Reifungs-
Prozesses eingetreten. Die Eier beider Weibchen sind 23 Stunden in
ihrem Reifungszustand von einander verschieden, und demgemäss wird
auch der Austritt aus dem Graaf’schen Follikel zu einer verschiedenen
Zeit stattfinden. Denn hierüber entscheidet eben der Reifungszustand
und nicht die Begattung. Der Versuch kann also in solcher Weise gar
nicht angestellt werden.
Weit mehr geeignet hiezu erscheinen mir die Meerschweinchen, bei
denen umgekehrt Reichert viel grössere Schwierigkeiten erblickt. Bei
den Meerschweinchenweibchen wird nämlich die Zeit des Eintretens der
Brunst viel genauer durch die Geburt bezeichnet. Würden sie sich alle
sogleich nach der Geburt belegen lassen, so würde man wohl Versuche
anstellen können, ob der Austritt der Eier früher erfolge, wenn man
die Begattung sogleich zulässt, oder wenn man sie noch längere Zeit
verhindert. Aber ich habe leider erfahren, dass erstere Bedingung nicht
\
127
immer gegeben ist. Bei den meisten Weibchen wird wirklich sogleich
nach der Geburt oder wenigstens innerhalb der ersten drei Stunden da-
nach, wie ich früher angegeben, die Begattung vollzogen; bei andern
aber gehen oft 8, 10, 12 Stunden vorüber, ehe das Weibchen dem fort-
währenden Drängen des Männchens nachgibt. Offenbar, weil in Bezieh-
ung auf die Zeit der Geburt, der Reifungs-Prozess der neu auszustos-
senden Eier nicht bei allen Weibchen gleich weit fortgeschritten ist.
Daher können auch hier solche Versuche nicht gemacht werden. *
Es ist interessant zu sehen, wie ein geistreicher Forscher diese
Dinge zu einer Zeit betrachtete, wo von einer Einsicht in dieselben noch
gar keine Rede war. In dem Corollarium der zweiten Scholie des im
Jahre 1828 erschienenen ersten Theiles seiner Entw.-Gesch. der Thiere
P- 150 sagt v. Baer:
„Man muss, wie es scheint, in der Paarung oder gegenseitigen Ein-
wirkung beider Geschlechter wieder einen doppelten Akt, die Begattung
und die Befruchtung, sowie eine doppelte Wirkung unterscheiden; die
erste besteht darin, die Frucht der Herrschaft des weiblichen Eierstockes
zu entziehen, die zweite ihr individuelles Leben zu geben. Für die er-
stere scheint das männliche Geschlecht nur insofern thätig, als es den
weiblichen Geschlechtsapparat zu einer höheren aussondernden Thätig-
keit aufregt. Dem aufbewahrenden weiblichen Charakter wird die männ-
liche aussondernde Richtung mitgetheilt. Eben desshalb kann das
Aussondern des Eies zuweilen auch ohne Paarung erfolgen, indem die
Einwirkung des Männchens durch andere Verhältnisse ersetzt wird.
Dieses geschieht jedoch um so seltener, je höher das Leben der Thier-
form entwickelt ist. Die Graaf’schen Bläschen der Säugethiere scheinen
nicht ohne Begattung oder ihre analoge Reizung des weiblichen Ge-
schlechtsapparates sich zu öffnen“. Jetzt folgen Beispiele. von Vögeln,
. Fischen, Schmetterlingen etc. und dann schliesst v. Baer: „Aus Allem
geht hervor, dass das Heraustreiben des Eies allerdings durch den weib-
lichen Geschlechtsapparat bewirkt wird, dass dieser aber in der Regel-
durch die Einwirkung des männlichen Geschlechtes dazu aufgeregt wird,
dass aber auch wohl andere Aufregungen den Einfluss des männlichen
Geschlechtes ersetzen können.“
Man kann in der That keinen schöneren Beweis von der Abhängig-
128
keit unserer Erkenntniss von den Thatsachen, und der Gefahr des Irr-
thums ohne dieselben, sobald wir uns nur auf geistreiche Combination
‚verlassen, sehen. Wenn aber, wie jetzt in dieser Frage, die Thatsachen
gegeben sind, dann erlauben es die Gesetze einer logischen Methode
nicht mehr, das erkannte Gesetz möglichen Modifikationen desselben
wieder aufzuopfern. Man kann und muss solche modificirenden Ein-
flüsse anerkennen, aber nie aus dem Gesichtspunkte, dass sie selbst die
Bedingungen der Erscheinung abgeben.
Pag. 113 bestreitet weiter ©. B. Reichert Leuckarts und meine An-
gabe, dass man nach der Begattung bei den Meerschweinchenweibchen
die Scheide und den Muttermund mit einer zähen, weissen, undurch-
sichtigen Substanz vollgestopft finde, welche wir für das Absonderungs-
produkt der Saamenblasen erklärt haben. Nach ihm ist dieses nicht
der Fall, sondern dieser Pfropf rührt von dem abgestossenen und durch
den Verschluss der Schamspalte zurückgehaltenen Epithel der Scheide
her. Nur der Widerspruchsgeist konnte Reichert antreiben, auch hier
wieder Opposition zu machen, da er von einer ganz anderen Sache redet
als wir. Wir haben unsere Aussage hicht von einer verschlossenen,
sondern von der durch die Geburt geöffneten und von allem abgestos-
senem Epithel entleerten Scheide und von einem Stoff gemacht, von
dessen Identität mit dem Inhalte der Saamenblasen wir uns überzeugt
hatten. Hat C. B. Reichert etwas Anderes und zu einer anderen Zeit
beobachtet, so ist das seine Sache, ich widerspreche ihm nicht; aber
er soll desshalb nicht sagen, wir hätten eine unrichtige Beobachtung
gemacht. Ich mache mich anheischig dieselbe jederzeit, wenn das Männ-
chen nicht durch zu häufige Begattung seine Saamenblasen entleert hat,
und unmittelbar nach der Begattung für Jeden zu constatiren. Werden
letztere beiden Bedingungen nicht eingehalten, wie das wahrscheinlich
bei Reichert der Fall war, so wird die Beobachtung nicht gemacht
werden.
Bereits an einem andern Orte (Ueber die. Ranzzeit des Fuchses und
die erste Entwicklung seines Eies, sowie: Ueber die Placentabildung der
Marder. Sitzungs-Berichte der bayr. Akad. d. Wissenschaften v. 13. Juni
1863 p. 51 u. v. 13. Mai 1865 p. 347) habe ich den Widerspruch be-
seitigt, den C. B. Reichert p. 115 gegen meine aus Beobachtungen bei
129
Hunden und Meerschweinchen abgeleitete Aussage erhoben, dass Fälle
vorkommen, wo die aus dem Eierstocke einer Seite ausgetretenen Eier
in das Uterushorn der andern Seite 'überwandern, um sich hier festzu-
setzen. Die Thatsachen, welche ich hierüber besonders an dem zuletzt
genannten Orte beigebracht habe, überheben mich jeder Widerlegung
der von Reichert erhobenen Einreden und Zweifel, von denen sich be-
sonders merkwürdig diejenige ausnimmt, ‚dass ich die Wanderung nicht
gesehen habe.“ Ich wünsche, dass Reichert nur seinen Scharfsinn da-
ran üben möge, uns die Kräfte und Mittel zu demonstriren, wodurch
diese Ueberwanderung und Vertheilung der Eier in passende Zwischenräume
des Uterus bewerkstelligt wird; die Thatsache steht über allen Zweifel fest.
Pag. 116 findet sich ferner die Aeusserung Reicherts: „Auch bei
ausgestossenen Kanincheneiern habe ich, Bischoff entgegen, einen ausge-
prägten Discus proligerus niemals gesehen.‘‘ Ich möchte wohl wissen,
wo ich jemals gesagt habe, dass das Kaninchenei auch noch im Eileiter
einen „ausgeprägten‘ Discus besitze. Ich habe gesagt und sage noch:
Entw.-Gesch. des Kanincheneies p. 52: „Die Eier sind zunächst noch
von den Zellen des Discus und der Membr. granulosa umgeben, allein
diese haben ihr früheres spindelförmiges Ansehen verloren, erscheinen
wieder rund, und man bemerkt sehr bald an ihnen, dass sie in der
Auflösung begriffen sind, wobei ihre scharfen Gränzen verwischen, und
sie untereinander wieder zusammenzufliessen scheinen.‘ Ist da von einem
ausgeprägten Discus die Rede? Wie war es möglich, daraus einen
Gegenstand des Widerspruches zu machen?!
Wiederum findet sich p. 118 der Ausspruch: „Bischoff hält die
Befruchtung der Eichen auch am Eierstock innerhalb des Graafschen
Follikels für möglich. Der Beweis ist von dem Verfasser nicht geliefert.‘
Ist nicht auch das ein sehr gesuchter Widerspruch! Was ist da für
ein Beweis zu liefern? Ich habe die Gegenwart von Spermatozoiden
auf dem Eierstocke vor Austritt der Eier zuerst constatirt, und Reichert
selbst will dasselbe bei Kaninchen gesehen haben (p. 117). Wir wissen
ferner, dass die Eier durch die Dotterhaut hindurch befruchtet werden,
und die Spermatozoiden auch ohne Mickropyle durch dieselbe hindurch-
dringen. Es ist weiter gewiss, dass die Tunica propria ovarii und die
Membrana Folliculi sich an der zukünftigen Aufbruchsstelle des Follikels
Abh. d. I. C1.d.k. Ak.d. Wiss. X. Bd. I. Abth. 17
130
immer mehr und mehr verdünnen, bis dass sie an einem Punkte end-
lich ganz verschwinden. Endlich sind Eierstockschwangerschaften, wenn
gleich sehr selten, meiner Ansicht nach, dennoch erwiesen. Genügt das
Alles nicht um zu sagen: Ich halte eine Befruchtung der Eier im Eier-
stocke für möglich? Den weiteren Beweis zu verlangen, heisst wohl
ohngefähr ebensoviel, als zu verlangen, dass man die Eier wandern
sehe! Uebrigens habe ich schon an einem anderen Orte, (Henle und
Pfeufers Archiv Bd. XXIII 1865 p. 268,) die mir zugeschriebene Lehre
zurückgewiesen, dass die Säugethiereier immer und nur im Eierstocke
befruchtet würden, und gezeigt, dass ich diese Ansicht nur sehr kurze
Zeit, eben nach der Entdeckung der Spermatozoiden auf dem Eierstock,
festgehalten, später in der bestimmtesten Weise berichtigt habe.
In Beziehung auf die weiteren Veränderungen der Eier im Eileiter
findet C. B. Reichert keine Veranlassung von meinen Angaben abzu-
weichen, ausser natürlich in der Beurtheilung des sogenannten Furchungs-
prozesses oder der Dottertheilung. Diese Dotterkugeln sind und bleiben
ihm Zellen d. h. Gebilde, die eine festere äussere Hülle, einen Inhalt
und einen Kern besitzen, und die letzten und kleinsten derselben wer-
den nach ihm unmittelbar zum Aufbaue des bläschenförmigen Keimes,
d. i. seiner Umhüllungshaut verwendet. In Beziehung auf den ersten
Punkt findet es Reichert nicht nöthig und geeignet sich besonders gegen
mich zu wenden, obgleich ich zu allererst in meiner Entw.-Gesch. der
Säugethiere und der Menschen 1842 p. 57 und fortwährend die Gegen-
wart von umhüllenden Membranen um die Dotterkugeln in Abrede ge-
stellt habe. Auch ich halte es nicht für nöthig, diesen alten Streit hier
nochmals zu erneuern, da er trotz Remackscher Gärbungsexperimente
und Reichertscher Faltenphänomene zu meinen Gunsten entschieden
worden ist. Auch über die Frage ob man die Kugeln im physiologi-
schen Sinne Zellen nennen solle, habe ich mich genügend dahin aus-
gesprochen, dass ich das Wort Zelle historisch, als auf anatomischer
Basis construirt, nur für solche Gebilde für gerechtfertigt erachte,
welche wirklich eine selbstständige nachweisbare Hülle besitzen. Haben
sie keine solche, oder haben sie dieselbe noch nicht, so nenne ich
sie Protoplasten, obgleich diesen, und gerade diesen, der physio-
logische Begriff der Zelle als Elementarorganismus sicher zukommt.
181
Dagegen muss ich mich bestimmter über die zweite Behauptung
Reicherts aussprechen, dass die letzten Dottertheilungskugeln direct zum
Aufbaue des bläschenförmigen Keimes verwendet werden. Reichert er-
blickt in meiner Angabe, dass der im Furchungs- und Theilungsprozess
begriffene Dotter des Meerschweincheneies am 5. und 6. Tage durch
Vereinigung sämtlicher Dotterkugeln sich wieder in eine homogene
Masse verwandle, eine Abweichung, welche ‚die bekannten typischen
Vorgänge bei der Entwicklung eines Wirbel- und Säugethiereies nicht
sowohl modificire, als sogar wesentlich alterire‘“ und indem er annimmt,
dass das von mir Fig. 9 dargestellte Ei dieses Stadiums das Einzige
sei, auf: welches ich meine Ansicht gebaut, nimmt er keinen Anstand,
dasselbe für ein gequetschtes Ei zu erklären, dessen Theilungskugeln
zerstört worden seien.
Ich habe indessen p. 23 meiner Schrift ausführlich mitgetheilt,
dass ich die von mir aufgestellte Ansicht erst nach oftmals wieder-
holter Beobachtung dieses Stadiums, nach sorgfältigster Berücksichti-
gung aller bei dem Auffinden und der Behandlung der betreffenden
Eier stattgefundenen Verhältnisse, endlich auch nach Spaltung oder
Sprengung der Zona und genauester Untersuchung der ausgetretenen
Dottermasse, ausgesprochen habe, sowie dass Prof. Leuckart ganz mit
mir einverstanden war, dass keine zufälligen und nachtheiligen Einflüsse
an den betreffenden Eiern die Dotterkugeln: zerstört haben konnten.
Ich habe ferner damals schon meine analogen Beobachtungen beim Ka-
ninchen und Hunde erwähnt, bei welchen ich auf dem analogen Sta-
dium ebenfalls Eier fand, deren Dotter nach Ablauf der Theilung ein
ganz. gleichartiges Ansehen darbot, auf welches ich aber damals kein
besonderes Gewicht gelegt hatte. Später kamen meine Beobachtungen
bei dem Rehe hinzu, bei welchem das Ei nach Ablauf der Dottertheilung
41/g Monat lang in diesem, wenn man will, amiorphen Zustande des
Dotters verbleibt, und ich zweifle auch nicht, dass ich den gleichen
Zustand ebenfalls bei dem Fuchseie beobachtete, obgleich hier die nicht
mehr ganz frische Beschaffenheit des untersuchten Uterus, mir keinen
so bestimmten Ausspruch erlaubte. (Vgl. Sitzungsberichte d. bayer. Aka-
demie der Wissenschaften 1863, Bd. U, 1, p. 50.)
Wenn wir nun ferner bedenken, dass von mehreren Beobachtern
17*
132
auch bei den Eiern anderer Thiere, z. B. von Lereboullet bei Lymnaeus
stagnalis und dem Flusskrebs, von W. Thomson bei Asterocantion vio-
laceus nach Ablauf der Dottertheilung eine Wiederverschmelzung aller
Dotterelemente beobachtet wurde; dass es ferner ganze Thierklassen,
Arachniden und Insecten gibt, bei deren Eiern nach übereinstimmenden
Beobachtungen die Dottertheilung ganz fehlt und sich der Embryo di-
rect aus den in dem Dotter sich bildenden Zellen oder Protoplasten auf-
baut: so wird es, wie ich denke, Niemand so auffällig wie Reichert
finden, dass sich wahrscheinlich auch bei dem Säugethierei ein kurz
vorübergehendes Stadium findet, wo sich nach vorausgegangener Dotter-
theilung, die Dotterelemente wieder zu einer Masse vereinigen, aus wel-
cher dann erst die eigentlichen Bildungszellen oder Protoplasten her-
vorgehen.
Alle diese Beobachtungen stören freilich die jetzt zum Dogma er-
hobene Lehre, dass alle Zellen in der Welt vonveiner einzigen Urzelle
durch Theilung oder endogene Zellenbildung abzuleiten sind, besonders
wenn man einst zugeben wird, was man eben desshalb auch jetzt noch
hartnäckig bestreitet, dass das Ei selbst keine Zelle, sondern ein schon
sehr zusammengesetzter Körper, ein Zellenderivat ist. An und für sich
aber dürfte schwerlich etwas „auffälliges‘“ in der aus Beobachtungen
abgeleiteten Lehre sein, dass die Dottermasse nur ein Oytoblastem ist,
in welchem erst nach innigerer Vermengung seiner Elemente unterein-
ander und mit dem eingedrungenen männlichen Saamen, durch die Thei-
lung der Zellenbildungsprozess zum Aufbaue des Embryos oder seines
blasenförmigen Keimes beginnt. Ich sehe mich wenigstens vorläufig an
der Hand meiner und Anderer Beobachtung veranlasst, an dieser Lehre
noch festzuhalten, und dagegen diejenige aufzugeben, welche ich früher,
auf noch mangelhafte Beobachtungen gestützt, zuerst aufgestellt habe
und die Reichert jetzt gegen mich vertheidigt.
Als ein interessantes Beispiel der Art und Weise wie Reichert die
Beobachtungen Anderer gegen die Seinigen abwiegt, kann ich ferner
nicht unterlassen, die p. 119 vorkommenden Aeusserungen Reicherts
über die von mir an dem Dotter des Kaninchen- und dann auch in Ge-
meinschaft mit Leuckart an dem des Meerschweinchen-Eies in dem ersten
Drittheil des Eileiters vor der Dottertheilung beobachteten Rotationen
133
zur Sprache zu bringen. Er hat diese Rotationen nicht gesehen; es
wäre, sagt er, allerdings möglich, aber nicht wahrscheinlich, dass die
Cilienbekleidung des Dotters eine ganz kurze Zeit, etwa 1—1/2 Stunden
vorhanden sei; aber sagt er: „ich muss darauf dringen, dass man diese
in Rede stehende Rotation nicht völlig gleichstelle mit den beiden an-
deren, die mit Sicherheit nachgewiesen sind; nämlich mit der längst
bekannten, die erst im spätern Entwicklungsstadium durch Flimmer-
zellen embryonaler Anlagen bewirkt wird, und mit den bei Hechteiern
auch zur Zeit des Furchungsprozesses schon vorkommenden Schwan-
kungen, die zu Folge meiner Beobachtungen durch die rythmischen
Contractionen des Nahrungsdotters entstehen.‘ Wenn ich nun auch in
Beziehung der ersten Klasse dieser Bewegungsphänomenen nichts gegen
diese Antithese Reicherts derselben gegen meine Angaben sagen will,
weil sie allerdings durch eine sehr grosse Zahl von Beobachtern all-
seitig festgestellt und sehr leicht zu constatiren sind, so frage ich doch:
Wesshalb sind meine Angaben beim Kaninchen- und Meerschweinchen-
Eie nicht völlig gleichzustellen mit denen ©. B. Reicherts beim Hecht-
ei?! die auch Niemand weiter bis jetzt constätirt hat? Hat Reichert
ein grösseres Privilegium der Glaubwürdigkeit als ich? Ist dieses nicht
ein Beispiel jenes Hochmuthes , den man schon früher in seinem
Verfahren kaum verkennen konnte? Ist es ferner nicht bemerkens-
werth, dass während C. B. Reichert es sich nicht versagen konnte, in
„Ih. Bi-
schoff hat seine auf Anregung Leuckarts und zum Theil mit ihm
unternommenen Untersuchungen veröffentlicht“, er jetzt bei dieser Gele-
genheit der Rotationen kein Wort von Leuckart sagt, während ich doch
pag. 18 ausdrücklich angegeben habe, dass dieser gewiss sorgfältige
und vorurtheilsfreie Beobachter an dem von mir aufgefundenen betref-
fenden Eie diese Rotationen zuerst sah?!
Ich komme jetzt zu einem Punkte, in welchem ich am liebsten
eine ausführliche und gründliche Belehrung durch C. B. Reichert em-
pfangen hätte, nämlich zu der Lücke, welche ich in meinen Beobach-
tungen über die Entwicklung des Meerschweincheneies am Ende des
sechsten oder Anfang des siebenten Tages, wie ich glaubte, gelassen
hatte. Ich hatte am 4. 5. und 6. Tage Eier in dem Uterus beobachtet,
den ersten Zeilen seiner Einleitung die Bemerkung zu machen:
134
welche noch nicht an ihre bleibenden Stellen gelangt, darin noch leicht
als Eier zu erkennen waren, dass sie noch ihre Zona besassen, und der
Dotter entweder in Kugeln getheilt oder diese wieder zu einer Masse
zusammengeflossen waren. Doch hatte ich bereits erkannt, dass die
Zona in ihren Umrissen sehr unbestimmt geworden war und ihrer Auf-
lösung nahe geschienen. Alsdann hatte ich weiter am Ende des 6. und im
Laufe des 7. Tages an der Epithelröhre des Uterus eine kleine zapfen-
artige Hervorragung beobachtet, von welcher die Folge lehrte, dass sie
jedenfalls das Ei war oder enthielt, und ich hatte aus diesen Beobach-
tungen geschlossen, dass das Ei oder vielmehr sein Dotter, nachdem
die Zona sich aufgelöset, in einen kleinen Divertikel oder in eine Mün-
dung einer Uterindrüse gerathen sei, in welcher es sich nun festgesetzt
und in eine Fusion mit den Zellen der Epithelröhre getreten sei.
Da ich aber bei anderen Säugethieren beobachtet hatte, dass deren
Eier, nachdem sie aus dem Eileiter ‘in den Uterus gelangt sind, sich
ehe sie sich an irgend einer Stelle des letztern festsetzen, in doppel-
wandige kleine wasserhelle Bläschen von !/a—2‘* Durchmesser verwan-
deln, so ist es sehr begreiflich, dass ich auch bei dem Meerschweinchen
nach einem solchen Stadium der Eibildung suchte, ehe sich dessen Ei
festsetzte. Wirklich glaubte ich auch am Ende des sechsten Tages kleine
Bläschen im Uterus gefunden zu haben,- welche diesem Stadium ent-
sprächen, und bildete einige derselben Fig. 10—16 meiner Entw.-Gesch.
des Meerschweinchens ab. Weil ich mich aber darin nicht sicher fühlte,
ob diese Bläschen auch wirklich Eier gewesen, so beklagte ich es, dass
auf diesem Stadium meine Untersuchungen eine Lücke darböten, wegen
der grossen Schwierigkeit, die äusserst kleinen und. durchsichtigen Eier
des Meerschweinchens in dieser Zeit, kurz vorher ehe sie sich festsetz-
ten, aufzufinden.
Es ist sehr begreiflich und war sehr zu wünschen, dass C. B. Rei-
chert seine Aufmerksamkeit und Bemühungen ganz vorzüglich dieser
scheinbaren Lücke meiner Beobachtungen zuwendete. Wirklich versichert
derselbe auch, die vollständigste Reihe befruchteter Eichen von dem Ein-
tritte in die Tuben bis zur Einkapselung in die Gebärmutter zur Ansicht
erhalten, dadurch einen sichern Halt für seine Beobachtungen, der mir
gefehlt habe, gefunden, und zunächst den von mir begangenen auffäl-
135
ligen Irrthum beseitigt zu haben, dass der Dotter sich wieder in eine
formlose Masse nach dem Ablauf der Theilung umwandle (p. 103).
Ich kann versichern, dass ich mich aufrichtig gefreut haben würde,
wenn ich diese Versprechungen Reicherts in der Einleitung zu seiner
Schrift, im Verlaufe derselben erfüllt gefunden hätte. Allein wenn gleich
Reicherts Untersuchungen gewiss dazu beigetragen haben und beitragen
werden, das Bild des merkwürdigen Entwicklungsganges des Meerschwein-
cheneies fester zu stellen, und das Schwankende, welches in meiner
ersten Darstellung desselben wegen seiner Neuheit und Abweichung von
dem bisher Bekannten geblieben war, wesentlich zu beseitigen, so muss
ich dennoch offen bekennen, dass dieses keineswegs durch irgendwelche
wesentliche neue Thatsachen und Beobachtungen, sondern nur durch
Berichtigung einiger unwesentlicher Irrthümer, hauptsächlich aber auch
durch Bestätigung der auch von mir schon angegebenen Ver-
hältnisse geschehen ist.
Dass zu diesen Irrthümern nicht meine Angabe über das Ende und
Ziel der Dottertheilung gehört, habe ich schon erörtert. Denn das Sta-
diıum, um welches es sich dabei handelt, ist von mir vollständig und
wahrscheinlich öfter als von Reichert beobachtet worden. Die Zahl der
von mir am 4. 5. und 6. Tage untersuchten Meerschweinchen beläuft
sich jetzt auf 18 bis 20. Und dass auch die spätern Stadien keine Be-
rechtigung geben zu der Behauptung Reicherts, dass die Bildungsdotter-
zellen, welche in die embryonale Anlage übergehen, die direkten Nach-
kommen der zuerst entstandenen Furchungskugeln seien, wird noch
weiter zu erörtern sein.
Wohl aber gehört zu den von mir wenigstens als möglich ausge-
sprochenen und von Reichert berichtigten Irrthümern, dass die eigen-
thümlichen bläschenartigen Körper, welche ich am Ende des sechsten
Tages öfter im Uterus sah und Fig. 10—16 abbildete, Eier sein könn-
ten. In der That habe ich mich neuerdings wiederholt überzeugt, dass
diese Gebilde nur der Schleimhaut des Uterus angehören und eigenthüm-
liche Produkte der Elemente derselben sein müssen; denn ich fand sie
zugleich mit den ausser ihnen vorhandenen wirklichen Eichen, und
ziehe also die ihnen als möglich, beigelegte Bedeutung zurück. Ob sie
136
Ueberbleibsel der Decidua und Placenta aus vorausgegangenen Schwanger-
schaften sind, wie Reichert p. 131 sagt, weiss ich nicht.
Allein vergebens würde man nach den von C. B. Reichert in der
Einleitung und an anderen Orten gemachten Aeusserungen glauben, dass
er Beobachtungen über Verhältnisse und Zustände der Eier in der Zeit
vom Ende des 6. und Anfang des 7. Tages mittheile, welche mir ent-
gangen seien. Pag. 115 sagt er selbst, dass er nach vielen vergeblichen
Bemühungen nur zweimal so glücklich gewesen sei, die Eichen nach
ihrer Zerstreuung in dem Uterus zu entdecken, und auch da nicht alle,
welche nach der Zahl der Corpora lutea vorhanden sein mussten. Eines
derselben hat Reichert in seiner Fig. 11 dargestellt; es zeigt die soge-
nannte Brombeerform des Dotters und die Zona in eine dünne Schichte
eiweisartiger Substanz umgewandelt, welche er für ein Residuum der
zum grössten Theile aufgelösten Zona hält.
Dieses Stadium habe ich aber ebenfalls gesehen, Kasd ebenfalls an-
gegeben, dass die Zona kaum mehr vorhanden war, und es ist durchaus
nicht richtig, wenn Reichert an der erwähnten Stelle p. 115 sagt, ich
habe die wahren Eichen nach erfolgter Zerstreuung und Vertheilung in
dem Gebärmutterhorn gar nicht gefunden. Ich habe sie vielmehr sehr
oft zu dieser Zeit und wenn auch nicht immer ohne Abschaben des
Uterusepithels, doch zuweilen auch ohne das gefunden, und ihre Be-
schaffenheit gradeso wie Reichert beobachtet und beschrieben und Fig. 9
abgebildet, nur wie ich glaube, noch einen Schritt weiter, den er nicht
gesehen, nämlich wo ‘die Brombeerform des Dotters verloren gegangen
ist, und der Dotter sich wieder in eine homogene Masse verwandelt hat.
Auch das nächste Stadium, welches alsdann Reichert gesehen, be-
schrieben und Fig. 12 abgebildet hat, in welchem der Dotter schon in
der Epithelröhre des Uterus eingekapselt liegt, habe ich ebenfalls oft
gesehen, ebenfalls beschrieben und Fig. 17 genau ebenso wie er abge-
bildet, so dass‘ die von ihm gegebene Reihe nicht um ein Titelchen voll-
ständiger, ja wie ich glaube unvollständiger als die meinige ist, da er
dasjenige Stadium, wo der Dotter wieder eine homogene Masse bildet,
nicht gesehen hat.
Allein den wesentlichen Nutzen habe ich, und wie ich nicht zweifle,
auch die Wissenschaft durch diese Bestätigung und Wiederholung meiner
137
Angaben durch ©. B. Reichert gewonnen, dass es nun gewiss ist, dass
zwischen diesen beiden zuletzt: genannten Stadien, nämlich dem Ver-
schwinden der Zona und der Einkapselung des Dotters in der Epithel-
röhre des Uterus, kein wesentliches Zwischenstadium mehr liegt, wie
ich, wenn noch befangen durch die bei anderen Säugethieren beobach-
teten Verhältnisse, voraussetzte, @ifrig suchte und schmerzlich vermisste.
Es ist sehr wichtig und erfreulich, dass die Bearbeitung dieses
Gegenstandes durch Reichert gezeigt hat, dass meine Sorge und mein
Glaube nichtig waren. Es fehlt Nichts in dem Gange meiner Beobach-
tungen; allein ebenso gewiss ist es auch, dass Reichert keine Lücke
derselben ausgefüllt hat, und es ist eine merkwürdige Täuschung von
ihm, wenn er pag. 104 seiner Schrift sagt: die Entdeckung der wahren
Eichen im Uterus am 6. und 7. Tage nach der Befruchtung seien für
die Erfolge seiner langjährigen Untersuchungen über die Entwicklung
der Meerschweinchen von unberechenbarem Werthe vewesen; erst seit
diesem Funde hätten seine Beobachtungen einen sichern Halt gefunden,
so wie es andererseits nicht bezweifelt werden könne, dass die Lücke
in meinen Beobachtungen den wesentlichsten Einfluss auf meine Auf-
fassung der spätern Bildungsvorgänge gehabt habe. Wenn letzteres auch
wirklich der Fall war und ist; wenn es auch nothwendig den grössten Ein-
fluss nicht nur auf meine sondern auf eines Jeden Auffassung der spätern
Bildungsvorgänge des Meerschweincheneies haben muss, dass bei ihm
jenes Stadium der Eibildung, welches ich vermisst hatte, fehlt, so hat
doch Reichert eben auch Nichts weiter als dieses Fehlen dieses Stadiums
bestätigt, er hat durchaus nichts Positives an die Stelle des von mir
Vermissten gesetzt, weil in der That Nichts vorhanden ist, als was ich
bereits ebenfalls gesehen hatte. Reichert täuscht sich und Andere wenn
er glaubt und angibt, es sei ihm zu beobachten geglückt, was ich nicht
gesehen, und er besitze dadurch einen grossen Vorsprung vor mir. Er
hat nur gesehen und bestätigt, dass hier Nichts weiter zu beobachten
war und das war und ist allerdings auch von Wichtigkeit.
Ich komme nun zu der Fixirung und Einkapselung des Eies durch
die Uterinschleimhaut. Ich gebe es gerne zu, dass Reichert in der Er-
kenntniss und Beschreibung dieser Uterinschleimhaut und des Vorganges
dieser Einkapselung in einigen Punkten das Richtigere getroffen hat,
Abh. d. II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. X. Bd. I. Abth. 18
138
als ich. Erstens nämlich hat er ganz Recht, dass die Drüsen der Ute-
rinschleimhaut nicht, wie ich gesagt, nur etwas stärker entwickelte Fol-
liculardrüsen sind, sondern sie sind in der That ganz ordentlich ausge-
bildete Utriculardrüsen wie in der Uterinschleimhaut anderer Thiere.
Reichert hat sie auf seinen beiden ersten Tafeln ganz richtig, nur etwas
zu steif und zu stark contourirt, abgebildet. Von ihnen geht auch die
gleich weiter zu besprechende starke Entwicklung der Uterinschleimhaut
zur Decidua aus, obgleich sie sich nicht dabei etwa erweitern oder et-
waige Zotten des Eies aufnehmen.
Zweitens war es, wie ich jetzt glaube, auch nicht ganz richtig wenn
ich gesagt hatte, das Ei scheine sich mir in einer Ausstülpung der
Epithelröhre des Uterus oder in der Mündung einer Uterindrüse festzu-
setzen und zu entwickeln. Vielmehr glaube ich jetzt, dass es richtiger
ist, wenn Reichert sagt, dass sich das Ei in einem durch die starke
Entwicklung der es umgebenden Schleimhautparthie abgekapselten Theile
der ursprünglichen Uterinhöhle ausbildet. Was ich als „kegelförmige
Ausstülpung der Epithelialröhre‘‘ bezeichnete, ist in der That keine solche
sondern der durch die eigenthümliche Art der Wucherung der Uterin-
schleimhaut um das Ei herum abgeschnürte oder abgekapselte Theil der
ursprünglichen und von ihrem Epithel überzogenen Uterinhöhle, es ist
Reicherts „epitheliale Kapsel der Decidua‘‘ Fig. 12 De. oder vielmehr
„Körper der epithelialen Kapsel‘ Fig. 16, 17, 19, 20. Dec.
Allein Reichert bemüht sich ganz mit Unrecht, diese Verschieden-
heit meiner und seiner Darstellung pag. 138 als eine so grosse darzu-
stellen, dass es ein fruchtloses Bemühen sei, bei so differirenden An-
sichten auf Spezialitäten einzugehen. Er unterlegt mir die Ansicht, als
wenn ich gesagt hätte, die ganze das Ei später umgebende Schleimhaut-
kapsel sei ein Divertikel des Uterus oder eine Uterindrüse, und meint
abermals meine Präparationsmethode sei Ursache einer so irrigen Auf-
fassung. Alles dieses sind aber selbstgeschaffene Einbildungen. Ich habe
überall p. 27 und 28 klar und bestimmt ausgesprochen, dass eine starke
lokale Entwicklung der Uterinschleimhaut das Ei als Decidua umschliesse,
und unter Abschluss von der übrigen Höhle des Uterus, einkapsele.
Nur darin, dass diese abgekapselte Stelle ursprünglich nicht ein Diver-
tikel der Uterinhöhle, sondern ein Theil derselben selbst ist, besteht
139
eine Differenz zwischen meiner und Reicherts Auffassung, und ich gebe
ihm darin Recht.
Weit wichtiger dagegen ist nun die Frage und die Differenz un-
serer Ansichten in der Beantwortung derselben, wie sich das Eichen in
dieser abgekapselten und abgeschnürten Stelle der Uterinhöhle verhält,
ja Reichert hat dieselbe und ihre Bedeutung so gut wie ganz über-
gangen. Das Auffallende und Abweichende, dass sich das Eichen hier
nicht in der Gestalt eines kleinen 1 oder 2 Linien grossen wasserhellen,
die abgeschnürte Stelle der Uterinhöhle erfüllenden, im Anfang noch
freien, dann aber bald mit der Uterinschleimhaut in eine innige Ver-
bindung tretenden, einfachen oder doppeltgeschichteten Bläschens, sondern
nur als Dotterkugel und zwar diese in der innigsten Verbindung mit
nur einer Stelle der abgekapselten Uterinhöhle findet, dieses Auffallende
und man kann wohl sagen Unerklärliche in dem Verhalten des Meer-
schweincheneies, hat; Reichert gar nicht erörtert. Unsere Darstellungen
und Abbildungen dieses Verhaltens sind aber ganz übereinstimmend.
Pag. 138 sagt Reichert: Es (das Ei) liegt hier regelmässig in dem ab-
gerundeten Endstücke des Zapfens, genau dessen Höhle erfüllend, und
pag. 139 das Eichen liegt so fest in dem Zapfen, dass es mir. wenig-
stens nicht gelungen ist, dasselbe ohne Zerstörung frei herauszubringen.
Meine Fig. 17, 19 und 24 zeigt dieses Verhalten ganz genau ebenso
wie Reicherts Fig. 12, in deren Beschreibung er Deu. den zapfen-
förmigen Vorsprung der epithelialen Kapsel, in welchem das befruchtete
Ei liegt, nennt. Aber wie das Ei in diese Lage kommt, wesshalb es
‘nicht frei und lose in dieser Kapsel liegt, sondern immer nur an einer
und derselben Stelle und zwar fest, davon sagt Reichert kein Wort.
Und doch waren und sind es diese Umstände, die mich bewogen, von
einer Einlagerung des Eies in die Mündung einer Uterindrüse und von
einer Verschmelzung oder Fusionirung des Dotters mit einer Stelle der
Uterinschleimhaut zu sprechen.
Da sonach die Thatsache von uns Beiden ganz gleich beschrie-
ben feststeht und bestehen bleibt, Reichert aber für dieselbe gar keine
Erklärung gibt, so finde ich gar keinen Grund von der meinigen abzu-
weichen, und bleibe also bei meiner Auffassung dieses eigenthümlichen
Verhaltens, dass der Dotter des Eies, nachdem die Zona verschwunden
18*
140
ist, sich mit einer Stelle des Epithels der Uterinschleimhaut auf das
innigste vereinigt, mit ihr verschmilzt und ihr gewissermassen die
Fähigkeit ertheilt, sich nun weiter zu dem Eie und Embryo auszubilden.
Ja es scheint mir jetzt sogar möglich zwischen dieser Fixirung des
Meerschweincheneies, an einer ganz beschränkten Stelle der Uterinhöhle,
und der ersten Fixirung anderer Säugethiereier z. B. des Hundes und
Kaninchens in dem Uterus eine grössere Uebereinstimmung zu erblicken,
als man auf den ersten Blick glauben möchte.
Ich habe gezeigt, dass bei den genannten beiden Thieren an der
Oberfläche. der bis zu einem Umfang von 2—3 Linien ausgedehnten
Zona pellucida die ersten Anfänge der Zotten erscheinen, welche zu
dieser Zeit die Fixirung des Eies im Uterus in der Art bewirken, dass
die Eier jetzt nicht unverletzt aus dem Uterus herausgebracht werden
können, auch bei der grössten Vorsicht. Die Uterinanschwellung, wo
die Eier liegen, sinkt bei Eröffnung des Uterus unter Entleerung einer
gewissen Menge einer wasserhellen Flüssigkeit zusammen, und an dieser
Stelle findet man dann fiei die noch ansehnlich kleinere, sehr zarte und
vollkommen durchsichtige Keimblase. Ich habe es dann für möglich
gehalten, dass sich später das äussere Blatt dieser Keimblase, das
animale Blatt oder nach Entwicklung des Embryo und des Amnion,
die seröse Hülle, mit dieser mit der Uterinschleimhant durch die Zotten
in Verbindung getretenen Zona oder Dotterhaut vereinige, und noch
später, wenn auch die Allantois an die Oberfläche des Eies getreten sei,
mit dieser das Chorien bilde. Doch habe ich es zugleich unentschieden
gelassen, ob man sich diesen Vorgang als eine Vereinigung oder als’
eine unmerkliche Substitution vorzustellen hat, wobei das ältere Gebilde
sich auflöset, während das jüngere an dessen Stelle tritt, also die seröse
Hülle an die Stelle der Zona oder Dotterhaut, und das Gefässblatt der
Allantois an die Stelle der serösen Hülle. Nur daran habe ich festge-
halten und halte fest, dass die erste Fixirung der Eichen bei Hunden
und Kaninchen unter Entwicklung von Zotten, deren histologische Tex-
tur ich ganz genau beschrieben und abgebildet habe, erfolgt.
C. B. Reichert nun hat freilich wiederholt und so auch jetzt wieder
p. 193 seiner vorliegenden Schrift über das Meerschweinchen, diese
meine Angaben in Abrede gestellt, und beschuldigt mich, dass ich Nieder-
141
schläge des Excretes der auf die Zona pellucida des schon stillstehenden
Eichen ausmündenden Uterindrüsen, festere Bestandtheile der sogenannten
Uterinmilch, oft Krystalle und gewöhnlich keine, oder doch nur Reste
zerstörter Zellen enthaltend, für solche Zotten gehalten habe. Diese
starke Zumuthung weise ich einfach mit der Ueberzeugung zurück, dass
Reichert eben das Stadium in der Entwicklung der Hunde- und Kaninchen-
Eier, wo diese Zotten auf der Zona schon hervorgekeimt sind, die
Eichen sich aber noch lösen lassen, nicht beobachtet hat. Ich habe
dasselbe oftmalen und neuerlich wieder bei dem Fuchs-Ei gesehen, An-
deren gezeigt, und selbst Reicherts Zumuthung einer Verwechslung mit
Niederschlägen in Betracht gezogen, aber dieselbe nur ganz unbegründet
finden Können.
Wahrscheinlich nun aber scheint es mir, dass die bereits in der
Auflösung begrifiene, gewissermassen klebrige Zona des Meerschweinchen-
Eies benützt wird, um dieses sehr kleine Eichen in der verhältniss-
mässig viel weiteren Uterinhöhle zu fixiren, und dass sich jetzt die
Keimblase unter Beibehaltung dieser Fixirung auf Kosten eines Theiles
des Dottermateriales entwickelt. Ich sehe mich um so mehr veranlasst,
an dieser Vorstellung festzuhalten, da sie allein die Brücke zu dem
Verständniss der nun weiter folgenden Stadien in der Entwicklung bil-
det, dessen Schwierigkeiten Reichert ebenfalls einfach stillschweigend
umgangen und sich nur wieder an solche Punkte gehalten hat, in
denen er mir widersprechen zu können und sie nach seinen Theorien
deuten zu können geglaubt hat.
Ehe ich indessen zu jenen weiteren Entwicklungs-Zuständen über-
gehe, will ich zuvor noch bemerken, dass ich gar keinen Grund auf-
finden kann, weshalb Reichert die sich verdickende und das Ei ein-
kapselnde Uterinschleimhaut als Decidua reflexa bezeichnet. Decidua
oder Decidua vera ist nach der jetzt und auch durch Reichert fest-
gestellten Erkenntniss der Verhältnisse, die während einer Schwanger-
schaft, ja bei dem menschlichen Weibe auch schon während einer Men-
struation !), entwickelte innere Schleimhaut-Oberfläche des Uterus, die
1) Bei dieser Gelegenheit kann ich nicht umhin, folgende Bemerkung einzuschalten:
Herr Professor Pflüger in Bonn hat so eben in einem Hefte: Untersuchungen aus dem
physiologischen Laboratorium zu Bonn 1865 pag. 52 einen Aufsatz: Ueber die Bedeutung
142
Membrana uteri interna evoluta, namentlich auch ihre Drüsenschichte.
Decidua reflexa ist die von dieser entwickelten inneren Oberfläche des
und Ursache der Menstruation veröffentlicht, welcher dem Leser die unliebe Alternative
stellt, ob er die in demselben beobachtete Haltung als eine Folge literarischer Unwissen-
heit, oder als einen Versuch absichtlicher Beeinträchtigung der Leistungen Anderer be-
trachten soll. Ersteres sieht einem deutschen Professor, wenigstens früherer Zeit, ebenso
unähnlich, als letzteres der traurigen Art deutscher Charaktere angemessen ist, welche zu
nichts lieber die Hand bieten, als die Verdienste eines Landsmannes zu beeinträchtigen.
Gleich zur Einleitung seines Aufsatzes sagt Hr. Pflüger: Schon Nägel&e habe eine Be-
ziehung der Menstruation zur Brunst der Thiere erkannt, und dann hätten erst Negrier
und Andere?!! den Satz ausgesprochen und begründet (sic!), dass eine spontane Lösung
der Eier aus dem Ovarium auch beim Menschen existire. Mit diesen „Anderen“ wird
denn auch mein Anspruch auf den Beweis dieses Satzes abgefertigt, so dass mein Name in
dem ganzen Aufsatze sich kein einzigesmal erwähnt findet.
Was meinen verdienstvollen alten Lehrer und nachmaligen Collegen Nägele betrifft,
mit welchem ich diese Frage öfter besprochen, so machte er keine Ansprüche auf die
Priorität, nicht einmal der Idee der Uebereinstimmung zwischen der Brunst der
Thiere und der Menstruation des Weibes, denn er wusste, was Herr Pflüger nicht zu
wissen scheint, dass schon Aristoteles und nach ihm viele Andere, z. B. Mauricau, Buffon,
F. Cuvier ete. denselben Gedanken geäussert. Was aber meinen Anspruch auf den Beweis
der Richtigkeit dieses Gedankens gesenüber den neueren Untersuchungen von Pouchet
Duvernoy, Negrier, Raciborsky, Gendrin, William Jones, R. Lee, Paterson und Anderer,
welche Hr. Pflüger ebenfalls wenig zu kennen scheint, betrifft, so halte ich es für über-
flüssig, darüber ein Wort zu verlieren, da schwerlich das Gedächtniss anderer Physiologen
und Aerzte so kurz ist, dass sie meine Abhandlung vom Jahre 1844 bereits vergessen
haben.
Allein Herr Pflüger lässt es bei diesem gewissenhaften Verschweigen meines Antheiles
an dem endlichen Verständniss des Wesens der Brunst und der Menstruation nicht, be-
wenden, sondern indem er sich die Mühe giebt, die Hauptsache zur Nebensache, und die
Nebensache zur Hauptsache zu machen, den Vorgang in dem Kierstock als etwas Un-
wesentliches, die Veränderungen der inneren Oberfläche und die Blutung in dem Uterus
als das Wesentliche der Menstruation hinzustellen, macht er sogar den Versuch, sich die
wahre Einsicht in die Bedeutung dieser Vorgänge in dem Uterus zuzuschreiben, indem er
sie als eine unabhängig von der Befruchtung vor sich gehende Vorbereitung des Uterus
zur Aufnahme des Eies darstellt. Die Menstruation ist demnach nach Hrn. Pflüger: „Der
Inoculationsschnitt der Natur zur Aufimpfung des befruchteten Eies auf den mütterlichen
Organismus.“ So gewissenhaft wie oben Nägele als Autor für die Idee der Ueberein-
stimmung zwischen Brunst und Menstruation, nennt hiebei Herr Pflüger als seine Vor-
gänger für diese Inspiration den „feinsinnigen“ Aristoteles und Pouchet, und da ihm selbst
alle eigenen Beobachtungen fehlen, so lässt er sich von seinem Freunde und Collegen
C. Otto Weber berichten, dass derselbe nach seinen zahlreichen pathologisch-anatomischen
Erfahrungen, bei jeder Menstruation eine Decidua gebildet gesehen habe. Mit diesen ge-
wissenhaften Citaten und Relationen überhebt sich Hr. Pflüger der lästigen Erwähnung,
dass schon in der alten Bezeichnung der Decidua als „Nesthaut‘, Nidamentum, seine glän-
zende Entdeckung ausgesprochen war; dass sodann Coste, Dr. Meckel, Ino Dalton, Janzer,
143
Uterus ausgehende, das Ei selbst umhüllende Wucherung derselben.
Von einem Vorgange letzterer Art ist bei dem Meerschweinchen gar
keine Rede. An jeder Stelle, wo sich ein Ei festsetzt, tritt eine und
zwar sehr starke Entwicklung und Wucherung der Uterinschleimhaut
und ihrer Drüsen ein, welche das Ei gradezu umgiebt und einkapselt.
Dieses ist einfach eine Decidua oder Decidua vera, aber keine reflexa.
Nach einer von Reichert p. 129 gemachten Aeusserung scheint derselbe
die Bezeichnung Decidua vera nur für eine über die Uterinschleimhaut
des ganzen Uterus sich ausdehnende Verdickung und Wucherung der-
selben gestatten, eine partielle nur das Ei einschliesende, aber nur eine
reflexa nennen zu wollen. Allein für diese Definition ist gar kein Grund
vorhanden und sie widerspricht der geschichtlichen Entwicklung und
dem eingeführten Gebrauche der genannten Bezeichnungen. Es muss
zunächst eine Decidua vera geben, ehe es eine Decidua reflexa geben
kann. Letztere findet sich in der That mit Ausnahme vielleicht der
ebenfalls einen Uterus simplex besitzenden Affen, Fledermäuse und
Edendaten nur bei dem Menschen; alle mit röhrenförmigem Uterus ver-
sehenen Thiere zeigen nur eine partielle, das Ei umgebende Entwick-
lung der Uterinschleimhaut, nur eine Decidua vera und keine reflexa.
Bei dem Meerschweinchen ist diese Wucherung der Uterinschleimhaut
um das Ei herum ganz besonders »tark, und ich kann dieselbe hier
nur einfach als Decidua oder wenn man durchaus eine speziellere Be-
zeichnung will, Decidua vera nennen.
Ich komme nun auf den Zustand des Eies des Meerschweinchens
am 7. Tage an der durch die beginnende Wucherung der Uterinschleim-
Judee, Tyler Smith, Raciborsky, Maier und manche Andere über das Vorhandensein einer
Decidua bei jeder Menstruation discutirten, und dass endlich auch ich, durch Mittheilung
von dreizehn in Henle’s und Pfeufer’s Zeitschrift N. F. Bd. IV. Hft. 1 p. 129, 1854 be-
schriebenen und genau ausgeführten Sectionen von während der Menstruation verstorbenen
Personen, das Verhältniss dieser Bildung einer Decidua während der Menstruation auf-
geklärt habe.
Alle diese Dinge sind noch so neuen Datums und so allgemein bekannt, dass man es
bezweifeln kann, ob es der Mühe werth gewesen, ein Wort darüber zu verlieren. Allein
da es ernstlich scheint, dass Hr. Pflüger neuerdings seine Entdeckungen auf dem Gebiete
der Entwicklungsgeschichte zu machen beabsichtigt, so war es nöthig, ihn daran zu
erinnern, dass er dabei mit den Arbeiten Anderer etwas gewissenhafter und ehrlicher
verfahren muss.
144
haut abgeschnürten Stelle der Uterinhöhle zurück. Der Dotter liegt
hier, wie wir gesehen, nach meinen und Reicherts vollkommen überein-
stimmenden Beohachtungen, an der Spitze einer: der Mesenterialanheftung
des Uterus gegenüberliegenden kegelförmig gestalteten Stelle oder Ab-
schnürung des Epitheliums der Uterinschleimhaut genau befestigt. Diese
Stelle wächst nun in den folgenden Tagen bis zum 12. und 13. zu
einem etwa zwei Linien langen und durchsichtigen Cylinderchen aus,
welcher an seiner Basis angewachsen ist, durch Blutgefässe mit den
Gefässen der Decidua in Verbindung steht, und bis zu der genannten
Zeit den Dotterrest ziemlich unverändert an seiner Spitze trägt. Am
14. Tage geht der Cylinder unter verhältnissmässig stärkerem Wachsthum
in ein Bläschen über, welches zur Embryonalanlage und Amnion wird.
Der Embryo senkt sich allmählich in die runde Eiblase hinein und auf
dieser verbreiten sich die Nabel- oder Darmblasen-Gefässe, während die
Allantois die Nabelgefässe an die Stelle trägt, wo der Cylinder an
seiner Basis mit der Uterinschleimhaut oder vielmehr mit der Decidua
bereits durch Blutgefässe verwachsen war.
Dieser hier kurz dargestellte Fortgang in der Entwicklung des
Meerschweinchen-Eies veranlasste mich nicht nur, sondern er zwang
mich zu dem Schlusse, dass der genannte von einem sehr geringen
Anfang aus sich entwickelnde zarte und hohle Cylinder das Ei sei, dass
er das Analogon der sogenannten Keimblase anderer Säugethiereier sei,
die sich hier nur in anderer Weise und in einer eigenthümlichen und
sonderbaren Verbindung mit dem Epithelium oder der Schleimhaut,
resp. Decidua, des Uterus entwickele.
Reichert hat nun in der factischen Darstellung dieses Entwicklungs-
ganges, obgleich er ihn nicht so weit verfolgt hat, Nichts Wesent-
liches geändert; er hat ihn nur, was ich abermals sehr willig aner-
kenne, in einigen Stücken genauer als ich verfolgt. Dieses betrifft
namentlich die Art und Weise, wie der erwähnte Cylinder an seiner
Basis mit der Decidua verwächst und die Blutgefässe an ihn übergehen.
Er hat gezeigt, wie die Decidua, nachdem sie zuerst vorzüglich an den
Seiten und an dem freien Rande des Uterus sich entwickelt hat, dann
auch von der Mesenterialseite aus stärker wuchert, die Anfangs noch
145
übrig gebliebene Parthie der Uterinhöhle verschliesst, den oben er-
wähnten kegelförmigen Zapfen der Epithelröhre dieser Stelle, an dessen
Spitze sich der Ei-Cylinder mit dem Dotter befindet, Reicherts Epithelial-
Kapsel der Decidua, verdrängt, und. wenn diese Wucherung an die Basis
des Cylinders angelangt ist, auch noch eine Strecke weit an der innern
Oberfläche derselben fortwuchert und die Blutgefässe an diese Stelle
führt. Er nennt diesen letzteren Vorgang das „Hineinwachsen eines
lamellenartigen Fortsatzes des Schleimhautsubstrates der Decidua ins
Innere und an die Innenfläche des Körpers des genannten Oylinders.
Seine der Natur entnommenen und schematischen Abbildungen stellen
diesen Vorgang genauer, als ich ihn geschildert habe, dar, und ich
stimme seinen Angaben im Allgemeinen bei, obgleich ich glaube, dass
er den Vorgang zu sehr schematisirt hat.
Allein der ausserordentlich wichtige Unterschied zwischen Reicherts
und meiner Auffassung des hier vorliegenden Stadiums ist nun der, dass
während ich, wie gesagt, den erwähnten Cylinder für das Ei, für das
Analogen der Keimblase anderer Säugethiere erkläre, Reichert denselben
nur als einen zapfenförmigen Fortsatz der epithelialen flaschenförmigen
Kapsel der Decidua betrachtet, in dessen Spitze allein das befruchtete
Eichen liegt. Merkwürdiger Weise hebt Reichert diesen fundamentalen Unter-
schied zwischen meiner und seiner Auffassung im Ganzen nur wenig
hervor. Pag. 138 sagt er: „Die von Bischoff so genannte Keimblase
ist meine epitheliale Kapsel der Decidua reflexa. Dass dieselbe keine
Keimblase ist, auch keine Fusion mit dem Ei gemacht hat, werde ich
in. der Folge auseinandersetzen.“ Allein einmal ist es nicht richtig, dass
das Gebilde, welches ich mit der Keimblase anderer Säugethier-Eier
parallelisire, Reicherts ‚‚epitheliale Kapsel“ ist, sondern es ist sein
„Zapfen oder Fortsatz der epithelialen Kapsel“, und sodann habe ich
überall vergeblich nach der „Auseinandersetzung“ gesucht, durch die
meine Ansicht als irrig erwiesen würde. Er wiederholt nur pag. 161,
dass ich die Entstehung und Bedeutung der epithelialen Kapsel seiner
Decidua reflexa nicht erkannt habe und pag. 164 referirt er abermals
meine Ansicht und die Gründe, die mich zu derselben bewogen, allein
er widerlegt sie nicht, sondern hängt ihr nur den Satz an, der wohl
vorzüglich nur durch meine Arbeiten nachgewiesen worden ist, dass ‚die
Abh. d. 11. C1.d.k. Ak.d. Wiss. X. Bd. I. Abth. 19
146
Geschichte gelehrt habe, dass die Fortschritte in Betreff der Bildungs-
Geschichte der Säugethiere sehr wesentlich davon abhingen, ob man
die der Gebärmutter und dem Embryo angehörenden Theile genau von
einander zu trennen und zu unterscheiden vermochte.‘ Auch findet
sich daselbst noch die Aeusserung: „Die auffällige Erscheinung, dass
die Decidua reflexa mit ihrer epithelialen Kapsel zum Voraus eine
Form ausbildet, die auf diejenige berechnet ist, die der Embryo mit
seinen Dependenzen später einnimmt, diese Erscheinung war es, welche
Bischoff und auch mich früher zu der Ansicht verleitet, dass die
epitheliale Kapsel das Ei sei.‘
Vergebens aber habe ich nach Thatsachen oder auch nur nach
einer Erörterung in der ganzen Schrift Reicherts gesucht, durch welche
es erwiesen würde, dass diese meine und seine frühere Auffassung
falsch sei, ja es findet sich in der That nirgends eine Darlegung, wie
sich denn nun nach Reicherts Meinung die Sache eigentlich verhält.
Denn dadurch, dass er einfach behauptet, meine Keimblase sei nur ein
Fortsatz der epithelialen Kapsel der Decidua, werden meine Gründe für
die Natur dieses Gebildes als Keimblase doch nicht beseitigt. Sie liegen
ganz einfach darin, dass dieses Gebilde sich continuirlich in das in
späterer Zeit ganz unzweifelhafte Ei umwandelt. Vom 13. bis 14. Tage
ab geht die bis dahin cylindrische Form in die runde über; an der
freien Seite der so entstandenen Blase entwickelt sich der Fruchthof
und der Embryo, der sich bald in sie einsenkt; sie trägt an ihrer
inneren Fläche, so weit sie nicht angewachsen ist, das Gefässblatt und
die Ausbreitungen der Vasa omphalo mesenterica und die sogenannte
Vena terminalis; an ihre angewachsene Seite wendet sich die Allantois
mit den Nabelgefässen und bildet die Placenta, kurz sie ist in späterer
Zeit unzweifelhaft das Ei und muss also auch früher als Ei betrachtet
werden.
Jn mir unverständlicher Weise wird dieses Alles indirect auch von
Reichert anerkannt und zwar durch eine genauere Unterscheidung und
Bezeichnung der einzelnen Theile des noch cylindrischen Eies oder
seines Fortsatzes der epithelialen Kapsel, die ich sehr zweckmässig und
richtig finde, und daher bereitwilligst annehme. Er unterscheidet näm-
lich zunächst den ersten Abschnitt oder die Spitze des Cylinders, wo
147
der bis jetzt noch unveränderte Dotterrest liegt, ganz richtig als „die
Zona des Fruchthofes“; den zweiten Abschnitt oder den mittleren
Theil des Cylinders, an welchem sich später die Vasa omphalo mesen-
terica ausbreiten, als die „Zona des Gefässhofes‘“ und den dritten
untersten Abschnitt, mit welchem der Cylinder an die Decidua ange-
wachsen ist, an welchem sich jetzt die Gefässe der Decidua und später
die Nabelgefässe der Allantois zur Placenta-Bildung ausbreiten, als ‚„‚die
Zona der Placenta‘“; aber wie Reichert dieses Alles mit seiner An-
sicht zusammenreimt, dass der Cylinder das Ei selbst nicht sei, darüber
vermisst man jede Erklärung. Da keicherts ganze Darstellung nur bis
zum 14. Tage geht, von wo ab die Entscheidung in allen diesen
Dingen eintritt, so war oder ist es vielleicht seine Absicht, seine
Gründe und Erklärungen später zu geben. Wir werden dieses abwarten
müssen; allein es war meiner Meinung nach ganz unthunlich, eine auf
die schlagensten Verhältnisse gebaute Ansicht ohne Weiteres an die
Seite zu schieben und eine andere an die Stelle zu setzen, ohne die
Irrigkeit ersterer und die Richtigkeit letzterer irgendwie nachzuweisen.
Vielleicht glaubt Reichert dieses indirect durch seine Aussprüche
und Abbildungen über die Textur unseres Cylinders gethan zu haben,
indem er demselben überall die Textur eines Epithels zuschreibt, ihn
als aus deutlichen nut Membranen und Kernen versehenen, polyponal gegen-
einander gediängten Zellen bestehend abbildet, ja ihm sogar in Text und
Figuren (besonders Fig. 14) Fortsätze, die Epithelial- Auskleidungen
der Uterindrüsen der den Cylinder einschliessenden Decidua-Kapsel, er-
theilt. Allein ich sehe mich genöthigt, ihm in Alle Diesem zu wider-
sprechen. Schon in meiner ersten Schrift habe ich gesagt, dass die den
Cylinder zusammensetzenden Zellen nicht scharf begränzt, sondern un-
ter einander verschmolzen seien. C. B. Reichert behauptet p. 157 seiner
Schrift gerade das Gegentheil. Er glaubt meine Angabe dem Zusatz
von Wasser zuschreiben zu können, welches in Folge von Diffusion die
vollsaftigen Zellen sehr leicht zerstöre, so dass die Contouren der Zell-
membranen nicht mehr aufzufinden seien; auch Weingeist zerstöre die
Zellen leicht; in der Inhaltsflüssigkeit der Kapsel selbst könnten jedoch
die Zellen unversehrt erhalten werden, sie seien polyedrisch begränzt,
wie beim Epithelium des Uterus etc.
19
148
Ich habe darauf zu erwidern, dass ich, wie ich auch schon oft
genug angegeben habe, dergleichen zarte Texturverhältnisse nie, es sei
denn zu besonderen Zwecken, unter reinem Wasser behandle und unter-
suche, sondern, wenn ich kein Blutserum, Amnion oder Allantois-
tlüssigkeit oder humor aqu@üs habe, mich stets einer Mischung von
Wasser, Eiweiss und Kochsalz in den Verhältnissen bediene, dass Blut-
körperchen und in diesem Falle z. B. auch die schönen Zellen der
Decidua dadurch nicht verändert werden. Zweitens erkläre ich es für
unmöglich, den hier erwähnten Eicylinder vom 7. bis etwa 12. Tage
ohne Zusatz irgend einer künstlichen Flüssigkeit zur Anschauung und
unter das Mikroskop zu bringen. Das Cylinderchen ist in dieser Zeit
so zart, dass wenn man nicht unter einer Flüssigkeit arbeitet, dasselbe
bei Eröffnung der Decidua-Kapsel gar nicht erkannt und noch viel
weniger herausgefördert und unter das Mikroskop gebracht werden
kann. Selbst in viel späteren Zeiten, wenn das Ei schon ansehnlich
grösser, wird es nur sehr schwierig gelingen, einzelne Fetzchen der-
selben ohne eine Zusatz-Flüssigkeit zu beobachten.
Wenn ich nun aber einen Eicylinder des 8., 9., 10., 11. etc. Tages auf
solche Weise unter einer Wasser-, Eiweis- und Salzmischung herausprä-
parirt und mit grösster Vorsicht möglichst frisch und rasch unter
das Mikroskop gebracht habe, so habe ich erstens miemals an
demselben irgend einen der mir von der Epithelröhre des Uterus
sehr wohl bekannten Epithel-Fortsätze der Uterindrüsen sehen können.
Zweitens ist die Textur dieses Cylinders immer ganz ver-
schieden von dem Uterus-Epithel. Dieses besteht immer aus kleinen
dicht nebeneinanderstehenden Cylinderchen, an denen selbst ein Kern
meist nicht zu erkennen ist. Dagegen ist drittens der Cylinder nicht
aus mit Membranen versehenen Zellen, sondern aus Protoplasten zu-
sammengesetzt, die aus einem hellen Kerne und einer denselben umgebenden
ansehnlichen feinkörnigen gelatinosen Plasmaschichte bestehen. Sie und
selbst ihre Kerne sind im ganz frischen Zustande sehr‘ schwierig zu
erkennen; erst allmählig, wenn sie sich mehr contrahiren, treten Kerne
und Contouren deutlicher hervor, zeigen aber immer sowohl im Zu-
sammenhang als isolirt, dass sie keine umhüllenden Membranen besitzen,
sondern nur dicht gedrängt nebeneinanderliegend und zusammenhaftend
149
den Cylinder darstellen. Erst wenn man heterogenere Flüssigkeiten,
Chromsäure, Weingeist u. dgl. zusetzt, dann bilden sich an ihnen
schärfere Contouren aus, ohngefähr so, wie Reichert sie abgebildet hat.
Ich glaube daher, dass seine Darstellungen und Abbildungen durch
solche Weingeist-Präparate entstanden sind, und dadurch auch die Täu-
schung über Epithel-Fortsätze an dem Cylinder. Denn bei solchen in
Weingeist erhärteten Präparaten bleibt in der That leicht äusserlich ein
kleines Coagulums an dem Cylinder bei der Herausbeförderung aus der
weichen und saftreichen Deeidua-Kapsel hängen, welchem man fälschlich
jene Deutung geben kann.
Ich komme daher zu dem Schlusse, dass, nachdem ich auf’s Neue
durch eine grosse Anzahl von Beobachtungen meine früheren und jetzt
C. B. Reicherts Angaben sorgfältig geprüft habe, ich bei meinem früher
gezogenen Schlusse bleiben muss, dass der in Rede stehende Cylinder
wirklich das Ei ist, und zwar das Analogon der sogenannten Keimblase
anderer Säugethier-Eier. Während dieselbe aber bei diesen auf diesem
Stadium noch frei als rundes Bläschen im Uterus liegt, ist sie beim Meer-
schweinchen cylindrisch, und dieser Cylinder ist an seinem einen Ende
mit der zur Decidua entwickelten, stark angeschwollenen Uterinschleim-
haut schon sehr früh verwachsen.
Ich wende mich nun zur Betrachtung und Erörterung der Spitze
unseres Eicylinders oder der Zona des Fruchthofes, und hier ergeben
sich allerdings abermals sowohl factische, als wie schon nach dem
Vorausgegangenen nothwendig, sehr bedeutende deductive Unterschiede
zwischen meiner und Reicherts Darstellung und Auffassung der Ver-
hältnisse.
Nach Reicherts Ansicht ist der dunkle Körper an der Spitze des
Cylinders, wie schon erwähnt, das ganze Ei, der in eine gewisse An-
zahl von Kugeln oder vielmehr Dotterzellen zerlegte Dotter, nachdem
sich die Zona oder Dotterhaut aufgelöset hat. Er liegt in einem An-
fangs kleinen, später sich immer mehr und mehr cylindrisch ausziehen-
den Fortsatz der epithelialen Kapsel der Decidua, mit welcher er aller-
dings auch nach Reichert so genau vereinigt ist, dass es ihm nicht ge-
lang, beide von einander zu trennen. Da die Dotterzellen aus den
Dotterkörnchen zusammengesetzt sind, so bilden sie nach Reichert eine
150
dichtere Masse; die Spitze des Cylinders erscheint daher bei durch-
fallendem Lichte dunkler, und die Dotterkugel lässt sich zu jeder Zeit
auf das deutlichste von der epithelialen Kapsel unterscheiden. Vom
8. Tage ab soll sich dann am Mantel des Cylinders unterhalb der den
Dotter umschliessenden Spitze eine anfangs seichte, dann aber etwas
tiefer eindringende kreisförmige Furche oder Einschnürung ausbilden,
und zugleich daselbst ein Vorsprung, wie ein queres Septum, in das
Innere der Höhle des Cylinders hineindringen (pag. 154 und 155).
Ob ein wirkliches Septum sich ausbildet, ist nicht bestimmt zu sagen;
später, am 11. Tage, ist kein solches, sondern nur jener Vorsprung zu
finden, auch die circuläre Einschnürung verliert sich mehr und mehr
(p- 171 und p. 175). Dieses unvollständige Septum transversum bildet
Reichert in seinen Figuren 24, 25,26, 29 und vor allen Fig. 36 zf‘ auf
das bestimmteste ab. Vom 9. Tage ab soll sich sodann der bis dahin
runde Dotter nach und nach in eine blattartige Schichte an der innern
Wand der Spitze der epithelialen Kapsel bis zur Gegend des Septum
transversum umwandeln und ausbreiten. Schon vom 10. Tage sondert
sich an dieser blattartigen Schichte des Bildungsdotters an seiner gegen
die Höhle des Cylinders gerichteten Oberfläche histologisch eine einfache
epitheliumartige Zellenschichte aus, welche an der eirculären Abschnü-
rung des Fruchthofes bald auch auf den ringförmigen Vorsprung des
Septum transversum sich fortsetzt, und zuletzt eine völlige Scheidewand
von der übrigen Höhle der epithelialen Kapsel hervorbringt. Der
Bildungsdotter hat sich dann in ein Bläschen mit zwei ungleich dicken
Hälften umgewandelt, deren dickere nach aussen gerichtet an der Innen-
fläche der Spitze der epithelialen Kapsel anliegt, deren innere epithelium-
artige die Zona des Fruchthofes von der Zona des Gefässhofes ab-
schliesst. Das Ei, oder wie Reichert meint, richtiger der Embryo, stellt
nunmehr ein Bläschen dar: Die dickere nach aussen gerichtete Schichte
entwickelt sich zu dem Embryo, die feinere, dünnere ist seine von
seinen anderen embryonalen Untersuchungen her bekannte Umhüllungs-
haut, welche daher auch hier als Stütze für das sich zu dem Embryo
umbildende Dottermaterial dient. Dass dieses Dottermaterial und der
sich aus ihm entwickelnde Embryo entgegengesetzt zu dieser Um-
hüllungshaut wie bei anderen Embryonen liegt, nämlich an der Aussen-
151
fläche der Umhüllungshaut, anstatt an der Innenfläche, und dass sodann
der Embryo auch umgekehrt wie andere Embryonen schon von Anfang
an seinen Rücken gegen die von dem Ei gebildete Höhle und seinen
Bauch von derselben abgewendet kehrt, giebt keichert ohne Weiteres,
aber ohne genauere Beschreibung der hier vor sich gehenden Entwick-
lungsstadien zu. Durch ein weitläufiges und nichts weniger als klares
Räsonnement (p. 195 u. ff.) glaubt er aber dennoch diese fundamentalen
Unterschiede zwischen der Entwicklung des Meerschweinchens und der
anderen Säugethiere grösstentheils wegdemonstriren zu können. Von
der Bildung und dem Verhalten des Amnion und der Allantois ist in der
Reichertschen Schrift nicht die Rede.
Ich stelle es auch hier nicht im Mindesten in Abrede, dass
Reichert die Umwandlung des in der Spitze des Eicylinders liegenden
Restes des Dottermateriales in ein Bläschen genauer zu verfolgen ge-
sucht hat als ich, indem ich damals froh war, dieses Factum an und
für sich ermittelt zu haben, und die Art und Weise seiner Entwicklung
nicht genauer verfolgte. Allein einmal das Wichtigste, nämlich das
Auftreten eines Bläschens in der Spitze des Eicylinders und das Ver-
halten des Embryo zu demselben, habe ich ebenso wie Reichert und er
nicht anders als ich gesehen; in den Details aber, und natürlich noch
mehr in der Interpretation des Beobachteten weiche ich auch jetzt noch
auf das Wesentlichste von ihm ab, und konnte auch bei meinen erneuer-
ten und sorgfältigsten Beobachtungen keinen Grund finden, von meinen
früheren Angaben und Anschauungen wesentlich abzugehen.
Zunächst muss ich Alles Das, was Reichert von der Entwicklung
einer Abschnürung der Spitze des Eicylinders, seiner Zona des Frucht-
hofes, und von der Ausbildung eines wenn auch nur unvollkommenen
Septum transversum sagt, für irrige Auslegung einiger allerdings an
dem Eicylinder wahrzunehmenden Verhältnisse erklären.
Dass sich an dem Eicylinder zwischen Frucht- und Gefässhof sehr
leicht eine Einschnürung ausbildet und bemerklich macht, geht auch
aus meinen früheren Abbildungen, z. B. Fig. 25 u. 28 hervor und
habe ich dieses auch bei meinen wiederholten Beobachtungen sehr oft
beobachtet. Allein ich überzeugte mich dabei, dass diese Abschnürung
nur eine Folge der durch die Berührung mit der Luft und zugesetzten
152
Flüssigkeit hervorgerufene Contraction der Protoplasten des ganzen Ei-
Cylinders ist. Dass diese Protoplasten, sowie alle noch lebendigen Pro-
toplasten contractil sind, d. h. dass sie sich bei ihrem Absterben und
bei Berührung mit heterogenen Medien zusammenziehen und das Ge-
bilde, welches sie zusammensetzen, verdichten, wird nun wohl jetzt, wo
man dieser Contractilität den weitesten Spielraum überwiesen hat, von
Niemandem bezweifelt werden. Wer sich mit embryonalen Beobachtun-
gen beschäftigt, hat unzähligemale zu seinem Schaden Gelegenheit, diese
kigenschaft zu beobachten, da sie die Ursache ist, dass viele dieser
zarten, nur aus Protoplasten zusammengesetzten Gebilde sich zusammen-
ziehen, verkleinern, undurchsichtiger werden, Falten bilden etc. und
dadurch die sichere und deutliche Beobachtung sehr erschweren. Sind
die Theile von verschiedener Dichtigkeit, so ziehen sie sich auch in
verschiedenem Grade zusammen. Dieses ist aber gerade an der Spitze
unseres Eicylinders der Fall, in welchem das übrige dichtere Dotter-
material liegt. Daher entwickelt sich hier an seiner Gränze eine Ein-
und Abschnürung von dem zarten und feinhäutigen’Cylinder. Ich habe
mich hievon häufig überzeugt, wenn ich bei ganz frischen Präparaten
unter einer Stativloupe unter Flüssigkeit (Wasser, kiweis und Salz) die
Decidua-Kapsel öffnete und dem Eicylinder bloslegte. Dann war im
Anfang jene KEinschnürung nicht vorhanden, aber sie bildete sich unter
meinen Augen immer mehr und mehr aus und war mir sehr oft hinder-
lich bei der Zeichnung des Präparates mit dem Prisma, weil sich die
Grössenverhältnisse fortwährend änderten. Es ist begreiflich, dass am
Weingeistpräparate, an welchem Reichert seine Beobachtungen vorzüg-
lich machte, solche Ein- und Abschnürungen sich noch stärker heraus-
gebildet haben mussten. Allein ganz frisch finden sie sich nicht; der
Dotter liegt in der Spitze des Cylinders, dicht vereinigt mit der Zellen-
oder Protoplasten-Schichte des Cylinders, von der er sich zwar aller-
dings zu jeder Zeit unterscheiden lässt, von welcher ihn aber auch
Reichert, wie er selbst zugiebt, zu dieser Zeit nicht ohne Verletzung
trennen konnte.
Es findet sich aber auch zu keiner Zeit weder ein unvollkommenes
noch vollkommenes Septum in der Spitze des Eicylinders, welches die
Zona des Fruchthofes von der des Gefässhofes abtrennte.. Ich habe
153
diese Frage so oft und so genau an frischen und an in Weingeist er-
härteten Präparaten, an mit feinen Nadeln behandelten und an Durch-
schnitten geprüft, dass ich nicht anstehen kann, die gegentheilige Aus-
sage’ Reicherts für einen entschiedenen Irrthum zu erklären.
Der in der Spitze des Eieylinders liegende auf den ersten Stadien
noch solide Dotterrest bildet eine kugelige Masse und ragt daher: mit
seiner einen convexen Hälfte in das Innere -des hohlen, mit einer
Flüssigkeit erfüllten Cylinders hinein. Man sieht natürlich die Contour
seiner Gränze, kann diese ‚aber nicht für eine membranöse Scheide-
wand halten, da man‘ sie mit der übrigen Contour der Dotterkugel,
welche von der Spitze des Eicylinders umfasst wird, in ununterbrochener
Contiunität, deutlich von der Membran, dieser letzteren verschieden,
wenngleich innigst mit ihr vereinigt, sieht, wie ich dieses schon früher
in meinen Fig. 25 u. 28 deutlich dargestellt habe. Da wo die Mem-
bran des Cylinders die Dotterkugel zuerst berührt, bildet sich die
schon vorher erwähnte Einschnürung aus, und auf dem Durchschnitt
betrachtet, sieht das einigermassen wie ein Vorsprung nach innen aus,
welches Ansehen noch dadurch vermehrt wird, dass hier, wo die Pro-
toplasten des Cylinders die Dotterkugel berühren, sie in der That etwas
reichlicher entwickelt sind. Allein ein selbstständiger Vorsprung, der
als ein Septum bezeichnet werden könnte, findet sich nicht.
In dem darauf folgenden Stadium verwandelt sich allerdings, wie
wir gleich weiter sehen werden, der Dotterrest in der Spitze des Ei-
Cylinders in ein Bläschen, und der sogenannte Dotterhof ist dann durch
eine zarte Membran , der inneren Hälfte dieses Bläschens, gegen die
Höhle des Eicylinders abgegränzt. Aber diese zarte Membran gehört
dem Bläschen selbst an, und wird nicht von einer zweiten, ausser ihr
vorhandenen, einem Septum im Sinne Reicherts getragen, wie ich mich
auf das zuverlässigste überzeugte, wenn ich Eier dieses Stadiums mit
zwei feinen Nadeln unter der Loupe zerlegte, und dabei das Verhalten
jenes Bläschens in der Spitze des Eicylinders genau beachtete.
Vom 12. Tage an lässt sich dieses Bläschen aus der. Spitze des
Eieylinders auslösen und am 13. Tage tritt durch das Auftreten einer
das Gefässblatt des Eies bildenden Zellenschichte, welche ich sogleich
weiter beschreiben werde, wieder ein Schein und eine Möglichkeit einer
Abh.d.II Cl.d. k Ak. d. Wiss. X. Bd. I. Abth. - 20
154
Annahme einer sich ausbildenden oder vorhandenen Scheidewand auf.
Allein auch hier belehrt die genauere Untersuchung, dass eine solche
nicht vorhanden ist. Reichert brauchte aber als Träger für seine so-
genannte Umhüllungshaut, welche sonst auf eine unbegreifliche Weise
quer durch den Eicylinder hätte hindurchwachsen müssen, ein solches
Septum, und so hat er Verhältnisse, die einen Schein eines solchen
darbieten, zu Gunsten desselben gedeutet, während es sich in Wirklich-
keit nicht findet.
Allein auch die Veränderungen, welche sich vom 12. Tage an an
dem Dotterrest selbst ausbilden, und welche Reichert als eine membran-
artige Ausbreitung der Dotterzellen an der Innenfläche der Spitze
seines epithelialen Fortsatzes der Decidua, und als histologische Son-
derung eines Theiles derselben an der Innenfläche dieser Schichte als
Umhüllungshaut beschreibt, sehe ich mich auf Grund meiner jetzt
wiederholten sehr sorgfältigen Beobachtungen genöthigt, ganz anders
darzustellen als Er.
Der Dotterrest bildet vom 7. bis 10. Tage in der Spitze des Ei-
Cylinders eine etwas dunklere solide Masse, deren histologische Be-
schaffenheit sich schwierig festsetzen lässt, weil sie von der Membran
des Eicylinders umgeben ist. Im Anfange schien sie mir eine homo-
gene Körnermasse zu sein; später aber besteht sie aus Protoplasten,
d. h. aus Kernen, welche von einer körnigen Plasmaschichte umgeben
sind, aber ohne trennende Membranen. Der Unterschied in der Dichtig-
keit dieser Dottermasse von dem übrigen Eicylinder ist nicht so gross
wie er nach Reicherts und auch nach meinen Zeichnungen erscheint.
Reichert hat die seinigen, wie es scheint, nach Weingeist-Präparaten
anfertigen lassen, wovon die Masse geronnen und dichter ist; bei den
meinigen ist es Fehler der Darstellung, welche aus dem Bestreben nach
Deutlichkeit hervorgegangen. Aber gewiss ist diese Masse bis zum
10. Tage nicht hohl.
Am 10. Tage aber fängt diese Dottermasse an, sich in ihrem
Innern aufzuhellen, offenbar durch eine mit gleichzeitiger Zunahme
ihres Durchmessers begleiteten Verflüssigung in ihrem Innern, während
ihre Peripherie sich mehr consolidirt. Diese Verflüssigung im Innern
erfolgt aber nicht im Centrum, sondern mehr in und an der gegen das
155
Innere des Cylinders gelegenen Hälfte der Dottermasse, so dass deren
Resultat genau dasselbe Ansehen und dasselbe Product liefert, welches
Reichert in seiner Fig. 34, auch 35 und 36, aber in letzteren wieder
viel zu scharf schematisirt dargestellt hat. Der grösste Theil der
Dottermasse ist an der Oberfläche der Spitze des Cylinders zu einer
Schichte ausgebreitet, während der gegen die Höhle des Cylinders hin-
gewendete sich in eine feine, jetzt aus wirklichen kernhaltigen Zellen
bestehende Membran umgewandelt hat. Dieses lässt sich auch so aus-
drücken: der Dotterrest hat sich in ein Bläschen umgewandelt, dessen
eine diekere Hälfte nach aussen gerichtet an der Innentläche der Spitze
des Eicylinders anliegt, die andere, sehr feine, gegen das Innere des
Cylinders hinsieht, und sich quer durch denselben hindurchzieht.
Am 11., 12. und 13. Tage wächst mit dem ganzen Cylinder auch
das in seiner Spitze gelegene Bläschen ansehnlich, und es gelang mir
in dieser Zeit jetzt mehrmals, dasselbe von dem ÖOylinder abzulösen,
indem ich letzteren mit feinen Nadeln spaltete, sein Inneres darlegte,
und nun das Bläschen von innen abtrennte. Dieses konnte indessen,
wie ich vom 12. Tage ab bestimmter erkannte, nicht anders geschehen,
als indem ich eine feine Membran zerriss, welche das Bläschen an der
innern Oberfläche des Cylinders festhielt.
Als ich diese Beobachtung zuerst machte, glaubte ich es mit dem
Septum von Reichert zu thun zu haben. Allein ich überzeugte mich
bald, dass die nach Innen gerichtete Lamelle des Bläschens ganz einfach
war und aus einer einfachen Schichte von Zellen bestand, während die
das Bläschen festhaltende Membran von dessen Rändern sich längs
der Innenfläche des Cylinders in den sogenannten Gefässhof weiter
hinabzog. Endlich bewirkte der Zufall, dass ich ein solches Ei einst
erst 18 Stunden nach der Tödtung des Mutterthieres untersuchte. Bei
diesem hatte sich nun von den Rändern des in der Spitze des Eicylin-
ders liegenden Bläschen an, von der Innenfläche des Cylinders eine
Strecke weit eine zarte Membran ganz abgelöst, und hieng gewisser-
massen von den Rändern des Bläschens frei in den Cylinder herein.
Bei Ablösen des Bläschens aus der Spitze des Cylinders sah ich jetzt,
dass diese zarte Membran an dem Bläschen sitzen blieb, und in seine
obere dickere Lamelle überging.
20*
156
Ich beobachtete dann jetzt auf’s Neue wie früher, dass vom Ende
des 13. Tages an in der oberen Schichte des Bläschens sich die Em-
bryonal-Anlage, anfangs fast rund, dann mehr. birnförmig bemerklich
macht. In ihrer Längenaxe tritt die Primitivrinne auf und mit ihr zu-
gleich wuchert das untere Ende der Embryonal-Anlage über die Grän-
zen des Bläschens in einem Fortsatze hervor, der sich in Zukunft als
die Allantois kund giebt.
Die Embryonal-Anlage selbst begränzt und gestaltet sich rasch
schärfer zu dem Körper des Embryo, in welchem ‘man Kopf und
Schwanzende, Rücken- und Bauchfläche, und das sich entwickelnde Me-
dullarohr mit den primitiven Hirnblasen und die Wirbelanlagen unter-
scheiden kann.
Da die erste Spur der bestimmter als solche erkennbaren Em-
bryonalanlage, in der nach Aussen gerichteten Hälfte des oft genannten
Bläschens in der Spitze des Eicylinders auftritt; ‘da ferner die innere
Hälfte dieses Bläschens im weiteren continuirlichen Fortgange entschie-
den das Amnion ist, so habe ich mich früher so ausgedrückt, dass ich
das Bläschen in der Spitze des Eicylinders nach der v. Baer’schen
Lehre als das animale Blatt der Keimanlage bezeichnete, welches‘ sich
hier bei dem Meerschweinchen in der Form eines Bläschens direct aus
dem Dottermaterial bildet.
Ich muss an der Hand der Thatsachen, soweit sie mir zu erkennen
möglich war, bei dieser Anschauung bleiben.
Da ferner der Embryo, so wie er etwas schärfer ausgebildet ist,
so liegt, dass er seine Rückenfläche, welche seitlich in das Amnion
übergeht, gegen die Höhle dieses Amnion und die des Eieylinders
überhaupt hingewendet hat, seine Bauchfläche aber nach Aussen, wo
die äussere Membran des Eicylinders in die sich entwickelnde Visceral-
höhle des Embryo sich fortsetzt, so sagte ich, dass bei dem Meer-
schweinchen die Schichten der Keimanlage in Beziehung: zu ‘der von
ihnen umschlossenen Höhle umgekehrt liegen, wie bei den übrigen bis
jetzt näher bekannten Säuge- und Wirbelthieren: die vegetative Lage
nämlich nach Aussen, die animale nach Innen. ' Die vegetative bildet
den vom 7. bis zum 13. Tage das Ei allein darstellenden Cylinder.
Die animale erscheint während dieser Zeit als noch unentwickelte
157
Dottermasse in der Spitze des Cylinders und gestaltet sich sodann so-
gleich ‘zu 'einem ‚Bläschen, dessen eine Hälfte sich ‚zum Körper des
Embryo, die andere zum Amnion entwickelt. Jetzt habe ich mich nun
auch noch überzeugt, dass auch die dritte Keimschichte, das sogenannte
Gefässblatt, sich alsbald mit dem Auftreten der Embryonalanlage in
dem 'animalen Blatte ausbildet, und zwar an der richtigen Stelle, zwi-
schen vegetativem und animalem Blatte, indem es von den Rändern des
animalen Bläschens aus an der Innenfläche des vegetativen Blattes
immer weiter herabwächst, bis zu dessen Anwachsungsstelle an der
Decidua. In ihm entwickelt sich denn auch sogleich am 15. Tage die
Area vasculosa mit der Vena terminalis, daher ich es schon oben als
ganz begründet erklärte, wenn Reichert diesen Abschnitt des Eicylinders
als Gefässhof bezeichnete.
Ich deute hienach, wie man sieht, die an dem Meerschweinchen-
Ei thatsächlich zu beobachtenden Verhältnisse nach wie vor im Sinne
der v. Baer’schen Blättertheorie des Keimes.
Kehren wir nun zu (. B. Reichert zurück, so ist zuerst zu bemer-
ken, dass sich über alle zuletzt erwähnten Vorgänge in seiner Schrift bis
jetzt Nichts findet. ‚Er verfolgt die Entwicklung des Eies nur bis zur
Entwicklung jenes Bläschens in der Spitze des Eicylinders. Von dem
Auftreten des Embryo, von der ‚Entstehung und Bildung des Allantois
und des’ Amnion ist nirgends die Rede. Aber er anticipirt doch zur
Deutung der Theile und der Bestimmung jenes Bläschens die Verhält-
nisse so weit, dass er die umgekehrte Lage des Embryo zu den Ei-
theilen im Vergleich mit anderen Säugethieren zugiebt. Pag. 195 sagt
er: „Der Rest des Bildungsdotters liegt beim Hunde und Kaninchen wie
bei allen bisher beobachteten Wirbelthieren an der Innenfläche, beim
Meerschweinchen dagegen, wie es scheint, an der Aussenfläche der Um-
hüllungshaut.“ Und. Pag. 197 wiederholt er: „Die Hohlräume des
bläschenförmigen Embryo der Meerschweinchen und’ der übrigen Säuge-
thiere haben also nicht die gleiche Lage“, und so noch an mehreren
anderen Stellen. Allein indem er an der nach Innen gewendeten Fläche
meiner Embryonal-Anlage eine epitheliale Lage, seine Umhüllungshaut,
sich hat ausscheiden und bilden lassen, die auch jetzt wieder die Stütze
und der Träger für den sich bildenden Körper und Rücken des Em-
158
bryo sein würde, so glaubt er, dass alle diese Verschiedenheiten nicht
viel auf sich hätten, sondern der Entwicklungstypus auch bei dem Meer-
schweinchen gewahrt und bestätigt sei.
Ich bin nun zwar keineswegs dieser Ansicht. Wäre aber die Um-
hüllungshaut, wie Reichert behauptet, ein Gegenstand der Beobachtung,
so könnte man sich vielleicht mit ihm vereinigen, denn seine Theorie
ist im Ganzen gar nicht so verschieden von der v. Baer’schen, und ge-
fällt sich nur in anderen und nicht sehr deutlichen und verständlichen
Redewendungen. Allein so wie früher oft schon bei Vögel- und Säuge-
thier-Eiern, so habe ich mich auch jetzt wieder bei diesen ‚Meer-
schweinchen vergebens bemüht, die Zellenschichte, welche den peri-
pherischen Theil des animalen Blattes, später das Amnion, darstellt, als
ein selbstständiges, histologisch gesondertes Gebilde, über die übrige
Keimanlage hinweg zu verfolgen. Es ist mir dieses weder mechanisch
noch optisch gelungen. Sowohl an frischen Präparaten, und zwar an
diesen ganz vorzüglich, als auch an erhärteten und an feinen Durch-
schnitten derselben, ist es mir nie geglückt, die Zellenschichte des ani-
malen Blattes weiter, wie bis an den Rand der Embryonal-Anlage als
solche zu verfolgen. Hier geht sie unmittelbar in das Material dieser
Embryonal-Anlage, welches noch nicht aus Zellen, sondern nur aus
Protoplasten besteht, über und ich läugne es durchaus, dass sich über
dieselbe eine noch so zarte selbstständige Zellenschichte hinüberzieht.
Man kann zwar an der Einbryonal-Anlage und vorzüglich an ihren
parietalen Rändern eine sie nach aussen begränzende und in die peri-
pherische Ausbreitung des animalen Blattes übergehende Schichte, von
dem ihr zunächst anliegenden Material der Embryonal-Anlage unter-
scheiden; allein diese äussere Schichte ist doch untrennbar mit der
Embryonal-Anlage vereinigt, und gehört zu ihr zum Mindesten ebenso,
wie die Haut zum fertig gebildeten Körper gehört. Will man sie ab-
lösen, so gelingt dieses nur durch Zusammenhangstrennung, und gegen
die Axe des Embryonalkörpers zu gar nicht, sondern hier reisst das
etwa getrennte Häutchen unvermeidlich ab.
Man muss daher glauben, dass allerlei Täuschungen an gehärteten
Präparaten C. ‘B. Reichert zu ‘dieser Annahme einer Umhüllungshaut
Veranlassung gegeben haben, z. B. Verwechselung mit dem schon sehr
159
früh sich entwickelnden und der Embryonal-Anlage anfangs sehr dicht
anliegenden Amnion. Namentlich hier bei den Meerschweinchen kann
ich mich nicht enthalten, die Vermuthung auszusprechen, dass Reichert
einen solchen, und wie ich glaube, wirklich sehr verzeihlichen Irrthum
begangen. Wenn nämlich die Präparate im Weingeist gehärtet sind, so
verschwindet leicht erklärlich der bläschenförmige Zustand des animalen
Blattes. Die geringe Menge Flüssigkeit zwischen der Embryonalanlage
und dem nach Innen gegen die Höhle des Eicylinders gerichteten zar-
ten zelligen Theile oder dem Amnion ‚geht verloren, und letzteres legt
sich so dicht auf die Embryonal-Anlage, selbst wenn diese schon ihre
Rücken-Wülste und in ihr die Wirbelanlagen entwickelt hat, ja es zieht
sich dasselbe mit einer feinen Falte in die noch offene Primitivrinne
und den noch nicht geschlossenen Medullar-Kanal hinein, dass, wenn
es nun durch sehr feine und vorsichtige Manipulationen gelingt, dieses
zarte Blättchen abzuheben, oder man es bei Durchschnitten über die
Embryonal-Anlage sich wegziehen sieht, man vor Täuschungen nur dann
gesichert ist, wenn man eben die ganze Geschichte gewissermassen des
Präparates kennt, und es unter seinen Händen entstehen lassen hat.
Ich läugne also hier wie anderwärts die Existenz von Reicherts
Umhüllungshaut, und glaube, dass ihre Annahme auf einer Täuschung
beruht. Und hierin stehe ich nicht allein.
Der Berichterstatter der K. Preuss. Akademie der Wissenschaften
über die im Jahre 1842 eingelaufenen Beantwortungen der von der
Akademie gestellten Preisfrage, über die Entwicklungsgeschichte des
Embryo der Säugethiere (wahrscheinlich Joh. Müller) äusserte in seinem
Referate (Sitzungsberichte im Monat Juli 1842 p. 218) über meine ein-
gesendete Arbeit: es scheine noch an einem hinreichenden Beweise zu
fehlen, dass sich das ÜCentralnerven-System als eine Ablagerung im
Innern der von dem Körper des Embryo gebildeten Primitivrinne bilde.
Hiezu sei eine Revision der Beobachtungen am Frosche nothwendig, wo
sich wegen der schwarzen Farbe der äussersten Dotterschichte allein
das Verhältniss dieser Schichte mit einiger Sicherheit zu den darunter
liegenden Gebilden aufklären lasse. Wenn diese schwarze Membran über
die Leisten weggehe, welche die Kämme begränzen, wenn es richtig sei,
dass der die Rinne bedeckende Theil der schwarzen Haut beim Schliessen
160
zum Kanal mit abgeschnürt werde, und wenn dieser Rest hernach im
Innern des hohlen Rückenmarkes gefunden werde, so sei damit die An-
sicht der Ablagerung nicht wohl zu vereinigen. Unzweifelhaft hatte der
Berichterstatter dabei zugleich im Sinne, dass eine derartige Beobach-
tung auch über die Existenz der von dem zweiten Bearbeiter der Preis-
frage, Reichert, aufgestellten Lehre einer Umhüllungshaut entscheiden
werde, obgleich er dieses nicht ausdrücklich angiebt.
Diese Entscheidung ist nun aber durch alle Angaben späterer
Beobachter, mit denen ich vollkommen übereinstimme , . gegeben.
Einer der unpartheiischsten Forscher, Professor Ecker, sagt in der Be-
schreibung der 23. Figur der 23. Tafel seiner Erläuterungstafeln zur
Physiologie, welche einen Froschembryo vom 13. Tage darstellt; „Die
Primitivrinne ist vollständig geschlossen und zu einem Kanal, dem
Wirbelrohr, umgewandelt, dessen innerste Lage, das Medullarrohr,
sich zum Gehirn und Rückenmark umwandelt.“ Auch Remak (Entw.
der Wirbelthiere p. 149) und Kölliker (Entwicklungsgeschichte p. 72),
obgleich sie in der Statuirung eines sogenannten Hornblattes als oberster
Keimschichte alle Veranlassung hatten, den Reichert’schen Ansichten
beizutreten, läugnen sowohl für den Frosch- als auch für den Hühner-
Embryo ganz bestimmt das Eingeschlossenwerden einer epithelartigen
Lage in die Primitivrinne und das Medullarrohr. Am allerbestimmtesten
hat aber neuerdings v. Baer (Selbstbiographie p. 411) gerade. beim
Frosch jenes von J. Müller aufgestellte Kriterium für die Reichert’sche
Umhüllungshaut zurückgewiesen. v. Baer bestreitet die frühere Vor-
stellung, als bilde sich das Rückenmark durch eine Art Gerinnung in
dem Kanale der Rückenplatten, und will diese Bildung als eine Ab-
lösung, gleichsam eine Abblätterung von der inneren Fläche der Rücken-
platten beider Seiten aufgefasst sehen. Er sagt: „der Beweis dieser
Entstehungsweise lässt sich am Embryo des Frosches mit Evidenz zei-
gen. Hier ist nämlich die ganze Oberfläche des werdenden Embryo
schwarz gefärbt. So sind denn auch die Rückenplatten, die im Frosche
wie gerundete, Anfangs weit von einander abstehende Wülste entstehen,
von beiden Seiten schwarz. Sie rücken bald näher aneinander und ver-
wachsen am oberen Rande. Der Kanal, der dadurch gebildet wird, ist
zuvörderst ganz schwarz ausgekleidet. Sehr bald aber ‘nimmt die
161
Schwärze ab, und durch fortgehende Umbildung der Kügelchen, aus
denen die ganzen Seitenplatten bestehen, wird der Farbestoff mehr ver-
theilt. Man kann nämlich hier bald eine innere Schichte, welche auf-
fallend grau ist, von der äusseren Schichte ablösen, diese innere Schichte
ist nichts Anderes als das Rückenmark, das erst allmälig durch vor-
gehende innere Umwandlung weiss wird.‘
Ich würde diesen ganzen Vorgang der Bildung des Medullarrohres
in der Rinne und dem Kanale der Rückenplatten als einen Process histo-
logischer Sonderung und Entwicklung bezeichnen ; jedenfalls aber geht
aus diesen übereinstimmenden Angaben hervor, dass Reicherts Umhüllungs-
haut als eine die Rückenfläche der Embryonal-Anlage überziehende epi-
theliale Zellenschichte nicht existirt.
Damit fällt denn aber auch das ganze Räsonnement, durch welches
Reichert die Verschiedenheit und Eigenthümlichkeit in dem Entwicklungs-
Gange des Merrschweinchen-Eies und Embryo in seinen ersten Stadien
wegzudemonstriren versucht hat. Wäre aber auch seine Umhüllungshaut
und die Bestimmung, welche er ihr gegeben, eine Thatsache der Beob-
achtung, so werden sich die Eigenthümlichkeiten des Entwicklungs-
Ganges des Meerschweinchen-Eies nur einfach auf diese Umhüllungshaut
übertragen, sonst aber ganz dieselben bleiben. Dem ist auch gar nicht
dadurch abgeholfen, dass die Umhüllungshaut gar nicht bei dem
Aufbaue des Embryo benutzt wird. - Der Embryo oder auch schon der
Keim (die Keimhaut, Bildungsdotter, nach Reichert) behält dieselbe ab-
weichende Lage zu dem Eie wie nach meiner Darstellung, die Rücken-
seite ist nach Innen, die Bauchseite nach Aussen gewendet. Nur die
relativen Verhältnisse der immaginären Umhüllungshaut sind gerettet; der
Rücken bleibt ihr zugewendet, der Bauch von ihr abgewendet. Darauf
kam es Reichert bei seiner Deutung der Verhältnisse an. . Die Um-
hüllungshaut musste gerettet werden, für welche freilich nach meiner
Darstellung gar keine Möglichkeit mehr übrig war.
Aus allem Gesagten geht also hervor, dass wenn auch Reichert
einzelne Vorgänge in der Entwicklung des Meerschweinchen-Kies etwas
genauer verfolgt hat, er doch nichts wesentlich Anderes und Neues
beobachtet hat, als ich. Allein er hat das Beobachtete anders, und
natürlich .im Sinne seiner früheren Ansichten, gedeutet. Diese
Abh.d. II. C1.d.k. Ak.d. Wiss. X. Bd. I. Abth. 21
162
Deutungen aber halte ich einestheils für willkührlich, anderen-
theils für geradezu falsch. Die Reichert’sche Schrift leistet daher
nicht, was sie in ihrem Eingang so emphatisch und mit so vie-
lem Vorwurf für meinen Unverstand verspricht. Der Unterschied
in der typischen primitiven Anlage, wie Reichert sich ausdrückt, zwi-
schen dem Meerschweinchen und anderen Säugethieren bleibt vorläufig
noch bestehen, bis etwa ein Anderer glücklicher nicht nur als ich, son-
dern auch als Reichert, ihn durch neue Thatsachen wegräumt, welche
Reichert nicht geliefert hat.
Doch kann ich nicht umhin, zum Schlusse hier einige Sätze der
letzten von unserem grossen Embryologen K. E. v. Baer erschienenen
Abhandlung über Paedogenesis zu citiren, welche derselbe in Beziehung
auf,die verschiedenen und oft sehr von einander abweichenden Zeugungs-
formen ausspricht. Derselbe sagt p. 295: „Wir präsumiren, dass ver-
wandte Thiere auch einen sehr ähnlichen Entwicklungsgang durch-
machen müssen. Haben wir mit dieser Annahme Recht oder Unrecht?
Mir scheint, wir haben mit der Annahme selbst Recht, in der Anwen-
dung aber kommen wir in Gefahr, Unrecht zu haben. Wir haben doch
schon eine Menge Abweichungen von dem Verlaufe, der Regel zu sein
scheint, kennen gelernt ...... Mir scheint daraus hervorzugehen,
dass alle diese Verschiedenheiten nicht so gross sind, als sie scheinen,
und dass sie nur auf die Einleitung der organischen Entwicklung sich
beziehen, diese aber dann nach bestimmten Typen mit geringen Varia-
tionen vor sich geht.“
Mir scheint es sich so auch mit der ersten Entwicklung des Meer-
schweinchen-Eies zu verhalten. Sie ist allerdings merkwürdig verschie-
den von der anderer Säugethiere und es wäre wohl der Mühe werth
zu wissen, welche Gründe dafür vorhanden sind. Allein diese Verschie-
denheiten betreffen doch vorzüglich nur die Einleitung zu der Entwick-
lung, welche sodann in so vollständiger Uebereinstimmung mit der an-
derer Säugethiere fortschreitet, dass sehr bald selbst das ganze Ei fast
gar keine Unterschiede von dem anderer verwandter Thiere, z. B. von
dem der Kaninchen darbietet.
b
Beschreibung der Abbildungen.
Tab. VI—X.
Ich habe die nachfolgenden Abbildungen, sowohl nach der Natur, als in einer schemati-
schen Darstellung gegeben, um die Umwandlung des Dotters des Meerschweinchen-Eies in seiner
Verbindung mit der Epithelröhre des Uterus in die Keimblase, so wie die Entwicklung des
Dotterrestes in das den Fruchthof und das Amnion darstellende Bläschen, in einer noch vollstän-
digeren Uebersicht zu geben, als dieses in meiner ersten Schrift geschehen ist.
Wer die Fig I—VIIIA. der drei ersten Tafeln, welche ganz naturgetreu das Object in zehn-
maliger Vergrösserung geben, unmittelbar nebeneinander betrachtet, für den kann kein Zweifel
sein, dass das ganze Ei Fig. VIII A. aus der kleinen runden Hervorragung an dem abgeschnürten
Vorsprunge der Epithelröhre in Fig. I A. hervorgegangen ist. Und wer ebenso die Figuren
I— VII B. u. C. und IX A. und B. der Reihe nach zusammenstellt, der wird eine Uebersicht der
Umwandlung der Dottermasse von Fig. IB. in das die Embryonal-Anlage, den Embryo und das
Amnion darstellende animale Bläschen gewinnen können; so gut wie sich diese zarten Entwick-
lungsvorgänge bildlich wiedergeben lassen. Die Unbestimmtheit und der dennoch dabei ganz be-
stimmte Charakter der Elementar-Zusammensetzung dieser zarten Gebilde bietet zu grosse
Schwierigkeiten für die künstlerische und technische Darstellung, als dass sie sich in den Abbil-
dungen vollkommen überwinden liesen. Diese Darstellungen sind immer plump, rauh, massiv
und steif gegen die äusserste Zartheit des natürlichen Objectes. Aber ich glaube, dass es
dennoch geglückt ist, zu zeigen, wie der Ei-Cylinder und die Dottermasse aus Protoplasten be-
stehen, die aus einem hellen Kerne und ihn umgebenden körnigen Plasmaschichte ohne umhül-
lende Membranen zusammengesetzt sind. Erst in Fig. VII B. fängt ein Theil dieser Protoplasten
an, sich mit Membranen zu umgeben, also in Zellen überzugehen.
Fig. I A. stellt ein Stück der Epithelröhre aus dem Uterus eines Meerschweinchen vom
siebenten Tage nach der Begattung dar. Durch die beginnende Decidua-Anschwellung der
Uterinschleimhaut ist der mittlere Theil dieses Stückes der Epithelröhre bereits an der freien
Seite des Uterus zapfenartig abgeschnürt und in der Spitze des Zapfens sitzt der von seiner
Zona schon entblösste Dotter.
Fig. IB. Ist die äusserste Spitze dieses Zapfens der Epithelröhre mit dem in ihr einge-
schlossenen Dotter 400mal vergrössert. Der Dotter ist umschlossen von den hier jetzt stark
wuchernden Protoplasten der Epithelröhre und ist mit denselben so vereinigt, dass er sich nicht
ohne Zerstörung der Hülle oder des Dotters von ihnen trennen lässt. r:
21°
164
Fig. I. Zeigt nur das gewöhnliche Cylinder-Epithel, aus welchem die übrige Epithelröhre
des Uterus ausser an der Stelle, wo der Dotter sich festsetzt, zusammengesetzt ist, woraus schon
ersichtlich ist, dass die Entwicklung dieser Stelle zu dem nachherigen Eicylinder nicht als ein
einfacher Epithelfortsatz betrachtet werden kann, wie Reichert will.
Fig. II A. Stellt diese bereits zu einem verhältnissmässig langen zarten Cylinder ent-
wickelte Stelle der Epithelröhre 10mal vergrössert vom 10. Tage dar. Der Cylinder sitzt noch
auf der kegelförmig durch die Wucherung der Decidua abgeschnürten Stelle der Epithelröhre
des Uterus. Er trägt an seiner Spitze den Rest der Dotterkugel.
Fig. III B. Zeigt diese Spitze des Eicylinders mit der Dotterkugel 400mal vergrössert.
Die Elemente der Dotterkugel, kernhaltige Protoplasten mit einer körnigen Plasmaschichte ohne
umhüllende Membranen, zeigen noch keine besondere Anordnung, sondern sie sind einfach von den
den Cylinder selbst zusammensetzenden Protoplasten umschlossen. Der Cylinder ist unterhalb
der Dotterkugel etwas eingeschnürt in Folge der Contraction seiner Elemente, wodurch hier
allerdings eine Abtheilung, die man als den Dotterhof bezeichnen kann, hervorgebracht wird.
Allein es findet sich hier durchaus keine Scheidewand, kein Septum, wie Reichert angegeben.
Fig. IV A. ist ein Eicylinder 10mal vergrössert vom 11. Tage. Er ist ansehnlich gewachsen;
die kegelförmige Abschnürung ‘der Epithelröhre des Uterus, auf der er sass, ist durch die Deeidua-
Wucherung der Schleimhaut des Uterus von der Mesenterialseite her verdrängt worden. Es hat
sich von dieser Wucherung aus auch eine Protoplasten-Schichte an der inneren Eläche des Ei-
Cylinders vorgeschoben, in der sich auch schon Blutgefässe, die mit denen der Decidua zusammen-
hängen, entwickelt haben. Die Placentarzona des Eieylinders ist dadurch bestimmt und von der
mittleren oder der Zona des Gefässhofes geschieden.
Fig. IVB. Die Spitze dieses Eieylinders 400mal vergrössert. Alles verhält sich wie früher;
nur bemerkt man, dass die Dottermasse sich in der Mitte etwas aufzuhellen anfängt.
Fig. VA. Ein wenig älteres Ei, in welchem die Isolirung des Eicylinders von der kegel-
förmigen abgeschnürten Epithelröhre des Uterus bis auf einen fast nur aus Blutgefässen, welche
hier nicht dargestellt sind, bestehenden Stiel fortgeschritten ist. Doch sieht man auch hier die
den Placentarhof bezeichnende an der Innenfläche des Eieylinders wuchernde Protoplasten-Schichte.
Fig. V B. Zeigt die Spitze dieses Eicylinders 400mal vergrössert, an welchem es mir ge-
lungen war, mit feinen Nadeln sowohl die äussere Schichte (das zukünftige vegetative Blatt)
über den Dotterrest herüber abzustreifen, als man jetzt auch sehr deutlich erkannte, dass dieser
Dotterrest hohl war und sich in eine Blase (das zukünftige animale Blatt) umzuwandeln anfieng.
Fig. VIA. u. B. Bedürfen kaum einer Beschreibung, denn sie zeigen nur bei 10- und
400maliger Vergrösserung wie sowohl der Eicylinder fortwächst, als auch der Dotterrest in seiner
Spitze sich allmählig immer mehr in eine Blase umwandelt.
Fig. VII A. u. B. zeigen ein Ei vom 12. Tage 10mal und 400mal vergrössert, wo diese
blasenartige Gestaltung’ des Dotterrestes nun schon sehr ausgesprochen war. Ein Theil der
Dotterprotoplasten hatte sich zu einer der Oberfläche des Cylinders zugewendeten dickeren Schichte
gestaltet, welche ein eigenthümliches gestreiftes, wohl nur durch die Anordnung der Protoplasten
hervorgebrachtes, Ansehen an sich trug. Der gegen die Eihöhle hin gerichtete Theil der Dotter-
protoplasten hatte sich dagegen jetzt mit Membranen umgeben, und bildet eine feine Membran
(das zukünftige Amnion). Der Dotterrest hatte sich also jetzt zu dem blasenartig gestalteten
animalen Blatte umgewandelt, welches an seiner gegen die Oberfläche gewendeten Hälfte den
Fruchthof, oder, wenn man will, die Embryonal-Anlage, an seiner gegen die Eihöhle hin gerichte-
ten Hälfte des Amnion darstellt.
Fig. VIII A. B. C. zeigen die unmittelbare Richtigkeit dieser Anschauungsweise von
Fig. VII. Denn sie stellen Eier vom 13. Tage dar, wo man sich direct überzeugt, dass erstens
165
der Eicylinder, der nun schon anfängt, eine rundliche Blase zu werden, wirklich das Ei ist, und
zweitens, dass der in seiner Spitze gelegene Dotterrest sich in ein Bläschen verwandelt hat, in
dessen nach aussen gelegenem Theile sich die Embryonalanlage mit der Primitivrinne und der
bereits hervorwuchernden Allantois befindet, während der nach innen gerichtete Theil eine äus-
serst zarte Membran darstellt, welche beide unmittelbar zusammenhängen und in einander über-
gehen. Die Seitenansicht Fig. VIII B. darf nicht missverstanden werden. Sie soll nur zeigen,
dass auch jetzt noch die Spitze des Eicylinders nicht ganz verstrichen ist, sondern dass das sich
hier gebildet habende Bläschen des animalen Blattes, überzogen von der Membran des Eicylinders
selbst, noch eine Uhrglasförmige Hervorragung bedingt. Fig. VIII C. zeigt die Embryonal-
Anlage grade von oben mit der Primitivrinne und der Allantois-Wucherung an dem untern Ende
20mal vergrössert; der Ring in der Peripherie der Embryonalage bezeichnet die Gränze des
Amnion.
Fig. IX A. Zeigt nun den aus der Embryonalanlage schon deutlich entwickelten Embryo
von der Aussenfläche des Eies. Man sieht von hier aus in die Leibeshöhle hinein, während
das dieselbe auskleidende vegetative Blatt den Kopf und Schwanz des Embryo nebst der Allantois
überzieht. An der Innenfläche des vegetativen Blattes ist bereits der Gefässhof in dem Gefäss-
blatt sowie im Embryo der Herzkanal in der Entwicklung begriffen.
Fig. IX B. "Zeigt einen Embryo dieses Stadiums von der Innenfläche der Eiblase Man
sieht von hier den Rücken des Embryo mit schon geschlossener Primitivrinne und sich entwickeln-
dem Medullarrohr nebst mehreren sogenannten Wirbelplättchen. Der Rücken des Embryo ist
von dem Amnion bekleidet; man sieht die Ausdehnung des Gefässhofes und die in den Zwischen-
raume zwischen vegetativem und Gefässblatt einer- und Amnion mit Embryo andererseits, hinein-
wachsende Allantois.
Die Figuren der vierten Tafel Tab. X stellen schematische etwa 5mal vergrösserte Durch-
schnitte durch den Uterus dar, um das Verhalten des Eies zu der Schleimhaut des Uterus und
der sich aus ihr entwickelnden Decidua darzustellen.
I. Ist ein Querdurchschnitt des Uterus. Die Schleimhaut (blau) ist ansehnlich dick und
zeigt ein gegen die Höhle concentrisch gerichtetes gestreiftes Ansehen von den in ihr "befind-
lichen Uterindrüsen. Die Uterushöhle bildet nur eine enge Spalte und in dem oberen Winkel
des Durchschnittes sitzt das Eichen, welches nur hier noch immer viel zu gross erscheint, da es
in diesem Zustande keine '/ss Linie misst, also hier nicht grösser als Ys Linie sein dürfte.
Ib. Ist ein Längsschnitt auf demselben Stadium. Die Uterinschleimhaut ist um das Ei
herum-noch nicht verdickt, die Uterinhöhle daher hier noch nicht verengend, und das Ei liegt
noch ganz frei.
Von II—IV sieht man aber, wie die Schleimhaut sich an der Stelle, wo das Ei liegt, immer
mehr und mehr verdickt und daher das Ei in einen sich immer mehr und mehr von der Uterin-
böhle abschliessenden Divertikel der Epithelröhre zu liegen kommt. In I liegt das Ei noch
ganz in der unveränderten Spitze dieses Divertikels, welcher wie ein kleiner zapfenartiger Vor-
sprung der Epithelröhre erscheint.
In III ist dieser Zapfen nicht nur durch fortschreitende Abschnürung durch die stärker
entwickelte Schleimhaut grösser geworden, sondern aus seiner Spitze wächst nun der Eicylinder,
oder die aus dem vegetativen Blatte gebildete Keimblase (grün) hervor, welche an ihrer Spitze
den noch unveränderten Dotterrest trägt.
Dieses Alles ist in IV nur weiter fortgeschritten. In V ist die Entwicklung der Schleim-
haut zur Decidua schon so weit vorgerückt. dass die Uterinhöhle an dieser Stelle unterbrochen
und der zapfenartige, das Ei tragende Ueberrest des Epithelröhre schon ganz abgeschnürt ist.
Zugleich fängt die Decidua an, sich von der Mesenterialseite des Uterus mit ihrem Blutgefässe
in diesen zapfenartigen Ueberrest der Epithelröhre hineinzubilden, was in Vl schon so weit fort-
166
geschritten ist, dass dadurch der Zapfen verschwindet, die Blutgefässe aber sich jetzt auch in
den Cylinder hineinzuziehen beginnen.
In VII ist dieses Alles soweit gediehen, dass der der Epithelröhre angehörende, das Ei
früher tragende Zapfen ganz verschwunden ist. Der Eicylinder ist an seiner Basis mit der
Decidua verwachsen und trägt eine Strecke weit Blutgefässe; in seiner Spitze liegt der Dotter-
rest, der sich jetzt in ein Bläschen umzuwandeln beginnt. Der Eicylinder zerfällt dadurch in einen
Fruchthof (die Spitze); in einen Gefässhof (dieMitte) und einen Placentarhof (die untere
festgewachsene, Blutgefässe tragende Basis).
In VIII hat der Eicylinder jetzt eine mehr runde Gestalt angenommen. Das aus dem Dotter-
rest entstandene Bläschen an der freien Seite erweiset sich als dem animalen Blatte der Keim-
blase entsprechend, denn in seiner nach Aussen gelegenen Hälfte ist die Embryonal-Anlage mit
der Allantois (gelb) aufgetreten, die nach Innen gerichtete Hälfte ist das Amnion. Zugleich hat
sich auch das Gefässblatt (ziegelroth) an der Innenfläche des vegetativen Blattes zu entwickeln
angefangen.
In IX ist nun schon der Körper des Embryo deutlich entwickelt. Da er mit seiner Bauch-
seite nach Aussen gerichtet ist, und hier die äussere Hülle des früheren Eicylinders in ihn zur
Bildung des Darmes übergeht, so wird es dadurch entschieden, dass diese äussere Lage des Ei-
Cylinders, welche sich in III zuerst zu entwickeln anfängt, das vegetative Blatt der Keimanlage
ist. An seiner inneren Seite hat sich das Gefässblatt mit den VYasa omphalo mesenterica weiter
entwickelt, und reicht bis an die Stelle, wo der Eicylinder mit der Decidua verwachsen ist.
Hier entsteht die Vena terminalis. Der Embryo ist nach wie vor von dem Amnion umschlossen
und die Allantois wächst stark, um alsbald die angewachsene Stelle des Eies zu erreichen und
hier die Placenta zu bilden.
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Ueber die
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von
C. F. Meissner.
Eine natürliche Pflanzengruppe gewinnt aus selbstverständlichen
Gründen für die Pflanzen-Geographie erst dann Interesse und Bedeutung,
wenn sie eine gewisse Grösse und Ausdehnung hat, d. h. wenn sie in.
einer namhaften Zahl von Arten oder Individuen oder beider zugleich
und in einer gewissen räumlichen Ausdehnung, sei es zerstreut über
mehrere Gegenden der Erde, oder aber auf einzelne Theile derselben
beschränkt und mehr concentrirt auftritt, und ihre Bedeutung wird eine
um so grössere sein, je mehr sie in einer oder mehreren dieser Be-
ziehungen ein grösseres Verhältniss zeigt und dadurch dem speziellen
Vegetationscharakter eines Landes oder Welttheils einen spezifischen Zug
verleiht. Es muss daher bei dem Studium der geographischen Verhält-
nisse einer Familie stets die Ausmittelung des numerischen Verhaltens
derselben, d. h. der Zahl der Arten, der quantitativen Proportion der
22*
170
Individuen und des Grades der Dichtigkeit ihres Vorkommens, ob spo-
radisch, diffus, oder aber gesellig und massenhaft zusammengedrängt, —
also das, was wir die statistischen Verhältnisse nennen können, —
die erste Grundlage und den Ausgangspunkt der Untersuchung bilden.
Natürlich müssen aber die Ergebnisse unvollkommen ausfallen, so lange
noch so viele und grosse Theile der Erde nicht einmal geographisch,
geschweige denn naturhistorisch, erforscht sind, und so lange wir selbst
von solchen, die wir zu den Bekannten zu zählen pflegen, doch in
letzterer Hinsicht nur eine mangelhafte Kenntniss besitzen, indem wir
weder die absolute Zahl der in ihnen vorkommenden Arten der betref-
fenden Familie, noch die genauen Grenzen ihrer Verbreitungsgebiete
mit Sicherheit anzugeben vermögen... Wenn wir indessen. annehmen, dass
unsere geographische und naturhistorische Kenntniss der fünf Welttheile
in jedem einzelnen — Europa ausgenommen — ungefähr auf gleicher
Stufe der Vollkommenheit (oder, richtiger gesagt, der Mangelhaftigkeit)
stehe, so könnte die Annahme gerechtfertigt erscheinen, dass das Er-
gebniss unserer pflanzen-geographischen und statistischen Untersuchungen
doch wenigstens in proportionaler Beziehung ein annähernd richtiges
sein werde; allein diese Folgerung kann dennoch falsch sein, denn es
ist denkbar und — wenn auch nicht gerade sehr wahrscheinlich —
doch immerhin möglich, dass in einem Welttheile, in welchem bis jetzt
nur sehr wenige oder gar keine Glieder irgend einer Familie gefunden
worden, dereinst Gegenden angetroffen werden, in welchen der Natur-
forscher durch ein ganz unvermuthet zahlreiches Auftreten derselben
‚überrascht wird. Beispielsweise möge hier daran erinnert werden, dass
Robert Brown!) im Jahre 1818 es als beachtenswerth hervorhob, dass
von der sonst so artenreichen und verbreiteten Gattung Begonia und
von der ganzen Laurineen-Familie (mit einziger Ausnahme der Gattung
Cassytha) noch keine einzige Art auf dem Festlande von Afrika ge-
funden worden, während doch unter den diesem Continente nahe
liegenden Inseln die Canarischen und Mascarenischen nebst Madagascar
mehrere Laurineen und die Letztgenannte auch einige Begonien auf-
1) Obs. on the Herb. ete. of Congo, etc. R. Brown’s Verm. Schr. 1. p. 290. R. Brown Misc.
Bot. Works, ed. Ray-Society 1. p. 150.
171
zuweisen hätten. Es konnte demnach die Abwesenheit dieser Pflanzen-
formen als ein spezifischer, obgleich negativer, Zug in die phytogeo-
graphische Charakteristik des afrikanischen Festlandes aufgenommen
werden. Heute.aber ist dieser Zug nicht mehr gültig, nachdem zuerst
in Südafrika durch Drege u. A.!) und später auch im tropischen West-
Afrika von Currer und Mann mehrere Arten sowohl von Begonia ?) als
auch von Laurineen®) (aus den Gattungen Oryptocarya, Mesphilodaphne
und ÖOreodaphne) entdeckt worden sind. Sehr wahrscheinlich werden
auch in dem tropischen Ost-Afrika, dessen Flora sich schon mehr dem
‚an Begonien und Laurineen reichen Indien nähert, dereinst noch mehr
Arten aus den genannten zwei Gruppen und vielleicht auch aus anderen
Familien, die man bisher als dem Continent von Afrika ganz fremd
betrachtet hat, aufgefunden werden.
®
Was nun speziell die Laurineen betrifft, so ist es aus mehrfachen
Gründen nicht wahrscheinlich, dass die nachstehenden Angaben über die
Vertheilung und Verbreitung der Gattungen und Arten auf der Erde
und über das Verhältniss der Familie zur Landesflora durch künftige
Forschungen eine wesentliche Modification erleiden werden.
Bis zum Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts waren nur so
wenige Lorbeergewächse bekannt, dass sie eine der kleinsten Gruppen
im natürlichen Systeme bildeten. Wie bedeutend aber ihre Zahl seither
angewachsen ist, mag nachstehende Uebersicht der von den hauptsäch-
lichsten systematischen Schriftstellern aufgeführten Lauraceen*) zeigen.
1) Vgl. DC. Prodr. XV, 1. p. 384, n. 297—299.
2) Ebendas. p. 315, n. 100 u. p. 392, n. 320.
3) Ebendas. p. 74, n. 28, 29; p. 118 u. 510, n. 31; p. 130, n. 88—90.
4) Wir bemerken ausdrücklich, dass unter diesem Namen die Familie der Lorbeergewächse
auch hier vollkommen in dem gleichen Umfange zu verstehen ist, wie wir sie in DC.
Prodr. XV, 1. aufgefasst und dargestellt haben, d. h. mit Einschluss der Gyrocarpeae und
Cassytheae, nur dass wir die wenigen seit 1862 hinzugekommenen neuen Arten noch ein-
geschaltet haben.
l
5
172
RR, ; Summa Verhältniss
Die ihnen bekannten | & „® a el ar Tea
a 22 eae
Autoren. Zeit. dr E58 Zunahme. Be a dsy
: nm gamen. | Phanerogamen.
spec. £
Linne 1764 Laurus ..... u eirca 248»
(Sp. pl. ed. III.) Tomex ... Ki 13 9000 k
Cassytha ..... 1
Laurus 26
Lamark excludendi 5 um 11 sp., in 25 Jahr. fast verdoppelt.
21
(Diet. Encycl. 1789 Agathophyllum . 1
Vol. II) Gyrocarpus.... 1 24
Cassytha ..... 1
Laurus ...... 34 j ;
illden 4 Agathophyllum 1 seit Lamark, in 10 Jahren, um 19 sp.
w euor 1799—1809| Tomex ...... 3 40 |, Linne „35 RD 17,052 = 1EA2,7...
(Sp- pl.) Gyrocarpus..... 1 d. h. mehr als verdreifacht.
Cassytha ..... 1
Laurus ...... 40 Bi
pP Adenostemum .. 1 seit Linne, in 41 Jahren, um 41 sp.,
ersoon Agathophyllum . 1 d. h. mehr als vervierfacht. y
(Enchirid.) 1805 Listaea (Tomex) . 10 54 | seit Lamark, in 16 Jahren, um 30 sp., 25,949 | — 1:38,4...
Gyrocarpus.... 1 d. h. mehr als verdoppelt.
Cassytha ..... 1
seit Linne, in 61 Jahren, um 85 sp.,
Sprengel 8 d. h. mehr als versiebenfacht.
(Syst. Veg. et Curae 1825 98 | seit Willdenow, in 26 Jahren, um 58 sp.
poster.) d. h. mehr als verdoppelt.
Laurin. genuinae
Chr. 6. Nees e Seel seit Linne, in 72 Jahren, um 391 sp.,
5 Esonheck 1836 Gyrocarp. 2 „ d. h. ver-31-facht.
= - Sassytleae 1, 404 | seit Willdenow, in 37 Jahr., um 372 sp..
(Syst. Laurin.) m d. h. mehr als verzehnfacht.
deduct. deducend. 8
Lindley Laurin. ..... 450 8 s.Linn., in 89 Jahren, um 452, d. h. fast ver-36-, =
(Veget. Kingd. 1853 Gyrocarp. ... 6,8 465 =. Spreng., in28 Jahr., um 367, mehr als verfünf-\5 80,440 —— 14.147259 m
Ed. III) Cassytheae 9)|© s. Willdenow, in 54 J.,um 425, „ „ verelf- J#
Laurineae öl gen. 912
Meissner an Gyaltarp. je a seit Linne, in 98 Jahr., um 959, fast 'ver-75- circa
(DC. Prodr. XV. I.) Cassyth. . In 29 1 972 | 7 wine n 5 2 08 verat 68
- 1 © Bögen) Ei 5 Ders, riD Ze en, as, 1 ver-18- | & 100,000 == 1:102,9...
” .„ 37 220 74, t Bar
Addendae . 1865 Bla SE 520 00.00 en ns N DO 487. mehr oe
I}
173
So sehen wir denn, dass die Zahl der den Botanikern bekannt ge-
wordenen Laurineen in Zeit von hundert Jahren in stetiger, wenn auch
nicht rascher Progression dergestalt zugenommen hat, dass diese Familie,
die vor 60 Jahren noch zu den allerkleinsten zählte, nunmehr als eine
Gruppe mittleren Ranges oder, genauer ausgedrückt, fünfter Grösse
erscheint. !) |
1) Zum Behufe einer bestimmteren Eintheilung und Rangordnung der Pflanzenfamilien nach
ihrer Artenzahl möchten wir etwa folgendes Schema vorschlagen, wobei wir grossentheils
Lindley’s Schätzung (Veg. Kingd. ed. III, p. 797 sq.) zu Grunde legen, obgleich wir die-
selbe in vielen Fällen und besonders in der Endsumme für bedeutend zu niedrig halten.
Da die Artenzahl einer Familie wesentlich von dem Umfange, in welchem Letztere auf-
gefasst wird, abhängig ist, so bemerken wir noch, dass wir die dicotyledonischen Familien
fast durchgehends in der in DC. Prodr. gegebenen Begrenzung angenommen haben.
I. Familien 1. Grösse, d.h. von mehr als 6000 Arten, z. B. Compositae, Leguminosae,
Gramineae.
I. — 2. -— ,d.h. von 3000—6000 Arten, z.B. Filices, Orchideae, Euphor-
biaceae. .
II. _ 3. — „d.h. von 2000—3000 Arten, z. B. Cyperaceae, Labiatae,
Rubiaceae.
IV. — 4. — „d.h. von 1000—2000 Arten, z. B. Liliaceae, Scrophulariaceae,
Umbelliferae, Rosaceae, Myrtaceae, Melastomaceae, Caryo-
phylleae, Crucif., Ranunculae.
v. — d. — „d.h. von 500-1000 Arten, z. B. Irideae, Piperaceae, Amen-
taceae, Lauraceae, Solaneae, Apocyn., Asclepiad., Ericaceae,
Malpighiaceae, Malvaceae etc.
v1. — 6. °— ,d.h. von 200-500 Arten, z. B. Scitamineae, Amaryllideae,
Urticaceae, Artocarpeae, Rhamneae, Anonac. etc.
vn. _ 7. — , von 100—200 sp., z. B. Bromeliac., Smilaceae, Coniferae, Me-
nispermac., Guttiferae etc.
VI. —_ 8. — „von 50—100 sp., z. B. Pandaneae, Myristie., Turnerac., Au-
rantiac. etc.
IX. —_ 9. — ,von 10-50 sp., z. B. Cycad., Burmanniac., Pontederiac.,
Elaeagneae etc.
X. _ 10. — „von 1—10 sp., z. B. Butomeae, Nelumbiac., Sarraceniac.,
Saurureae, Ceratophylleae, Rhizoboleae etc.
.
174
Die Gesammtzahl der Lauraceen, die wir gegenwärtig unterscheiden,
indem wir den 957 in DC. Prodr. enthaltenen Arten noch 15 seither
publieirte hinzuzählen, beträgt also 972), welche sich ‘auf die drei
Unterordnungen und 55 Gattungen also vertheilen:
1) Es ist kaum nöthig, zu bemerken, dass diese Zahl nicht als eine absolut zuverlässige, fest-
stehende betrachtet werden kann, da sie wesentlich von dem Grade der Vollständigkeit und
Genauigkeit unserer Kenntniss der Arten und von unseren Ansichten und Grundsätzen für
die Abgrenzung derselben abhängen. Das aber glauben wir hier mit Nachdruck hervor-
heben zu müssen, dass die Feststellung. der Diagnostik der Gattungen und ‘Arten kaum in
irgend einer anderen Familie so grosse Schwierigkeiten darbietet, wie bei den Lauraceen,
welche in der That eine der durch die unzweideutigsten und 'unveränderlichsten Merkmale
charakterisirten und daher am schärfsten begrenzten, ächt natürlichen Gruppen ausmachen.
Die Schwierigkeit liegt zunächst darin, dass bei dem strengen Festhalten der Familien-
glieder an dem nicht sehr viele Abwandlungen zulassenden Generaltypus (klappig auf-
springende Antheren, einsaamige Frucht mit hängendem, eiweisslosem Saamen, fleischige,
plan-convexe Saamenlappen, nach oben gerichtetes Würzelchen, einfache, ganzrandige,
stipellose Blätter etc.) nur wenige und untergeordnetere, meist minutiöse (an trockenen
Exemplaren oft schwer zu erkennende), zuweilen selbst schwankende Bauverschiedenheiten
übrig bleiben, um danach die Gattungen und Arten zu trennen; ferner auch darin, dass
gewisse. wesentliche Merkmale meist nicht gleichzeitig vorhanden sind, sondern erst in
späteren Lebensstadien der Pflanze erscheinen, wie die specielle Beschaffenheit des Frucht-
kelchs und der Fruchthülle; und endlich auch in dem Umstande, dass sehr viele Laurineen
diöcisch sind und wir in den Herbarien sehr oft nur Exemplare des einen Sexus antreffen,
die uns folglich nicht sämmtliche Charaktere der Species darbieten und uns somit über
die Gattung, zu der sie gehört, in Zweifel lassen. Ja einige Fälle scheinen sogar das Vor-
kommen eines gewissen Dimorphismus der Blüthen und Blätter, je nach dem Sexus der
Individuen, anzudeuten, wodurch für die Entscheidung der Frage: ob solche Exemplare
zur gleichen Art gehören, oder nicht, eine Schwierigkeit entsteht, die wohl nur mittelst
sorgfältiger und wiederholter Beobachtung an der lebenden Pflanze zu lösen sein dürften.
Subordo I. Laurineae.
Tribus I. Perseaceae. Species Trib. III. Oreodaphneae.
1. Cinnamomum (nob.)......- 65 .
2. Alseodaphne Nees....... 8 ne ee Bes
3. Phoebe Nees ......... 41 39. Strychnodaphne N "Oi
4. Machilus Rumph.....-.. 18 33. Cartfibromioda ed2pH ‚nase!
5. Sn en Hals gr” ar 34, Nectandra Nees, . h ] i
TURN II IHINO Henn 35. Pleurothyrium Nees. .....
7. Haasia Blume 16 3 5
a en eu Are 36. Dieypellium’Nees“. ......
8. Beilschmiedia Nees 6 . 8. 7 0 RO
9. Apollonias Nees. „+ „y- 7,7 2 38. Sassafridium nob. .......
10. Hufelandia’Nees. . .. . ... 4 39. Goeppertia Nees
11. Nesodaphne J. D. Hook ... 2 40. Smoha a
5 | . Symphysodaphne Rich. ....
12, ‚Boldu Feuill. . . +... u; Io 41. Synandrodaphne nob. ! .. ..
Trib. II. Cryptocaryeae.
do lchsandrän. slenlor) .nsazeı 1 f \
14. Adenostemum Pers... ... 1 Trib. IV. Litsaeaceae.
15. Cryptocarya 1 apa] DI Hrspryer Fee 41*) Subtrib. I. Tetranthareae.
16. Cyanodaphne Bl... . ... ..- 3
17..Caryodaphne Bl. ....... 4 42. Tetranthera Jacq........
3: Brdandra BR. Br... z'-zar- 6 43. Oylicodaphne Nees. .. ....
232 Dietyodaphne 'Bl2 . . 2... 7 44. Dodecadenia Nees. ......
20. Ampelodaphne nob.. .... - 3 45. Actinodaphne Nee... ....
te Njouea Aubl. . . „oc. n.- 7 464 Hatsaea Jus. .....:...
29. Silvaea Mans0. .-..- .... I
23. Acrodichdiüm Nees.: .. ... 13 Subtrib. II. Daphnidi
24. Aydendron Nees, ....... 38 Er on.
25. Misanteca Ch. & Schl. ..... 1 47. Daphnidium Nees....... .
26. Bihatklar nob. me it 48. Polyadenia Nees. ...... £
27. Mespilodaphne Nees. ..... 54 49. Laurus Toum..... 2.2...
28. Nemodaphne nob.. ...... 1 BRsfämerula Biker 4
29. Agathophyllum Juss. ..... 5 >) Lmdera Thumb. I. ......
185
Summa Subordinis I........ 924
Subordo II, Gyrocarpeae. | species Subordo III. Cassytheae.-
52. Gyrocarpus Jacg. . 0... B Si Cassythäide ‚ini damaslaıan. sie
53. Sparattanthelium Mart..... 7. 7 ‚
32 lllısera. Blume. .. =... 7
19
Summarium. Spocios
Imaupnenene. nee ee 924
MIC ynocarpeae.. „ns 19
ulig, Terry ie De ee 29
972
1) Die allzu zweifelhafte C. dubia HBK. ist hier nicht mitgezählt.
Abh. d. II. Cl.d.k. Ak. d. Wiss. X. Bd. I. Abth.
23
Species
125
—-]
Derre| DH om —ı
—
|
SD
ng
de)
17
1
2
16
14
265
Species
29
176
Diese Uebersicht zeigt, dass die meisten Gattungen, nämlich 35,
eine sehr geringe Artenzahl (unter 10, ja sogar 11 Gattungen nur eine
Species) und nur 20 eine grössere (13 bis 125 sp.) besitzen.
Ueber die geographische Vertheilung und Verbreitung der
Lauraceen, sowohl nach den fünf Welttheilen, als nach Haupt-Breitezonen,
habe ich beiliegende Tabelle!) entworfen, aus welcher sich folgende
Verhältnisse ergeben, die wir hier besonders hervorheben müssen.
I. Vertheilung nach den fünf Welttheilen.
1. Europa.
Unser "Welttheil besitzt nur eine einzige Art, Laurus nobilis,
welche, wenn auch vielleicht in frühester Zeit?) aus Kleinasien einge-
wandert, jetzt wenigstens im Mediterraneischen Gebiete gänzlich ein-
heimisch geworden ist.
2. Asien.
Aus diesem Welttheil, mit Inbegriff seiner. sämmtlichen Inseln °),
kennen wir 27 Gattungen?), zusammen mit 445 Arten:
Trib. I. Perseaceae: Cinnamomum. . . ... 64 Arten.
*Alseodaphne kr 'n 3“ na
Phoebe.“ a; = 27. ae
*Machilus &# !.......@mil8
=Nethaphoebes, "7... 9
EHaasia'.- ES... 2.08% ailöcahe
Fbeilschmiediaser..- > .„auE0} SEE
Apollonias@e en 0 1 5
8 Gattungen 150 Arten.
1) Es ist hiebei zu bemerken, dass solche Arten, deren Heimath allzu ungewiss, wo nicht
ganz unbekannt ist, natürlich nicht mitgezählt wurden, und dass hingegen solche Arten,
welche in mehreren Verbreitungsgebieten vorkommen, auch in jedem derselben einge-
tragen wurden, woraus natürlich folgt, dass die Addition der Artenzahlen einer Gattung
auf der Tabelle oft eine höhere Zahl ergiebt, als die wirkliche Artenzahl der betreffenden
Gattung beträgt, wie z.B. bei Persea, Cryptocarya, Oreodaphne, Tetranthera etc.
3) Er kömmt bekanntlich schon in der griechischen Mythologie vor und wird schon von
Dioscorides angeführt.
Wir zählen dazu auch das sonst gewöhnlich zu Australien gerechnete Neu-Guinea, weil
seine Flora von derjenigen des Indischen Archipels nicht zu trennen ist.
4) In den nachstehenden Listen bezeichnet das vor den Namen gesetzte Sternchen diejenigen
Gattungen, welche dem betreffenden Welttheil eigenthümlich sind.
3
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Jusuruo;
"oydoag, wayug \ "don, wayug
"VITVULSOV "VOL V
177
Von diesen 8 Gattungen kommen 5 nur in Asien vor, während es
drei mit andern Welttheilen gemein hat, nämlich Phoebe mit Amerika,
Cinnamomum mit Australien und Apollonias mit den Canarischen Inseln.
Trib. I. Cryptocaryeae. Cryptocarya . . . . . 21 Arten.
F6yanodaphner. . "7, Um Rh
Varyodapbne.. ı. ..:.,2 m
Indianern ee. Try
Dietgodapknei. Aa RN Toy
"Bihanian boss). ug Wananıkashbhout,,
35 Arten.
Von den sechs Gattungen kommen drei ausschliesslich nur in Asien,
zwei (Caryodaphne und Endiandra) auch in Australien, und eine in allen
Welttheilen (ausser Europa) vor.
Trib. II. Oreodaphneae, fehlt in Asien gänzlich.
Trib. IV. Litsaeaceae. Tetranthera . . . . 84 Arten.
Cylieodaphne-.).. 1. 44: „
*Dodecadenia . . . . 1 er
Actinodaphne .. 2. 1..1#7%...,/
Libsaea, 38 ins. börreneans 27. is
=Daphnidium) .. Sesssandmn! 5
Polyadeusl". . .\. 1 2
’ Kaurusem.h, Wu ın 1 *
”Aperalau n. DRFTILESOTGNGT.. „,
ee ARD
250 Arten.
Es kommen somit fünf Gattungen ausschliesslich nur in Asien,
zwei (Actinodaphne und Litsaea) in Asien und Australien,
eine (Laurus) in Asien, Europa und den Canarischen Inseln,
eine (Lindera) in Asien und Nordamerika, und
eine (Tetranthera) in Asien, Australien und Amerika vor.
Trib. V. (Subord. II.) Gyrocarpeae. Gyrocarpus 2 Arten.
TIheera "977 5,
Erstere Gattung hat Asien mit Australien und Amerika gemein,
Trib. VI. (Subord. III.) Cassytheae. Cassytha (1 Art), welche
Gattung auch in Australien, Afrika und Amerika, vorkömmt.
23°
3. Afrika.
Sein ganzer Continent, nebst den Canarischen und Mascarenischen'
Inseln und Madagascar, zählt an Lauraceen 8 Gattungen, zusammen
mit 25 Arten:
Trib. I. Perseaceae.!) Persea, 4. ‚Hand. Art | auf den Canarischen
Apollonias , 1, Inseln.
II. Cryptocaryeae. Cryptocarya 2 Arten in Südafrika.
Mespilodaphne 11 Art., auf d. Festlande u. d. Inseln.
*Aoathophyllum 3 Arten, nur auf Madagascar.
III. Oreodaphneae: nur Oreodaphne 3 Arten, auf d. trop. Festlande.
IV. Litsaeaceae, nur Laurus 1 Art, auf den Canarischen Inseln.
V. Gyrocarpeae, bis jetzt in Afrika noch nicht gefunden.
VI. Cassytha 3 Arten.
Afrika hat demnach nur eine ihm ausschliesslich eigene Gattung
(Agathophyllum) hingegen zwei mit Asien, Australien und Amerika
gemein (Cryptocarya und Cassytha), zwei mit Asien allein (Apollonias
und Laurus), und drei mit Amerika (Persea, Mespilodaphne u. Oreodaphne).
”
”
4. Australien.
In Neuholland, Tasmania und den Südsee - Inseln zählen wir
10 Gattungen, zusammen mit 56 Arten, nämlich:
Trib. I Perseaceae. Cinnamomum u.) Akte:
"Neaspoddjahnel! . 2’. 2 „
3 Arten.
„ .H. Cmmptocaryeae. Cryptosaszya* . . .10°,
| Caryodaphne . Dur,
Endiandra: Tower rd 5,
11»
(„. IH. Oreodaphneae, fehlen gänzlich.)
„ IV. Litsaeaceae. Perrantheran Pe Gh,
Actinodaphne . ., 1,
4 Litspemuuehto?. bau ‚uote 2nt
I
s. ‚nV aygrocarpeae,i Gyzoearpusıc;) (4 haosah,
„ VI. Cassytheae. Cassyabasıı Br... 2a
ZLEET.
56 Arten.
1) Die allzuzweifelhafte Hufelandia ? thyrsiflora von Madagascar ist hier nicht mitgezählt.
179
Australien hat somit nur eine ihm eigenthümliche Gattung (Neso-
daphne), dagegen fünf mit Asien gemein (Cinnamomum, Caryodaphne,
Endiandra, Actinodaphne und Litsaea), zwei mit Asien, Afrika und
Amerika (Cryptocarya und Cassytha), zwei mit Asien und Amerika
(Tetranthera und Gyrocarpus).
5. Amerika,
mit Inbegriff der Westindischen Inseln, besitzt an Lauraceen 32 Gattungen,
zusammen mit 447 Arten:
Trın. L ‚Derseaceae. Phoebe, .... ;., 44 Arten
Berkea. 6 00
Intelandia,;,. .., 63
OA N. Weed
69 Arten.
„» 1. Cryptocaryaee. *Icosandra
*"Adenostemum .
Cryptocarya .
*Ampelodaphne
* Ajouea. |
*Silvaea i
*Acrodiclidium
* Aydendron
*Misanteca. .
Mespilodaphne
*Nemodaphne .
—
[3%)
HoOwHlVom m
S
>
ul SC)
Ss
—
[0)
Dep Deo oo Pr ID
„» ll. Oreodaphneae. Oreodaphne
*Gymnobalanus
*Strychnodaphne..
*Camphoromoea .
*Nectandra.
*Pleurothyrium
*Dicypellium
*Sassafras .
*Sassafridium .
"Goeppertia
*Symphysodaphne
*Synandrodaphne
1
m
246 "
432 Arten.
180
Transp. 432 Arten.
Trib. IV. Litsaeaceae. Tetranthera . . + Arten.
Bindera gr]: Eure re2muBs
6,0754
„ V. Gyrocarpeae;: Gyrocarpus .. 1 ,„
*Sparattanthelium Ta:
Sa
„». Vi: Gassytheae, Cassytha . ......:. za 2,
447 Arten.
Amerika besitzt unter allen Welttheilen die grösste Anzahl ihm
ausschliesslich eigener Gattungen, nämlich 22, oder mit Hufelandia 23,
wenn nämlich die sehr zweifelhafte Hufelandia ? thyrsiflora Nees, wie
zu vermuthen, nicht zu dieser Gattung gehört. Mit Asien hat es zwei
Gattungen gemein, Phoebe und Lindera; mit Afrika drei Gatt., Persea,
Mespilodaphne und ÖOreodaphne; mit Asien und Australien zwei Gatt.,
Tetranthera und Gyrocarpus; mit Asien, Afrika und Australien zwei
Gatt., Oryptocarya und Cassytha.
Amerika zeichnet sich ferner dadurch aus, dass in ihm sämmtliche
Unterordnungen und Tribus der Lauraceen vertreten sind, während in
Asien und Australien die Oreodaphneae und in Afrika die Gyrocarpeae '!)
gänzlich fehlen. In der Zahl der Gattungen und Arten stehen sich
Amerika und Asien ziemlich gleich und nehmen den ersten, Afrika
hingegen den letzten Rang ein, wenn wir nämlich von Europa ganz
absehen, das mit seiner einzigen Lorbeerart hier um so weniger in
Betracht kommen kann, als dieselbe vielleicht keine ursprünglich ein-
heimische ist. ?)
Vergleichen wir nun die Gesammtzahl der Lauraceen eines jeden
einzelnen Welttheils mit derjenigen der ganzen Familie, so erhalten wir
folgendes Ergebniss:
Es verhalten sich die Lauraceen zur ganzen Familie (972 Spec.)
Asiens (445 species) 12229. ;
Afrikas (25 species) 058,9 3. -
Australiens(56 species) A
Amerikas (447 species) — ul 222...
1) Es ist indessen wahrscheinlich, dass im tropischen Ostafrika und den seiner Küste nahe
liegenden Inseln dereinst noch Gyrocarpeae und vielleicht auch Arten von Oreodaphne und
Tetranthera werden entdeekt werden.
2) Dass manche Laurineen-Arten in grosser Anzahl von Individuen vorkommen und wohl
auch einen namhaften Bestandtheil der Wälder ausmachen, leidet keinen Zweifel; hingegen
ist uns nicht bekannt, dass irgend welche als eigentliche plantae gregariae auftreten und
allein ganze Wälder oder Gebüsche bilden.
Das Verhältniss der Tribus in den
Gesammtzahl der Lauraceen, sowohl in jedem Welttheile, als auch zu
der Summe der ganzen Familie zeigt uns nachstehende Tabelle.
einzelnen
Welttheilen zu
181
der
Es verhält sich die Artenzahl
in den einzelnen
zu der Summe
zu der Totalsumme
ae as Welttheilen a d. Welttheile | d.ganz.Famil.
I. Perseaceae ia Asien (150 sp.) I 500er 1989 #9 1:6,5...
> „.| Afrika (2 sp.) =1:112,50 |=1:12,04 |=1:486,0
a ' Australien (8 5B.). | —1.275,0 =1:6,2 = 1:324,0
„ Amerika (69 sp.) |=1:3,3. = elle
II. Cryptocaryeae von Asien (35 sp.) —=1.5,3 =1:125 .|—1:27,74..
„ , Afrika (16 sp.) =1:11,4 =1:1,5...|=1:60,75
„; | Australien. (17 sp.) |=1:10,9:..|=1:3,3... \=1:57,3...
„ | Amerika (157. sp.) |=1:1,4... |=1:3,33... | =1:8,3...
III. Oreodaphneae von Asien —
er Australien
„ |, Afrika (3 sp.) =1:83,0 |=1:8,. =1:324,0
„ | Amerika (246 sp.) |=1:1,786...|=1:1,53... =1,14:3,15
IV. Litsaeaceae von| Asien (250 sp.) |=1:1,1 =1:1,52...|=1:3,8...
„ | Afrika (1 sp.) — 12263,089) 29.250 27 12972
„ | Australien (9 sp.) |=1:29,4...|=1:6,1..:. '=1:108,0
„ | Amerika (6 sp.) |=1:44,0... |=1:74,0 = 1:162,0
V. Gyrocarpeae von| Asien (9 sp.) —1:2,1 =1:49,5.../=1:108,0
„ | Afrika —
„ | Australien (3 sp.) |=1:6,1... =1:8,1 = 1:324,0
„ | Amerika (8 sp), |=1:2,2..,|=1:55,9...|=1:121,50
VI. Cassytheae von, Asien (1 sp.) —=1:29,0 |=1:445,0 |=1:972,0
„., Afrika (3 sp.) =1:9,3...1=1:8,1 =1]:324,0 n
„| Australien (24 sp.) |=1:1,20 |=1:2,33...|=1:40,50
„ ' Amerika (1 sp.) =1:29,00 |=1:447,00 |=1:972,00
182
II. Vertheilung nach den Hemisphären.
Die östliche Halbkugel (Europa, Asien und Afrika mit ihren
Inseln, nebst Neuholland und Neuguinea) besitzt 30 Gattungen, zusam-
men mit 518 Arten, nämlich:
I. Perseaceae, 8 Gattungen, 149 Arten,
II. Cryptocaryeae 8 is 74 N
III. Oreodaphneae 1 ; ee
IV. Litsaeaceae 10 r DEE >
V. Gyrocarpeae 2 > Fi N x
VI. Cassytheae 1 u 28
Von obigen 30 Gattungen gehören 21 ausschliesslich der öst-
lichen Hemisphäre an, nämlich Alseodaphne, Machilus, Nothaphoebe,
Haasia, Beilschmiedia, Apollonias, Nesodaphne, Caryodaphne, Cyano-
daphne, Endiandra, Dietyodaphne, Bihania, Agathophyllum, Cylicodaphne,
Dodecadenia, Litsaea, Daphnidium, Polyadenia, Laurus, Aperula und
Illigera. i
Die westliche Halbkugel (Amerika mit seinen Inseln und die
Südsee-Inseln) besitzt 36 Gattungen, mit 459 Arten.
I. Perseaceae 7 Gattungen, 74 Arten,
ll. Cryptocaryeae. 11 h, BR.
III. Oreodaphneae 12 R 2467 „
IV. Litsaeaceae 3 a5 ae
V. Gyrocarpeae 2 ® Ser
VI. Cassytheae 1 „ DL,
Von diesen 36 Gattungen kommen 25 nur in der westlichen Hemi-
sphäre vor, nämlich Nesodaphne bloss in Neu-Seeland; Persea, Hufe-
landia, Boldu, Icosandra, Adenostemum, Ampelodaphne, Ajouea, Silvaea,
Acrodiclidium, Aydendron, Misanteca, Nemodaphne, Gymnobalanus,
Strychnodaphne, Camphoromoea, Nectandra, Pleurothyrium, Dicypellium,
Sassafras, Sassafridium, Goeppertia, Symphysodaphne, Synandrodaphne
und Sparattanthelium, nur in Amerika. Die übrigen 10 Gattungen
hingegen kommen in beiden Hemisphären vor, nämlich:
Cinnamomum, Phoebe, Actinodaphne und Lindera auch in. Asien;
Tetranthera und Gyrocarpus auch in Neuholland; Mespilodaphne und
183
Oreodaphne auch in Afrika; Cryptocarya und Cassytha auch in Asien,
Afrika und Neuholland. Es zählt also die westliche Halbkugel 5 Gat-
tungen mehr und hingegen 60 Arten weniger, als die östliche, und
während in Letzterer die Öreodaphneae auf ein Minimum gesunken sind,
bilden dieselben in Ersterer die stärkste Tribus und halten der arten-
reichsten Abtheilung der östlichen Hemisphäre, nämlich den Litsaeaceae,
das Gegengewicht, welche hingegen in der westlichen Halbkugel nur
äusserst schwach vertreten sind.
II. Vertheilung nach den Öontinenten und Inseln.')
Die Verhältnisse der continentalen und insularen Vertheilung der
Lauraceen haben wir in den folgenden Tabellen zusammengestellt.
Continent von Inseln von
Asien: Afrika: | Australien:
| | 8 En
role ale) 8.2
Sun Sa IE .|88 35 IEkeiine-
= ed & =® Salz al ar Era Fleet) o
EOS EU DEISERE Ne cent lu $ "2i:| eg jexn|5a
2 515 /:j&/e 53 312282]: 8326 83ja-
0 - 2 Bei ) SHE O ©
aa | BR) 5 | HU IS 5 5 eoı3|A5s 3 |;
<di << d alfS ö <a gm as are 5 | ao ia
| oO ler AH
II |
r | ||
Perseaceae 47. 0 65 115 9.110: 71 | 90 2 0 | | 10 2522 57322107 105
| |
COryptocaryex]) 8 3
{3}
Oreodaphnex]| 0
Litsaeaceae 77
0
Gyrocarpeae | 2 0
Cassytheae I 1 3
1) Neuholland wird als Continent angenommen, nicht bloss seiner Grösse wegen, sondern
auch weil es in seinen klimatischen und Vegetations-Verhältnissen mehr einen continen-
talen als einen insularen Charakter zeigt.
Abh.d. II. Cl. d.k. Ak. d. Wiss. X. Bd. I. Abth. 24
184
Es verhalten sich demnach die
Aller Continente
. in Asien Afrika Australien Amerika a ae
Perseaceae ER den _1,00:2,00 0:2,09 | 1,54:1,65 | 6,50:1,00 |—1,25:1,06
nsulares
Cryptocaryeae = 72 500:3,51 1:24,09 71717,020,075112.05.7,00) 225-508
Oreodaphneae _ 3,0:0,0 —— |10,75:1,00 |= 10,75: 1,00
Litsaeaceae ———- —1,00:2,65| 0,0:1,0°1,00:1,50 | "7,0:0,00°=1,00:2,50
Gyrocarpeae —— =1llV2300 —— 3,0:0,0 | 8,00:0,00 |=2,00:1,00
Cassytheae —— [—1,00:29,00| 3,0:1,0 | 24,0:1,0 | 1,00:0,00?|— 29,0:1,0
sämmtliche Lauraceae Continentales zu den sämmtlichen Insulares nahezu — 1,30:1,10.
Als vorherrschend continentale Gattungen sind zu bezeichnen:
in Asien: Machilus, in Amerika: Phoebe, Persea, Acrodiclidium, Ayden-
dron, Mespilodaphne und sämmtliche Oreodaphneae; als ausschliess-
lich continentale: für Asien: Dodecadenia und Polyadenia, für Ame-
rika: Boldu, Icosandra, Adenostemum, Ampelodaphne, Ajouea, Silvaea,
Misanteca und Sparattanthelium.
Vorherrschend insulare Gatttungen sind: in Asien: Cinna-
momum, Alseodaphne, Phoebe, Nothaphoebe, Haasia, Cryptocarya, Dietyo-
daphne, sämmtliche Litsaeaceae (ausgenommen Dodecadenia und Polya-
denia) und Iligera; in Amerika keine.
Ausschliesslich insulare Gattungen sind: in Asien: Cyano-
daphne, Caryodaphne, Bihania; in Amerika: Nemodaphne und Sym-
physodaphne.
Von einigen Gattungen kommen einzelne Arten sowohl auf dem
Festlande als auf den Inseln vor), nämlich
1) Da diese Arten auf der Tabelle sowohl bei den Continenten als den Inseln mitgezählt, die
Arten von ungewissem Vaterland hingegen weggelassen sind, so stimmt natürlich die
angegebene Totalsumme der einzelnen Tribus mit der wirklichen absoluten Artenzahl
derselben nicht genau überein.
185
ın Asien in Amerika
von Cinnamomum 5Sp von Persea 1 Sp.
Alseodaphne 1 — Mespilodaphne 1 —
Phoebe 4 — Öreodaphne 1 —
Machilus 3 — Gymnobalanus 1 —
Cryptocarya 2 — Nectandra 3 —
Tetranthera 7— Goeppertia 1 —
Cylicodaphne 2 — Cassytha 1 —
Actinodaphıne 4 — N
Litsaea 2 —
Gyrocarpus 1 —
Cassytha 1 —
3»
Diese Thatsache, dass in Asien eine mehr als dreimal grössere Zahl
identischer Arten sowohl auf dem Festlande, als auf den Inseln vor-
kömmt, als in Amerika, kann nicht überraschen, wenn man bedenkt,
dass ein grosser Theil des tropischen Continents von Asien aus Küsten-
gebiet und Halbinseln besteht und sich daher klimatisch wenig oder
gar nicht von den zunächst liegenden Inseln unterscheidet, zwischen
welchen und dem nahen Festlande überdiess die Uebertragung von
Früchten und Sämereien durch die Wellen, Winde und Vögel sehr
begünstigt ist. Daher rührt denn auch ohne Zweifel die bekannte
grosse Uebereinstimmung der Flora der Halbinsel Malacca mit derjenigen
der Sunda-Inseln, und der Flora des südlichen Theils der vorderen
Halbinsel mit derjenigen von Ceylon.
Dass endlich hinsichtlich des continentalen und insularen Vorkom-
mens der Lauraceen Asien und Amerika sich entgegengesetzt ver-
halten, indem bei Ersterem die überwiegend grössere Artenzahl auf die
Inseln, bei Letzterem hingegen auf den Continent fällt, erklärt sich
einfach aus dem weit grösseren Verhältniss, in welchem in Asien das
Gesammtareal der Inseln zum Festlande steht, als diess in Amerika der
Fall. ist.
24*
186
IV. Vertheilung nach den Breiten-Zonen.
Da das Verbreitungsgebiet der Lauraceen, soweit wir es kennen,
in beiden Hemisphären nicht über den 40° oder 43° N.B. und den 45°
S. B. (Chilo&) hinausreicht, so ist die ganze arktische und antarktische
und selbst der nördlichste Theil der temperirten Zone vollständig davon
ausgeschlossen. Wir nehmen darin 5 Zonen an, deren Grenzen wir in
specieller Rücksicht auf die Lauraceen folgendermaassen bestimmen.
1. Die Aequatorial-Zone, in Amerika zwischen 0O—18°N.B. und
50 8. B. liegend, also 23 Breitegrade umfassend, in Asien aber von
0—18° N. B. bis 11° S. B. reichend und 29 Breitegrade einschliessend.
Es umfasst also diese Zone in Amerika das ganze Gebiet, welches
Grisebach!) unter dem cisäquatorialen Südamerika und äquatorialen
Brasilien, nebst dem nördlichen Theile seines „tropisch - südamerikani-
schen Anden-Gebietes‘‘ begreift, mithin Central-Amerika, Columbien,
Venezuela, die Guyanas, das ganze Gebiet des Amazonenstroms, Ecuador
und das nördliche Peru. In Asien gehören zu derselben der südliche
Theil der vorderen Halbinsel nebst Ceylon, Hinter-Indien bis ungefähr
zum südlichen China, die Halbinsel Malacca und der ganze indische
Archipel mit Neu-Guinea und den Philippinen, also ungefähr Grise-
bachs?) „Asiatische Aequatorial-Flora“. — Afrika dürfen wir,
da es uns erst drei Laurineen aus dieser Zone geliefert hat, füglich hier
ausser Acht lassen.
2. Die nördliche äussere tropische Zone, zwischen dem
18 und 23° N. B. liegend, besteht in Amerika aus einem continen-
talen Theil oder dem Mexicanischen Florengebiete und aus einem
insularen, dem Westindischen Reiche°), in welchem wir auch die
südlichsten Inseln, selbst Trinidad, mitbegreifen, obgleich letztere, wie
Grisebach sehr richtig bemerkt, schon eine grosse Uebereinstimmung
mit der Flora von Venezuela und Guyana zeigt. In Asien hingegen
1) Die Vegetationsgebiete der Erde, übersichtlich zusammengestellt von Prof. A. Grisebach,
in Petermann’s Geogr. Mittheilungen, 1866, II, p. 51.
2) Griseb. a. a. O. p. 48.
3) Griseb. a. a. O. p.50.
187
ist diese Zone fast rein continental und umfasst den grösseren Theil
von Vorder-Indien, die nördliche Hälfte der Halbinsel, Bengalen, Silhet,
das Birmanische Reich mit dem südlichen Theil von China nebst Hong-
kong. !)
3. Die südliche äussere tropische Zone zwischen 5 und
20° S. B. fällt für Asien ganz weg und begreift in Amerika den
grössten Theil von Brasilien (bis zur Provinz St. Paul) nebst Bolivien
und dem südlichen Peru, also Grisebach’s ?) „transäquatoriales Brasilien“
und theilweise sein tropisch-südamerikanisches Anden-Gebiet; von Afrika
gehören hieher Madagascar und die Mascarenen; von Australien die
nördliche Hälfte Neuhollands bis ungefähr zur Breite der Moreton-Bay.
4. Die südliche aussertropische Zone, zwischen 23 und
40—43° S. B., fällt in Asien ebenfalls weg; in Amerika besteht sie aus
zwei sehr verschiedenen Gebieten, dem cisandinischen (Südbrasilien
und den La Plata-Staaten) und dem transandinischen (Chile, . bis
Chilo&); in Afrika aus dem Kaplande bis Natal, und in Australien begreift
sie Neu-Seeland, Tasmanien und Süd-Neuholland ungefähr bis zur Breite
der Moreton-Bay. \
5. Die nördliche aussertropische Zone, zwischen 23 und
40 bis vielleicht 43° N.B., fällt für Australien und vielleicht auch für
den Continent von Afrika weg (bis jetzt wenigstens hat Letzterer aus
dieser Zone noch keine einheimische Lauracee geliefert. Es gehören
hieher die Azorischen und Canarischen Inseln mit Madeira; ferner in
Asien Nepal und Kamaon bis an den Himalaya, Bootan, Khasya, Assam,
der ganze östliche Theil von China nördlich von Canton, und die Japa-
nische Inselgruppe; von A.merika die nördliche Hälfte, vou Californien,
Texas und Florida an bis zum südlichen Canada. ?)
Wir müssen hier ausdrücklich daran erinnern, dass diese Zonen-
Eintheilung keineswegs durchgehends als eine durch bestimmte Breiten-
1) Wir vereinigen hier die von Grisebach mit Recht unterschiedenen Gebiete des trockenen
und des feuchten Indischen Monsuns, weil sie uns hinsichtlich der Laurineen keinen
bestimmten Unterschied zeigen. :
2) a. a. O.p 47.
3) Wir fassen also hier die von Grisebach a. a. O. p- 49 getrennten drei Gebiete der Wälder
und Prairien und Californiens in Eines zusammen.
188
grade und parallel laufende Linien scharf abgegrenzte gedacht werden
darf, sondern dass die einzelnen Vegetations-Zonen grösstentheils durch
allmählige Uebergänge in einander fliessen und unter verschiedenen
Längengraden oft Gürtel von sehr verschiedener Breite darstellen.
Mehr als durch die blosse Entfernung vom Aequator wird der Vege-
tationscharakter einer Zone durch die Configuration des Landes und die
verschiedenen sein Klima bedingenden Verhältnisse (Höhenlage, Entfer-
nung vom Meere, Reichthum oder Armuth an Gewässern, herrschende
Winde u.s. f.) bestimmt, so dass innerhalb einer und derselben Breiten-
zone oft mehrere Gebiete nebeneinander liegen, deren Klima und Vege-
tationscharakter weit von einander abweichen, wie z.B. das Hoch- und
Tiefland von Mexico und die nordwestlichen Theile von Südamerika,
während hingegen zwei aneinander grenzende Breitenzonen in beiden
Beziehungen oft kaum einen merklichen, wenigstens keinen schroffen
Unterschied darbieten, wie z. B. in Neuholland und Südamerika, wo
hingegen die Floren des westlichen und östlichen Theils einer und
derselben Breitenzone (z.B. von Swan River und Port Jackson, Peru
und Brasilien, Chile und Buenos Ayres) in hohem Grade differiren.
So interessant und wichtig indessen die Unterscheidung und Ver-
gleichung bestimmt definirter Gebiete in Beziehung auf ihre Gesammt-
flora ist, so erscheint sie dagegen hinsichtlich der speciellen Verbreitung
einzelner Familien oft von geringem Werth und oft auch kaum durch-
führbar. Ganz besonders gilt diess von den Lauraceen. Bei der. grossen
Einförmigkeit ihres Typus lassen sie von einer Zone, von einer Region
zur andern nur untergeordnete, durchaus nicht auffällige, den Charakter
nicht wesentlich modificirende Abänderungen .wahrnehmen und scheinen
in den einzelnen Gebieten mehr der Zahl als der Art nach eine ver-
schiedene Rolle zu spielen. Immerhin mögen die Ergebnisse unserer
Untersuchungen über diese Verhältnisse übersichtlich zusammengestellt
hier Platz finden. !)
1) Wir können nicht umhin, hier an die grosse Ungenauigkeit und Oberflächlichkeit zu er-
innern, mit welcher fast alle früheren und leider auch noch manche neuere Sammler und
Autoren bei Angabe der Fundorte verfahren sind, indem sie meist nur das Land (z. B.
Brasilien, Guyana, Peru ete., oder gar nur „America austr., India oceid. oder orient.‘ u. s. w.)
nennen, aber von dem speciellen Fundort (Höhenlage, Waid- oder Flur-, Sumpf-Gegend u. dgl.)
gar nichts sagen. So lesen wir z. B. auf den Zetteln der aus Kunth’s Herbar herrührenden
189
Zonen. ee a
Tropische. Aussertropische. der
1. II. II. IV. vet art con Lach
Aequator. | Nördliche. | Südliche. | Südliche. | Nördliche. Tropisch. , AUsser-
0-18°N.B | 18-23° |50d.11-23°| 23-40-43° | 23-40-43° tropischen.
0-5-11°8.B.| N.B SeBbnpäS.B. N.B. n »
von
Amerika . 232 105 134 47 8 471 55
Asien... .306 89 — = 80 395 80
Afrika .. 4 —_ 12 5 4 16 9
Australien — — 25 33 — 25 33
542 194 171 85 92 907 177
Es verhalten sich demnach:
Die drei tropischen Zonen (zusammen 907 Sp.) zur Summe
aller Zonen (1084)... ba..." . Ber = 1:29
Die drei tropischen Zonen zur Summe böider ausser-
tropischen Zonen . . N ee
Die Aequatorial-Zone zur Summe aller a aechen Zonen — kail,ka;
Die Aequatorial-Zone von Amerika zu der von Asien . == 1:1,33.
Die drei tropischen Zonen von Asien zu denselben von
Amerika |‘; h ee re eh
Die beiden südlichen tra Beauh ler: Zonen zu
beiden nördlichen. .. . An er — 71416,
Die südliche kExtra- -Aequatorial- Zone ink Su zur Rötsilenislen — 22.16
Die nördliche Extra-Aequatorial-Zone allein zur Aequa-
DEREN ER EEE N EN ÄRREENEE 11 .. == 1:21.97,
Sellow’schen Pflanzen (und noch dazu nicht einmal von Sellow’s eigener Hand geschrieben)
bloss die Angabe „Brasil. trop.‘“ oder „Brasil. merid.“, oder „Brasil. trop. et merid.“, so
dass es ganz ungewiss bleibt, ob die betreffenden Pflanzen ausserhalb oder innerhalb des
Wendekreises oder der Aequatorial-Zone gesammelt wurden. Wir haben solche Arten nach
Wahrscheinlichkeitsgründen eingereiht, können aber für die Richtigkeit unserer Annahmen
natürlich nicht unbedingt einstehen. Leider mussten wir daher auch von dem vergeblich
angestellten Versuche abstehen, die Lauraceen in die enger begrenzten „Florenreiche“
einzureihen, die von Schouw, Bentham u A. und am naturgemässesten von Martius (Hist.
Palmar.) aufgestellt worden sind.
190
In Amerika |
besitzen die einzelnen Zonen:
Genera Tropische. Aussertropisch.
5 ; I. I. II. IV. V:
endemica. non endemica. ‚ Aequator. Nördliche | Südliche. Südliche. | Nördliche
Ehoebe +... . 5 6 2 2 —
Perseal nt 20 9 18 b) 1!
Hiitplandiay ey Bl. 2 1 — _ _
Boldueg ee a 1 — — = 2 —
Ic 0Bandra See ne. een — — — - 1 —
Adenostemume ...: EN: ee = = = 1 _
Cryptocarya. 3 — 4 1 —_
Ampelodaphne=. welt... „te u 3 ”» — = —=
Aolearn US. ee. le (ee 3 = 4 = —
Sa) Tri Ra een a ea lan — 1 — u
Arerodichdum Er one | 6 5 12 — —
Aydendeon 1-2 77 25 3 9 1 —
Misanteca. se Slee., . se = 1 j# in =
Mespilodaphne 17 = 26 8 _
Nemodaphner seem ne. —E 1 SE == —
Oreodaphne . 69 53 15 11 _
Gymnobalanısı enlae bie alt. 3% 6 ST 2 1 —
Strychnodapime. . ann, u 2.00% 1 — 1 1 —
Cämphoremoear.e mar eu... 2 7 = =
Neetandra a? » MAUS HI AIRIDEN 1% 45 10 33 8
Pleurothgmium;; - ..\gerkoh- my. 8 = 717 Fu
Dicypellium ER | 1 — _ — —_
Sassafras AH N REN == = — = 2
Sassatriditum.. 2. eine Baer Se 1 > er e2. RS
Goeppertia .. 8 | nen. dere: 5) z 2 l —
Symphyspdaphne |.=. 2.0... Sr 1 - an —
Synandrodaphne®. In Amer 1. Sr 1 al Ar = =
Tetranthera 1%. 7 3 ax m 2
Jänderaz .. eis .1: ER IF FT ir 2
Gyrocarpus . 1 (1) —_ —_ —_
Sparastanthelium.. |... 2... 3 — 4 — —
Cassytha.r. .... 10 1 (1) (1) Sa Bi
232 105. | 134 47 8
Anmerkung. Manche Arten kommen sowohl innerhalb als ausserhalb der Wendekreise vor,
und wurden daher in mehreren Zonen eingetragen, so z. B. 4 Persea, 6 Oreodaphne,
5 Mespilodaphne, 1 Aydendron.
Es stimmt daher in diesen Tabellen die Additions-
summe nicht immer mit der wirklichen Artenzahl der betreffenden Gattung überein.
In Asien
besitzen die einzelnen Zonen:
Generı
endemica.
Alseodaphne ....
Machilus
Nothaphoebe . . .
Haasia
Cyanodaphne ... .
Dietyodaphne. . .
Bihania
Cylicodaphne ... .
Dodecadenia .
Daphnidium
Polyadenia ....
non endemica.
Apollonias ..
Cryptocarya. . .
Caryodaphne .. .
Endiandra
Actinodaphne .
Litsaea
Tropische.
I
Aequator.
II.
Nördlich.
IH.
Südliche.
IV.
Südliche.
191
Aussertropisch.
V.
Nördlich.
(1)
6 |
or
Anmerkung. Einzelne Arten kommen sowohl innerhalb als ausserhalb des Wendekreises vor
und sind daher auch in beiden Zonen mitgezählt, z. B. 3 von Cinnamomum, 3 von
Machilus, 5 von Tetranthera, 1 Cylicodaphne, 2 Actinodaphne, 1 Litsaea, 2 Daphnidium
und wahrscheinlich noch mehrere andere.
Abh.d.1I.Cl.d.k. b. Ak. d. Wiss. X. Bd. I. Abth.
25
192
In Afrika
besitzen die einzelnen Zonen:
Genera Tropische. Aussertropisch.
i . ER I. III. IV. V.
endemica. non endemica. | Aequator.| Nördlich.! Südliche. | Südliche. | Nördlich.
|
Persea .kk..... . _ — = — 1
Apollonias .... . = — —_ —= 1
Cryptocarya ..- — _ = 2 —_
Mespilodaphne . . —_ — s) 1 1
Agathophyllum . . | =. ...l..... — —_ 3 — _
Öreodaphne 3 — _ —
Bauzus ıE ... . — .— — — 1
Cassytha =... 1 — == 2 —
4 = 12 5 4 |
In Australien
besitzen die einzelnen Zonen:
Genera Tropische. Bez
e 5 I. I.
endemica. | non endemica. Aequator.| Nördlich. süätice. er
Cinnamomum.. . —_ — 1 — | _
Nesodaphne:.. .. Kal ze en ir. =: == — 2 -
Cryptocarya ... = = 5 5 —
Caryodaphne .... — —_ 2 — E
Endiandra .... —_ — 5 1 —_
Tetranthera. ... . — = 4 1 —
Actinodaphne. . . — — 1 — =
Itsaeı.«'..... = — 1 1 —
> Gyrocarpus ... . = _ 3 n —
Cassytha ..... — — 3 23 _
_ — 25 33 >=
Anmerkung. Sehr auffallend ist es, dass in der sonst so ungemein reichen Flora von Süd-
West-Australien (Swan River und King Georges’ Sound) noch keine einzige Lauraceen-
Gattung bis jetzt gefunden wurde, als Cassytha, und diese hingegen in vielfach
stärkerer Artenzahl als in irgend einem anderen Lande.
193
Unter der Bezeichnung „genera endemica“ sind in den vorstehen-
den Tabellen alle diejenigen Gattungen zu verstehen, deren sämmtliche
Arten ausschliesslich nur in einem Welttheile einheimisch vorkommen. !)
Einige Gattungen erscheinen als beinahe endemisch (ich möchte sagen
per anomaliam nicht-endemisch) indem ihre Arten bis auf 1—3 durch-
aus nur einem Welttheil angehören, so z.B. die Asiatischen Gattungen
Cinnamomum und Actinodaphne mit je einer einzigen Australischen Art
(C. pedatinervium nob. und A. multiflora Benth. von den Viti- oder Fejee-
Inseln) Persea mit einer Canarischen Art (P. Indica Spr.) und die so arten-
reiche Gattung Oreodaphne mit drei Tropisch-Afrikanischen Arten, die
obendrein noch dubii generis sind. Als endemisch im engeren
Sinne wären dagegen nur diejenigen Gattungen zu bezeichnen, die mit
allen ihren Arten auf ein engeres Verbreitungsgebiet, auf ein einzelnes
Land oder Florenreich, eingeschränkt sind, nämlich:
Nothaphoebe Bl., im Indischen Archipel Nemodaphne nob., in Cuba.
(mit einer zweifelhaften Art aus Assam.). Agathophyllum Juss., in Madagascar.
Haasia Bl., eben so, jedoch mit 1 Art Camphoromoea Nees, in Brasilien und
aus der vorderen Halbinsel und 1 aus Guyana.
Ceylon. Dicypellium Nees, in Brasilien.
Nesodaphne Hook. fil., in Neu-Seeland. Pleurothyrium Nees, in Peru, Maynas
Boldu Feuill und Columbien.
leosandra Philippi | in Chile. Sassafras Nees, in Nord-Amerika.
Adenostemum Pers. Sassafridium nob., in Costarica.
Cyanodaphne Bl., im Malayischen Archipel. Symphysodaphne Rich., in Cuba.
Ampelodaphne vr in Brasilien und Synandrodaphne nob., in Jamaica und
Ajouea Aubl. Guyana. Columbien.
Silwaea Manso, in Brasilien. Dodecadenia Nees, in Nepal bis Bootan.
Misanteca Cham. & Schl., in Mexiko. Polyadenia Nees, in Nepal bis Silhet.
Bihania nob., in Borneo. | Sparattanthelium Mart., in Brasilien.
Die nachstehende Tabelle giebt eine Uebersicht des Antheils, welchen
die einzelnen Hauptfloren von Amerika an der Lorbeerfamilie haben.
Eine solche Uebersicht auch von den andern Welttheilen zu geben,
erscheint überflüssig, da sie schon in den Zonen-Tabellen (S. 189, 191
u. 192) enthalten ist.
1) Wir zählen zu denselben auch Hufelandia, obgleich Nees auch eine Madagascar’sche
Art, die aber sehr wahrscheinlich nicht zu dieser Gattung gehört, den drei ächten ameri-
kanischen Arten zugesellt hat.
Ya
194
id B BPORR , h
BIEE EEE
s58 > BER FB A = Ss a
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3. Hufelandia — — 1 ur g 12 zum
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4. Cryptocarya... |5 Ze ee ze
5. Ampelodaphne. . | 2 1-1 1-1 + I
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TI. 8. Acrodielidium ... | 5 Dre) UN IR BEN DEN Zn
Cryptocaryeae. |] 9. Aydendron 20 Sir Gia| Ylye el a
10. Misanteca . . E— ze a eg en. ——
11. Mespilodaphne. . |34 5 oe 1 | — -
|7 "mal 05 | ale Tee
12. Nemodaphne ERS as kin en En
10
13. Oreodaphne . 89 13 Ill Bil HS ee Tun —b a
14. Gymnobalanus. . | 3 2 2 Pa
15. Strychnodaphne . | 3 1 1 1 1 Hr Age
16. Camphoromoea . | 8 PT a Pr En u u
17. Nectandra...... [47 11 118.215 T ar Su er
16
II. 18. Pleurothyrium. . | 4 |— 1 | Pa Fe
Oreodaphneae. |? 19. Dieypellium... | 1 Sur file dokn
20. Sassafras eg \ „2A En up er 9 les
2
21. Sassafridum... — |— re & yes
22. Goeppertia 9 A a 1er led
164 33 37
23. Symphysodaphne 4 |— | | 1 I 1 | 1—
24. Synandrodaphne. — |— 11-1 11
a 35 21
IV. 25. Tetranthera . — eo ER ee a = en
Litsaeaceae. 2oetndera rn en. Te
3
|
% 27. Gyrocarpus . = == TE MER IE SE GE 0.
Gyrocarpeae. | |28. Sparattanthelium | 7 |, dep EEE
VI. Cassytheae. | 29. Cassytha 1 11 |—- |I1 - | |—-
268 60) 57 57| 3830| 38 6
195
V. Verhalten zur Meereshöhe.
Die verhältnissmässig wenigen Angaben, die wir über die Meeres-
höhe des Vorkommens von Laurineen besitzen, und welche grossentheils
mehr auf ungefährer Schätzung als auf wirklicher Messung zu beruhen
scheinen, setzen uns nicht in den Stand, bestimmte Gesetze daraus ab-
zuleiten. Sehr verdienstlich sind zwar die von Dr. J. D.-Hooker und
T. Thomson in Britisch-Indien gesammelten Data, allein für die andern
Gebiete Asiens und für Amerika sind wir nur auf sehr wenige Notizen
beschränkt. Die grösste Höhe, auf welcher noch Laurineen vorkommen,
scheint für die Neue Welt ungefähr 10,000’ (Tetranthera Neesiana, im
Gebiete von Orizaba, etwa 19° Nördl. Br.) und für die Alte Welt
12,000° (Daphnidium pulcherrimum, in Khasya, und Lindera Sikkimensis,
in Sikkim, 25—26° N. Br.) zu seyn. Die Mehrzahl der Laurineen aber
dürfte wohl, und zwar in allen Welttheilen, auf das heisse Tiefland
und nur bis zu solchen geringen Höhen eingeschränkt seyn, die noch
keine naınhaft niedrigere Temperatur noch überhaupt eine wesentliche
Veränderung des Klimas bedingen. Der Einfluss der Meereshöhe hängt
zunächst wesentlich von der geographischen Lage ab und wird daher
zwischen zwei Punkten um so stärker hervortreten, je weiter diese von
einander oder vom Aequator entfernt liegen. Innerhalb der Wendekreise
und ganz besonders der äquatorialen Zone stimmt im Allgemeinen eine
Meereshöhe von 4—6000‘, ja von 8—10,000° das Klima noch keines-
wegs zu einem temperirten herab, daher wir denn auch viele der Indi-
schen Laurineen vom Meeresstrande an bis zu solchen Höhen sich
erstreckend antreffen, wie z. B. Tetranthera laurifolia in Bengalen,
Gurwhal, Silhet von 0—3000‘, T. glauca in Silhet und Sikkim von 0—
4000‘, T. monopetala in Moulmein und Sikkim von 0—2000‘, Oylico-
daphne oblonga in Assam und Khasya von 0—5000°, Actinodaphne
obovata in Khasya und Sikkim von 0—5000°, und viele andere Arten
(aus den Gattungen Cinnamomum, Phoebe, Machilus, Tetranthera, Cylico-
daphne, Dodecadenia, Litsaea, Daphnidium) deren Verbreitungsgebiete
zwischen 10 und 26° N. Br. liegt, auf Höhen von 3000—7000° ü. M.
Ausserhalb der Wendekreise hingegen kommen mehrere Arten auf
196
oder bis zu beträchtlichen Höhen vor, wie z. B. Cinnamomum obtusi-
folum in Sikkim von 1—4000°, Phoebe glaucescens, pallida, angusti-
folia in Nepal von 2—5000°, Machilus odoratissimus in Sikkim bis zu
8000, Tetranthera elongata, polyantha, sericea, Sikkimensis in Sikkim
zwischen 5000° und 9000‘, Lindera heterophylla und Sikkimensis in
Sikkim zwischen 8 und 12,000‘, also in Regionen, die in klimatischer
Hinsicht mehr oder weniger der temperirten entsprechen. In der
Aequatorial-Zone Asiens finden sich Laurineen bis zu ansehnlichen Höhen,
wie z. B. in Java Machilus rimosa und odoratissima bis 6—-8000%,
Daphnidium acuminatum, Caryodaphne densiflora, Beilschmiedia Javanica,
die drei Dietyodaphne - Arten und Aperula confusa zwischen 3000 und
6000°; in Ceylon mehrere Cinnamomum, Haasia oppositifolia, Crypto-
carya membranacea, Tetranthera laeta, Litsaea fuscata und orbicularis
zwischen 2000 und 8000. In Amerika endlich werden zwar manche
Laurineen als Bergbewohner genannt, aber leider meist ohne Höhen-
angabe; in der tropischen Zone erreichen einige eine ansehnliche Höhe,
nämlich in Mexico die schon oben erwähnte Tetranthera Neesiana circa
10,000°, Phoebe Mexicana 3000‘, in Columbien Persea Mutisii, sericea,
ferruginea und macropoda 6000—-8000°, Phoebe Granatensis und Gymno-
balanus latifolius und Hufelandia Tovarensis 5000—6500°.
Durch diese Fakta wird jedoch der Satz, dass die Lauraceen bis
auf wenige Ausnahmen eine hohe und wenig veränderliche Jahrestempe-
ratur als Lebensbedingung fordern, nicht nur nicht umgestossen, sondern
vielmehr bestätigt.
VI. Verhalten zu den lokalen Einflüssen.
Ueber die speciellen Standorte und deren lokale Verhältnisse fehlt
es uns bei den meisten Laurineen an irgend welchen Nachrichten. Nur
bei den Brasilianischen sind dieselben, besonders von Martius, gehörig
beachtet und gewürdigt worden und es hat hienach dieser Forscher !)
für die ganze Brasilianische Flora eine Reihe von »Regiones« aufgestellt,
1) In den Beiblättern zur Flora oder Regensburg. Botan. Zeitung für 1837, Band XX, beson-
ders pag. 57 u. f., und dann in seiner Flora Brasiliensis selbst.
197
die zwar sowohl durch ihre lokale Beschaffenheit, als auch durch ihren
Pflanzenwuchs bestimmt charakterisirt, aber doch zugleich durch Zwi-
schenglieder und Uebergänge mit einander verbunden sind, nämlich:
1) die aussertropische, oder die Napaeae, ein niedriges, ziemlich
trockenes und mässig bewaldetes Gebiet; 2) die Region der Hügel,
Campos und niedrigen Berge oder die Oreades, ebenfalls von mehr
trockener Beschaffenheit, mit vorherrschender Flur-, Gras- und Gebüsch-
Vegetation und zerstreuten, lichteren Waldflecken; 3) die Region der
bergwälder oder die Dryades, hauptsächlich der Küste folgend und
daher feuchter und mit vorherrschendem, dichterem Baumwuchs; 4) die
trocken-heisse Region oder die Hamadryades, und 5) die feucht-
heisse Region oder die Najades, jene grossentheils aus offenem Land
mit magerer, oft fast wüstenartiger Vegetation bestehend, diese hingegen
fast ganz mit Urwald bedeckt und die grösste Ueppigkeit und Pracht
des Pflanzenwuchses entfaltend.
Von den Laurineen Brasiliens gehören ungefähr gleichviel (aber
meist andere) Arten, nämlich je 50—60, der zweiten, dritten und fünften
dieser Regionen, die übrigen (mit durchschnittlich 10 Arten) den beiden
andern Hauptregionen und den gemischten oder Zwischen-Gebieten an.
Wir dürfen es nicht wagen, nach blosser Muthmaassung die Vertheilung
der Lauraceen auf solche oder ähnliche Regionen auch bei den andern
Ländern durchzuführen, können aber kaum zweifeln, dass das Ergebniss
ein sehr ähnliches sein würde.
198
Rückblick.
Die Hauptergebnisse vorstehender Untersuchungen lassen sich in
folgende Sätze zusammenfassen:
1. Die Lauraceen (972Species) erscheinen als eine Familie mittlerer
Grösse oder 5. Ranges (vgl. 8. 173).
2. Sie sind über alle fünf Welttheile verbreitet und haben ihr
Maximum in Amerika (447 Sp.) und Asien (445 Sp.) — dann folgen
Australien mit 56, Afrika mit 25 und Europa mit 1 Species.
3. Die östliche Halbkugel übertrifft die westliche um 60 Arten, hat
aber 5 Gattungen weniger; in der östlichen macht die Tribus der
Litsaeaceae (mit 256 Sp.) und Perseaceae (149 Sp.), zusammen mit
405 Sp., in der westlichen die Tribus der Oreodaphneae (246 Sp.)
und Cryptocaryeae (117 Sp.) die Hauptmasse aus.
4. In Amerika sind alle 6 Abtheilungen (Tribus) der Familie
vertreten, während in Asien und Australien die Oreodaphneae und in
Afrika die Gyrocarpeae fehlen.
5. Amerika besitzt sowohl absolut als relativ die grösste Zahl von
Gattungen, nämlich 32, wovon 23 ihm ganz eigenthümliche.
6. Die Lauraceen sind eine überwiegend tropische Familie, welche
von den Wendekreisen gegen die Pole hin sehr rasch, und zwar in der
nördlichen Hemisphäre mehr als in der südlichen, an Artenzahl abnimmt
und von der kälteren temperirten, der hoch-Alpinen und der arktischen
und antarktischen gänzlich ausgeschlossen ist. Die ganze tropische
Zone (aller 4 Welttheile) besitzt 907 Arten; nach Abzug der aequa-
torialen Zone (mit 538) bleiben für den Rest der tropischen Zone 365 Sp.
Die nördliche aussertropische Zone hat . . . . 2.88 Sp.
„ Südliche U EEE
zusammen 173 Sp.
Bei Ausschluss des äquatorialen Antheils (d. h. etwa vom 10° an)
zählt die ganze übrige nördliche Hemisphäre. . . . . 282 Sp.
> N „ . südliche a sr Dee
beide zusammen 538 Sp.
„ ” ”
199
7. In Amerika fällt die Mehrzahl der Arten (406) auf das Fest-
land und nur 41 auf die Inseln; in Asien hingegen auf die Inseln
(310, — wovon nur 24 aussertropische) und nur 135 auf das Festland.
(Vgl. S. 184 u. ff.)
8. Alle Species sind endemisch, in dem Sinne, dass eine jede
nur in einem Welttheile und meist auch nur in einem seiner beson-
deren Florengebiete vorkömmt. Dasselbe gilt auch von der Mehrzahl
der Gattungen, nämlich mit Ausnahme von Phoebe, Persea, Apollonias,
Öryptocarya, Caryodaphne, Endiardra, Mespilodaphne, Oreodaphne, Te-
tranthera, Actinodaphne, Litsaea, Laurus, Lindera, Gyrocarpus und
Cassytha. (Vgl. S. 195.)
9. Die Mehrzahl der Lauraceen scheint in den Wäldern des hieishoil
Tieflandes und zwar vorzugsweise in feuchten Gegenden zu leben,
dann zunächst im trockeneren Hügellande, in niedrigeren Gebirgen und
in schattigen Bergwäldern der Küstenstriche. In eigentlich alpine Re-
gionen scheinen sich nur sehr wenige zu erstrecken. (Vgl. S. 198 u. ff.)
In der tropischen Zone aber treten manche in Gebirgshöhen auf, deren
klimatische Verhältnisse sich denjenigen der Arktisch- Alpinen -Region
nähern.
10. In Beziehung auf die Geschichte der organischen Schöpfung
ist zu bemerken, dass die Laurineen eine der ältesten Pflanzenformen
sind, indem sie schon unter den frühesten Dicotyledonen, zwar nicht
unter den allerfrühesten der Kreide, aber doch schon im Mittel-Eocen,
und dann zahlreicher in der Molasse des oberen Miocen auftreten
(z. B. in Oeningen), so dass sie in den tertiären Waldungen keine un-
bedeutende Rolle gespielt zu haben scheinen.
Stellen wir schliesslich eine Vergleichung der aden mit an-
deren Familien in Beziehung auf ihre geographischen Verhältnisse an,
so finden wir keine, mit der sie in so vielfacher Weise und in so hohem
Grade übereinstimmten, wie die Myrtaceen. Auch diese sind von
Europa beinahe und von der arktisch-alpinen und antarktischen Re-
sion ganz ausgeschlossen, hingegen in grosser Zahl (und ähnlicher
Einförmigkeit) in der tropischen Zone Amerikas und Asiens (sowohl des
Continents als der Inseln) concentrirt, nächstdem aber in der südlichen
aussertropischen Zone stärker als in der nördlichen, und ebenfalls mehr
Abh.d. II. C1.d.k. Ak.d. Wiss. X. Bd. I. Abth. 26
200
in Australien, als in Südafrika vertreten, u.s. f£ Die Myrtaceen weichen
indessen darin ab, dass sie mit Ausnahme von Eucalyptus seltener als
hohe Bäume und in Australien in weit grösserer Zahl der Gattungen
und Arten und zwar in Neuholland in mehreren ihm ganz ausschliesslich
eigenen Gattungen auftreten, während sie in der tropischen Zone eine
grössere Zahl von solchen Gattungen darbieten, welche sowohl in der alten
als in der neuen Welt vorkommen, wie z. B. Myrtus, Eugenia, Psidium,
Jambosa u. a. m. Es ist auffallend, dass zwei so eminent aromatische,
übrigens aber höchst verschiedene Familien wie die Myrten- und Lor-
beergewächse ein so ungemein ähnliches geographisches Verhalten zeigen.
Die Lauraceen verhalten sich übrigens in mehreren der obenerwähnten
Beziehungen auch noch mit einigen anderen Familien analog, z. B. mit
den Araliaceen, Piperaceen, Aroideen, also mit Pflanzen von höchst
disparater Natur, während sie hingegen mit denjenigen Gruppen, die
ihnen in Bau und Physionomie am nächsten stehen, wie z. B. die Poly-
goneen, Santalaceen, Thymelaeen, in geographischer Beziehung weit ab-
weichen.
Helligkeits-Messungen
an zweihundert und acht Fixsternen.
Angestellt mit dem Steinheil’schen Photometer
in den Jahren 1852—1860
von
Ludwig Seidel und Eugen Leonhard.
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Helligkeits-Messungen
an zweihundert und acht Fixsternen.
Angestellt mit dem Steinheil’schen Photometer in den Jahren 1852— 1860
von
Ludwig Seidel und Eugen Leonhard.
Die nachfolgenden Blätter enthalten die Zusammenstellung der Ori-
ginalmessungen, welche meiner 1862 publicirten Abhandlung ‚Resultate
photometrischer Messungen an 208 der vorzüglichsten Fixsterne‘
(Denkschriften der II. Classe der k. Akad., Bd. IX., Abth. IIL) zu Grunde
liegen, — insoweit dieselben nicht bereits in der Beilage zu meiner
früheren Abhandlung vom Jahre 1852 (l. c. Bd. VI., Abthl. III.) ver-
öffentlicht worden sind, — und geben also die Fortsetzung der letzt-
gedachten Publikation.
Diese mit dem Steinheil’schen Objectiv-Photometer angestellten Be-
obachtungen, an welchen bis zu seiner im Herbst 1858 erfolgten An-
stellung als Gymnasialprofessor in Hof (und in den Ferienmonaten sogar
noch nach derselben) mein verehrter Freund Eugen Leonhard auf-
opfernden Antheil genommen hat, bilden bekanntlich die erste und zur
204
Zeit noch die einzige Messungsreihe, welche die Sterne der Einen Hemi-
sphäre bis zu einer bestimmten Helligkeit herab (nehmlich einschliess-
lich der Argelander’schen Olasse 3.4) systematisch und vollständig um-
fasst, während sie auch die hellsten bei uns sichtbaren der südlichen
Halbkugel und eine Anzahl von schwächeren der nördlichen (darunter
den grössten Theil der Argelander’schen Sterne 4.3) mit aufgenommen
hat. In Betreff der grossen Mehrzahl der beobachteten Objecte sind
also ihre Data für die Zukunft die ‚älteste aus wirklicher Messung her-
stammende Quelle: ein Umstand, der ihre Bedeutung nothwendig erhöht,
und häufiger, als wohl sonst der Fall eintreten würde, Anlass geben
mag, auf diese Aufzeichnungen zurückzugreifen. Ich glaube, dass hier-
durch die Veröffentlichung durch den Abdruck motivirt ist, auch ohne
dass es nöthig wäre, sich auf den in dieser Hinsicht sehr weit gehenden
Usus der modernen Astronomie zu berufen.
Aus meiner Eingangs citirten Arbeit ist den Fachmännern bekannt,
dass unter den 208 von uns photometrisch bestimmten Fixsternen etwas
mehr als der dritte Theil, nehmlich 721), in ein grosses Netz gezogen
worden sind, dessen Glieder wir durch möglichst zahlreiche directe Ver-
gleichungen einzelner Sternpaare sehr vielfach verbunden haben; das
Verzeichniss dieser Sterne findet sich p. (463) 45 der gedachten Ab-
handlung, und als Register über ihre Beobachtungen dient die Zusammen-
stellung daselbst p. (513) 95 —(536) 118; für die übrigen, deren Hellig-
keiten nur durch je Einen Vergleichsstern bestimmt und an das Ganze
der Beobachtungen angeknüpft sind, gibt die Tafel p. (553) 135 ff. (wenn
man will, zusammengehalten mit dem alphabetischen Catalog p. (604)
186 dortselbst) den Nachweis der Journal-Nummer der betreffenden
Messung. ?)
Ueber unser Beobachtungslokal auf dem nordwestlichen Eckthurme
1) Inzwischen noch ein paar mehr.
2) Will man z.B. für A Orionis die Originalbestimmung nachsehen, so gibt die alphabetische
Tafel für diesen Stern den Helligkeitslogarithmus 8.642, und neben dieser Zahl findet
man p. 137 bei dem Namen des Sterus die Nummer 626 seiner Messung, nehmlich der
Vergleichung vom 11. März 1860 mit & Orionis, welcher letztere zu den Sternen unseres
Netzes gehört, und (wie p.113f. ersichtlich) im Ganzen durch 9 Beobachtungen bestimmt
ist, welche ihn in direete Verbindung setzen mit 8 verschiedenen anderen Sternen des Netzes.
205
des Wilhelminischen Gebäudes, sodann über das Instrument, die Art
seiner Benützung und die Regel, nach welcher aus den unmittelbaren
Ablesungen das Ergebniss der einzelnen Messung abgeleitet wird, ent-
halten meine verschiedenen älteren Veröffentlichungen jeden erforder-
lichen Nachweis. In Betreff des zuletzt gedachten Punctes beziehe ich
mich namentlich auch auf das Zahlenbeispiel in $.3 meiner ‚‚Unter-
suchungen ”über die Lichtstärke der Planeten Venus, Mars, Jupiter und
Saturn,“ abgedruckt in den Monumentis saecularibus der Akademie von
1859. Was sonst noch zum Verständniss der Copie des Beobachtungs-
journales erforderlich ist, wird in den ihr vorangestellten Erläuterungen
besprochen. Keine Vergleichung zwischen zwei Fixsternen ist in dieser
Copie unterdrückt; diein der Reihenfolge der Nummern ausgelassenen Be-
obachtungen betreffen Körper des Sonnensystems. Keine Journalnummern
führen die zur Ermittlung des Durchsichtigkeitsverhältnisses der Gläser
regelmässig angestellten Vergleichungen eines leuchtenden Objectes mit
sich selbst; als nothwendig für die Reduction der Fixsternbeobach-
tungen sind diese hier wiedergegeben, auch wenn sie, wie des ruhigen
Lichtes wegen häufig geschah, an Planeten gemacht sind. (Ueber sie
vergleiche speciell $. 2 meiner am Eingange erwähnten neuesten Ab-
handlung.)
Seidel.
206
Erläuterungen.
Die zu jeder Sternvergleichung gehörigen Aufzeichnungen sind in
drei Columnen geordnet; in der ersten die Uhrzeit (welche durch alge-
braische Beifügung der bei dem Tage angesetzten Correction der Uhr
„C.d. U.“ verwandelt wird in Münchner mittlere Zeit); in der zweiten die
Ablesung des Schlittens, der die Objectivhälfte A trägt (in Pariser Li-
nien, deren Zehntel geschätzt sind, an einer Scala von willkührlichem
Nullpunct), und in der dritten die ähnliche Ablesung für Schlitten B.
Von den beiden verglichenen Sternen ist immer derjenige voran ge-
nannt, welcher durch die Gläser (Prisma und ÖObjectivhälfte) A gesehen
wird.
Bei den Vergleichungen eines Sternes mit sich selbst, welche zur
Elimination des Einflusses verschiedener Durchsichtigkeit der Gläser ge-
macht sind, fällt die Notirung der Zeit als überflüssig weg.
Mit Ausnahme von ganz wenigen zufällig unterbrochenen Beobach-
tungen zerfallen die zu einer jeden gehörigen Aufzeichnungen in zwei
durch eine leer gelassene Zeile getrennte Sätze; der Eine enthält die
Einstellungen „über dem Bild“ (d.i. bei Verkürzung des Fernrohres
gemacht), wo die Ablesung beider Schlitten kleiner als 60 sind, der
Andere, für welchen die Zahlen beiderseits grösser als 60 sind, die
Einstellungen „unter dem Bild“ (d.i. bei Verlängerung des Fernrohres
gemacht).
Diejenige Stellung des einen oder anderen Schlittens, in welcher
die betreffende Objectivhälfte den Stern möglichst deutlich, als Punct
zeigt, findet sich sehr häufig angemerkt und zwar mit der Bezeichnung:
„Bild.“ Sie ist nicht ganz unveränderlich, weil das Ocular des Fern-
rohres in ein besonderes Rohrstück eingesetzt ist, welches in dem
Hauptrohr verschiebbar ist, und bei anhaltendem Gebrauch des Instru-
mentes seine Stellung durch ein langsames Gleiten verändert; die jedes-
malige Stellung dieses „Ocular-Stutzens“ kann an einer besonderen in
207
Pariser Linien getheilten Scala abgelesen werden, und findet sich öfter
bei der Angabe des Orts des Bildes mit angeführt; ihre Zahlen wach-
sen, wenn der Ocular-Stutzen herauswärts gezogen wird; der Nullpunct
ist auch hier ein willkührlicher. — Für die Berechnung der Beobach-
tungen ist übrigens die Kenntniss des Orts des Bildes nur in seltenen
Fällen nothwendig, weil man, wenn auf beiden Seiten desselben (,„über“
und „unter“ ihm) beobachtet ist, das Helligkeitsverhältniss besser aus
den ganzen Verschiebungen ableitet, welche die beiden Objectivschlitten
von der Einen Seite bis zur anderen erhalten haben.
Wenn ein Stern von hinreichender Helligkeit mit einem bedeutend
schwächeren verglichen ist, so findet sich gewöhnlich der Schlitten,
welcher die den helleren zeigende Objectivhälfte trägt, bis an das Ende
des Schlitzes verschoben, in welchem er läuft. In diesem Falle ist in
der betreffenden Columne statt einer Zahl ein Strich (—) gesetzt; die
Zahlenablesungen, welche dieser Strich vertritt, sind folgende:
Öbjectivschlitten A. Öbjectivschlitten B.
Beobachtung über dem Bild: 15,98 15,98
en unter dem Bild: 109,17 109, 23.
Während der wiederholten Einstellungen, welche auf Einer Seite
des Bildes auf gleiche Helligkeit der zwei Lichtflächen gemacht sind,
behält fast immer der Eine der beiden Schlitten seine Stellung unver-
rückt bei. Dieselbe ist dann nicht zu jeder neuen Einstellung des an-
dern Schlittens auf’s Neue abgelesen und angeschrieben, sondern findet
sich nur neben der ersten, oder (was bei den neueren Beobachtungen die
Regel ist) neben der ersten und wieder neben der letzten Ablesung des
zweiten Schlittens notirt. Die beiden Ablesungen, welche im letzteren
Falle angeschrieben sind, können um 1 oder 2 Zehntel einer Linie ver-
schieden sein, obgleich sie sich auf dieselbe Stellung des Schlittens be-
ziehen; diese Differenz rührt von der nicht ganz übereinstimmenden
Schätzung der Zehntels-Linien her.
Wenn die Lichtfläche des Einen Sternes dadurch verkleinert wor-
den ist, dass durch theilweise Schliessung des zu seiner Objectivhälfte
gehörigen „Quadratschubers‘“ die Oeffnung dieser Hälfte verengt wurde,
so ist dies durch das Zeichen T angezeigt. Wenn dasselbe in der Co-
lumne ohne eine darin vorausgehende Zahl allein steht, so befindet sich
Abh.d..C1.d.k. Ak.d. Wiss.X. B. 1. Abth. 27
208
der zugehörige Objectivschlitten an der Grenze seiner Verschiebbarkeit.
Ist die Oeffnung besonders stark verengt worden, so ist das Zeichen
OD gesetzt. Das Zeichen $ bedeutet, dass der vorher theilweise ge-
schlossene Quadratschuber wieder ganz geöffnet worden ist.
Die Zeichen > oder < finden sich den Ablesungen dann beigefügt,
wenn nach dem augenblicklichen Gefühl des Beobachters, welcher die
Einstellung machte, die eingestellte Zahl eher zu gross als zu klein (im
ersten Falle), und eher zu klein als gross (im zweiten) sein möchte. —
Da diese Zeichen doch nur dann gebraucht worden sind, wenn der Be-
obachter eine Verrückung des Schlittens auf eine andere Zahl immer-
hin für misslich hielt, so haben die Ablesungen, bei welchen sie stehen,
in meiner Reduction dasselbe Gewicht erhalten wie die übrigen.
Die beigefügten Anfangs-Buchstaben der Namen der beiden Beob-
achter, s und 1, unterscheiden die Einstellungen eines jeden bei den ge-
meinschaftlich angestellten Messungen.
Die Bemerkungen, welche im Original-Journal über meteorologische
Umstände beigefügt sind, wurden da, wo sie unnöthig weitläufig schienen,
in vorliegender Copie gekürzt, so dass sie sich hier nicht immer. wört-
lich, aber doch getreu dem wesentlichen Inhalt, wiedergegeben finden.
Ebenso wurden manche ausführlichere Notizen, die im Journale über die
Constellationen um die beobachteten Sterne etc. beigefügt und zum Theil
mit Figuren erläutert sind, hier weggelassen, soferne über die Identität
dieser Sterne kein Zweifel mehr bestehen kann; diese Notizen wurden
ursprünglich von dem unter den kleineren Sternen noch nicht genug-
sam orientirten Beobachter nur beigefügt, um sich . nachträglich mit
mehr Musse die erforderliche Sicherheit zu verschaffen, dass der rich-
tige Stern sich im Rohre befand; wo dieser Zweck erreicht ist, haben
sie keine weitere Bedeutung.
1852 März 7. C. dl U./— 0m
Nachmittag und Abend ganz reine Luft.
Nach @) Untergang starker schwarzer Dunst
am Horizont in S. und SW., der sich später
wieder verliert.
Nr. 112 Sirius und Capella.
ER
36.8 1 Mondhelle fängt an
merklich zu werden.
12 0 832 s
14 86.6 1 Sirius flammt etwas.
15 86.6 3
16 s621
Capella mit sich selbst verglichen.
12h 20m & flammt etwas. Heller Mondsch.
26.6 Ss 23.7
DO
102.4
102.4
Nr. 114 Wega u. Capella.
12h 52m 98.45 93.9 s W. flammt zieml. st.
91.4 1
13 0 94.15 8
90.7 1
8 93.7 s C. fHammt jetzt auch.
91.1 1
14 Dal Ss 27.6
19.0< 1
20 242 Ds
DET: 27.6
1852 März 8. C. d. U.+ 0m,9.
Prachtvolle Nacht. Viel weniger Hori-
zontal-Dunst als gestern.
Nr. 119 Rigel und Capella.
7h 58m 274 8 24.4
29.3 1
28.2 8
Sr. 2 30.0 > |
5 100.8 s 102.7
IE:ITEI 02.7
11 98.0 8
13 99.7 ı
209
Nr. 120. Beteigeuze und Capella.
$h 20m 09 s —
or
24 90.9 8
92321]
26 884<s
Sl
30.3<s —
36 s022 1]
38 321>s
41 Sram]
236 >s 214
102.9 < s 104.7
103.9 1 1047
102.4 s
104.6 1
1852 März 9. C. d. U.+ ml.
Nr. 122. Sirius und Capella.
Th 15m5 — 596 s
[)J 39.2 >
36.0 Farbe stört.
56.7
al 37.3
— 863 <
86.0 >
25 85.8 >
84.6
Nr. 124. Procyon und Capella.
8 16 339>s 285
32.4 1
Beobachtung muss abgebrochen werden,
weil das Licht Procyon’s plötzlich geschwächt
wird. Dunst und Höfe um die %%. Orion
fast glanzlos. — (Vorher war nichts Verdäch-
tiges bemerkt; (@) Untergang war wie gestern.)
Sirius mit sich.
Das Licht des #%£ wechselt beständig in
Folge des Zustandes der Luft.)
19.3 8 19.7
210
92.4
104.9
102.2
105.0
104 4
106.8
A. B.
104.2
-um—_ un
7. [62.25 #1 61.9 1
Bid: (015 s 014 s
Wolkenbildung beginnt.
1352 März 12. C.d. U. + 3m,8.
Nr. 126. Procyon und Capella
7ı 54m 24.3 s» 1192
Gleich darauf Capella nicht mehr sicht-
bar. Zustand des Himmels war schon vorher
etwas verdächtig erschienen wegen Spuren
von Höfen um die % »% deren Dasein jedoch
nicht ganz sicher constatirt werden konnte.
Rild: 608 s 61.2
Sirius mit sich.
32T 3 31.3 Wallt sehr st.
32.9 <T
933 95.9
95.9
Um $Sh 8m Alles bedeckt. (Am Nachmit-
tag und Abend, bis nahe au (@) Untergang
oder noch länger, war der Himmel bedeckt
Erst um 7'/ Uhr war der Beobachter über-
rascht, ihn hell zu finden.)
1852 März 14. C.d.U.—+ 5m,5.
Tag heiter, aber sehr kalt.
Nr. 128. Procyon und Capella.
Th Hlm 20.8 Asa
236.8
218 s Sehr schön ruhig.
Dora]!
22.2 5
223
104>s —
104.6 1
103.4 > s
1033 1
Nr. 123. Rigel und Capella.
&ıh 12m 994 s 103.3R.walltetwas.
103.7 1
IE.N<TS
101.2 1 R grünlich. €. gelb-
97.3 Ss röthlich
39.6 gut ] 103.3
24.11, S 18.8
20.0 1
24 <s
23.4 1 gut
29 21.20 2] 2418478
Capella mit sich.
1032) 104.8
104.7 s
102.4 ]
100.1 s
19.4.8 910835
Kehl Il
193738
19.6 1
1852 März 18. C.d.U.+5m5.
Tag ganz wolkenlos, Himmel für die
Jahreszeit sehr tiefblau. Nach (@) Untergang
unten am Horizont schwarzrothe Nebelwolken
und etwas höher hinauf schwarzer Dunst, der
sich gleich jenen mehr und mehr verliert.
Ausgezeichnet schöne Nacht.
Nr. 153. Sirius und Capella.
Th 37m — 880 > 1 Beide sehr ruhig.
33.0
aaa Farb - Unterschied
stört sehr.
35.8 s (Violet und gelb.)
— 368 1
45 — 87855 gut
[88.4 1
89.0 s
88.4 1]
Nr. 134 Rigel und Capella.
sh Om 96.2 s 101.4
187
wvcowiv
HvPeikvV
14
Nr. 1355. Procyon und Capella,
sh 18m 23.8 8 18.7
33.4 1] gut. Die Fixstern-
Vergl. gehen
98.1 s 103.7 heute vorzügl.
ggrozaı gut wegen des
97.6.8 ganz ruhigen
30.5 95.4 1 Lichtes.
Nr. 157”. Regulus und Capella.
9h 5m
sa s E]
ale
31.9 8
34.0 1
908 s U
89.8 1
91.2 s
90.3 1
18.5
Procyon mit sich.
96.9
104.5
100.2
106,2
102.0
101.7
HvWwbN
rn
Hooiv
Horn mo
Hu eıo
102,4
Nach dem Urtheile von
s ist in dieser Stel-
lung das A um et-
was, aber nicht um
viel, zu dunkel.
19.4
1852 März 19.
Nicht völlig so schön wie gestern.
C.d.U.+5m5.
Tag
hell; gleich nach @) Untergang bilden sich
Wolken, besonders in Ost, die sich nach kaum
einer halben Stunde rasch wieder auflösen.
Nr. 139. Beteigeuze und Aldebaran.
7h 38m
103.7
102.8
1016
103.8
wvrobbv
woHw
wow
-on oo
urn
99.6
234.2
2m
Nr. 140. Beteigeuze und Üapella.
&h Im
21
Mars mit sich.
100.2 s 102.0
1033 <|1
100.3 s
1015 1
20.0 s 20.1
289 1
235 8
2390]
1852 März 20.
Tag war ganz hell.
Nr. 145. Sirius und Capella.
Sh 5m
61
— 887 >3s
86.9 1
86.1 s
88.8 1
87.1 3
89.4 1
— 35.0 s
35.6 1
35.4 Ss
aus
34.4 8
36.1 1
O8d. U. 4 Tm.a.
S. flammt sehr st.
Procyon mit sich.
101.6 < s
106.4 1
105.4 s
20,4
105.2
212
105.6 1 105.2
104.1 s
1043 1
N B.
Bild: 62.0 1 61.9
61.0 5 ei
62:38. .1 Due1:e
619: 8 560.7
62.6 1 618
609 s 609
1852 März 22 G.d. U. + 10m,7.
Heute der Würfel mit den Prismen abge-
schraubt, die Gläser möglichst gut von Staub
gereinigt, dann die Prismen neu berichtigt.
Luft heute sehr gut.
Nr. 148. Rigel und Capella.
7h 55m 101.8 s
100.4 ]
98.2 s
99.1 1
R. flammt etwas.
gut
22.1 —
20.4
21.4
8 6ungefähr. 23.6
Huoeo
" Nr. 150. Polarstern und Aldebaran.:
29.5 95.7
[6 SE SU So}
SODH%©0
47
Capella mit sich.
22.1
|)
[db]
-ı
mo momn
22.0
105.6 1 105.4
103.4 s
105.9 1
103.0 > s
106.3 1
s
105.7
1852 April 13. C.d. U. + n,3.
Nr. 154. Sirius und Capella.
Schwierig einzustellen, wegen Verschieden-
heit der Farbe und starken Wallens von Si-
rius.
7 Am — 90.6 8
8 3 907<1
Bei zunehmender Dunkelheit werden jetzt
die &% des Hundes, beträchtlich unter Si-
rius, gut sichtbar.
Nr. 155. Aldebaran und Capella.
10 859 >Is IT —
87.4 gut s
837 —<S
86.6 1 A. flammt etwas.
NB. 48.4<° s — NB. Statt 48 ist
NB. 48.3 1 ohne Zweifel zu le-
40.0 s senöß.
376 1 Nach der3.Ablesung
41.5 s (40,0) dies bemerkt.
36 40.3 >|
Wenn versuchsweise Schlitten A auf 48
gestellt wird, ist das Lichtphantom von Al-
debaran viel zu hell.
Sehr schöne Nacht.
1852 April 16. C.d..U + Im,6.
Nr. 157. Sirius und Capella.
$h 14m — 334 s
343 1 Zunehmendes Wallen
32.5 8 von Sirius.
Sarg]
213
— 923 s Nr. 165a. Capella und Arcturus.
37
954 s $h 4gm 98.6 1 101.4
929 71 ganz
100.4 1
Unter Sirius sind #%% von nur der halben 991 s 1013
Höhe gut sichtbar. So auch Rigel, der noch
weniger als halbe Höhe hat. 202 1 18.9
20.9 8
21.4 1
8 59 21.5 s
Mars mit sich.
21.7 s 22.6
23.7 1 Nr. 165b. Arcturus und Capella.
24.7 83
23.3, 1 22.6 Ih 8m 25.6 8 23.0
25.4 1]
101.2 < s2101.9 22.9 3
101.7 1 23.6 1
102.3 s
101.3 1] 101.9 101.0< s 102.5
105.1 1
- 102.7 8
104.3 1
Nr. 159. Wega und Capella. 1019 s
28 103.3 1 102.4
(Beobachter s allein.)
11h 23m — 100.3
98.7 Nr. 168. Spieca und Arcturus.
97.8 C. flammt ungemein st.
97.6 12h 51m 92.9 5 —
96.2 1
22:4, 1775) 91.6 < 3
ER 95.9 1
38 27.6 STIER]
290 s
Ban
Bild: (Jupiter) 61.0 60.7 280 s
3035 1
29.9.8
13 13 30.3 1
1852 April 17. €.d. U. 7 9m2. Diese Vergleichung ist durch die rothe
Farbe des Arcturus sehr erschwert.
Nr. 163. Sirius und Capella.
7 505° —
34.2 3 °
359.1] 1852 April
STESEES .
304 1 Nr. 173.
32.8 8 n
Das Flammen von Sirius sehr störend. I Sa
— 91.3 s
922 1]
90.0 8 des (Professor
8 0 92.0 1
nommen.]
21. C. d. U. — 1m,0.
Wega und Arcturus.
94.8 s
942 H’ Mit H sind die
93.1 s Einstellungen eines
93.4 s besuchenden Freun-
Harless) bezeichnet. [Bei der
Reduction sind dieselben nicht mit aufge-
214
24.6 26.6 s BEER) ET —
22,3 H Ins]
26.4 s 92.2 s
12° 11 25.3. 8 90.8 1
245 287 H
Heute etwas starker Dunst am Horizont. 2 7 = = ma
Nr. 188. Wega und Arcturus.
Farbeunterschied stört heute sehr wenig.
1852 April 22. C.d. U.— 0m,8. 19h am 41 979 s
Nr. 178. Procyon und Capella. 274 1 gut
381 Ss
gh 48m 635 47 a
a! 4
273 8
= 100.3 023 s
%.0 s 101.3 6 1
96.081 944 s
9.7 5 e 19745 935 1
100.3 1 zu gross, wie nach- 934 1
94.0 < s her erkannt. [Ge- ;
9 12 96.7 1 wicht !/ bei der Re-
duct.] zn
arten nt er, en > Arcturus mit sich.
{ a 22.8 8 213
Mars mit sich. 2121
224 8
27.3 > s. 23.6 218 1
22.4-1 24.2 s ... (schnell gemacht.)
za 2alcL 24.2
247 1
95 s- 101.6 100.93 s 102.4
100.4 1 102.4 1
100.0 s 100.3 s
100.9 1 102.3 < 1
Zuletzt werden die Einstellungen schwie- 103.6
riger für beide Beobachter, wahrscheinlich 1014 1 102.4
wegen Ermüdung der Augen.
(Es sind vorher auch Beobachtungen an en
Planeten und am C gemacht.)
: Nr. 190. Antares und Ärcturus.
h; 13 43 412.4 5 —
1852 Mai 15. 0.d. U. — 3m,4. ls
Ar
Prächtige tief schwarze Nacht. zZ
Antares Hammt sehr stark.
Nr. 1897 Spica und Arcturus.
81.4 s gut
12h Gm 3128 — s10 1
283 1 gut P
g 3145: 0
a 142 0 81.6 1
30.6 1 ”y
Sp. flammt etwas.
1852 Mai 18. C.d.U.+ 7m,0.
Feuchte Luft. — Wetterleuchten in W.
Wolkenbänke fast rings am Horizont; vor
der nachstehenden Beobachtung rücken Wol-
ken von N. rasch bis in die Gegend von Cas-
siopeja und dem Schwan, ziehen sich aber wie-
der zurück. Himmel tief schwarz. Sterne
glanzvoll und funkelnd.
Nr. 194. Spiea und Arcturus.
Sp. flammt ausserordentlich stark. Auch
Areturus etwas. Unter der Jungfrau ist der
Horizont freier als in anderen Azimuten.
11h 41m5 80.7.3 —
30.6 1
32.8 Ss
el
35.2 ::s [Halbes Gewicht b.
323 der Reduct.]
Das Flammen von Spica nimmt immer
mehr überhand und lässt kaum einen Moment
etwas ruhig.
1
0*) 1 Gegend von Spica
2 8 wird jetzt ver-
dächtig.
*) ] findet nachher Sp. bei dieser Stellung
viel zu dunkel.
12 0
Weniger als eine Secunde nach der letzten
Einstellung ist Sp. verdeckt durch ein losge-
rissenes Wölkchen, welches vom Löwen her-
über zog. Nach 3 Minuten ist sie wieder
frei. [Die 3 Einstellungen unterm Bild b
der Reduction ausgeschlossen.]*)
Jupiter mit sich.
Ganz ruhiges Licht.
’
105.3 1 103.7
1042 s Das von Pris-
105.4 1 ma B erzeugte
1052 s Bild ist mehr
104.3 1 röthlich. von
1042 s 103.6 A mehr bläu-
lich.
*) Die Ablesung des Bildes war:
für s: 61.20 60 89
„ 1: 62.20 61.64
Abh. d. II. Cl.d. k. Ak. d. Wiss. X. Bd. I. Abth.
215
ee! 21.7
214 Ss
20.6 1
23.9 >s
el
20.0 s
Sl
23.6 Ss 21.7
1852 Mai 21. C. d.U. + 2m,5.
Nach @) Untergang etwas Regen, und
fernes Gewitter. Zwischen 9 und 11 Uhr
wird der Himmel hell. Unten am Horizont
ferne Wolken. Wetterleuchten in NW.
Arcturus mit sich.
99.6 1 973
963 s
98.4 1]
93.0 8
98.7 1
94.6 8 972
207 1 21.6
23.2 83
21.5 1
218 8 m]
22.4 1 [)
214[)Js 8
21.3 |)1 gut.
Nr. 196. Arcturus und Wega.
12h 13m 26.4 8 21.6
EN
24.6 8
PR |
94.8<{s 102.0
92 1
96.8 s
29 96.85 1
Luft scheint äussert klar. Himmel ganz
voll kleiner &»#.
ee TTTÖÖÖö— nd
1852 Oktober 14. C.d. U. — 17m,T.
Nr. 2083 Attair und Wega.
sh 45m 32.3 — s. allein.
31.2 < Beide flammen.
33.7
31.5
28
216
y32 — Schlitten geht auf
91.7 dieser Seite schwer.
91.4 Flammen bei A nımmt
8 55m IT SEEEZUN
Bild: 622 61.4
61.6 616 [Beobacht. s]
Die hohen Gegenden des Himmels sehr
klar. Nahe dem Horizont einzelne horizon-
tale Wolkenstreifen.
Wega mit sich.
24.9 24.3
26.8
24.0
25.8 244
103.0 104.6 DJ]
103.9
103.4 S
103.6 104.6
Nr. 204. Attair und Deneb.
9h 2m — 2
24.8 <
22.8 gut.
22.9
— E70
100.6
101.4
40.5 101.0
In NO. sind die Wolken höher heraufge-
rück. — Am Tage war der Himmel etwas
streifig.
1852 Oktober 17. C.d.U. — 2m,8.
Himmel Nachmittags ganz rein. Scheint
auch jetzt völlig klar.
Attair mit sich.
3
24.75
25.85 25.1
97.7. 97.0
IT,
94.6
96.4
96.4
96.6
96.8
97.7 98.6
vruaruau mm
Nr. 206. Deneb und Polarstern.
7h 45m
Nr. 207. Fomalhaut und Wega.
&h 24m 43.7 s — F. flammt stark.
43.6 1
43.9 s gut [U]
42.3 1
Zeit verloren mit neuem Aufsuchen der +&
8 46 80.5 8 NS
81.8 1
81.327 Em]
89.5 82.0 1
Distanz 910.8. — Umstände wohl so gut
als sie bei dem südlichen »% zu hoffen sind.
Flammen war leidlich.
1852 November 4. (.d.U.— mE.
Nr. 208. Fomalhaut und Wega.
s allein. F. lammt stark.
7h 57m 4.7 <
45.6 Einstellung An-
444 8 fangs beschwer-
42.7 gut []|_Jlich, bis das Auge
43.6 gut sich gewöhnt.
77.4 N
78.2
78.30 jaja!
77.6
80.6 =
8 18.5 79.3
F. ziemlich nahe stehen am Horizont Wol-
kenstreifen, die sich während der Beobach-
tung mehr entfernen und verlieren. Die hohen
Gegenden des Himmels von herrlicher Klar-
heit.
Bild: 62.4 61.3
Nr. 209. Wega und Capella.
8h 28m 26.9 30.2
30.1 Farben sehr störend.
EU T,
26.5 29.8 Flammen von C. stört
sehr.
99.3 96.0
96.3 >
95.6
42.5 993 95.7
Deneb mit sich.
99.35
U
Nicht zu verwerfen.
Auge schon etwas
ermüdet.
NB. Schlitten B geht nicht recht leicht.
Während der hiernach folgenden Beobach-
tung Nr. 210 (Saturn und Wega) ist der vor-
her so schöne Himmel
ganz überraschend
schnell sehr stark dunstig und nebelig ge-
worden.
217
Beobachtungen wieder aufgenommen 1855.
1855 April 19.
C.d. U+ 3m,0.
Nr. 212. Beteigeuze und Aldebaran.
$h 15m 26.0 29.7 s Bet. flfammt.
29.6 1
30.7 >35
80.7 1 gut
94.2 s 894
90.6 1
93.7 s Hiernach Zeitverlust,
weilB.aus dem Feld
98.05 verloren war.
41 100.4 Flammen jetzt beide
sehr stark
Nr. 213. Regulus und Capella.
52 %07 s — Beide ruhig.
97.4 1
90.9 s gut
94.0 1
9275 m
90 918 1
Sars m]
35.0 1
34.2 8
33.4 1
Capella mit sich.
31.3 s 29.3
aA]
308 8
32.0 1
29.4 Ss
31.6 1 29.35
95.9 s 98.6
92 1
94.6 s
98.6 1
97.0 8
956 1
96.5 s
98971
97.4 8 [J
96.3 1 98.6 []
Bild: 8 92.5s 926 C 9255 s 62.0
64.0 1 63.3 63.7 1 62.9
63.4 = 62.6 62.2 s 8.61.85
63.6 1 63.3 63.6 1 63.3
28*
218
1855 August 1. C. d. U.— 5m,5.
Nr. 216. Areturus und Wega.
9h 18m 32.3 22.1 [07]
209 []
21.6
212 DD
935 112 OD
102.9 8
1013 U
101.4
A. flammt etwas.
32.4
35.8
Attair mit sich.
24.6
25.3
24.5
24.0
104.7
102.5
102.3
103.6
102.5 1046
Bild: 65.8 65.5
Ein einziger langer bogenförmiger Wolken-
strich hat sich in W. gebildet. Geht (um
10h 30m) bis auf / der Höhe von Aretur
herauf. Spannweite fast 180%.
Im übrigen die Nacht, wie der Tag, sehr
schön. (Bei Tage das Gebirge schwach sicht-
bar.)
Beobachtungen neu aufgenommen 1857.
1857 Februar 19. C.d.U.—0.
Rigel mit sich.
102.0 s 104.1
102.0 1
100.3 s
99.0 1 Weil R. etwas flammt,
jetzt statt seiner:
Saturn mit sich.
9a,
100.0 1
100.2 s
101.4 1 1041
(Die Beobachtungen über dem Bilde folgen
hernach.)
h
Nr. 224. Sirius und Rigel.
5m —
D
17 oO
5
21
Distanz am Kreis abgelesen:
Flammen von 8. ge-
nirt sehr.
240.1.
Saturn mit sich.
Bild:
1857 Februar 20.
(Fortsetzung.)
28.9 s 20.8
29.0
309 s
2665 1
27.08
en
DIS 3
Pe)!
26.1 >5
26,0, 1 20.8
66.0 8 65.35
67.0 1 66.6
Jupiter mit sich.
(s alllein.)
102.6 —
105.3
104.4
104.9
104.2
104.4
102.8
104.4 >
23.2 —
23.6
C.d. U. + 3m,3.
219
25.1 —_ 104.9 —
22.5 gut 104.5
22.6
22.6 un — Am.
21.3
248 Nr. 230. Procyon und Bellatrix.
7h 20m — 97.9 NB. Strassen - Laterne
1 } 94.7 blendet sehr.
Nr. 225. Aldebaran nnd Beteigeuze. 97.0 Procyon flammt etwas.
Tu 50m 70 <5 — a
23.3 1 Zu schwach. Licht. (Bis hierher s allein.)
ln 28 952 1
Fr 957 1
Jetzt Schlitten B anders gestellt, weil das 97.4 1
Licht zu schwach war. 32 97.2]
43.2 1
20, 101
8 25 42.0 1 290 1
5.5 89:04.,84110 93:6 32.5 s gut.
90.0 1 29.7 1
89.4 s Noch immer schwer 26.9 s
89.1 1 einzustellen wegen 3381
89.1 s schwachen Lichtes, 317 s
888 1 und weil das Auge Ta 310 1
von Laternen etc. geblendet ist.
Distanz abgelesen 200.1 Distanzkreis: 340.1.
Bild: 664 s 66.0
Nr. 231. Procyon und Rigel.
1857 Februar 23. (.d. U.— 10m,5. —— IE Sms Beide Aatimen
263 1 stark.
Nasskalt. — Himmel ganz rein. 263 8
| el Sue]
Jupiter mit sich. 278 8
26.9 1
19 8 305 s Flammenaugenblick-
19.5 23 246 1 blicklich wenig.
ao 25.5 100.6 s —
215 98.9 1
101.6 s
102.6 — Sa
105 4 38.5 <s
103.3 100.9 1
104.3 1012 >s
103.5 37.5 101.3 1
104.4
Distanzkreis: 390.9.
7
.3 Bild: 66.0 s 66.2
220
1857 Februar 26. (.d. U. — 6m,0.
Nr. 233. Sirius und Stern im Gürtel
des Orion. [d Orionis.]
Ein anderer % von nahe gleicher Hel-
liekeit und gleicher Distanz von Sirius, höher
als der erste, ist bei der Stellung auf das
Bild zugleich im Feld.
7h 35m — 81.18 S. flammt sehr st.
78.5 1
— 49978
39 50.0
Aeusserst schwer einzustellen wegen grossen
Helligkeits-Unterschiedes und starken Flam-
mens. Die Beobachtung nur gemacht, weil
der % zufällig in’s Rohr gebracht wurde.
Distanzkreis stand auf 220.7. Correction
seines Nullpunctes —- 10.05.
!/ı Stunde später befindet sich Sirius in
Dunst.
Procyon mit sich.
IOEHD 0 —
104.6 1
102.4 > s
103.8 1
EL DEN —
24.0 1
242 s gut
23.3 1
Bild: 66.6 1 66.0
L—ee TEE
1857 März 1%. C.d. U— 2m,5.
Venus mit sich.
25.0 —
22.2 <
24.3 Ns
25.0
102.9 =
105.0
1031> 8
104.8
s allein.
Nr. 2355. Sirius und Rigel.
7 31m5 — 37.25 S. flammt sehr st.
37.7
36.6
O
DO 913
8 879
90.4
41.5 89.6
Instrument war auseinandergenommen wor-
den. Gläser gereinigt.
1857 April 20. 0.d.U.— 0.
Bild: 64.0 1 63.0 TMmA Sirius,
63.0 s 62.35 in B Venus.
Nr. 239. Procyon und Capella.
C. dammt etwas, P. noch stärker. -— Heute
im Ganzen schwer einzustellen, weil die
stark funkeln.
8 45.5 100.6 s 104.7
100.3 1
50.5 98.6 8
l 104.7
52.5 26.8 22.0
DvWwt
DS 5
Saturn mit sich.
25.4 8 22.0
24.4 |]
26.3 >s
Seren
23:9, 28
24.4 1 22.0
23.9 s 21.4
26.0, > 12743
101.1 s 102.0
100.0 1
Gele)
101.8 1
100.5 s
100.4 1 101.95
Nach dem Gefühl der beiden Beobachter
werden die heutigen Messungen nicht beson-
1857 Mai 14.
Vormittag wolkig;
Od: 0.
gegen Abend ganz
rein. Nach @) Untergang rosa Schein um den
Horizont. Purpurrothe Abendröthe tief unten
inW
&h 29m
Arcturus mit sich.
349 s 34.0 Noch sehr
36.0 1 hell.
34.8 s
Sara 34.1
28.9 >s. 25.0
95.801
Die Beobachtungen unter dem Bild s. her-
nach.
Nr. 241.
9b 35m.d
stark, ganz besonders Pollux.
42.5
46
Bild:
Pollux und Castor.
317 s 32.8 Flamm. beide
ee!
31.6 s ruhiger.
33.65 1 C. erscheint grünl.
33.6 neben P (Prisma?)
34.6 1 32.8
102.5 s 101.67
104.2 1
1012 s
103.2 1 Zuletzt ruhiger als
103.75 s vorher.
12 2101.7
”
63.0 s 62.7
63.9 1 63.0
Distanz 40.5.
Arctur mit sich.
(Fortsetzung.)
101.5
Nr. 272.
10h 20m
1857 Mai 15.
Tag sehr schön.
221
Regulus und Spica.
29.5 s 22.0 Flammen st.
30.3 1 S. erscheint
31.2 s grünlich, R.
28.8 1 22.0 röthl.
96.8 103.1
95.6
95.65 <s
94.6 1
Cd. U. — 0m,6.
er%& flammen viel We-
niger als gestern.
11h jou
Jetzt
Nr. 243.
Spica mit sich.
103.0 s 105.2
104.1 1
100.3 s Auge geblendet
1049 1 vorher.
103.3 s
102.2 1
104.5 s
102.6 1 105.2
Arcturus mit sich.
104.0 s 105.2
105.15 1
24.25 s
23.95 1
22.6 S
23.6 1
DOES
De!
20.1
20.05
Wega und Ras Alhague.
Stellung etwas unbequem.
11h 55m.5
12 7
— 44.0
222
Nr. 244. Arcturus und Gemma.
12h 32m.5 —
43
54.5
43.5 > s
Nr. 245.
13h 3m 94.7
12 94.66
14.3 31.15
20
Arcturus und Wega.
100 0
98.2
99.6
96.9
100.7
97.0
98.8
RS |
Farbe sehr hinder-
lich.
ERETn E tirg7
242 >s
26.3 1
22.0 nicht < s
Dar
24.4 3
220,21
1857 Mai 21.
C.d. U. + 0m2.
Seit gestern reiner Himmel. — Tag über
wenig Wolken. — Unten in W. Wolkenbank.
Arcturus mit sich.
8 38 31.9 s 30.0 »& fl. etwas.
315 1 Wegen Dämmerung
32.4 s noch schwer einzu-
322 1 stellen. — Farb-
31.6 < s unterschied d. Pris-
323 1 men ziemlich stö-
rend. (A bräunlich B bläulich.)
47.5 102.0 s 103.4 []
Tool
101.75 s
102.8 1
102.4 s
535 103.3 1 103 &
Nr. 246. Denebola und Regulus.
R.flammt sehr
stark.
nicht zu verwerfen.
9h 20m ,5 96.0 gut s —
96.4 1
s
1
9.7 8
29 96.0 1
3l 33.4<{s R. jetzt etw. ruhiger.
32.4 |
39.5 sl
Nr. 247. Arcturus und {Ursae major.
9 49m 5 — 402 s A. ist zieml. ruhig.
39.8 1
42.1 s
39.6, 1
57.89, 00 783.878
82.0 1 DasA, welches von
U) 842 s demkl. Nachbar von
84.5 1 Sherrührt,vermischt
*sich nicht mit dem von £.
Nr. 248. & Ursae majoris und y Ursac
majoris
10h 13m 95.6 s 92.4
el
98.5 s
20 98.3 1 92.4
22.5 276 s 32.8
sis 1
” 29.2 8
831.3 1 Lage des Auges et-
289 s was unbequem.
30 34.9 1 32.85
Nr. 249. yUrsac maj. und @Ursac ma).
10h 37m 30.9 s 24.6
30.7 1
329 8
41 Bars] 247
44 97.4 s 101.6
96.4 <<]
96.0 s
49.5 949,15, 310h7
Nr. 250.
10h 53m5
ll)
yUrsae maj. und ? Ursae, ma).
97.3 S 99.2
96.9 1
97.7 8
96.2 1 99.3
al Ss 25.1
29.0 1
30.0 s
28.5 1 25.0
Alle »#% flammen ziemlich stark.
Nr. 251. yVrsae maj. und dUrsae ma).
12.5 31.2 40.0 s
40.4 1 Geht etwas
40.2 s schwer,we-
22 31.25 40.3 1 gend schw.
Lichtes.
24.5 91.6 804 s
7991
80.2 s
29.5 91.5 80.4 1
Nr. 252. y Ursae majoris und &ÜUrsae
majoris.
36.5 Ska S —
28.4 1
35.3 s NB. Geblendet vom
Bas Aufstecken einer
33.8 s neuen Kerze.
45 345 1
AD 88.6 s 101.1
89.3 1
82 s
52.5 91.5° 1 71082
Nr. 253 yUrsae maj. und 7„Ursae major.
56.5
12 0
12 3
8
86.2 8 964
85.5 1
86.0 > s
820, 1 96.25
40.8 s 29.2
40.5 1
40.5 s
46 >1 292
Abh.d.II.Cl.d.k. Ak. d. Wiss.X. Bd. I. Abth.
Nr. 254.
12h 14m
sl
223
yUrsae majoris und Wega.
4580 s =
50.4 1 Unbequeme Stellung.
48.3 8
48.1 1
48.3 8
48.8 1 flammen.
76.95 s =
De N
TR ®
79.5 1
00:08
76.7 1
Ungeachtet des Flammens der #%#% möchten
die heutigen Beobachtungen im Ganzen gut
sein.
1857 Juni 17.
ed. U.d.
Arcturus mit sich.
Zustand der Luft scheint ganz normal.
101.6 s 103.3
98.3 1 A bräunl., B bläul.
99.5 s Dieser Farb- Unter-
101.83 1 schied ist sehr ge-
1019 s nant.
101.25 1
100.9 s j
100.7 1gut 103.25
2334 Ss 20.55
23.4 1
245 s
249 1
21.4 s
24.0 1
25.0 8
192 1 20.55
Nr
9 58
10 5
9
20.3
Wega und Arcturus.
22.0 <s 244
239 ]
200 8
22-9]
218 s
24.6 1 24.4
100.6 s 96.9
101.7 1
100.3 s
102.6 1
1050 s
101.0 1 96.95
29
224
Nr. 256. ßUrsae minoris und yYUrsae
majoris.
10h 30m5 39.2 8 32.8
37.3 36.0 1 32.9
41 90.9
Nr. 257. Deneb und Polarstern.
Stellung etwas unbequem.
I — 96.3. >35
92.8 1
93.1 s
Denebund yCygni.
34.4 — 35.0. 8
36.6 1
33.5 8
356 1
87.8 <s
905 1
91.5 8
90.0 1
89.7 <s
52.5 972]
OD
43 0
mn
Nr. 259. Attair und y Aquilae.
12556 [I] 78.4 s Schw. ein-
78.8 1 zustellen
S 770 8 weg. gros-
77.8 1 sen Hellig-
78.0 s keitsunter-
23.5 77.9 1 schiedes.
Licht des Att. fängt an unruhig zu werden.
12h 27m0 u 47.9
50.2 1
49.3 8
48.7 1 gut.
U 49.7 8
35 47.7 1
(NB. Die vorher beobachteten »%% waren
frei von Funkeln,)
1857 Juni 24. C. d. U. — 0m,5.
Arceturus mit sich.
32.3 SirgrzS
Noch sehr hell, und deshalb schwer einzu-
30.3 1 stellen.
32.93 > 5
302 1
31.3 s Wird jetzt
32.2 31.85 1 schonbess.
Hierauf eine Mondbeobachtung gemacht.
Darnach die folgenden Einstellungen unter
dem Bild:
102.3 s 105.9
105.0 1
103.0 s A flammt jetzt stark.
Himmel bedeckt sich mit ausserordentlicher
Geschwindigkeit mit sich bildenden Wolken,
hinter welchen Arctur verschwunden ist. Da-
rum jetzt
Spica: 104.0 1
Antares: 1040 s
105.4 1
Wega: 103.1 s
105.7 1 105.8
2238 224
2
261 s
10 22 27.0 ] 22.4
Bild: A: 63.4
64.0 1
63.3 5 B::625 s
Nr. 261. Arcturus und Wega.
s — Flammen.
D&D
Bu |
{>}
10h 35m
[ICHCHCH CHE)
FORraS
38.5
Himmel, der vorher vorübergehend fast
ganz bezogen war, ist jetzt wieder anschei-
nend völlig klar.
10 40.5 100.5 s —
102.2 1
101.5 s
46.0 101.3 1
Nr. 262. 12 Canum venatic. und yUrsae
majoris.
53.5 35.0 254 8 ,... Geht
schwer, wegen des schwachen Lichtes. & %
flammen auch etwas.
11 10.5 29.3
13.5 87.4 330
.4
23.5 87.4 92.4
Himmel ist nicht zuverlässig, wie sich jetzt
bei der Betrachtung der Gegend von «Ceph.
zeigt, welcher *% ohne sichtbare Wolken erst
fast ausgelöscht erscheint, und gleich darauf
hell zu sehen ist.
1857 Juni 25. C.d. U.— Om,8.
Himmel noch um 6h Abends streifig, um
9h anscheinend oanz klar.
Areturus mit sich.
23.0 8 22.7
25.0 1
25.3 8
25.901
24.8 s
26.0 1 22.65
100.57 3 103.1
98.9 1
100.6 > s
100.6 1
99.1 s
100.5 1 103.15
Nr. 264. Weca und Deneb.
10h 14m5 —— 89.1
86.8
88.0
87.7
87.7
87.6
MHomoen
Mm)
25 = 36.9
S
ww
[0 2)
-n-n
31.5 33.7 1
Nr. 2655. Ras Alhague und « Serpentis.
40.5 23.9 32.0 s
322 1
37.1 s Nicht aus-
30.7 1 zuschliess.
35.6 s
spp 1
33.0
58 23.8 289 1
11 25 99.85 90.4 8
89.3 1
88.6 s Flam. etw.
13.5 99.9 899 1]
Nr. 266. Deneb und #Cephei.
[Es war eigentlich die Absicht « Cephei
zu messen, es ist aber ohne Zweifel statt des-
sen # beobachtet, für welchen die eingestellte
Distanz ebenfalls passt. Vergleiche Notiz bei
Nr. 290a.)
18 —- 76.0 s ... Geht
schwer wegen Kleinheit des A vom #% des
76.0 1 Cepheus.
2.92
226
Q 75.4 5
all Dorf 75.4 1
N 50.0 <s
48.4 1]
5 489 s
43 47.0 1
Folge der %»% des grossen Bären, der
Helligkeit nach, nach Urtheil des freien Auges:
Ei ni ee Bd ug 78
1 SE TREE ON ee
€ und 7, und Yyundß sind wenig verschieden.
1857 Juni 28. O.xd. U. 0.
9). Himmel den Tag über ganz rein.
Nr. 267. Arcturus und Wega.
9h ]5m 23.5 5 —
96 1] Wallen etwas.
22.8
Das
DA 8
22 DAB
24.5 103.0 s —
104.7 1
103.6 s
105.0 1
1035 s
35.5 104.3 1
Nr. 268. Wega und Arcturus.
41.5 — 105.0 s Flammen
103.4 1 nimmt zu.
1045 s
103.3 <]1
103.6
50 103
53 20.6 8
18.8 1
20.8 8
ar]
20.25 s
62.5 Do
Bild: 63.4 ss 63.4
640 1 640
[Hier folgt im Journal eine Notiz, durch
welche constatirt wird, dass beide Beobachter,
wenn AÄrcturus im Gesichtsfelde steht, die
grössere Helligkeit des Feldes auf derjenigen
Seite, welche den dem Monde näheren Theil
des Himmels zeigt, deutlich wahrnehmen. Die
Erscheinung der ungleichen Erleuchtung des
Feldes war zuerst aufgefallen; ihre Erklärung
hat sich erst nachher gefunden, weil bei der
Drehung des Bildes durch die Spiegelung ete.
die Beziehung auf den Mond nicht gleich zu
erkennen war.]
Nr. 269. Areturus und Deneb.
10h 39m 5 — 93.1
94.0
Say
94.6
= 93.9
51 93.7
mTomuaoen
54 D 29.3 s
30.051
Sara
Dur SP
s
1
un
30.7
11,8 30.6
Nr. 270. Deneb und Wega.
11 13 302 L
32 "1
38.4 <s
17.3 39.871
19.5 837.8 [m]
895 1
88.6 8
24 99 <]1
Rangfolge der Bären-Sterne für das blosse
Auge:
ei Enten. 8
n und £, und und y sind wenig verschieden.
Nr. 271. Deneb und Attair.
11h 34m 100.9 s —
1013 1
99.0 <T s
40 1009 1
42.5 26.9 s =
24.8 |]
282 > s
46.5 261 71
Nr. 272 Gemma und e Bootis.
54 31.6 379s Sehr un-
bequeme Stellung. — Flammen etwas. — C
36.1 1 ist unterge-
39.9 >s gangen.
34.5 1
33.8 8
12 6 31.7 36.9 1
9.5 94.1 87.3>s .. Nach-
dem es jetzt völlig dunkel geworden ist, zeigt
sich die Nacht in prachtvollem Glanze. (Auch
833 1 folgender
85.9 s Morgen
14.5 94.0 81.1 1 ganz rein.)
1857 Juli 14. C.d. U. — 0m,3.
Tag ausserordentlich schön und warm,
wie schon der gestrige Nachmittag.
Bild: 63.2 ss 628
642 1 63.8
Nunmehr die beiden Prismen abgenommen:
64.355 1 64.3
63.1 s 63.3
63.7. 1 640
63.56 s 62.7 gut.
Ocular-Stutzen steht auf 34.45. Die Pris-
men jetzt wieder vorgeschraubt:
63.45 s 632
645 1 642
Arcturus mit sich.
Size 85.8
100.5 s 101.3
|)
[0)
|
99.5 1
101.0 s A bräunl., B lila-
100.3 1 lich.
100.6 s
101.2 1
99,25 8 1013
DAAD] 21.3 flammt etw.
22.3 8
23.3 1 Jetzt scheint mir A
245 s Jila-lich und B gelb-
215 1 lich. Leonh. findet A
213 s mehr bräunlich, B
24.7 1 mehr weiss.
23278 DRS
Nr. 273.
Y9h 47m 5
Gemma und 7 Bootis.
30.8 434 >s
39.41
42.2 >s Die erste
und dritte Einstellung sollte vielleicht etwas
vermindertes Gewicht erhalten. [Bei der Re-
38.9 1] duction Ge-
38.9 s wicht !/a.]
10 45 30.8 40.3 1
7 926 825 >s
81.6 1
82.6 Ss
14.5 92.6 81.8 1
Nr. 274 Deneb und $ Herculis.
25 = 835 s
84.6 1
82.7 Ss
84.6 1
U 412 s
43.1 1Vorher Zeit
49.5 45.0 < s verlor.
51.5 42.2 1
Nr. 275. Deneb und $ Ophiuchi.
1 1 bh) 43.6 8
42.3 1
42.2 s gut.
8.5 41.4 1
11.0 0 80.1 s
80.1 <1
228
m
[ee ©)
vw
un
18.5
Nr. 276. Deneb und y Draconis.
11h 28m 5 0 87.6 > s
85.6 < 1
54.6 <s
33 872 1
36 U 37.4 8
36.9 1
378 8
Bra a <enach
nachträglicher Meinung des Beobachters.
36.6 s
44 307 A
Nr. 277. Deneb und r Hereulis.
[Es sollte eigentlich 7 Dracon. genommen
werden, statt dessen der beobachtete »% ins
Feld kam. Die Helligkeit, Distanz und der
erwähnte Nachbarstern (o Herculis) lassen
keinen Zweifel, dass rr Herc. beobachtet ist.]
Mit dem % in B befindet sich gleichzeitig
ein etwas schwächerer im Felde.
jossı oO 45.6 > s
444 <]1
43.6 <S
9.5 44.95 1
135 0 79.0 s
784 1
DES
20.0 78.9 1
Distanzkreis steht auf 4025; bei wieder-
holter Einstellung auf 39.2 (Kreis schlägt et-
was). Dazwischen für den schwächeren Nach-
bar gestellt auf 38.4. Nach dem Visiren am
Prisma B zeigt dasselbe auf z und g Her-
eulis.
ee ee en
1857 Juli 15. ECFUNOn.
Tag ebenso schön wie gestern. Himmel
völlig rein.
Wega mit sich.
26.1 s 24.05 Anfangs (et-
wa 9 Uhr) Dämmerung noch sehr hell.
DIA d
ZU 3
25.4 1 \
23.903 [J] fl. ein wenig.
2625<I1l 24.05
102.2 s.. 10811]
IN
100.6 s Die verschied. Farben
102.7 1 geniren. Hier unter
dem Bild scheint mir A reiner weiss als B.
103.0 s N
102.9 < 1
98.85 s
10282 122210337
Nr. 278. Arcturus und Antares.
Ih 29m — 87.4 > s Antares
flammt sehr lebhaft. 85.7 1 gut.
SELL <EB
35 85.6 1
37 = 42.7 8
41.7.1
43.3 >s
42.5 444 |]
Nr. 279. Areturus und Spica
9 46 — 43.0 > s Spiea fl.
43.9 1
43.9 °>s
51.3 41.2 1
54 B= 81.5 > s
81.45 1
19.3 8
87 814 „1
Nr. 280. Deneb und n Draconis.
10 8 JO 100.7 s. Hier ist
ohne Zweifel das untere Ende des Schlittens
statt des oberen abgelesen. Lies daher 82.5.
85.2 1
Sl <s
15 83.0 1
40.5 < 3
41.2 gut 1
42.6 > s
22.5 414 >1
Nr. 2831. Deneb und $ Draconis.
10h 31m5 = 43.2 > s
41.4 1
40.0
38.5 41.8 <]
46 2 81.2 s Vorher et-
80.9 ] was Zeit
81.7 s verloren.
51 81.0 1
Nr. 282. Deneb und e(ygni.
11 6 ® 39.4 s Fernes
38.2 1 Wetterleuch-
402 >s ten.
13 41.0 1
15.5 DO 84.3 > s
gr
830 s
20 858 1
Nr. 283. Deneb und d Cygni.
11 28 — 83.4 8
83.3 1
D 855 >s
86.8 1
83.1 8
38 843 1
41 393 >s
40.5 1
39.8 >> 8
46 38.8 1
Nr. 284. Deneb und Polarstern.
56 ı 30.7 s Gestern u.
30.25 1 heute sehr
30.2 s viele Stern-
12 4 31.2 1] Schnuppen,
die meist im grossen Bären verschwinden.
12.5
® 92.05 s
9a 1
92.3 8
92.4 1
gut.
229
Nr. 285. Deneb und ß Cephei.
12h 19m5 D 82.3
83.0
81.6
28 81.9
Lichter
blenden.
-o mo
30 44.9 3
40.6 1
41.9 s
39.5 > 1
43.3 >s
42.4 gut]
Wie oben
40.5
1857 Juli 20. C.d. U. + 0m,5.
Tag zum Theil wolkig. Um @) Untergang
lösen sich die Reste auf.
Wega mit sich.
103.0 s 103.6 Flammtziem-
1016 1 lich stark.
1014 s
101.3 1 f
102.6 s
102.6 1 103.6
Dal se l55
22.0 l
22.6 s
25.2 1
DORT «TS
356 1 2155
Bild: 63.9 8 62.8
63.9 63.5
634% 2 2307262:3
Nr.286. yUrsae major. undyÜUrsae minor.
9 52 30.5 36.4 s y U. maj.
flammt. Mit y U. min. ist noch ein kleiner
353 1 im Feld.
36.8 8
59 30.5 Ba
10 3.5 91.45 872 s Tiefim N.
Wolkenstreif. Sonst scheint der Himmel rein.
83.95 1
85.0 s
15.5 91.45 84.7.1
104 25 D 801 s
808 1
82.35 3
375 wie 80.0 1
40.5 (galle] 42.6 s
428 1
Sem] 45.3
47.5 44.0 1
Nr. 288. Deneb und « Cephei.
TE = STK) as
33:4 ]
37.6 's
\ Sara
im] 34.7 <s
11 34.6 1
13 DJ] 39.3 >s
88.05 1
879 <s
21.5 88.0 1
Nr. 289. y Aquilae und $8 Aquilae.
11 515 47.10) 47.3 <s Geht äus-
serst schwer, wegen schwachen Lichtes.
An!
S 47.4 :: S
47.08 47.6 1
45.5 849 71.7. s Laternen
77.0 1 genir sehr.
51.5 83.6 77.08 s
53.5 83.6 Ro N
58 45.3 50.9 <s Von Wol-
49.) 1 ken in der
50.6 s Gegend
12 5.5 43.3 48.6 1 nichts zu
sehen, wohl aber im südl. Horizont dunstig.
Der südl. tiefere Th. der Milchstrasse scheint
heute nicht den vollen Glanz zu haben. [Bei
der Reduction die vier ersten Einstellungen
verworfen, weil sie nicht mit den folgenden
und auch nicht mit dem Augenscheine, dass
8 viel schwächer als y ist, übereinstimmen,
und also zu vermuthen ist, dass y geschwächt
war.]
Nr. 290. 7 Aquilae und £ Aquilae.
12h 12m 35.8 31.7 <s In SW.
nimmt Dunst von unten herauf zu.
32.7 1
34.4 8
17 Sa all
19 822 844 s Seit YıSt.
hat sich Wind erhoben. Früher zuweilen Wetter-
83.4 1 leuchten.
Bones
Siarzl
81.9 3
28 82.2 82.3 1
Nr. 290a.. Deneb und # Cephei.
Zur Verification zu Nr. 266 gehörig. Di-
stanzkreis war auf 18.10 gestellt, wie für
« Cephei; esergibr sich, dass bei dieser Stellung
ausser « auch noch der hier beobachtete #
das Feld passirt, welcher ohne Zweifel die
Verwechslung bei Nr. 266 veranlasst hat
= Zee
75.0 1
Im S. nehmen Wolken überhand, die um
12h 38m schon bis in die Gegend des Adlers
reichen
1857 Juli 24. Cd. UT. Om,
Himmel gegen Abend ganz rein geworden,
nur tief am Horizont dunstig.
Bild: s 63.2 (%) 62.67 (C) beide gut
Arcturus mit sich
31.0<s 29.7 Himmel noch
332,1 etwas hell.
aleSS
276 1
31.2 °s Flammt ziemlich.
30.05 1
32.4 8
31.0 1 29.8
102.4 > s 103.6
104.3 1
102.3 <s
102.4 I
101.5 s
104.0 1
101.9 s
103.9 1 103.7
Nr. 291. Wega und Arcturus.
9h 2jm — 102.7 8
100.05 1
100.2 s
24.5 100.0 1
27 — 212 8
DA
222 s
34 — De 1
Bild: 64.15 1 640
Ocular-Stutzen: 34.4
« Ophiuchi und yOphiuchi.
46 23.9 SONZEas
Be!
36.2 s
1
35.0
902 5
f 90.6 1
89.3 's
93.0 1
Nr. 293.
23.5 U
Deneb und y Lyrae.
33.5
36 oO 42.2
45.5
Nr. 294. Deneb und £ Draconis.
10 53 U 44.1 s
41.1 1
43.9 s
3 10a 42.5 1
11 45 m 81.7<s
80.7 1
82.2 5
10 81.5 1
Abh. d. II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. X. Bd. I. Abth.
Nr. 295. Deneb und $ Cygni.
11h 18m m 80.7 > 3
80.6 1
78.0 s
25.6 $ 814 1
28.5 D 46.7 5
47.0 1
47.3 8
35.0 48.9 ]
Nr. 296. Polarstern und ß Ursae minor.
44 23.6 275 8
325 1
2198 Ss
28.2 <]
lm >>'3
Baal
299 >s
1270 ass
3 95.4 87.0 s FI. zieml.
87.6 1 st., beson-
87.8 s ders ß.
10 95.4 899 1]
Nr. 297. & Pegasi und Deneb.
12 39 83.8 s ®
: 86.0 1 Strassenlaterne blen-
85.2 s det sehr.
49.5 85.751
51.5 Br m]
407 1
41.2 s
44.4 |]
sg. << 5
Io=23:5 Mor]
1857 Juli 25. €. d. U. 0.
Horizontal-Dunst. — In N Wolkenbank
unten; auch etwas höher, bis etwa 90, Wolken-
strich.
Bild: s: 63.33 (&) 62.7 (C)
Beide Prismen stark mit dem Pinsel ab-
gestäubt. |[Diess ist später gewöhnlich ge-
schehen, ohne besondere Aufzeichnung.]
30
232
Wega mit sich.
e7 ıS 19,3
N
25.3 s Starkes Flammen.
33.8 1
25.4
22.8 |
232 <s
94.4 1 19.3
104.6 s 105.6
106.0 1
103.9
106.0 1
105.0 < s
105.8 1
1046 s
105.4 1 105.65
Nr. 2498. « Ophiuchi und £ Ophiuchi.
Ygh 37m 5 24.3 [] 33.0. << 5 Nachd.
Aufschreiben muss das Auge immer erst eine
Weile sich erholen bis die Messung gelingt.
320
BAT ıS
46 24.25 Ball
52.5 Dee 837 8
82.3 1 Flammen
84.4 s sehr st.
60.0 92.4 IS a |
Nr. 299. Gemma und y Bootis.
10S]S25 100.4 7] 89.5 Ss
86.3 1
84.6 Ss
32 86.4 1
25.5 39.1 41.0 .s
NT
417 s
38.0.1
Bei der letzten Einstellung musste der
Beobachter den Schlitten nach und nach auf
immer kleinere Zahlen rücken. [Ausgeschlos-
sen bei der Reduction, weil wahrscheinlich
Gemma schon geschwächt war.| Um 39m.
ist Gemma spurlos durch Wolken ausgelöscht,
die rasch um sich greifen. (Etwa '/ı Stunde
später ist der ganze Himmel wieder frei und
von überraschender Klarheit.)
1857 August ?2. ©. EAU. 0.
Die Beobachtungen von hier bis Septem-
ber 17. sind wegen Abwesenheit Seidel’s
von Leonhard allein gemacht.
Nr. 300. Deneb und Polarstern.
C — % *% flammen. — Sonst Umstände
gut.
10h 30m = 92.4
93.8
92.3
92.25
— 31.9
31.6
30.0
47 30.6
1857 August 13. 0.d.U.0.
Areturus mit sich.
25.0 23.3
24.2
22.0 Fl. ungemein
23.0 heftig.
105.3 104.7
Nr. 301. Gemma und $ Bootis.
9h 58m — s5.0
54.5
86.7
10 8 85.8
10 13 — 39.2 Prachtvolles
Meteor rechts von Arctur an der Dunstgrenze,
ungefähr 10° hoch. Verschwindet, strahlend
im schönsten rothen Licht, nachdem es einige
Secunden seine Stellung nicht geändert.
41.8
41.0
23 40,7
Nr. 3022. Gemma und £ Hereulis.
10h 44m -— 29.1
30.6
30.8
54 29.0
59 ei 96.5
96.8
96.4
69 SZ,
1857 August 23. 0.d.U.0.
Prismen gereinigt, ohne das Instrument
auseinander zu nehmen.
Nr. 303. Deneb und ı Draconis.
8 54 = 82.0
858
80.8
81.95
El, 81.0
11 — 42.0
41 95
43.9
41.45
20 45.4
Nr. 304. Gemma und 12 Canum vena-
ticorum.
4l —_ 299
32.8
30.0
54 33.2
107 1 — 93.5 Heftiges Fl.
90.5
12 90.6
94.5
90.8
19 90.8
Das Flammen, wahrscheinlich wegen des
schon tiefen Standes, zuletzt so heftig, dass
die Einstellung sehr schwierig. — Eigenthüm-
lich kühle Luft gegen Ende der Beobach-
tungen.
Nr. 305. yAquilae u. |@e2 Uapricorni??]
Distanz 240.5. [Der % war wahrschein-
lich € Aquarii, für welchen die berechnete
Distanz ist 25.3 (Instrument war nicht ganz
in Ordnung, s. später). Dass der % nicht
«2 Capric. war, ist von dem Beobachter etwas
später constatirt worden, weil «2 neben sich
im Felde «1 hat.]
11h 54m 31.8 41.5
40 75
42.0
12 10 39.9
96.1 (78.0 falscher %)
47 84.4
86.1 Fl. macht die
85.3 Einstellung.
13 31 53.5 sehr unsich.
„Beobachtung in höchst unbequemer Stel-
lung. Nach jeder Einstellung müssen die A%
neu aufgesucht werden. Schlechte Beobach-
tung; muss wiederholt werden.“
Attair mit sich.
104.5 102.0 „In der defi-
102.0 nitiv. Bestimmung des
102.8 Durchsichtigkeits- Ver-
104.0 hältnisses kaum der
Berücksichtigung werth.“
26.2 22.0
23.0
26.0
25.6
1857 August 24. . C.d.U. 0.
Arcturus mit sich.
94.5 96.7
92,8
91.9
93.8
95.0
92.0
93.0
94.5
94.1
30*
254
25.3 22.2
19.5
23.1
19 6
23.0
20.7
23.0
25.2. >
Bild: 64.5 63.98
64.5 63.75
„Flammen so stark, dass die Einstellungen
nur als rohe Näherungen zu betrachten sind.
— Im Süden starkes Gewitter. Viele Stern-
schnuppen ohne bestimmte Richtung.“
Nr. 306. Gemma und y Hereulis.
9h 11m 32.35 48.5
48.7
47.3
21 49.1
24 08.8 78.0
79.5
79.0
32.9 78.5
Nr. 307. Gemma und d Herculis.
10 14 101.4 36.5
887
39.6
24 928
90.2
30.5 26.0 36.0
37.0
33.0
40 36.0
44 39.
Höchst unsicher wegen heftigen Flammens,
und Blendens der Lichter von unten.
Die heutigen Messungen zu wiederholen.
Dieselben sind auch dadurch beeinträchtigt,
dass das Instrument nicht gehörig berichtigt
war, wesshalb es auseinander genommen wer-
den soll.
En nn EEE me
1857 August 25. C.d.T.0.
Instrument auseinander genommen. Su-
cher und Photometer (Bild A) in gehörige
Uebereinstimmung gebracht, und zugleieh be-
wirkt, dass die Bilder von den beiden Objectiv-
hälften (fast genau) zur Coincidenz gebracht
werden können.
Arcturus mit sich.
105.0 104.2
104.5
104.8
106.3
105.3
22.4 21.2 St. Flammen.
21.75
20.3
21.4
19.1
Bild: 63.9 63.8
Nr. 308. Gemma und d Herculis.
Bei dieser und der folgenden Beobachtung
stört das Licht dreier Strassenlaternen.
gh 59m — 95.0
94.1
90.1
92.4
9 13 92.7
18.5 == 31.8
33.75
Nr. 309. Gemma und y Herecnlis.
50 = 854.5 s. Bemerkung
84.3 bei Nr. 308.
85.6
19:% 1 845
6 — 40.75
40.5
39.0
18 41.8
Nr. 310. Gemma und 7 Hereculis?
Distanz 180.8. [Der Beobachter hat das
Fragezeichen beigefügt. Wenn jedoch hier
statt 7 ein falscher % beobachtet wäre, so
müsste er heller als 7 gewesen sein.]
(Anfangs Zeit verloren, weil die Aufschrei-
bung der Stellung des Einen Schlittens ver-
gessen wurde.)
11h om zu 94.0
96.9
94.7
12.5 97.5
17 95.9
22 + 30.0
29.8
29.3
34 29.0
Nr. 511. d Draconis und Deneb.
12 37 44.0 =
43.3 D
44.0
38... 45.2
8 82.5 =
82.5
82.35
83.3
Heute bei Tage zum Theil wolkig; seit
Mittag rein. — »%+% besonders hell. Trotz
des Flammens würde die Nacht viele gute
Beobachtungen erlauben, wenn nicht der Be-
obachter nach dem [für ihn anstrengenden]
Ablesen der Scala immer geraume Zeit ge-
blendet wäre.
1857 August 26. Cd. ®. 0,
Nr. 312. Gemma und „ Herculis.
Distanz 180.8.
8h 48m D 85.8
85.3
84.75
9 4 85.7
9h 9m oO
235
Wega mit sich.
19.2
19.7
18.1
18.1
19.1
17.7
107.65
107.7
108.0
107.8
107.7
108.0
Bild: 64.3
64.0
63.75
655
Nr. 313. Deneb und „ Pegası.
11 40 =
2 0
12 45 n—
83 25
803 <
82.5
81.5
82.0
42.0
44.7
42.9
43.7
440
Nr. 314. «Andromedae und f An-
dromedae.
12 51.5 ==
13 1
98.0
99.8
98.2
98.3
23.7
23.9
22.4
24.0
Nr. 315. « Andromedae und y Andro-
medae.
15h 56m —: 101.7
101.55
102 6
14 6 100.3
14 10 = 23.1
22.7
28.0 (23 ?)
18 23.2
23 19.8
28 19.83 Auge ermüd.
Himmel rein und klar, %+%& ohne Flamm.
1857 August 27. C..d. U:0.
Nr. 316. y Aquilae und 4 Aquilae.
10 18.5 92.1 87.6
85.25
86.3
86.9
36 35.3 38.5
Nr. 317. (y Aquilae und 5 Aquilae??
Distanz 7°.55.)
[Müssen falsche »# #£ gewesen sein, weil
die Distanz nicht zutrifft. Wahrscheinlich
statt { ein anderer. Vergleiche Nr. 323 und
auch die Notiz vor Nr. 701.]
II, 91.1
[d’oKe Pla Klo 9}
AN
SO 2m.
19
[Die noch gemachten Einstellungen über
dem Bild sind unbrauchbar, weil die Ablesung
des Schlittens A versäumt wurde.]
Um 40m Wolken gekommen. Sonst die
Nacht der Beobachtung sehr günstig; &+E
ohne Flammen., wie Tags zuvor.
Wega mit sich.
108.1 —
108.1
107.8
108.5
18.2 — Flammen be-
18.25 ginnt einzu-
0 treten.
17.95
Bild: 64.6 64.0
1857 August 30. C.d. U.— 0m.6.
Nr. 318. Deneb und Polarstern.
9h 25m5 — 95.0
36.5 94.0
[SCH SSESSEISUEI SE
[Sı WIE GEST
10 13.5 34.0
Deneb mit sich.
100.95 101.75
gi 100.9
2) 100 0
99.0
100.7
100.0
100.75
101.0
19.5 19.3
21.3
20.15
Nr. 319. Deneb und Fomalhaut.
11h 26m5 >= 98.0
98.1
97.4
99.5
40 96.7
Fomalhaut fammt ungemein, doch dürfte
die Beobachtung zu den gelungenen zu zählen
sein.
Nr. 320. « Pegasi und & Pegasi.
19237 _ 86.3
87.8
860
5l 87.7
F3onrg — 38.1
36.95
39.45
14 40.9
27.5 41.3
32.5 D 41.7
7
Distanz 20°.4. — Ungemein heftiges Flam-
men. „ePegasi auch im starken Sinken.* —
[Die mit Anfüh-
scheint
Messung zu wiederholen.
rungszeichen versehene Bemerkung
nicht wohl zu passen zur berechneten Zenit-
distanz 46°.8 von & Pegası.]
EEE a m m m En
1857 September 17.
Nr. 321.
237
C. d. U. + 0m3,
Gemma und „ Hereulis.
Distanz 180.8.
8ı 22m
34,5
41.5
223
103.4
40.4
433
42.15
39.9
83.3
84.9
84.6
83.0
Schwierige Messsung.
Nr. 322. Deneb und Polarstern.
9 10 = 95.2
94.0
D 93.1
19 95.0
24 — 30.9
30.75
31.9
36 32.5
Deneb mit sich.
108.0
107.75
107.8
107.45
35.9
— Hier ist bei
A das untere Ende des Schlittens statt des
oberen abgelesen, daher die Ablesungen um
37.3 18.1 zu ver-
35.7 mind. sind.
36.1
Bild: 64.4 63.5
64.0 63.7
Nr. 323. y Aquilae und Z£ Aquilae.
Distanz 100.8
10 30
92.3
94.8
96.3
238
92.8 102.0 s 104.0
10h 42m 92.3 104.7 1
103.2, 3
47.5 38.3 3275 103.45 1
De
34.45 25.3 Ss 22.6
59 35.3 941 1]
63 39.5 in
Geht sehr schwer wegen Blendung durch 23.7 1
Strassen-Laternen. 26.2 5
25.0 1 22.5
Nr. 324. y Aquilae und y Lyrae
Nr. 326. Gemma und z Hereulis.
11 21 93.0 91.9
91.9 [Die Beobachtung ist gemacht in der
36.5 Be Meinung, dass der mit «Cor. verglichene %#
dHerculis sei. Die Bemerkung wegen des
49 34.2 32.8 Nachbars, der bei d' fehlt, macht es aber un-
33.7 zweifelhaft, dass r beobachtet wurde, obwohl
33.95 die Distanz für diesen um 009 grösser als für
58 33.0
d ist. (Vielleicht der Kreis um 10 falsch ge-
stellt?) Auch die Helligkeit passt für x und
nicht für d.]
Nr. 325. « Andromedae und d Andro-
medae. 97.45[] 820 s
&h gm 809 1
12 16 — 83.0 81.4 s
84.0 13.5 Bir 1
* B
96 = ) es „Ausser JH. ist noch ein etwas schwä-
cherer *%# des H. im Felde, welcher etwas
39 we 40.9 stört.“
z ak 816 247 40.3< s
28 19 is
39.5 39.0 y 119 1
*) Der []Schuber A fand sich nicht ganz 23 44.0
offen, und wurde erst bei der folgenden Ein- 97.5 34.8 40.7 1
stellung geöffnet. Die vorigen Beobachtungen Jetzt eine Pause gemacht.
sind wahrscheinlien sämmtlich unter diesem
Einflusse gemacht, da der Beobachter sich - == = 2
nicht erinnert, ihn berührt zu haben.
Nr. 327. Deneb und y Andromedae.
10 40.5 FR 343 s
Von nun an wieder beide Beobachter. 36.0 1
® 33.4 Ss
H sis
185% September 20. C. d. U. — 0m 7. 326<
Prachtvolle Nacht. 51.5 SA
Wega mit sich. 53 = 895 8
97.65 1 — (Die erste u. 90.5 1
107.4 s dritte Ables. 90.2 8
sind wahrscheinlich um 10 Linien zu klein.) 59 90.6 1
98.65 1
Nr. 325. «Peeasi und & Pegasi.
> >
11h 15m 24.1 44.7 s Geht schw.
44.9 | wegen ge-
43.95 > s ringer
24,5 24.0 43.0 I Helligkeit.
30 69 78.6 s
80.6 1
78.6 s
39.7 97.0 791 ]
49.4 — 94.6 Ss
95
02 <s
595 93 1
12,2 — Sl0r Ss
30.4 1
32.0 s
6 SSOEN
Nr. 350. «Andromedae und yCassio-
pejae.
12 13.3 24.0 23.088
24.25 1
26.3 8
18.5 24.0 23.0 1
20.6 102.6 100.6
3aszl
101.25 s
26 102.8 101.75 1
Bild: 62.9 s 62.9
64.2 1] 64.0
Ocular-Stutzen steht auf 34.55.
1857 September 23.
Sehr schöne Nacht.
C.d. U. — 0m,7.
Wega mit sich.
104.8
194.9 5 1
Abh.d. II.Cl.d. k. Ak. d. Wiss. X.Bd. I. Abth.
239
104.9 1
101.7 </s Nicht zu verwerfen.
1049 1 104.9
20.55
oo
nmu So\Vo
-
DDvpbvyeovuki
SDR KO
PB ST on nor
N)
=)
[e2)
Nr. 331. Wega und «Andromedae.
10 20.7 —_ 43.3
44.7
I 43.95
„u mu-ın
41.2 81.35
Nr. 332. Deneb und yPegasi.
10 49.7 — 84.6 s
86.0 1
86.3 5
86.0 1
39.8
41.2
11 47 40.0
Ü
59.1 I 39.4
N
u mm
Nr. 555. Wega und Capella.
3) 20,4 24.4 s gut.
Beide flammen ätwas.
22.0 1
DIES
23.0 1
23.6<{s
23.0 20.4 220 1
25.85 103.95 1003 s
100.3 1
sl
240
11h 33m.7
36.2
104.0
100.4
100 9
102.0
98.1
97.7
Ann en
99.0
Nr. 334. Deneb und «Perseii.
42.6
Nr. 3355. Deneb und yY Cassiopejae.
12 46 = 28.2 s
280 1
27.95 s
9.5 29.5 1
12.8 — 93.9 s
945 1
94.65 s
18.5 96.6 1
Nr. 336. Deneb und Capella.
22.2 91.7 <s —
92.9 1
90.3 Ss 8]
29 91.0 1
31.5 35.25 s DO
SEN
35.2 s S
37.2 341 1
SEHE m]
39.5 34.9 1
1857 September 24. C.d. U.— 0m,7,
Deneb mit sich.
21.6 S
245 1
20.3 Geringes Fl.
23.95 s
234 1
24.5 3
245 1
103.6
104.8
104.25
105.6
103.0
104.1
0 [nn [| un
105.0
Am westlichen Horizont werden Wolken-
streifen bemerklich. Der untere (helle) Theil
der Milchstrasse ist nicht sichtbar. Auch in
SW. und N. Wolken, doch nur nahe dem
Horizont.
Nr. 337. yCassiopejae und « Cassio-
pejae.
11 19.65 —— 22.6 Ss
20:9 1
19/6: 28
I 1
20.3 Ss
35.0 Da
107.1 > s
102.0 7]
Ss
1
Ss
52.5 100.8 1 gut
Nr. 338. yCassiopejae und PÜCassio-
pejae.
12 al 102.2 100.0 s
97.8 1
96.7 <s
951 1
95.8 S
13 102.2 95.35 1
17 237 25.0. < 5
26.971
22 DS
24.7 23.7 De \
Bei den heutigen Beobachtungen die Vor-
sicht gebraucht (welche auch später oft an-
gewendet wurde), Kopf und Instrument mit
einem dunkeln Tuch zu umhängen.
Himmel hatte sich Abends gegen 6b stark
mit Federwolken bedeckt, die gegen die
Dunkelheit hin wieder verschwanden, oder
vielleicht nur unsichtbar wurden. Vielleicht
rühren von ihren Resten die heute vorkom-
menden stärkeren Differenzen in den Einstel-
lungen her? — Sonst Luft trocken und zum
Beobachten geeignet.
1857 September 27. C.d. U. + 0m,1.
9. Am Nord-Horizont nm @) Untergang
etwas streifig und milchig getrübt. — Sonst
anscheinend rein. — Zuerst s allein.
Wega mit sich.
20.0 Flammt st.
[ort
[]
200
[CHCHCHCHCH I)
DeawamND
[0 oe ES MICH |
102.7 103.95[7] Einstel-
lungen gelingen ziemlich leicht, trotz des
Flammens, welches übrigens nachlässt.
102.2
102.8
103.9
1020 <
104.0 105.95
777
Nr. 339. y Cassiopejae und d Üassio-
pejae.
1 A347 99.85 89.25 s
83.7 1
More
48.5 99.9 89.0 1
51.0 28.2 38.2 > s
ara
36.2 <s
55.0 38.2 365 1
Nr. 340.- y Cassiopejae und & Cassio-
pejae.
8 14 27.7. 42.65 s Gehtschwer
beim Schein, wegen Schwäche des Lichtes.
45.0
7 428 s
9.4 27.7 43.4 1
241
8h 12m.15 99.4 79.95
82,5. 1
U 80.7 3
18.8 99.45 80.1 1
Nr. 341. Deneb und Polarstern.
8 29.5 — 92.6 s Flammen
92.45 1
23 >35
35.0 94.3 1
37.2 = 34.8 Ss
36.25 1
334 Ss
41.2 34.95 1 Jetzt Pause.
Nr. 342. «@ Pegasi und # Pegasi.
10 54.3 28.95 42.1 s Distfast
470 > 1 unter-
44.1 s gegangen.
11 60 29.0 41.1 1
10.5 97.231] : 82.3 s
80.5 1
8 80.5 Ss
20.3 97.25 star]
Nr. 343. & Pegasi und « Agquarii.
11 29.2 24.65 37.8 s
37.85 1
5 37.6
38.9 24.5 35.6 > 1
42.4 9407] SEI
83.5 1
S 82.8 s
49:8 94.0 82.0 1
Nr. 344, « Pegasi und y Aquarii.
Geht sehr schwer wegen geringer Hellig-
keit von y.
12 2.4 — 42.9 Ss
40.85 1
39.6 Ss
8.9 41.6 |
11.3 —_ 82.0 8
242
86.0 1 Nr. 347. Wega und y Casseopejae.
82.4 Ss
12h 22m ,2 85.1 1 85h 2m 7] 44.2 s
45.71
44.35 s
Nr. 345. « Pegasi und ß Ceti. 28 zn
32.0 103.8 102,4 s Bf. stark. a Ü Ra:
102.5 1 gut 806 3
29.0 < 8 145 80.0 1
42.0 103.9 98.9 1
, Beendigt wegen der am Horizont herum-
46.3 23.4 25.8 s ziehenden Nebel. In der Höhe scheint der
19.1 1 Himmel noch schön rein. — Später nehmen
22.0 s Nebel zu und werden sehr dicht.
56.3 20.1 1
25.25 S ee ar ne
62.9 23.5 228 |
1857 Oktober 19. C.d. U. — Om6.
1857 Oktober 18. C.d. U.— 0m3. ea nienzek,
re 104.7 1046 s Farb-
ee zuteich 105.0 105.45 1 Verschie-
103.9 s denheit
Eu = 18.2 7% flammen NB. Ablesungen sind so 103.0 1 stört.
20.45 1 etwas. richtig notirt, u. nicht 103.4 s
191 s etwa die Column. ver- 103.0 1
as - wechselt. 104.2 s
- 105. 2.9 1]
30 1 Wo Be a
29r as
106.25 s 106.27 ne en D-
105.3 <1 22.75 s
104.55 s Dar |
104.9 1 : 23.6 s
105.3 s 220 1]
103.9 s _106.2 23.0 s BDA
23.3 24.4 |]
Nr.346. a Pegasi und £ Aguarii.
Nr. 348. y Cassiopejae und nCassio-
Stellung in hohem Grad unbequem.
pejae.
07263 = zu Distanzkreis 30.1. Der beobachtete # ist
82.9 1 ich d nn Stell f
as nic t etwa d, sondern Stellung passt auf n.
34,5 93.3 833 1 — Sehr unbequeme Lage.
b) ©
38.4 27.3 40.0 s Kane, = a ua erg
41.6 1 ee
39.8. >> - er
46.4 27.3 37171 EL 1.077 5
Gegen Ende dieser Beobachtung wird die 37.0 103.4 [7] 84.2 5
Luft nebelig. &h scheint der Nebel wieder 315<1
zu schwinden. Höhe rein. 83.0 >>
! 45.6 103.45 [] 83.25 1
Nr. 349. yCassiopejae und [ÜCassio-
pejae.
Kreis gestellt auf 60.9. Der beobachtete
*% ist der hellste, welcher in dieser Gegend
durchs Feld geht. Verwechslung mit 8 oder €
ist unmöglich. Der beobachtete (£) hat noch
einen kleinen Nachbar bei sich.
7h 58m0 21.7) 44.8 3
ae:
45.4 >s
8 44 21.8 43.1 1
/
8.7 100.15] 81.7 s
80.1 1
13.9 80.55 s
785 1
799 8
16.8 wol). 28.9.1
Nr. 350. « Pegasi und d Aquarii.
82223:7. 102.4 85.0 8
878 1 d flammt
85.4 s sehr st.
31.7 102.45 88.9 1
33 95 22.4 40.45 s
38.2 1
39.9 8
41.6 22.4 33.2 1 Hiernach
Pause.
Nr. 351. « Persei und y Persei.
10 82 —_ 36.25 s
; 35.3 1
DI] 35.35 s
12.4 rast
36.35 s gut.
15.4 38.8 1 gut.
10 17.4 El 87.15 s
86.8 1
N 88.2 s gut
5.0 87,0 1
Nr. 352. Wega und Capella.
31.75 103.5 100.5 s Wega fi.
ausserordentlich stark; Capella viel weniger.
99.0 1
243
1010 s
10h 36m 6 103.55 997 1
39.4 20.6 PER
22.75 1
21.7 s
44.7 20.75 DR
Nr. 353. « Persei und d Persei.
35.05 < s
38.0 1
36.05 > s
53.5 36.1 1
93.05 > s
90.0 1
864 s
90.5 1
\ 85.4 <s
63.5 89.0 1
1857 November 19. (C.d.U.--5m8,
Tag war nebelfrei. Himmel scheint ganz rein.
Wetter kalt, noch ohne Schnee. — [Folgen-
der Morgen dunstig.] Beobachter: s allein.
Wega mit sich.
Bild: 63.45 gut; 628
100.95 99.9
101.6 A bläulich.
102.4 Bmehrorange.
103.5
990 »% fl. etwas.
99.7
101.3
100.95 100.95
25.4 22.6
23.55
23.2
24.4
24.0
25.4 23.55
Nr. 355. « Persei und £ Persei.
39.2 (etwa Gew. !/2)
7 30.5 =
D 35.3
35.7
7h 40m 34.4 <
43.5 je] 89.6 <
90.3
90.4
52 89.95
Nr. 356. « Persei und e Persei.
Bed I 90.25
89.6
88.7 <
8.6 89.6
12.0 I 30.25
33.6
33.8
21 312
Nr. 357. « Andromedae und « Arietis,.
33 —_ 23.0
26.0
23.7 Unbequeme
41 23.8 < Stellung er-
schwert genaues Einstellen.
44 — 99.2
101.5
100.4
49 101.6
1857 December 1%. C.d. U. — Om 1.
Beobachter 1 allein.
Nr. 358. &« Andromedae und « Ceti.
7 56 103.6 94.5
900
93.1 Heftiges Wall.
8 85 95.9
18.7 23.5 32.0
39.0
33.7
30 35.0
Deneb mit sich.
21.4 20.0
1985 Heftiges Fl.
104.3 103.1
102.9
1858 Januar 5. C.d.U.—+ 1m,4.
Nr. 359. Deneb und « Pegasi.
87.0 s allein.
88.85 Beide A ,%
flammen, besonders Deneb.
86 6
88.5 > Auge muss
nach jeder Ablesung erst etwas
ruhen, um wieder gut zu sehen.
Th 4m.5 OD
S 88.7
18.7 89.0 Flammen
nimmt zu.
21.0 — 38.2 <
373 >
39.7
je} 318 >>
35.4
30.0 33.5
33 S 37.2
Jupiter mit sich.
(Capella, welche ich zuerst mit sich ver-
gleichen wollte, dammt allzu stark, trotz ihres
hohen Standes.)
19.35
Down
EDODOOD
SIH9oooO
Bild: 62.6 62.8
103.2 103 6
102.3
104.0
102.9
102.3
102.5 103.6
NB. Tag (ziemlich kalt) war nicht ganz
rein, sondern Himmel abwechselnd überzogen;
auch cirrhusartige Streifen. Bei Beginn der
Beobachtungen scheint der Himmel sehr klar,
gegen Ende der Vergleichung von Jupiter
mit sich (etwa 7h 45m) wird er aber in $.,
auch SO. und SW., offenbar dunstig, ziemlich
hoch herauf, auch ist üm diese Zeit $Orionis
abwechselnd hell und wieder verhüllt. Beob-
achtung ist daher erst noch durch eine spä-
tere zu verificiren.
1858 Februar 2. C.d. U. + 3m A.
Nachmittag hell, aber Himmel zum Theil
milchig gestreift. Jetzt scheint er ganz rein.
Anfangs s allein.
Capella mit sich.
103.3 103.7 _ A bläulich,
99.6 B orange.
100.2
100.6 > Zodiacal-Schein ?
98.6 <
101.6 gut 103.7
22.7 21.8
22.3... Bei dieser Stellung
22.0 scheint mir B mehr
24.3 bläul., Amehr orange.
22.6 21.8
Ziemlich scharfer Wind aus SW., welcher
Wasser in die Augen treibt.
Nr. 360. e Orionis und Capella.
7b 24m 41.5 ==
84.0 Distanz 470,
Nr. 361. d Orionis und Capella.
38.5 79.0 0
80.3
80.15 gut
80.3
D) Bis hierher
heute s al-
gut lein.
47 52.5
48.0
45.2
46.7
44.7
48.5 44.5
ln HEN en
245
Nr. 362. £ Orionis und £ Aurigae.
7 58m ,7
tw 10 Iv IV
PDS RR
& =-1n c0
=
3 Vu
Ss
+ un
[0}
-
158
or
9 102.1 100-4
98.5
101.0
100.8
100.4
16 993 100.2
Heute ruhiges Licht sämtlicher 2% 3%,
selbst Sirius fammt wenig. — Am Schlusse
der Beobachtungen sieht der Himmel völlig
klar und rein aus; später (11'/ Uhr), bei
€ Schein, zeigen sich jedoch einzelne zer-
streute Wölkchen. Folgenden Morgen Schnee.
un
1858 Februar 18. C.d. U. + 1m,3,
s Wolkenbank tief in SW. Mehr nördlich
die rothgrauen Horizontal-Dünste — Unver-
dächtig.
Jupiter mit sich.
21.6 s 20.45
24.0 s Jetzt Saturn, weil
Jupiter zu hell ist.
23.8
20.9
234
23.2 20.45
104.6
102.9
-
[>]
zo
u |
un [en un
104.45
Nr. 364. Capella und $ Aurigae.
8 23.0 — 40.7 s
39.0 1]
m 39.4 s
29.6 40.5 1]
30.1 im) 85.2 s
840 1
86.3 s
35.0 86.2 1
246
Nr. 365. #Orionis und Procyon.
9h 2m3 82.7 s ® Die &
81.3 1 fJlammen stark, pas-
83.9 s sen aber der Farbe
9.7 83.1 1 nach gut zur Ver-
gleichung (silberweiss.)
10.75 43.2 8 ®
44.0 1
42.2 5
15.4 AT
9 23.0 35.25 s —
36.5 1
30:0, 25
29.5 Se!
’
31.3 89.8 s _—
982 1
88.9 Ss
89.8 <|1
88.3 Ss
40.3 90.9 1
1858 Februar 19. I C.d. U.+ 1m,3.
Wolkenbank tief in SW. Mehr nördlich
die rothgrauen Horizontal-Dünste. — Unver-
dächtig.
Jupiter mit sich.
102.25 1 102.9
102.9 s
100.3 1
101.3 s
10222
100.9 s 102.9
Da] 20.8
24.55 s
24.6 1
Pads
28.2 1
23.4 s 20.8
Nr. 367 Rigel und Capella.
23.4 <s R. flammt sehr st.
25.5 1
en oWw
a
09
E [7
A
[CHCHCHT)
BOUSI
ot
53.5
56.2 104.3 > s 105.0
102271 ut
100,6 < s
102.9 1 gut
102.25 s gut
62.4 103.0, 1 105.0
Nr. 368. 8 Tauri und Capella.
7107 106.7 *) s *) Lies hie-
88.3 1 für 88.4, indem ohne
Zweifel durch Versehen das untere Ende des
Schlittens statt des oberen abgelesen ist
88.0 s..(unteres Ende steht
17.3 87.3 1 106.25)
Beide flammen etwas
20.7 35.9 s U
39.8 1
39.4 >s
25.8 39.2 1 gut
r2 BE,
Nr. 369. #Aurigae und Capella.
Schwierig wegen Kleinheit des A von #.
33.25 INES 0
787 1
790 s
42.0 78.0 1
44.1 46.6< s
49.9 1
48.35 s
47.2 485 1
Nr. 370. 8Canis majoris und ZÖOrionis.
T 546 34.9 s 24.8 Beide flam-
39.95 1 men sehr stark, be-
35.0 >s sonders 8.
8 00 36.3 1 24.9
3.0 90.25 sgut 101.15
835 1
900. 3
7.8 96.8 1
902 s gut
11.2 Bl. 101.1
Um 11 rasche‘ Bildung zerstreuter Wölk-
chen. Prisma B zeigte sich etwas verunrei-
nigt durch Schmutz, der nicht entfernt wurde.
1858 Februar 22. C.d.U. + 1m,7.
l allein. — Prismen mit dem Pinsel ge-
reinigt.
Nr. 371. Aldebaran und Beteigeuze.
8h 135m 25 105.1 — Heftig. Fl.
103.6
102.5
20.5 102.8
24.75 26.0 en
269
26.2
30.5 25.35
„Mit Capella wegen Mondnähe kein Ver-
gleich möglich.“
Sirius mit sich.
19.95 Heftig. Fl.
24.0 19.95
104.7 106.45
105.0
104.6
105.2 106.5
Himmel rein und klar, nur in der Nähe
des Horizontes ringsum ein weisser Wolken-
teppich, der sich im S etwas höher erhebt.
1858 März 21. Ord.U. 9m 6.
Nr. 373 Sirius und Capella.
7253:6 _ 90.35 1 allein.
92.2
95.5 Heftiges Fl.
30.5 94.0
Atmosphäre scheint sich mit Nebel erfüllen zu
33.2 — 34.8 wollen.
34.95
37.6
35.3 35.0
Beobachtung etwas unsicher.
Abh.d. 11. Cl.d. k. Ak. d. Wiss. X. Bd. I.Abth.
247
Capella mit sich.
102.3 101.7
Atmosphäre dunstig und nebelig; Gegen-
stände auf dem Maximilians- Platz nicht zu
erkennen.
1858 März 24. G.d.U.—+ 0m,].
9. Luft scheint ganz normal. In W.am
Horizont die bekannten röthlichgrauen Dünste.
Nr.574. eCanis majoris und £Orionis.
7 28.45 39.9 s 33.3 D hinderlich.
40.1 1 Sonst
40.2 5 sehr ruhig.
34.5 392 ] 33.25
37.7 87.1 s
8855 1
89.95 s
43.7 87.45 1 89.95
Nr. 375. dCanis majoris und ZOrionis.
759%3 43.4 Ss 32.4
42.9 1
43.4 Ss
8 50 43.2 1 32.3
8.2 81.0 s 91.35
82.9 1
83.5 s
12.5 80.0 1 91.3
Bild: 63.2 s 63.0
Nr. 376 nCanis majoris und {Orionis.
&h 21m7 eat 92.7 []J ÜUnsicher
80.2 1 wegen schwachen
76.15 s Lichtes und Klein-
30.0 791 1 heit des A von
32.4 96<s 3270
49.3 1
47.65 < Ss
41.5 49.4. 1 82.85
a2
248
NB. Unter dem Bild ist die Lage der AA
verkehrt gegen die Stellung der [_)] Schuber.
Nr. 377. Capella and ZOrionis.
8b 52m.3 = 42.3
44.8
r
oo
a
neo +n
105.0 s 104.2
1224
103.0 < s
104.9 1
1044 s
104 6 104.2
217 8 20.0
230 1
22.85 s
N
24.7 58
23.9 20.0
1858 März 28. C.d. U. + 0m,5.
Luft scheint ganz normal. — OÖ in 0.
Jupiter mit sich.
20.67
DecvDvDv
or ©
m 7 7 0 51777
DREDDD
LISUISIDOm
Nr. 378. Capella und Beteigeuze.
Th 48m) = 92.5
97.9
91.1
s Fl. etwas.
1
s
93.35 1
s
1
(etwa Ge-
wicht !/2)
92.65
56.0 91.0
757.3 ® 3445 s
B7O. N
34.3 s
30.7 1
$ 33.0 s
Sem 35.0 1
Nr. 379. Capella und Polarstern.
8 10.2 — 44.45 s
46.1 1
40 <s
18.5 Aal
21.2 = 837 s
83.9.1
8 83.7. S>u3
26.6 82.341
Nr. 380. Capella und 3Tauri.
37.7 —— 88.4 s
E99
® 88.6 s
41.2 885 1
43.35 D 39.4 Ss
40.6 1
S 39.8 s
47.0 Se!
Nr. 381. Procyon und «Hydrae.
8 57.5 —— 43.8 8
450 1
© 44.0 s
gr Shra 46.0 1
7.75 8 81.2 s
82.25 1 NB. «Hy-
drae steht dem C etwas nahe (vielleicht auf
S 80.3 s etwa 47°).
15.9 83.5
Bild: 63.7 63.15
s
64.75 1 63.95
1858 April 14. C. d. U. + 0m,9.
Luft rein, nur gehen in $. die Horizontal-
Dünste etwas höher herauf als gewöhnlich. —
Anfangs Beobachter s allein.
Procyon mit sich.
198 > „2179
18.3
20.4
207
224 Pr. flammt etwas, des-
halb jetzt statt seiner Saturn ins Feld ge-
nommen. Nach diesem Wechsel scheint mir
die letzte Ablesung zu gross. [Gewicht Y/.]
20.0
217<
19.25 17.9
103.2 105.25
1044
104.2
104.6 Bis hierher s allein’
103.8 1
104.4 s 105 2
Nr. 382. 3Tauri und $ Tauri.
8 25.7 — 42.0 s Geht et-
was schwer wegen Lichtschwäche.
36.1 1
OD 37.85 s
38.6 1
33.7 36.9 s
37.0 w) 86.9 <1
393 Ds
$ 87.251
42.2 86.2 Ss
Nr. 383. 3 Tauri und ı Aurigae.
47.8 — 848 5
85.8 1
U 86.6 < s
53.5 342 1
56.3 DO 39.6 s
41.2 1
$ 65
33.0 41.0 1
249
Nr. 584. $Tauri und $ Aurigae.
9h 8m5 21.4 s 21.37
26.8 1
22.5 8
25.751
1ITEHS
22.11
21.8 <s
18.5 241 1 21.25
21.4 1017 s 104.8 Himmel
scheint jetet auch im tiefen Süden schön rein.
104.5
104.5 s
101.9 1
100.3 s
32.0 103.0 1 104.8
Nr. 385. ß&Aurigae und eAurigae.
40.15 — 41T >53
382 1
= 41.0 s
47.0 418 ]
49.8 0 844 s
87.85 1
$ 85.2 s
55.6 86.2 1
Nr. 586. 3Aurigae und «Geminorum.
10 9.05 — 83.0 s Stellung
83.9 1 etwas un-
® 85.7 s bequem.
14.7 82.0 1
17.7 U 44.6 8
43.6 1
43.35 > s
24.0 44.0 1
Sehr klare Nacht, %% »% sehr ruhig.
1858 Mai 4. 0.d. U. + 1m7.
Arcturus mit sich.
21.3 19.6
b.. 0202.
21.1 Bis hierher s allein.
32
250
101.8 s 103.8
102.6 1
101.5 s
101.05 1
1015225
100.7 1 103.9
Nr. 387. Regulus und y Leonis.
10h 34m 95 Bi 91.9 s R. Aammt
ziemlich
stark.
44 89.2
52.0 33.
Nr. 388. Regulus und d Leonis.
ke U 3495 s Flammen
za von R.
36.8 s nimmtzu.
7.0 32
9.3 U 918 s
91.0 1
90.75 s
15.41 91.0 1]
Nr. 389. Arcturus und Spica.
2177 — 954 s S. flammt
96.8 1 sehrstark.
97°8
26.0 94.4 1
237.8 —_ 2382 Ss
299 1]
DOES
31.4 28.6 1
NB. Himmel den Tag über rein: nach
@) Untergang zerstreute, leichte, anscheinend
wohl begrenzte Wölkchen. Um 10h scheint
es ganz rein, doch flammen &% a Im
Laufe der Beobachtungen einmal in S., nahe
dem Horizont, einen wenig ausgedehnten
Wolkenstreifentdeckt. (Morgens darauf Himmel
dünn bezogen.)
1858 Juni 5. c. 4.076,
Heute bei Tag Himmel ganz rein. Um
9b nur im tiefen W. streifige Wölkchen, tief
im S. mehr nebelartige Schicht.
Mars mit sich.
23.7. %5 21.15
22.5 8
23:7908
2
22.9 >>]
22.0. ] 21.15
103.15 s 105 75
102.3 1
1045 s
1038 1
1046 s
102.0 1 105.75 [Es war
notirt 107.75. Ohne Zweifel Schreibfehler.]
9 35m Venus tief in W. funkelt stark; sie
spielt dabei besonders in Roth.
Nr. 391. 8Leonis und Arcturus.
9h 47m0 468 s —_ A. fammt
stark. — Geht etwas schwer wegen grossen
44.3. ] Unterschiedes.
46.2 8
53.5 40 >1
460 < s Wetterleuchten tief
560 46.0 1 in S.
58.0 82.4 s w
82.9 1
80.3 > s S
10 2 81.95 1
Nr. 393. eVirginis und $Leonis.
10 33 41.8 <s 27.0
423 1
418 >s
39.3 40.2 1 270
Etwas Zeit verloren.
BANTES 997
50.5 86.8 s
56.5 84.0 s
88.5 881 1
86.3 1
61.5 85.1 1 ER
Nr. 394 wUrsae maj. und yUrsae major.
11h 11m2 85.3 980
sa
82.5.8
17 Sa SHel 98.05
20.3 42.1 s 25.27
43.5 1
40.97 s
27.5 42.7 1] 25.3
Nr. 395. «@Draconis und yUrsae maj.
38.1 40.2 < 585 —
42.01
42.05 > Ss
44.7 43.0 1
474 837 85
So
84.0 s m
52.2 85.0 1
Himmel in S., obgleich in der Tiefe be-
ständig Wetterleuchten, von ausserordentlicher
Klarheit. Milchstrasse ungemein deutlich in
ihren verschiedenen Verzweigungen; desglei-
chen ganz tiefe »#’%% im SO. vom Scorpion.
— Fixsterne funkeln heute stark.
1858 Juni 6. C.d. U. + 0m,1.
Tag vorzüglich rein; Himmel völlig klar;
»&r% funkeln ziemlich.
Nr. 396. Capella und Wega.
9 345 88.6 s — Flammen
beide stark, besonders C. Diese zeigt im Su-
cher ein brillantes Farbenspiel in Roth und
89.7: 1 Grün.
89.9 > s
878 1
86.6 < s
40.5 89.7 1
251
42 4 36.8 s —
37.5 1 W. flammt fast
37.0 s ebenso stark als C.
37.0 1
STE
48.0 35.0 ]
Arcturus mit sich.
21.3 Schönes ru-
higes Licht.
1045 1
1028 s
105.0 1
102.8 s
105.0 1 104.8
Nr.397. $ Ursae major. und y Ursae major.
10h 15m4 42.9 8 27.5
42.5 1
43.4 Ss
19.2 41.4 |] 27.5
22.2 86.9 s 102.1
86.2 1
85.6 Ss
27.0 Se 102.1
36.4 783 = 90.8
78.0 > 1
ZA.
42.0 80.251 90.85
46.4 46 s 950
45.9 1
44.6 8
51.0 470° 1, 29.8
Nr. 399. Gemma und ZBootis.
7030 DO 41.1 s
8 38.95 1
a 41.6 8
10.5 895 1
13.8 8 82.95 s
83.3 1
oO 845
22.2 84.8 1
Nr. 400. Arcturus und Gemma.
11h 28m0 — 83.55 s
821 |
S2.35 s
33.5 80.7 1
Bordes
37.6 Baal
39.3 oO ESS
Aa 1
S 4005 s
44.0 43.75 1
”r% funkeln heute weniger als gestern:
auch Wega ist jetzt ganz ruhig. Milchstrasse
heute bei weitem nicht so klar. [Luft wahr-
scheinlich weniger feucht.]
1858 Juni %. C.d. U. + 0m,5,
Tag ebenso schön wie gestern; völlig wolkenfrei.
Nr. 401. Spica und y Virginis.
9 43.1 U 435.9 s Sp flammt
43.7 1 sehrstark.
45.1 s
48.5 43.75 1
51.05 oO 82.4 Ss
82.3 1
81.75 3
55.3 815
Nr. 402. d Virginis und ß Leonis.
107 375 84.4 s U
84.7 1
87.4 8
13.5 83:30 1
19.45 \ 542,888
43.8 1 Geht schwer wegen
43.4 s schwachen Lichtes.
258 447 1 Auch stören Later-
nen von unten.
Nr. 405. Gemma und d Bootis.
10 32.9 U 39.4 s
40.0 1
39.6 s
41.6 EU |
44.45 Ü 842 s
84.7 1
85.25 s
48.6 86,2
Nr. 404. yUrsae majoris und Wega.
11h 1m9 77.0: 8 j
79
78.6 83
7.6 79.0
10.6 48.8 s ®
493 1
48.7 83
16.6 48.45 1
Nr. 405. yUrsae majoris und xDraconis.
37.0 31.350 470 s
48.4 |]
46.85 3
42.0 3150 859 1
44.6 93 45 78.1 s
19.
113 3
505 93.55 80.0 1
Distanz abgelesen 16°,6 Corr. d. Nullp. +0>,15.
Bild: 63.35 s 63.3
63.55 s 62.97
Arcturus mit sich.
20.8 s 19.0
92051
21.05
21.6: 10.2190
104.65 104.2
104.75
101.95
104.0
103.4
103.6 1 104.1
Himmel wie gestern. Vielleichtfunkeln &,&
etwas mehr.
Funkelt jetzt.
u en
1858 Juni 8.
Tag ähnlich wie gestern, jedoch heute um
91h Abd. am N. Horiz. einzelne streifige
Wolken, die sich gegen NO. etwas mehr er-
heben In W. tief Wolkenbank.
C.d. U.+ 0m.7.
Arcturus mit sich.
s 20.2 % flammt
etwas.
102.35 S
103.3 103.6
Bis hieher s allein.
Nr. 406. Spica und Wega.
9h 40m15 90 s — Sp. flammt
91.4 1 sehr stark.
91.05 s
45.0 93.5» 1
47.8 35.0<(s — Flamme von
33.0 1 Sp. wird immer
32.8 8 stärker.
51.7 34.6 1
Nr. 407. nVirginis und $Leonis.
59.45 445 s [) Sehr unsicher
45.2 |] wegen schwa-
4l.l s chen Lichtes.
107 7.9» 42.0 1
12.3 33sD
83.3 |
82.85 s
20.5 81.8 1
Nr. 408. dSerpentis und Gemma.
32.45 4.1 s [U
45.0 1
44.5 8
41.5 43.0 1
253
44.5 82.3 s [DL] Strassenla-
83081 terne stört
82.3 Ss sehr.
50.3 82.9
Nr. 409. ß&Serpentis und ? Coronae.
(Es war die Absieht £ S. mit «@ Cor. zu
vergleichen, der beobachtete #%£ war aber zu
schwach für diesen. Abgelesene Distanz am
Kreise des Instruments 110,95).
11h 1n0 40.0 s 22.6 Geht schwerer
&) 48.0 1 406 als vorher. (Au-
15.65 38.3 s 25.2 ge ermüdet?)
Geht zu schwer, desshalb abgebrochen.
Bild: 65.0 1 641
64.35 s 63.25
Nr. 410. Gemma und yCoronae.
[Es war ursprünglich notirt: G. und ß
Coronae, und auf Distanz 20,8 gestellt. Aber
nach bestimmter Erinnerung von Juni 9 war
der %# in B ein Gemma nachfolgender.
Zur Controle die Beob. Nr 415 gemacht, de-
ren Erfolg mir keinen Zweifel lässt, dass auch
hier y statt 8 gemessen ist.]
28.55 — 41.0 8
44.8 ] Strassen-La-
41.6 > s terne unge-
35.0 42.4 |] mein störend.
37.3 = 83.1 s gut.
84.4 1
84.7 s gut.
41.5 84.8 1
Nr. 411. ßSerpentis und Gemma.
Distanz abgelesen 1106
53.15 43.1 <X s — Himmel scheint
40.2 1 jetzt auch in N.
41.0 <s ganz rein.
12 2.5 41.2 1
5.8 82.2 << s —
80.8 1
84.7 s nicht schlecht.
Jule) 82.1 1
254
1858 Juni 12. C. d.U.+1m,0.
Gegen Abend zerstreute Wolken, die sich
um (e) Untergang nach und nach lösen. Um
91/4 solche nur noch in N.,-etwa bis auf 180
Höhe: in S. W. dunstig.
Arcturus mit sich.
20.655 < s 21.2 flammt etwas.
24.1
235
227
2325
214 < >1.2
101.8 103.2
102.25
102.9
101.0
102.0
102.8
Bis hieher s
allein.
- nn —_ un mn mn
103.15
Nr. 412. yUrsae majoris und Gemma
9h 44m 82.3018 27.5 s allein.
34.6
33.3
53.5 31.4 27.6
56.6 96.1 100.25
ITOEZT
94.5 Beideflammen
61.5 96.7 100 3 ziemlichstark.
Norden ist jetzt fast ganz rein geworden.
Nr. 413. Gemma und e Hereculis.
10 15.4 D 438 s
432 1
430 s
204 42.6 1
22.9 I 834 s
34.0 1
834.7 > s
29.0 83.1
Nr. 414. y Ursae maj. u. 12 Canum venat.
36.3 23.7 3 21.8
18.3.1
23.15 s
>20
24.25 3
49.0 20.3 1. 27.85
55.4 1043 s 100.2
102.3 1
1082 s
1040 1
107.65 s
68.0 108.5 .1.,100.15
Beide %%+% flammen zwar, aber nicht eben
auffallend. Stellung ist ganz bequem. Die
Veränderlichkeit des Helligkeits- Verhältnisses
während der Einstellungen fällt schon bei der
Beobachtung auf.
Nr. 415. Gemma und y Coronae.
(Beob. gemacht zur Feststellung der Iden-
tität des #% bei Nr. 410. Die berechnete Di-
stanz 208, welche % von « hat, wurde am
Kreis eingestellt, aber für einen @ nachfol-
genden »#. Der hier beobachtete kommt
wirklich in das Feld, wiewohl nicht ganz in
die Mitte. Nachdem er in die Mitte gebracht
ist, steht Dist Kr. auf 200. Da auch die Ein-
stellungen mit denen bei 410 stimmen, bleibt
kein Zweifel an der Identität )
11h 15m8 = 427 8
195 41.45 1
21.6 — 86.0 s
23.7 84.0 1
Nr. 416. Gemma und ?Coronae.
(3 geht « voran)
31.3 — 42.0 s
399 ]
42.2 8
42.5 4123 7
46.0 — 85.37 s
858 1
85.25 s
53.0 86.1 1 Dist. Kr. 20,8.
Himmel scheint jetzt ganz rein. »% % fun-
keln zwar, aber nicht übermässig.
Nr. 417. Polarstern und Deneb.
Nach directer Betrachtung scheint mir heute
P. sehr hell.
12h 13m,6 94.27 s —
92.4 1
90.0<“ 3
18.7 90.7 1
20.3 37.0<Xs —
344 1
35.45 s m]
26.9 33.0 1
1858 Juni 13. C.d. U. + 1m,7.
Nachmittag wie gestern: Um (@) Untergang
klärt sich auf. Am W. Horiz. dunstige Wol-
kenbank, die sich im S höher hinauf zu ziehen
scheint, hier aber auf dem dunkleren Himmels-
grund nicht so kenntlich ist.
Arcturus mit sich.
20.8 s 20.0
20.35
22.4
22.3
21.2 >
21.6 219195
Die Beob. unter dem Bild s. sogleich.
Arcturus mit sich.
(Zwischen vorstehende und nachfolgende
Einstellungen fällt eine Vergleichung von Mars
mit Wega.)
100.65 s
101.0 1
99.1 s
100.0 1
99.95 s
98.15 1 100.55
100.55
Nr. 419. 12 Canum venaticorum und
y Ursae majoris.
10 4.25 87.95 s 93.4
90.0 1
89.25 s
10.2 90.25 1 93.3
Abh.d.II.Cl. d. k. Ak.d. Wiss. X.Bd. I. Abth.
255
13.2 33.0 83 22.0
31.0 1
33.8 8
19.0 29.8 22.0
Nr. 420. Ras Alhague und Gemma.
10h 33m.15 24.8 s 22.5.
24.81
27.8 s nicht schlecht.
25.0 1
26.0 3
44.5 27.8 1n.schl. 22.6
42.7 102.0 s 98.2
[Muss wohl heissen 47m.7.]
2]
98.9 s
56.5 100.2 98.2
Nr.421. ADraconis und yUrsae majoris.
Etwa seit 11h 7m hat Wolkenbildung be-
gonnen: erst in S., jetzt auch in N. Höhere
Regionen sind noch frei.
11 22.2 49.7 8 22.8
47.4]
48.2 < s schwierig wegen
schwachen Lichtes.
29.5 4621 22.75
32.65 78.0 s 99.8 Die BE
76.5 1 flammen jetzt.
79.6 s
41.0 79.3 1 99.75
Um 45m ist y U. fast ausgelöscht von
Wolken. Beobachtung wird indess schwerlich
entstellt sein.
1858 Juli 5.
L. allein.
Nr. 422. Gemma und y Serpentis.
C.d. U. + 0m,8.
10 34.5 — 40.2 Flammen
40.35 sehr stark.
39.5 Kaum einzu-
44.25 40.7 stellen mög-
lich.
47.5 — 86.1
86.1
86.8
54.5 86.8
. - Ah
336)
256
Arcturus mit sich.
106.0 106.0
1858 Juli 18. C.d. U. + 2m3.
%. Himmel war Abends ganz rein: jetzt
steht aber in N. eine ziemlich grosse Wolke,
Nr. 423 Wega und Attair.
10h 17m.9 —_ 31.2 s A. flammt
29.0 1 etwas.
28.8 s
DIA]
30338
IM]
25.4 31.0>1
MM]
5
1 sehr gut.
S 95.4 s
1
s
34.2 9.6 1
Wolke, welche vorher nur etwa Cassiopeja
von unten berührte, ist jetzt höher und zu-
gleich geren O. gerückt, und nähert sich dem
Schwan. S. und W. scheinen rein: Milchstrasse
klar.
Wega mit sich.
104.55 104.151
105.15 s
102.751 Flammen
nimmt rasch zu, während zugleich Wolken-
bildung in N. sich ausbreitet.
105.2 s
103.0 1
104.5 104.4 s
20.0 1 189
21.978
22.4 1
23.35 s
SU!
ONKOES 18.9
Wolke hat jetzt (11%) auch den Schwan
bedeckt. N. Horizont ist wieder frei.
EEE VE
1858 August 4.
Nachmittag schön klar. Um @) Untergang
ein paar kleine streifige Wölkchen, die nach
etwa !/dh unsichtbar geworden sind. Scheint
jetzt ganz rein.
C.d.U.—+ 1m,3.
Wega mit sich.
21.9 20.4
199
22.8
24.2
22.3
24.3
un mn u
20.3
104.55 s 105.6
103.85 1
106.0 > s
106.0 1
105.2 s
1
103.5 105.4
Nr. 424 Gemma und ı Hereulis.
g9h 40m .7 21.05 43.6<{s [Gewicht
!/a] Geht schwer wegen schwachen Lichtes.
46.6 1
47.0 8
46.5 21.0 46.1 1 gut.
54.5 106.7 82.05s Flammen
82.2 1 etwas.
81.35 s
60.6 106.8 822 1
Distanzkreis steht auf 31°.0.
Nr. 425. Gemma und 4 Hereulis.
10 19.0 19.23 41.0 s Strassen-
40.0 1 laternen
42.2 s sehr hin-
35.5 19.25 42.3 ] derlich.
29.35 103.5 81.9 s
83.8 1
82.255
36.0 103.6 83.8 1 Abgeles.
Dist. 29°.2.
Nr. 426. y Cassiopejae und y Cephei.
46.85 —_— 86.4 s
84.651
86.8 S
55.0 84.9 1
ID
Qu
|
59.0 _ 36.5 s 106.8 1
4071 104.6 s _W. ziemlich ruhig.
393> s 104.3 ® 105.5
65.0 38.751
Nr. 429. Gemma und z Hereulis.
Nr. 427. Attair und Deneb.
Ih 35m .35 26.4 45.9 s Dist. 21°.3
11h 10m.8 = 21.15s A flammt 478 l am Kreis.
21.2 1 stark. 462 s
22.8 s 42.5 25.3*) 45.6 1
15.2 22.8 1 [®) Ist wohl zu lesen 26.5. Notirung im
Original nicht ganz deutlich. ]
181 — 102.8 s 45.7 99.7 80.2 8
99.6 1 79.0 1
101.6 s ® 80.6 s
99.6 1 54.0 99.8 81.11
101.7 s
95.7 69. l Bild: 64.4 s 63.4 |Okular-Stutzen
6415 1 63.8) steht auf 34.2.
1858 August 11. C.d. U. + 0m,8. FR:
Nr.430. yCassiopejae und [E Draconis?]
Tag schön; feuchte Luft. Abend rein.
2% funkelnd. e [Wahrscheinlich falscher %&, zu schwach $
für & Eingestellte Distanz ist notirt 49°.2.
Berechnung für £ gibt 48.9. Vol übrigens
3 N
Nr. 428. Arcturus und Attair. die Beobachtung Nr. 696 von &]
8 36.3 — 103.0 s Flammen £
98.3 1 beide sehr N Q Son s A sehr
103.2 s stark. S 501 1 klein, weg.
101.7 1 [) 50.0 s Schwäche
1005 s 30.3 S 522 1 des $.
48.65 100.9 1
33.3 m 73.9 3
49.6 =— 24.7 s gut. 755<1
25.7 1] gut 75.0 8
25.0>s Farbe 47.9 76.5 1 vorher et-
stört nicht, wohl aber das lebhafte Flammen. 3 was Zeit verloren.
255 171 Dist. abgelesen 49°.2: anderer *% in Dist.
26 8 48.5 von nahe gleicher Helligkeit, doch an-
60.0 59] scheinend etwas schwächer, auch etwas höher
als der gemessene des Drachen.
Wega mit sich.
Nr. 431. Wega und Deneb.
Schlitten A [ 21.6 s 20.15
bleibt stehen. | 21.6 1 a Schl.B stehen 10 58.15 — 3455s
24.7 8 92.1 | geblieben. 34.0 1
Dal 20.0] 36.0 s
221 s wie oben. 36.0 1
Del 19,7} i 346 s
11 50 35.0 1
105.33 s 105.5
104.9 1 75 — 89.2 s
1034<{s 89.5 1
99%
39
258
88.25 s gut. 87.0 1
89.5 1 36.3 85.0 5
89.2 s x ziemlich unruhig. Stellung sehr unbe-
13 88.2 1 quem.
Distanz abgelesen 23°,7. 40.0 434 1 en
41.7 8
Bild: 63.7 8 63.15 40.4 1
64.4 1 63.8 47.0 40.75 s DO
Licht der %£.% zuletzt schön ruhig. —
Heute viele und helle Sternschnuppen. =
Nr. 435. «& Ophiuchi und Deneb.
1858 August 16. _ C.d.U.+0me. 1M5mI5 356 s =
32H 1]
36.0
Um @) Untergang noch einzelne zerstreute z : u
5 $ Ä E R 11 0 32.1
kleine Wölkchen. Scheinen sich aufgelöst zu
haben. 50 5 1
R F 5 e 90.3 1
Nr. 432. « Ophiuchi und 72 Ophiuchi. 9
9.5 90.25 1
9h 33m .4 — 43.38
44.4 1 —
® 43.0 s L
89.5 42.7 1 Nr. 436. .d Aquilae und y Aquilae.
41.5 DO 83.28 175 34.0 28.3 8
8.31 26.0 1 Schwach.
S 81.8< s 31.6 s Licht.
46.0 85.6 1 26.5 34.0 27.251
29.7 87.9 90.3< s
93.3 1
Nr. 433. Gemma und Deneb. 95.0 3
39.0 88.0 92.2 1
52.7 37.15 s —
36.0 1
34.2 >s ; $ :
57.5 36.8 1 %% heute ziemlich ptsinmikeieh;
EEE, 1048 s 1072
59.3 83.65 5 .E T
1080 1 1071
en 105.25 s
87.8 s 106.5 1
89.971
90.25 s oO 21.25 s 211
10 9.0 9a 23:07 1
240 s gut.
Da Ol
21.1 s
22.6 1 21.0
Nr. 434. # Ophiuchi und « Ophiuchi.
Einstellungen sind heute beiden Beobachtern
10 25.5 95.9 s —_ etwas schwer gegangen. — [Folgenden Morgen
88.6 1 klar und rein.]
86.1 D
1857 August 17. C. d. UT. + 0m,6.
Luft scheint ganz normal. C dem 1. Viertel
nahe, steht aber tief, bei Antares.
Nr. 437. Wega und Arcturus.
&ı 27m .,6 —_ 2255<(s Flam-
24.8 1 men stark.
24.2 Ss
224 1
24.6 s Jetzt ist
W. ziemlich ruhig, aber A. flammt sehr stark.
35.5 21.7 1
100.4 s
99.8 1
99.0 Ss
100.5 1
101.15 > s
43.5 100.1 1
Wega mit sich.
104.0 s 104.77
104.5 1
104.6 s
105.25 1
104.7 s
105.17 1 104.8
20.9 s 185
22.0 1
23.5 8
22.6 1
22.0 Ss
23.1 1 18.4
Nr. 438. Gemma und y Cassiopejae.
Du 7275 27 85 273>s 6. ist
ziemlich ruhig, aber y Cass. flammt stark.
22.11
30.0 s
22 751
26.4<{ s
27.95 250 1
98.47 98.1
98.1
98.4
96.9
97.6
30.0 98.6 98.7
Im Ganzen zuletzt das Licht ruhiger.
Sehr gut.
„u Hu mm
Nr. 439.
9h 37m.65
43.5
46.35
51.5
259
«@ Ophiuchi und e Herculis.
—_ 86.3 s
87.451
[m] 85.6 Ss
S 86.8 1
39.7 1 etwas.
39.9 s
38.0 1
© 40.7 s Flammen
Wetterleuchten in SO.
Nr. 440. 9 Aquilae und £ Delphini.
10 1.6 27.3 34.8 s
35.3 1
42.9 en
11.0 27.5 331 1) derselbe
*% von beiden Beobachtern genommen.
14.0 99.65. 86.4 s
89.0 1
U 85.85 3
20.8 99.75 89.4 1
Nr. 441. Polarstern und Deneb.
28.6 94.6 > s — P. fammt
91.7 1 etwas.
95.7 8
97.31
91.1<s
34.6 93.7 1
36.65 34.4 > s DO
32.3 1
34.5 > s N
34.4 1
31.95 < s
43.0 34.7 1
Nr. 442. $ Lyrae und Deneb.
10 51.1 47.4 Ss —_
42.831 [Gewicht !/2.]
47.18 m]
58.5 48.3 1
I “175 78.1 s D
79.81
779 s N
9.5 7931
260
Nr. 443. Wega und « Pegasi
11h 161.45 = 47.9 Ss
49.0 1
U 48.755
22.0 50.2 1
23.1 [] a ©
78.6
S 79.85 s
26.9 779 1
An einem Abende Ende August (wahr-
scheinlich) oder Anfang September 1858 haben
Herr Professor Schwerd von Speier und
dessen Sohn das Observatorium besucht. Es
wurden dabei von ihnen und den hiesigen
Beobachtern folgende Einstellungen versuchs-
weise gemacht, die man vergleichen kann mit
den bei ziemlich ähnlicher Stellung der Sterne
gemachten Nr. 423 oder 464. Die nachsteh-
enden bilden aber keine wirkliche Messung,
weil der Himmel durchaus nicht rein war:
Attair und Wega.
30.9 Prof. Schw. —
30 4 Schw. jun.
alrars
30.0 1
93.0 8 —
Unterbrochen durch die Wolken.
1858 September 1. C.d.U.— Om,l.
Nachmittag zerstreute Wolken, die sich
zwischen 7 und 8h celöst haben. Jetzt nur
noch Wolkenbank am Horizont, die in SO.
etwas höher geht, aber auch dortin Auflösung
begriffen scheint.
Deneb mit sich.
105.85 s 103.97
104.6 1 A.bräunlich, B. bläu-
lich. Dieser Untersch. ist ziemlich störend.
102.67 s
101.8 1 103.95
102.96 8
103.4 1
21.66 <s 18:35 Farb-
20.9 1 unterschied wie oben.
22.1>s
245 1
22.05 s
23.41 18.27
®
Nr. 444. y Aquilae und y Delphini.
&h 49m A 29.6 44.2
42.4 ]
jez] 450
0) 29.6 8 45.5 1
3.6 932 82.6 gut s
84.4 1
U 84.8 s Flammen
175 99.2 84.8 1 merklich.
Nr 445. y Aquilae und e Delphini.
23.9 100.2 833 s gut.
8391
U 85.0 8
29.0 100.2 811
31.9 25.6 4375s Flammen
genirt.
Bars nlEzsie:
39.0 3) .Rg.
scheint mir jetzt sehr schwach.
41.6 35.8*) 39.0 1
ff) Wird zu lesen sein 25.8 nach Vgl. mit
der ersten Ables. und mit den Einstellungen
über dem Bilde.]
Trübung des Himmels wird bemerkt, die
schon ziemlich weit um sich gegriffen hat,
und dem Adler sehr nahe gerückt ist. Einige
Minuten nach der letzten Ablesung hat sie
den Adler offenbar geschwächt. Um 48m ist
fast der ganze Himmel überzogen.
Bild: 63.7 8 63.4 | Ocular-
(nUrs.maj.) 6461 64.15 | Stutzen
® steht auf 34.05.
„Von der letzten Beob. ‘werden die Ein-
stellungen ü. d. B. wohl zu verwerfen sein,
[Geschehen bei der Reduction.) Die vorletzte
(Nr. 444) möchte unverdächtie sein.“
1858 September 10. C.d.U. + 1m,0.
Tag rein und klar. Alles scheint normal.
Wega mit sich.
103.95 101.0: G. [aus-
geschlossen.]
G. bezeichnet die Einstellungen, welche von
Hrn. Gussew aus Wilna bei seinem Besuche
gemacht worden sind.
-
[o 9)
[e2}
umu-un —
20.3 20.7
Nr. 446. y Cassiopejae und Deneb.
$h 30m.7 31.8 s =
340 6. D
36.6 1:
34.4 s
34.7 G.
39.8 33.9 1
41.35 92.9 s
90.8 G. gut.
93.8 1
912 s
930 G.
50.0 93.8 1
Nr. 447. y Aquilae und [e?] Delphini.
[Der % war wahrscheinlich nicht &, da er
mir gleich zu schwach erschien, sondern ein
anderer, der bei der eingestellten Distanz ins
Feld kam. Vielleicht von etwas grösserer
Distanz als € von y Aq., denn bei der Drehung
des Rohrs kamen mehrmale auch %,%& vom
Viereck des Delphins ins Feld.‘ Notiz vom
11. Sept. 1858. — Wahrscheinlich x Delphini:
zwar berechnet sich für diesen die Distanz
von y Aq. 12°59‘, während sie für e nur 11°.5
261
ist, aber für den an y Ag. nächsten #% des
Vierecks, nehmlich £, ist sie noch grösser als
für x (nehmlich 13°.5). Vermuthlich war der
Kreis falsch gestellt.]
9 5m.O 30.5 52.6 s
6.5 28.6 8081
Abgebrochen wegen allzu unbequemer Stellung
Nr. 448. Deneb und Wega.
34.0 365 1 —
37.6 8
366 1
38.8 366 s
44.5 927 1 —
88.3 <s
90.85 1
48.2 89.8 Ss
Nr. 449. y Aquilae und e Delphini.
(Diesmal der richtige %.)
9 56.1 81.7 44.5 s
49.151
43.95 > s
42.7 ]
43.97 5
10 7.7 31.7 44.3 1
10.4 94.5 83.1 s
83.1 1
N 82.5 Ss
18.0 94.5 83.2 1
Nr. 450. « Pegasi und Deneh.
29.4 37.5 8 —
87,7
87.8 5
34.5 90.9 1
36.6 38.7 5 =
40.3 1
39.0 > Ss
39.8 38.7 1
Nr. 451 «a Pegasi und Z Pegasi.
50.1 _ 36.45s Stellung
36.0 1 unbequem
34.4 S
59.0 308 1 79.3 04
39.1> s 9.6 705]
11h 6m29 36.6 1
11.5 48.3 s
8.8 = 91.2 s Sen! -
> 1 482 s S
ver 2 i 15.8 50.45 1 gut.
Nr. 454. 8P i und Deneb.
Nr 452. Wega und Capella. ü en Sy
23.2 106 45 1011 s 21.5 2a.0578 7
455 1
103.9 1 Br 5 DO
8 33.0 455 1
99,8< 1 ; ?
101.6 s
313 106.55 102.1 1 35.2 83.2 8 =
Beide flammen stark, besonders aber C. in 848 1
ungemein raschem Wechsel, wie zitternd. ann a 1 N
11 347 19.45 233.0< s
21.81
22.6 S
28831 Nr. 455. Polarstern und Deneb.
24.6 <s
43.2 19.45 2281 9h 45m 4 90.95 s =
- 939 1]
92.6 s Oo
50.5 94.75 1
1858 September 11. C.d.U.-+ 0m,5.
Ebenso rein wie gestern, % »% flammen 53.1 a OD
aber etwas mehr. S3lls gut. $
? r : Sa
Attair mit sich. 340 8
23.9, out:
214 s 22.0
935 1 60.1 329 s
21.35 s
al
21.4 Ss } :
230 1 Nr. 456. uPegasi und « Pegasi.
23.35 S
24.8 1 22.0 10 9.8 43.6 S 26.2
4601
103.15 s 103.4 42.3<{s
1042 1 46.5 1
1014 s 42.3 8 DJ]
104.3 1 21.4 45.11 262
101.15 s
103.7 1 23.7 832 102.15
1018 s 8201 =
103.5 1 103.45 82.3 8 $
32.2 8401 102.1
Nr. 453. yAquilae und Attair. 2
Bild: 63.85 s 63.35
9 05 79.3 3 —_ 64.7 1 64.1
79.81 — u.
Nr. 457. Capella und Wega
101.8 s — C. flammt
101.7 #1 stark.
983 s
104.7 1
10125 <s
9247 101.6 1
10h 41m .4
55.6 23.35 s —
22.6 1
24.8 Ss
>52 1
25.67 S
62.5 Da
Nr. 458. Capella und Attair.
11 10.7 1042 s 98.5
105.4 1
104.4 s
19.0 1055 1 98.5
Starkes Flammen von C. sehr hinderlich.
Auch A. flammt ziemlich stark.
11 225 23.0 s 29.1
19.9 1
23.0 s
27.7 22.8 1 29.1
1858 September 12. C.d.U. + Om4.
Morgen war nebelig, Nachm. und Abend
ganz rein.
Nr. 459. «Pegasi und Attair.
10 15.9 44.4 5 — Stellung
44.9 1] unbequem.
41.2 s [U % *% flamm.
20.0 A211
22.0 86.4 s D
845 1
84.85 s N
27.0 81751
83.7 8
298 84.0 1
Bild: 63.85 s 63.27
Nr. 460. « Pegasi und «Andromedae.
42.3 2785 —_
28.3 1
Abh.d. IL. Cl.d.k. Ak.d. Wiss. X. Bd. I. Abth.
263
Deneb mit sich.
104.1 s 104.05
104.4 1
1049 s
104.9 1
102.35 s
102.9 1 104.0
20.65 s
20.0 1
22.0 8
20.05
22.95 s
23.3 1 Linkes Auge stellt auf
etw. grössere Ablesung als das rechte.
s macht die Wahrnehmung, dass ihm von
den 2 Lichtphantomen, wenn sie sehr nahe
gleich hell gemacht sind, bei Betrachtung mit
dem rechten Auge das rechts stehende heller
erscheint. Wird es durch Bewegung am Distanz-
kreis auf die linke Seite gebracht, so scheint
es schwächer.
1858 September 13. C. d. U. + 0m3.
Vollkommen klar.
Wega mit sich.
219 s 22.1
21.75
25.0
23.1 m
24.2
23.0 22.1
102.95 106.27) Die ge-
strige Bemerkung über den Einfluss der Stel-
lung rechts oder links im Gesichtsfeld bestä-
tigt sich auch hier.
103.6
103.6
34
264
105.15 8
103.75
104.5 106.25
Nr. 461. Ras Alhague und Attair.
— Ohne Zwei-
[DJ fel zu lesen
87.0.
7h 47m,2 97.0 83
885 s
90.0 1
88.0 s
55.1 87.7 1
62.1 38.6 1
Nr. 462. yAquilae und ePegasi.
8 10.7 311 Ss 28.95
36.0 1
35.4< s
36.0 1
20.15 34.85 S 29.0
23.75 100.3 1 99,5
94.45 s
96.6 1
94.0 Ss
34.5 97.4 1 99.45
Nr. 463. yCassiopejae und Wega.
45.1 81.6 s — Gehtschwie-
rig wegen des grossen Unterschiedes.
839 1
81.1 s alle]
49.8 82.2 1
51.4 #3<s DD
47.6 1
46.45 s 8
56.7 47.4 1
9 81.5 s =
29.8 11
32.95 O
7.0 35.1 1
32.55 s gut.
10.0 30.7 1
12.2 95.0 5 D
96.3 1
94.0 > s N
18.8 96.1 1
Nr. 4655. «Andromedae und Deneb.
23.6 SERVER! —
94.0 1
93.3 s DI
31.2 97
34.4 30.95 s
31.4 1
30.75 > s
41.5 33.9 41
Nr. 466. nAquarii und «a Pegasi.
Am Horizont etwas Nebel, von Gaslicht
beleuchtet Jedoch sind sehr tief stehend
»% % noch schön rein.
9h 53m ,5 44.1 Ss —
Aa
43.9 8
10 27 43.9 1
Nebel hat eine Art Bank in W. und NW.
gebildet, ist auch sichtlich aufd benachbarten
Platz: übrigens in Bewegung.
10 5.4 88 -
ee!
als
16.0 1
Nr. 467. ZAquarii und «Pegasi.
26.8 82.4 s — Luft jetzt
84.9 1 etw. nebelig. —
82.8 s % »% schön.
34.4 87.51
37.0 4258 —
39.0 1
40.3 s
41.25 44.8]
Nr. 468. y Pegasi und « Andromedae.
47.69 36.45 s — Diese Aci-
32.1 1 mute scheinen ganz
nebelfrei. Nur unten Luft etwas dunstig.
30.5 s
10h 52m 9 3401
55.6 96.8 s —_
96.7 1
91.4 s
60.0 9121
1858 September 29. C.d. U.-+ 1m,0.
Tag ganz klar: Luft scheint völlig normal.
Attair mit sich.
22.0 s 20.1
20.15
19.3
20.95
20.9
22.1 20.1
105.23 106.25
104.4
10485 >
104.36
104.95
104.2
Nr. 471. Wega und Capella.
10 20 —— 24.7 s C.fammt
21.6 1 stark, W.
21.8 s weniger.
23.5 1
224535 CinNO,
26.5 25.2 1 tief.
38.35*) — 10425 s
[Ohne Zweifel zu lesen 105.5 1
28.35.] 105.25 s
103.6 1
103.8 s
36.4 103.3 1
Nr. 472. ß Arietis und « Andromedae.
43.5 29.2” 8 —
30.7 1
28.55<{s
51.5 34.1 1
30.15 s
57.0 34.0 1
58:6 93.3 8
11h 10m 93.4 1
15.15 82.0 s —
80.6 1
81.63 s
21.5 81.8 1
23.8 41.9 s oO
47.5 1
43.55 s
46.0 1
4495 <s S
36.7 46.7 1
Bild: 63.85 s 63.67
Von jetzt an sind die Messungen von Seidel
allein fortgesetzt, nachdem Leonhard in Folge
amtlicher Versetzung abgereist ist.
1858 Oktober 4. C.d.U.— 7m0,
Nr. 477 _ Wega und Capella.
10 38 _ 105.3 > W.flammt
105.8 etwas.
104.85 <
43.5 ‚106.15
45.5 — 19.7
21.4
20.55
48.7 20.1
Deneb mit sich.
23.8 21.65
23.7
25.0
25.0 21.65
104.5 102.95
102.95 gut.
104.3
102.5 102.95
Unt. d. B. steht Phantom A rechts.
34*
Nr. 478. « Piscium und « Andromedae.
11h 29m 80.9 ==
79.9
82.1 D
30.0 82.4
32.5 43.1 e]
43.4 >
43.95 gut. 8
41.5 45.23
Nr. 479. dCeti und «Andromedae.
52.0 48.85 —_
50.2
47.95 D
59.0 46.95
12 24 80.35 D
80.65
79.95 N
13.3 79.8
Tag war ganz rein, am Anfang d. Beob.
standen jedoch am W. Horizont (tief) ein paar
Wolkenstreifen, die später sich mehr nach N.
zogen und sich da auflösten. Beobb. halte ich
für ganz unverdächtig.
m N TE ES EFT ET rn ae rn
1858 Oktober 7. C. d. U. — 8m,4.
Tag vollkommen schön und klar: Alpen-
kette deutlich sichtbar, doch nicht besonders
„nahe“.
Nr. 482. Wega und Capella.
Horizont unter C. scheint ganz rein.
7 43 — 30.3 Obwohl C.
stark flammt, gelingt es doch, leidlich ruhige
Augenblicke dazwischen zu erhaschen, so dass
die Messung im Ganzen gut sein wird.
30.7 >
29.4 <
29.6
30.7
51.5 27.0
54 = 97.4
95.4
95.8
95.7
95.4
62 96.8
Wega mit sich.
103.6 103.0
102.0
102.0
103.0
101.8
101.4 103.0
20.9 20.85
22.6
23.7
23.5
22.6
23.7 20.85 Hienach
Pause.
Nr. 483. Wega und Capella.
10h 45m 18.0 20.0 Beide
20.35 flammen
21.8 stark.
50.4 18.0 20.6
53.5 104.6 100.9
100.3
100.7
56.5 104.6 100 65
11
Nr. 485.
12
Nr. 484. yCeti und «Andromedae.
40
3.5
10
83.7
81.3
82.35
83.9
40.5
40.0
42.2
44.0
Oo
oO
$
«Andromedae und Capella.
12.5 84.1 DO
84.6 Beide unruhig. « And.
scheint mir etwas röthlich neben Capella.
84.05
17.5 85.1
1858 Oktober 14.
Tag schön, doch mit etwas Wolken. Um
® Unterg. in 'w. eine ausgebreitete bis über
d. Zenit reichende Trübung, die sich später
allmählig auflöst. — Um 95 scheint der Him-
mel ganz rein und sehr klar. Grosse Menge
kleiner *% »%£; Milchstrasse schön; übrigens
feuchte Luft. Himmelsgrund noch ziemlich
hell, wahrscheinlich noch vom C, der aber
während der nächsten Messung untergeht.
C.d. U. — 5m,9,
Deneb mit sich.
105.3 105.2
103.85 Sehr ruhiges Licht.
104.65 <
104.15
103.8
104 25 105.15
21.2 18.8
21.45
19.8
20.2
22.0
19.2 18.85
Nr. 486. Capella und Wega.
9h 59m 5.3 — Farbunter-
schied stört u (gelblich und violet). Flam-
men auch stark.
22.2
24.63
10 35 22.7 —_
5.4 105.7 —
101.0
103.8
10.5 104.4 —,
Nr. 487. « Trianguli u. « Andromedae.
10 20.2 82.6 — | [Haben Gew.
> !/2erhalten.]
85.0 [DJ Jetztdasbis-
her blendende Licht von unten verdeckt.
267
28.5 85.3
30.5 84.25 gut. 8
33.5 42.7 D
41.0
43.25 S
40.0 40.9
Nr. 488. $ Trianguli u. « Andromedae.
10h 45m .0 36.4 < — Stellung
36.0 gut. zieml. unbequem.
35.7
50.5 38.1
53.0 89.3 U
90.55
87.4 8
58.5 88.7
Nr. 489. «Andromedae und «Persei.
11 12 101.95 102.0
994
100.1 gut.
17.5 98.6 102.05
21.0 2405 22.97
27.6
26.0 gut.
26.0 26.95 22.97
Bild: 64.0 64.0 Oecular-St.
33.95.
Nr. 490. Wega und Capella.
39.5 200 — Farbe stört
23.6 jetzt wenig.
19.65
45.5 20.4
47.2 — — Ordentlich
102.4 105.8 eingestellt.
102.65 Flammen mässig.
104 3
56.0 1021 105.7
Ziemlich schwache ȣ ȣ weit unter Wega
gut sichtbar. [Folgenden Morgen der Him-
mel stark bezogen.]
268
1858 Oktober 16. C.d. U. — 8m,0.
Schöner Tag: viel wärmer als die letzten.
Nach @) Untergang wenig nebelig: gegen Yh
% »% schön, nur Luft noch ein wenig dunstig.
— Heller I Schein.
Wega mit sich.
105.2 105.75
104.2
106.3 Schlitten B, der nicht
ganz fest geklemmt war, und nach der 2. Ab-
lesung an das Ende d. Schlitzes gesunken
war, wieder gestellt auf 105.75.
106.2
105.6
104.8
23.9 21.2
23.1
2335 <
Bae> Dil
an
Nr. 491. «@Arietis und Capella.
10h 2m 45.2 —
45.7
46.0 D
7.5 44.1
11 81.95 =
81.25
80.0 5
16.5 81.0
Bild: 63.6 63.55
Nebel hat sich insoweit verdichtet und
gesenkt, dass der benachbarte Thurm der
protest. Kirche mit der obern Hälfte heraus-
ragt. Jedoch veränderlich.
Nr. 492. yPegasi und $Pegasi.
39.2 34.2 36.8
35.6
34.8
46.6 34.95 36.8
50.0 95.8 96.0
97.0
98.0
60.0 97.7 96.0
Während der letzten Einstellung nimmt
plötzlich rasche Bildung von mehr consistentem
Nebel überhand. C steht schon in starkem
Dunst. Desshalb abgebrochen. (Bald darauf
C und % *& in West schon wieder ziemlich
frei). — Nach dem unmittelbaren Eindruck
halte ich die heutigen Beobachtungen für gut.
1858 November 25.
Nachmittag etw. dunstig: noch um !/27 Uhr
am “% hellen Himmel deutlich umherziehende
Nebel wahrnehmbar. Nach 8h scheint es mir
rein, nur Luft unten noch etwas dunstig.
Jupiter mit sich.
22.2 19.75 Ocular be-
schlägt jeden Augenblick, obgleich die Kälte
sehr mässig ist.
20.95
19.95
21.95
19.97
214 19.75
105.45 105.1 Jetzt steht
105.4 Arechts oben im Felde.
105.3
105.4 105.1
Dunstwolken verhindern die Fortsetzung
der Messungen.
1858 Dezember 17. C.d.U. — 6m2.
Seit Mittag klare Luft; etwas kalt. —
Heller C Schein.
Nr. 493. Deneb und Capella.
7h 1jm.5 90.05 —
90.4
92.35 D
8.5 92.2
11.5 33.95 D
; 32.05
31.9 S -
16.7 33.9 D.flammt; doch mässig.
Nr. 494. Aldebaran und Deneb.
D. erscheint schön bläulich neben A.
7h 28m 28.6 25.0
272 HellesFeld, weilC ziem-
27.6 lich nahe bei A.
36 26.5 25.0
39.6 100.4 102.1
98.7
936 Farbunterschied ist
47.6 101.3 102.2 störend.
Nr. 495. «Andromedae und Aldebaran.
58.6 100.0 —
98.85
98.9 gut.
67.0 100.3
8 10.5 34 25 26.6
35.6
36.0
17.5 34.95 26.6
Gesichtsfeld ist merklich heller bei d. Beob.
über d.B. als unter d.B. — [Ist allgemein so.]
Jupiter mit sich.
19.6 20.55
22.3
22.7
21.2
21.1 gut.
22.55 20.55
104.8 104.9
103.95
102.4
104.3
104.7
104.45 104.85
Nr. 496. y Cassiopejae und Capella.
8 42 82.75 =
83.4
83.6 <
47.0 83.7 I
Unbequeme Einstellung.
49.6 43.2 D
43.95
42.3
57 43.8 >
Himmel scheint vollkommen rein.
1859 Januar 9. C. d. U. + 8m,4.
Empfindlich kalt (etwa — 11° R.). — SW.,
wo die C Sichel steht, ist in der Nähe des
Horizontes dunstig; SO. und die hohen Re-
gionen scheinen aber klar.
Nr. 497. «Arietis und Aldebaran.
sh 38m .5*) 33.25 Einstellung erschwert,
*) Muss jedenf. 32.7 weil die Mikrometer-
heissen 33.5. Schraube am Dist.-Kr.
38.5 33.25 nicht zieht.
42.5 93.35
91.3
46.0 92.5 Farbunterschied nicht
auffallend.
Nr. 498. Aldebaran und Halcyone.
Licht der andern Plejaden % »% mischt
sich nicht mit dem von n, doch stören sie
etwas durch ihre Gegenwart im Felde.
8 59.4 87.4 U
87.6 <
9 4 Bz7ran>>
8 43.2 [J Auf dieser
42.2 Seite stören die Nach-
bar % »% mehr als auf der andern.
447
15.5 41.4 gut.
Ueber d. Bilde steht Aldebaran rechts im
Feld.
Bild: 64.2 63.65
[NB Bei dieser Aufzeichnung sind ent-
weder die beiden »% »%£ in der Ueberschrift in
verkehrter Ordnung genannt, oder die beiden
Columnen für AundB verwechselt. Die über-
wiegende Wahrscheinlichkeit, namentlich auch
auf die Notiz über die Stellung im Felde be-
gründet, und auch meine Erinnerung (aufge-
zeichnet Apr. 14) über die Umstände der Be-
obachtung sprechen für die 2. Alternative.]
270
Nr. 499. yAndromedae und Capella.
9h 31m.7 45.67 DO Stellung
45 85 U[LJ ziemlich un-
35.5 46.7 bequem.
39 81.7 og
79.95
42 80.7
y scheint, obwohl etwas in W., in ganz
reiner Luft zu stehen.
Nr. 500. Aldebaran und Capella.
Vollkommen ruhiges Licht: Farbe stört
gar nicht.
485 Osprout, 2
90.15
92.4
54.5 89.2 iM]
10 0.3 37.6 ®
58.2
36.4 gut. 8
5.2 37.3
Capella mit sich.
23.2 19.7 „Ganz auf-
22.8 fallend ruhiges Licht.“
21.7
22.8
22.69 19.7,
102.95 102.4
103.6
102.6 Unter dem Bild steht
101.25 Phantom A rechts.
104 2
103.0 102.4
Himmel schien zuletzt auch in W. klarer
als im Anfang: vielleicht weil nach C Unter-
gang die Dünste nicht mehr beleuchtet sind.
— +2 r% überhaupt heute vorzüglich ruhig;
selbst Sirius.
1859 Januar 21. C. d. U. — 6m,6.
Heute schwach dunstig in W.undS., doch
scheinen die höheren Regionen, namentlich
um Orion und Stier (SO.) vollkommen klar.
(Nachmittag war Himmel klar, jedoch von
matter Farbe.)
Nr. 501. A Tauri und Aldebaran.
7h 56m.5 49.85
[Diese Zeit ist jedenfalls irrig notirt.]
45.4
46.6
54 45 6
57 79.0 [) Geht etwas
78.1 schwer weg. schwach.
8095 Lichtesu. unbequemer
81.8 Stellung.
Nr. 502 Bellatrix und Capella.
27.5 87.8 D
85-4
87.4
32.5 87.7
35.0 38.1 oO
39.3
39.1
40.0 39.2 Schönes ruhiges Licht.
Nr. 503. «@Persei und Capella.
47 44.4 > D
44.65
44.3 <
53 43.6 gut.
54.5 85.3 U
84.6
83.9
59 83.4 <
Capella mit sich.
105.0
103.75
103.4
104.8
104.8
104.45
23.25
24.15
23.9
105.4
105.4
22.45
23.4
22.85
23.0 22.5
Bild: 64.55 64.2 Okul.-St.:
33.8.
Um 9!/ Uhr, beim Nachhause-Gehen, ist
nebeliger Dunst um den Horizont kennbar,
besonders in O., wo er vom aufgehenden C
beleuchtet ist und sich bis etwas über « Leonis
herauf verfolgen lässt. — Jedoch ist parterre
nichts mehr von Nebel zu spüren, was An-
fangs in geringem Grade der Fall war. —
Wetter ziemlich mild; etwas feucht.
1859 Februar 4. C.d. U. — 1m,0.
Bei Tag Thauwetter, Himmel meist be-
deckt, dazwischen @) Schein. Abends sehr schön
klar: ich finde keine verdächtigen Anzeigen.
— Luft noch feucht.
Nr. 504. Capella und 8 Aurigae.
8h 43m.5 m] 947 (Muss ohne
85.9 Zweifel heis-
85.9 sen 84.7.)
48.0 86.0
50.0 oO 40.3 >
41.0
40.7
52.7 40.25
Nr. 505. Capella und 3 Tauri.
0 kei 37.0
37.8 >
37.0
4.7 36.4
6.5 Oo 88.1
83.4
87.25
11.3 88.25
Nr. 506. 8Aurigae und #Geminorum.
23.5 ® 840
2.8 >
819
30.0 84.55
Abh. d. II. Cl. d.k Ak. d. Wiss. X. Bd. 1. Abth.
271
32.5. I 44.1
44.6
44.95
37.5 44.8
102.7 103.0
Bild: 64.05 63.65
Zuletzt etwas kalt. Folgender Morgen
kalt und klar.
1859 März 7. C.d. U. — 3m,3,
Nr. 507. 8 Aurigae und „ Geminorum.
7h 45m @ 43.35
46.1
: 44.45
49.5 45 35
51.5 m 834
84.8
82.2
56.5 83.25
Dist.-Kr. steht auf 22°. 97.
Bild: 63.8 64.4
Es zeigt sich, dass mit der eingestellten
Distanz auch noch ein anderer #% durch’s Feld
passirt Um sicher festzustellen, welcher eigent-
lich beobachtet war, werden an beiden noch
weitere Einstellungen gemacht (Sie stehen
nicht weit von einander, höchstens etwa um
2>< Durchmesser des Gesichtsfeldes.) Jeder
wird mit 8 Aurigae verglichen. [Die Original-
Aufzeichnung enthält umständlichere Angaben
über Lage des Instrumentes ete, welche nach-
träglich zur Feststellung der Identität geführt
haben, so wie im Folgenden kurzangesetzt wird.]
35
272
8Aurigae mit
ad Nr.508.) «Geminorum 8 2m [|] 85.2
Nr. 5072.) „Geminorum 47 [I] 83.1
83.3
81.7
100 D 448
46.4
13.0 44.4
Nr. 508. # Geminorum 190081523971
44.3
39.8
26 42.4
27.5 ED] 870
86.8
30.7 85.2
Nr. 509. $Aurigae und yGeminorum.
8b 42m.5 25.75 24.1
21.8
22.0
23.95
26.5
51.0 24.4 24.1
83.0 103.7 101.55
101.1
101.8
102.8
58 101.8 101.5
[Im Journal folgen hier zunächst zwei Ver-
gleichungen zwischen Saturn und Capella, mit
Umtausch der Gläser-Systeme zwischen beiden,
welche zugleich zur Bestimmung des Durch-
sichtigkeits - Verhältnisses derselben gedient
haben.]
Nr. 5ll. $Aurigae und eGeminorum.
(Nach Pollux [soll wohl heissen: Castor]
der hellste %, der mit der berechneten Distanz
von 8 Aur. durch’s Feld passirt.]
10 11 oO 85.25
85.6
34.8
17 86 8
19.8 = 38.0
41.65
41.4 ZuletztAuge
25.0 41.0 ermüdet.
Tag war rein und klar: milde Frühlings-
luft. Nacht prachtvoll, besonders seit C Unter-
gang: sehr weit hinab ganz klar: »% »# ziem-
lich ruhig.
1859 März 10. C.d. U. + 4m,6.
Seit Mittag hell. Jetzt klar und rein. —
%»% im Allg. ziemlich ruhig. — Heller €
Schein.
Nr. 512. Sirius und Procyon.
7h 38m — 39.95 Beide flam-
men, doch leidlich. — Sirius im Rohr violet-
lich, Procyon gelblich.
40.9
DO 40.0
43 41.7
45 Sj® 85.2 Beugungs-
84.6 linienstören.
8 84.95 gut.
50 SI
Nr. 513. Capella und £ Orionis.
7 57 — 87.35
87.0
84.6
85.65 gut.
42.8 gut.
41.2
39.0 < [Gew. !/a.]
42.0
Ze le
Nr. 514. Castor und Capella.
24.5 38.4 —_
40.95 Ganz ruhiges Licht.
38.2 OD
31.5 38.0
8.58 89.25 D
89.0
87.7 8
37.5 89.1
Bild: 64.8 640
Nr. 515. dGeminorum und ßAurigae.
9h m 43.9 —
46.05
43.1 ®
7.5 42.5
9 82.5 0
81.5
82.3 8
15.0 85.8 nicht schlecht.
Saturn mit sich.
Bild: 64.7 64.1; Okular-
Stutzen 33.7.
24.85 22.8
25.05
24.0 <
25.6
26.15
25.8 22.65
101.5 102.6
101.4
101.7
100 0
101.0
101.1 102.55
Ich halte die heutigen Beob. für gut. —
Wetter ziemlich trocken: etwas weniger warm
als März 7.
1859 März 11. C. d. U. — 2m,6.
Tag ganz klar. Abend vorzüglich schön.
Bild (Jupiter): 63.95 63.77
Nr. 517. Sirius und Procyon.
7 52.0 — 44.2 Zuckendes
Flammen bei Sirius, aber doch heute relativ
ruhig.
43.7
m) 40.8
408
S 39.7
60.5 41.0 gut.
8h 9m; en 85.1
84.9
I 85.7
8 85.6
Nr. 518. Beteigeuze und Capella.
13 90.8 — Farbe stört
88.4 nicht besonders.
92 6 D
20.0 91.0
22.5 35.9 []
35.0
35.4 N
25.5 36.2
23.5 21.0
101.5 102.0
Okular-Stutzen steht auf 33.75.
Anfangs war es unten ein klein wenig nebel-
haft dunstig. Jetzt gar nicht mehr. Die tiefen
»e»%,z. B vom gr. Hund, sehr klar und re-
lativ ruhig.
1859 März 18. C.d.U. + 9m.
Tag rein und klar. Abend ebenfalls, doch
flammen % »% stark, und ich kann mich nicht
völlig überzeugen, ob nicht um C (Vollmond)
schwacher Dunst (am Anfang d. Beob.).
Saturn mit sich.
104.4 105 1
103.0
105 05
274
103.0
104.6
103.6 105.15
22.9 21.8
36.1 sie
24.34
23.95
247
25.0 < 21.75
Nr. 519. Procyon und Regulus.
&h 40m — 32.0 Beide flam.
gut: 32.1 sehr stark.
31.85 Gesichtsfeld
45.5 U 31.0 hell vom
O Schein.
[m] 94.1 Auf dieser
96.2 Seited. Bilds
8 93.9 Felddunkler.
52.5 95.4
Nr. 520. Procyon und Pollux.
58.5 — 96.4 >
93.3
D 94.7
9 35 94.1
5.5 D 32.7
32.0
N 31.0
9.5 33.0
Beide Beob. möchten trotz des Flammens
nicht schlecht sein.
NB. Beim Nachhause-Gehen in halber Höhe
des C ein paar leichte Wölkchen bemerkt.
Um 11h ist der grösste Theil des Himmels
mit milchiger Trübung überzogen.
1859 März 21. C.d.U. + 2m4.
Seit Nachmittag schön klar. %& »% flammen
ziemlich stark.
Nr. 521. Procyon und fß Canis minoris.
8 26.5 en 48.4 < Pr. lammt
50.0 stark.
Ele 49,3 >
32 48.9
Kleiner ## in der Nähe von 8 mischt sein
Licht nicht mit dem von 3.
35 ® 79.75 <
80.6 >
N 78.7
40 79.2
Nr. 522. Regulus und e Leonis.
8b 50m,0 — 46.7
47.4
D 46.7
55.0 46.2
58.0 U 83.0
81.8
S 82.2
630 81.7 R. flammt,
doch mässig.
Nr. 523. Regulus und n Leonis.
Mondlicht im Felde fängt jetzt an zu geniren.
9 95 = 47.05
488
D 48.9
15 48.0
18 D 73.8
80.5
$ 80.3
23 78.95
Saturn mit sich.
22.0 22.3
24.75.
25.4
24.3
23.3 22.39
104.6 104.15
104.5
103.7
101.95
104.7
103.2 104.1
Am Horizont in d. Nähe d. C Spuren von
kl. Wölkchen. Sonst schön klar, auch die tiefen
»e»% z. B. des gr. Hundes.
1859 April 4. C.d. U. + 2m,4,
Um 6h5 war der Himmel noch grossen
Theils überzogen, milchig. Scheint aber jetzt
in S., W. und O. klar (»% »% flammen wenig):
nur am N. Horizont stehen noch dunstige
Wolken, nach oben verwaschen auslaufend.
Nr 524. Regulus und £ Hydrae.
8h 19m — 80.75
79.8
5 80.2 Stark. Wind
19.5 813 aus SW.
8 212 ® 45.4
48.4
S 470
27.5 43.3
Nr. 525. Regulus und e Hydrae.
Ein etwas schwächerer % kommt fast zu-
gleich mit eH. in’s Feld. [Ohne Zweifel e.]
33.2 ei 48.0
49.0
oO 47.8 >
40.0 48.3
42.5 D 78.0
79.0
N 78.2
47.5 78.9
Nr. 526. Regulus und Alphard.,
8 56 — 37.0
41.7
374
37.6
9 45 = 34.8
|
88.65
87.0
86.75
12.5 82 <
J/
Nr. 527. & Leonis und Regulus.
Mit ZL. sind noch 2 Nachbar »% »% zugleich
im Feld.
35 79.9 [DJ Der heftige
79.1 Wind stört.
77.7
42.5 79.4
275
45 49.4 [J Augeermüdet.
47.9
48.4
52.5 493 Dist. abgelesen 11° 8.
Saturn mit sich.
1022 104.0
101.75
105.4 < sie
103.85
104.2
102.1 gut. 104.0
24.3 22.8
26.0
25.5 gut.
25.35
24.6
23.55 22.7
Dunst in N. hat sich zuletzt zu einer wohl-
begrenzten Wolkenbank consolidirt, über wel-
cher jetzt der Himmel auch in N. schön klar
erscheint. ;
1859 April 6. C.d.U. + 2m,5.
Schöner Tag, jedoch gegen Abd. streifig.
Nach @) Untergang scheinen die Streifen, in
9 Beleuchtung noch sichtbar, sich rasch auf-
zulösen. Etwa Y4ı vor dem Anfang der Beob.
verliere ich den letzten Streifen aus den Augen.
— Mondhell.
Saturn mit sich.
25.15 22.85
230
24.7
25.0
26.15
25.8 22.8
104.3 104.6
102.5
103.2
104.4
103 2
103.1 104.6
Nr. 528. Regulus und #Leonis.
8h 20m — 82.1 R. etwas
833 unruhig.
D 82.7
26,3 81.6
28.5 oO 48.7 <
479
N 47.2 >
35.0 47.7
N. 529. Pollux und 40 Lyneis.
46.5 — 47.9
48.2
DO 47.0
525 46.55
Licht des schwachen #%# ist unruhig.
8 55 oO 310 <
80.0
N 782
60 79.8
Anderer »%, im Phot. Rohr etwas höher
als 40 L., welcher bei der eingestellten Di-
stanz ebenfalls das Feld passırt:
774 |Dieser
Nr. 529 a) =
38 Lyneis.]
ist nach Stellung ete.
Nr. 530. Regulus und Pollux.
9 16.5 104.3 101.8
102.4
102.3
220 102.8 101.8
24 26.7 26.4
28.2
26.7
27.0 gut.
27.3
30.5 26.2 264
Bild: 64.2 64.0 Okular-
Stutzen 33.6.
Himmel scheint während der Beob. voll-
kommen klar: nur der tiefe Horizont etwas
dunstig. .
1859 April ?. 0.d. U. + 2m.6.
Tag ganz klar: nach @) Untergang einige
streifige Wölkchen. In N. sind um 8h noch
ziehende Streifwölkchen sichtbar; später scheint
Alles vollkommen klar.
[Durchsichtigkeitsverhältniss der Gläser ist
heute durch Umlegen zwischen Saturn und
Capella bestimmt. ]
Nr. 534. Capella und y Ursae majoris.
9h 18m.5 — 83.0
84.3
El 86.0
2 842
25 00 43.0
44 4
S 43.1 Capella nicht
29 442 vollk. ruhig.
Nr. 555. yUrsae majoris und Pollux.
44 36.5 =
37.6
37.0 0
48.5 35.6
50.5 89.0 []
93.2 < Unbequeme Stellung.
96.3 S
580 92.4 gut Zuletzt windig.
Sirius, seinem Untergange ganz nahe,
zum letztenmale vom Thurme aus mit unbe-
waffnetem Auge (NB. mit Brille) gesehen um
10h 13n,5 UZ.; er hatte die Gränze des Hori-
zonts noch nicht ganz erreicht, als er dem
Auge verloren ging. — [Wahre Zenitdist. ohne
Refraction — 8:)°33'.4.]
1859 April 27. C.d. U. + 0m.
Tag ganz klar. Um @) Untergang bilden
sich milchige Streifen, die sich bald wieder
lösen: Anfangs verräth noch die ungleiche
Färbung des Himmels ihre Spur. Später nichts
Verdächtiges mehr wahrnehmbar. — Schöne
Nacht.
Saturn mit sich.
Unter d. Bild ist Phantom A mehr gelb-
bräunlich, B mehr violetlich.
102 6 105.25
103.3
103 2
103.8 >
104.05
103.8 105.2
22.5 19.8 Ueber dem
23.4 Bild kein Farbunter-
23.1 schied.
22.05
208
22.6 19.85
Nr. 536. &Leonis und #Leonis.
8h 51m.5 -— 35.05
36.35
U 34.6 Stell. wenig
0.0 34.3 bequem.
2.5 U 88.7
900 Messung
8 89.8 geht etwas
10.0 90.0 > schwer.
Nr. 537. Pollux und «<Geminorum.
165 — 78.6 P. ziemlich
77.7 unruhig.
w) 78.4
23.5 80.0
Dreieck von x klein. Beugungslinien darin
nicht auffallend
25.0 le] 48.3
48.2
N 48.0 Auch das
32.0 50.0 Licht vonx
nicht ganz ruhig.
e
Nr. 538. 3Leonis und $3Virginis.
42.5 — 42.6 Licht von
43.5 unten blen-
D 42.2 > det.
49.2 43.0
52.5 = 84.8
84.4
8 84.6
58.0 86 0
Nr. 539. & Leonis und y Ursae majoris.
10h 6m5 105.2 100.9
99 6
99.35
11.5 105.33 99.8
14.5 23.0 25.2
27.2 Ueberd Bild
Phant. B. rechts oben im Feld.
26.9 >
20.5 22.95 28.7
Bild: 64.1 63.6
Nr. 540. y Ursae maj. und o Ursae ma).
10 45.5 = 38.6
38.4 Ermüdung
DO 372 d.Augeswird
55 348 sensibel.
56.5 = 87.3
90.0
8 89.3
62.5 89.05
Okular-Stutzen stand auf 32.7. Er wird
jetzt gestellt auf 35.0
1859 Mai 12. C. d. U. + 0m,9.
Morgens bedeckt, Nachmittag wolkig, Abend
klar. — #% % funkeln: Capella, die schon etwas
tief steht, kommt mir heute auffallend röth-
lich vor (um 9b 45m), — Heller 7 Schein.
Saturn mit sich.
20.5 20.6
22.0
26.0
22.2
22.5
22.4 20.6
278
103.5 104.4
102.5 104.4
Nr. 541. y Ursae maj. und x Ursae maj.
10h 15m .5 34.8 46.9 Mondschein
46.1<{ genirt.
46.3
21.8 34.9 46.6
25.5 91.3 78.4
78.7
798
32.5 91.4 78.8
22.15
[CHCHCHCHERT)
DOES
BUCH CHe Ken)
22.2
Nr. 543. 8Leonis und Wega.
9h 21m 44.8 —
46.2 >
43.95 m
26 44.75
9 282 793.2 ®
78.7
77.4 8& Beide &%
35.0 79.1 unruhig, besond W.sehr.
Nr. 542. yUrsae maj. und ı Ursae maj.
37.0 91.33*) 80.6 *) Noch un-
81.5 verrückt die
812 Stellung von
43.5 91.35*) 79.7 Nr. 541.
Die frühere Bemerkung, wornach ich mit
dem rechten Auge rechts im Felde etwas heller
sehe als links, hier wieder bestätigt.
48.5 34.9 42.4
43.6
45.6
56.0 34.95 42.2
Bei den beiden Messungen war die Stel-
lung etwas unbequem, auch der helle € Schein
störend. — Nacht scheint völlig klar.
1859 Juni 6. C.d.U. +0m5.
Vollkommen klar. I nahe dem ersten
Viertel: bei Regulus.
Arcturus mit sich.
99.7 100.95 Dämmer-
ung noch sehr hell. — Licht nicht ganz ruhig.
9931
Bzl®)
100.2 >
99.3
99.6 100.9
Nr. 544. ßLeonis und £ Virginis.
40.5 31.65 46.3
463 >
47.7
45 31.65 46.2
47.5 100.8 82.1
83.0
82.8
52.5 100.8 84.9
Nacht auch noch später von vorzüglicher
Klarheit.
1859 Juni 28. GETU.0.
Tag und Nacht vollkommen klar.
Nr. 545. Gemma und $Leonis.
9 42.5 103.0 99.35
101.2
102.9
„ #00 103.1 101.6
53.0 22.95 27.6 ß L. ziemlich
24.95 unruhig.
26.9
59.5 22.9 25.8
Nr. 546. A Ursae maj. und y Ursae ma).
10h 22m,5 87.3 — NBA<u
87.8
29.5 89.8 0
31.5 90.3
34.5 37.3 D
39.7
39.4 $ A nicht ganz
42.6 38.2 ruhig.
Nr. 547. Wega und Gemma.
51.2 = 44.1
40.6 <
41.3
58 D 42.0
185% OD 81.0
80.75
N eikz
8 81.0
Nr. 548. «@Serpentis und eSerpentis.
20.5 316 39.0
41.65
42.4
28.5 81.5 39.3
31.0 96.8 85.7
85.2
85.1
40.5 96.6 87.8
Wega mit sich.
24.1 21.2 Unruhig
23.45 trotz d. hohen Standes.
22.7
22.7
23.75
23.3 21.2
103.8 104.2 Jetzt steht
102.2 Phantom A rechts.
103.0
103.6
102.6
103.3 104.2
Bild: 63.6 62.95
Nacht scheint vollkommen klar: Beobh. sind
mir jedoch etwas schwer gegangen.
Abh.d.II.Cl.d. k. Ak.d. Wiss. X.Bd. I. Abth.
1859 Julil.
farbe
279
C.d. U. + 1m,7.
Seit Nachmittag hell, mattblaue Himmels-
Abend klar; Horizont etwas dunstig.
Arcturus mit sich.
101.3
101.95
100.5
101.6
102.4
102.5
20.0
20.35
22.25
22.75
22.9
21.1
103.8 Nicht ganz
ruhig.
103.8
20.6
20.65
Nr. 549. Arcturus und Wega.
Bild: 62.95 62.6
9h 36m 24.0 —
22.55
23.35
42 21.9 —
43.5 100.65 =
101.15 <
101.9
48 102.6 —
Nr. 550. 12Canum venaticorum und
€ Virginis.
57 91.15 88.1
87.2
87.85
10 95 91.1 88.0
12.5 32.7 37.6
40.7
39.2
202 32.67 38.7
Nr. 55l. Gemma und «Serpentis.
27.2 —
31.0
32.67
312
31.4
36
280
37 = 909 >
95.6
94.05
44.5 m 94.8
Nr. 552. Ras Alhague und yUrsae ma).
54 23.85 30.7
32.25
33.55
11h 0Om,5 23.95 290, <
3.9 98.4 93.1
91.4
93.75
9.3 98.45 912
Nr. 553. yUrsae maj. und yCassiopejae.
11 16 23.1 >=
26.2 Auge ermüdet. Auch
20.0 Stellung etw. unbequem
24 24.2
25 97.35 —
100.9
99.6
51.2 got
Auch am Schluss d. Beobb. Alles unver-
dächtig. Milchstrasse schön, doch nicht von
auffallender Klarheit. %& ,% heute nicht
ganz ruhig.
1859 Juli 2. C.d. U. + 2m.4.
Aehnlich wie gestern. Horizont weniger
dunstig.
Arcturus mit sich.
104.5 106.0
Nr. 554. Deneb und Arcturus.
9h 34m 5 35.3 — Farbe etwas
36.1 hinderlich.
36.1 D
39 32.6 nicht schlecht.
41.5 88.0 =
39.4
90.8
45.5 88.25
Nr. 555. Arcturus u. 12 Canum venaticor.
51 = 47.9
46.8
(ai 47.8
58.5 46.05
100 I 78.6
er
N 77.75
5 78.0
Nr. 556. y Ursae maj. und $ Ursae min.
13 25.45 23.0 Stellung un-
24.6 < bequem.
25.2 gut.
20 25.55 23.9
23 101.85 101.8
104.0
99.95
30 101.85 103.0
Nr. 557. y Ursae majoris und Deneb.
35.5 89.0 vw
83.75
89.6 D
41.0 88.4
42.5 37.0
37.35
39.4 S
47.0 41.4
48.5 37.1<
Nr. 558. Arcturus und Ras Alhague.
10h 53m — 84.8
84.0
OD 85.2
57.5 83.9
58.5 7 44.0
42.3
$ 43.0
61.5 41.2
% »% nicht ganz ruhig. — Beobb. werden
im Ganzen gut sein.
1859 Juli 3. C. d. U. + 3m,0.
Tag rein. Gegen Abend ein paar zerstreute
Federwölkchen, die wieder ohne Spur ver-
schwunden sind. Nur Horizont etwas dunstig,
besonders in S.
»% mit sich.
102.4
101.2
102.3
101 95
101.1
101.0
103.5
103.25
22.3 21.2
23.7
22.65
23.95
23.8
23.6 21.25
Nr. 559. Wega und Arcturus.
9,731 19.55 20.8 Farbe stört
22.8 nicht.
22.15
36.5 19.6 22.5
39 106.85 101.95
100.65
100.35
42.5 106.9 103.4
281
Nr. 560. Ras Alhague und yHereulie.
52 _ 822
81.25
m 83 2
85.2
10h 0m.5 D 43.6 Geht schwer
44.2 auf dieser
8 42.0 Seite.
6.5 42.75
Nr. 561. Gemma und $Librae.
15.5 — 95.6
93.2
93.55
20.5 = 94.4
23.5 — 28.2
29.0
32.2
29.5 29.0
Nr. 562. Gemma und 4 Bootis.
46.6 Unsicher
36
wegen Kleinheit des A von #. — Auch stört
Laterne von unten sehr.
10
43.5
45.5
50
45.6
45.25
44.7
80.0
81.1
78.2
790
Nr.
563. Arcturus und Attair.
103.0 Farbe stört
Nacht scheint ganz normal.
36*
282
1859 Juli 6. C.d.U.-+ 0m,9.
Klar. Am Horizont Wolkenbank, oben
etwas verwaschen, gegen SO. etwas mehr an-
steigend, von der einzelne Ausläufer etwas
höher gehen als Antares steht (um 9h 25m),
C nahe dem 1. Viertel.
Bild: C 63.25 62.2
Arcturus mit sich.
19.85 18.6 A mehr
grünlich gelb, B mehr violet: dieser Unter-
schied stört. ,
21.2
21.6
203
20.3
19.9 18 55
104.0 105.6
104.15
104.4
105.55
104.8
105.2 105.6
Nr. 564. 8&Herculis und «Serpentis.
9h 47m 87.8 87.2
87.5
88.0
53.5 87.8 87.35
97.5 36.1 33.15
35.6
36.05
62.5 35.0 33.1
Nr. 565. «Ophiuchi und 72 Ophiuchi.
[Die Absicht war eigentlich, 3 Oph. mit «
zu vergleichen: bei der nahe gleichen Distanz
ist statt desselben 72 beobachtet worden. Die
Einstellungen bei Nr. 585a und b, dann 587
und 5872 und die Notiz hier unten lassen
keinen Zweifel über die Identität.]
10 105 _ 83.9
83.8 >
OD 84.6
16 83.7
18.5 I 42.0
42.1
8 43.0
24 42.8
„Nahe bei £ [soll heissen 72] ein anderer
»%, etc.“ [Folgen nähere Notizen über die
Constellation, welche auf 72 und nicht auf ß
passen.]
Schon während der Beob. Nr. 564 Wolken
in Neubildung und Bewegung, doch erschienen
mir die Regionen der beobb. »#»% unver-
dächtig. Jetzt scheint die Wiederauflösung
vor sich zu gehen, so dass der Zustand des
Himmels wieder ungefähr so ist wie am An-
fang. »% ’%& waren ruhig.
Nr. 566. Attair und Gemma.
10h 37m.5 — 36.9
38.4
DO 37.4
43 37.65
44.5 [I 895 Die
88.05 etwas un-
N 888 ruhig.
52.5 89.0
Himmel jetzt sehr klar.
Nr. 567. Attair und y Aquilae.
11. 3 = 78.35
78.6
80.8
80.3 >
46.6
47.4
46.6
12 47.4
» El El
Zuletzt wieder etwas Wolkenbildung in
SW., aber nicht bis zur halben Höhe von
Attair herauf.
1859 Juli %. C.d.U. + 1m,8.
Himmel klar, indess eine wenig hohe Wol-
kenbank in W. und SW.; in S. mehr ver-
waschen verlaufend.
Areturus mit sich.
105.0
104.5
104.5
105.3
104.1
104.3
106.77 Flammt
stark.
20.7
Nr. 568. Wega und y Draconis.
9b 43m,5
49
UUO
es
48.1 Schwierig
48.0 wegen des
47.0 gr. Unter-
47.8 schiedes.
77.0
76.9
76.7
76.6
Nr. 569. Gemma und fHerculis.
10 15
95.1
93.0
94.6
92.9
35.1
34.6
32.15
33.6
Nr. 570. Polarstern und 5 Draconis.
[Es war die Absicht, 7Drac. mit Pol. »&
zu vergleichen, statt dessen ist aber 8 beob-
achtet worden, der sehr nahe dieselbe Distanz
vom Polar »% hat.
keinen Zweifel.]
29
Nr. 583a und 584, der
Verification wegen gemacht, lassen hierüber
28.2
29.65
28.3
30.8
10h 37m .5
43
Nr. 571.
48
54
58.5
65
283
91.0
93.9
93.3
92.7
Gemma und y Aquilae.
90.6
91.7
90.0
91.5
32.7
33.35
32.0
31.9
Am Schluss vorzüglich klar. »% »% ziem-
lich ruhig.
1859 Juli 13.
Tag und Abend klar.
C.d.U. + 0m 8.
Wenig Dunst am
Horizont. — Mond fast voll: steht tief.
Arcturus mit sich.
102.1
102.6
103.0
103.0
102.95
23.35
24.25
24.95
23.75
236
1040
103.95
21.9
Geht auf dieser Seite
schwerer, wegen des
helleren Felds.
21.8
Nr. 572. yUrsae majoris u. yDraconis.
9 30
39
41
97.6
94.4
95.0
95.05
95.8
33.0
33.0
284
Nr. 573. Ras Alhague und yLy:ae.
106 0m.5
13
26
Die beiden Vergleichungen durch den vom
102.8 85.2
85.85
87.4
102 9 86.4
27.3 38.0
40.85
41.05
27.25 37.5
C Licht hellen Grund erschwert.
Nr. 574. Attair und Arctur.
Beide unruhig, besonders Arct. Auch Farbe
stört.
33
38
39
27.2 —
27.2 <
28.1
25.6 —_
95.5
97.3 > =
97.6
99.5 —
Himmel um C her stark erleuchtet, aber mit
etwas mattem Schein, welches vielleicht auf
dunstige Beschaffenheit deutet?
Bild: C:
1859 Juli1?.
63.0 63.0
Stutzen 34.9.
Wega mit sich.
102.4 104.0
101.25
102.7
103.1
102.0
101.9 104.0
19.6 18.5
21.2
21.2
20.2
19.3
21.0 18.55
C..d. U. + 3m,5.
Nr. 575. Wega und Gemma
9h 43m =
air]
48
49.5 D
S
545
47.05
47.4
46.3
45.65
80.15
79.2
79.2
78.6
Nr. 576. yAquilae und Deneb.
10 2 45.2 <
42 N;
44.5
7.7 44.65
10 81.5
80.8
80.6
21.5 81.0
— Vony kleines
schwaches Licht.
m
$
Nr. 577. eSerpentis und Gemma.
31.7 83.2
82.6
82.75
40 83.8
42.5 41.5
41.2
44.0
4).5 44.0
iM)
Ü
$
Nr. 578. yLyrae und Ras Alhague.
58.2 35.3
383.2
37.15
IN 5 37.3
7 90.2
89.95
90.3
13 89.1
Luft klar, &°% ruhig,
wenig.
C Schein stört
1858 Juli 31. C.d. U. — 1m,9.
Tag völlig klar, Abend ebenso, nur tiefin
NW. ein paar wohl begrenzte Wolkenstreifen.
Wega mit sich.
103.1 105.2
104.9 >
104 4
104.0
102.95
103.6 105.2
21.0 19.07
22.0
20.8
19.5
20.15
21.2 19.1
Nr. 579. «Serpentis und «@ Ophiuchi.
9 35m.5 33.6 — Stellung un-
34.9 bequem.
35.0 < U
43.0 34.0
45.5 90.4 Ei
92.7
89.65 $
55 90.9
Nr. 580. 8Serpentis und Gemma.
10 65 84.0 =
82.5 fEj
39.5 ©
13.5 43.5 S
Ausser Gemma kommt bei der eingestellten
Distanz kein anderer % der Krone, der so
hell als 8 S. wäre, durch das Feld. [Bemerkung
bezüglich auf Nr. 409.]
Nr. 581. Ras Alhague und y Aquilae.
27 = 34.8
36.6
D 36.8 >
35 35.3
285
36 5 I 89.7
93.75
8 89.8
43 88.6
Nr. 58la. «Ophiuchi und yHerculis.
10h 52m = 43.2
53.0 == 82.3
Nr. 582. @«Ophiuchi und PHereulis.
11 ‚05 = 33.0
33.75 >
D 34.0
11 34.0
12 D 90.05
92.3
8 91.7
17.5 89.8
Nr. 583. yAquilae und yLyrae.
26 33.6 32.8
33-7
34.1
36 33.5 36.6
NB. Nichts Verdächtiges bei yL.
40 91.8 90.3
92.2
91.95
45.5 91.9 89.9
Nacht prachtvoll, & »& im Allgem. schön
ruhig, obwohl Arctur stark flammt. — Beobb.
sind mir dennoch ziemlich schwer geworden,
woran vielleicht z. Th. der Umstand Schuld
trägt, dass das Licht in der für die Ablesungen
gebrauchten Laterne zu hell war. — Folgenden
Morgen bezogen.
1859 August 2. C.d.U. + 1m 1.
Tag heiter, doch mit Wolken. Abend klar,
aber in S. und O. geschichtete Wolken unten,
bis zur Höhe von Antares (um 8h 40m) un-
gefähr.
286
Arcturus mit sich.
103.7 104.75 Etwas un-
103.0 ruhig.
102.8
103 3
103.0 104.75
22.8 22.0
23.8
23.4
23.45
23.2 22.0
Nr. 583a. Polarstern und $Draconis.
[Diese und die folgende Beob. sind gemacht
zur Versicherung darüber, dass Nr. 570 wirk-
lich $ statt y Drac. gemessen wurde.]
_— 29.4
Dist.-Kreis 38°.3
9h 7m.5 — 91.3
Nr. 584. Polarstern und yDraconis.
14 —_ 998
97.9
98.3
20 — 98.3 S. noch her-
nach.
21.5 — 26.0
28.8
24.5
26.5 — 23.9
— 100.3
30.0 — 23.6 >
— 99.25
33 — 26.8 < Dist.-Kr.
39.0; bei dieser Einstellung geht auch ? Drac.
durch das Feld.
Wolken inS jetzt grossentheils aufgelöst:
Scorpion und Schütze frei, in schönem Glanz.
Nr. 5855. Gemma und yLyrae.
43 Pers 35.0
34.8
32.6
53 = 31.7
55 _ 90.0
92.2
91.95
59 = 89 95
Wolken in S. und auch im W. haben wie-
der zugenommen und gehen jetzt höher als
vorher.
Nr. 5854. « Ophiuchi und 72 Ophiuchi.
[Diese und die unmittelbar folgende Beob.
sind gemacht, weil die Vermuthung entstanden
war, dass der Nr.565 beobachtete %# 72 Oph.
statt 8? war. Diese Vermuthung bestätigt sich.]
10h 7m = 86.0
— 46.0:
2% ausgelöscht von Wolken. Distanz
war eingestellt 8°,3: bei dieser Distanz kommt
auch £ durch das Feld, welcher heller ist, als
der beobachtete. — Luft entschieden feucht.
Nr. 585b. «Ophiuchi und 3Ophiuchi
Angefangen, weil die #+% wieder frei
scheinen:
10 33 — 89.45
ß gleich darnach schon wieder ausgelöscht
(Vgl. übrigens Nr. 587.]
1859 August 3. C..d. U. + 1m9,,
Tag und Abend völlig rein: nur etwas
Horiz. Dunst.
Wega mit sich.
103.0 105.0
102.8
103.8 >
103.85
103.8 105.0
20.0 19.65
23.3
21.6
21.25
21.6 gut. 19.65
Nr. 586. Ras Alhague und Arcturus.
$h 54m 83.2 — Arct. etw. un-
82.6 ruhig. R.A. gleichfalls.
83.0 D
59.2 82.9
er 43.0 D
43.2
43.2 N
4.7 43.65
Nr. 587. Ras Alhague und $ Ophiuchi.
11.5 au 89.6
91.5
0 91.9
18.5 90.2
20.0 0 38.7
36.0
N 37.6
23.7 38.7
[Vergl. auch Nr. 585b.]
Nr. 587a. Ras Alhague und 72 Ophiuchi.
Ohne Verstellung am Distanzkreis kann
durch Drehung des Rohrs um die nach R.A.
gerichtete Axe auch dieser #%# in’s Feld ge-
bracht werden.
_ 82.0
9 3
_ 44.0
Nr. 587b. Gemma und nHereculis.
Dist.-Kr. wird auf 19°.0 gestellt. Bei dieser
Stellung können. 2 Sterne des Hercules, 7 und
€, durch das Feld geführt werden, welche
wegen etwa früher möglicher Verwechslung
nach einander beobachtet werden.
44.5 110.2 77.9
46.5 20.3 46.0
Dist.-Kr. steht auf 18°.6, wenn n durch die
Mitte des Feldes kommt.
Abh.d.II.Cl.d.k. Ak. d. Wiss. X. Bd. I. Abth.
287
Nr. 587c. Gemma und eHerculis.
53 23.7 45.2
57 99.1 80.6 Dist.-Kr.
19°.1
Nr. 588. Ras Alhague und Gemma.
Diese Vergleichung ist gemacht, weil mir
bei den beiden vorausgehenden Gemma im
Photometer etwas schwach vorkam.
10h 1m.5 _ 21.2
23.0 > [Gew. '/.]
21.5
6 = 21.7
7.5 = 105.2
106.4
103.8
11.5 — 105.2
Nr. 589. 8 Ursae minoris und Deneb.
16.5 87.8 =
86.5
86.6 ®
20.5 87.4
21.6 37.2 D
37.0
37.9 $
26.5 37.8
Nr. 590. Wega und Deneb.
19 30.5 = 37.0 Sehr ruhig.
36 6
D 33.1
37 35.2
38.2 m 912
90.0
$ 88.8
41 89.35
Luft normal, aber nicht so auffallend durch-
sichtig wie neulich.
Be TG 6666
37
288
1859 August 7.
Nachmittag und Abend rein, C im I.V.,
bei Antares.
0.d.U.4+4m2,
Bild: C: 63.15 62.7
Wega mit sich.
104.75 105.2 Nicht ganz
103.9 ruhig.
103.7
103.4
104.2 105.15
205 200
20.4
21.8
22.05
21.95 20.05
Nr. 591. Gemma und nHereculis.
&h 54m,5 99.45 79.65 Stellung
79.4 nicht bequ.
U 81.1
IR 99.45 81.0
5.5 23.65 U] 44.5
45.0
S 44.35
13.0 23.67 44.95 Dist.-Kr.
18°.95
Nr. 592. Gemma und e Hereulis.
Im Bild scheint mir e gegen G. an Hellig-
keit mehr zurückzustehen als 7.
18.5 24.62 45.2 |, [Die drei
44.0 ersten
45.95). Einstel-
lungen mussten cassirt werden, weil die zu-
gehörige Stellung von Schlitten A wegen Nicht-
Uebereinstimmung der zwei Ablesungen zwei-
felhaft bleibt.]
26.5 22.95 45.6
2.50 439
N 45.1
34.5 22.95 44.0
37 100.0 77.0
TE
795
42.5 100.0 80.75 Dist.-Kr.
19°.3.
Nr. 593. Gemma und JdHereulis.
49.5 99.0 84.2
83.37
5 84.6
56.0 99.0 84.6
10h Om 230%] 36.8
36.3
N 36.0 Geht üb. d.
6.5 23.0 36.7 B.schwerer
als u. d. B., wegen Helle des Feldes.
Nr. 594. Ras Alhague und eHereculis.
15.5 26.6 46.7
48.2
= 47.0
225 26.80 47.25
25 1068 I 81.0
82.9
N 82.0
34 106.75 81.8
Nr. 595 Ras Alhague und „Herculis.
40.7 107.0 82.2
3 83.15
= 83.0
47.5 107 0 82.95
51.0 2370 47.1
47.3
S 48.6
56.5 98.6 47.6
Nr. 596. Ras Alhague und d’Herculis.
ir “05 28.67 42.95
44.7
42.95
6.5 28.67 43.15
11 10.0 17.50) 87.7
89.7
N 85.1
15.5 107.15 87.3
Nr. 596a. Ras Alhague in Gläsern A, Dist.-
Kreis gestellt auf 8°.4. Es wird constatirt,
dass von den beiden -% »% ß Ophiuchi und
72 Ophiuchi, welche bei dieser Stellung des
Kreises durch das Feld geführt werden kön-
nen, 3 ein einzelner #% ist, während 72 sich
in solcher Constellation befindet, wie bei
Nr. 565 aufgezeichnet war.
Nach Untergang des I) Milchstrasse schön
klar. — Luft scheint normal. »
1859 August 8. C. d. U. + 4m,8.
Tag rein, doch haben sich gegen Abend
am Horizont rundum Wolken in leichten Bänken
gelagert. Dieselben sind z. Th. wieder gelöst,
aber ihre Spuren noch etwa bis auf das 3fache
d. scheinb. Höhe des Thurmes d. prot. Kirche
wahrnehmbar.
Wega mit sich.
103.6 105.45 Etwas un-
102.4 ruhig.
105.0
102.6
102.7 105.45
20.75 19.8 ‚
20.0
all
20.6
21.55 19.8
Nr. 597. Ras Alhague und £Hereulis.
& hat auf etwa °/s Durchm. des Gesichts-
feldes Distanz einen etwas schwächeren Nach-
bar & [v].
10h 43m 2 97.1 7725
77.45
oO 76.95
495 97.1 78.7
52.5 20.6 I 47.0
47.0
S 46.2
58.5 20.65 46.2
Messung schwierig wegen schwachen Lichtes.
Nr. 5972. Ras Alhague und » Herculis.
1 15 20650) 502
Distanz von R.A. (am Kreis) für & 17°.4,
für v etwas grösser.
289
Nr. 598. Ras Alhague und oHereulis.
Auch dieser % geht durch das Feld bei
gleicher Distanz und Einstellung wie &. oist
der nachfolgende von beiden.
9.5 101.6 80.0
81.4
= 82.0
15.5 101.6 82.9
22.5 2120 44.8
44.2
N 44.77 <
28.5 21.2 44.0
Nr. 599. Ras Alhague und #Herculis.
[Im Original nähere Notiz mit Diagramm
beigefügt zur Versicherung üb. die Identität
des %.]
11h 49m 21271: "49.6
7.0
48.2
50 21.2 47.75
Geht schwer wegen schwachen Lichtes.
53 102.6 77.9
78.2
7915
60.5 102.6 7785 Dist.-Kr.
25.09
Nr. 600. Attair und « Andromedae.
12 19 - 34.8
37.55
D 35.75
24 34 2
25.5 D 90.5 >
90.4
N 87.6
29.5 89.5
Am Schluss d. Beobb. unten weniger Wol-
kenspuren als Anfangs. Milchstrasse nach
C Unterg. sehr schön.
a
1859 Oktober 30. C.d. U. — 3m2,
Bei Tag stürmisch und bewölkt: Abend un-
erwarteter Weise rein. Umstände sind jedoch
nicht befriedigend: Horizont etw. weit herauf
31”
290
dunstig trüb: Nacht nicht besonders schwarz,
obwohl Luft sehr feucht: die gr. %%# »% sehen
etwas verwaschen aus. Es wäre kaum beob-
achtet worden, wenn nicht diese Umstände
erst auf dem Thurm so sichtbar gewesen wären.
Nr. 601. Attair und & Pegasi.
Diese Beob. ist vielleicht am meisten unter
den heutigen verdächtig, weil Att. nicht sehr
weit vom trüben Dunst steht. Doch ist er
anscheinend rein: um ihn her kleine & %*
sichtbar.
8h 31m.5 — 42.6 Beide sehr
42.0 unruhig,
® 41.2 Stellung un-
365 44.3 bequem.
38 ®] 81.6 Lichtscheibe
82.4 von A. nicht
8 83.4 recht scharf
41.5 81.1 begrenzt.
Bild: 63.6 gut; 63.8
Nr. 602. Deneb und ePegasi.
52.5 — 43.0 eimBildetw.
42.4 röthlich.
43.9
59.0 41.0 A,wenn links
und oben, erscheint mir schwächer als rechts
mehr unten.
3.4 Oo 83.7
85.6
N 85.0 D. etw. un-
85.3 ruhig: & ist
jetzt ruhiger als vorher.
NB. Auch mit freiem Auge erscheint mir
Attair nicht viel heller als Deneb. (Attair ge-
schwächt ?)
Nr. 603. «Persei und Deneb.
23 30.0 —
29.6
27.2 el
30.2 33.0 nicht schlecht.
32.5 101.0 m
97.7
95.5 >
37 99.4
Bild: 64.0 63.97
Um 9h 42m jst der ganze Himmel sehr stark
getrübt, nur NO. noch zum Theil frei.
Capella mit sich.
24.2 20.8
25.2
26.1
25.3 20.8
Unterbrochen weil auch Capella verdeckt
wird. — Nicht lange darauf hellt sich der
Himmel wieder auf.
1859 November 3.
Nachmittag und Abend etw. streifig. Spuren
davon in den untern Gegenden d. Himmels
noch zu erkennen. Umstände wenig befriedi-
gend: nicht viel besser als neulich, nur ist
die Luft trockner. — #£ #% ziemlich ruhig. —
Heller I Schein.
0. d. U.— 3m,5,
Nr. 604. Attair und ePegasi.
6h 30.m.2 — 42.8
45.7
D 46.3
345 47.2
37 45 3
38.5 2 82 2
82.5
N 80.0
43 81.0
Feiner Wolkenstreif nahe unter I.
Wega mit sich.
24.0 21.9 Licht etwas
25.0 unruhig.
26.6
244 gut.
22.85
24.95 21.9
Bild: 63.6 63.2
103.1 104.3 Unterd.Bild
steht Phantom A rechts.
104.2 nicht schlecht.
103.25
104.1
104.3 <
105.1 gut. 104.33
Bild: C: 63.2 63.0
Nr. 605. Wega und « Persei.
7h 11m _ 83.8 >
82.2
D 83.1 >
15 82.9
17 U 45.6 Jetzt « P.
449 rechts oben
N 446 im Feld
21 43.0
Nr. 606. &Pegasi und Deneb.
7 27.5 40.55 —
42.4
40.5 D
33 40.9
34.5 84.15 D
83.6
84.05 N
39 83.7
Nr. 607. 8Cygni und yLyrae.
49 43.8 43.95
44 67
45.0
54 43.6 < 43,95
57 87.8 876 Jetzt ACyg.
88.25 rechts im Feld.
87.45
625 879 87.5
Streifige Trübung unten, die um die Mitte
der Beobb. sich mehr gegen den Horizont
zurückgezogen zu haben schien, hat sich wieder
in die Höhe mehr ausgebreitet und kann bis
fast zum C verfolgt werden. In S. und SO.
höher als in W.
291
1859 November 13. (C.d.U. + 0m1l.
Kalt ohne Schnee. Bei Tage klar, scharfer
Wind aus O., aber Himmel etwas matt und
dunstig von Farbe.
Nr. 608. Ras Alhague u. y Cassiopejae.
6b 10m 21.8 — «Oph. unten,
23.4 y (ass. oben im Feld.
17.7 — Lichtetw. un-
16.2 227 19.9 ruhig.
18.0 98.0 101.85
94.2
94.6
22.2 97.5 102.85
Beobachtung etwas gewagt, bei den heu-
tigen Umständen, weil R. A. schon etwas tief
steht.
Nr. 609. yAquilae und ySagittae
32.5 37.05 450 Schwierig
46.0 wegen schw.
42.7 Lichtes.
39.5 37.0 46.0
44.0 88.8 81.0
82.35
81.77
49.5 88.85 82.1
In N. jetzt verwaschne fliegende Feder-
wolken, vom aufgehenden C beleuchtet, bis
zu Capella herauf.
Wega mit sich.
Farb-Unterschied der zwei Phantome auf-
fallend und störend: A röthlich, B grünlich.
23-4 22.4
25.4
25.3
248 <
256
26.05 22.35
Bild: 63.0 63.35
102.8 101.7 A jetzt
rechts, violetlich, B grünlich.
104.0 nicht schlecht.
292
101.65 Es scheint mir, dass
ich bei der Beobachtung auf beiden Seiten des
Bildes geneigt bin, beim ersten Ansehen Schlit-
ten A weiter von der Bildstellung zu entfernen,
als bei längerer Betrachtung. — Den Farb-
Unterschied würde ich zuletzt so bezeichnen:
A weissblau, B. gelblich.
102.55
103.0
103.55 ı 101.7
Bewegung und Neubildung von Ausläufern
in den Wolken. Es muss geschlossen werden.
1859 November 14. (C.d. U. + 0m,1.
Tag und Abend sehr ähnlich wie gestern:
Ansehen des Himmels etwas staubig.
Nr. 610. ePegasi und eAndromedae.
7h 45m 28.9 — «flammt sehr.
32.3 stark.
28.8 0
49.5 316
52 99.2 D 8% jetzt
94.9 etwas ruhiger.
909 S
55 88.1 nicht schlecht.
970 ji]
59 91.7 5
&, direct betrachtet, erscheint mir etwas
röthlich. Abgebrochen wegen Verhinderung,
ohne dass etwas speciell Verdächtiges zum
Vorschein gekommen wäre. Doch schienen
mir die Umstände im Ganzen nicht besser als
gestern.
1859 November 21. C.d. U. + 0m,6.
Nebelwolken haben sich seit Mittag zer-
theilt. Abends Luft in den Strassen nebelig:
die höheren Gegenden des Himmels sehr klar,
%»% überaus glänzend. Stark feucht.
Nr. 611. Attair und Capella.
6 58 24.0 — Flammen um
27.0 die Wette.
24.2 Okular beschlägt schnell.
D 25 24.6 —_
7h 4m,5 100.6 — Jetzt C. links
96.6 unten im Feld.
98.3
10 97.35 — A am un-
ruhigsten.
Nr. 612. «@ Pegasi und e Pegasi.
18.5 — 288 Dist.-Kr.
20°%.4.
40.0 sic. [Gew.'/2]
28.8 Vorher
Schirm aufgestellt gegen die blendende La-
terne von unten.
30.9
28.5 = 27.1
Licht ziemlich ruhig.
32.5 — 103.2
97-9
99.2
38 — 94.0
39.5 — 97.9
42 = 26.8
46.5 == 26.2
Stelle ich Schl. B. jetzt auf 40.0, so ist das
Phantom von & offenbar zu hell.
485 —_ 28.7
50.5 —_ 30.3
Indem Sucher und Prisma A auf @ ge-
richtet bleibt, und die Einstellung am Dist.-
Kr. beibehalten wird, drehe ich das Rohr um
die nach « gerichtete Axe, um zu untersuchen,
ob ausser e noch irgend ein ## durchs Feld
kommt, der etwa früher statt e beobachtet
worden sein könnte. Ziemlich nahe bei & findet
sich Einer, der aber viel zu schwach ist, um
gemessen zu werden; ferner folgender in
grösserer Entfernung, dessen Identität Nov. 22
aus der noch frischen Erinnerung von der
Stellung des Rohres und den desshalb im
Original - Journal gemachten umständlichen
Angaben nach der Karte in der Uranometria
nova festgestellt wurde:
Nr. 613. «Pegasi und Anonyma Pegasi,
Piazzı Hora XXI Nr. 321.
) Oo 50.7 Gehtschwer:
51.5 auch stören
51.1 Laternen.
8 65 U 518
&h 11m.5 U 75.1 Schirm geg.
73.95 Laternen
76.0 angebracht.
16.5 U 759
Dist.Kr. steht auf 19°.8, wenn ## durch .d.
Mitte des Feldes geht [gerechnet 19°52‘].
Nr. 614. Deneb und $ Aurigae.
41.5 u 29.6
34.8 >
30.9
45 = 30.0
Auge ermüdet.
47.5 = 95.0
98.35
97.8
51.5 == 97.2
Deneb mit sich.
101.9 101.25
104.0
1042
103.6
101.55
101.6 101.32 Fl. etwas.
27.05 26.75
29.0
29.5 Auf dieser Seite steht
27.85 A links.
26.25
28.4 26.7
Luft reiner am Schluss als am Anfang.
1859 November 22. C.d.U. + 0m,9.
Sehr schön klar. Nur auf grössere Ent-
fernungen ist parterre die etwas dunstige Be-
schaffenheit der Luft wahrnehmbar.
Nr. 615. yAquilae und #Aquilae.
6 41 34.2 34.8 Schwaches
37.8 Licht.
38.3 # nicht ganz
50 37.0 rubig.
2953
53.5 96.2 94.8 y ebenso.
99.0
95.2 Jetzt Schirm
62.5 96.1 92.4 aufgestellt:
in Folge dessen sind die 2 letzten Einstel-
lungen besser als die vorausgehenden. [Ge-
wicht 2.]
Deneb mit sich.
292 26.5
30.6
29.3
27.9 <
28.6
30.8 26.5
100.05 gut 99.05
99.15
101.7
101.2
100.5
100.4 99.05
Nr. 616. Wega und Capella.
Beide unruhig, besonders W. — Farbe stört
wenig.
7b 29m,5 20.05 24.4
24.2
23.45
34.5 20.05 22.6
36.0 102.8 99.3
101.4
100.45
41.5 102.85 99.8
Nr. 617. yLyrae und ß Aurigae.
Licht etw. schwach, aber ohne störende
Unruhe.
47.5 392 _
41.25
38.05 I
54 36.3
55.5 85.8 w
85.9
872 N
61.5 88.1
294
Nr. 618. Deneb und ? Arietis.
[Es war die Absicht, «Ar. zu messen, e
ist aber kein Zweifel, dass der beob. #% ß war,
welcher bei derselben Stellung des Dist.-Kr.
in’s Feld kommt.]
8h 9m n 36.6
40.05
wie 37.6 >
14 39.0
(A von Deneb etwas kleiner gemacht als
das von ß Ar.)
17 Biel 85.35
85.0
$ 86.9
24.5 87.8
In den Strassen zuletzt merklich dunstiger
als Anfangs. Oben aber schön rein.
1860 Januar 10. C.d.U.-+ 1m,3.
Umstände gar nicht befriedigend. Himmel
gegen () Unterg. streifig, auch in den Strassen
Anfangs dunstig. Oben, besonders gegen N.
scheint der Himmel mir klar.
Nr. 619. yCassiopejae und ß Aurigae.
6 46.5 25.2 — Licht gut.
22.6
22.1
52.7 22.1 =
56.5 106.1 —
102.0 Stellung etw. unbequem.
103.6 Dunst unten ‘hat zuge-
63 104.8 — nommen.
Capella mit sich.
21.6 18.7 Etwas un-
22.15 ruhig.
29.0
18.2
21.8
21.1 18.7
105.1 103.72 A rechts
104.85 unten im Feld.
105.0
102 8
103.0
102.2 103.7
Nachdem jetzt C Schein sich geltend macht,
zeigt sich d. Himmel bis hoch hinauf dunstig
getrübt.
1860 Februar 15. C. d. U.+ 2m}1.
Instrument war wegen Reparaturen zerlegt.
— Prisma B ist seit den letzten Beobb. einmal
beregnet worden.
Nr. 620. ZOrionis und yOrionis.
7h 2m 26.67 — Licht etwas
28.3 schwach: d. Himmel
27.3 istnehmlich nicht sehr
10.5 24.0 dunkel, weil die dun-
stige Luft erleuchtet ist.
13 1017 — Geht leichter
31.5 103.4 auf dieser Seite.
104.67
27 104 4
Nr. 621. $Orionis und : Orionis.
38.5 25.6 381 Schwächere
37.7 Nachbar %
38.6 von ı Or.
45.5 25.55 41.2 stören.
49 102.9 84.0 Auf dieser
83.4 Seite sind
85.8 obige
58 102.9*) 87.8 ausdem Feld
gebracht.
*) War verschoben worden, und ist wieder
so gestellt.
Capella mit sich.
20.9 19.05 DB
22.2 AS
22.3
21.6
21.2 19.05
102.3 103.3
102.4
102.0 B
101.8 SQ
101.7 103.3
Die 2 A A können nicht ganz aneinander
gelegt werden, weil die Berichtigung des In-
struments noch unvollkommen ist.
Luft am Tag schön klar, aber Abd. nicht
nebelfrei. Um die Zeit des Schlusses von
Beob. Nr. 620 und Anfang von 621 scheint
die Nebelbank gegen Orion zu scharf begrenzt,
nachher aber mehr verwaschen und näher an
Or. kommend Anfangs der letzten Messung
(Cap. mit sich) ist Rigel entschieden geschwächt.
1860 März 1. C.d. U. + 1m,7.
Tag rein. Abend schön klar, £ »£ weit
hinab rein. Etwas feucht, und wenig kalt.
Nr. 623. &Orionis und Procyon.
7h 29m,5 37.0 —
39.5 >
36.3 D
34.5 38.1
Beide »& ,£ etwas unruhig.
36.5 90.0 > oO
91.2
88.6 S
40.7 91.45
Nr. 624. &Orionis und x Orionis.
50.5 29.55 30.9 x ziemlich
33.2 unruhig.
35.2
54.5 29.55 34.0
58.0 100.15 94.0
96.6
93.7
62.5 100.2 92.6 <
Nr. 625. &Orionis und Regulus.
8 10 25.35 ga
28.6
26.4 < OD
15 24.6
17 101.8 0
100.5
103.0 > N
21 100.0
Abh. d. II. Cl. d. k. Ak. d. Wiss. X. Bd. I. Abth.
295
Jupiter mit sich.
24.6 21.0
23.2
25.6 Beugungslinien sehr
25.3 stark.
23.08 A bläulich, B röthlich.
23.45 21.05
100.85 101.2
99.4 Jetzt A röthlich, B bläu-
lich, aber Unterschied nicht so prononcirt
wie oben.
99.4
100.05
100.2 Beugungslinien auch hier
99.7 101 2 sehr stark.
Bild: Jupiter: 64.0 63.0
C: 635 63.1
1860 März 11. C.d.U.+5m1.
MorgensSchnee, Nachmittag @) Schein, Abd.
schön klar. Luft vorzüglich. Trockne Kälte
(Morgen darnach — 13° R.).
Jupiter mit sich.
21.05 18.6
20.6
21.8
21.8
21.3
22.6 18.6
101.1 104.0
102.0
101.0
101.9
101.3
102.8 104.0
Nr. 626. &Orionis und A Orionis.
Dieser der hellste von etwa 4 &,%, die
fast zugleich in’s Feld kommen.
20.15 42.7
44.0
41.9
42.9 Vorher
Zeit verloren.
38
7b 40m
Ü
53 20.3
296
56 104.05 0) 842
83.95
N 82.2
61.5 104.2 86.6
Nr. 627. Aldebaran und f Tauri.
gı 8m,5 247 22.6 Ist so rich- ‘
27.3 tig notirt.
28.9
14 24.7 237.3
15.8 24.7
17.5 101.3 98.7
972
97.2
21.5 101.25 99.25
Dem blossen Auge erscheint Ald. gar nicht
viel heller als $£T. — Beobb. können nicht
fortgesetzt werden, weil bei der Kälte das Oel
am Instrum. so steif geworden ist, dass der
Dist.-Kr. gar nicht mehr zu bewegen ist.
1860 März 20. C.d.U. + 9m,6.
Instrument seit den letzten Beobb. noch-
mals auseinander genommen und in Ordnung
gebracht. Bei dieser Gelegenheit beide Pris-
men gereinigt.
Jupiter mit sich.
220 200
20.75
21.25
21.95
222
22.6 200
Bild: 62.2 61.4
102.1 102.6
103.0
102.2 Unt.d.Bildsteht A rechts.
102.55
103.15
103 0 102.65
Nr. 628. y Orionis und « Persei.
7 20 104.6 98.9
99.0
97.8
24.5 104.75 98.67
26.6 17.05 25.0 DB rechts
22.2 oben.
23.15
32.5 17.0 21.9
Nr. 629. £Orionis und y Cassiopejae.
38.5 — 102.0
100.9
102.1
43.5 = 99.8
®
46.0 —_ 23.2
20.8
26.0
52.0 = 24.7
Nr. 630. £Orionis und n Orionis.
8h 6m — 83.0
82.8
Bi 5
11 82.1 Wind hat
hat sich erhoben.
13.5 I 40.0
40.0 >
S 41.6
19 41.7 <
Nr. 631. $Tauri und «Persei.
27 23.2 25.0
27.3
27.2
sl 23.4 26.4
33.9 104.2 3.9
95.3
98.6
37.9 104.1 97.9
Vorzüglich klare Luft, $#,% weit hinab
sehr schön. Vielleicht etwas starker Wasser-
gehalt. Venus erleuchtet ein wenig den Him-
mel um sich: so auch Jupiter.
1860 April 16.
Seit Nachmittag sehr schön; rein und völlig
klar. — Um Venus und Jupiter ist jedoch der
Himmel deutlich etwas erleuchtet. Luft scheint
etwas feucht.
C.d. U. + 0m.
Nr. 632. Aldebaran und Arcturus.
8 25m 40.0 — Ald. fammt
ungemein stark im schnellsten Takt.
39.8
40.0 [J Farbe nicht
30 39.7 auffallend. Licht jetzt
etwas ruhiger.
32.5 85.35 O1
83.95
84.4 S
37.4 83.6
Nr. 633. 8 Aurigae und $ Leonis.
48.5 24.35 26.15
25.3
28.45
55 24.35 23.9
Ruhiges Licht.
87.5 105.4 100.8 Jetzt 8 Leon.
101.05 links oben.
100.6
62 105.4 101.2
Nr. 634. 8Aurigae und #Aurigae.
9,9 27.2 36.3 Nicht voll-
36.2 kom. ruhig
® 37.85
16 212 36.9
9719 97.0 88.0 Jetztfrechts
89.25 oben.
S 89.3
24.5 97.05 89.25
Saturn mit sich.
103.0 102.2 Auge schon
102.9 etwasermüdet. [Es sind
102.35 vorher noch zwei Ver-
101.3 gleich. von Saturn mit
102.0 »%& »% gemacht.]
101.75 102.25
27.55 24.1
26.05 24.05
Ende 10h 15m. Um 11 Uhr wolkig.
nn
297
1860 Mai 4. C.d. U. — Om 1.
Umstände scheinen am Anfang normal.
Jupiter mit sich.
24.15 21.55 Sehr schön.
24.05 Licht.
25.0
24.4
23.85 < 215
103.55 103.0 Nunmehr A
104.85 rechts.
104.0
104.2
102.2 103.0
6372) Wenn der Dist.-Kr. auf 43°.8 ge-
stellt ist, und Capella, in A, in Mitte des
Feldes sich befindet, so kann nicht nur der
Polarstern in’s Feld gebracht werden, sondern
auch ein anderer, merklich tiefer stehender
und schwächerer *%%: vermuthlich y Cephei.
[Diese Notiz hat Bezug auf Beob. Nr. 82.]
Nr. 6358. Pollux und $Leonis.
$h- 50m 100.0 89.95 Feld etwas
89.2 hell
89.85
55 100.0 91.7
8 57.5 25.2 35.0 Jetzt ist A
35.4 lınks oben.
33.2 D Schein
61.5 25.25 34.8 wirkt jetzt.
Beobb. müssen beendigt werden, weil sich
jetzt eine stark unreine Beschaffenheit der
Luft, namentlich in S. und O., herausstellt.
Die letzte Beob. ist desshalb nicht unver-
dächtig.
1860 Mai 6. C.d. U. + 0m 2.
Umstände anscheinend normal.
Nr. 639. ß Aurigae und yUrsae majoris.
8 42 101.25 96.5 ßAur. rechts
97.2 unt.im Feld.
97.3. Stell. nicht
49 101.3 95.0 < bequem.
38*
298
52 25 17 24.8 ß etwas un-
27.05 > ruhig.
29.6
26.55
58.5 25.2 30.35 nicht
schlecht.
Um Venus und Jupiter sind jetzt schwache
Lichtscheine bemerklich.
Nr. 640. $&Leonis und oLeonis.
Ih 20m 104.0 80.6
80.2
D 81.1
26 104.0 82.0
28.5 2950 447
45.6
8 45.7 <
34.5 29.22 46.3
Nr. 641. Pollux und Wesa.
41.5 337 — Licht, beson-
39.4 ders von P.,
38.1 [) in zitternder
45.0 39.4 Unruhe. Passt sonst
gut zur Vergleichung.
46.5 85.65 —
85.9
86.65 S
515 88.4 <
Saturn mit sich.
26.15 22.1 A links unt.,
25.2 B rechts oben.
25.4
25.5
25 75 22.15
99.75 101.9 Jetzt umge-
100.65 kehrte Stellung.
100.0
99.4 Prismen waren heute
99.6 < 101.8 nicht, wie
sonst, abgestäubt worden.
Gegen den Schluss, wo d. Vollmond dem
Aufgang nahe ist, zeigt der Hımmel ein sehr
ähnliches Licht wie gestern (matt metallischen
Glanz). Doch ist heute nichts eigentlich Ver-
dächtiges zum Vorschein gekommen.
1860 Mai 17. C.d.U. + 1m,4.
Tag schön: Abend seit 6 Uhr ganz rein
(vorher Cirrhi). Am Westhoriz. ist jedoch auf
d. Thurme eine lange bankartige Wolkenmasse
sichtbar, und über ihr zerstreute dünne Schleier-
streifen, die ich um 8h bis auf etwa 0.35 der
Höhe von Venus verfolgen kann.
Venus mit sich.
Bild: 63.0 61.97
Prismen vorher sorgfältig abgestäubt.
1010 102.4 Himmels-
101.85 grund noch sehr hell.
101.5
102 27
101.25
102 4 102.45
23.4 > 22.6 Jetzt B
22.95 rechts unten.
24.62 A mehr röthlich gelb,
25.0 DB mehr ]ıla.
24.1
23.95 22.65
Nr. 642. Capella und Wega.
sh 37m,5 90.0 94.05 Beide flam.
903 sehr stark.
89.6
44 89.0 94.05
46 32.25 25.0 JetztC. links
32.0 unten.
32.8 r
52 34.05 25.0
Zunehmendes heftiges Flammen kann die
Beob. beeinträchtigt haben.
Schleierstreifen unter Venus sind noch etw.
über die Höhe von Procyon zu erkennen.
Gegend von Capella ist daher nicht ganz un-
verdächtig.
Nr. 643. Arcturus und Regulus.
O3 n— 92.25 R. nicht
92.8 ganz ruhig.
90.05 Farbenicht
störend.
8 — 92.25 R.linksunt.
gu 10m 00 33.6
34.0
$ 34 05
15 32.0
Nr. 644. Castor und 12Canum venaticor.
23.5 = 92.6
89.35
91.1 12C. links
29 = 90.85 im Feld.
30 - 34.8
e 34.9
3435 <
34 — 32.2
Gegend um Castor nicht ganz unverdächtig,
denn die nahe (tiefer) stehende Venus erleuchtet
deutlich einen Theil des Himmels um sich.
Schöne helle ##Schnuppe in röthlich gelbem
Licht von der Mitte der Cassiopeja abwärts
etwas nach links gehend (ungefähr 9h 35m 5).
Nr. 645. #Leonis und : Leonis.
445 88.35 79.4
803 Etwas
80.7 > schwierig
54 88.2 82.2 wegen ge-
ringer Helliekeit.
56 37.2 43.6 <
44.7
45.4
61.0 37.3 44.0
Nr. 646. Spica und Wega.
10 85 93.0 — Stellung un-
91.0 bequem.
925 DU) Beide
13.7 93.0 unruhig, besonders Sp.
14.5 33.7 D
35.9
35.15 S
17.5 33.15
Bild: 634 62.45 Okular.-St.
35.2.
Umstände heute im Ganzen wenig befrie-
digend, obgleich sie von unten als vorzüglich
erschienen waren.
299
1860 Mai 18. C.d. U. + 0m,6.
Umstände ziemlich ähnlich wie gestern:
vielleicht eher etwas günstiger. — Prismen
sehr sorgfältig abgestäubt.
Venus mit sich.
97.3 96.2 Phant. B
96.9 steht links oben.
97 05 Gesichtsfeld ist rechts
unten heller als links oben: wohl in Folge
der Dämmerung.
97.3
962
97.0 gut. 962
Bild: 62.8 61.95
26.9 25.85 A mehr
26.65 röthlich.
26.6
26.0 \
25.1 gut.
26.0 gut. 25.9
[Folgen zunächst 2 Planeten-Beobachtungen.]
Nr. 649. Pollux und Polarstern.
sh 54m .5 102.05 89.2 Pollux
88.0 flammt.
1 900
58.5 102.05 91.2
9.05 22.6 33.25 Feld noch
37.6 zieml. hell,
34.0 was d. Beob.
33.2 erschwert.
6.5 22.6 31.6
Nr. 650. Denebola und dCorvi.
Der hellere von zwei *#% ȣ, die gleich nach
einander durch’s Feld kommen.
9 135 100 55 83.8
86.2
DO 84.5
18.5 100.5 844
9 21.5 200 38.6 <
40.4
300
39.25
Ih 26m.5 26.0 38.0
Um Venus sind jetzt Spuren feiner Schleier
bemerkbar.
Nr. 651. Pollux und Deneb
Pollux scheint mir heute, direct betrachtet,
etwas röthlich. Vielleicht in Folge seines Flam-
mens und der nicht ganz reinen Luft.
39 99.55 101.3 Beide &%
96.0 flammen, besonders P.
100.25
44 97.3 101.75
46 28.2 24.2
29.55
29.6
49.5 307 24.2
„Dieser ganzen Beob. wäre wohl nur d. Gew.
1/; zu geben.“ [Bemerkung v. gleichen Abend.]
Schein um Venus und im Sucher auch um
Jupiter bemerkbar, daher die Gegend von
Pollux nicht ganz unverdächtig. — [Um 11?/s
Himmel sehr schön klar, Grund etwas hell,
ganz übersät mit kleinen & #.]
1860 Mai 22. C.d. U. + Om1.
Morgen regnerisch, Nachm. bewölkt. Y/s9 Uhr
zeigt sich gegen die Erwartung der Himmel
hell. Doch nicht ganz befriedigend #&%
haben ein etwas verwaschenes Ansehen.
Nr. 655. Capella und Spica
12 102.7 101.2 C. überaus
98.35 unruhig, Sp.
98.15 leidl. ruhig.
16.5 102.55 98.2
18.8 21.35 25.1 Jetzt Sp.
rechts unten.
21.8*) 25.1 *) War neu
gestellt.
26.0 < Flammen
25.0 21.75 24.6 vonÜ. immer
heftiger, auch von Sp. zuletzt stark.
Nr. 654. Denebolau. 12 Canum venaticor.
33.5 108 05 95.2 D. rechts
98.95 oben im
96.8 Feld.
40.0 108.0 97.55
42.5 — 26.9
2832 Um Venus
28.2 Schleier
475 —_ 25.55 wahrnehmb.
Saturn mit sich.
35.45 22.25
25.05 DB rechts oben.
24.55
24.25
26.6
25.05 232.25
102.97 101.8
102.9
101.35
102.0
101.6
101.9 101.67
Nr. 655. Spica und Denebola.
10h 8m.5 — 90.0 Sp.(aufdieser
88.7 Seite rechts
U 92.8 oben) leidl.
13 90.6 ruhig.
14 DO 34.6 >
35.0 <
S 34.3 <
18.5 — 34.25
Etwas eigentlich Verdächtiges ist nicht
zum Vorschein gekommen. Um 12h hat der
Himmel aber ein unreines Ansehen. — Luft
war sehr entschieden feucht.
Mai 25. Bild 630 sehr gut; 62.0 minder
gut; Okular-Stutzen 35.15.
1860 Juni 5. C..d.U. + 1m].
Morgen regnerisch. Nachm. hell mit Wolken.
Abd. noch um !/8 Uhr consolidirte Wolken,
später schön klar, nur noch am SO. Horizont
grössere Wolkenbank. Himmel im Dämmer-
ungslicht schön grün, unten fein orange.
Zuerst Planetenbeobachtungen. Auch das
Durchsichtigkeitsverhältniss der Gläsersysteme
ist heute durch Umwechseln zwischen Saturn
und Regulus bestimmt.
Nr. 661. Regulus und Deneb.
9h 38m 99.1 100.4 D. unt. mehr
97.4 links, R. oben mehr
97.4 rechts.
435 95.95 100.4
Nach dem Wechsel R. im Feld plötzlich
durch antretendes Wölkchen verdeckt. Sehr
bald wieder anscheinend frei, fammt aber nur
noch stärker als er schon that.
495 27.2 22.95
25.9 Unt R., aber in Distanz,
27.6 grössere dunstige Wol-
53 29.2 22.9 kenmasse.
Beobachtungen heute anstrengend wegen
Kopfschmerz. — Abgebrochen wegen Wolken-
bildung.
1860 Juli %. C.d. U. + 1m,3.
Nachdem der Himmel lange bedeckt und
regnerisch war, heute schön klar. Umstände
scheinen normal.
Arcturus mit sich.
Bild: 62.52 62.25
83.2 89.0 Noch sehr
89.0 hell. — Licht nicht ganz
88.1 ruhig.
886
88.0 Phant. A. rechts.
89.25 89.0
29.0 26.4
29.4
2935
282
284
28.8 26.37
301
Nr. 662. Spica und Deneb.
9h 23m 95.4 98.9 Falscher
Liehtschein im Rohr.
966 Jetzt beseit.
96.95
36.5 95.3 96.45 < Sp. nicht
ganz ruhig.
39.8 31.85 28.05 Auf dieser
28.25 Seite steht
26.2<T Phantom
44 31.8 268 v. Den. ob.
Nr. 663. «Ophiuchi und e@e2Librae.
(Der hellere von den beiden Sternen «L.
Das Licht des schwächeren ist als ganz unbe-
deutend gegen das des andern anzusehen.)
9 56.5 = 32.7
36.3 Auge etwas
34.2 geblendet.
10 45 om 34.2
7.0 lm) 90.25
890 Jetzt «L.
S 88.2 links ım
11.0 87.95 Felde.
Nr. 664 «Ophiuchi und $Librae.
10.15 = 949
95.3
95.8
20 95.0
288 jetzt etwas
26.8 hell, wegen
30 30.8 C Aufgang.
Ü
23 ® 28.0 Grund wird
3
Nr. 665. Arcturus und eBootis.
38 == 445 Licht nicht
44.8 ganz ruhig.
je] 46.0
42.5 44.0
44.0 Do 79.9
79.0
302
78.35
49.0 78.45
[Am folgenden Morgen Himmel bezogen.]
1860 Juli 8. C.d.U. + 1m,4.
Umstände sehr ähnlich wie gestern.
Nr. 666. Spica und Attair.
9h 15m 90.8 96.0 Beide sehr
89.0 > unruhig, besonders Sp.
89.25
19.5 91.2 95.9 Sp. rechts
unten im Feld.
22 30.5 2345
32.8
32.7
27.5 29.8 23.45
Arcturus mit sich.
24.85
25.02
25.05
25.0
26 05
24.8 21.85
Leise Un-
ruhe.
21.85
103 02
104.1
103.3 <
104.8
103.3
104.8
Jetzt A
rechts.
105.0
105.0
Nr. 667. «Ophiuchiu.12Canum venaticor.
[Dieser # wurde in’s Feld gebracht und
gemessen statt e Virginis, den ich ursprünglich
beobachten wollte. Distanz von « Ophiuchi
ist dieselbe bis auf 0°.2.]
9 545 101.2 90.1
88.1
D 92.7
10 0 101.2 90.0
der Grund etwas hell ist.
2,5 22.8 [] 34.8 Ueb.d.B.ist
34.7 Phantom B
N 32.8 > rechts
7.5 22.8 36.2 oben.
Nr. 668. ß8Bootis und Deneb.
19 77.1 — Schwierig
76.9 wegen Klein-
76.6 DU heit des<T v.
26 77.3 P u. unbequemer Stell.
28.0 49.0 00
47.4
49.4 N
33 49.05
Nr. 669. Arcturus und Polarstern.
39.5 _ 41.1
42.05
I 42.8
44.5 42.0
45.5 DO 82.7
85.3
85.05
50 83.8
In S. jetzt ziemlich tief ein paar lange
schmale Wolkenstreifen. Mars steht etwas im
Dunst. — Milchstrasse gut kenntlich, obwohl
Nr. 670.
10h 58m 94.45
94.0
93.6
TR 93.85
5 33.95
33.8
35.1
9 32.2
eBootis und yUrsae majoris.
97.8
Nr. 670a. 34Bootis und y Ursae majoris.
119412
(Der kleine Nachbar #% von & Bootis.)
55.55
56.0
*
28.2
70.8 97.8
23 69.9
De ”% ist viel zu schwach, um eine leid-
liche Messung zu gestatten: sein /\ ganz klein.
(Distanz von & etwas grösser als der Radius
des Gesichtsfeldes.)
Wolkenbildung in S. hat sich jetzt stark
ausgebreitet. In Zeit von '/ı St. nach dem
Schluss der Messungen der grösste Theil des
Himmels mit milchiger Trübung bedeckt. Die
Beobb. werden kaum davon affieirt sein.
1860 Juli 9. C.d. U. + 1m,6.
Schön klar. Nur tief im S. gethürmte
Wolkenbank.
Nr. 671. Arcturus nnd Wega.
9h 5m 954 101.83 Farbunter-
94.3 < schied stört.
94.9
10.5 96.8 101.8 A. etwas un-
ruhig.
13 29.8 gut. 23.05 A jetzt ziem-
29.0 lich ruhig, ausser bei
29.3 d. letzten Einstellung.
17.5 28.25 23.05
Arcturus mit sich.
25.1 23.05
25.4
24.75
255
24.75 <
262 23.05
100.2 101.8° Jetzt A
101.0 rechts oben.
102.0
101.4
101.5
101.7 101.8
Nr. 672. e Bootis und Denebola.
9 38 94.2 96.25 D. stark
92.9 unruhig.
95.15
43 93.8 96.35
Abh.d.II.C1.d. k. Ak.d. Wiss. X.Bd. I. Abth.
303
9h A6ın 32.95 30.0 Jetzt D.
rechts.
32.9 Ueber dem Bilde stört
32.4 Hellickeit d. Grundes.
5l 31.67 30.0
Nr. 673. «@Ophiuchi und zHerculis.
102 — 86.0
84.6
oO 86.2
8 85.4
11 al] 33.8 Jetzt zz
41.1 >> rechts ob.
S 40.9
17 38.4
Nr. 674 «Ophiuchi und eHerculis.
Schwächerer Nachbar & von x.
19 (a) 48.9 Schwierig
45.2 wegen schw.
47.4 Lichts.
30.5 47.2
32 D 78.0
71.35
79.39
36.5 ale 77.45 eetw.röthl.
Nr 675. «Ophiuchi und oHerculis.
47 er) 46.2
46.3
44.9
52.5 44.3
56 DO 78.9
80.35
79.0
62 81.8
Zuletzt Spuren von Wolkenbildung in leichten
zerstreuten Flocken. — »% »% waren heute un-
ruhiger als gestern. Folgenden Morgen Him-
mel überzogen.
39
304
1860 Juli 15. C.d.U.+ 1m,6.
Tag und Abend schön, jedoch Umstände
kaum ganz normal. — Dunst am Horizont,
besonders in S., geht etwas höher als gewöhn-
lich: %& »% funkeln stark.
Arcturus mit sich.
102.8 104.25 Störende
101.0 Unruhe des Lichts.
101.6 A rechts oben.
102.0
102.2
103.85 104.25
23.6 gut. 21.2
2595
24.5 >
24.35
20.2
23.2 21.2
Nr. 676. «Ophiuchi und Deneb.
gu 32m 33.4 —
33.8
35.3 ®
37.5 31.7
40.5 93.4 D
93.45
92.15 N
46 94.0
Nr. 677. 12Canum venaticor. u. yLyrae.
10 0 28.7 33.55
33.35
32.8
5.5 28.75 33.9
8.7 89.95 85.9
87.7
86.8 Jetzt steht
86.0 12 Canum
rechts oben im Feld.
14.5 90.0
Nr. 678. 12.Canum venaticor. u. ALyrae.
(Der hellste von d. Nachbarsternen von yL.)
21 17.0 51.15
51.2
Schwierig wegen Kleinheit des A von AL.
106.2 73.9
10h 29m 106.2 73.0
Nr. 679. 12Canum venaticor. u. dOygni
Distanz ist hier nur etwa !/ı Grad grösser
als für y Lyrae, so dass der ## bei der gleichen
Stellung des Kreises durch’s Feld geht.
41 99.0 98.6
97.4
99.15
50 99.05 100 2
234.0 Jetzt OC.
rechts oben im Felde.
19.0 sie.
21.4
61 23.25 20.0
83 23.2
Nr. 680. 72Ophiuchi und ıOphiuchi.
11221723 35.2 42.0
42.35
38.9
27.5 35.2 41.4
30.0 90.1 82.1
82.4
sıl
36 90.05 82.8
Auf etwa 0.8 Durchm. des Gesichtsfeldes
Distanz vom beobachteten #%# steht ein hellerer
(x), dessen Distanz von 72 etwas kleiner ist.
Milchstrasse sehr hell. Um Mars dunstiger
Schein. Stark feucht: Aussehen des Himmels
dem entsprechend. Zuletzt Auge ermüdet. —
Beobachten ging mir etwas schwer, vielleicht
weil mehrere schwache #% »%& gemessen.
1860 Juli 21. G.,d. U. — 0m,3.
Tag schön. Horizont in S. vielleicht etwas
weiter herauf dunstig, als sonst. — Tief im
W. schmaler Wolkenstreif.
Arcturus mit sich.
62.7 Okular-
Stutzen 34.8.
Bild: 63.5
101.6 103.55 A rechts.
101.5 Unrubig.
99.5
101.05 >
101.8
101.05 103.6
25.6 23.8
24.5
26.0
25.7
25.6
26.1 23.8
Nr. 681. Arcturus und y Cassiopejae.
9h 23m.3 — 80.9
81.1
Do 82.05
28 82.3
29.5 nis 43.45
43.2
8 43 35
35.7 43.0
Nr. 682. Gemma und eSerpentis.
49 _ 43.85 Schwierig
429 weg. schw.
2 42.0 Lichtes.
56 40.95 Gemma
links unten.
58.5 = 84.75
86.4
S 82.0
10 3.5 83.0
Nr. 683. Gemma und dHerculis.
Die Distanz von Gemma ist für d Hereul.
ebenso wie für e Serpentis — 22°.6.
8.5 — 87.65 Gemma
89.05 rechts unt.
= 91.6
14.7 91.8 <
20 m 29.6
I2.T
8 31.0
26.5 33.4
305
28 — 94.7 sic.
Wolkenbildung vom W. Horizont aus herauf
gerückt. Himmel jetzt prächtig. Milchstrasse
sehr hell.
Nr. 684. yLyrae und eLyrae.
Diese Beobachtung wird noch riskirt, weil
die $&+%& sich sehr nahe sind. — Die zwei
2% von e Lyrae geben 2 AA, die zum
Theil übereinander greifen: die Helligkeit
dieses gemeinschaftlichen Theiles wird mit
der von y Lyrae verglichen, so dass also der
Gesammtglanz des Doppelsternes bestimmt
wird. .
10h 40m.,5 34.25 46.0
45.05
43.2
49 34.3 44.7
Die Mischfigur von & zeigt ein etwas ano-
males Aussehen (ihr deutlicher Umriss ist
wegen Lichtschwäche nicht zu erkennen): hier-
durch ist die Messung erschwert.
51.5 91.1 78.6
79.1
77.05
Wolkenbildung löscht eL. im Felde aus,
bringt auch Wega zum Verschwinden, ohne
dass dort etwas von den Wolken zu sehen
wäre. Gleich darauf scheinen beide wieder frei:
585 91.1 78.5
Der ganze Himmel jetzt fleckig von zer-
streuten Wolken, darunter auch solchen, die,
ohne selbst kenntlich zu sein, sich durch das
Fehlen der von ihnen bedeckten &% ver-
rathen. Alles in rascher Bewegung.
1860 August 8. C.d. U. — 0m 1.
Schöner Tag und Abend. Horizont, be-
sonders in N., etwas dunstig. Nachdem gegen
Schluss der Beobb. das C Licht stärker ge-
worden, zeigt der Himmel einen etwas matten
Glanz. #£ % ziemlich ruhig.
Nr. 685. &Ursae majoris und Deneb.
8 42.5 936 < _
92.05
92.75 0
47.5 95.2
39
30
6
49.5 32.2 [I] Jetzt D. rechts.
31.77
32.2 8
52.5 32.7
Alcor bei & stört nicht.
Arcturus mit sich.
19.95 19.95 Flammt.
22.05
92.4 < DB rechts oben.
23.9
24.0
23.8 19.9
102.2 1040
102.0
101.95
103.65
103.15
102.35 1040
Nr. 686. 720Ophiuchi und y Aquilae.
9h 19m 2 86.35 95.2 72 scheint
87.05 mir etwas röthlich.
85.95
234 86.1 99.2
OT 43.6 35.0 Heller Grund
45.45 stört auf dieser Seite
43.8 des Bilds.
34 43.9 35.0
. 686a. Constatirt, dass d’ Herculis keinen
Nachbar »% hat, als ganz schwache.
— (Bezieht sich auf Beob. Nr. 326.)
10
Nr. 687. yLyrae und y Draconis.
53.5 89.4 97.7
89.4
89.95
59 90.6 97.7
1.5 36.2 22.05 Jetzt steht
35.0 y Drac. rechts.
35.1
85 35.9 22.05
Nr. 688. Wega und Ras Alhague.
„18.5 — 45.15 Beugungs-
linien bei keinem der beiden ## % auffallend.
442
elle] 44.9 Auch jetzt
22 45.1 nicht auffal-
lend bei W.
235 wim 81.5
81.1
S 81.0 Auf dieser
28 81.0 Seite in d.
Stellung $ bei W. auffallender.
Nr. 689. Ras Alhague und ePegasi.
Letzterer entschieden röthlich. Im Bild
scheint er mir recht hell.
37.8 == 27.2
30.4
28.6
43.5 — 30.2
45.6 —— 95.0
93.0
94.2
94.5 = 97.0
Die nun folgenden Messungen, von August 25
an bis Ende September 1860, sind wieder von
den beiden Beobachtern gemeinschaftlich ge-
macht.
1860 August 25. C. d. U. — 0m2,
Arcturus mit sich.
101.4 1 100.355 Phant. A
99.4 s steht oben etwas
994 1] rechts.
97.9 s »% flammt ziemlich
98.9 1 stark.
100.1 s
229.21 22.0
218 s
233.55 1
25.0 S
22,06 1
23.35 s 22.0
Nr. 691. Attair und yCassiopejae.
9h 19m ,7 — 39.4 8
35.4 1
jä 342 s
29.8 32.35 <1
C Schein hinderlich. Beide Beobb. finden,
dass die Einstellungen ziemlich unsicher sind.
35.6 <Ts
35.0 34.6 1
36.6 U 88.2 s
89.5 1
$ 87.8 >s
43.2 83.251
Nr. 692. yCassiopejae und «@Üephei.
52.4 94.95 90.0 8
892 1
89.9 s
59.0 94.9 90.0 1
10 09 31.0 36.0 s
34.651
33.5 s
9.1 310 33.0 1
Nr. 693. yCassiopejae und ß Cephei.
10 14.6 31.0 41.4 s
41.0 1
40.55 s
21.5 31.0 41 951
24.0 101.1 86.5 s
892 1
Oo 88.9 s nichtschl.
300 101.15 870 1
Nr. 694. Ras Alhague und « Pegasi.
42.1 28.1 31.3 s UmCjetzt
30.3 1 schwacher
31.5 s Wolken-
49.1 28.1 29,2 ] streif.
Helligkeit des Grundes erschwert die Be-
obachtung.
94.1 s Jetztsteht
94.751 « Oph.
92.9 s rechts.
61.5 97.6 93.01
51.7 977
307
Nr. 695. Wega und Polarstern.
11h 8m,3 _ 81.0 s Schönes
82.0 1 starkes
W 81.2 s Licht. —
17.2 82.2 1 P. röthl.,
W. grünlich: dieser Unterschied stört etwas.
19.6 0 43.8 s
44.15 >1
$ 44.2 5
25.6 44.7 1
Um € her hat sich streifige Trübung con-
solidirt, etwa bis 8 Ophiuchi reichend, die
sich nach und nach aufwärts verbreitet. Wega
hoch oberhalb.
Tag war sehr schön. Am Anfang d. Beobb.
kam mir die Gegend um C etwas matt metal-
lisch glänzend vor, als ob da leichter Dunst
sein könnte: Leonhard hält sie für unver-
dächtig. -— Die #% »% Beobb. sind schwerlich
in Verdacht zu ziehen, doch sind die Einstel-
lungen uns beiden nicht recht leicht gegangen,
wahrscheinlich wegen € Lichtes.
Um 12h 30m nichts mehr von Trübung zu
merken.
1860 September 12. C.d. U. + Om,7.
Seit Nachmittag hell und ziemlich kalt.
Nacht schön klar und dunkel.
x mit sich.
102.0 s 101.1
104.8 1 A rechts oben grün-
98.75 s lich, B links unten
100.0 1 röthlich.
99.298
10335 <]1
99.2 s
102.25 1
23.25 s 23.5
28.0 1
23.75 s Ungleichheit in der
Farbe stört: doch erscheinen mir die Nüancen
nicht constant auf dieselbe Art.
23.6 1
27.0 8
27.8 1 gut.
25.05 s
246 1 23.8
308
Nr. 696. & Draconis und y Cassiopejae.
(Diese Beob. ist gemacht, weil bei der
früheren Nr. 430 ein falscher %% statt & ge-
messen zu sein scheint. Der heute beobachtete
= ist sicher & Er ist auch für das hlosse
Auge schwach.)
&h 47m.6 80.75
79.75
82.9
79.9
81.75
9 85 80.0
|
nn [un on
10.6 46.0
47.1
46.15
17.7 49.55
Ka u a
in en
Nr. 697. 8Hereulis und @Cephei.
24.5 41.95 s 35.9 Farb-
44.0 1 verschiedenheit.
43.95 s
33.7 45.3 1 35.9
38.2 80.35 s 89.2 Auge war
80.0 1 vorher stark ge-
81.7 s blendet.
44.8 79.0 < 1 89.15
Nr. 698. Deneb und ge Cassiopejae.
(Es war die Absicht, D. mit Polar %& zu
vergleichen: da bei der eingestellten Distanz
statt des letztern der hier beobachte % zuerst
in’s Feld kam, so wurde dieser gleich ge-
messen. Seine Identität ist aus Stellung des
Instruments, Distanz und Constellation nach-
träglich constatirt.)
9 53.3 _ 46.1 s
46.2 1
U 45.6 gut s
59.0 48.271
102171 = 80.45 s
81.1 1
S 80.3
9.2 78.9 1
Nr. 699. Polarstern und Deneb.
1019:3 93
em freien Auge von
erscheint Polaris
— etw. schwach.
-u-mn
SS)
25.5 9
26.8 38.
31.5 34.9 1 =
Jetzt wieder Deneb in den Sucher und
Gläser A genommen, mit der Distanz 45°.1
gehen durch’s Feld der Polarstern, auf welchen
die einzelne Einstellung gemacht wird
— 89.1 s
und der obige #%% der Cassiopeja.
Nr. 699a. Deneb und eCassiopejae.
41.0 E— 80.2 s
82.6 1
_ 43.75 s
48.0 45.3 1
Nr. 700. «Persei und Algol.
11h 8m,9 25.5 26.4 s
27.351
30.9 > s
28.8 1
17.0 235.5 27.2 s
11 18.0 100.75 95.55 s
99.051
98.1 s
23.6 100.3 1
94.7 s nicht schl.
26.6 100.6 97.0 1 gut.
Nacht sehr schön. — Tiefere &,’&, wie
Anfangs Aretur und später auch Capella, z.
Th. stark funkelnd, aber die beobachteten
ziemlich ruhig.
1860 September 13. C.d. U. + 0m,7.
Morgens bezogen, Nachmittag klar Doch
sind »% % heute auch in grosser Höhe un-
ruhige. Am Horizont herum etwas nebelig.
Mars mit sich.
103.45 s gut 103.9 Phantom A
oben, B unten. Beide erscheinen mir rechts
heller als links, ziemlich scharf nach d. Dia-
gonale abgegrenzt.
102.1 1
100.8 s
105.1 1
103.4
1
s
1
»
wie oben.
103.9
Notiz bezüglich auf Nr.317: y Aquilae
in Sucher und Gläser A gebracht. Dist. -Kr.
gestellt auf 7°.55. Ich kann bei dieser Stel-
lung in Gläser B keine ‚anderen »& »£ von
einiger Helligkeit bringen, als zwei nahe gleich
helle mit einander (Distanz etwa 0.4 Durchm.
des Felds nach Erinnerung), die mir aber
auch zu schwach erscheinen für die Beobach-
tung. — [Vielleicht «@ und $ Sagittae ?]
Nr. 701. yLyrae und 9Herculis.
[Im Original nähere Notizen beigefügt,
durch welche die Identität des *% constatirt
ist, der sonst wegen der fast gleichen Distanz
mit £Herculis verwechselt werden könnte.)
8h 27m ,8 90.3 80.25 s
78.4 1
TE:
35.2 90.3 80.9 1
37.9 36.8 48.4 Ss
49.7.1
48.0 s
45.0 36.8 45.8 1
Nr. 702. yLyrae und oHerculis.
51.75 85.2 80.0 s
78.751
309
78.8 s
59.0 85.3 TA
9h 1]m,0 37.8 47.6 s
44.951
45.7 8
92 37.8 43.5 1
Nr. 703. yLyrae und £Hereulis.
12.6 93.8 81.6 s Ehat.neb.
868 1 sichd.Be-
81.7 s gleiter ».
19.3 938 88.1 1 Selbst die
83.6 s hier beob.
24.5 84.8 1 schwach.
% »& sind nicht ganz ruhig.
26.9 40.7 48.15 s
50.0 1
49.6 s
32.5 40.6 50.2 1
Nr. 704. yLyrae und »vHerculis.
®
Der schwächere Nachbar von &. — Beob.
geht sehr schwer wegen Kleinheit seines A.
34.2 40.6 54.0 s
92.4 >]
51.85 s
43.0 40.65 52.2 ]
44.3 86.55 747 Ss
75.0 1
73.8 s
49.8 86.55 mo. 1
Nr. 705. «Ophiuchi und «Persei.
59.0 26.3 s — Flammen
25.7 1 [) beide sehr
29.5 s 5 stark.
10278:0 268 1 —
10 10.6 100.35 s —
101.3 1
1014 s Flammen erschwert
die Messung sehr.
18.5 102.2 ] =
310
Nr. 706 «Draconis und $ Öephei.
10h 28m. 43.8 5 33.38 Auge etwas
46.0 1 ermüdet.
44.3 s U
35.9 4011 33.85
39.4 83.4 s 790
81.0 1
82.8 <s
46.3 84.4 ] 97.95
E% zuletzt ruhiger als Anfangs. — Luft
feucht. — Zuletzt nichts mehr vom nebeligen
Ansehen des Horizonts.
1860 September 14. C.d.U. + O0m,8.
Tag wärmerals die letzten, aber Luft nicht
ganz rein. — Dunst vom Horizont etwas höher
herauf als gewöhnlich. — *% »% ruhiger als
gestern.
Mars mit sich.
103.1 s 104.25
103.5 1
103.0 s gut.
105.0 1
103.55 s
1
103.75 104.2
20.55
gut.
gut.
Nr. 707. yLyrae und nCephei.
8 95 87.05 82.0 s
82.6 1
813 s
18.7 87.0 N!
25.2 38.9 42.3 Ss
43.9 1
43.95 > s Wetter-
32.0 38.9 43.0 1 leuchten
am W. Horizont.
Nr. 708. yLyrae und öCephei.
8h 47m] 83.05 78.9 s Constella-
76.751 tion veri-
77.958 Afeirt.
58.2 83.0 778 1
E) 163) 37.9 46.758
40.9 1
44.9 s
7.1 37.9 43.0 1
In S. schmaler Wolkenstreif oberhalb Mars.
Horizont ist dunstig.
Nr. 709. yLyrae und ı Cephei.
19.0 86.35 8105s Constel-
79.751 lation ve-
80.9 s rifieirt.
24.7 86.4 82.8 1
DIN 37.9 43.35s Jetzt u
41.2 1 rechts ob.
44.0 s
36.8 | 39.1 1
D 43.6 S
40.0 37.95 40.8 1
Nr. 710. «Persei und Algol.
47.0 27.0 32.0 s Flammen
27.3 1 stark.
28.45s Wolken
59.0 27.0 31.7 1 habensich
gelöst. Capella steht jedoch etwas in Dunst.
Or 102.95 98.7 s
96.8 1
97.0 8
107 45 102.95 100.2 1
Nr. 711. Wega und Attair.
104 — 95.8 < s Flam-
men. — W. rechts.
954 <ıI
0 94.1 s AvonW.
1727, 922 1 kleiner
gemacht als das von A.
Farb-Verschiedenheit stört etwas.
10h 20m.3 D0
b)
27.9
30.35 s
30.0 gut 1 Jetzt
29.8 s ziemlich
29.8 1 ruhig.
Um 12 Uhr Himmel zum Theil mit Wolken
gedeckt. — Folgender Morgen klar.
1860 September 23. C.d. U. + 0m,S.
Umstände scheinen ganz normal am An-
fang: später kommt mir doch Horizont etwas
dunstiger vor als sonst, und der Glanz des
Himmels in den tiefen Gegenden um C her
etwas matt.
Wega mit sich.
103.75 Leise Un-
ruhe.
A rechts.
104.3
102.2
102.8
100.0
101.1
102.45
102 6
101.1
un mn [en Mn
24.3 Ss
24.8 1
25.05 s
24.8 1
24.4 Ss
244 1
Nr. 712. «@Cephei und ßCephei.
84.8 s Flammen
88.2 lu.CSchein
852 s erschwert
84.0 1 die Beob-
84.555 achtung.
85.1 1
7 309 93.0
40.2 s nichtschl.
35.6 1 B steht
jetzt rechts.
38.6 s
37.8 1 Gesichts-
40.0 s feld links
35.7 1 heller als
rechts und unten.
3
62.0 29.75
Nr. 713. «Andromedae und «Cephei.
8 149 97.85 90.25 s
89 851 Zeitverlor.
Abh.d. II.C1.d.k. Ak. d. Wiss. X. Bd. I.Abth.
31.6
m)
97.9
sll
88.95 s
91.0 1
Mit der eingestellten Distanz kann auch
Deneb durch’s
Feld gebracht werden.
35.15 350 310 s
255 1
S 318 s
50.2 1
am] 290 s Avone
41.8 23.78 33.0 1 Androm.
kleiner gemacht als das von « Cephei.
Nr. 714. @Pegasi und yCassiopejae.
8 52m.4 37.8 8 PN.
45.1 1 38.1 AusVersehen
42.2 s auf beiden Seiten
39.7 1 verstellt.
Sf 41.8 s 38.1
C Schein, der auf die Hand trifft, ziemlich
hinderlich.
Tel 910 s 94.1
8.751 <
91.0 s
17.3 88.2 1 94.15
Nr. 715. Algol und yCassiopejae.
32.4 294 s 25.7 Beide &%
26.4 1 ziemlich unruhig.
29.5 Ss
36.2 28.8 1 25.78
Stellung unbequem.
38.5
46.0
50.5
Nr. 716.
57.0
10 2.4
101.1 Jetzt Algol
rechts unten.
Algol und @aPerseı
102.8 s 103.7
100.7 1
1012 s
102.95 1 103.8
40
312
34.1 Jetzt «P.
5.4 32028
26.0 1 rechts.
31.0 s
117 28.8 1 24.1
Mit blossem Auge finde ich « sehr merk-
lich heller als ß.
Beobachtungen sind heute etwas schwer
gegangen, wahrscheinlich wegen Mondschein.
— Um 12 Uhr, nach C Untergang, zeigt sich
Himmel ausserordentlich prachtvoll, & %
scheinen ungewöhnlichen Glanz zu haben.
1860 September 24. C.d. U. + 0m,8.
Tag und Abend ebenso schön wie gestern,
Horizont vielleicht noch reiner, %# % jedoch
noch unruhiger. Beobachten geht uns heute
entschieden leichter.
Wega mit sich.
22.8 8 21.05 B steht
25.05 1 rechts.
23.9 8
249 1]
23.8 8
25.0 1 21.1
101.0 s 102.27 Unruhe des
102.6 1 »% u ungleichartiges
101.0 s Aussehen d. 2 Licht-
» 102.9 1 Phant. erschwert.
100.83 s Relativ gut.
101721 102.3
63.65 s 63.35
64.65 1 64.05
Bild: C:
Nr. 717. Wega und «Cephei.
7b 34m] El] 79.05s Avon W.
79.7 1 noch etw.
79.3 s kleiner
41.6 all] 79.25] gemacht
als das von «C.
44.9 SE 48.2 s Jetzt «C.
49.0 1 rechts.
48.0 Ss
48.9 DI 48.7 1
Nr. 718. «Andromedae und Wega.
7ı 57m.5 80 97 s [JUOI Beide un-
82.8 1 ruhig, besonders
81.3 s « Andr.
Sear8 Bass]
3.7 4n.A Ss U Jetzt W.
46.5 1 rechts oben.
43.2 8
110 5351 DD
Nr. 719. Wega und Deneb.
15.8 el] 35.1 s W.unruh.
Bon
36.2 s AvonW.
20.5 Elm] 34.0 1 kleiner
gemacht als das von D.
22.9 wi 90.4 s
86.7 <1
89.85 s
26.6 OD 88.6 1
Nr 720. «Persei und Attair.
8376>s DD «e Persei
flammt sehr stark.
90.3 s Auch hier, wie heute
87.91 überhaupt bei Ver-
38.4 88.0 s gleichung sehr heller
»% »% mit schwächeren, dem hellen so viel Licht
abgeschnitten, dass sein /\ entweder kleiner
oder doch nicht sichtbar grösser ist als das
des andern.
40.1 39.6 s
39.5 1
07 >s
450 37.4 ]
Nr. 721. « Persei und «@ Cephei.
51.1 34.2 36.4 s
40.2 1
39.2 s
59.0 34.2 41.0 1
972231 95.5 87.67 s
864 1
87.8 5 gut.
7.85 87.3 1
Folgender Morgen mit Wolken.
Von hier an wieder der Eine Beobachter
(s) allein.
1860 Oktober 23. C.d. U. + 3m,2.
Umstände nicht die bessten: Himmel hat
im Schein ein etwas mehliges Ansehen, und
zeigt um den Mond her den bekannten matten
Glanz. Doch nichts eigentlich Verdächtiges
zu sehen
Wega mit sich.
24.2
Dvyyvbv
IANSISN
[SUSE WS Wer)
or
24.2
101.7 101.3 Nunmehr A
102.1 <T rechts. Starker Farb-
101.4 Unterschied; A röth-
101.1 lich.
101.7 101.25
Nr. 722. Wega und Deneb.
Th 20m 5 — 35.4 Stellung
34.0) unbequem.
wie] 35.2 Vorher In-
36.5 strument ans
andere Fenster gebracht.
A von W. kleiner gemacht als A von D.
— Phantom B (von Deneb) war rechts oben
im Feld. — Luft wird nebelig.
33 JO 89.85
90.05
S 87.7
37.2 89.2 Okularöfters
39 88.9 abgewischt,
weil es ein wenig beschlägt.
Nr. 723. Wega und Deneb
42.6 96.05 82.2
82.1
we) Ban
48.3 96.0 82.0
50.2 293.0 EI E] 7 28
43.45
S 42.8
54.8 29.0 41.05
313
Nr. 724. Wega und Deneb.
58.5 40.0 50.0 > AvonD.
ist bei dieser Stellung sehr klein.
500
OO 49.4 2% nicht
$h 3m,2 49.0 vollkommen
ruhig.
7.0 860 0T 770
76.7
S 76.1
12.0 86.0 76.25
Nr. 725. Wega und Deneb.
13.8 — 86.35
88.0
00 88.7
19.0 88.75
22.0 Ei 35 0
36.0
8 36.9
26.1 35.95
Bild: 63.7 63.2
Nr. 726, «@Persei und yCassiopejae.
35.1 24.9 25.2
26.5
26.7
41 24.8 26.45
429 95.0 93.1 >
91.45
91.5
47.7 95.65 91.6
Nebelspuren sind vergangen. Zuletzt be-
schlägt auch Okular nicht mehr. Himmel
vielleicht etwas reiner am Schluss als am An-
fang, doch zeigt der Himmel noch immer in
der Nähe des C den Glanz wie von matter
Politur.
1860 November 2. C.d.U. + 0m3.
In der Höhe scheint die Luft schön: tiefer
ist sie dunstig. Mars scheint nicht ganzrein.
40*
314
Nr. 727. Attair und Wega.
6h 10m 33.9 — W. rechts
33.2 oben im Feld.
34.6 [)] Okular muss
15.2 32.6 wegen Beschlagens
häufig abgewischt werden.
17.5 92.0 D
963 Nebel wird merkl.in den
93.1 8 Strassen.
22.1 92.8
Wega mit sich.
104.2 105.23 A (rechtsim
Feld) gelb-grünlich, B röthlich-violet
105.0
1042 Schnell eingestellt.
104.2
104.6 gut
104.9 105.28
25.4 23.8 Nunmehr B
25.0 (rechts)röth-
25.75 lich, A weiss-
26.8 bläulich. Ich
24.67 bin übrigens
26.75 23.8 über die Be-
nennung der Farben unsicher: im Wesent-
lichen scheinen mir A u. B die Farben jetzt
gegen die erste Stellung getauscht zu haben,
so dass die Farben ihre Stelle auf der Retina
behalten hätten.
Nebel erlaubt keine Helligkeitsmessung mehr.
Später scheint die Luft wieder ziemlich
nebelfrei:
Nr. 728. Attair und Wega.
78 49.67 39.95 Licht nicht
49.4 ganz ruhig.
49.45 UDO A von W.
53.0 48.2 39.95 rechtsoben
im Feld.
7 55.0 78.7 860 []
78.7
78.8 8
59.3 78.2 86.0
Nr. 729 Attair und Wega.
8 0m.7 93.9 =
92.5
94.7 ee
8.0 93.6
6.7 34.6 DO A von W.
35.1 kleiner gemacht als
35.3 $S das von A.
10.7 35.5
Luft am Himmel noch immer etwas dun-
stig. — In N., ziemlich tief, sind jetzt im C
Schein selbst dünne Wolkenstreifen zu er-
kennen. — Beobb. können nicht für ganz zu-
verlässig gelten. *
1860 November 4. C. d. U. + 0m,6.
Oben scheint der Himmel klar, aber tiefer,
namentlich in NO., sind Wolkenspuren. Auch
abwärts von Attair, etwa in halber Höhe des-
selben, ist ein schmaler Streif zu erkennen.
Nr. 730. Attair und Wega.
7 35 54.2 48.0
53.2
53.7 als
38.7 93.6
410 73.2 78.7 [JLJ] Schwie-
72.0 rig weg. Kleinheit d. X.
72.4 A.rechts ob.
45.1 75.2 78.0 Licht nicht
ganz ruhig.
Nr. 731. Attair und Wega.
47.5 91.0 _
91.7
952 DD
94.6
922 8
53.7 94.7
55.0 34.95 _
34.4
35.4 oO
58.0 34.4
Nr. 732. Wega und Attair.
$h 9m,5 _ 32.4
32.8
Bm) 29.8
8.7 31.0
10.8 le] 94.6 Jetzt W.
94.0 rechts.
8 91.3
91.2
9398 Es zeigt
18.8 UDO 90.4 sich, dass
noch von vorher [_]Schuber B. nicht ganz
offen war.
Okular muss öfters abgewischt werden.
Nr. 733. Wega und @« Andromedae.
24.6 DO 82.1
82.2
$ 83.4
28.8 82.4
31.0 — „43.6
43.4
oO 42.0
34.6 43.2
Nr. 734. «Pegasi und e Pegasi.
43.8 36.6 41.2
39.95
40.35 Laterne
49.0 36.6 42.2 unt. stört.
51.7 94.2 86.7
85 6
86.8
57.3 94.2 84.2
Nr. 735. Deneb und « Arietis.
(Der hellere von zwei sich ziemlich nahen
#% ’%, die nach einander bei gleicher Stellung
des Distanz-Kreises durch’s Feld gehen.) [Der
schwächere ist ohne Zweifel ß Arietis.]
4 — 93.2
90.2 Auge etwas
E) 92.9 ermüdet.
8.7 94.15
315
40.5 Jetzt steht
40.0 & Ar. rechts
37.8 im Felde.
15.8 32.0 sic. Diese
Einstellung langsam gemacht nach Zeitverlust
durch Unsicherheit des Auges. Die folgende
rasch. [Die erstere hat Gewicht '/2 erhalten.]
38.0
9b 10m, =
18.0 38.0
Messung vielleicht beeinträchtigt durch Er-
müdung des Auges. — Okular hat fortwährend
häufiges Abwischen erfordert.
In NO. zeigt sich jetzt nach C Aufgang
dunstige Trübung ziemlich weit herauf. Bald
darnach consolidiren sich die Dünste, und er-
zeugen weit von 8. her gegen 0. aufwärts
laufende Streifen (Einer bis über die Plejaden).
Die heutigen Beobb. sind hienach ziemlich
verdächtig.
1860 November 5. C. d. U. + 0m,7.
Nr. 736. «Ophiuchi und Capella.
7 —0.7 44.25 — Beide un-
46.0 ruhig, besond C. stark.
43.8 UL] Okular be-
—+4.2 43.4 schlägt.
6.0 82.2 DD
83.1
82.6 > $
10.0 81.2
Sollte die Gegend eines der % $% nicht
ganz rein sein, (wasaber nicht erkannt wurde)
so möchte am ersten die von « Oph. ver-
dächtig sein.
Nr. 737. Deneb und Wega.
7 15.2 89.2 — Stellung etw.
88.75 unbequem,
90.8 [JUJ auch stört
22.8 90.8 ein Farbunterschied.
24.8 38.1
38.6 Milchstrasse
35.15 $ im Schwan,
29.8 39.7 zwischen «au.
ß, kommt mir heute ungewöhnlich hell vor.
316
Nr. 738. Attair und Deneb.
7h 34m,8 — 240 Att.amHim-
23.95 mel zieml.
ale] 22.0 unruhig; im
40.8 18.4 Photometer
SD 20.4 nicht vielda-
4347 24.2 von zu merk.
46.0 — 102.0
102.8
00 105.0
105.9
S 102.9
52.0 102.2
Wega mit sich.
98.5 98.8 A rechts ob.
98.0
97.25
98.0
97.4 98.8
25.35 24 6
27.4
26.6
27.2
27.6
261 gut. 24.6
Nr. 739. «Arietis und «@Pegasi.
8 16.8 31.6 32.2 Zwischen
30.9 seiner 1. u.2.
32.9 Ables hat
22.6 332 33.8 sich Schlit-
26.7 33.2 33.8 ten A, der
nichtg anz fest geklemmt war, etwas verschoben.
29.3 95.6 93.4
95.0
947
34.1 95.6 93.5
Nr. 740. Wega und Capella.
101.0 Beide un-
ruhig, besonders C.
100.8
102.4 W.ıim Felde
45.0 100 67 rechts ob.
40.6 103.35
46.6 21.6 24.8
25.0
24.2 >
52.0 21.5 23.4
Umstände waren heute viel besser als
gestern. Himmel sehr schön klar: nichts
Verdächtiges bemerkt; nur ##% etwas un-
rubig. — (Folgenden Tag nebelig bezogen.)
1860 November 10. C.d.U. + 0m8.
Nachmittag ziemlich wolkig. Um 6'/a Uhr
unerwarteter Weise anscheinend rein. — Okular
muss heute oft abgewischt werden wegen Be-
schlagens.
Nr. 741. «Persei und Algol.
Vergleichung gemacht, weil schon für das
blosse Auge die Lichtschwäche von Algol
aufgefallen war.
7h 91m ,3 = 36.25
37.8
DO 34.0
36.1 33.95
28.4 Bl 91.5
91.8 >
S 99.2
33.2 91.6
Nr. 741a. Wega und Attair.
A. sehr unruhig: auch W. nicht ruhig.
42.6 — 94.9
96.0
® 94.7
48.6 90.0
50 8 92.0
Spuren fortschreitender Trübung um die
beobb. %& % her. Unter dem Einflusse der-
selben jetzt Att. ziemlich ruhig.
54 0 35.7
34.6
Trübung jetzt auffallend am ganzen W.
Himmel bis Deneb herauf: %% »%# waren schon
vorher glanzlos geworden. Die Beobachtung
hat sehr wenig Werth: vielleicht ist sie ganz
zu cassiren. — [Bei der Reduction nur die
zwei Einstellungen über dem Bild verworfen.]
Capella mit sich.
23.2 Brechts unt.
99.65: 98.55
Letzte Einstellung unsicher, weil gleich
darauf Capella fast bis zum Verlöschen ge-
schwächt ist.
Gleich darnach der ganze Himmel einge-
sponnen.
Ich hoffe trotz der nachher eingetretenen
verdächtigen Umstände, dass die Beob Nr. 741
von Algol gut sein wird. Auch hat sich die
Gegend von Perseus und Fuhrmann später
als die von Adler und Leier überzogen, so dass
ich noch am Beginn der Vergleichung von
Capella mit sich selbst die Hoffnung hatte,
nach derselben die Beobachtung von Algol zu
wiederholen.
1860 November 15. (C.d.U. + 0m,S.
Luft parterre etwas nebelig, scheint jedoch
reiner zu werden. Auf dem Thurm glaube
ich oberhalb des Nebels zu sein, doch sind
die tiefen Gegenden des Himmels etwas dun-
stig. Die höheren sehr schön klar. Wetter
nass und ziemlich warm.
Nr. 742. «Persei und nPersei.
48.3 n der einzige
49.0 messbare #
14.2 DO) 49.2 unter meh-
reren, die durch’s Feld geführt werden können.
Schwierig wegen schwachen Lichtes.
15 D 774
76.9
22.1 S 78.4 A steht jetzt
’ rechts unten.
317
Nr. 743. «Persei und vPersei.
7ı 3]m 9 —_ 79.4
80.6
37.6 [ 80.2
Seht ml 46.7 Jetztvrechts
47.0 unten.
44.0 45.85
v hat ziemlich nahe einen sehr schwachen
Nachbar %.
Nr. 744. «@Persei und Algol.
49.6 23.95 240 Algolrechts.
29.8
26.0
54.9 23.9 23.85
57.2 97.15 95.9
932
95.2
61.3 97.2 951
Lange nebelige Wolkenbank hat sich in
W. gelagert: reicht bis ziemlich nahe an
den Adler. Perseus und Umgebung scheint
noch ganz frei.
Deneb mit sich.
103.85 101.9 A rechts.
101.0 101.9
26.1 25.45
28.55 25.4
Um sich greifende Wolkenbildung erlaubt
keine weitere Messung.
lu 1;
“
L
‚
Mi ü
Mi;
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Bischoff: Entwicklungsgeschichte des Meerschme
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Bischoff: Entwicklungsgeschichte des Meerschrveinchens.
Minsinger NMimchen
Inhalt.
Neue Gattungen und Arten von Fischen aus Central- Amerika; gesammelt von
Moritz Wagner, beschrieben von Prof. Rudolf Kner und Dr. Franz Stem-
dachner in Wien. Mit sechs Tafeln Abbildungen . Ber,
| Ueber die hydrographischen Verhältnisse und das Vorkommen der Süsswasserfische
| in den Staaten Panama und Ecuador. Ein Beitrag zur Zoogeographie Amerika’s-
|
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von Morite- Wagner... ei Er 2, Se ee ER
Neue Beobachtungen zur Entwicklungsgeschichte des Meerschweinchens.. Von
EUR Dr TH. I W.. Bischoff 322 Se nut ee ee ee
Ueber die geographischen Verhältnisse der Lorbeergewächse von 0. F. Meissner .
Helligkeits-Messungen an zweihundert und acht Fixsternen. Angestellt mit dem
Steinheil’schen Photometer in den Jahren 1852—1860 von Ludwig Seidel:
und Eugen Leonhard „... .. urn. eriye SR re
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Akademische Buchdruckerei von F. Straub.
Ba RL reine (LASSE
DER KÖNIGLICH BAYERISCHEN
ZEHNTEN BANDES
: ZWEITE ABTHEILUNG.
IN DER REIHE DER DENKSCHRIFTEN DER XXXVII. BAND.
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MÜNCHEN,
1868.
VERLAG DER K. AKADEMIE,
IN COMMISSION BEI G. FRANZ.
ABHANDLUNGEN
DER
MATHEMATISCH-PHYSIKALISCHEN CLASSE
DER KÖNIGLICH BAYERISCHEN
AKADEMIE orr WISSENSCHAFTEN.
ZEHNTEN BANDES
ZWEITE ABTHEILUNG.
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IN DER REIHE DER DENKSCHRIFTEN DER XXXVI. BAND.
MÜNCHEN,
1868.
VERLAG DER K. AKADEMIE,
IN COMMISSION BEI G. FRANZ.
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Inhalt.
Versuche über die Wasserverdunstung auf besätem und unbesätem Boden. Von
August Vogel
Das Chronoskop, Instrument zur Bestimmung der Zeit der Polhöbe ohne
Rechnung. Von ©. A. v. Steinheil. Mit 2 lithogr. Tafeln und 6 Tabellen
Die Grosshirnwindungen des Menschen mit Berücksichtigung ihrer Entwick-
lung bei dem Fötus und ihrer Anordnung bei den Affen. Neu unter-
sucht und beschrieben von Dr. Th. L. W. Bischoff. Mit sieben Tafeln
Beiträge zur Kenntniss der Procän- oder Kreide-Formation im nordwestlichen
Böhmen in Vergleichung mit den gleichzeitigen Ablagerungen in Bayern
und Sachsen. Von ©. W. Gümbel .
Beiträge zur Foraminiferenfauna der nordalpinen Eocängebilde. Von ©. W. Gümbel.
Mit 4 Tafeln .
388
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Versuche
über die
Wasserverdunstung
auf besätem und unbesätem Boden.
August Vogel.
Abh.d. II. Cl.d.k.Ak.d. Wiss X.Bd.II. Abth. 41
9ılanarısV
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N
Versuche über die Wasserverdunstung
oO
auf
besätem und unbesätem Boden.
Von
August Vogel.
Die Wasserverdunstung durch die Vegetation, d. h. die Quantität
der Verdunstung durch verschiedene Pflanzengattungen auf verschiedenen
Bodenarten, ist für die Beurtheilung des vegetabilen Lebens von grosser
Bedeutung. Wenn dessenungeachtet über diesen Gegenstand noch keine
zahlreichen und erschöpfenden Versuche angestellt worden sind, so liegt
die Erklärung darin, dass derartige Versuche gewissermassen doch immer
nur allgemeine Anhaltspunkte und im Vergleiche richtige Resultate
ergeben können, indem gerade hier mehr, als sonst irgendwo, es unver-
meidlich ist, von den exakten im kleineren Maasstabe ausgeführten
Versuchen auf die Verhältnisse im Grossen und Ganzen Schlüsse zu
ziehen. |
Zum Verständniss meiner über diesen Gegenstand ausgeführten
Versuche erscheint es nothwendig, einiger einleitender Beobachtungen
Erwähnung zu thun, welche zum Zwecke haben, den Unterschied der
Wasserverdunstung verschiedener Bodenarten im Vergleiche zur Wasser-
verdunstung einer Wasseroberfläche festzustellen.
I.
Von einem bei 100°C. getrocknetem lockeren Torfpulver wurden
20 Grmm. in einem Becherglase mit 50 CC. Wasser benetzt, so dass
41*
322
die Oberfläche des benetzten Torfes nur wenige Linien unter dem Rande
des Becherglases stand. In einem zweiten Becherglase befanden sich
50 CC. Wasser, dessen Oberfläche ebenfalls nahezu den Rand des Glases
berührte. Beide Gläser standen nebeneinander in einem Lokale von 15°
bis 20° C. durchschnittlich. Der Versuch begann am 28. Februar und
schloss am 10. März. Die Oberfläche beider Gläser war genau gleichgross
und betrug 3,11”.
In den 11 Versuchstagen waren von den 50 CC. Wasser durch den
Torf 35,8 CC., von der Oberfläche des offenen Gefässes 17,3 CC. ver-
dampft worden. Die Wasserverdampfung der Wasseroberfläche zur Wasser-
verdampfung des benetzten Torfes steht somit in dem Verhältniss von
100 :206, — oder letztere beträgt etwas mehr, als das Doppelte der
ersteren.
Selbstverständlich war in der zweiten Hälfte des Versuches der
Abstand der Wasseroberfläche von dem Rande des offenen Gefässes
wesentlich vermehrt worden, so dass also der Einfluss der Ventilation
in diesem Falle bedeutend verringert sein musste und schon aus diesem
Grunde sich eine geringere Verdunstung der Wasseroberfläche im Ver-
gleiche zum benetzten Torfe, bei welchem dieses Verhältniss wenigstens
nicht in dem Maasse eintreten konnte, voraussetzen liess. Hierin liegt
überhaupt eine grosse Schwierigkeit der Beurtheilung der Wasserver-
dampfung bei derartigen Versuchen und der Umstand, dass dieser Faktor
nicht immer die gehörige. Berücksichtigung fand, dürfte wohl bisweilen
die noch weit grösseren Differenzen, welche sich bei früheren Versuchen
in dieser Richtung ergaben, zu erklären im Stande sein.
Von welchem Einflusse die Ventilation auf die Verdunstung ist,
diess zeigt folgender Versuch, in welchem diese Bedingung bei ver-
schiedenen Verdampfungsoberflächen möglichst gleichgestellt war. Hiezu
dienten 3 ganz flache Porzellanschalen, in deren eine 25 CC. Wasser, in
die 2. bei 100% C. getrockneter Thonboden, in die 3. bei 100% C.
getrocknete schwarze Gartenerde gebracht worden war. Von den beiden
Erden befanden sich in den 2 Porzellanschalen gleiche abgewogene
Mengen, welche je mit 25 CC. Wasser benetzt würden. Das Wasser war
gänzlich in die Erde eingedrungen, so dass kein Wasser über den Erden
stand. Die Oberflächen der 3 Schalen waren genau gleich gross. Die
323
Schalen standen unmittelbar neben einander in einem Raume von 16°
bis 22° C. Der Versuch umfasste 7 Tage. Als Resultat der einzelnen
Wägungen ergibt sich die Verdampfung von der Wasseroberfläche zur
Verdampfung von den beiden benetzten Erdoberflächen im Verhältnisse
von 100 :136. Die Unterschiede der Verdampfung sind somit bedeutend
geringer in diesem Versuche, wobei eine grössere Uebereinstimmung der
Ventilationseinwirkung hergestellt war, als in dem vorigen.
Um endlich die Bedingungen der Verdunstung einer Wasserober-
fläche mit verschiedenen Erdoberflächen absolut gleich herzustellen,
wurde noch folgender Versuch ausgeführt. Hiezu dienten 3 Glasflaschen
von ganz gleichem Inhalte und gleich grossen Oefinungen. Letztere
betrug bei allen 15 Millimeter. In die eine der Flaschen Nr. I wurden
35 CC. Wasser eingemessen, in zwei anderen gleiche abgewogene Mengen
Erde mit 35 CC. Wasser benetzt gebracht und zwar in Nr. II Thonboden,
in Nr. II Gartenerde. Nach einem Vorversuche waren die Mengen der
Erden gerade hinreichend, um die zugesetzte Wassermenge zu absorbiren,
so dass also keine Wasseroberfläche über den Erden stand. Diese
3 Flaschen befanden sich in einem Lokale von 10° bis 12° C. offen
nebeneinander stehend. Der Versuch umfasst 45 Tage. Die Verdampf-
ung betrug bei:
Nr sale (Wasser). ia hnichrer- 192,4. Grimm:
Nr. II (benetzter Thonboden) 3,5 ,,
Nr. III (benetzte Gartenerde) 2,8 \,
Es ergibt sich hieraus, dass die Wasserverdampfung bei einer be-
schränkten Oberfläche überhaupt nur eine sehr geringe ist, dass indess
doch ein Unterschied zwischen der Wasseroberfläche und den benetzten
Erden bemerkbar wird. Die etwas vorwaltende Wasserverdampfung von
Nr. I findet ihren Grund in dem Umstande, dass aus den im Thon-
boden ruhenden Keimen sich einige Pflanzen während dieser Zeit ent-
wickelt hatten.
HM.
Die im Folgenden zu beschreibenden Versuche beziehen sich auf
zwei ganz verschiedene Erdarten, nämlich: 1. auf einen fetten Thon-
boden von gelblicher Farbe (Gegend von Straubing) 2. auf einen Kalk-
324
und humusreichen Boden von schwarzer Farbe (Gegend zwischen Dachau
und Schleisheim).
Die chemische Analyse, welche indess in ihren Specialitäten für die
Frage der Wasserverdunstung nur von sekundärer Bedeutung sein kann,
charakterisirte die erstere Erdart als ein Thonsilikat mit einem Gehalte
von 70 proc. Kieselerde, Spuren von Kalk und Eisen, nebst einigen
Procenten Phosphorsäure und Alkalien, die zweite Erdart als einen
humusreichen Kalkboden. Die Erfahrung hat ersteren Boden als einen
‚sehr fruchtbaren, den anderen als einen überaus unfruchtbaren, — nur
für eine Haferernte geeigneten dargethan.
Es musste zunächst Aufgabe sein, die Unterschiede der Wasserver-
dunstung durch die Oberfläche dieser beiden Bodenarten auf das Ge-
naueste kennen zu lernen. Zu dem Ende wurden 2 Blechkästen von
gleichgrosser Oberfläche und Tiefe mit diesen Erden gefüllt und eine
jede mit der für eine Vegetation geeigneten Wassermenge behandelt.
Der Versuch umfasste 8 Tage ohne Begiessen, wobei beide Kästen in
einem Lokale von 18° bis 22° C. nebeneinanderstanden. Als Resultat
der einzelnen Wägungen, deren specielle Aufzählung ich hier übergehe,
ergab sich, dass 1 Thonboden in diesem Zeitraume 591 Grmm., d. i.
74 Grmm. per Tag, 1[‘Kalkboden 680 Grmm. Wasser, d. i. 85 Grmm. per Tag
verdunstete. Der Thonboden verdunstet somit in einer bestimmten Zeit
ohne Zufuhr von Aussen weniger Wasser, als der Kalkboden und zwar
in dem Verhältniss. von 100 :115. Bei der Annahme eines ursprünglich
gleichgrossen Wassergehaltes beider Bodenarten ist daher der Thonboden
nach 8 Tagen ohne Regen um ein Beträchtliches reicher an Wasser, als
der Kalkboden, — ein Umstand, der für die Erklärung der grossen
Differenzen in der Fruchtbarkeit beider Bodenarten als ein sehr wesent-
licher Faktor zu betrachten sein dürfte.
Berechnet man die hier erhaltenen Resultate auf 1 Morgen Landes
(40,000 [), so würde ein Morgen Thonboden während 8 Tagen ohne
Regen 23,640 Kilogrmm., ein Morgen Kalkboden 27,000 Kilogrmm.
Wasser abgeben, natürlich unter Voraussetzung der beobachteten Tem-
peratur.
Nachdem in dieser Art der Unterschied beider Erdarten in der
Wasserverdunstung festgestellt war, erübrigte es noch, die Verschiedenheit
325
in der Wasserabsorption aus feuchter Luft durch die beiden Boden-
arten kennen zu lernen. Zu dem Ende wurden 10 Grmm. von jeder der
beiden Erden, nachdem sie durch künstliches Trocknen auf den gleichen
Trockenheitsgrad gebracht worden waren, über eine Fläche von 25[] Cen-
timeter auf Glasplatten gleichmässig ausgebreitet und sodann 3 Tage
lang auf Glasdreifüssen unmittelbar über die Wasseroberfläche einer
mit Wasser gesperrten Glasglocke gestellt. Die durch mehrmaliges
Wägen der Erden gefundene Gewichtszunahme ergab die Mengen des
absorbirten Wassers bei der im hkaume herrschenden Temperatur.
I. Versuch, 3 Tage (17. bis 20. Dezember)
Mittlere Temperatur 180 C.
a) Thonboden, Wasseraufnahme 0,3 Grmm.
b) Kalkboden, Hr VE ae
HU. Versuch, 3 Tage (21. bis 24. Dezember)
Mittlere Temperatur 22°C.
a) Thonboden, Wasseraufnahme 0,52 Grmm.
b) Kalkboden, 0 Va. m
III. Versuch, 3 Tage (7. bis 10. Januar)
Mittlere Temperatur 11°C.
a) Thonboden, Wasseraufnahme 0,19 Grmm.
b) Kalkboden, ” URS
‚ Von welchem Einflusse die Flächenausbreitung auf die Wasserauf-
nahme ist, zeigt ein weiterer Versuch, wobei die gleiche Menge der
Erden nicht in dünnen Schichten, sondern auf Uhrgläsern von 40 Mil-
limeter Durchmesser sich unter denselben Verhältnissen wie in den oben
beschriebenen Versuchen 4 Wochen bei der Durchschnittstemperatur von
16° C befanden. Die Wasserabsorption betrug in diesem Falle:
a) Thonboden 4,4 proc.
b) Kalkboden 8,1 ,,
Es war somit bei beschränkter Oberfläche in 4 Wochen durchaus
keine verhältnissmässig grössere Menge Wassers absorbirt worden.
Man ersieht aus den mitgetheilten Beobachtungen, dass das Ab-
sorptionsvermögen des Kalkbodens das des Thonbodens durchschnittlich
um etwas mehr als das Doppelte übersteigt, — allerdings nur eine
326
geringe Compensation für den Nachtheil, welcher dem Kalkboden aus
der schnelleren Verdunstung des Wassers im Verhältniss zum Thonboden
erwächst. Die grosse Uebereinstimmung, wie sie sich aus den augeführten
Versuchszahlen ergibt, lässt immerhin eine bestimmte Gesetzmässigkeit
der beiden Bodenarten in dieser Beziehung erkennen, so wie auch ein
gewisser Zusammenhang der Wasseraufnahme mit der Temperatur bemerk-
bar ist, obschon der Einfluss letzterer auf die Wasserverdampfung weit
geringer erscheint, als man erwarten sollte.
Endlich will ich noch einige Versuche erwähnen, welche über das
Wasseraufsaugungsvermögen (Capillaranziehung) dieser Bodenarten an-
gestellt worden sind.
Glasröhren von 100 Centimeter Länge, 2 Centimeter Höhe und
2 Centimeter Durchmesser, in ihrer ganzen Länge in Zehntel-Centimeter
eingetheilt, wurden am unteren Ende mit feiner Leinwand verschlossen
durch Darüberschieben eines genau passenden Messingringes, und unter
gelindem Aufklopfen nach und nach mit den durch das gleiche Sieb
geschlagenen trockenen Erden gefüllt. Die so vorgerichteten Glasrohre
standen nun senkrecht vermittelst eines Halters befestigt mit ihrem
unteren durch Leinwand verschlossenen Ende genau 15 Minuten in
einem Gefässe mit Wasser. Nach dieser Zeit wurde die Höhe der auf-
gestiegenen Flüssigkeit abgelesen wie folgt:
a) Thonboden 15.
b) Kalkboden 19.
Zu einem Versuche in umgekehrter Weise, um das Eindringen der
Feuchtigkeit von oben nach unten zu bestimmen, dienten unten geschlos-
sene graduirte Glasrohre, auf gleiche Höhe mit den beiden Bodenarten
gefüllt. Das Aufgiessen von 10 CC. Wasser geschah mittelst einer
Pipette. Nachdem beide Rohre gleich lange Zeit in senkrechter Stellung
gestanden hatten, wurde der Punkt, bis auf welchen das Wasser einge-
drungen, abgelesen. Als Resultat wiederholter Versuche ergab sich, dass
das Eindringen des Wassers in den Thonboden und in den Kalkboden
im Verhältniss von 4,4 :8,1 steht.
Auch in diesen Verhältnissen ist ein wesentlicher Unterschied
zwischen beiden Bodenarten nicht zu verkennen.
Zur Bestimmung der Wasserabsorptionskraft beider Erden durch
327
Benetzen bediente ich mich viereckiger Zinkkästen, 17 Centimeter hoch
und im quadratförmigen Durchmesser 2,5 Centimeter weit, deren sieb-
förmiger Boden abgenommen werden kann, um ihn mit einem feinen
befeuchteten Leinwandstück zu bedecken, Nachdem der Apparat gewogen,
wurden die getrockneten und gesiebten Bodenarten partieenweise in die
Zinkkästchen gebracht und jedesmal durch gelindes Aufklopfen ein
dichtes und gleichförmiges Zusammensitzen der Bodentheilchen bewirkt,
bis zuletzt das ganze Kästchen mit Erde angefüllt war. Man stellte
nun die Apparate mit dem siebförmigen Boden in Wasser und liess die
Erden von unten auf sich vollsaugen, bis nach mehrmaligen Wägen
nur höchst unbedeutende Gewichtsdifferenzen zu bemerken waren. Als
Resultat zahlreicher sehr nahe übereinstimmender Versuche ergab sich,
dass der Thonboden 64,2 proc., der Kalkboden 32,4 proc. Wasser
absorbirt.
Ill.
Nach dieser allgemeinen Charakteristik des Thon- und Kalkbodens
gehe ich auf die Versuche über, welche den Vergleich der Wasser-
verdunstung auf besätem und unbesätem Boden zum Gegenstande
haben.
Vier Blechkästen von gleichgrosser Oberfläche und Tiefe waren, — 2 mit
Thonboden, 2 andere mit Kalkboden gefüllt worden; durch ein länger
fortgesetztes Trocknen bei 100° C. befanden sich beide Erden -genau im
gleichen Trockenheitsgrade. Das Benetzen der Erden in jedem der Kästen
geschah durch Zusatz von 80 CC. Wasser, wodurch der normale Zustand
für die Vegetation der Kresse, welche zunächst als Versuchsmaterial ver-
wendet wurde, hergestellt war. Am 20. Februar wurde der eine mit
Thonboden und der eine mit Kalkboden gefüllte Kasten mit gleichen
Mengen abgewogener Kressensamen gleichmässig besät und alle 4 Kästen
gewogen. Die 4 Kästen standen während der Versuchsperiode, welche
28 Tage umfasste, nebeneinander in einem Lokale von durchschnittlich
16° bis 23° C. Temperatur. Am 24. Februar war der Keimprozess
vollendet, am 20. März hatten die Pflanzen durchschnittlich 4’ bis 5’
Höhe erreicht. Jeder Kasten hatte vom 20. Februar bis 20. März in
Abh.d.II.Cl.d.k.Ak.d. Wiss.X.Bd II. Abth. 42
328
einzelnen gleichmässigen Gaben 400 CC. Wasser erhalten, d. i. per Tag
14,3 Grmm.
Als Resultat der am 20. März vorgenommenen Wägung ergibt sich,
dass in den 28 Versuchstagen nicht nur die 400 CC. zugesetzten
Wassers gänzlich verdampft worden, sondern auch theilweise die ur-
sprünglich zur Befeuchtung verwendeten 80 CC. Wasser. Die Ver-
dampfung des mit Vegetation bedeckten Bodens ist in beiden Fällen
grösser, als die des unbesäten Bodens und zwar beim Kalkboden (die
Verdampfungsmenge des unbesäten Bodens = 100 gesetzt) im Verhält-
niss von 100: 116, beim Thonboden (die Verdampfungsmenge des
unbesäten Bodens = 100 gesetzt) im Verhältniss von 100:111.
Vergleicht man die Wasserverdampfungsmenge per 24 Stunden mit
der während 24 Stunden erhaltenen Wassermenge, so ergibt sich, dass
in allen 4 Versuchen die Menge des verdampften Wassers grösser war,
als die des erhaltenen und zwar beim besäten Kalkboden um 2,4, beim
unbesäten Kalkboden um 2,0, beim besäten Thonboden um 2,0, beim
unbesäten Thonboden um 1,5, und dass daher die Verdampfung des
besäten Bodens die des vegetationslosen in dem angegebenen Verhält-
nisse übersteigt.
Nachdem durch die bisherigen Mittheilungen der Unterschied der
Wasserverdampfung zwischen verschiedenen Bodenarten, sowie zwischen
besätem und vegetationslosem Boden dargethan worden, versuchte ich
es, noch, den Unterschied in dieser Beziehung zwischen verschiedenen
Pflanzengattungen zu zeigen. Hiezu wurden 5 Topfgewächse gewählt:
l. Pelagonium zonale, II. Pelagonium odoratissimum, III. Reseda odorata,
IV. Sedum Syboldi, V. Alo& arborea. Diese 5 Pflanzen befanden sich
in hölzerne mit dünnem Zinkblech überzogene Kästen mit gewöhnlicher
Gartenerde gefüllt eingesetzt, in einem 6. Kasten befand sich zur ver-
gleichenden Beobachtung dieselbe Erde ohne Pflanze. Die Erde hatte
in allen 6 Versuchen ursprünglich denselben Feuchtigkeitsgrad. Der
Versuch umfasste 30 Tage, während welcher Zeit die 6 Kästen sich
unter ganz gleichen Verhältnissen in einem Lokale von 16° bis 230 C.
aufgestellt befanden. Die Kästen waren sämmtlich von gleichem Umfange
und zwar jeder von 1358[" Oberfläche und 1’ Tiefe. Die Vegetations-
329
oberfläche ergab sich nach vorgenommener Messung in den 5 Versuchen
durchschnittlich von gleicher Grösse, so viel diess ihrer Natur nach
bei so verschiedenen Pflanzenspecien überhaupt möglich erscheint.
Jedenfalls war mit Ausnahme von Nr. V, Alo& arborea, die gesammte
Oberfläche mit einer Vegetationsschichte bedeckt.
Während der 30 Versuchstage hatte jeder Kasten in verschiedenen
gleichmässigen Gaben 1700 UCC., d. i. 56 CC. Wasser per Tag erhalten.
Die Gewichtsdifferenz zwischen der Wägung sämmtlicher Kästen vom
29. Januar und 28. Februar ergab, dass nicht nur die 5 Pflanzen,
sondern auch die Erdoberfläche ohne Pflanze mehr Wasser verdampft
haben, als während dieser 30 Tage zugesetzt worden ist, so dass also
der Boden ungeachtet des Wasserzusatzes von 1700 CO. trockner ge-
worden sein muss, als er ursprünglich beim Beginne des Versuches
gewesen, wenn man nicht annehmen will, dass sowohl Pflanze als Boden
aus der Atmosphäre Wasser aufgenommen habe. Ferner ergibt sich,
dass die Wasserverdampfungsmengen in allen Fällen durch die Vege-
tation, im Vergleiche zur Wasserverdampfungsmenge des Bodens allein,
wesentlich vermehrt worden war. Setzen wir die Wasserverdampfung
des vegetationslosen Bodens = 100, so ergibt sich, das Wasserverdam-
pfungsverhältniss der einzelnen Pflanzen wie folgt:
I. 100 : 142. IE.2.100:183: III. 100 : 140.
IV: 11002457 V. 00268,
\ Vergleicht man den durchschnittlichen Wasserverlust für 24 Stunden
mit dem täglichen Wasserzusatz, so ergibt sich dass alle Kästen täglich
mehr Wasser verdampften, als sie erhalten hatten und zwar:
I. mehr um 4,4 Grmm.
1. ” ” 5,7 ”
IN DDR Prey ee, 7 VER
IN >] ” 3,9 ”
V. ” ” Sl ”
Nils ren;
Endlich zeigt diese Versuchsreihe noch, dass die Natur der Pflanzen-
species auf die Menge des verdampften Wassers von grösstem Einflusse
ist. Vergleicht man z. B. Nr. V mit Nr. III, so ergibt sich die Wasser-
42*
330
verdampfung bei Nr. V fast doppelt so gross, als bei Nr. III, nämlich
in dem Verhältnisse von 66:35.
Es ist hier der Ort, nachträglich noch eines Versuches zu erwähnen,
welcher zum Zwecke hatte, die Menge des verdampften Wassers auf
besätem und unbesätem Boden durch Messung zu bestimmen. Zwei
Gläser von gleichem Inhalte und gleicher Grösse wurden mit zwei nach
unten tellerförmig ausgebogenen Drahtgittern bedeckt. Jedes der beiden
Drahtgitter war mit 35 Grmm. trocknen Torfpulvers bestreut und auf
letzteres so viel destillirtes Wasser aufgegossen worden, bis die Wasser-
oberfläche im untenstehenden Gefässe das Drahtgitter berührte. Die ab-
gelaufene Menge betrug in jedem der beiden Gläser 350 CC. Das eine
Drahtgitter wurde mit Kressensamen besät. Nach 6 Tagen hatten sich
21 Pflanzen entwickelt, deren Wurzeln durch das Gitter hindurchge-
drungen mit dem Wasser in Berührung standen. Der Versuch hatte
am 10. März begonnen; am 18. April, da die Pflanzen keine weitere
Entwicklung zeigten, wurde das Wasser gemessen. Die Wassermenge
betrug:
I. Unbesäter Boden 291 CC.
II. Besäter Boden 278 „
Hieraus ergibt sich die Menge des verdampften Wassers:
I. Unbesäter Boden 59 0C.
II. Besäter Boden 72 „
Es ist aus diesen Zahlen ersichtlich, dass die Wasserverdampfung
des mit Vegetation bedeckten Torfbodens grösser ist, als die des unbe-
säten und zwar (die Verdampfungsmenge des unbesäten Bodens = 100
gesetzt) in Verhältnisse von 100: 121, was mit dem S. 328 beschriebenen
Versuche (100 :116) ziemlich nahe übereinstimmt.
IV.
Zu den folgenden Versuchen, resp. Vegetations-Wasserverdunstungs-
versuchen, wurden die beiden S.323 näher bezeichneten Bodenarten, nämlich
ein fetter Thonboden und ein humusreicher Kalkboden verwendet. Nach-
dem beide Bodenarten mehrere Wochen künstlich getrocknet worden
waren, ergab die Wasserbestimmung des Thonbodens 5 proc., des Kalk-
ae
331
bodens 7 proc. Die Masse der beiden Erdarten wurde hierauf, jede
für sich in einem geräumigen Gefässe, vor dem Einfüllen in die einzelnen
Kästen mit einer entsprechenden Menge Wassers benetzt, um den Boden-
raum in den Zustand eines gewöhnlichen fruchtbaren Ackers zu versetzen,
In diesem für die Vegetation vorbereiteten Zustande enthielt der Thon-
boden 55 proc., der Kalkböden 57 proc. Wasser. Die Erden wurden
nun gleichmässig in 12 mit Zinkblech ausgeschlagenen Holzkästen von
gleicher Grösse, nämlich von 1U Oberfläche und 1‘ Tiefe, vertheilt und
mit der gleichen Menge Samen besät. Dieser Versuch umfasste folgende
Pflanzengattungen: I. Weizen, Il. Roggen, Ill. Hafer, IV. Gerste, V. Klee.
Die Körner waren aus einer grösseren Menge Samen ausgesucht und bei der
Aussaat das Verhältniss der im Betriebe grösseren landwirthschaftlichen
üblichen Menge, nämlich 1 Schäffel (2 bis 3 Centner) auf 1 Tagwerk
(40,000[1') eingehalten worden. Auf jeden Kasten waren daher von
den Cerealien & 2,5 Grmm. gesät worden, von dem Kleesamen die
doppelte Menge. Die Aussaat war am 21. April 1866 vorgenommen
worden. Das Begiessen geschah mit destillirtem Wasser und zwar nach
Bedürfniss jeden Tag oder nach 2 bis 3 Tagen. Die Menge des Begiessungs-
wassers war, um eine möglichste Gleichmässigkeit zu erzielen, für jeden
Kasten stets dieselbe und wurde jedesmal notirt. Es ergab sich hieraus,
wie viel Wasser eine Pflanzengattung in einer Vegetationsperiode erhalten
hatte und durch die von Zeit zu Zeit vorgenommenen Wägungen die
Verdunstung des Wassers in jedem einzelnen Falle. Die Angaben der
mittleren Temperatur sind das Resultat von drei, täglich Morgens, Mittags
und Abends, angestellten Beobachtungen.
Ich kann nicht umhin, zu bemerken, dass ich es auf Grund sehr
zahlreicher früherer Versuche!) in dieser und ähnlicher Richtung geradezu
für unmöglich halte, bei Vegetationsversuchen in kleinerem Maassstabe,
bei theilweise geschlossenem Raume, — sie mögen mit noch so grosser
Sorgfalt angestellt sein, — der Vegetation, der Cerealien wenigstens,
normale Bedingungen zu erzielen. Bei derartigen künstlichen Vegetations-
versuchen wird es nie gelingen, den Einfluss der Ventilation, der
1) Die Aufnahme der Kieselerde durch Vegetabilien. 1866.
332
Witterung und Insolation den natürlichen Verhältnissen auf freiem Felde
ganz gleich zu stellen. Diess hat sich denn auch im Erfolge dieser Ver-
suche herausgestellt. Bei den Cerealien zeigte sich zwar eine ziemlich
üppige Aehrenbildung, aber ein wirklicher Körnerertrag im Sinne einer
den landwirthschaftlichen Begriffen entsprechenden Ernte konnte nicht
erzielt werden. Von Anfang August begannen die Spitzen der die Aehren
begleitenden Blätter gelb zu werden und zu vertrocknen, so dass von
einer ferneren Aufnahme von Nahrungsstoffen aus dem Boden durch
Vermittlung des Wassers, so wie überhaupt von einer weiteren lebendigen
Entwicklung nicht mehr die Rede sein konnte. Besonders die Klee-
pflanzen, obwohl nicht geradezu vertrocknet, zeigten schon von Mitte
Juli an keine weitere Entwicklung und begannen gelb zu werden. In
wiefern ein von der völlig gesunden Entwicklung in mancher Hinsicht
etwas abweichender Zustand der hier verwendeten Pflanzen auf die Menge
der Wasserverdunstung von Einfluss sein’ könnte, möchte wohl schwierig
auf experimentellem Wege zu entscheiden sein. Von theoretischer Seite
aus betrachtet würde aller Wahrscheinlichkeit nach die Wasserverdun-
stung bei völlig normaler Entwicklung der Pflanze, wie sie meiner
Ansicht nach nur im Freien stattfinden kann, etwas bedeutender aus-
fallen dürfen.
Vor der Mittheilung der erhaltenen Versuchszahlen in tabellarischer
Form mögen nur noch einige Bemerkungen über die Entwicklungs-
erscheinungen der einzelnen Pflanzen vorausgeschickt werden.
Am 23. April hatte der Klee zu keimen begonnen, am 5. Mai
waren die Pflanzen vollständig entwickelt, indess kaum 2° hoch. Eine
vollkommen normale üppige Entwicklung war aber während der ganzen
Vegetationsperiode mit dem Klee nicht zu erzielen, wahrscheinlich weil
die Aussaat nach dem oben angegebenen Verhältniss, 5,0 Grmm. auf
den D*, für diese Kleesorte etwas zu dicht stattgefunden hatte. Die
Blätter ‘waren weit kleiner, als bei natürlich im Freien gewachsenem
Klee. Hieraus erklärt sich wohl auch die verhältnissmässig geringe
Wasserverdunstung.
Die Keimentwicklung der 4 Cerealien lag mit ganz geringen Unter-
schieden zwischen dem 28. April und 2. Mai. Am 8. Mai hatten die
Pflanzen im Durchschnitte sämmtlich eine Höhe von !/2‘ erreicht.
333
Der leichteren Uebersicht wegen sind die Resultate der einzelnen
Wägungen auf den Wasserverlust von 24 Stunden in Grammen. berechnet
und in der folgenden Tabelle A zusammengestellt worden.
Tabelle A.
Mittlere Wasserverdunstung von 11 für 24 Stunden in Grammen.
| E u BE + IV
| 3.08 a = 5 a
= 58 S 5: a: >:
| 2 ® Ss 8 > © <= ©
ed a De 2 8 © s 8.8
ı Seen | 2 5 5 mas |. 8
Eee er ea ae
‚ig Ag 2: Ei
Ig 8 = Se =
I A. B. A. B. A. B. A. B
| Thon- | Kalk- | Thon- | Kalk- | Thon- | Kalk- | Thon- | Kalk-
Aweniri.au. boden. boden. boden. | boden. boden. boden. | boden. | boden.
1) Unbesäter Boden | 55 57 64 68 73 82 75
2) Klee... 2... 75 |.186.]7168:|,198 |.210.|.219 217
lafer , . +. 209. | 114 | 189 | 198 | 225 | 230 301
BWewen ...,.; ..| 103. .112 | 186 |.195.1 221.\.225 296
5) Roggen . . . | 98 | 110 | 182 | 190 | 216 | 222 290
6) Gerste . . | 100 | 110 | 180° |" 187 [218 | 293 291
|
In der folgenden Tabelle B findet sich die in 108 Vegetationstagen
verdampfte Wassermenge eines [ der besäten und unbesäten Bodenarten
zusammengestellt.
334
| Tabelle B.
Wasserverdunstung von 1[ für 108 Vegetationstage in Grammen.
Mittlere Temperatur vom 21. April bis 6. August: 15,20 0.
A. B.
Thonboden. | Kalkboden.
1) Unbesäter Boden . 7044 7561
2) Klee .!....N .|i 17828 |. 19999
3)Hafr . . ...| 21692 | 22919
4) Weizen . . . . | 20169 | 22697
5), Röggen}.. z. 7% 20439 22084
6) Gerste . . 2. | 19772 | 22056
Endlich ist noch in Tabelle C die für 1U° in den Versuchen
gefundene Wasserverdunstung für 1 Morgen (40,000[) in Litern be-
rechnet worden.
Tabelle C.
Wasserverdunstung von 1 Morg. (40,000[) für 108 Vegetationstage in Litern.
Mittlere Temperatur vom 21. April bis 6. August: 15,20 C.
AR 15%
Thonboden. | Kalkboden.
1) Unbesäter Boden . | 280,000 | 300,000
2), lee; Fu |» u 7122000. 772,000
3) Hafer . IE. P860000: 9205000
4) Weizen . . . . | 804,000 | 900,000
5) Roggen . . . . | 816,000 | 880,000
6) Gerste . . . . | 788,000 | 880,000
335
Als Resultat dieser Versuchsreihe ergibt sich zunächst, dass in der
Wasserverdunstung zwischen den 4 Cerealien : Hafer, Weizen, Roggen, Gerste,
kein wesentlicher Unterschied stattfinde. Hafer ist offenbar unter den
hier zum Versuche verwendeten Pflanzen diejenige, welche am meisten
Wasser verdampft, daher am meisten Feuchtigkeit bedarf. Durch alle
Versuche, ohne Ausnahme, ist ersichtlich, dass die Verdampfung von
dem Kalkboden aus geringer ist, als vom Thonboden, wie diess schon
früher S. 324 gezeigt worden ist. Dass das Verhältniss der Wasserver-
dampfungsunterschiede in beiden Versuchsreihen nicht genau überein-
stimmt, findet wohl darin seine Erklärung, dass die erste Versuchsreihe
bei einer weit höheren Durchschnittstemperatur, als letztere vorgenommen
worden ist. Was endlich den Klee anbelangt, so glaube ich, wie schon
oben bemerkt, dass bei seiner in diesem Versuche von dem normalen
Zustande abweichenden Entwicklung die gefundenen Versuchszahlen zu
niedrig sind und daher kein klares Bild von der Wasserverdampfung,
resp. von dem Wasserbedarfe eines Kleefeldes im Vergleiche zu einem
mit Cerealien besäten Acker zu liefern im Stande sind.
Berechnet man mit Zugrundelegung der für die 4 Cerealien erhal-
tenen Versuchszahlen (3, 4, 5, 6, Tabelle C) die durchschnittliche Wasser-
verdunstung in 108 Vegetationstagen eines Morgens auf die Wasser-
verdunstung eines [ mit Cerealien bewachsenen Landes, so ergibt sich:
A. B.
Thonboden Kalkboden
20,4 Liter 22,4 Liter
d.h. 1U° Thonboden mit Cerealien bewachsen, bedarf täglich 188 Grmm.
Wasser, 1D/ Kalkboden mit Cerealien bewachsen, bedarf täglich 207 Grmm.
Wasser.
Ich kann diese aus meinen Versuchen gezogenen Resultate nicht
verlassen, ohne zum Schlusse eine Bestätigung, welche ihrer Richtigkeit
von einer ganz anderen Seite zu Theil geworden, hier noch anzuführen.
Nachdem nämlich die Versuchsreihe abgeschlossen war, versuchte ich
es, von rein praktischer Seite über diesen Gegenstand einigermassen
Aufschluss zu erhalten und benützte dazu die Erfahrung eines im land-
wirthschaftlichen Betriebe ergrauten durch Intelligenz ausgezeichneten
Vorarbeiters eines Landgutes. Auf die gestellte Frage, wie viel nach
Abh.d.II.Cl.d.k. Ak.d. Wiss. X.Bd.II. Abth. 43
336
seiner Meinung ein mit Cerealien bebauter Acker zum Gedeihen Wasser
bedürfe, bat er sich einige Tage Bedenkzeit aus und kam dann mit der
ganz bestimmten und entschiedenen Antwort hervor, „dass auf 20U[ Ve-
getationsland zum guten Wachsen (wie er sich ausdrückte) täglich 3
bis 4 Liter Wasser treffen dürften.‘ Diess entspricht insoferne meinen
Versuchen, als nach denselben für 200° Thonboden mit Cerealien be-
wachsen 3,76 Liter, auf 200 Kalkboden mit Cerealien bewachsen
4,14 Liter täglich kommen. Da der Befragte von den Resultaten meiner
Versuche, weder Kenntniss noch Verständniss hatte, so gereichte es mir
zur überraschenden Genugthuung, eine solche gewiss nicht zufällige
Uebereinstimmung meiner Resultate mit einer mehr als fünfzigjährigen
Erfahrung zu finden.
Als Ergänzung zu dieser Versuchsreihe will ich noch einer Beob-
achtung Erwähnung thun, welche nach meinem Dafürhalten zur. Auf-
klärung der Wasserverdampfungsfrage durch Vegetabilien einen Beitrag
zu liefern im Stande ist.
Drei zusammenhängende Haferpflanzen 1'/a’ hoch auf freiem Felde
gewachsen, wurden mit den Wurzeln und der daranhaftenden Erde in
eine zur Hälfte mit Wasser gefüllte Flasche gebracht und deren enge
Oeffnung um die herausragenden Pflanzen herum mit Baumwolle mög-
lichst hermetisch verstopft. Die Flasche mit den Pflanzen stand am
offenen Fenster vom 2. bis 18. Mai. Die mittlere Temperatur betrug
während dieser Zeit 14°C. Die Wägung geschah täglich des Morgens
und es ergab sich eine durch Wasserverdunstung bedingte Gewichts-
abnahme in den 16 Versuchstagen von 57,6 Grmm., d.i. für eine Hafer-
pflanze 1,46 Grmm. durchschnittlich in 24 Stunden. Am 11. Mai war an
den drei Pflanzen vollkommene Aehrenbildung eingetreten, am 18. Mai
zeigte sich an den Spitzen Vertrocknung, weshalb der Versuch nicht
weiter fortgesetzt werden konnte. Es ergibt sich indess hieraus, dass
die einzelne Haferpflanze während der Periode der Aehrenbildung täglich
ungefähr 1,4 Grmm. Wasser verdunstet. Nach zahlreichen Untersuchungen
stehen auf 1U* Feld circa 100 Haferpflanzen, welche somit per Tag
140 Grmm. verdampfen würden oder per Morgen in 108 Vegetations-
tagen 604,800 Liter, in runder Zahl 600,000 Liter. Diess stimmt mit
den früher mitgetheilten Versuchen sehr nahe überein, nach welchen 8
337
bis 900,000 Liter sich ergeben haben. Aus der 8. 323 aufgeführten
Versuchsreihe geht hervor, dass die Wasserverdampfung aus einem Ge-
fässe mit verhältnissmässig kleiner Oeffnung verschwindend gering ist;
da nun überdiess hier die von den Pflanzen gelassenen Zwischenräume
möglichst verschlossen waren, so dürfte wohl die gefundene Zahl der
Wasserverdunstung ausschliesslich auf Rechnung der lebenden Pflanze
zu schreiben sein. Das Plus der Mehrverdampfung in der Versuchsreihe
S. 329 erklärt sich offenbar aus der von den vegetationslosen Boden-
räumen ausgehenden Verdampfung. Die Tabelle A. S. 333 zeigt, dass
die Wasserverdampfung in den einzelnen Vegetationsperioden eine etwas
verschiedene ist. Somit kann es eigentlich nicht mit vollem Rechte
gestattet sein, die einzelne Vegetationsperiode (2. bis 18. Mai) der Be-
rechnung von 108 Versuchstagen zu Grunde zu legen. Ich habe dess-
halb im darauffolgenden Jahre die Versuche in der Art wiederholt, dass
die 4 Cerealien zu drei verschiedenen gleichzeitlichen Perioden aus dem
Boden genommen und in enghalsigen Gefässen mit Wasser der Beob-
achtung unterstellt wurden; die einzelne Beobachtungsperiode wurde
stets so lange ausgedehnt, bis die. im Wassergefässe befindliche Pflanze
hinter der im Freien stehenden Vegetation wesentlich und überein-
stimmend zurückgeblieben war. Die Fortsetzung des Versuches geschah
alsdann mit neuen, dem Boden entnommenen, im Freien gewachsenen
Pflanzen, die zum Versuche dienenden Pflanzen waren nahegelegenen
Ackerfeldern entnommen.
In der folgenden Tabelle finden sich die Resultate der einzelnen
Wägungen zusammengestellt.
Tabelle D. Wasserverdampfung der einzelnen Pflanze.
At iElranfte tr.
I. II. I.
6 Pflanzen | 3 Pflanzen 4 Pflanzen Wasserverdampfung einer Hafer-
En - z
6. Mai bis 2. Juni 2. Juni bis 18. ‚Juni 18. Juni bis 12 Juli] Planze in einer Yegeiationspertode
117,6 Grmm. 74,46 Grmm. 992,0 Grmm. Dun ; er
| | e 72,42 Grmm.
1 Pflanze per Tag | 1 Pflanze per Tag | 1 Pflanze per Tag
0,7 Grmm. 1,46 Grmm. 1,12 Grmm. | Wasserverdampfung eines Morgens
1 Pflanze in 28 Tg. 1 Pflanze in 17 Tg. 1 Pflanze in 25 Tg. Haferfeldes:
19,6 Grmm. 24,82 Grmm. 28,0 Grmm. 290,000 Liter.
45
338
E
5 Pflanzen
105,0 Grmm.
1 Pflanze per Tag
0,65 Grmm.
ı Pflanze in 28 Tg.
19,2 Grmm.
I
4 Pflanzen
71,68 Grmm.
1 Pflanze per Tag
0,61 Grmm.
1 Pflanze in 28 Te.
17,08 Grmm.
T.
5 Pflanzen
87,12 Grmm.
1 Pflanze per Tag
0,6 Grmm.
1 Pflanze in 28 Te.
17,4 Grmm.
B. Weizen.
11. II.
3 Pflanzen 2 Pflanzen
66,3 Grmm. 54,5 Grmm.
1 Pflanze per Tag | 1 Pflanze per Tag
1,3 Grmm. 1,09 Grmm.
1 Pflanze in 17 Tg. 1 Pflanze in 25 Tg.
22,1 Grmm. 27,2 Grmm.
ÜER:o/ gie em.
I. III.
3 Pflanzen 3 Pflanzen
65,6 Grmm. 82,5 Grmm.
1 Pflanze per Tag
1,27 Grmm.
1 Pflanze in 17 Tg.
1 Pflanze per Tag
1,1 Grmm.
1 Pflanze.in 25 Tg.
21,59 Grmm.
27,5 Grmm.
Dr Werste
M.
3 Pflanzen
63,75 Grmm.
1 Pflanze per Tag
1.25 Grmm.
1 Pflanze in 17 Tg.
21,25 Grmm.
II.
3 Pflanzen
71,25 Grmm.
‚1 Pflanze per Tag
0,95 Grmm.
1 Pflanze in 25 Tg.
23,75 Grmm.
Wasserverdampfung einer Weizen-
‚ pflanze in einer Vegetationsperiode
von 70 Tagen:
68,5 Grmm.
Wasserverdampfung eines Morgens
Weizenfeldes:
277,000 Liter.
Wasserverdampfung einer Roggen-
‚ pflanze in einer Vegetationsperiode
von 70 Tagen:
66,17 Grmm.
Wasserverdampfung eines Morgens
Roggenfeldes:
260,000 Liter.
Wasserverdampfung einer Gersten-
| pflanze in einer Vegetationsperiode
von 70 Tagen:
62,4 Grmm.
Wasserverdampfung eines Morgens
Gerstenfeldes:
250,000 Liter.
Man erkennt zunächst aus dieser Zusammenstellung der Versuchs-
zahlen, dass die Zugrundelegung der für eine einzelne kürzere Vege-
tationsperiode gefundenen Wasserverdampfungsmenge wie diess 8. 336
(2. bis 18. Mai) geschehen ist, etwas zu hohe Resultate ergibt; es war
entschieden nothwendig, die Beobachtungen über eine längere Vegetations-
periode und zwar stets mit erneuten Pflanzen auszudehnen, wie diess in
NE
339
der zuletzt beschriebenen Versuchsreihe stattgefunden hat. In dieser
Weise aber gewährt nach meinem Dafürhalten der Versuch ein anschau-
liches Bild von der durch die Pflanze selbst mit Ausschluss des Bodens
bewirkten Wasserverdampfung.
Ferner ergibt sich aus der Betrachtung der Resultate, dass zwischen
den Cerealien in Betreff der Wasserverdampfung allerdings ein Unter-
schied, wenn auch kein wesentlicher stattfindet, wie diess zum Theil
bereits die S. 335 zusammengestellten Versuche gezeigt haben. Bei der
Berechnung der Wasserverdampfung auf einen Morgen Getreidefeld
musste natürlich von einer bestimmten Anzahl Pflanzen auf 111 aus-
gegangen werden. Für Hafer kann ich, wie schon oben angegeben,
mit ziemlicher Bestimmtheit die auf 1[ stehende Pflanzenmenge durch-
schnittlich auf meinen Beobachtungsfeldern wenigstens nur mit geringen
Schwankungen zu 100 festsetzen; das Gleiche ist der Fall mit Gerste.
Weizen und Roggen dagegen dürften bei gleicher Aussaat wohl etwas
dichter stehen, da bekanntlich das Weizenkorn 6 bis 7 Halme, das Hafer-
korn 3, niemals über 4 Halme treibt. Da aber bei der Aussaat diesen
Verhältnissen in der landwirthschaftlichen Praxis Rechnung getragen
wird, so dürfte bei der Annahme von 100 Pflanzen per D’ auch für
die übrigen Cerealien keine wesentliche Abweichung von der Wahrheit
im Allgemeinen bedingt werden. Selbstverständlich können diese Zahlen-
angaben nur als Anhaltspunkte für die Praxis im grösseren Maasstabe
dienen unter der Voraussetzung einer verhältnissmässig gleichdichten
Bestellung des Feldes, wie ('enn überhaupt letztere Angaben sich speciell
auf meine Versuchsfelder beziehen.
Endlich ist es auch noch versucht worden, die Wasserverdampfung
des Laub- und Nadelholzes nach dieser Weise in den Kreis der Beob-
achtung zu ziehen. Nach zahlreichen Erfahrungen in dieser Richtung
scheint es keinen anderen Weg zu geben, als einen einzelnen Baum mit
der Wurzel und einer bestimmten Blätter- oder Aesteanzahl zum Gegen-
stande der Beobachtung zu machen, um von hier aus auf eine grössere
Waldstrecke wenigstens einen annähernden Schluss zu ziehen. Allerdings
können der Natur der Sache nach nur verhältnissmässig kleine Bäume
von geringem Umfange hiezu angewendet werden, dafür gestattet aber
auch dieses Verfahren absolut genaue Wägungen, so dass der Fehler
%
340
nur auf der Uebertragung dieser Verhältnisse auf den grösseren Maas-
stab beruhen kann. Zugleich ist die Verdampfung des Bodens nach
dieser Methode gänzlich ausgeschlossen; die gefundenen Resultate be-
ziehen sich somit nur auf die von den Blättern, im anderen Falle von
den Nadeln ausgehende Wasserverdampfung. Endlich ist nach dieser
Untersuchungsweise auch noch ein öfterer Wechsel des Baumes gestattet,
so dass also die Beobachtung sich nicht nur auf wenige Wochen, sondern
auf längere Vegetationsperioden des im frischen Zustande befindlichen
Untersuchungsobjektes erstrecken.
Zum Gegenstande der Beobachtung sind die beiden Hauptrepräsen-
tanten des Laub- und Nadelholzes, — die Buche (Fagus sylvatica) und
die Fichte (Abies excelsa) — gewählt worden. Was die Ausführung des
Versuches selbst betrifft, so fand diese ganz nach dem S. 336 mitge-
theilten Verfahren statt, welches bei Beobachtung der einzelnen Cerealien-
pflanzen versucht worden war. Die frisch dem Walde entnommenen
Bäume wurden mit der Wurzel und anhängender Erde in eine Flasche
gebracht, deren Boden mit derselben Walderde und Wasser bedeckt
war. Der Verschluss der Mündung geschah auf das Sorgfältigste. Sobald
an den Blättern des Laubholzes sich Spuren der Verwelkung zeigten
oder von der Fichte die Nadeln bei leiser Berührung abfielen, so dass
also die Bäume nicht mehr als lebensfähig zu betrachten waren, wurden
sie mit neuen Exemplaren, möglichst von gleicher Grösse und gleichem
Umfange demselben Walde entnommen vertauscht. Dieser Zeitpunkt
pflegte bei der Buche gewöhnlich nach 3 Wochen, bei der Fichte schon
etwas früher einzutreten. In dieser Weise sind die Versuche vom 2. Mai
bis 25. September mit geringen Unterbrechungen fortgesetzt worden.
Die zum Versuche verwendeten Buchen trugen 60 bis 70 ausgebildete
Blätter, die Fichten 6 Seitenzweige & !/2’ lang.
Als Resultat der Wägungen, deren Einzelnheiten ich hier als uner-
“heblich der Kürze wegen übergehen darf, hat sich die Wasserverdam-
pfung der Buche im Durchschnitte täglich, d. h. in 24 Stunden, zu
15 Grmm., der Fichte zu 12 Grmm. ergeben. Man kann hiernach wenig-
stens auf das Bestimmteste annehmen, dass die Wasserverdampfung des
Laubholzes zum Nadelholze iın Verhältnisse von 5:4 stehe. Um aber
neben diesem sicheren Resultate aus den Versuchen einen Schluss auf
341
die Wasserdampfung von einer grösseren Waldoberfläche zu ziehen, ist
es unerlässlich, auf die Verhältnisse des forstlichen Betriebes der
Wälder, welchen die Versuchsexemplare entnommen sind, im Allgemeinen
einzugehen.
Für die hier in Betracht kommenden Waldungen findet durchgängig
ein 144 jähriger Betrieb statt. Nach eigenen Erhebungen und den mir
vom kgl. Forstbureau zur Disposition gestellten genau geführten Listen
einer grossen Anzahl von kevieren stellt sich in Beziehung der Baum-
zahl eines Morgens Waldes (40,000[1‘) folgendes Resultat heraus.
A. Buchenwaldung.
1) 144 jähriger Betrieb: 186 bis 190 Stämme.
Gr u DUL. „2 00,
ALU >. # 220°... 430,7 >,
BL Orn A 6a, 0 20200;
2) ade Pe 2730. 2,2000, ,
6) 4 Jahre nach der Aussaat: 10 bis 12,000 Pflanzen.
Le Jahr an * eirca 40,000 2
B. Fichtenwaldung.
1) 144 jähriger Betrieb: 228 bis 235 Stämme.
Sa a een
3; 108° >, ir Ro 9300 >
De ea L er
20 41996 2000
6) 4 Jahre nach der Aussaat: 9 bis 10,000 Pflanzen.
Ber Jahr ” x eirca 40,000
„
Die zu den beschriebenen Versuchen verwendeten Bäume waren
Waldungen von dem Stande A. 6 und B. 6 entnommen, wobei indess
zu bemerken ist, dass der Stand 7 nicht von selbst in den Stand 6
übergeht, wozu ohne Hülfe ein Zeitraum von vielleicht 10 Jahren nöthig
wäre, sondern dass der Stand 6 durch Versetzen der zweijährigen
Pflanzen erreicht worden ist.
Nehmen wir nun in runder Summe die Anzahl der Bäume in einer
Buchenwaldung auf einem Morgen zu 12,000, in einer Fichtenwaldung
342
zu 10,000 Stück Pflanzen an, so ergibt sich, dass ein Morgen Buchen-
waldung bezeichneten Standes in 5 Monaten 27,000 Liter, ein Morgen
Fichtenwaldung desselben Standes in 5 Monaten 18,000 Liter Wasser
verdampfen würde.
Vergleicht man diese Resultate mit den auf Getreidefeldern in dieser
Beziehung erhaltenen, so ergibt sich ein überaus grosser Unterschied.
Es bestätigt sich hiedurch die hohe Bedeutung der Wälder für die An-
sammlung und dauernde Erhaltung von Feuchtigkeit.
Selbstverständlich können sich die Resultate nur auf einen Morgen
Waldung von dem angegebenen Stande beziehen. Ob man, ohne einen
grossen Fehler zu begehen, diese Zahlen auch für Waldungen von län-
gerem Betriebe mutatis mutandis annehmen dürfe, — wobei durch
Verminderung der Stämmeanzahl die Höhe des Baumes und der Umfang
seiner Krone zunimnit, — vermag ich vorläufig mit Sicherheit nicht zu
entscheiden.
Ich kann nicht umhin, hier noch einer Versuchsreihe Erwähnung
zu thun, welche von dieser Arbeit unabhängige von meinem Freunde
Dr. W. Fleischmann !) ausgeführt auf anderem Wege eine Bestätigung
meiner vorstehenden Angaben zu liefern im Stande sein dürfte Die
Versuche betreffen ausschliesslich die Hopfenpflanze. Die Ranken eines
Hopfenstockes wurden, nachdem das Erdhäufchen über der Wurzel
beseitigt war, hart am Boden mit schiefem Schnitte abgeschnitten, rasch
durch bereit gehaltene durchbohrte Korkstöpsel geführt und in Glas-
kolben bis zu einer Marke mit Wasser gefüllt gesetzt. Hierauf wurden
die Korke an den Ranken, welche auf dem Boden der Gläser aufstanden,
heruntergeschoben, auf den Gläsern befestigt und die Zwischenräume
zwischen Ranken und Kork fest mit Baumwolle verstopft. Nachdem
alles in beschriebener Weise vorbereitet war, überdeckte man die Gläser
mit der vorher weggeschafften Erde wieder vollständig. Die einzelnen
Ranken fingen an zu saugen und das aufgesogene Wasser wurde mittelst
einer Bürette von Zeit zu Zeit wieder ersetzt. Als Resultat ergab sich,
dass die 3 Ranken des Hopfenstockes während 6 Stunden bei heiterem
1) F. Nobbe’s landw. Versuchsstationen. Bd. IX. S. 178. 1867.
343
Wetter nahezu 1 Liter in sich aufgenommen hatten. Diese Wasserauf-
nahme ist natürlich eine viel geringere bei Regenwetter, indem in
diesem Falle die wasserleitenden Theile der Ranken mit Wasser gesättigt
waren und somit ein Stocken des Saftes stattfand. Wir dürfen daher,
um beiläufig die Wassermenge, welche ein Hopfenfeld während einer
längeren Vegetationsperiode verdunstet, festzustellen, die erhaltenen Zahlen
nicht unbedingt zu Grunde legen. Nach angestellten Berechnungen beträgt
die Verdunstungsfläche einer völlig entwickelten Hopfenpflanze 11UM.
Der wechselnden Witterung während eines Sommermonates Rechnung
tragend und unter der Annahme, dass während der Nacht keine Ver-
dunstung stattfinde, kann wohl die Wasserverdunstung einer Hopfen-
pflanze von 3 Ranken für 12 Stunden in runder Summe zu 1 Liter
. festgestellt werden. Von einem Morgen Landes, auf welchem 1600 Hopfen-
stöcke stehen, würden demnach in einer Vegetationsperiode von 3 Monaten
circa 150,000 Liter Wasser verdampft werden.
Berücksichtigt man, dass die von dem Boden ausgehende Wasser-
verdampfung ausgeschlossen ist, dass ferner die hier beschriebenen
Versuche sich auf eine von den Wurzeln getrennte Pflanze beziehen,
wodurch eine wesentliche Verringerung in der Wasseraufnahme und
somit in der Wasserverdunstung nothwendig bedingt erscheint, so
stimmen im Allgemeinen diese Resultate mit meinen früher angegebenen,
wie ich sie bei den Cerealien erhalten habe, sehr wohl überein.
V.
Es ist richt zu verkennen, dass die bisher mitgetheilten Versuche
in Kästen, wenngleich von ziemlich umfangreichen Dimensionen, der
Vegetation nicht die vollkommen normalen Bedingungen des freien Feldes
gewähren konnten. Vor Allem ist zu berücksichtigen, dass obschon die
meisten der erwähnten Versuche nicht in geschlossenen Räumen, son-
dern am offenen Fenster ausgeführt sind, doch immerhin nur ein verhältniss-
mässig beschränkter Luftzutritt stattfand, — wesentlich abweichend von
-dem Einflusse der Ventilation, welchem die Pflanze auf freiem Felde
unterliegt. Aehnlich ist der Fall bei den Versuchen, welche die Wasser-
verdampfung von einer einzelnen Pflanze ausgehend zum Zwecke hatten.
Somit schien es wünschenswerth, meine Beobachtungen auf das freie
Abh.d. II. Cl.d. k. Ak. d. Wiss. X, Bd. II. Abth. 44
344
Feld auszudehnen, um auch hier wenigstens annähernd die Wassermenge
zu bestimmen, welche von einer mit Cerealien, mit Wiese u. s. w.
bewachsenen Oberfläche in einem gewissen Zeitraume verdampft wird.
Es sind sehr zahlreiche Versuche angestellt worden, um durch
Aushebung verschieden bewachsener Bodenarten und von Zeit zu Zeit
wiederholte Wägungen u. s. w. auch den Verhältnissen im Freien Rech-
nung zu tragen, sie alle haben mich überzeugt, dass auf diesem Wege
durchaus kein Resultat zu erzielen ist. Das Ausstechen einer gemessenen
Bodenfläche in gewisser Tiefe, wenn auch, was natürlich der günstigste
Fall ist, nur eine compakte Wiese hiezu benützt wird, das Wiederein-
setzen des Stückes in einem Tuche oder Drahtgitter eingeschlossen u. 8. w.,
ist mit so grossen Destruktionen der Vegetation und überhaupt mit
derartigen Verlusten und Hindernissen verbunden, dass von der Erlangung
nur einigermassen zuverlässiger Resultate, nach meinen bisherigen Er-
fahrungen wenigstens, keine Rede sein kann.
Ich habe es versucht, ein von der direkten Wägung gänzlich ver-
schiedenes Princip in die Behandlung dieses Gegenstandes einzuführen;
der Weg, den ich mit einiger Aussicht auf Erfolg angebahnt zu haben
glaube, ist das System der Hygrometrie und Atmidometrie.
Die Methoden der Hygrometrie gehen bekanntlich darauf hinaus, die
Quantität des Wassergehaltes der Atmosphäre absolut oder relativ zu
bestimmen. Durch diese Versuche erhält man aber stets nur Werthe,
welche lediglich den Zeitraum der Beobachtung selbst umfassen, so dass
erst mit Durchschnittsberechnungen einer grösseren Anzahl einzelner
Beobachtungen ein für grössere Zeiträume geltendes Resultat erzielt
werden kann. Da es sich bei meinen Versuchsreihen darum handelte,
die Menge von einer Bodenfläche verdampften Wassers für längere Perioden
in ihren Wechselbeziehungen aufzufassen, so konnte diese Methode der
Hygrometrie selbstverständlich immerhin nur Resultate von sekundärer
Bedeutung ergeben. Dass indess in dem Wassergehalte der Atmosphäre
Unterschiede stattfinden je nachdem die Luft in Betreff ihres Feuchtig-
keitgrades auf einem bewachsenen oder vegetationslosen Felde untersucht
wird, zeigt sich durch folgende mit dem bekannten August’schen Hygro-
meter auf verschiedenen Feldern vorgenommenen Beobachtungen.
In Betreff des Instrumentes ist noch zu bemerken, dass ich mich
345
bei allen meinen zahlreichen Versuchen ausschliesslich der Psychrometer
nach der Lamont’schen Modifikation bedient habe. Diese Einrichtung
besteht darin, dass neben den beiden Thermometerskalen noch 2 Skalen
aufgetragen sind nach der Formel
F — 0,000892 (t—t°) 6,
so dass man nur die Ablesung des feuchten Thermometers von der
Ablesung des trocknen abzuziehen hat, um den Dunstdruck zu erhalten.
Der Beobachter ist dadurch in den Stand gesetzt, den Druck der in
der Luft enthaltenen Wasserdünste unmittelbar ohne Hülfe von Tabellen
anzugeben, — ein Vortheil, der namentlich bei so zahlreichen und gleich-
zeitigen Versuchen sehr hervorgehoben zu werden verdient. Die Berech-
nung der Dunstsättigung, sowie der Dunstmenge, d. i. der absoluten
Feuchtigkeitsmenge in 1 rheinländischer Cub‘ nach Lothen ist aus dem
Dunstdruck nach den bekannten Formeln vorgenommen worden.
Zu diesen Versuchen erscheint wohl nicht leicht eiu Flächenraum
geeigneter, als ein Torffeld, welches theilweise cultivirt und bebaut oder
brachliegend, theils nur für den Wiesenbau entwässert, theils ganz
uneultivirt, in solcher Weise Oberflächen von den verschiedensten Be-
schaffenheiten in nicht zu grosser Entfernung von einander darbietet.
Die hygrometrischen Beobachtungen umfassen folgende vier ungefähr
/a Stunde von einander entfernt liegende Versuchsfelder:
1) Ein Haferfeld (cultivirtes Wiesenmoor).
2) Eine Wiese (entwässertes Wiesenmoor).
3) Ein brachliegender Acker, welcher im vorhergehenden Jahre
Hafer getragen und umgeackert worden (cultivirtes Wiesen-
moor).
4) Ein Torfwiesenmoor mit Typha bewachsen, sumpfig.
5) Ein Kleefeld.
“Die.Beobachtungen einer jeden Reihe sind alle gleichzeitig auf den
verschiedenen Feldern angestellt worden, und zwar stets möglichst in
der Mitte eines jeden Feldes, so dass im Umkreis von circa !/ı Stunde
dieselbe Natur der Oberfläche dargeboten war.
In den Versuchen I, II, III und 1V waren die Haferpflanzen sehr
üppig entwickelt, durchschnittlich 12‘ hoch, die Grashalme 1° hoch
und zwar kein sogenanntes saures Gras, sondern kleeartige Gewächse,
44*
346
Das Brachfeld zeigte sich nur dünn mit Unkraut bedeckt.
meter wurden unmittelbar über den Pflanzenspitzen, auf dem Brachfelde
unmittelbar über den Boden angebracht.
Es folgen nun die Zahlen, wie sie die ersten 3 Versuchsreihen
direkt ergeben haben nebst den betreffenden Berechnungen.
I. Versuchsreihe. (4. Juli 1866.)
Die Hygro-
A. DB; C. D.
Brachfeld. | Haferfeld. Wiese. Torfmoor.
1) Dunstdruck . 0,40 4,70 4,75 5,09
9) Dunstsättigung . | 0,825 ‚0,881 0,891 0,955
3) Dunstmenge. . |0,01865325 | 0,01991941 | 0,02014551 | 0,02159255
II. Versuchsreihe. (5. Juli 1867.)
1) Dunstdruck . . mit 14,79 | 5,00 5,25
2) Dunstsättigung . 0,630 | 0,664 0,681 0,726
3) Dunstmenge . . |0,018963 | 0,02002640 0,020774 | 0,02185260
III. Versuchsreihe. (8. Juli 1867.)
A. B.
Brachfeld. Kleefeld.
1) Dunstdruck 4,9 | 5,3
2) Dunstsättigung . 0,734 0,746
3) Dunstmenge . 0,02051998 0,021070
Auf meine Veranlassung sind noch folgende Felder einer anderen
Lage hygrometrisch geprüft worden: Haferfeld, Wiese, Roggenfeld, Kar-
toffelfeld, Mohrfeld, Torfmoor. Die aufgeführten Zahlen beziehen sich
auschliesslich auf den Wassergehalt eines Cubikmeters in Grammen,
indem durch Versehen die übrigen Versuchsresultate mir nicht mit-
getheilt wurden, eine nachträgliche Ermittlung war aber nicht möglich.
IV. Versuchsreihe. (10. Juli 1867.)
A. B. C.
Haferfeld. Wiese. Roggenfeld Fe
9,6. 10,9.
I
347
Ds E. F.
Kartoffelfeld. Moorfeld. Torfmoor.
10,1. 9,0. Kahl.
Es folgen hier endlich noch einige schon früher von einem andern
Beobachter (Herrn M. Fuchs) auf meine Veranlassung ausgeführte Ver-
suche. Die Resultate sind zu leichterer Vergleichung mit den vor-
stehenden auf die Wassermenge in einem Cubikmeter nach Grammen
berechnet.
V. Versuchsreihe. (13. April 1867.)
A. B.
Brachfeld (hinter der Bavaria), Saatfeld, schwach.
6,2. Ze
(20. April 1867).
A. B.
Kiesboden (am Judenkirchhof). Wiese (am linken Isarufer).
10,3. 2.6
Ein flüchtiger Blick auf diese Resultate zeigt, dass offenbare Unter-
schiede in der Dunstspannung zwischen den verschiedenen Vegetations-
oberflächen bestehen. Sie sind allerdings gering, allein doch bezeich-
nend, indem nicht ausser Acht gelassen werden darf, dass der Psy-
chrometer das in der Luft schwebend enthaltene Wasser nicht anzuzeigen
vermag, sondern in seinen Angaben sich nur auf das in der Atmosphäre
gelöste Wassergas, — den Dunstdruck — sich bezieht. Die Berechnung
der absoluten Dunstmenge aus dem psychrometrischen Dunstdrucke
beruht aber bekanntlich auf einer Hypothese. Wir wissen, dass in
künstlich befeuchteten Lokalen der Psychrometer keineswegs die erwar-
teten Wasserzunahmen anzeigt, was wohl auch mit der schwierigen
Diffussion des Wasserdunstes zusammenhängt. Ich habe schon bei einer
anderen Gelegenheit gezeigt, dass die Angaben des Psychrometers durch-
aus in keinem constanten Verhältnisse zu den direkten Feuchtigkeits-
bestimmungen in der Atmosphäre stehen und also diese nicht direkt
aus jenen abgeleitet werden können. So erklärt es sich denn auch, dass
unter den zahlreichen mir vorliegenden Versuchen einige vereinzelte
348
mit entgegengesetztem Resultate vorkommen. So lieferte z. B. ein auf
der Pullacher Höhe am 23. April 1867 ausgeführter Versuch die Wasser-
menge der über einer Kiesfläche befindlichen Atmosphäre um 0,3 Grmm.
höher, als in der Atmosphäre eines Saatfeldes: Diess schliesst nach den
obigen Auseinandersetzungen keineswegs aus, dass letztere dessenunge-
achtet mehr schwebende Wassertheile enthielt, als erstere u. s. w. Auf
das Bestimmteste erkennt man aber aus diesen Versuchen, dass das in
der Luft enthaltene Wasser auch in dem Zustande, wie es der Psy-
chrometer anzeigt, seiner Menge nach ebenfalls von der Natur der
Vegetationsdecke wesentlich beeinflusst, — speziell durch eine üppige
Vegetation erhöht — werde. Versuche mit einem besonders zu diesem
Zwecke construirten Haarhygrometer, welche aber leider in diesem
Sommer nicht zum Abschlusse gelangen konnten, werden im Stande
sein, diese vergleichenden Unterschiede noch deutlicher zu machen.
Nach Mittheilung dieser nur nebenher erwähnten hygrometrischen
Resultate gehe ich zur Beschreibung der atmidometrischen Versuche
über. In Beziehung auf das hiezu benützte Instrument darf ich auf die
früher gegebene ausführliche Beschreibung des Apparates verweisen.!)
Lässt man eine flache Schale mit Wasser in irgend einem geschlos-
senen Raume oder im Freien unbedeckt stehen, so wird das Wasser
verdampfen und daher die in der Schale befindliche Wassermenge nach
und nach veringert werden. Diese Verdampfung des Wassers, welche
schneller oder langsamer vor sich geht, ist von den 3 Faktoren: Tem-
peratur, Ventilation und Luftdruck abhängig. Die mit dem Atmido-
meter gewonnenen Zahlen sind somit das Resultat dieser 3 Faktoren
und geben die von allen meteorologischen Momenten influencirte Total-
wirkung von dem Augenblicke der Aufstellung bis zu dem der Beobachtung
an. Die Unterschiede, welche sich in der Beobachtung auf verschiedenen
Oberflächen ergeben, müssen caeteris paribus, d. h. bei Identität jener
3 Faktoren, nothwendiger Weise durch die Natur und Beschaffenheit
des Bodens bedingt sein.
Zur Ausführung der Versuche wurden Glasschalen, jede von
1) Bayer. Kunst- und Gewerbeblatt. April 1856.
349
6,6 Centimeter Durchmesser und 45 CC. Wasserinhalt auf dem Atmido-
meter durch Eintröpfeln von Wasser genau eingestellt, an die verschiedenen
Punkte, welche zur Beobachtung dienten, gebracht und in Zwischen-
räumen wieder auf dem Atmidometer in’s Gleichgewicht gesetzt. Man
erhielt hiedurch die Menge .des verdampften Wassers in bestimmten
Zeiträumen.
Die Vornahme atmidometrischer Versuche kann der Natur der Sache
nach nur bei trocknem Wetter stattfinden, indem jeder Regenfall eine
Ueberschwemmung der Schale veranlasst. Die Oberfläche der Schalen,
um diess zu verhindern, mit einer Art spitzigen Daches zu bedecken,
wie ich es mehrmals versucht habe, ist insofern ungeeignet, als hiedurch
die Resultate wegen theilweiser Abhaltung der Ventilation zu wesentlich
beeinflusst werden. Einige speciell zu diesem Zwecke ausgeführte atmi-
dometrische Versuche liefern einen sehr entscheidenden Beitrag zur
Beurtheilung dieses Verhältnisses.
Zwei Atmidometer-Schalen wurden Morgens 7 Uhr, die eine auf
einem Blumenbrette vor dem Fenster, die andere aın Fenster innerhalb
des Zimmers, beide nur 1/2‘ von einander entfernt aufgestellt. Es war
somit die Temperatur und Zeit der Insolation für beide ganz dieselbe,
nur blieb von der im Zimmer stehenden Schale die Einwirkung der
Ventilation nicht gänzlich, — da das Fenster während der ganzen Ver-
suchsperiode offen blieb, — sondern nur theilweise abgehalten. Nach
10 Stunden betrug die Verdampfungsmenge im Freien 5,1 CC., im Zimmer
0,75CC. In einem zweiten länger andauernden Versuche betrug die
‘Verdampfung im Freien 9,5 CC., im Zimmer 1,8 CC. Man erkennt
hieraus den mächtigen Einfluss, welchen die Ventilation unter sonst
ganz gleichen Verhältnissen und Umständen auf die Verdampfung einer
Wasseroberfläche auszuüben im Stande ist.
Um die Anwendbarkeit der atmidometrischen Methoden auf die
Bestimmung der Wasserdampfungsverhältnisse nachzuweisen, mögen hier
noch die Resultate einiger Vorversuche Platz finden.
2 Atmidometer-Schalen wurden, die eine a über einer Wasserober-
fläche, die andere b in geringer Entfernung von der ersteren und in
gleicher Höhe auf einem Brette aufgestellt. Die Messungen zu verschiedenen
350
Zeitabschnitten vorgenommen ergaben folgende Unterschiede in der
Wasserverdampfung.
1. II. IH.
a) 10,1 3,6 6,0
b) 12,4 4,5 7,4.
Nach den im Durchschnittsverhältnisse berechneten Zahlen ergibt sich
somit die Wasserverdampfung von einer Wasseroberfläche zu einer
trocknen Oberfläche wie 100 : 124.
Ebenso wurden 2 Atmidometer-Schalen auf die beiden zu den
früheren Versuchen benützten Erden, Thon- und Kalkboden, — in
gleicher Weise befeuchtet — aufgestellt. Die Messungen zu 3 ver-
schiedenen Zeitabschnitten vorgenommen gaben folgende Resultate:
r: II. Il.
Thonboden 8,1 6,3 8,5
Kalkboden 6,9 a 7,4.
Nach den S. 324 beschriebenen direkten Verdampfungsversuchen ver-
dampft der Thonboden weniger Wasser als der Kalkboden in bestimmter
Zeit und zwar in dem Verhältnisse von 100:115. Die über dem Kalk-
boden stehende Atmosphäre muss hiernach auch in diesem Verhältnisse
feuchter sein, als die über dem 'Thonboden stehende. Der atmidome-
trische Versuch ergibt auch in der That dem durch den direkten Versuch
erhaltenem Verhältnisse sehr nahe stehende Zahlen und zwar nach der
durchschnittlichen Berechnung der 3 Versuche:
Kalkboden : Thonboden
100 : 114. f
Hiebei ist natürlich vorausgesetzt, dass durch gleichmässiges Begiessen
die beiden Bodenarten während der Versuchsperiode in einem überein-
stimmenden Feuchtigkeitsgrade erhalten werden, da beim gänzlichen
Eintrocknen die Verhältnisse insofern sich ändern, als der Thonboden
noch länger feucht bleibt, wenn der Kalkboden schon ganz ausgetrocknet
ist, wie ich diess S. 324 gezeigt habe und als trockne Oberfläche, somit
als beförderndes Moment, auf die atmidometrische Verdampfung einwirkt.
In gleicher Weise wurden diese beiden Bodenarten in besätem und
unbesätem Zustande vergleichungsweise atmidometrisch untersucht. Die
351
Vegetationsdecke der mit dem Ausdrucke „besäter‘“ Boden hier bezeich-
neten Oberfläche bestand in beiden Fällen aus einer dichten Linaria-
Pflanzung.
I: 1. II.
j Thonboden besät Le) 10,3 8,7
2) | Thonboden unbesät 8,4 11,5 9,9
Kalkboden besät 4,5 SE 6,2
) Kalkboden unbesät 5,4 10,0 BD
Nach den $. 328 beschriebenen direkten Verdampfungsversuchen
hat sich die Wasserverdampfung des unbesäten Thonbodens zum besäten
im Verhältnisse von 100: 111, des unbesäten Kalkbodens zum besäten
im Verhältniss von 100:116 ergeben. Die Durchschnittsberechnung
der Atmidometerzahlen ergibt das Verhältniss wie folgt:
a) Thonboden unbesät : Thonboden besät
112 : 100
b) Kalkboden unbesät : Kalkboden besät.
120 : 100.
Man erkennt hieraus die nahe Uebereinstimmung der atmidometrischen
Messungen mit den direkten Wägungen. Es bedarf wohl kaum der
besonderen Erwähnung, dass die atmidometrischen Zahlen für die eigent-
liche von der Oberfläche ausgehende Wasserverdampfung im umgekehrten
Sinne zu verstehen sind; wenn z. B. in dem oben mitgetheilten Ver-
suche beim Vergleiche einer trocknen und einer Wasseroberfläche sich
das Verhältniss wie 124:100 ergeben hat, so heisst diess natürlich
nichts anderes, als dass, die Verdampfung der trockenen Fläche zu 100
angenommen, die Verdampfung der Wasseroberfläche 124 beträgt.
Ebenso wenn die atmidometrischen Zahlen für besäten und unbesäten
Kalkboden sich wie 100:120 herausgestellt haben, so bedeutet diess
selbstverständlich: die Wasserverdampfung des unbesäten Kalkbodens
= 100 gesetzt, beträgt die Wasserverdampfung des besäten 120.u.s. w.
Nach diesen vorläufigen die atmidometrische Methode charakteri-
sirenden Versuchen gehe ich zu den auf freiem Felde angestellten
Beobachtungen über.
Die gleichzeitige Aufstellung der Atmidometer-Schalen geschah in
Abh d. II.C1.d.k.Ak.d. Wiss X.Bd.II. Abth. 45
352
der Art, dass die Schalen sich unmittelbar über der Vegetationsdecke
frei aufgehängt befanden, da die Versuchsfelder auf einem ungefähr
300 Morgen umfassenden Flächenraume beinahe aneinander gränzend
lagen, so standen die Atmidometer-Schalen genau unter demselben Ein-
fluss der Faktoren: Wärme, Luftdruck, Ventilation; die Unterschiede
in der Menge der Wasserverdampfung können sich daher ausschliesslich
nur auf die Natur der Oberfläche des Aufstellungsortes beziehen. Die
Temperaturverschiedenheiten der mit Vegetation bedeckten Oberflächen
- durch Wärmestrahlung hat sich bei gleichmässiger und geeigneter Auf-
stellung der Atmidometer-Schalen ohne wesentlichen Einfluss auf die
Verdampfung herausgestellt.
Wasserverdampfung in CC.
L 1: II.
Wiese. Klee. Hafer.
Dauer des Versuchs, a. b. a. b. >y b.
schwach. üppig. | schwach. üppig. |schwach. üppig.
1). 8..Ma11867 24 8:02 13 12 11 —— 16 ms
2 NIE 2 2, Ie2,9: 2 95. — 19 —
(6® Morgens bis 8 Abends)
3) 29 Mai 1867 6S8t. — 3 — —_ 9 —
(6% Morgens bis 12 Mittags)
4), 2.,Juni1 867,18, St... — 11 _— 10 — 15
(6% Morgens bis 12% Nachts)
5) 13. Jun so Tarstee — fe) — = — 14
(6% Morgens bis 12% Abends)
6) 22. Juni 1867 12 St. 5 — 10 — 9:5 11
rn
<=
Tr aB TOT Le
2
8) 12. Juli „=12:86. — 15 — — — —
Me -
9) 13. 75, „2. 2 86.78 — 14 — — _— —
Selbstverständlich sind bei weitem mehr als die hier angegebenen
Versuche angestellt worden, indem ein
plötzlich eintretenden Regens, Umfallen
bar gemacht worden ist.
grosser Theil derselben wegen
der Schalen u. s. w. unbrauch-
Der Ueberblick dieser durch den direkten
353
atmidometrischen Versuch erhaltenen Zahlen ist meines Dafürhaltens
sehr instruktiv in Beziehung auf die Wasserverdampfungsmenge durch
die einzelnen Pflanzengattungen.
Der verschiedene Grad der atmosphärischen Feuchtigkeit, bedingt
durch Wasserverdampfung der Pflanze, dieser Faktor unter möglichster
Elimination der Wärmestrahlungsverschiedenheiten ist es allein, welcher
diese Unterschiede veranlasst. Dass zwischen Wiese, Kleefeld und Hafer-
feld in der Wasserverdampfung Unterschiede stattfinden, ergibt sich aus
dem Vergleiche der Durchschnittszahlen I:1:IIHI = 10,6: 10,1: 14.
Allerdings darf nicht vergessen werden, dass diese Zahlen vor-
läufig nicht die auf eine Pflanzengattung treffende wirkliche Menge
des verdunsteten Wassers ausdrücken, — sie sind natürlich nur bezeich-
nend für ‘das Verhältniss dieser Verdampfungsmengen, in dieser Be-
ziehung gewähren sie aber ein anschauliches Bild von den Unterschieden
zwischen den einzelnen hier zum Versuche benützten Pflanzengattungen.
So geht z. B. aus den Versuchszahlen deutlich hervor, dass eine Wiese
mehr Wasser verdampft, als ein Haferfeld und zwar in dem Verhältniss
von 70:53. Der Hauptvorzug der atmidometrischen Methode liegt
eben darin, dass sie sich nicht auf künstlich behandelte Vegetations-
objekte in kleinerem Maasstabe zu beschränken hat, sondern dass sie
gestattet, die Vegetationsverhältnisse im Ganzen und Grossen, — im
natürlichen Zustande unter dem Einflusse aller Faktoren aufzufassen.
Die hier erhaltenen Zahlen sind daher wahre Naturzahlen, wie sie uns
die unmittelbare Beobachtung der im grossen landwirthschaftlichen
Betriebe stehenden Felder darbietet.
Der Vergleich des Versuches vom 8. Mai mit den übrigen zeigt,
dass die Hauptsumme der Wasserverdunstung in den Tagesstunden liegt;
die geringe Differenz des verdampften Wassers in 24 Stunden und
12 Nachtstunden führt zu der Annahme, dass während der Nacht nicht
nur kein Wasser verdampft sondern sogar Wasser aufgenommen werde, —
Verhältnisse, die indess, da es sich vorläufig hier nur um die Menge
der Wasserverdunstung während grösserer Vegetationsperioden handelt,
bei dieser Betrachtung zunächst nicht berücksichtigt werden können.
Obgleich nicht mehr in das Bereich meiner Arbeit gehörend, will
ich doch noch die Beobachtungen über die Regenmengen anführen, um
45*
354
daraus einen Vergleich mit den durch meine Versuche gefundenen Ver-
dunstungsmengen herzustellen. Es sind während der 108 Versuchstage
(S. 334), welche den Verdunstungsversuchen zu Grunde liegen, ungefähr
1,300,000 Liter Regen und Thau auf 40,000[)' gefallen, auf 1U daher
32,5 Liter. Da nun als Hauptresultat (S. 335) ein mit Cerealien bewach-
sener Thonboden (I) in dieser Zeit per [ 20,4 Liter, ein mit Cerealien
bewachsener Kalkboden (II) 22,4 Liter Wasser verdampft, so erreichte
das aus der Atmosphäre gebotene Wasser allerdings die Menge des
verdunsteten. Die Differenz beträgt hiernach für I 12,2 Liter, für II
11,1 Liter. Gewöhnlich nimmt man an, — ob mit Recht vermag ich
nicht zu entscheiden, — dass die Hälfte, ®/a oder */s des meteorischen
Wassers durch Abfluss u. s. w. für die Vegetation verloren gehe.!)
Unter diesen Voraussetzungen würden auf den U‘ nur 16,2, 8,1 oder
6,1 Liter während der 108 Tage treffen, die Regenmenge erreichte dem-
nach durchschnittlich nur einen Theil des verdunsteten Wassers. Wollen
wir aber auch die eine oder andere Annahme der Betrachtung zu Grunde
legen, soviel ergibt sich aus dem angestellten Vergleiche mit Sicherheit,
dass die Regenmenge in jedem Falle unter der Verdunstungsmenge steht,
so dass die Pflanze ihren Bedarf noch aus einer anderen Quelle zu
nehmen hat. Ob diess durch Condensation der in der Atmosphäre
schwebenden Feuchtigkeit oder durch Aufnahme von Wasser aus der
Tiefe des Bodens u. s. w. geschieht, hierüber fehlen mir bis jetzt alle
auf Versuche gegründeten Anhaltspunkte.
Es erübrigt, einige Hauptpunkte der gewonnenen Resultate zu-
sammenzustellen.
1) Die Wasserverdunstung des Thonbodens zum Kalkboden steht im
Verhältniss von 100: 115.
2) Die Wasserverdunstung des unbesäten und besäten Thonbodens steht
im Verhältniss von 100: 111, des unbesäten und besäten Kalk-
bodens im Verhältniss von 100: 116.
3) Die Wasserverdunstung des unbesäten und besäten Torfbodens steht
im Verhältniss von 100: 121.
1) Nach Berghaus und Studers für Rhein und Weser ausgeführten Berechnungen.
4)
5)
6)
0)
8)
9)
10)
355
Die Natur der Pflanzenspecies ist auf die Menge des verdampften
Wassers von wesentlichem Einflusse.
In der Wasserverdunstung zwischen den 4 Oerealien: Hafer, Weizen,
Roggen und Gerste, findet kein wesentlicher Unterschied statt.
Hafer bedarf unter denselben am meisten Feuchtigkeit.
Die Wasserverdampfung des Laubholzes zum Nadelholze steht im
Verhältniss von 5:4.
Die Dunstspannung, wie sie der Psychrometer angibt, wird wesent-
lich von der Natur der Vegetationsdecke beeinflusst, speciell durch
eine üppige Vegetationsdecke erhöht.
Die atmidometrische Beobachtung gibt für die Wasserverdunstung
des Thon- und Kalkbodens im besäten und vegetationslosen Zustande
sehr nahe mit dem direkten Versuche übereinstimmende Zahlen.
Die atmidometrische Beobachtung gewährt einen Anhaltspunkt für
die Beurtheilung des Wasserverdunstungsverhältnisses verschiedener
Vegetabilien im Freien, so wie im grossen Maasstabe.
Die Regenmenge einer Vegetationsperiode ist geringer, als die Menge
des durch die Pflanze während derselben verdunsteten Wassers.
Das
Chronoskop
Instrument zur Bestimmung der Zeit und der Polhöhe
ohne Rechnung.
C. A, Steinheil.
Mit 2 lithogr. Tafeln und 6 Tabellen.
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Das Chronoskop.
&M.
Ich werde zeigen, dass man die Zeit bestimmen kann durch Con-
struiren des Stundenwinkels. Die Construction ist solcher Art, dass
damit zugleich die Orientirung gegen den Meridian erzielt wird. Da
nun alle Zeitbestimmung auf Feststellung dieser zwei Elemente beruht, er-
langen wir den Zweck durch eine dem Princip nach sehr einfache Methode,
die so gut als keine Rechnung fordert und daher Vielen zugänglich sein
dürfte. Das Chronoskop beruht auf Einstellung des Sonnenbildes durch
Drehung um zwei Axen. Die Axen sind die Stundenaxe und die Vertical-
axe. Vorher muss die Gesichtslinie auf die Declination der Sonne ein-
gestellt sein. Man sieht, dass dieser Anforderung ein berichtigtes
Aequatorial, welches noch im Azimut drehbar wäre, entsprechen würde.
Es soll jedoch das Instrument möglichst einfach werden, kein Fernrohr
benöthigen und direkt die wahre Sonnenzeit zeigen, wie das Sonnenbild
eingestellt ist.
Betrachten wir jetzt den nähern Vorgang.
82.
Denken wir uns am Himmel 3 Punkte: Zenit, Pol, Sonne durch
grösste Bogen verbunden. Die Bogen Zenit-Pol, Pol-Sonne schliessen
den Stundenwinkel S ein. Können wir also am Instrument diese 2 Bogen
nachbilden und den Bogen Pol-Sonne drehbar machen um den Pol, so
entstünde in Einer Lage desselben ein ganz gleiches sphärisches Dreieck
Abh. d. Il.Cl.d. k. Ak. d. Wiss. X. Bd. II. Abth. 46
360
zwischen den 3 Zielpunkten des Instrumentes: Verticalaxe, Stundenaxe
und Gesichtslinie, wie das am Himmel. Könnten dann die beiden
Dreiecke zur Deckung gebracht werden, so wäre das Instrument auch
orientirt und damit die Aufgabe gelöset, wenn der Stundenwinkel direkt
am Instrumente abzulesen wäre. Diess können wir bewirken. Denn
indem wir die Verticalaxe senkrecht stellen d. h. den Fuss des Instru-
mentes nivelliren, fällt die verlängerte Verticalaxe mit dem Zeitpunkt
am Himmel zusammen. Stellen wir nun das Instrument auf die Polhöhe
des Beobachtungsortes, so wird der Bogen zwischen Pol und Zenit gleich
mit dem Bogen am Instrumente zwischen Verticalaxe und Stundenaxe.
Stellen wir dann die Gesichtslinie am Instrumente ein auf die Declination
d.i. die Poldistanz der Sonne, so wird auch der Bogen Pol-Sonne gleich
dem Bogen am Instrumente Stundenaxe-Gesichtslinie.
Drehen wir jetzt diesen Bogen um die Stundenaxe, so ist nur Eine
Lage, bei welcher der Stundenwinkel des Instrumentes gleich wird,
dem am Himmel. Nehmen wir an, dies sei bewirkt, obschon man noch
nicht sieht, wie es bewirkt werden kann, so sind offenbar die beiden
Dreiecke gleich; denn wir haben 2 Bogen und den eingeschlossenen
Winkel gleich gemacht. Allein die 2 Dreiecke haben nur Einen Punkt —
den Zenitpunkt gemeinschaftlich. Dreht man aber das Instrument um die
Verticalaxe, also auch das Dreieck des Instrumentes um den Zenitpunkt
bis die Gesichtslinie auf die Sonne trifft, dann sind 2 Punkte — Zenit
und Sonne den beiden gleichen Dreiecken gemeinschaftlich und folglich
auch der 3. Punkt der Pol d. h. beide Dreiecke decken sich und der
Stundenwinkel am Instrumente stimmt überein mit dem am Himmel.
Ist der Stundenwinkel des Instrumentes abzulesen auf einem zur Stunden-
axe normalen Kreise, der in 24 Stunden getheilt und so gedreht sein
soll, dass er Null zeigt wenn die Gesichtslinie im Meridian, so ist die
Aufgabe gelöset.
Es folgt hieraus, dass eine Drehung um die Stundenaxe nöthig ist,
um die Dreiecke gleich zu machen, gleichzeitig aber eine Drehung um
die Verticalaxe, um sie zur Deckung zu bringen. Wenn also unter An-
nahme der richtigen Bogen Sonnen-Pol, Sonne-Zenit diese Drehungen
gleichzeitig bewirkt werden, bis die Sonne eingestellt erscheint auf den
Punkt Gesichtslinie, so ist damit das Instrument auch orientirt.
Sen
In der bisherigen Betrachtung ist die wahre Poldistanz der Sonne
nicht unterschieden von der scheinbaren. Letztere ist aber kleiner,
weil die Refraktion die Zenitdistanz verkleinert. Wenn wir nicht Fehler
von der Ordnung der Refraktion in der Zeitbestimmung begehen wollen,
müssen wir diesen Umstand in Rechnung bringen.
Nehmen wir zuerst an, man stelle den Declinationskreis auf die
wahre Poldistanz der Sonne, so wie sie in den Jahrbüchern angegeben
ist, so wird, weil die Absehnslinie auf den scheinbaren durch Refraktion
gehobenen Mittelpunkt der Sonne zielt, sowohl der Stundenwinkel als
das Azimut des Instrumentes nicht mit denen am Himmel überein-
stimmen.
|
Sei Zö$ = 2 die wahre Zenitdistanz
PS — p die wahre Poldistanz
ZS’ — z' die scheinbare Zenitdistanz
PS' — p' die scheinbare Poldistanz
ZPS = s der wahre Stundenwinkel
ZP'S' = s' der am Instrumente eingestellte.
Setzt man noch
BISSE BS
was dadurch geschieht, dass man mit der wahren Poldistanz auf den
scheinbaren Mittelpunkt der Sonne s’ einstellt, so wird der Stunden-
46*
362
winkel s‘ und w‘ das Azimut verschieden am Instrument und Himmel.
Diess wollen wir jetzt zeigen.
Die Relation des Stundenwinkels s und der 3 spärischen Bogen
zwischen Pol, Zenit und Stern ist bekanntlich gegeben durch
Sin@+@— I), Sin (e— (p— 0)
DISS SEE 2 2 SE
BT Cosgy. os. d.
(1)
wo g die Polhöhe
2 die Zenitdistanz
ö die Declination und
s den Stundenwinkel
bezeichnet.
Dieser Ausdruck (1) soll dazu dienen, den Unterschied von s und
s’ auszudrücken.
Setzt man nämlich in (1) statt z die um die Refraktion verkleinerte
Zenitdistanz 2‘, so wird
Sin 2’ +(P—0)) Sin — —))
D) 2
Cosy. Cosd.
Aus (1) ergeben sich für angenommene Werthe von z p und d,
durch die den z entsprechenden Refraktionen die 2° und damit dann
aus (2) die s’.
Wir setzen hier die angenommenen Zenitdistanzen und die ihnen
entsprechenden mittleren Refraktionen nach Bessel an.
2.80, Bafrse15, 16 9%also 30-,,79 5Aal3:8
10 2 37.3 —.,69.50.2.7
60 1.397, —=ı59 58 20.3
50 1.8.7 — 49 58 51.3
Macht man noch g — 48°, und rechnet für die Werthe von
d = — 20°, — 10°, 0°, + 10°, + 20°. Die s nach (1), s‘ nach (2) so er-
gibt sich nachstehendes ‚Resultat.
=
Man erhält also durch Einstellen mit der wahren Poldistanz den
Stundenwinkel s’ immer zu klein. Es werden also damit die Zeiten,
welche das Instrument zeigt, Vormittags um die angesetzten Werthe
von t— t’ zu gross. Nachmittags um ebenso viel zu klein.
Für grosse Zenitdistanzen und kleine s werden übrigens diese
Abweichungen sehr bedeutend. Auch ist ihre Aenderung so wenig pro-
portional, dass man den Tafeln für diese Correction sehr bedeutende
Ausdehnung geben müsste, um die Correction des Stundenwinkels daraus
mit Sicherheit zu entnehmen.
Allerdings liesse sich dieser Einfluss auf die Zeitbestimmung ganz
eliminiren, wenn man correspondirende Beobachtungen in gleichem Ab-
stande vom Meridian machte und die Zeit des Mittels ableitete. Aber
corr. Beobb. kann man auch ohne Chronoskop sehr leicht und mit
noch einfacherem Instrumente anstellen. Uebrigens ist diese Art der
Zeitbestimmung abhängig von dem Uhrgang während der Zwischenzeit
und oft erfolglos wegen trüben Himmels zur Zeit der 2'% Beobachtung.
Für diejenigen, welche nicht rechnen können, bleibt daher immer eine
andere Methode als die Messung einzelner Sonnenhöhen wünschenswerth,
die in kurzer Zeit eine genügende Zeitbestimmung gibt.
Eine geschicktere Gestalt gewinnt die Correction des Stundenwinkels,
wenn man die Refraktion bei der Einstellung schon berücksichtigt
und näherungsweise auf
”
p—R — p'
364
oder was dasselbe ist auf
oe —0+ R*)
einstellt, wo R die der Zenitdistanz entsprechende mittlere Refraktion
bezeichnet. Allerdings kennt man die Zenitdistanz nicht. Allein sie
lässt sich leicht aus einer Tafel entnehmen, welche
für ein gegebenes g die Relation zwischen d t und z
gibt. Eine solche habe ich berechnet und am Schlusse
beigefügt. S. Tafel 3. \
Sei wieder Z der Zenitpunkt, P der Pol, $ der
wahre Mittelpunkt der Sonne, 5° der scheinbare um
die Refraktion im Vertical gehobene also PS' — p‘
so findet sich der Stundenwinkel s um ds zu klein,
während das Azimut w, also die Orientirung des In-
strumentes gleich bei der Einstellung richtig wird.
ds ist aber hier immer nur ein Bruchtheil der Refraktion
selbst. Die Correction ds findet sich
4R Sins Cos p (3)
Sinz Cos d’
Hier ist die Refraktion R in Bogenminuten, die Correction ds’ aber
in Zeitsekunden ausgedrückt. Statt d* ist + R einzusetzen.
Wir geben wieder in einer kleinen Tafel die Stundenwinkel und
ihre Correctionen ds für 2 = 80°, 70°, 60°, 50 und d= — 20 — 10.
0+10+20, für = 48 berechnet.
Es ist für p = 48°.
ds'' —
Mateir2
d+20 Refr.
s ds | R
HEN. alodızad) | d+10
ds
Ss ds Ss ds 5
ds | s
” h ‚ e | h , " h ” I, 3
16 12.964 59 13.865 44 14.5216 29 15.12] 5.27
DE: 5.281357 .6.530445 7.145,27 7.830,2402
9
h Q „
80 [3 8 11.164
40: 114 2,5212
1
60 —— 2.14246 3.358343 4.27427 4.97 1.66
50 —-— -|- -|- 059 1.213 22 ern 1.14
*) Richtig wäre auf d’ = d + RCosr einzustellen. r ergibt sich aus Sinr = en Tas,
365
Hier sind die Abweichungen viel kleiner als in Tafel 1 und so regel-
mässig, dass sie leicht aus Tafel 4 interpolirt werden können, wenn
man ld und t als gegeben annimmt.
In den meisten Fällen beträgt die Verbesserung von s nur wenige
Sekunden. Wie dieser Correction Rechnung getragen wird, werden
wir bei der schematisirten Vorschrift für die Beobachtungen zeigen.
S 4.
Untersuchen wir jetzt, welche Fehler in den Beobachtungen zu
erwarten stehen, wenn wir bestimmte Fehlergrenzen der Einstellung des
Instrumentes annehmen.
Da das Instrument sehr einfach werden soll, so ist ein Fernrohr
ausgeschlossen. Für Beobachtungen ohne Fernrohr ist wohl eine Bogen-
Minute das, was sich bei einmaliger Einstellung als Grenze der Sicher-
heit annehmen lässt.
Sehen wir daher welchen Einfluss eine solch Aenderung von z, d
und p auf s ausübt.
Dazu dient uns die Gleichung:
Cosz — Sin y. Sin d+Cos y Cos d Cos 8. (4)
Differenziren wir diesen Ausdruck, indem wir alle Grössen als
variabel betrachten, so ergibt sich:
Sin 2
m Cosy Cos d Sin s
Tg‘
+ dy. ( Sins Igy Cotg s) (3)
+ do. ( 59 —1ad Cotg s)
Sin s
Setzen wir nun beispielsweise
po= 48° 8
d=-—7 02
2 = 69:1 13.5
s
)
|
»
1
Ya
366
Wo s aus Gleichung (1).$ 3 abgeleitet ist, so findet sich
ds Ind aid 9600
Hier sind de, dy, dd‘ in Minuten, der Werth von ds in Zeitsekunden
zu verstehen.
Fehlten daher die Einstellungen auf 2 (Stundenbogen), y und d' je
1 Minute und wirkten alle Fehler im selben Sinne, so wäre ein Fehler
von 16 Sekunden in der Zeitbestimmung oale Der wahrscheinliche
Fehler ist natürlich viel kleiner.
Die Betrachtung zeigt, dass wenn die Unsicherheit der-Einstellungen
wirklich so gross ist, als wir angenommen haben, auch keine scharfe
Zeitbestimmung bis zur einzelnen Sekunde zu erwarten steht. Dieses
Resultat kann durchaus nicht befremden, weil jede Beobachtung mit
freiem Auge auf eine Grösse dieser Ordnung unsicher bleibt.
Wir gehen jetzt über zur
S5.
Construction des Chronoskop’s.
Ein Fuss mit 3 Stellschrauben bildet die Büchse für die Verticalaxe.
Diese ist mit einer Klemme für den Meridianbogen verbunden. Auf
dem Klemmstücke sitzt ein Niveau, womit die Axe senkrecht gestellt
wird. Mit dieser Berichtigung soll zugleich die Klemme in eine Vertical-
ebene kommen. Die unter dem Dreifuss hervortretende Verticalaxe ist
hier mit Feder und Gegenschraube gehalten und kann damit festge-
klemmt werden. In der Klemme bewegt sich der massive Meridianbogen.
Er ist als voller Ring bearbeitet und getheilt, dann erst so ausgeschnitten,
dass die Sonne in seiner Ebene stehend auf den Stundenring scheinen
kann und zwar bei allen Declinationen der Sonne. Dieser Meridianbogen
trägt die Stundenaxe, die ihn diametral durchdringt.
An der Stundenaxe sitzt der Stundenring, der an der Stundenaxe
gedreht wird und also in dieselbe Ebene mit dem Meridianbogen gebracht
werden kann. In der innern Fläche des Stundenringes ist die Stunden-
axe ausgeschnitten, so dass sie nur 2 Zapfen bildet, die am Stunden-
ring festsitzen und im Meridianbogen entsprechende Büchsen finden.
367
Auf dem obern Ende der Stundenaxe sitzt normal der Stundenkreis.
Er kann auf dieser gedreht und durch den randrirten Kopf (zur Dreh-
ung der Axe) in jeder Lage festgesetzt werden. Der Nonius zur Ab-
lesung des Stundenkreises sitzt fest auf dem Stundenbogen und kann
nicht verstellt werden, da der Kreis zum Verstellen ist.
Diametral zum Stundenring und senkrecht zur Stundenaxe ist die
Absehnslinie in dem Stundenringe angebracht. Sie wird gebildet durch
eine runde Oeffnung in der innern Fläche des Stundenringes, durch
welche die Sonnenstrahlen einfallen und auf einer diametral gegenüber-
stehenden Platte im Stundenring das Sonnenbild zeigen. Die Oeffnung
ist in einer conischen ausgedrehten Büchse angebracht, welche sich in
den Stundenring einsetzt. Sie kann herausgenommen und dagegen eine
andere ähnliche Büchse mit genau centrirter äusserst dünner Linse von
der Brennweite des Abstandes der Kreuztafel ersetzt werden. Die Linse
gibt ein 4 Sonnenscheine helles scharf begrenztes Bild. Beide Büchsen
schieben sich im Stundenring noch etwas tiefer als die innere Fläche
desselben, genau so viel tiefer, als die Platte mit dem Kreuze über die
innere Ringfläche vorsteht. Beide Büchsen sind innen conisch ausgedreht
und nach aussen erweitert, damit die Sonnenstrahlen auch beim höchsten
und tiefsten Stand der Sonne direkt auf die Oeffnung treffen.
Die Platte für das Sonnenbild trägt ein auf Neusilber gezogenes
Doppelkreuz. Der Abstand der Linien ist nahe gleich dem Durchmesser
des Sonnenbildes. Diese Platte ist befestigt an dem Declinations-Nonius,
der sich auf dem Stundenringe verschieben lässt.
Die einfallenden Sonnenstrahlen bilden mit dem inneren Durchmesser
des Stundenringes Peripherial-Winkel. Die Theilung auf dem Ringe für
die Declinationen der Sonne ist desshalb' in Peripherial-Winkeln also
gleich der halben Zahl der Centralgrade aufgetragen. Der Nonius gibt
unmittelbar Minuten der Peripherial-Winkel und lässt noch "/s Minute
schätzen. Fig. 1 gibt 'die Durchschnittszeichnung des Chronoskops in
wahrer Grösse in der Verticallage der Stundenaxe. Fig. 2 gibt die Ab-
bildung in der Richtung senkrecht darauf.
Dieses in obigem beschriebene Instrument würde nur sehr mangel-
hafte Bestimmungen liefern, wenn wir nicht darauf ausgingen jetzt alle
Fehlerquellen zu studiren und mechanisch zu berichtigen. Ihre numerische
Abh. d. II.C1.d.k.Ak.d. Wiss. X. Bd. II. Abth. il
368
Bestimmung ist hier nicht Aufgabe, weil das Resultat direkt und ohne
Rechnung gefunden werden soll. Diese Berichtigung des Instrumentes
braucht natürlich nicht bei jeder neuen Messung vorgenommen zu
werden, sondern kann für lange Zeit gelten.
8 6.
Berichtigung des Instrumentes.
Das berichtigte Instrument muss folgende Bedingungen erfüllen:
1)
5)
6)
DD)
8)"
muss die Verticalaxe senkrecht stehen, sowohl in der Ebene des
Meridianbogens als senkrecht darauf, 2
soll der Meridianbogen an seinem Nonius 90° zeigen, wenn die
Stundenaxe senkrecht steht,
muss der Meridianbogen oder besser die Stundenaxe in jeder
Lage des Meridianbogens in einer Verticalebene liegen,
soll die Absehnslinie oder die Gerade, welche die Mittelpunkte
der Oeffnung für das einfallende Licht und des Doppelkreuzes
der Bildtafel verbindet, senkrecht stehen, wenn die Stundenaxe
horizontal liegt.
Dabei soll
der Declinationsnonius des Stundenringes Null zeigen in der
Ebene des Meridianbogens und
soll, wenn die Gesichtslinie in einer normal zum Stundenkreis
gestellten Verticalebene liegt, der Nonius des Stundenkreises 0"
zeigen, 5
muss der Abstand der Lichtöffnung und der Abstand der Bild-
platte, beide vom Mittelpunkt des Stundenringes gleich sein,
darf sich das Bild der Sonne nicht verstellen, wenn der Conus
mit der Lichtöffnung um seine Axe gedreht wird.)
Die Ausführung dieser Berichtigung fordert 3 Libellen. Niveau 1
sitzt fest an der Klemme des Meridianbogens und dreht mit diesem um
1) Die Untersuchung der Excentrieitäten der Theilungen kann füglich unterlassen werden,
da alle Kreise auf der Theilmaschine vor dem Theilen mit Fühlhebel genau centrirt
wurden.
369
die Verticalaxe. Niveau 2 ist zum Aufsetzen auf den Stundenkreis in
horizontaler Lage mit Füssen versehen. Niveau 3 steht normal zu einer
Axe, die in Spitze endigt und sich (nach herausgenommenem Lichteonus)
durch dessen conische Oeffnung einschieben lässt. Dabei kömmt die Spitze
der Axe in den Mittelpunkt des Doppelkreuzes der Bildtafel. Das Niveau 3
zeigt, ob die Gesichtslinie senkrecht steht.
Wir wollen jetzt diese Berichtigungen am Instrumente selbst vor-
nehmen.
Berichtigung.
Untersuche, ob die 3 Fussschrauben ohne todten Spielraum gleich
streng gehen, wo nicht, bewirke es.
Prüfe, ob die Verticalaxe oben und unten in ihrer Büchse anliegt,
durch Wanken. Zeigt sich das kleinste Wanken, so ermittle, ob der
Drehpunkt oben, unten oder in der Mitte liegt. Dieser Fehler muss
durch Einschleifen entfernt werden. Schabe dazu etwas feinen Schleif-
stein ab, menge ihn mit Oel. Bringe eine kleine Quantität davon an
die Stelle der herausgenommenen Axe, die den Drehpunkt bildet. Führe
die Axe so in die Büchse, dass die bestrichene Stelle zuletzt berührt.
Nach 10—15 Windungen hin und her reinige Büchse und Zapfen sorg-
fältig und versuche, ob das Wanken einen andern Drehpunkt gewonnen
u. s. f. bis keine Spur von Wanken mehr zu finden ist. Jetzt muss
die Axe auch ganz ohne Oel oder Schmiere leicht und sanft sich drehen.
Spanne die untere Feder so weit, dass das Azimut sich nicht verstellt,
wenn die Stundenaxe gedreht wird. Diess und ein sanfter Gang der
Axen sind wesentliche Bedingungen des richtigen Einstellens.
Untersuche jetzt, ob die Klemme und die Verticalaxe durch die
untere Zug- und -Druckschrauben fest mit einander verbunden sind, wo
‚nicht, so spanne mit diesen Schrauben.
Prüfe nun, ob der Meridanbogen in den beiden Eadbunkten der
Klemme anliegt. Von. oben in die etwas gelüftete Klemme gedrückt,
darf er durchaus nicht in der Ebene seines Bogens wanken. Die
2 Schlussschrauben der Klemme werden zum Einstellen des Bogens erst
leise angezogen, so dass der Bogen sich noch mit der linken Hand ver-
schieben lässt, während die rechte Hand die Loupe hält, die den Nonius
47*
370
zeigt. Halte die Loupe so, dass nicht nur das Bild der Theilung mög-
lichst scharf ist, sondern dass die Theilstriche von Kreis und Nonius
keinen Winkel mit einander bilden. Um die Theilung gut zu beleuchten,
lege weisses Papier unter das Instrument auf den Tisch. Erst jetzt
ziehe die Schrauben der Klemme fest an und sehe, ob die Noniusangabe
sich dabei nicht geändert hat.
)
2)
Nivellire jetzt die Verticalaxe mittels der Fussschrauben. Be-
richtige dabei das Niveau 1 möglichst gut, so dass es in beiden
Lagen dieselbe Abweichung (links oder rechts) zeigt. Die Axe
muss senkrecht stehen in der Verticalebene parallel zu 2 Fuss-
schrauben und senkrecht darauf.
Bringe die Stundenaxe durch Schieben des Meridianbogens in
seiner Klemme nahe in senkrechte Lage, Stelle Meridianbogen
und Stundenring in Eine Ebene beide mit Theilung nach vorne.
Setze das Niveau 2 in der Ebene des Meridianbogens auf den
Stundenkreis und stelle das Niveau ein durch Verschieben des
Meridianbogens. Schliesse nun die Klemme fest und setze bloss
das Niveau um. Wenn es berichtigt, berichtige auch die Stunden-
kreisebene durch Verschieben des Meridianbogens in der Klemme.
Jetzt drehe Stundenkreis und Axe um 12 Stunden. Was das
Niveau 2 anders steht, ist die doppelte Abweichung des Stunden-
kreises von der normalen Lage zur Axe in der g-Bogenebene.
Bemerke die Stunde, auf welche die höchste Lage trifft (0" oder
12"). Verbessere nur die Hälfte der Abweichung des Niveau 2 durch
Verschieben des Meridianbogens in seiner Klemme und ziehe diese
fest an. Jetzt steht die Stundenaxe senkrecht in der Ebene des
Meridianbogens. Bemerke die Angabe des Niveau 2 für diese
Lage. Sie sei 0"4 gegen den 0" Punkt des Stundenkreises.
Bringe den Stundenkreis wieder in die Lage 0 Uhr. Der Nonius
des Meridianbogens (= Y-Bogen) soll jetzt 90° zeigen.
Drehe Stundenkreis mit Niveau 2 um 90°, so dass der Stunden-
kreisnonius 6" zeigt. Jetzt verstelle mit den untern Zug- und
Druckschrauben die Ebene des Meridianbogens in der Richtung
des Niveau 2 bis dieses wieder 0''4 gegen den Nullpunkt des
Kreises steht. Hat die Aufstellung der Verticalaxe und das
4)
371
Niveau 2 mittlerweile nicht geändert, so steht nun der Meridian-
bogen in einem Vertical oder besser dieselbe Verticalebene geht
durch beide Pole der Stundenaxe in der Ebene des Meridian-
bogens.
Von dieser Correction hängt der Nullpunkt des Stundenkreises
ab, wie später zu sehen. Die Zug- und Druckschrauben müssen
stark angezogen werden, damit später nichts ändere.
Suche jetzt auch den Meridianbogen in dieser Ebene zu biegen,
durch einen leisen Druck mit dem Finger; das Niveau wird dem
Druck sogleich folgen. Es muss aber bei Entfernung des Druckes
in die frühere Lage zurückkehren. Wo nicht, so schliesst die
Klemme ungenügend. Hilft auch ein stärkeres Anziehen ihrer
Schrauben nicht, so müssen feine Papierstreifen in die Klemme,
da wo es fehlt, eingekittet werden, wenn man nicht vorzieht,
durch Schleifen mit Stein zu helfen.
Bringe nun durch Verschieben in der Klemme die Stundenaxe
in nahe horizontale Lage, Y-Bogen und Stundenring, (Theilung
nach vorne), in eine Ebene, stelle den Jd-Nonius auf Null und
setze, nach herausgenommenen Conus der Lichtöffnung, das Ni-
veau 3, seine Axe durch die Conusöffnung einschiebend, mit der
Spitze der Axe in die centrisch im Doppelkreuz der Bildtafel
angebrachte Oefinung ein. Bewirke jetzt durch Verschieben des
Ö-Nonius und durch Drehen des Stundenkreises, dass das
Niveau 3 einsteht in der Ebene des Stundenringes und des Stun-
denkreises, wobei zugleich Niveau 3 berichtigt wird.
d-Nonius soll jetzt 0 zeigen, wo nicht, so wird die Kreuztafel
gegen J-Nonius verstellt, bis dies erlangt ist. Gleichzeitig soll
auch der Stundenkreis 0 zeigen, wenn (wie vorausgesetzt) das
Niveau in der Stundenkreisebene einsteht. Was fehlt, wird am
Stundenkreis gedreht. Wenn Niveau und Stundennonius (auf 0)
einstehen, wird der Kreis mit der Schraube fest gesetzt und das
Instrument ist berichtigt bis auf die Gesichtslinie.
Hat man die Nonien nicht auf ihre Nullpunkte gebracht, son-
dern nur die Angaben notirt, die sie statt Null geben, so sind diese
Angaben mit ihrem Zeichen zu addiren zu der richtigen Zahl,
372
die man einstellen will, dagegen von der Ablesung abzuziehen
(mit Rücksicht auf Zeichen), wenn man aus der Ablesung die
richtige Zahl finden will.
Berichtigung der Declinationsgrade.
Da die Declinationstheilung in Peripherialgraden aufgetragen, ist
sie nur richtig, wenn die Oeffnung für das einfallende Licht genau in’s
Centrum der Theilung trifft. Man kann diesen Satz auch so ausdrücken:
Die Peripherialgrade sind richtig, wenn die Lichtöffnung und die Tafel
für das Bild der Sonne gleichen Abstand vom Centrum des Stunden-
ringes haben. ’
Es ergibt sich daraus gleich eine mechanische Prüfung. Denn sind
die beiden Abstände gleich, so müssen auch ihre Chorden, gemessen an
der innern Cylinderfläche des Stundenringes, gleich sein. Durch eine
Lehre von Messingblech kann- man diess sehr leicht und genau unter-
suchen.
Indessen ist es auch leicht den Werth der Declinationsgrade aus
Beobachtungen zu bestimmen. Misst man nämlich einen Höhenwinkel
nur mit dem Meridianbogen, wobei der Declinationsnonius auf Null
gestellt ist, dann aber indem der Declinationsnonius auf eine grössere
Declination — etwa 20° gestellt wird, so kann der Unterschied der
beiden Messungen nur daher kommen, dass 20° davon durch die Decli-
nationstheilung gemessen sind.
Da man aber das Chronoskop nur auf die Sonne einstellen kann,
und diese zwischen den Beobachtungen ihre Höhe ändert, muss man in
gleichen Zwischenzeiten die Messungen vornehmen und zwar abwechselnd
in ungerader Zahl, damit das Mittel der Zeiten z. B. der 1. und 3. Be-
obachtung mittels des p-Bogens zusammenfällt mit der Zeit der 2.
Beobachtung bei verstelltem Declinationsnonius.
In solcher Weise wurden nachstehende Beobachtungen gemacht.
München 1868. Febr. 16.
Der Nullpunkt des Declinations-Nonius ist
= +6.
313
Der Declinations-Nonius wird um 10° verstellt.
Pendeluhr g-Bog.
0)
p g— D)
DI LINLZDNHIIDAL 509 ,6°
46 29 58
50 45 68
55.0 55
59 17 W6T7
57
32
+
+
985
0
95
0
4 680 58° 680 57°
6 68 32 Herald
4 benz #08 916.0
6
680318 68031:5
Die d-Grade sind also auf eine nicht zu verbürgende Grösse 0'3
grösser als die p-Grade. D. h. die
Ablesungen müssen um den ent-
sprechenden Theil vergrössert,
die Einstellungen eben so viel ver-
kleinert werden.
Wenn der Unterschied beträcht-
lich wäre, dürfte die Differenz nicht
dem Winkel proportional gesetzt
werden. Der strenge Werth für
jedes d ergibt sich, wie folgt:
Sei AB=2r der innere Durch-
messer des J-Ringes.
A die Dicke, um welche die Tafel näher als die Oeffnung beim
Centrum ist, so hat man, wenn d die Declination der © bezeichnet
(6) r Sin d = Sin (d + 240) (r — 4) oder
(6°)
Ale
r Sin d
Sin (0 + 240).
Da Ö und dd aus den Messungen bekannt und r = 17“ ist, so
findet sich hiernach A und damit dd für jeden Werth von d.
Sr
Beispiele der Anwendung des Chronoskop’s.
Zeitbestimmung.
Die Einstellung des Instrumentes fordert die Kenntniss von 2 Zahlen-
374
werthen. Der erste dient zur Finstellung der Polhöhe und fordert die
Kenntniss der Correction des g-Nonius. Der 2. wird erfordert zur Ein-
stellung der Delination der Sonne. Zur Declination, wie sie im astron.
Jahrbuche für den wahren Mittag in Berlin angegeben, kömmt die Aen-
derung bis zur Zeit der Beobachtung, dann die Refraktion und die Correction
des Nullpunktes des Declinationskreises. Wir wollen jede dieser beiden
Zahlen durch eine Gleichung geben, damit kein Zweifel über ihre Bildung
bleibt.
Sei
E” die Einstellung des Meridianbogen
p die Polhöhe des Beobachtungsortes
dp die Correction des Nullpunktes des „-Bogens d. h. die Zahl
A” — 90°, die man am g-Bogen abgelesen hat, als die Stun-
denaxe senkrecht stand und der Nonius hätte 90° zeigen sollen.
Es ist also dp 4? 900
B-— g-.dop \
= g+ 4900] (7)
E? sei die Einstellung des Declinationsnonius.
0 sei die Declination der © im Berliner wahren Mittag.
dd die stündliche Aenderung der Declination.
i die Stundenzahl wahrer Zeit bis zum wahren Mittag der
Beobachtung.
‘ die Meridiandifferenz von Berlin in Zeitstunden für westliche
Orte positiv.
R die aus Tafel 3 nach £ und d interpolirte Refraction.
4° die Ablesung des d-Nonius, wenn bei Berichtigung Niveau 3
einsteht. Dann ist
on so (8)
Zur Ermittellung der mittleren Zeit MZ aus der Ablesung des
Stundenkreises A” hat man
MI -Atı EItdGıidg — At ds (9)
Hier ist:
A die Ablesung des Stundenkreises.
G die Zeitgleichung im Berliner-Mittag.
#' wie oben die Meridiandifferenz von Berlin in Stunden.
d@G die stündliche Aenderung der Zeitgleichung.
t in Stunden der Abstand vom wahren Mittag.
4°" die Angabe des Stundenkreisnonius statt 0 bei Berichtigung.
ds die Correction des Stundenwinkels aus Tafel 4.
Man kann sich die Gleichungen (8) und (9) vorher schematisch an-
setzen und die Werthe für die ganzen Stunden vor und nach der beab-
sichtigten Zeitbestimmung berechnen.
So wird für die Zeitbestimmung vom 2. März 1868 Morgens zwischen
SundY.,
Für d
März 2
dd + 0.07 Le
In 59.20 = 392,87
Für mittlere Zeit
G ae v | t | td@G | —A®*| ds |\MZ-A”
+12 15.77 |-0.50| 0.08 i h Ale
tdG + 0.04 414 2.0|+ 19.06.6112 30.21
13, 15.81 — 3 |+ 1.5|+ 19.0 |— 5.0112 31.31
A“ ergibt sich im Mittel aus den Beobachtungen.
' Diese setzen voraus, dass das Instrument berichtigt sei; die Be-
richtigung ergab: |
Abh.d. II.C1.d.k. Ak.d. Wiss.X. Bd. II. Abth. 48
376
AP = 90 0.0 also dp=0,
4° = 0.0.0
A a
BR 48 8.5
‘Man stellt also den gY-Bogen auf 48° 8/5. Die Declination nach
dem Schema — 6° 59.5. Dann erst stellt man das Chronoskop im
Sonnenscheine bei fester Unterlage auf und nivellirt die Verticalaxe. Jetzt
bringt man den Y-Bogen ohngefähr in die Richtung des Meridians und
dreht Stundenkreis und Ring, letztern bis in seine Schattenebene. Das
Bild der Sonne wird als helles Scheibchen von 0.3 Durchmesser sichtbar
auf der innern Cylinderfläche des Stundenringes. Es steht aber das
Sonnenbild höher oder tiefer als das Kreuz der Bildtafel. Indem man
jetzt das Instrument um die Verticalaxe dreht und dabei den Stunden-
ring in seiner Schattenebene erhält, sieht man das Sonnenbild im Ringe
steigen oder sinken. Man dreht also im Azimut bis das Sonnenbild
zwischen den Doppelfäden, die quer durch den Ring gehen, einsteht.
Erst jetzt dreht man nur um die Stundenaxe bis das Bild auch zwischen
den Längenstrichen steht.
Am sichersten stellt man ein durch Benutzung der für die Niveau-
Spitze gebohrten runden Oeffnung im Mittel der Kreuzfäden. Diese
Oeffnung bildet einen schwarzen Kreis, über den das Sonnenbild nur
mit schmalem Ringe hervorsieht. Ist dieser Lichtring ringsum gleich
hell, (was man sicherer sieht als seine Breite,) so ist eingestellt. Um
in der Höhe recht sicher einzustellen, dreht man wenig nur um die
Stundenaxe. Dadurch entsteht ein mondförmiger Lichtbogen auf einer
Seite der schwarzen Scheibe und wenn die beiden Hörner dieses Mondes
parallel zum Stundenring übereinander stehen, dann ist die Höhenein-
stellung möglichst gut. Durch Benutzung einer Loupe gewinnt man
nicht an Genauigkeit, weil der Rand des Sonnenbildes für die Vergrösserung
nicht scharf genug ist.
Noch ist zu bemerken, dass der Nonius des Stundenkreises um
10 zu lang ist. Da er 5 Zeitminuten umfasst, so ist von allen Angaben
über 5, 10, 15‘ etc. per Minute 2 Sekunden abzuziehen, was bei den
folgenden Beobachtungen schon angebracht ist.
©
Beobachtungen.
Pendeluhr Chronoskop Abweich.
An vom Mittel
2 Dh Bere. r
68 320431 I0RFST O0 25
2221 9 30 5
35 44 SEN. 12
28 24 40 8
40 14 26 56 24
42 39 29 30 13
44 30 SU Et 18
46 18 83.93 ]l
41 48 34 55 3
8 50 18 20751.20 1
MittelS 38 47,1) 20 25 51 Jul
MZ-A“ — 0:12 30.7
a ei)
IM 383 2
Pendeluhr = 20 38 47.1
Pendeluhr — 25.4 = MZ
2
> 1868 202 38%
bürgerlich Datum
Mittlerer Fehler jeder Beobachtung + 11
der Zeitbestimmung + 4.
” ”
Aus obigen Beobachtungen sehen wir, dass der zufällige Be-
obachtungsfehler kleiner ist, als man erwartet hatte. Wir wissen aber
nicht, ob nicht constante Fehler in den Angaben liegen, die das Re-
sultat viel unsicherer machen als nach der Uebereinstimmung zu ver-
muthen.
Um darüber eine Controle zu erlangen, haben wir nur eine genaue
unabhängige Zeitbestimmung nöthig.
Wir wählen Höhen der Sonne, die sich ebenfalls am Chronoskop
messen lassen und werden aus diesen den Uhrstand ableiten.
48*
Höhenmessung.
Die Beobachtungen sind in folgender Weise angestellt. Der Decli-
nationsnonius ist auf Ö — 0 gestellt. Dann wird der Meridianbogen in
der Klemme verschoben bis das Sonnenbild auf der Bildtafel den gleich-
hellen Lichtring, bildet. Für diesen Moment ist die Uhr notirt. Der
Stundenkreis zeigt 0" d. h. beide Ringe liegen in derselben Verticalebene.
Die Verticalaxe wird genau senkrecht erhalten.
In dieser Weise wurden gleich nach den Chronoskopbeobachtungen
der Zeitbestimmung folgende Zenitdistanzen beobachtet, die das Instru-
ment, in dieser Art benutzt, direkt gibt:
P.-Uhr Z
2 0. =
1868 2; 208 DT Wale HgTAG
2107 69723
2. 20 De
3 al 638.57
5 45 68 40
2175 17306. ZERIR
Referer.) u 25
d=6I 13a e 180 55er
Nach Formel (1) $ 3 ergibt sich, wenn man den von Refraktion
befreiten Werth z° statt z einsetzt
s = —3% 10454
die wahre Zeit also = 20 49 15
Zeitgleichung ....... a 2
za 17320 Z Mitte Zei:
Uhrzeit war... DRM Gore
Pre Znehen d. 1868 91203
Die Chronoskopbeobacht-
ungen gaben Pendeluhr .. — 25.4 = MZ. „
Die Uebereinstimmung ist sonach grösser, als man nach dem mitt-
leren Fehler erwarten konnte und zeigt, dass man in der Berichtigung
des Instrumentes kleinere Fehler begeht, als wir angenommen hatten
841)
[Sb]
SI
o
Polhöhenbestimmunse.
Wenn man die Höhe der Sonne in ihrem Culminationspunkte!) beob-
achtet, so gibt das Chronoskop direkt
2=9—|.
Wird der beobachteten scheinbaren Zenitdistanz die entsprechende
mittlere Refraktion zugelegt und ist
!+0=Yy (10)
Man findet also die Polhöhe des Beobachtungsortes aus der beob-
achteten Zenitdistanz und der Declination der Sonne.
Eine solche Messung wurde am 10. März 1868 um 12% 7‘—13’
mittl. Zeit München angestellt, sie gibt
Z
or 7529 1,0
10 a)
13 5282.0.5
BEE 7.752 20:5
Rede. re 1.2
Ds =52 17
dr ee =—3 53.1
Gear 48 8.6, sollte sein 48° 8:5.
Sollte man ohne im Besitz eines Jahrbuches zu sein, die Zeit be-
stimmen, so findet man unter der Voraussetzung, dass die Polhöhe aus
der Charte auf 1 Minute oder genauer bekannt wird, aus Gleichung (10)
durch eine Beobachtnng die Declination der Sonne und aus der bei-
gefügten Tafel 6. die dem Datum entsprechende stündliche Aenderung
der Declination. In derselben Tafel ist auch die Zeitgleichung auf
1) Geht die Sonne gegen den Nordpol, so tritt die Culmination nach, geht sie gegen den
Südpol, so tritt sie vor dem Durchgang durch den Meridian ein. Diese Höhenänderung
ist verschwindend für die Genauigkeit des Chronoskop’s.
380
zehntel Minuten enthalten. Genauer kann sie aus vielen Kalendern
entnommen werden, die sie jährlich aus dem astron. Jahrbuche ab-
drucken. In solcher Weise kann man auch ohne Jahrbuch Zeitbe-
stimmungen ausführen.
Sehr einfach wird die ganze Operation, wenn man auf Polhöhe und
Declination, letztere wie sie im -Kopfe für die Zeit der Beobachtung
interpolirt werden kann, einstellt; doch muss immer das Instrument
vorher gut berichtigt sein. Man legt dann nach der Ablesung am
Chronoskop die Zeitgleichung ebenfalls im Kopfe für die Zeit der
Beobachtung interpolirt bei und findet so die Zeit auf c* 20“ sicher,
was zu bürgerlichen Zwecken in der Regel genügt. Will man grössere
Genauigkeit, so muss man aus wiederholten Beobachtungen das Mittel
nehmen.
Beilage.
Verbesserung in der Construction des Chronoskop’s.
RUN TR
Zu $5. Construction.
Die obige Construction ist hervorgegangen aus der Absicht, den
Apparat möglichst einfach zu halten. Dass damit Uebelstände verbunden
sind, die sich in geringerer Genauigkeit des Resultates fühlbar machen,
wird Jeder sehen, der den Bau astronomischer Instrumente genauer
studirt hat.
Der schwächste Theil der Construction ist die Absehnslinie. Sie
gibt ein so kleines Sonnenbild (nur 0.3 Durchmesser), dass Einstellungs-
fehler von /ao Durchmesser = 6‘ Zeit unvermeidlich sind. Diese Un-
sicheit trifft allerdings nur den zufälligen Beobachtungsfehler d. h. sie
kann durch Wiederholungen der Einstellungen beliebig verkleinert
werden. Aber es wären 36 Beobachtungen nöthig, um 1” sicher zu
bekommen und das nur unter der Voraussetzung, dass die constanten
Fehler = 0 sind. Obige Voraussetzung ist aber nicht begründet, weil
jedes Instrument nur bis zu der in der Berichtigung bleibenden Un-
sicherheit genau ist, also immer noch Fehler begeht. Hier aber ist
nicht darauf angetragen, diese Fehler zu eliminiren, weil nur in Einer
Lage der Absehlinie beobachtet werden kann.
Sollte also das Instrument unabhängig werden von den Nullpunkts-
bestimmungen, so müssten Einstellungen auf beiden Seiten jedes Null-
punktes möglich gemacht sein. Die Gesichtslinie müsste überdiess ein
scharf begrenztes und viel grösseres Bild der Sonne geben.
382
Diese Betrachtungen weisen wieder darauf hin, dass ein richtig
gebautes Chronoskop ein Aequatoreal werden muss, was noch eine dritte
Axendrehung um die Verticalaxe hat.
Es lassen sich also auch hier wie in der Instrumentalastronomie
die 2 Absichten nicht vereinigen, nämlich möglichst einfache Con-
struction und möglichst grosse Genauigkeit. Man muss die letzte opfern,
wenn man die erste will und umgekehrt. Indessen führt auch hier ein
Mittelweg direkt zum Ziel und ich will desshalb die Aenderung der
ersten Construction angeben, welche die Unsicherheit der Bestimmung
in die Grenzen der Sicherheit der Ablesungen der Kreise zurückführt.
Fig. 3 und 4, Tafel 2. zeigt die Construction der verbesserten
Gesichtslinie.
In dem Stundenring dreht eine Alhidade mit diametral gegenüber-
stehenden Nonien. Auf dieser Alhidade sitzt ein ganz kleines Fernrohr
von nur 2 Oeffnung und 12° Brennweite. Das Sonnenbild im Brenn-
punkt wird etwa 10mal vergrössert durch ein Kugelokular.
In möglichst grossem Abstand hinter dem Okular und in der Ver-
längerung des Axenstrahls des Fernrohres sitzt eine Bildtafell. Das
Okular wird soviel herausgezogen, dass auf dieser zum Axenstrahl nor-
malen Ebene ein scharfes Bild der Sonne entsteht. Wenn dieses Bild
der Sonne 2° im Durchmesser hat, so ist es nahezu so hell als direkter
Sonnenschein und gestattet folglich eine genaue Beobachtung der Ränder
gegen die Linien auf der Bildfläche, die statt der Fäden des Fern-
rohres funktioniren. Dieses Fernrohr kann auf beiden Seiten des
Stundenringes nach der Sonne gerichtet werden und die Berichtigung
der Gesichtslinie benöthigt hier kein Niveau. Es entfällt daher Niveau 2,
indem man, das Instrument als Verticalkreis und als Horizontalkreis
durch Einvisiren eines festen Punktes berichtigt, und doppelte Zenit-
distanzen bestimmt.
Zugleich ist die Sicherheit der einzelnen Einstellung 6mal grösser
also auf c* 1” sicher. Noch weiter darin zu gehen, wäre illusorisch,
da die Kreise nur auf Ya Minute eingestellt werden können.
Es ist also damit das Chronoskop wesentlich genauer und gestattet
auch auf andere Objecte z. B. Fixsterne einzustellen, weil ein kleiner
Spiegel unter 45° gegen die Absehnslinie direkt hinter das Okular
383
gestellt, es ermöglicht, in das Okular zu sehen. Genauigkeit und Manig-
faltigkeit der Anwendung haben also damit wesentlich gewonnen.
Aber man benöthigt 2 Einstellungen statt einer. Es hat also die
Einfachheit des Instrumentes und seiner Anwendung damit verloren.
Wollte man nun auch mit der Theilung der Kreise eine Ordnung
weiter gehen, die Nonien von 10° zu 10° richten, so dürfte die Alhidade
des Declinationskreises nicht mehr im Stundenringe schleifend drehen,
weil dabei Fehler dieser Ordnung sprungweise vorkommen können.
‘Man müsste dann d-Kreis und Alhidade ausserhalb des Ringes so an-
bringen, dass dessen Axe einen Diameter des Ringes bildete. Dann
wäre aber auch nöthig, alle 3 Kreise mit Mikrometer - Klemmen zum
Festsetzen und Einstellen zu versehen. Dann käme das Instrument
auf ein Aequatoreal hinaus, als Stativ auf den Meridanbogen gestellt,
zur Aenderung der Polhöhe und versehen mit einer 3'* Axenbewegung
um die Verticalaxe.
Abh.d.II.Cl.d.k. Ak.d. Wiss. X.Bd. I. Abth. 49
384
T af elın3)
Zenitdistanzen der Sonne,
wenn gegeben ist g, Ö, t.
En nn mn nn
| DU HANS:
d p
0% 1% Di zh 4R | by | t
—20| 110 68 8169 28,73 1579 986 39) — —
— 10| 100 58 8 159 41 63 55 |70 29|78 31|86 52
0 90 48 8 149 54 |54 41 |61 54 170 3180 4
+ 10 80 38.8 140.12; 45 43 153254146244.) 72 36
+ 20 70 28.8. 130 A837 41455155 vo 29
Ta, faal, 4;
Für die Correction ds,
wenn das Chronoskop auf d’=d+R eingestellt wird.
= 489 8,
Werth von ds.
I 92 zn | 4: | HR
+20... 0.70. 81.704977. DAB 1 FD
-+.10-1.0.87: 01:92. | 3.112.489 8199 2.10
0:].4:02°/2020| H383° |, 7.97.1139 0
= 10.01.30 |-2,96 17548 10.20 36.59] 270
—29|1896 Aa ae eo
ds wird immer dem Stundenwinkel zugelegt.
[S%)
(6.0)
or
186.7211.293.1128"162.0%.0.80. 126-448 SD.I321090. 20 |+. 0.00
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[9]
86
Tafr&! 6:
Die Zeitgleichung von 4 zu 4 Tagen und die Aenderung der Declination der
Sonne für 1 Stunde.
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1.1 0.05 0.5 0.02 2 0.00
25| 12.5 |.0.60 |25| 13.4 | 0.92 | 25 6.0 | 0.98
0.8 0.07 0.07 a 0.01
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29 2.8. Ta 20 9.3 | 0.38 |29 32, 1004
0.4 0.03 0.5 0.06 0.05
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Tafel 6 (Fortsetzung).
387
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17 59 04 17 33 0081 17 5.7 | 09
0.2 0.06 0.9 0.04 1.4 0,01
91 6.1.2100.49 91 2.9 | 0.85 91 7.2 | 0.98
0.1 0.05 1.1 0.03 1.4 0.00
95 5900.54 25 13% 10.38 95 8.5 | 0.98
0.0 0.05 1.1 0.04 18; 0.01
29 6.2 | 0.59 290, 7.0.7 00.89 99 98... 0,97
0.2 0.06 1.3 0.02 1.3 0.00
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0.3 0,03 1.4 0.07 2.0 0.08)
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0.1 0.04 1.5 0.07 0.9 0.08
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Für grössere Zeiten nehmen die Zahlen der Declinationen ab bis zum 20. März. Sie nehmen
zu bis 21. Juni, wieder ab bis zum 22. September.
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Nehmen zu bis 21. Dezember.
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Die
Grosshirnwindungen des Menschen
mit Berücksichtigung ihrer Entwicklung bei dem Fötus
und ihrer Anordnung bei den Affen.
Neu untersucht und beschrieben
von
Dr. Th. L. W. Bischoff,
Professor der Anatomie und Physiologie und ordentlichem Mitgliede der k. Akademie der
Wissenschaft in München.
Mit sieben Tafeln.
Abh.d.II.Cl.d.k. Ak.d. Wiss.X.Bd II. Abth. 49**
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Inhalt.
Historische Einleitung
Von der Eintheilung der Grosshirnhemisphären in Lappen .
Von der Anordnung der Grosshirnwindungen beim Menschen
Entwicklungsgeschichte der Grosshirnwindungen beim Menschen
Von der Anordnung der Grosshirnwindungen bei den Affen
Beschreibung der Tafeln
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Historische Einleitung.
Obgleich man gewiss nicht sagen kann, dass die Anatomen zu irgend
einer Zeit das Studium des Gehirns vernachlässigt haben, sondern die-
selben immer bemüht waren, den wunderbaren Bau und die Zusammen-
setzung desselben genauer kennen zu lernen, so muss man doch zugeben,
dass dieses Studium in den neuesten Zeiten auf Veranlassung der lebhaft
“aufgenommenen anthropologischen und ethnologischen Forschungen einen
neuen Aufschwung genommen hat. Neben der Ermittlung der Grössen-
und Gewichtsverhältnisse hat man sich vorzüglich bemüht, die Ober-
fläche des grossen Gehirns des Menschen genauer topographisch zu
erforschen, und in das scheinbar regellose Gewirre der diese Oberfläche
bedeckenden Spalten und Falten eine genauere Einsicht und einen
leitenden Faden zu finden. Die Ueberzeugung, dass diese gefaltete
und mit grauer Ganglien-Substanz bedeckte Oberfläche vorzugsweise das
materielle Substrat der sogenannten Geistesthätigkeiten sei, hat sich
immer mehr und mehr befestigt, und bei der Verschiedenheit, in welcher
wir diese Geistesthätigkeiten bei Menschen und Thieren und den ver-
schiedenen Menschen wirksam sehen, muss das Streben unterstützt
werden, die materiellen Substrate dieser Verschiedenheiten genauer zu
erforschen. An Versuchen den ariadneschen Faden durch dieses Laby-
rinth von Windungen zu finden, hat es nicht gefehlt, allein man muss
gestehen, dass es bis jetzt noch nicht gelungen ist, in diesem Gewirre
überall einen einfacheren Plan zu erblicken.
Abh.d.II.Cl.d.k. Ak.d. Wiss.X.Bd II.Abth. 50
392
Sömmering betrachtet in seiner Nervenlehre p. 27 mit Th. Bartho-
linus die Bildung der Sulci und Gyri nur als ein Mittel des tieferen
Eindringens der Gefässhaut in das Hirn, und widmet ihnen weiter
keine Beachtung, als dass er sagt, sie könnten auf den ersten Blick
unregelmässig erscheinen, seien sich aber doch in verschiedenen Köpfen
im Ganzen genommen immer sehr ähnlich oder analog. In einem relativ
zu seinen Nerven, aber auch auch in einem absolut grösseren Gehirne,
treffe man etwas mehr Windungen als in einem kleineren.
Burdach hat sich in seinem grossen Werke über Bau und Leben
des Gehirns mit den Windungen, seinen sogenannten Randwülsten, als
solchen und mit ihrer Anordnung nur wenig beschäftigt; ihm war es
mehr um die Faserung der Marksubstanz zu thun, und nur in Beziehung
auf ihre peripherische Entfaltung berücksichtigte er auch die Randwülste.
Im zweiten Bande der genannten Schrift p. 164 sagt er aber doch:
Durch die scheinbare Verworrenheit schimmern aber doch allgemeine
Gesetze hindurch, und wir erkennen einige Hauptzüge von Randwülsten,
welche bestimmten Elementen entsprechen. An der innern Seite der
Hemisphäre, sagt er, ist die Längenrichtung vorherrschend; die obere
Fläche hat vorn breite, hinten schmälere, geschlängelt in die Länge
verlaufende, in der Mitte aber, oder am Scheitel breite in die Quere
sich erstreckende Randwülste. Die äussere Fläche zeigt vorherrschende
Querrichtung etc., womit die Anordnung im Ganzen vollkommen richtig
angedeutet ist.
Der Erste, welcher sich in ausgedehnterer Weise mit dem Studium
der Windungen beschäftigt, war Rolando in seiner Schrift: Della
struttura degli emisferi cerebrali Torino 1830. 4° Er muss nament-
lich als derjenige bezeichnet werden, welcher zuerst die auffallende,
constant quer über die Mitte der oberen und äusseren Fläche jeder
Hemisphäre herüberlaufende Furche und die beiden sie begrenzenden
Windungen bemerkte und hervorhob, welche daher auch mit Recht
häufig mit seinem Namen bezeichnet werden. Sodann haben Cruveilhier
in seiner Anatomie descriptive T. IV p. 658 1856 und besonders Leuret
in seiner Anatomie comp. du cerveaul p. 397 1839, so wie Foville in
seinem Traite complet de l’Anatomie du systeme nerveux cerebrospinal. I.
p- 191. 1844. der Anordnung der Windungen eine grössere Aufmerk-
395
samkeit geschenkt. Auch in Deutschland versuchte Valentin in seiner
Bearbeitung der Sömmering’schen Hirn- und Nervenlehre p. 170 einige
constantere Windungen herauszufinden.
Allein alle diese Bemühungen vermochten sich so wenig allgemeine
Anerkennung zu verschaffen, dass Arnold in seiner Anatomie ll p. 730
1851 mit Recht sagen konnte, dass weder für die Richtung der Win-
dungen Grundformen, noch für die Vertheilung derselben Regeln auf-
gefunden worden seien, so dass wir denn auch in unseren besten Hand-
und Lehrbüchern von Meckel, Hildebrand-Weber, Krause, Hyrtl u. And.
ausser einigen wenigen, allerdings mit leicht erkennbarer Constanz
vorkommenden ine die übrigen nicht näher berücksichtigt und
bezeichnet finden.
Erst Huschke hat 1854 in dem dritten Oapitel seiner so gehalt-
reichen Schrift über Schädel, Hirn und Seele p. 129 bis 145 einen sehr
wesentlichen Schritt in der Entwicklung und Feststellung der Lehre
von den Windungen des grossen Gehirns weiter gethan, der wenn er
sich etwas mehr von naturphilosophischer speculativer Beimischung: frei-
gehalten hätte, sicher allgemeinere Verbreitung und Anerkennung
gefunden und ihrem Urheber die gerechte Anerkennung erworben hätte,
welche man jetzt fast allgemein einem Nichtdeutschen widmet.
Huschke glaubt, geleitet durch vergleichend anatomische und em-
bryologische Studien, zu dem Resultate gekommen zu sein, dass es an
dem Gehirn drei oder vier Urwindungszüge gebe, welche von dem
oberen Rande des horizontalen Theiles der Fossa Sylvii ausgehend huf-
eisenförmig nach hinten um diese Grube herum in den Unter- oder
Schläfenlappen bis gegen den Rand desselben ziehen. Während diese
Urwindungen an dem Gehirn niedriger Ordnungen der Säugethiere mehr
oder weniger deutlich ununterbrochen erkennbar sind, werden bei dem
Menschen und den Affen die Bogen dieser dungen durch die Ent-
wicklung der Rolando’schen oder Centralfurche und ihrer sie umgebenden
Windungen gewissermassen gesprengt, und in eine vordere und eine
hintere Abtheilung zerlegt, und diese Abtheilungen selbst gerathen in
eine mehr horizontale Längenrichtung.
Das bleibende Verhältniss wird dadurch Folgendes. Fast in der
Mitte der Hemisphäre haben wir die Rolando’sche Spalte zwischen den
50*
394
beiden Centralwindungen. Vor ihnen zeigen sich drei der Länge nach
verlaufende Stirnwindungen, eine erste, zweite und dritte, oder
untere, mittlere und obere. Hinter ihnen finden sich gleicherweise drei,
ein oberer, mittlerer und unterer Windungszug, welche nach dem hin-
teren Ende der Hemisphäre hinziehen. Aber nur die beiden oberen
erreichen dasselbe, während der untere sich um das obere Ende der
Sylvischen Grube in den Schläfenlappen hinzieht, welcher indessen
ausserdem auch noch von dem oberen und mittleren Windungszug
gebildet wird, nachdem sie das hintere Ende der Hemisphäre erreicht haben.
Diese hinteren Windungszüge schlängeln sich stärker als die Stirn-
windungszüge und bilden dadurch Convolute oder Läppchen, und zwar
der obere drei: den Lobus parietalis superior oder Vorzwickel, den
Zwickel oder oberes Zwischenscheitelbeinläppchen und ein drittes das
Endläppchen oder unteres Zwischenscheitelbeinläppchen, welches die
eigentliche Spitze der Hemisphäre bildet. Der mittlere und untere Win-
dungszug, welche Huschke beide in einem zusammenfasst, erzeugen auch
drei Läppchen, erstens das Scheitelhöckerläppchen (Lob. tuberis),
um das Ende der Sylvischen Grube herum, das in dem Gyrus temporalis
superior übergeht; zweitens das mittlere Hinterscheitelbeinläppchen
(Lob. parietalis medius) nach aussen vom Zwickel, und drittens den
Lob. interparietalis externus, äusseren Zwischenscheitelbeinlappen,
der den äusseren Theil der fossa cerebri einnimmt und sich hierauf an
die Unterfläche der Hemisphäre begiebt.
An der inneren Fläche des hinteren Theiles der Hemisphäre unter-
scheidet Huschke zuerst den Vorzwickel und den Zwickel; dann an
der unteren Fläche ein zungenförmiges Läppchen (Lob. lingualis),
dann ein weiter nach aussen liegendes spindelförmiges (Lob. fusi-
formis), welche beide mit ihren Spitzen gegen die grosse Querspalte der He-
misphäre und den hier befindlichen und um das Splenium corporis callosi
laufenden Gyrus Hippocampi und Gyrus Cinguli oder Gyrus fornicatus
(Arnold) hinlaufen, und in denselben übergehen. DerSchäfenlappen
besteht aus drei concentrisch in und übereinander liegenden Windungen,
einem Gyrus temp. superior, medius und inferior, welche nach hinten
mit dem Scheitelhöckerläppchen, äusserem Zwischenscheitelbeinläppchen
und dem Zwischenscheitelhirn zusammenhängen. — Zu diesen Windungen
395
kommt dann noch an der inneren und unteren Seite der ganzen Hemi-
sphäre der aus dem Gyrus cinguli und Gyrus Hippocampi zusammen-
gesetzte Gyrus fornicatus und die Windungen der Insel.
Ich habe durch diesen ganz kurzen und fragmentarischen Auszug
der Huschkeschen Analyse der Grosshirnwindungen nur zeigen wollen,
dass in derselben alle Elemente eines vollständig durchgeführten Sy-
stemes dieser Windungen schon gegeben sind. An und für sich leidet
Huschkes Darstellung besonders der hinter den Centralwindungen
liegenden Parthie an Dunkelheit, unpassender Nomenclatur und Mangel
der Unterscheidung eines Scheitel und Hinterhauptlappens.
So kam es denn, dass Huschkes Leistung auf diesem Gebiet so
gut wie ganz unbeachtet und unbekannt geblieben ist, während ein
gleichzeitig erschienenes Werk eines Ausländers, nämlich Gratiolets, nicht
nur in der ganzen übrigen wissenschaftlichen Welt, sondern auch in
Deutschland die allgemeinste Anerkennung und Verbreitung gefun-
den hat. |
Gratiolet unterscheidet in seinem bekannten und berühmten Memoire
sur les Plis cerebreaux de l’ Homme et des Primates Paris 1854. die
gewöhnlichen fünf Lappen an jeder Hemisphäre: Lobe central, frontal,
parietal, occipital und temporal. Allein schon bei dem Stirnlappen
ist er nicht einig mit sich, ob er die hintere Grenze desselben vor oder
hinter die erste Centralwindung legen soll. Noch unbestimmter bleiben
.die Grenzen für «en Hinterhauptslappen. Bei den Affen freilich sind
‚dieselben an der äusseren und inneren Fläche der Hemisphäre durch die
Fiss. perpendicularis externa und interna leicht und bestimmt gegeben,
allein an der unteren Fläche verzichtet er auch bei diesen ganz auf
eine Abgrenzung zwischen Hinterhaupts- und Schläfenlappen, und nimmt
hier einen Lobe temporo-sphenoidal an. Bei dem Menschen fällt nun
auch noch die Fiss. perpend. externa fort, und so bleibt nur noch an
der inneren Fläche die einzige Fiss. perpend. interna zur Begrenzung
des Hinterhauptlappens übrig. Daher ist es nicht zu verwundern, wenn
hier nun auch für die Bezeichnung und Ortsbestimmung der Windungen
Zweifel und Unklarheiten entstehen.
Was nämlich diese Windungen betrifft, so bezeichnet und beschreibt
dieselben Gratiolet an der äusseren, inneren und unteren Fläche folgender- |
396
massen. An der äusseren Fläche des Stirnlappens drei Windungen:
Pli frontal sup6erieur, moyen und inferieur ou surcilier; an der unteren
Fläche Pli oder vielmehr Lobule orbitaire; an der inneren Pli de la
zone externe und Pli de la zone interne, ersterer Nichts Anderes als
die nach innen gelegene Partie des Pli frontal superieur, letzterer der
vordere Theil des um den Balken herumgelagerten Gyrus cinguli. Zum
Lobe parietal rechnet Gratiolet an der äusseren Seite den premier
und second Pil ascendant (die beiden Rolandoschen Windungen) ferner
einen Lobule du Pli marginal superieur, der von dem unteren Ende
des deuxieme pli ascendant ausgeht, dem Menschen eigenthümlich sein
soll und die Fossa Sylvii an ihrem oberen Ende nach oben begränzt;
weiter einen Lobule du deuxieme pli ascendant, der von dem oberen Ende
dieses deuxiöme pli ascendant ausgeht, und sich längs der fissura longi-
tudinalis cerebri bis zu der Fiss. perpend. interna erstreckt, und endlich
einen Plı courbe, der das obere Ende einer mit der Fossa Sylvii parallel
verlaufenden Furche des Schläfenlappens umgiebt, und in den Pli temporal
superleur als Pli marginal inf6rieur dieser Spalte übergeht. An der inneren
Seite des Scheitellappens unterscheidet Gratiolet die Fortsetzung des Pli de
la zone externe und interne des Stirnlappens, und an der inneren Seite
des Lobule du deuxieme pli ascendant einen Lobule quadrilatöre,
welcher die Fiss. perpend. int. von vorne begrenzt. An diese Windungen
schliesst sich nun bei den Affen sogleich der Lobe occipital an, nach
vorne begrenzt durch die Fiss. perpend. externe und den sogenannten .
Öpercule als vorderer Rand dieses Lobe occipital. Unter dem Opercule
versteckt liegen zwei obere Plis de Passage externes, von denen aber
der erste sich nicht bei allen Affen findet, auch nicht bei allen bedeckt
liegt; und dann die beiden unteren Plis de Passage externes, welche den
Zusammenhang zwischen dem zweiten und dritten Pli oceipital und dem
Pli temporal moyen darstellen. Bei dem Menschen sollen sich diese
vier Plis de passage sehr .stark entwickelt finden und, da die Fiss. per-
pend. externe und das Öpercule fehlen, oberflächlich liegen.
An dem Öceipital-Lappen selbst unterscheidet Gratiolet an der
hinteren und äusseren Seite einen Pli occipital superieur, moyen und
inferieur, welche horizontal verlaufen und sich bis an die untere Fläche
hinziehen. An der inneren Seite dieses Occipitallappen finden sich bei
397
den Affen noch zwei Plis de Passage internes, die den Lobule quadri-
latere mit dem Hinterhauptslappen in Verbindung setzen, und beim
Menschen fehlen; die- innere Fläche des Occipitallappens selbst nennt
Gratiolet Lobule occipital. — Die Windungen an der äusseren Seite
des Lobe temporal unterscheidet Gratiolet als Pli temporal superieur
oder marginal inferieur, pli temporal moyen und inferieur, von
welchen die beiden ersteren durch die Fissure parallele von einander
getrennt werden und letzterer auch schon auf die untere Seite herum-
greift. — Die untere Fläche des Schläfen- und Hinterhauptslappen wird,
wie schon erwähnt, Lobe occipito-temporal genannt, und hier ausser
dem Pli godronne (Fascia dendata), ein Pli temporal interne superieur
s. unciforme (Gyrus Hippocampi), ein Pli temporal moyen interne,
und ein Pli temporal inferieur externe, identisch mit dem Pli temporal
inferieur, unterschieden, welche beide letzteren sich bis zur Spitze des
Hinterhauptslappen erstrecken. Hier hört daher die Unterscheidung
von einem Schläfen- und Hinterhauptslappen ganz auf. |
Gratiolet hat unzweifelhaft wie Huschke, dessen Werk derselbe
ebenso wenig kannte, wie Huschke dasjenige von Gratiolet, das
Verdienst ganz selbstständig zum erstenmale ein vollständiges System
der Hirnwindungen geschaffen zu haben, welches namentlich durch seine
Erbauung auf dem vergleichend anatomischen Boden des Affengehirns
grosse Vorzüge besass, und grössere Ansprüche erheben konnte, "als
irgend eine frühere dahin gerichtete Bemühung. Seine im Ganzen glück-
liche Einfachheit und Uebersichtlichkeit verschaffte ihm überall besonders
in Frankreich und England unbedingte Auf- und Annahme.
So sehr ich indessen seine Vorzüge anerkenne und namentlich
historisch würdige, so hat es mir doch ohnmöglich geschienen, bei
dieser Bearbeitung Gratiolets stehen zu bleiben.
Gratiolet ist rein und ausschliesslich topographisch verfahren, ohne
nach irgend einem typischen Bedingungsgrund oder einem Gesetz in der
Entwicklung der einzelnen Windungen oder ihrer Hauptgruppen zu
fragen oder wenigstens ohne einen solchen aufzufinden. Daher blieben
schon bei den Affen viele Verhältnisse unverständlich und unverstanden;
es blieb bei einer nüchternen Angabe des Vorkommens oder des Mangels,
der grösseren oder geringeren Ausbildung einzelner Windungen, ohne
398
dass man für solche Verschiedenheiten irgend einen Schlüssel erblickte,
und Manches wurde entschieden verkannt, weil es nur aus rein localem
Gesichtspunkt aufgefasst wurde. Diese Mängel machen sich aber noch
mehr und störender geltend, wenn man Gratiolets System auf den
Menschen anzuwenden sucht, mit dessen Gehirn sich Gratiolet wohl
überhaupt nicht in hinlänglich ausgedehntem Maasse beschäftigt hat.
Befolgt man auch hier das rein locale Verfahren, sucht man Gratiolets
Windungen rein nach ihrem localen Auftreten bei dem menschlichen
Gehirn wiederzufinden, so wird man in die grössten Zweifel versetzt
und sieht sich Willkührlichkeiten überlassen, die jede correcte An-
wendung, namentlich jeden Vergleich, worauf es doch zuletzt zumeist
ankommen wird, ohnmöglich machen.
Das Gesagte gilt ganz vorzüglich für die hintere Partie des Scheitel-
lappens und für den Hinterhauptslappen. Gratiolet hat hier allerdings
das Verdienst, auf seine sogenannten Plis de Passage bei den Affen
zuerst aufmerksam gemacht zu haben. Allein da er ihre Bedeutung
gar nicht weiter erkannte, als dass sie einfach den Uebergang zwischen
den beiden genannten Lappen vermitteln, so konnten sie bald da sein,
bald fehlen, bald oben bald unten liegen, bald gross bald klein sein,
sie hatten ja gar keinen weiteren Charakter, als an der genannten
Grenze zu liegen, und nicht leicht werden daher wohl zwei Beobachter
über ihr Verhalten, ihre Lage, ihre Ausdehnung an demselben, geschweige
denn an ‚verschiedene Gehirnen in Uebereinstimmung sein. Der Name
Pli de Passage ist daher auch der reinste Lückenbüsser geworden, die
Bezeichnungen werden aufs Gerathewohl an die ohngefähr betreffenden
Stellen der Abbildungen gesetzt, und damit ist es abgethan, aber sich
belehren und sich Rath erhohlen für den Fall, den man unter den
Händen hat, kann man nicht. Aber auch an dem Stirn- und Schläfen-
lappen stösst man wegen der ausschliesslichen Anwendung des Localitäts-
Principes auf Zweifel, unmotivirte Trennungen und wie ich glaube
selbst Unrichtigkeiten, welche eine fernere Entwicklung dieser Lehre
beseitigen muss.
Reichert hat in seinem Werk über den Bau des menschlichen Ge-
hirns Bd. II. p. 88 ausdrücklich auf eine genauere topographische
Beschreibung der Furchen und Windungen des menschlichen Gehirns
399
verzichtet. Allein er ist dennoch auf ihre Entstehung und Bildung bei
dem Embryo ziemlich ausführlich eingegangen, weil er gewiss mit Recht
der Ansicht ist, dass das Typische im complicirten Bau der Gyri an
den menschlichen grossen Hemisphären aus der Bildungsgeschichte nach-
zuweisen sei (p. 78). Ich werde später auf diese Darstellung der
Entwicklung der Windungen durch Reichert zurückkommen; übergehe sie
aber hier um Wiederholungen zu vermeiden. — Ausserdem macht
Reichert darauf aufmerksam, dass die charakteristische Form und
Anordnung der Windungen eine auffällige Uebereinstimmung mit dem
Typus der Verästelungen und dem Verlauf der meist in den Furchen
hinziehenden stärkeren Aeste der Hirnarterien zeigt.
R. Wagner hat in seinen Vorstudien zur Morphologie und Phy-
siologie des menschlichen Gehirns zu den Leistungen Huschkes und
Gratiolets Nichts wesentlich Neues hinzufügt. Denn obwohl er die
Mängel der Darstellung dieser seiner Vorgänger namentlich in der
Scheitel- und Hinterhauptsgegend wohl erkannte, Gratiolets Plis de
Passage von der Bezeichnung der Windungen des menschlichen Gehirnes
ausschloss, und ausser den beiden Centralwindungen nur drei Stirn-,
drei Scheitel-, drei Hinterhaupts- und drei Schläfen- Windungen unter-
schied, so gelang es ihm dadurch doch in keiner Weise die Scheitel
und Hinterhauptswindungen besser zu charakterisiren, als seinen Vor-
gängern Huschke und Gratiolet. Jeder der diese sechs Windungen an
verschiedenen Gehirnen aufsuchen und feststellen will, wird sich immer
in Verlegenheit befinden, wohin er sie verlegen soll, da ihnen Wagner
gar keinen bestimmten Charakter zu ertheilen vermochte. Wagners
Arbeiten haben daher der Lehre von den Hirnwindungen nur durch
grössere Verbreitung nicht durch weitere Entwicklung genutzt.
Auch eine in England erschienene Darstellung der Hirnwindungen
des Menschen von W. Turner Edinb. Medic. Journal June 1866. auch
in einem Separatabdruck: The convolutions of the Human Cerebrum
topographically considered Edinburgh 1866, weicht nicht von der
Gratiolets und Huxleys ab. Derselbe unterscheidet nur noch eine un-
mittelbar hinter der hinteren Centralwindung aufsteigende und sich
dann rückwärts wendende Spalte, Intraparietal fissure, welche nach
Abh.d.Il.Cl.d.k. Ak.d. Wiss. X.Bd.II. Abth. 51
400
meinen Beobachtungen allerdings beim Fötus als eine typische Furche
auftritt, in ihrer weiteren Gestaltung aber wie ich glaube zeigen zu
können, von Turner verkannt, und bei dem Erwachsenen keinenfalls in
der von ihm angegebenen Weise vorhanden ist.
Vor Kurzem ist endlich noch eine Habilitationsschrift von Dr. Pansch
in Kiel: De Suleis et Gyris in cerebris Simiarum et Hominum. Eutin
1867. 4to erschienen, in welcher derselbe folgende Windungen annimmt.
An dem Stirnlappen beschreibt Dr. Pansch die gewöhnlichen drei
Furchen und Windungszüge und die auf der Orbitalfläche, wobei der-
selbe indessen die vordere Centralwindung zum Stirnlappen rechnet.
Die Windungen des Scheitellappens erklärt er für sehr bestimmt
und deutlich charakterisirt, und unterscheidet deren nur zwei an der
äusseren Seite, nämlich einen Gyr. par. superior, das ist die hintere Cen-
tralwindung inclusive Huschkes Vorzwickel und Gratiolets Lobule du
3”° pli ascendant und pli de passage externe sup. et interne sup. et inf.;
und einen Gyrus parietalis inferior d.i. Huschkes Lob. tuberis und auf-
steigender Ast zum hinteren Scheitelläppchen und Gratiolets Pli courbe
mit den plis de passage ext. inf. An der inneren Seite des Stirn- und
Scheitellappens nimmt er nur eine Windung an, nämlich einen Gyrus
fronto parietalis d. i. die bekannte Bogenwindung oder den Gyrus
einguli. Am Occipitallappen unterscheidet er einen Gyrus ocecipit.
sup. med. und inf., die mit denen von Gratiolet und Wagner ziemlich
übereinstimmen. Ebenso am Temporallappen einen Gyrus temp.
sup. med. und inf. und an der unteren Fläche einen Gyrus ocecipito-
temp. lateralis und occipito-temp. medius, welche er dem Lobulus
fusiformis und lingualis Huschkes, aber auch zugleich dem Gyrus
Hippocampi Gratiolets und Wagners parallelisirt.
Die Abfassung dieser Schrift in der officiellen lateinischen Sprache
ist leider Schuld, dass dieselbe in Beziehung auf Verständlichkeit und
Uebersichtlichkeit sehr schwierig ist. Bei dem Mangel einer grösseren
Zahl von Abbildungen so wie eines reicheren Materiales an Affengehirnen
ist mir die Ansicht des Verfassers oft unverständlich geblieben und
habe ich nicht so auf dieselbe eingehen können, wie es sonst mein
Wunsch und meine Aufgabe gewesen wäre. Uebrigens sind die Unter-
suchungen des Verfassers grösstentheils nur auf das Gehirn der Affen
401
gerichtet, wie schon die oben mitgetheilte Zahl der von ihm angenom-
menen Windungen anzeigt.
Bei diesem Stande der Lehre von den Windungen des grossen
Gehirnes des Menschen, und wenn ich sie auf dieses Gehirn des Menschen,
in Anwendung zu setzen versuchte, schien es mir keineswegs über-
flüssig, dieselbe einer neuen Bearbeitung zu unterwerfen.
Meine Hülfsmittel dabei waren folgende: Erstens die Gehirne
erwachsener Menschen die mir in grosser Zahl zu Gebote standen.
Schon seit 25 Jahren bediene ich mich der Injection von Chlorzinklösung
in die Leichen zu deren Conservirung, und habe dabei die Bemerkung
gemacht, dass dieses Verfahren oder auch das blosse Einlegen in Chlor-
zinklösung, ganz vorzüglich geeignet ist, um das Gehirn einem genaueren
Studium zugänglich zu machen !). Es wird dadurch erhärtet, aber nicht
in der Art wie durch Weingeist, der das Gehirn zwar hart, dann aber
auch unnachgiebig und brüchig macht. Das Chlorzink erhält das Gehirn
nachgiebig und zähe und giebt ihm doch die nöthige Festigkeit. Zu-
gleich gewährt das Chlorzink den grossen Vortheil, dass man die Pia
mater sehr leicht, sehr rein und glatt, und sehr schnell von dem Ge-
hirn und aus den Furchen entfernen kann, was bei in Weingeist ge-
legenen Gehirnen durchaus nicht der Fall ist. So kann man an einem
mit Chlorzink behandelten Gehirn die Windungen ganz vollständig von
einander sondern, zwischen sie mit den Fingern eindringen, sie hin und
her legen und wenden, die verschiedenen Tiefen der Einschnitte unter-
suchen, und die Augen mit den Fingern unterstützen, um die richtige
Gruppirung der Windungen aufzufassen. Dieses Alles gewährt eine
solche Erleichterung für das Studium der Hirnoberfläche, dass ich dieses
Verfahren nicht genug empfehlen kann. Nur muss ich bemerken, dass
man das Gehirn nicht zu lange in Chlorzink liegen lassen darf. Da
dieses Präparat immer sauer reagirt, so bringt es, nachdem es zuerst
das Eiweis gerinnen gemacht, später eine Erweichung hervor. Dieser
1) Aus einer Note bei Gratiolet 1 1. p. 11 ist zu ersehen, dass ein Pariser Modelleur Stalh
sich ebenfalls des Chlorzinks zur Erhärtung des Gehirns bediente, um nachher einen Ab-
guss von demselben zu machen, es scheint aber nicht, dass Gratiolet dasselbe Verfahren
bei seinen anatomischen Untersuchungen des Gehirns angewendet hat.
Si
402
Wirkung muss man durch späteres Einbringen in nicht zu starken
Weingeist vorbeugen.
Zweitens. Zahlreiche Gehirne von menschlichen Embryonen ausallen
Entwicklungsstadien. Für das Studium der Gehirne dieser Embryonen hat
mir die erwähnte Methode der Behandlung mit Chlorzink ganz vorzüg-
liche Dienste geleistet. Jeder der sich mit denselben beschäftigt hat,
wird wissen, welche grosse Schwierigkeit ihre Herausnahme und Be-
handlung im frischen Zustande hat; sie ist fast ohnmöglich. Legt man
die Embryonen erst in Weingeist, so erhält man nie eine Ansicht der
natürlichen Verhältnisse der Gehirne und ihre Befreiung von der ver-
hältnissmässig sehr entwickelten Gefässhaut ist schwierig. Ich injieire
die ganzen Embryonen durch die Nabelvene mit Chlorzink, entferne
noch die Kopfbedekungen, lege die Embryonen einige Tage in Chlor-
zink, und dann gelingt es meist leicht, die Gehirne in der besten Be-
schaffenheit herauszubringen. Ich besitze eine grosse Reihe von Em-
bryonen-Gehirnen von den ersten 4—6 Wochen an.
Drittens stand mir eine Anzahl allerdings bereits in Weingeist
erhärteter Affengehirne zu Gebote: nämlich mehrere Exemplare von
Ceropithecus sabaeus, Macacus cynomolgus und nemestrinus, Cynoce-
phalus Maimon und Sphinx unserer hiesigen Sammlungen. Herr Prof,
Leuckart in Giessen hat mir mit grosser Liberalität und Freundlichkeit
das schon von R. Wagner benutzte Gehirn eines jungen Orang, dann
die Gehirne von JnnuusRhesus, Semnopithecus maurus, Callithrix sciureus,
Hapale Jachus und Lemur tardigradus, nach den Bezeichnungen Söm-
merings, von welchem diese Gehirne herrühren, zur Untersuchung über-
sendet. Leider fehlten mir Gehirne von Ateles, Hylobates, Chimpanse,
die besonders wünschenswerth gewesen wären.
Als viertes Hülfsmittel benutzte ich Darstellungen der Gehirne in
Wachs- oder auch Gyps-Abgüssen. Da Jeder, der sich eigenhändig mit
dem Studium von Gehirnen beschäftigt, leicht die Bemerkung macht,
wie sehr die aus dem Schädel herausgenommenen Gehirne ihre ihnen
in der Schädelhöhle zukommende Gestalt und Form verlieren, mag man
sie auch noch so vorsichtig behandeln und erhärten, so habe ich schon
seit vielen Jahren die Methode in Anwendung gebracht, genaue Abgüsse
der Schädelhöhle anfertigen und auf diese die Windungen ganz genau
403
aufbossiren zu lassen. Schon vor 10 Jahren habe ich solche Gehirn-
darstellungen des Elephanten, Wallfisches, Orang-Outang und Delphins
durch den Modelleur Zeiler hieselbst zum Verkauf anbieten lassen. In
gleicher Weise habe ich die Gehirne bekannter und ausgezeichneter In-
dividuen, ferner eine Reihe von 32 Darstellungen der Entwicklung des
Gehirnes in ihren Hauptstadien nach der Natur und endlich eine Reihe
von Affengehirnen der verschiedensten Arten, von denen ich die Schädel
und zuverlässige Zeichnungen besass, anfertigen lassen.
Durch die Benutzung dieses Materials glaube ich in den Stand ge-
setzt zu sein, mich bestimmter und sicherer in der Topographie des
grossen Gehirns und seiner Windungen orientiren zu können, als dieses
bisher möglich war. Ich theile das Resultat dieser Untersuchungen in
Folgendem mit, wobei ich vorausschicke, dass ich mich möglichst an
die bereits von früheren Beobachtern, namentlich von Huschke, Gratiolet
und R. Wagner eingeführten Lehren und Bezeichnungen anschliessen,
und dieselben nur weiter auszuführen und in dieser Ausführung voll-
ständiger zu begründen suchen werde. Es wäre vielleicht möglich ge-
wesen, ein ganz neues und vollständigeres System der Anordnung der
Gehirnwindungen zu geben, und ich bin überzeugt, dass einst ein solches
sich entwickeln und das jetzige verdrängen wird. Allein dieses schien
mir jetzt noch zu früh. Es ist nothwendie, dass die Lehre über die
Anordnung der Gehirnwindungen, wie sie jetzt gegeben werden kann,
sich erst mehr befestigt und verallgemeinert. Würde man jetzt schon
mehr ins Detail gehen, und eine speciellere Entwicklung dieser Anord-
nung aller einzelnen Windungen versuchen, so würde man der allge-
meinen Kenntniss dieser Verhältnisse, die bis jetzt noch sehr gering
ist, schaden. Die Sache würde schwierig, verwickelt und das Verständ-
niss erschwert werden. Viele würden davor zurückschrecken, etwas
Künstliches und Gezwungenes darin erblicken, und sie lieber ganz liegen
lassen. Ist das Einfachere erst einmal Gemeingut geworden, hat man
sich erst einmal allgemein überzeugt, dass das scheinbare Chaos der
Windungen des menschlichen Gehirns eben nicht so gross ist als es
scheint und dass die individuellen Verschiedenheiten nicht so gross
sind als man auf den ersten Blick meint, dann wird es Zeit sein weiter
404
zu gehen, noch tiefer einzudringen, und den Schlüssel zu diesen Mannig-
faltigkeiten zu suchen.
Ich werde auf den nachfolgenden Blättern zunächst von der Ein-
theilung der Groshirnhemisphären in sogenannte Lappen und dann von
der Anordnung der Windungen an der Oberfläche derselben bei dem
erwachsenen Menschen handeln. Hierauf folgt eine Darstellung der
Entwicklung derselben bei dem menschlichen Fötus und endlich
die Beschreibung der Anordnung dieser Windungen bei den Affen. Der
Schluss soll dem Vergleich der Grosshirnwindungen des Menschen und
der Affen gewidmet sein.
I.
Von der Eintheilung der Grosshirnhemisphären in Lappen.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass man zur Örientirung in der
Topographie der Windungen der grossen Hemisphären des Gehirns zuerst
von ihren grösseren Abtheilungen ausgehen muss, wie das auch im All-
gemeinen bisher immer geschehen ist. Allein es fragt sich, welches
Princip man dabei zu Grunde legen soll.
Auf den ersten Blick erscheint Nichts einfacher und naturgemässer
als von dem Object, von den Hemisphären selbst auszugehen, wie dieses
auch gewöhnlich geschieht, und sich an die durch äusserliche Theilungen
oder tiefere Einschnitte, Fissuren, an dem Gehirn gegebenen Abtheilungen
zu halten. Als man dabei leicht erkannte, dass diese wieder im
Allgemeinen mit den bekannten Abtheilungen und der Zusammensetzung
des Schädels übereinstimmen, so hat man, auf beides begründet, die
bekannten Abtheilungen, in Stirn-, Scheitel-, Hinterhaupts- und Schläfen-
Lappen gebaut. Geht man aber dabei genauer auf das bisherige Ver-
fahren ein, so sieht man bald, dass diese beiden Principien der Ein-
theilung doch nicht überall gleichmässig Platz greifen, desshalb auch
nicht gleichmässig durchgeführt wurden, und bald das Eine bald das
Andere angewendet worden ist.
Der Erste, welcher von einer Eintheilung des Gehirns in einzelne
Abtheilungen: Prominentiae spricht, scheint Varoli gewesen zu sein.
405
In seiner Schrift: Anatomia sive de resolutione corporis humani Libri III
1591 zählt er drei solcher prominentiae auf, eine vordere, mittlere und
hintere. R. Willis nahm dagegen in seiner Cerebri Anatome 1664 nur
zwei Lappen einen vorderen und hinteren an.
Auch Sömmering unterscheidet in seiner Gehirn- und Nervenlehre
nur zwei Lappen, einen vorderen und hinteren und sagt nur p. 24:
Andere theilen den grösseren hinteren Hirnlappen nochmals und nennen
das vordere Stück desselben den mittleren Lappen, das hintere Stück
aber, das, auf dem Zelte ruht, den hinteren Lappen, dessen Abtheilung
gewöhnlich nur auf der inneren Fläche durch eine schräg hinablaufende
Furche sehr genau bestimmt ist. Ebenso sagt Meckel, Handbuch der
Anatomie IIl p. 479: Jede Hirnhälfte wird im Allgemeinen in zwei
Lappen, einen vorderen und einen hinteren getheilt. Beide werden durch
die Sylvische Spalte, doch nur unten und auf der Seite von einander
abgesondert. Den hinteren Lappen theilt man häufig wieder in einen
mittleren und hinteren, von welchen letzterer den auf dem Hirnzelt
ruhenden Theil bildet, äusserlich nicht, aber an der inneren Fläche
durch eine schief von oben und hinten nach unten und vorn verlaufende
Furche, an der unteren durch einen seichten Eindruck von dem mitt-
leren abgegränzt wird.
Burdach: Bau und Leben des Gehirns 1822. $205 und folgende
Bd. II p. 166 benützt vorzüglich die tieferen Einschnitte an dem Mantel
zur Bezeichnung der Lappen, aber auch die Verhältnisse zu den Schädel-
knochen. Die Vorderlappen, sagt er, liegen in der vom Stirnbein
gebildeten vorderen Abtheilung der Schädelhöhle und füllen diese meist
aus, so dass die Kranznath ihre Grenze bezeichnet, wenn sie nicht
weiter hinter dieser gelegen ist,.... nach hinten hängt er mit dem
Stamm- und Oberlappen zusammen und seine Grenze wird hier nach
aussen und innen von der Vorderspalte, nach innen und unten durch
den Randwulst am hinteren Ende der unteren Flächen bezeichnet.....
Die Oberlappen liegen innerhalb der Scheitelbeine, welche ihnen ent-
sprechen, so dass die Kranznath und die Lambdanath ziemlich ihre vor-
dere und hintere Grenze bezeichnen. An ihrer oberen und inneren Seite
gehen sie in die vorderen, hinteren und unteren Lappen unmittelbar
über; aber nach aussen scheiden sie sich von denselben ab (nämlich
406
durch die Fortsetzung der Fossa Sylvii nach hinten). Den Klappdeckel
rechnet er ganz zu dem Oberlappen. Von dem Unterlappen sagt er
nur: Er liegt in der mittleren Grube der Schädelhöhle, aber von seiner
Abgrenzung nach hinten bemerkt er nichts..... Der Hinterlappen
wird an seiner inneren Fläche durch die Hinterspalte begränzt; an der
oberen Fläche kommt diese der Unterspalte (Fossa Sylvii) ziemlich nahe,
so dass auch hier eine Abgrenzung anzunehmen ist. Von einer Ab-
grenzung an der unteren Fläche sagt Burdach weiter Nichts, als dass sie
auf dem Zelte über dem kleinen Hirn liegt.
In der Hildebrandt-Weber’schen Anatomie findet sich von
dieser Eintheilung gar Nichts. Ebensowenig bei Rosenmüller-Weber. —
Krause schliesst sich in seiner Anatomie p. 1006 und 1008 der Ein-
theilung von Burdach an. Von dem Hinterlappen, sagt er, er sei an
seiner unteren Fläche durch eine dem oberen Winkel der Pyramide des
Felsenbeines entsprechende seichte, Furche, an seiner inneren Fläche
durch die Hinterspalte (fissura posterior), welche von dem oberen Rande
schräg nach vorn gegen die untere Fläche herab läuft, abgegrenzt;
mache übrigens unten mit dem Mittel-, Unter- oder Schläfenlappen und
oben mit dem Scheitellappen eine Masse aus. — Valentin folgt in Söm-
merings Hirn- und Nervenlehre p. 160 ebenfalls der Burdach’schen Ein-
theilung. Von dem hintern Lappen oder Hinterhauptslappen (Lobus
posterior seu. oceipitalis) sagt er, er bedeckt den mittleren und hinteren
Theil des kleinen Gehirns, bildet den hintersten Theil der Hemisphäre,
wird vorzüglich von dem Unterlappen und zum Theil von dem Öber-
lappen durch einen Windungseinschnitt (?) ziemlich bestimmt geschieden,
und findet sich entsprechend der oberen Schuppe des Hinterhaupts-
beines. —
Arnold Handbuch der Anatomie ll p. 727 unterscheidet fünf
Lappen: 1. Der Vorder- oder Stirnlappen, der unten durch die
Fossa Sylvi, an der Seite durch die senkrechte Spalte begrenzt
wird und oben dem Stirnbein, mit Ausnahme des obersten (hintersten)
Theiles desselben, welches über den Stirnlappen hinwegragt und
noch einen Theil des folgenden deckt, entspricht. 2. Der Scheitel-
lappen wird noch von dem Stirnbein und vom grösseren vorderen Theil
des Scheitelbeins bedeckt und an der äusseren Seite durch die senk-
407
rechte und wagrechte Fortsetzung der Fossa Sylvii begrenzt. 3. Der
Hinterhauptslappen entspricht dem hinteren Theile der Scheitelbeine
und der oberen Hälfte der Hinterhauptsschuppe, geht nach vorn und
unten ohne bestimmte Grenzen in den Schläfenlappen über, so dass
dieser als eine Verlängerung jenes erscheint, was, wie Arnold meint,
auch durch die Entwicklungsgeschichte bestätigt werde, indem der
Schläfenlappen von dem Hinterhauptslappen aus nach vorne und unten
bis in die Sylvische Grube wachse. 4. Der Unter- oder Schläfen-
lappen nimmt den Raum des Seitentheiles der mittleren Schädelgrube
ein und wird nach vorne von der Sylvischen Grube, nach oben durch
die horizontale Fortsetzung derselben begrenzt. 5. Der Zwischenlappen
oder Stammlappen.
Huschke hat in seinem Werk über Schädel und Hirn auch kein
Princip für die Eintheilung des Hirns in Lappen gefunden und befolgt.
Obgleich er p. 93 bezweifelt, dass das Gehirn sich nach dem Schädel,
sondern eher dieser nach jenem richtet, folgt er doch der Kranznath,
. welche mit dem aufsteigenden Aste der Sylvischen Grube zusammenfällt,
um den Vorderlappen oder das Stirnhirn abzutrennen; er rechnet soviel
.auf das Vorder- oder Stirnhirn, als von der Muschel des Stirnbeins und
den kleinen Flügeln aufgenommen wird. Den Hinterlappen, sein Zwischen-
scheitelhirn, trennt er (p. 62) durch einen hinter dem Balkenwulst
senkrecht durch die Hemisphäre gezogenen Querschnitt. Doch sagt er,
dass er künftig wohl die Hinterspalte und einen von ihr aus durch die
äussere und untere Fläche der Hemisphäre gezogenen Schnitt zur Ab-
trennung des Hinterlappens wählen werde. Ueber die Trennung des
Unterlappens von dem Scheitellappen spricht sich Huschke nicht aus,
doch wird er dazu unzweifelhaft den horizontalen Ast der Sylvischen
Grube benützt haben.
Reichert widmet der Eintheilung der Hemisphären in die gewöhn-
lichen fünf Lappen keine besondere Aufmerksamkeit, weil sie auf keine
genetischen Momente gebaut sei. Er gibt l. 1. p. 78 eine auf die Entwick-
lungsgeschichte gebaute Darstellung der Formung der Hemisphären,
welche für unseren Zweck keinen näheren Werth hat. Ich erwähne nur,
dass Reichert noch p. 80 den Hinterhauptslappen als einen sich erst
Abh.d.11.Cl.d.k.Ak.d. Wiss. X. Bd. II. Abth. 52
408
später entwickelnden Vorsprung des Mantels des Gehirns nach hinten,
und daher nur als einen Nebenlappen, als ein Nebenende des hinteren
unteren Schenkels des ursprünglich bogenförmig gestalteten Mantels
betrachtet.
Sappey unterscheidet in seinem Trait& d’Anatomie descriptivell 1.
p. 68 nur einen vorderen und hinteren Lappen, die durch die Fossa
Sylvii von einander getrennt werden und verwirft ausdrücklich die Ab-
theilung der hinter der Fossa Sylvii gelegenen unteren Fläche der
Hemisphären in einen Schläfen- und Hinterhauptslappen ganz. Auch
von einer Trennung an der oberen und inneren Fläche erwähnt er
weiter Nichts.
Dass Gratiolet in seiner obenerwähnten Schrift die gewöhnliche
Eintheilung in Stirn-, Scheitel-, Hinterhaupts- und Schläfenlappen
beibehalten hat, habe ich schon angegeben. Ebenso aber auch, dass er
in Beziehung auf die Feststellung der Grenze des Stirnlappens, ob durch
die vordere Centralwindung oder durch die Centralspalte, geschwankt
habe. Die Grenze zwischen Scheitel- und Hinterhauptslappen ist beim
Menschen an der äusseren Fläche durch den Mangel einer Fissura per-
pendicularis externa und durch das Hinzukommen der Plis de Passage
ganz verwischt. Auf die Trennung des Hinterhaupts- und Schläfenlappen
an der unteren Fläche hat er bei Affen und Menschen ganz verzichtet.
Anderer Seits war es ein wichtiger Schritt, dass er zuerst auf die an
der inneren Seite des Hinterlappens befindliche und bisher meist unbe-
achtet gebliebene Fissura Hippocampi aufmerksam machte, auf die wir
noch oft zu sprechen kommen werden.
R. Wagner nimmt zwar in seinen bekannten verschiedenen Schriften
über das Gehirn einen Stirn-, Scheitel-, Schläfen- und Hinterhaupts-
oder Occipitallappen an, und trennt letzteren oben und innen wie Gra-
tiolet durch die Fissura occipitalis interna; allein da er sich überhaupt
nur auf die Betrachtung der äusseren und oberen Fläche der Hemi-
sphären beschränkt, und die untere und innere nicht genauer berücksich-
tigt, so beschäftigt er sich auch nicht mit der schärferen Trennung
des Hinterhauptslappens an dieser unteren Fläche. Dennoch giebt er
409
an, dass die Oberfläche des Hinterlappens nach den Messungen seines
Sohnes 18,5°/0o der Gesammtoberfläche der Hemisphären betrage.
Auch der in neuerer Zeit in England so lebhaft geführte Streit
über die Gegenwart eines Hinterlappens an dem Gehirn der Affen, hat
keine genauere Bestimmungen der Grenzen der Hirnlappen überhaupt
oder auch nur dieses Hinterlappens herbeigeführt. Die Bestimmung des
letzteren durch Owen (Annals and Magaz. of. nat. hist. June 1861. p. 454)
als ‚That part wich covers the posterior third of the cerebellum and
extends beyond it“ konnte keinen Anspruch auf eine durch That-
sachen allgemeiner befestigte Begründung machen. Auffallend ist mir
nur noch die Abweichung oder vielmehr der Irrthum, den ich in Be-
ziehung auf den vorderen oder aufsteigenden Schenkel der -Fossa Sylvii
bei Turner 1.1. p.9 finde. Derselbe verlegt diesen Schenkel unmittelbar
vor die vordere Centralwindung, und sagt, er thue dieses in Ueberein-
stimmung mit Huxley, welcher denselben antero-parietal sulcus nenne.
Huxley unterscheidet an der genannten Stelle (Proc. of the zool. soc.
Vol. XXIX p. 257) allerdings einen solchen Sulcus, allein ich kann nicht
finden, dass derselbe darunter den vorderen senkrechten Schenkel der
Fossa Sylvii versteht, welcher auch in der That weit mehr nach vorn
aufsteigt. Indessen kann ich auch den ganzen antero-parietal sulcus,
so wie Turners intra-parietal fissure nicht zugeben, da in der bei
weiten überwiegenden Mehrzahl der Fälle sowohl an die vordere als
hintere Centralwindung sich unmittelbar andere Windungen anschliessen,
durchgreifende Furchen also hier nicht vorhanden sind.
Dr. Pansch benutzt die Fissura Rolando zur Abtrennung des Stirnlappens
von dem Scheitellappen, so dass die vordere Centralwindung zu jenem, die
hintere zu diesem gerechnet wird. Den Scheitellappen trennt er von dem
Hinterhauptslappen durch die Fiss. occipit. int. Eine Grenze zwischen denı
Hinterhauptslappen und Schläfenlappen an der unteren Fläche existirt
nach -ihm nicht; man kann vielleicht eine untere Fläche an dem Hinter-
hauptslappen ganz leugnen und ihn bis zur Fiss. Hippocampi und denı
Sulcus temporalis inferior gehen lassen. Die äussere Fläche des Scheitel-
lappens trennt er von der äusseren Fläche des Schläfenlappens durch
eine vom Ende der Fiss. Sylvii nach der fiss. oceipital externa (bei
52
410
den Affen) gezogene Senkrechte. An dem Schläfenlappen unterscheidet
er ausser einem Sulcus temporalis superior oder der Parallelspalte noch
einen Sulcus temp. medius und inferior.
Wir sehen aus dieser Uebersicht verschiedener Autoren, dass die-
selben zwar bei der Eintheilung der grossen Hemisphären in manchen
Punkten übereinkommen, in anderen aber wesentlich von einander ab-
weichen oder unsicher sind. Dieses ist namentlich in Beziehung auf
den Hinterhauptslappen und seine Trennung vom Scheitel und Schläfen-
lappen der Fall. Da es aber sehr nothwendig ist, über diese Frage
ganz ins Reine und wo möglich zu einer Uebereinstimmung zu kommen,
so habe ich die Prineipien für die gebräuchlichen Eintheilungen einer
näheren Prüfung unterworfen.
Ich habe desshalb zunächst an mehreren Schädeln Erwachsener
das Verhältniss der Schädelnäthe zu dem in ihnen enthaltenen Gehirnen
genauer festzustellen gesucht. Zu diesem Zweke durchbohrte ich die
noch geschlossenen Schädel im Verlaufe der Kranz-Schuppen und Lambda-
Nath an mehreren Stellen und führte durch diese Löcher Nadeln in das
Gehirn ein, um dadurch an demselben den Verlauf jener Näthe genau
zu bezeichnen. Ich fand, dass die Grenze der Kranznath nicht genau
der jetzt fast allgemein angenommenen Grenze des Stirnlappen, nämlich
der vorderen Centralwindung (Pli ascendant premier) entspricht. Nur
an dem unteren Seitenrande ist dieses der Fall, wo die Kranznath mit
dem unteren Ende der vorderen Centralwindung an ihrer Begrenzung
der Fossa Sylvii so ziemlich zusammenfällt. Von da an aber weichen
die Cenralwindungen weiter nach hinten gegen den Scheitel zurück,
während die Kranznath mehr gerade aufsteigt. Die Entfernung beider
von einander auf der Höhe der Hemisphäre kann 2 Centim. und darüber
betragen.
Der obere Winkel der Schuppe des Hinterhauptbeines oder die
ehemalige kleine Fontanelle entspricht bei dem Erwachsenen dem oberen
Ende der Fissura occipitales interna oder der Hinterspalte ziemlich
genau, und das untere Ende der Lambdanath oder ihre Verbindung
mit dem Warzentheil des Schläfenbeins einem oft vorhandenen Ein-
schnitt an dem hinteren Theile des äusseren Randes der Hemisphäre.
411
Man kann demnach allerdings annehmen, dass der Verlauf der Lambda-
nath der vorderen Grenze des Hinterhauptlappens gegen den Scheitel-
lappen entspricht.
Bei der Abgrenzung der Schuppennath des Schläfenbeins beobachte
ich, dass dieselbe allerdings der Fossa Sylvii entspricht, aber nicht so
weit hinaufgeht als diese Furche, sie vielmehr früher wieder verlässt
und sich gegen den unteren äusseren Rand der Hemisphäre herabzieht.
Der hiedurch abgegrenzte Schläfenlappen erreicht den Hinterhaupts-
lappen nicht, sondern wird durch den unteren hinteren Winkel des
Scheitellappens von diesem getrennt, so wie an dem Schädel sich der
untere hintere Winkel des Scheitelbeins mit seinem sogenannten Margo
mastoideus zwischen Schuppe des Schläfenbeins und Schuppe des Hinter-
hauptes einschiebt; ein Verhältniss, welches mir an dem Hirn unerwartet
war, in so ferne manche bisherige Autoren Schläfen und Hinterhaupts-
lappen an. der äusseren und unteren Seite der Hemisphäre in einander
übergehen lassen.
Ich glaube, wir können daher allerdings bei dem erwachsenen
Menschen die Verhältnisse der Schädeldeckknochen zu den Hemisphären
benützen, um letztere in übereinstimmender Weise in einzelne Haupt-
theile, Lappen, zu zerlegen. Allein wir dürfen dieses nicht als in einem
genetischen Verhältniss begründet ansehen, und daher keine Uebertragung
auf die Verhältnisse bei Thieren oder im jugendlichen Zustande als Kritik
zulassen. Denn weder die Entwicklungsgeschichte noch die vergleichende
Anatomie berechtigen dazu.
In der ursprünglichen Bildung der grossen Hemisphären des Ge-
hirnes liegt kein Grund zu einer Abtheilung derselben in verschiedene
mit den Schädelknochen übereinstimmende Abschnitte. Sie. entwickeln
sich bekanntlich als sogenanntes Vorderhirn durch Hervorwucherung
aus dem vorderen Theile der vordersten primitiven Hirnblase, welcher
sie demnach genetisch allein angehören. Der hintere Theil dieser Hirn-
blase oder das sogenannte Zwischenhirn wird zum Streifenhügel, Sehhügel
und Trichter, und nur zu diesen würde sich also eine genetische
Beziehung in der Gestaltung der Hemisphären anfsuchen lassen, weil
412
beide aus demselben Primitiv-Theile hervorgehen. Wenn die Hemisphären-
Blasen oder das sogenannte Vorderhirn später in gewissen Fällen,
wie z. B. beim Menschen, die anderen Hirntheile, Mittelhirn, Hinterhirn
und Nachhirn überwuchert und überdeckt, so ist dieses gewissermassen
ein Zufall oder ein individuelles Verhalten, welches mannigfache Ver-
schiedenheiten in der Wirbelthierreihe darbietet. Es besteht kein
genetischer Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Hemisphären
und diesem Mittelhirne und Hinterhirne, so dass man nicht sagen kann,
dass gewisse Theile jener in einer näheren Beziehung zu diesen ständen.
Die Entwicklung des Schädels aber steht unzweifelhaft in genetischer
Beziehung und Zusammenhang mit den drei primitiven Hirnblasen.
Hinterhaupts-, grosser und kleiner Keilbein-Wirbel gehören dem Vorder-
hirn, Mittel- und Hinterhirn an. Nur der kleine Keilbein-Wirbel, also
kleine Flügel des Keilbeins und Stirnbeine und ihre Entwicklung
schliessen sich genetisch an die Entwicklung der Hemisphären; die Ent-
wicklung des grossen Keilbeinwirbels und Hinterhauptswirbels hat
genetisch nichts mit der Entwicklung der zum Vorderhirn gehörigen
Hemisphären zu thun. Sie gestalten sich allerdings je nach der Grösse
der Entwicklung dieser, allen man kann durchaus nicht sagen, dass
irgend ein Theil der Hemisphären genetisch zum grossen Keilbeinwirbel,
ein anderer zum Hinterhauptswirbel gehöre. Das Verhältniss verschiedener
Theile der Hemisphären zu diesen Wirbeln gestaltet sich also im Fort-
gange der Entwicklung und des Wachsthums auch ganz verschieden.
Es giebt z. B. eine lange Zeit im Fötusleben, wo die hinterste Partie
der Hemisphären gar Nichts mit dem Hinterhauptswirbel und der
Schuppe des Hinterhauptes zu thun hat, sondern letztere gar keinen
Theil jener deckt und diese ganz vor und ausserhalb der Hinterhaupts-
schuppe liegt. Erst nach der Geburt gestaltet sich das gesammte
Hinterhaupt so, dass die Schuppe des Hinterhauptes auch einen Theil der
hinteren Partie der Hemisphären überwölbt, von welchem man indessen
desshalb nicht sagen kann, dass er zum Hinterhauptswirbel gehört,
eben so wenig wie irgend ein Theil der Hemisphären zum grossen Keil-
beinwirbel genetisch gehört. Dieses kann man, wie gesagt, nur vom
kleinen Keilbeinwirbel sagen.
Der Mangel einer solchen genetischen Beziehung zwischen den
413
einzelnen Abtheilungen der Hemisphären und denen des Schädels beweiset
übrigens auch noch die vergleichende Anatomie. Denn bei den Affen,
wo der Hinterhauptslappen des Gehirnes so gross und so deutlich ge-
trennt ist, entspricht derselbe nicht im Mindesten der Schuppe des
Hinterhauptsbeines, welche bekanntlich hier fast ganz senkrecht gestellt
ist und somit gar keine Gehirnmasse umfasst. Bei den Halbaffen, wo
ein Hinterhauptslappen der Hemisphären fast ganz fehlt, ist umgekehrt
die Schuppe des Hinterhauptsbeines sehr stark entwickelt und greift
weit nach vorne auf den Schädel.
Wir können daher von dem Verhältnisse der Schädelwirbeldeck-
knochen zu den verschiedenen Partien der grossen Hemisphären kein
in der genetischen Beziehung beider zu einander begründetes Princip
der Eintheilung letzterer in einzelne Abschnitte oder Lappen entnehmen.
Anders aber verhält es sich, wie mir scheint, bei der Entwicklung
der Hemisphären selbst, bei welcher eine Scheidung derselben in ver-
schiedene Abschnitte sehr bestimmt und deutlich hervortritt.
Der erste Schritt dazu erfolgt durch die Bildung der Fossa Sylvii.
Dieselbe beginnt schon am Ende des dritten Fötus-Monates, erscheint
als eine seichte Querfurche ohngefähr in der Mitte der unteren Fläche der
Hemisphären und bewirkt hier vorläufig nur an der unteren Seite eine
Abtheilung jeder Hemisphäre in einen vorderen und hinteren Lappen.
Im Laufe des vierten Monates wird diese Abtheilung nicht nur an der
unteren Fläche immer tiefer und deutlicher, sondern sie zieht sich auch
an den äusseren Seitenrändern der Hemisphären etwas nach hinten ge-
richtet hinauf, so dass der hintere Lappen sich in eine obere und
untere Abtheilung, in den zukünftigen Scheitel- und Schläfenlappen zu
scheiden anfängt. Im fünften Monate wird die Furche noch tiefer
und ausser ihrem nach hinten sich hinziehenden Schenkel erscheint
auch von der Stelle, wo sie sich nach hinten wendet ein grade auf-
steigender. Doch ist die Grube hier an der Seite der Hemisphäre noch
sehr weit und zwischen ihren beiden aufsteigenden Schenkeln erscheint
die zukünftige Insel oder der Stammlappen als eine sanfte Erhabenheit
noch ohne Furchen. Erst allmählig im sechsten und fortschreitend im
siebten und achten Monat wird die ganze Fossa Sylviis durch eine
414
stärkere Entwicklung ihrer Ränder immer tiefer und enger; diese
Ränder wölben sich mehr und mehr über sie zusammen und bedecken die
Insel, die aber noch am Ende des Fötuslebens nach Entfernung der
Hirnhäute, obwohl längst schon gefurcht, sichtbar ist. Die Abtrennung
des Schläfenlappens durch den horizontalen und den nach hinten auf-
steigenden Theil wird immer schärfer und stärker; der nach vorne senk-
recht aufsteigende Theil, die sogenannte Fissura anterior, wird zwar auch
enger und tiefer, und wird, wie wir später sehen werden, für die sich um
sie herumbildenden Windungen von Bedeutung, allein diese Fissur greift
nicht weiter an der Seite der Hemisphäre hinauf, und giebt hier keine
Veranlassung zu einer weiteren Theilung des vorderen Theiles der Hemi-
sphäre oder zu einer Scheidung desselben in einen Stirn- und Scheitellappen,
wie Einige angenommen haben, sondern sie kann sogar durch die sich
wie gesagt um sie herumbildenden Windungen ganz undeutlich werden,
obgleich sie nie ganz verschwindet. (Vergl. Tab. IV. Fig. 7—13 A. A‘. A“)
Die Scheidung der vorderen und oberen Abtheilung der Hemi-
sphäre in einen vorderen und hinteren Theil, in einen Stirn- und
Scheitellappen, erfolgt vielmehr, wie ich glaube, durch die im sechsten
Monate senkrecht über die Mitte der Hemisphäre herabsteigende
Centralfurche (B.) (Fissura Rolando), welche sich durch ihr frühes Auftreten,
und durch ihre unverändert bleibende Richtung und Beschaffenheit, dass
sie niemals von irgend einer Windung unterbrochen wird, und sich nur
allmählig immer mehr nach hinten neigt, von allen anderen Furchen
unterscheidet. y
Schon vorher im 5. Monate erscheint aber an der inneren und
unteren Fläche des hinteren Theiles der Hemisphäre die Hinterspalte
oder senkrechte innere Occipitalspalte (C.) und mit ıhr zugleich die von
Gratiolet vorzüglich hervorgehobene sogen. Hippocampus-Spalte (G.). Beide
verhalten sich indessen in der ersten Zeit ihrer Entstehung anders zu
einander als später, und ihr Verhältniss geht nur allmählig in das
bleibende über. Bei dem Erwachsenen nämlich stellt sich die Sache
so dar, dass man sagt: es findet sich an der inneren Seite des hinteren
Theiles einer jeden Hemisphäre eine von dem um das Splenium corp.
callosi sich herumschlagenden Gyrus Hippocampi ausgehende und hori-
zontal nach hinten verlaufende, am hintersten Einde der Hemisphäre
415
meist in zwei kurze, nach oben und nach unten gerichteten Schenkel
auslaufende Spalte, die Gratiolet eben wegen dieser ihrer Beziehung
zum Gyrus Hippocampi, die Fissura hippocampi nannte. In sie mündet
die von oben und hinten, schräg nach unten und vorn an derselben
inneren Fläche des hinteren Theiles der Hemisphäre herab laufende
Hinterspalte oder hintere senkrechte Occipitalspalte ein, so dass durch
sie die Hippocampusspalte in einen inneren vorderen und äusseren
hinteren Theil zerfällt.
Bei der Bildung dieser Verhältnisse ist es aber. anders. Im
5. Monat läuft an der ganzen inneren und unteren Fläche des hinteren
Theiles der Hemisphäre in einiger Entfernung von dem Rande der
grossen queren Hirnspalte und dem hier schon angelegten Gyrus
Hippocampi, eine fast senkrechte und ein wenig von hinten und oben
nach ‘vorn und unten gerichtete Furche herab, welche die Hinter-
spalte und den inneren vordern Theil der Hippocampusspalte in sich
“ fast. In der Mitte ihres Verlaufes stösst auf sie eine horizontal’ an
der inneren Fläche des hinteren Theiles der Hemisphäre verlaufende
Furche, welche später den äusseren hinteren Theil der Hippocampusspalte
darstellt. Allmählis im Fortgange der Entwicklung, dadurch dass der
ganze hintere Theil der Hemisphäre sich immer mehr nach unten umbiegt,
verwandelt sich die Richtung und das Verhältniss beider Furchen zu
einander ganz. Der vordere Theil der Hinterhauptsspalte wendet sich
von da an wo die Hippocampusspalte auf sie stösst, immer mehr nach
vorn und erscheint so nach und nach als eine Fortsetzung des hori-
zontal verlaufenden hinteren und äusseren Theiles ' dieser Spalte, die
Hinterspalte selbst aber mündet nun von oben ohngefähr in die Mitte
des Verlaufes jener ein.
Dieses anfänglich ganz verschiedene Verhalten der genannten beiden
Spalten ist aber desshalb von Interesse, weil bei der ursprünglichen
Richtung und Ausdehnung der Hinterspalte sie in der That an der in-
neren und unteren Fläche dieses hintersten Theiles der Hemisphäre
den Hinterlappen scharf abgränzt. Ausserdem macht sich im Anfang
des sechsten Monates an der äusseren Seite dieses hinteren Theiles
jeder Hemisphäre eine senkrecht herabsteigende Furche (Ü.) bemerkbar, die
jener an der inneren und unteren Seite entspricht, so dass der Hinter-
Abh. d. 11.C1.d.k. Ak.d. Wiss. X. Bd. I. Abth. 53
&
416
lappen jetzt ganz gut begränzt erscheint. Reichert hat leider in seinen
Abbildungen von Embryonen Gehirnen dieses Verhalten der genannten
Spalten nicht dargestellt. Es findet sich aber ganz bestimmt ausge-
sprochen. Die äussere senkrechte Furche geht aber im 7. und 8.
Monate unter Ausbildung der anderen sich an dieser Aussenfläche des
hinteren Theiles der Hemisphären entwickelnden Furchen und Wind-
ungen wieder verloren, ohne dass ich im Stande wäre, zu behaupten,
dass eine auch bei dem Erwachsenen nicht so selten an dieser äusseren
Seite sich herabziehende Furche, und eine an dem Rande zwischen in-
nerer und äusserer Fläche sehr oft sich findende Einkerbung als der
Ueberrest oder die weitere Entwicklung jener primären Fötalfurche zu
bezeichnen sei. Sie entspricht aber. offenbar der bei der Mehrzahl der
Affen so auffallend und deutlich vorhandenen senkrechten äusseren
Oceipitalfurche, welche bei ihnen Scheitel- und Hinterhauptslappen von
einander trennt.
Ich sehe mich auf diese Weise im Wiederspruch mit Arnold und
Reichert, welche, wie ich oben angegeben, den Hinterlappen nur als
einen späteren Auswuchs oder Verlängerung des hinteren Theiles der
embryonalen Hemisphären betrachten: Ich behaupte im Gegentheil, dass
derselbe wie alle übrigen Theile dieser Hemisphären sich allmählig aus
dem anfangs noch nicht in einzelne Lappen unterscheidbaren Keime da
entwickelt, wo er später bemerkt wird. Ja die Selbstständigkeit dieses
Hinterlappens wird durch das frühe Auftreten der inneren senkrechten
Occipital- und der Hippocampus-Spalte, sowie der transitorischen
äusseren senkrechten Occipital-Furche ganz besonders bewiesen.
Die Entwicklungsgeschichte befürwortet daher die Zerlegung einer
jeden Hemisphäre in die gewöhnlich als Stirn-, Scheitel-, Hinterhaupts-,
Schläfen- und Stammlappen bezeichneten Abtheilungen, und es ist um
so mehr Gewicht darauf zu legen, weil, wie wir später sehen werden,
dieselben Furchen, welche diese Abtheilungen bewirken, in sehr genauer
Beziehung zu den sich um sie herumziehenden Windungen stehen. Es
ist auch kein Grund vorhanden, die Benennungen der Abtheilungen zu
ändern, da wenn sie gleich nicht auf einer genetischen Wechselbeziehung
zwischen Hemisphäre und Schädel beruhen, sie doch grösstentheils den
417
Verhältnissen entsprechen, in welchen man beim erwachsenen Menschen
die Hemisphären zu dem Schädel findet.
Ich unterscheide daher mit Burdach und Denen, welche ihm gefolgt
sind, folgende fünf grössere Abtheilungen oder Lappen an jeder
Hemisphäre.
1. Die Stirnlappen. (l.) Sie füllen in der That den vorderen Keil-
beinwirbel aus, liegen in der Aushöhlung der Stirnbeine, auf den Augen-
höhlendächern, gehen aber nach hinten weiter als bis zur Kranznath.
Am Gehirn sind ‘sie an der unteren Fläche nach hinten durch den
horizontalen Stamm der Fossa Sylvii scharf abgegrenzt; an der äusseren
und oberen Fläche ist es die vordere Rolando’sche oder Centralwindung
“ (Premier pli ascendant. Grat.), welche sie von den Scheitellappen leicht
erkennbar scheidet.
Dass ich eine unmittelbar vor der vorderen Oentralwindung in die
Höhe steigende Furche, Huxleys und Turners Sulcus antero-parietal über-
haupt nicht und also auch nicht als hintere seitliche Grenze des Stirn-
lappens anerkennen kann, habe ich schon oben erwähnt; denn ein solcher
Suleus existirt nicht, da die vordere Oentralwindung stets wenigstens durch
drei von ihr ausgehende Brücken mit den Stirnwindungen in Verbindung
steht. Ebensowenig kann ich den senkrecht aufsteigenden vorderen Schenkel
der Fossa Sylvii als hintere seitliche Grenze des Stirnlappens gelten lassen,
da er zu weit nach vorne fällt, jedenfalls nur eine sehr unvollständige
Trennung hervorbringen ‚würde, endlich auch, wie wir noch weiter sehen
werden, eine ganz andere Bedeutung hat.
Darin, dass ich die vordere Centralwindung und nicht die Central-
spalte als Grenze für den Stirnlappen bezeichne, liegt vielleicht eine
Inconsequenz. Allein einmal kann man immer mit Recht sagen, die eine
solche Furche begrenzenden Windungen machen mit ihr ein Ganzes
aus; dann aber würde eine solche Zerreissung der Centralspalte und
ihrer sie einschliessenden Windungen, wovon die eine zum Stirn- die
andere zum Scheitellappen gerechnet werden würde, etwas Unnatürliches
sein; und endlich würde durch das Hinzurechnen der vorderen Central-
windung zum Stirnlappen dieser doch eine gar zu grosse Ausdehnung
nach hinten, weit über die Höhe der Kranznath hinaus, erhalten.
93%
418
An der inneren Seite einer jeden Hemisphäre ist die Grenze
zwischen Stirnlappen und Scheitellappen ebenfalls durch die sich in
in die grosse Längs-Hirnspalte hineinsenkende vordere Centralwindung
angedeutet, die sich aber nicht bis auf den Balken herabzieht, vielmehr
ist dieser bekanntlich der Länge nach von dem Zwingenwulst (Gyrus
cinguli) bedeckt, welcher daher hier die Trennung des Stirnlappens von
dem Scheitellappen überbrückt. Die Trennung der Stirnwindungen von
dem Zwingenwulst wird durch eine Längsfurche, Grand Sillon du lobe
fronto parietal Grat., besser Sulcus calloso marginalis Huxley, hervorgebracht.
2. Die Seele Meppen (IL) Diese liegen unter den Scheitelbeinen
und werden in ihrer ganzen Ausdehnung von diesen Deckplatten des
zweiten oder grossen Keilbeinwirbels an ihrer oberen äusseren Fläche
bedeckt. Sie reichen also bis zurLambdanath und von der Pfeilnath bis
zur Schuppennath des Schläfenbeins. An den Hemisphären selbst werden
sie natürlich nach vorne von den Stirnlappen durch die vordere Central-
windung getrennt. Nach hinten ist ihre Trennung von dem Hinterhaupts-
lappen nur an der inneren Seite durch die senkrecht und nach vorne
herabsteigende Hinterspalte, Fissura occipitalis perpendicularis interna,
scharf bezeichnet. An der äusseren Seite ist die Scheidung vom Hinter-
hauptslappen undeutlich und nur manchmal durch eine senkrecht sich
herabziehende Furche, Sulcus oceipitalis perpendicularis externus, und durch
eine Einkerbung an dem unteren äussere Rande, welche indessen beide.
meist fehlen, angedeutet. Der vordere Theil des unteren äusseren Randes
wird begrenzt durch die Fossa Sylvii; der hintere Theil desselben zieht
sich entsprechend dem unteren hinteren Winkel des Scheitelbeins herab bis
an den unteren Rand der Hemisphäre und trennt hier den Hinterhaupts-
lappen von dem Schläfenlappen, mit welch letzterem er genau zusammen-
hängt.
Ich lasse also diese Scheitellappen sich bedeutend weiter nach
hinten erstrecken, als dieses Gratiolet thut, trotzdem dass er ebenfalls
die Fissura oceipitalis perpendicularis interna als Grenze zwischen
Scheitel- und Hinterhauptslappen bezeichnet. Denn ich rechne seine
vier Plis de Passage externes, welche er ziemlich inconsequent zu dem
Hinterhauptslappen zählt, zu den Theilen des Scheitellappens.
3. Die Hinterhauptslappen. (IIl.) Die Begrenzung derselben ist am
419
Gehirne am undeutlichsten ausgesprochen, daher ist sie am verschiedensten
angegeben und in der neueren Zeit vielfach bestritten worden. Halten
wir uns dabei zunächst wieder an den Schädel, so füllen sie allerdings
nur denjenigen Theil der Höhlung der Hinterhauptsschuppe aus, der
über dem Hirnzelt liegt und bis an den oberen Winkel der Pyramide
des Felsenbein grenzt. Am Gehirn wird die Scheidung des Hinterhaupts-
lappens von dem Scheitellappen an der inneren Seite jeder Hemisphäre
durch die schräg von oben und hinten nach unten und vorn herabsteigende
Hinterspalte (Fissura occipitalis perpendicularis interna) bewerkstelligt.
Ihr oberer Anfang an dem inneren Rande jeder Hemisphäre entspricht ganz
genau der oberen Spitze der Schuppe des Hinterhauptsbeines oder der
kleinen Fontanelle, dann wendet sie sich aber schräg nach vorne gegen
das Splenium corporis callosi, wo sie in die Fissura Hippocampi über-
geht. Diese Richtung ist meiner Ansicht nach ganz charakteristisch;
denn während sie Anfangs beim Embryo fast senkrecht nach unten
geht, zeigt ihre spätere Richtung nach vorne und unten, dass bei der
späteren stärkeren Entwicklung der ganzen hinteren Partie der Hemi-
sphäre die Gehirnmasse nach hinten, unten und vorwärts gedrängt wird
und der Hinterhauptslappen an der unteren Fläche dann weiter nach vorne
reicht als an der oberen. An dieser unteren Fläche erstreckt sich der
Hinterhauptslappen desshalb bis an den oberen Winkel der Pyramide
des Felsenbeins nach vorne, was man nur an dem ganz frischen und
noch nicht weichen, oder an dem in der Schädelhöhle erhärteten Gehirn
an einer seichten durch diesen oberen Winkel der Felsenbein-Pyramide
hervorgebrachten Furche erkennt, die nach der Herausnahme des Ge-
hirns bald verloren geht. Ihr entspricht der vordere Rand der Hemi-
sphären des kleinen Gehirns, wenn dieses noch in seiner richtigen
Lage, und nicht wie gewöhnlich nach hinten gesunken ist. An den
Windungen und Furchen der unteren Fläche des Hemisphäre ist sonst
die Grenze leider nicht deutlich gegeben, weil hier die Windungen des
Hinterhauptes mit denen der unteren Fläche des Schläfenlappens zu-
sammenfliessen. Doch werde ich bei der Beschreibung dieser Windungen
an der unteren Fläche beider Lappen noch angeben, dass sehr oft
allerdings diese Grenze durch bestimmte Furchen und durch den Ver-
lauf der Arterien bezeichnet wird. An der äusseren Seite sollte der
420
Hinterhauptslappen von dem Scheitellappen durch die schräg nach vorn
herabsteigende fissura occipitalis perpendicularis externa getrennt sein.
Allein ich habe schon gesagt, dass diese meistens ganz fehlt; die Grenze
wird also nur durch eine ideale von dem oberen Eingang in die fissura
perpendicularis interna gegen den unteren Rand der Hemisphäre schräg
nach vorn herabgezogene Linie und eine hier oft bemerkbare Einkerbung
bezeichnet, während sonst die Windungen des Hinterhaupts- und Scheitel-
lappens in einander übergehen.
4. Die Schläfenlappen. (IV.) Diese sind im Allgemeinen sehr gut ab-
gegrenzt, weil sie in den mittleren Schädelgruben liegen und diese ganz
ausfüllen. Am Gehirn begrenzt sie nach vorne der horizontale Stamm
der Fossa Sylvii. Nach oben trennt sie der nach hinten heraufziehende
Schenkel dieser Grube von den Scheitellappen. Nach hinten und an der
unteren Fläche hängen sie indessen, wie schon erwähnt, mit dem Scheitel-
und Hinterhauptslappen zusammen, und das bei diesen in Betreff der
Trennung Gesagte gilt natürlich auch hier.
Man bemerkt an dem Schläfenlappen mehrere Längsfurchen, deren
ich schon hier Erwähnung thun will. Die eine ist die mit der Fossa
.‚Sylvii parallel verlaufende Fissura parallela Gratiolets oder Sulcus tem-
poralis superior Pansch, antero-temporal Huxley. Sie fehlt zuweilen bei
sehr windungsreichen Gehirnen, wo sie durch Entwicklung von quer
und schräg gerichteten Windungen verschwindet. Seltener findet sich
noch eine zweite mit dieser parallel verlaufende Furche, Sulcus tempo-
ralis medius Pansch, postero temporal Huxley. Sie ist meist nur an
dem hinteren Theil des Schläfenlappens entwickelt. An der unteren
Fläche desselben findet sich immer eine sich bis in den Hinterlappen
hineinziehende, schräg von innen und vorn nach aussen und hinten
gerichtete Furche, Sulcus collateralis Huxley, welche der Eminentia colla-
teralis Meckelii zwischen hinterem und absteigenden Horn des Seiten-
ventrikels entspricht.
5. Endlich ist auch noch der Stammlappen(V.) zu erwähnen. Dieser
liegt indessen gewissermassen im Innern des Gehirns und wird daher
von keinem Schädeltheile unmittelbar begrenzt. Denn ich rechne zu
ihm den Hirnschenkel, Seh- und Streifenhügel, den Linsenkern und die
unter dem Namen der Insel bekannte Windungsgruppe. Letztere liegt
421
zwar eigentlich an ihrer äusseren unteren Fläche frei in der Sylvischen
Grube zwischen deren beiden nach oben und hinten auseinander gehen-
den Schenkeln. Allein der Stirn-, Scheitel- und Schläfenlappen haben
sich so über sie herüber gewölbt, dass sie, namentlich so lange auch
noch die Hirnhäute die Ränder der Grube zusammenhalten, nicht sicht-
bar ist. Erst wenn man den hinteren Rand der unteren Fläche und
den unteren Rand der äusseren Fläche des Stirn- und Scheitellappens,
so wie den vorderen Rand des Schäfenlappens auseinanderbiegt, kommt
die Insel zum Vorschein, ist aber eben dabei durch diese Theile so gut
abgegrenzt, dass diese ihre Grenzen keiner weiteren Beschreibung be-
dürfen. Auch in Betreff der Hirnschenkel, Seh- und Streifenhügel, die
sich durch die sogenannte grosse Querspalte des Gehirns ins Innere
hineinziehen und hier theilweise frei in den Hirnhöhlen liegen, ist es wohl
nicht nöthig, etwas Genaueres anzuführen.
Es ist in mehrfacher Beziehung nicht ohne Interesse, das relative
Grössenverhältnis dieser verschiedenen Lappen der Hemisphären unter-
einander und zu der ganzen Hemisphäre genauer in Zahlen angeben
zu können. Ich habe zu diesem Zweck die in Chlorzink und Weingeist
erhärteten Hemisphären in den. oben beschriebenen Grenzen möglichst
genau zerlegt, die ganze Hemisphäre und die einzelnen Theile gewogen
und die letzteren nun nach Procenten der ersteren berechnet. Ich habe
auf diese Weise für sechs beliebig benutzte Hemisphären Erwachsener
folgende Zahlen erhalten.
ale, Hinter- Sfan_ "
Hemisphäre Stirnlappen ; al haupts- in ar
appen lappen lappen lappen
Männlich .üi\. -- 29,1 31,5 | 3 14,2 9,5
ll. MännlichBrachycephal| 28,7 30) Er NR) 15,4 10,1
II.Männlich ..... 30,0 38,3 10,7 10,7 10,3
IV. Männl. Dolichocephal.! 30,4 36,4 8,2 15,1 9,8
Weiblich... .-. 30,0 36,4 11,6 12,6 9,6
VI. Weiblich Brachycephal| 30,7 36,6 9,6 179,8 2,3
Denker a: 29,81 36,75 10,05 13,63 9,73
422
Das Verfahren ist natürlich unsicher, da die Grenzen der einzelnen
Lappen nicht so genau gegeben sind, um die Theilungen immer genau
in derselben Weise ausführen zu können; doch stimmen die Zahlen so
weit überein, dass man annehmen kann, ich habe es doch immer so
ziemlich getroffen.
Ich habe dasselbe auch an verschiedenen Fötus-Gehirnen aus ver-
schiedenen Monaten in Anwendung gesetzt, woraus sich folgende Zahlen
ergeben haben.
Fötus Stirnlappen a er et
lappen 19) AP
EERER: |
Me nat nee 94,2 96,4 10,9 17,6 20,9
6.Monat.. ee 23,4 2555 | 1.137 18,1 21,3
7. Monat =... 95,2 30,6 12,6 19,4 12,1
BiMonah- Iiuyı aluga 30,8 | 26,5 13,0 16,3 13,4
Neugeboren ...:. 29,8 30,6 ae) 14,9 11.2
3jähriges Mädchen . 3i;d 30,1 14,8 13,8 10,2
Diese Zahlen scheinen mit Hinzunahme der vorigen zu beweisen,
dass der Stammlappen und Schläfenlappen mit fortschreitender Ent-
wicklung etwas ab, Stirnlappen und vorzüglich Scheitellappen zunehmen,
der Hinterhauptslappen im Fötus-Leben zunimmt, später aber zurück-
bleibt. Indessen wäre die Zahl der Beobachtungen. wohl noch zu ver-
mehren, ehe man ein zuverlässiges Resultat zu haben annehmen dürfte.
Huschke hat, so viel ich weis, zuerst den Versuch gemacht, das
relative Grössenverhältniss der einzelnen Hirnlappen gegeneinander in
Zahlen auszudrücken und zwar auch durch Wiegen. Er begrenzt den Stirn-
lappen durch einen der Stirnnath entsprechenden Schnitt, den Hinter-
lappen durch einen senkrecht hinter dem Balkenwulst gemachten Quer-
schnitt; Schläfen- und Scheitellappen trennt er nicht von einander.
0
423
Er giebt nur Mittelzahlen für verschiedene Alter und Geschlechter, nicht
für die einzelnen Gehirne, daher die Zahlen nicht ganz zusammenpassen.
Bei einem erwachsenen männlichen Hirn beträgt der Stirnlappen etwa
22,4°%/, der Scheitel- und Schläfenlappen 60,7°/o, der Hinterlappen 14,5°/o.
R. Wagner hat nur die Oberfläche der verschiedenen Hirnabtheil-
ungen zu gleichem Zwecke in Betracht gezogen und dieselbe durch
seinen Sohn durch Messungen ermitteln lassen. Vier menschliche Ge-
hirne ergaben für die äussere, innere und untere Fläche folgende Pro-
centzahlen. (H. Wagner Maassbestimmungen der Oberfläche des grossen
Gehirns. -Gött. 1864. p. 15.)
S Scheitel- | Schläfen- | Hinter-
Stirnlappen
lappen lappen lappen
Gauss. ... 43,5 18,0 21,2 17,2
Fuchs ... 45,0 1547 79.5 19,8
van 44,2 16,8 22,4 16,8
Krebsur... . 41,3 17,0 24,0 17,6
Mittel. : . . 43,5 16,9 21,8 17,8
Man vermisst hiebei zunächst eine genaue Angabe über die Grenzen
der einzelnen Lappen, da, was p. 11 hierüber gesagt ist, durchaus
nicht hinreicht. Auch mit der Einrechnung der vorderen Gentralwindung
zu dem Stirnlappen, der, wie ich schon gezeigt, dadurch viel zu gross
wird, bin ich nicht einverstanden. Natürlich lassen sich ausserdem
meine und Huschkes Zahlen nicht mit diesen H. Wagners parallelisiren,
da sie ganz verschiedene Gegenstände, erstere die Masse, letztere nur die
Oberfläche, die meinigen ausserdem noch den Stammlappen betreffen, von
dem bei Huschke und Wagner keine Rede ist. Man sieht aber auch wie vor-
sichtig man mit solchen Zahlen verfahren muss, um Schlüsse aus ihnen
z. B. auf die relative Entwicklung der einzelnen Hirntheile zum Ganzen
und bei verschiedenen Individuen zu ziehen.
Abh. d. II.Cl. d.k.Ak.d. Wiss. X. Bd. II. Abth. 54
424
II.
Von der Anordnung der Grosshirnwindungen bei dem
erwachsenen Menschen.
Nach dieser Darstellung der Abtheilung der Hemisphären des .
Grossgehirns in einzelne grössere Lappen, wende ich mich nun zur
Beschreibung der Anordnung der Windungen an denselben.
Dabei muss ich von vorneherein bemerken, dass ich so wenig wie
irgend Einer meiner Vorgänger wirklich alle einzelnen Windungen zu
beschreiben beabsichtige. Dieses ist bis jetzt sicher noch zu früh. Man
beschreibt allerdings wirklich einige einzelne Windungen, in der Regel
aber nur gewisse Gruppen von solchen, obgleich man dieselben gewöhn-
lich auch als Windungen bezeichnet. Dieses geschieht nicht ohne Nach-
theil und Zweideutigkeit. Denn indem man solche Gruppen von Windungen
manchmal auch wieder Läppchen genannt hat, verschwindet der Unter-
schied von Windungen, Windungsgruppen und Läppchen und man wird
in der Beschreibung irre. Gratiolet z. B. hat einzelnen Windungsgruppen
die Bezeichnung Lobule beigelegt, während er andere, die ebenso zu-
sammengesetzt sind, Plis nennt, ohne dass man einen Grund davon
einsieht. Ich werde diese Veranlassung zu Missverständnissen zu ver-
meiden suchen, und da, woes sich wirklich nur von einzelnen Windungen
handelt, sie auch so bezeichnen, wo aber nur Gruppen von Windungen
gemeint sind, sie auch so benennen.
Den von mir, wie ich glaube, aufgefundenen Typus für die Anord-
nung zahlreicher und meist ganz verkannter Windungen spreche ich
aber in dem Satz aus:
Eine grosse Zahl von Windungen der Grosshirn-
Hemisphären ist um die Enden der dieselben durch-
setzenden primären Furchen in mehr oder weniger
einfachen oder complicirten Bogen gelagert
und schicke denselben der nachfolgenden Beschreibung mit der Bitte
425
voraus, denselben bei der Darstellung der Einzelheiten im Auge behalten
zu wollen.
1. Die Windungen des Stirnlappens.
Gratiolet unterscheidet die Windungen an der orbital, an der
äusseren und inneren Fläche des Stirnlappens, und hat sie in fünf
Gruppen zerlegt. Eine an der auf dem Dach der Augenhöhle liegende
Gruppe als Lobule orbitaire; drei an der äusseren und oberen Fläche
der Hemisphäre als Plis frontales und zwar als Etage superieur, moyen
und införieur, letztere auch als Etage sureilier; die an der inneren Seite
des Stirnlappens gelegenen Windungen fasst er mit denen des Scheitel-
lappens unter der Bezeichnung des Lobe fronto-parietal zusammen und
unterscheidet, soweit der Stirnlappen reicht, einen Pli du corps calleux
ou de la zone interne und einen pli de la zone externe.
Ich habe mich mit dieser Auffassungsweise nicht versöhnen können,
obwohl ich anerkenne, dass die Betrachtungsweise der Windungen nach
den verschiedenen Flächen, auf welchen sie auftreten, in topographischer
Hinsicht manches für sich hat. Allein es sind in der That grösstentheils
nur dieselben Windungszüge, welche an allen drei Flächen des Stirn-
lappens bemerkbar sind, und es schien mir daher nicht gerechtfertigt,
wo dieses der Fall ist, dieselben der blossen Localität wegen, an
welcher sie auftreten, von einander zu trennen, was an gewissen
Stellen nur mit rücksichtslosester Trennung des Zusammengehörigen
geschehen kann.
Ich halte es daher für naturgemässer und besser, ausser dem an
der inneren Seite die grosse Hirnspalte und den Balken umziehenden
Gyrus Cinguli (Pli du corps calleux) nur drei Stirnwindungszüge und
zwar einen ob eren, mittleren und unteren oder einen ersten, zweiten
und dritten zu unterscheiden, wobei zu bemerken, dass diese Zahlen in
Uebereinstimmung mit R. Wagner, den Gratiolet’schen in umgekehrter
Ordnung entsprechen. Alle drei Windungsgruppen stehen nach hinten
fast ausnahmslos mit der vorderen Centralwindung in oberflächlicher
Verbindung, oder gehen von ihr mit ihren Wurzeln aus.
Die obere oder erste Stirnwindungsgruppe(l.) entspringt in der
bei weitem ‚grössten Mehrzahl der Fälle mit einer Wurzel von dem
54*
426
inneren und obersten Theile der vorderen Centralwindung, welche Wurzel
indessen öfter auch schon in einem kurzen inneren und oberen Schenkel
gespalten ist. Nicht sehr selten, nach meinen Beobachtungen in '/a der
Fälle, entspringt diese obere Stirnwindung aber auch noch mit einer
zweiten mehr gegen die Mitte von der vorderen Centralwindung ab-
gehenden Wurzel. Beide vereinigen sich zu einem längs des oberen und
inneren Randes des Stirnlappens nach vorn ziehenden Windungszug,
dessen einzelne gewundene Windungen bald mehr an der oberen, bald
mehr an der inneren Seite liegen, so dass es mir äusserst gezwungen
erscheint, sie je nach dieser Lage von einander zu trennen. An der in-
neren Seite sind sie von dem unter ihnen herziehenden Gyrus cinguli (24.)
durch eine Furche getrennt, welche Gratiolet Grand sillon du lobe fronto
parietal, die Engländer nach Huxleys Vorgang Sulcus calloso marginalis(H.)
nennen. Gewöhnlich findet sich keine Verbindung zwischen dem Gyrus
cinguli und den durch die genannte Furche von ihnen getrennten Stirn-
windungen; zuweilen aber doch und dann vorzüglich vorn in der Gegend
des Balkenknies. Zuweilen sind allerdings die an der inneren Seite des
Stirnlappens gelegenen Windungen des ersten Zuges noch durch eine
zweite mit dem Sulcus calloso marginalis parallel verlaufende Furche
in zwei, manchmal, besonders in dem vorderen und unteren Theile,
sogar in drei Längs - Reihen unregelmässig zerlegt. Allein diese
Zerklüftung gehört zu den individuellen secundären Verhältnissen der
Anordnung der Windungen, die überhaupt sehr wechselnd und mannig-
fach sein kann. An der oberen Seite verschmälert sich dieser erste
Windungszug aber fast immer, je mehr er an das vordere Ende der
Hemisphäre gelangt, beträchtlich, steht an diesem vorderen Ende immer
in einer mehrfachen, zwei-, dreimaligen Verbindung mit dem mittleren
Stirnwindungszug, und biegt sich dann auf die untere oder Orbitalfläche.
Hier ist er nur noch sehr schmal und bildet vorzugsweise nur noch
die beiden Längswindungen, mit dem sie trennenden Sulcus olfactorius,
in welchem der Riechnerve liegt; die meisten ebenfalls der Länge nach
verlaufenden Windungen dieses ersten Stirnwindungszuges liegen an
diesem ÖOrbitaltheil des Stirnlappens an der inneren Seite, und gehen
nach hinten in die Caruncula mammillaris oder das Tuber olfacto-
rium über.
427
Der zweite oder mittlere Stirnwindungszug (2.)steht nach hinten
ebenfalls in der grössten Mehrzahl der Fälle mit einer Wurzel mit
der vorderen Centralwindung in Verbindung. Dieselbe geht meist von
der Mitte derselben, zuweilen aber auch von deren unterem Ende aus,
wo sie dann mit der Wurzel des dritten Stirnwindungszuges verbunden
ist, erst etwas längs der vorderen Centralwindung in die Höhe und
dann nach vorne verläuft. Zuweilen entspringt indessen auch sie mit zwei
Wurzeln von der vorderen Centralwindung; im Gegensatze dazu in-
dessen zuweilen, obgleich selten, gar nicht, wenigstens nicht mit einer
oberflächlich gelegenen Wurzel.
Wenn sich dieser zweite Stirnwindungszug dem vorderen Ende der
Hemisphäre nähert, wird er oft sehr undeutlich, weil er nach beiden
Seiten mit dem oberen und unteren in mehrfache Verbindungen tritt.
Indem er aber dann an das vordere Ende der Hemisphäre gelangt, ver-
breitert er sich meist so, dass er diesen vorderen Rand grösstentheils
bildet, seine einzelnen Windungen eine fast horizontale Richtung annehmen,
und oft durch einen ziemlich auffallenden horizontal verlaufenden Sulcus
unterbrochen erscheinen. An der Orbitalfläche selbst verschmälert er
sich aber wieder rasch, indem er nach hinten sich wendet und die Ge-
stalt eines Dreiecks annimmt, dessen Spitze gegen die Caruncula lacrimalis
oder gegen den Eingang in den horizontalen Theil der Fossa Sylvii hin
gerichtet ist, dessen innere Seite von dem Gyrus olfactorius, dessen äussere
von den Windungen des dritten Stirnwindungszuges begrenzt wird.
Dieser Orbitaltheil des mittleren Stirnwindungszuges zeigt häufig einige
Furchen, die in Verbindung mit den dem ersten und dritten Stirn-
windungszug angehörigen, eine eigenthümliche H-förmige oder stern-
förmige Figur darstellen, welcher einige Autoren eine besondere Auf-
merksamkeit, ja selbst einen besonderen Namen geschenkt haben, z. B.
Turner: Triradiad sulcus. Allein diese Bildung ist sehr wechselnd und
bedeutungslos, da sie vorzüglich von der Anordnung des dritten Stirn-
windungszuges abhängig ist.
Dieser dritte oder untere Stirnwindungszug (3.) ist nun
meiner Ansicht nach vorzüglich beachtenswerth. Er ist es, wegen dessen
ich es ganz besonders unpassend ja unmöglich finde, seinen noch an
der äusseren Seite gelegenen Theil von dem an der unteren Fläche
428
gelegenen zu trennen, da es schon ohne tieferes Eingehen in seine
Natur und Entstehung zu auffallend ist, wie seine einzelnen Windungen
zu einem Ganzen gehören.
Er beginnt nach hinten immer mit einer, selten mit zwei Wurzeln
von dem untersten Ende der vorderen Centralwindung, und zieht sich
nun bei verschiedenen Individuen in sehr verschiedener Weise in auf
und absteigenden, kürzeren oder längeren, durch tiefe Einschnitte von
einander getrennten, steilen Windungen, um den vorderen oder senkrecht
aufsteigenden Schenkel der Fossa Sylvii herum. Die Verbindung mit der
vorderen Centralwindung liegt oft etwas tief versteckt; aber sie fehlt
nie. Diejenigen Windungen, mit welchen der Zug. am meisten nach vorn
und oben gerichtet ist, sind die höchsten und zwischen ihnen ist die
tiefste Furche eingeschlossen, welche man gewöhnlich als den vorderen
senkrecht aufsteigenden Schenkel der Fossa Sylvii (als Fissura anterior
Krause) bezeichnet. An der Orbitalfläche, wo die Windungen sich nach ein-
wärts wenden, fallen sie schnell ab, und verlaufen nach einwärts und
innen in die Caruncula lacrimalis. Diese Windungen begrenzen auf
diese Weise, wie Jeder weis, den horizontalen Stamm der Fossa Sylvi
von Vorne und umziehen im Bogen den vorderen senkrecht aufsteigen-
den Schenkel derselben. Sie bedecken im ausgebildeten Menschengehirn
den grössten Theil des Stammlappens oder der Windungen der Insel,
die nach Entfernung der Pia mater unter ihnen zum Vorschein kommen.
Nach aussen und vorn stehen diese Windungen, wie schon erwähnt mit
denen des zweiten Stirnwindungszuges, besonders auch an der Orbital-
fläche in wechselnden Verbindungen, scheiden sich aber doch meist
leicht erkennbar von ihnen ab.
Der Namen Pli oder Etage surcilier für den Einige im Deutschen
die Bezeichnung Augenwindung gewählt haben, ist bei dem Menschen
durchaus unpassend für diesen dritten Stirnwindungszug. Er passt, wie
ich weiter unten zeigen werde, für die Affen, bei welchen denn auch
Gratiolet ihn gebildet hat. Denn bei den Affen bildet das schwach ent-
wickelte Rudiment dieses Windungszuges allerdings den vorderen, dem
Arcus supraciliaris entsprechenden Rand des Stirnlappens. Allein bei
dem Menschen ist dieses wegen der starken Entwicklung des ersten
und zweiten Stirnwindungszuges in ihren vorderen Theilen nie der Fall.
429
Sie drängen den dritten Stirnwindungszug im Bogen nach hinten und
nehmen selbst den Supraciliarrand des Stirnlappens ein, während unser
dritter Windungszug den unteren, hinteren und äusseren Rand des
Stirnlappens bildet. Es wäre zu beklagen, wenn diese Bezeichnung
Augenwindung sich einbürgerte; denn sie ist ganz sinnlos für den
Menschen, bei dem sie doch durch ihre besonders starke, individuell
sehr verschiedene und, wie es scheint, für das Sprachvermögen bedeu-
tungsvolle Entwicklung besondere Beachtung verdient.
2. Die Windungen des Scheitellappens.
Unter den Windungen des Scheitellappens sind vor Allem die beiden
an der Aussenseite der beiden Hemisphären im Allgemeinen in der
Richtung der Kranznath verlaufenden und durch eine tiefe Spalte von
einander getrennten Windungen zu bemerken, welche nach Rolando ihren
Namen erhalten haben, oder von Huschke Oentralwindungen (6.u.7.) und
Centralspalte (B.) genannt worden sind. In der That verlaufen sie im Gan-
zen im Centrum der Aussenfläche der Hemisphären und sind durch ihre
Dicke, ihren meist gestreckteren Verlauf und.durch die tiefe, sie trennende,
ununterbrochene Spalte so auffallend, dass sie bei der Beobachtung der
Hemisphären auf ihre Windungen zunächst auffallen, und zur Orientirung
auch am besten zuerst aufgesucht und herausgesetzt werden. Alles was
vor ihnen liegt, ist, wie ich oben erörtert habe, Stirnlappen, Alles was
hinter ihnen, Scheitel- und Hinterhauptslappen, sie selbst aber rechne
ich ebenfalls zu dem Scheitellappen. Diese beiden Windungen stehen
immer oben und unten, an dem die grosse Längshirnspalte und an dem
die Fossa Sylvii begrenzenden Rande, in einer bogenförmigen, sich um
die Enden der Furche herumziehenden Verbindung, niemals aber
während ihres Verlaufes. Es ist sehr auffallend, dass R. Wagner an
dem Gehirn von Professor Fuchs eine solche Verbindung beider Central-
windungen beschreibt und abbildet, als wenn dieses etwas öfter Vor-
kommendes wäre. Ich sah bei den vielen von mir untersuchten Gehirnen
nie Etwas der Art.
Nach vorne verbinden sie sich, wie wir schon gesehen haben,
immer mit den drei Stirnwindungsgruppen, meistens mit jeder durch
eine einfache, zuweilen indessen auch durch eine doppelte Brücke. Nach
450
hinten treten sie ebenso mit zwei der hinter ihnen gelegenen Scheitel-
gruppen durch eine einfache, oft indessen auch mehrfache Brücke in
Verbindung. Am inneren und oberen Rande der Hemisphäre senken sie
sich durch die sie oben mit einander verbindende Bogenwindung (8.) in
die grosse Längshirnspalte bis auf den Gyrus cinguli. An ihrem unteren
Ende gehen sie ebenfalls bogenförmig in einander über und begrenzen
mit diesem Uebergang den mittleren Theil des oberen Randes des
hinteren Schenkels der Fossa Sylvii. Uebrigens sind die beiden Central-
windungen bald schmäler, bald breiter und verlaufen bald mehr gerade,
bald in stärkeren Schlängelungen , bald etwas mehr steil, bald stärker
geneigt von vorne und unten nach hinten und oben. Zuweilen, wenn
gleich selten, sah ich namentlich die Vordere durch einen Einschnitt in
zwei Theile zerlegt.
Hinter den Centralwindungen beginnen nun grössere Schwierigkeiten
für eine natürliche Auffassung der Windungen, deren Lösung mir indessen,
wie ich hoffe, grösstentheils gelungen ist.
Gratiolet ist in dieser Gegend sehr unsicher geworden. Er unter-
scheidet 1) einen Windungszug unter der Bezeichnung Lobule du
deuxieme pli ascendent, welcher von dem oberen Theile der hinteren Cen-
tralwindung ausgehend, sich mit mehreren Schlängelungen längs des
oberen inneren Randes der Hemisphäre nach hinten bis zur Fissura
occipitalis perpendicularis interna hinzieht. 2) Soweit diese Windungs-
gruppe in die Fissura longitud. cerebri magna hineinsieht, also sich an
der inneren Seite bis zu dem um das Splenium corporis callosi herum-
ziehenden Gyrus Hippocampi herabsenkt, nennt er dieselbe mit Foville
Lobule quadrilatere. 3), Unterscheidet er einen bei dem Menschen den
unteren Theil der hinteren Oentralwindung von der Fossa Sylvii trennen-
den Windungszug unter der Bezeichnnng Pli oder Lobule marginal
superieur, welcher dem Menschen eigenthümlich sein und selbst beim
Orang und Chimpans& fehlen soll. 4) Einen sogenannten Pli courbe,
welcher sich um das obere hintere Ende der Fissura parallela des
Schläfenlappens herumzieht und beim Menschen completement sessile, nait
au niveau du sommet de la Scissure. Unzweifelhaft gehören ferner auch
noch seine Plis du passage zu den unter dem Scheitelbein liegenden
Windungen, obgleich Gratiolet sie zu den Hinterhauptswindungen
431
rechnet. — R. Wagner hat geglaubt, drei hinter den Centralwindungen
liegende, im Ganzen von vorne nach hinten in ähnlicher Weise wie
vorne die Stirnwindungen verlaufende Scheitelwindungen, eine erste,
zweite und dritte, oder obere, mittlere und untere annehmen zu können,
von welchen indessen wohl Niemand, ausser der oberen befriedigt sein,
und die beiden unteren herausfinden können wird.
Die Engländer Huxley, Rolletson, Turner u. A. haben sich
zwar Gratiolet angeschlossen, aber alle sprechen es mehr oder weniger
bestimmt aus, dass dessen Darstellung hier an Dunkelheiten leidet. Sie
sind über den Pli oder Lobule marginal superieur, über den Pli courbe,
den Einige an .das Ende des nach hinten aufsteigenden Astes der Fossa
Sylvii verlegen, endlich auch über den Premier Pli de passage externe
in Zweifel, und gewiss wird das bei Jedem der Fall sein, der Gratiolets
Angaben beim Menschen zur Anwendung bringen will.
Den ersten Schritt zu einer Einsicht in die in dieser hinteren
Scheitelgegend herrschende Anordnung der Windungen gewann ich da-
durch, dass ich in einiger Entfernung von der Mitte der hinteren
Centralwindung eine Stelle entdeckte, wo fast. ausnahmslos mehrere
tiefe ganz von einander getrennte Furchen gewissermassen sternförmig
zusammenstossen oder auseinanderstrahlen, und dadurch drei nach ver-
schiedenen Richtungen aus einander tretende Windungszüge von einander
trennen. Hat gleich diese Anordnung, wie ich später entdeckte, nichts
direct mit dem hier herrschenden Typus der Bildung dieser Windungs-
züge zu thun, so halte ich doch das Aufsuchen dieser Stelle und das
Vordringen zwischen das Gewirre der Windungen dieser hinteren
Scheitelparthie von hier aus für wichtig und entschieden hilfreich zur
- weiteren Orientiruug.
Man wird dann verhältnissmässig leicht eine obere innere Schei-
telgruppe (9.) unterscheiden können, ‘welche. ich mit Burdach und
Huschke Vorzwickel nennen will, der mit Gratiolets Lobule du deu-
xieme Pli ascendant, einschliesslich seines sogenannten Lobule quadri-
latere übereinstimmt. Diese Gruppe geht breit mit einer, nicht selten
auch mit zwei Brücken, einer oberen und unteren von dem oberen
Theile der hinteren Oentralwindung aus, und zieht sich, sich verschmälernd,
mit einigen unregelmässigen Windungen längs der Fissura longitudinalis
Abh.d.Il.Cl.d.k. Ak.d. Wiss. X. Bd. II. Abth. 55
4532
cerebri an deren oberen und inneren Rande: nach hinten; bis zu.der
Fissura occipitalis perpendicularis interna. Sie liegt zum Theil an der
inneren Fläche der Hemisphäre. Der obere Theil hat nichts beson-
ders Bemerkenswerthes; seine Windungen sind sagittal gerichtet und
wurden von Wagner als erste oder obere Scheitelwindung bezeichnet.
In der Gestaltung der Windungen an der inneren Seite dieser oberen
Scheitelgruppe finde ich durchaus keinen Grund dieser ihrer in-
neren Fläche den Namen eines besonderen viereckigen Lappen (Lobule
quadrilatere) beizulegen, obgleich diese Fläche allerdings eine fast qua-
dratische Gestalt hat. Die an ihr auftretenden Windungen sind seicht
und haben nur das Charakteristische, dass sie fast immer durch eine
zweifache Brücke mit dem Zwingenwulst (Gyrus Cinguli) in Verbindung
stehen; eine vordere (24.) gleich hinter der oberen Bogenverbindung
zwischen den beiden Centralwindungen, und: eine hintere (25.), welche
die Fissura occipitalis perpendicularis interna von vorne begrenzt und
sich spitz bis zum Splenium corporis callosi, wo der Gyrus cinguli in
den Gyrus Hippocampi übergeht, herabzieht. Diese beiden Windungen
fehlen an dieser inneren Fläche des Vorzwickels fast nie, sind daher
charakteristisch, und würden vielleicht besondere Namen verdienen.
Hat man diese obere innere Scheitelwindungsgruppe gehörig isolirt
aufgefasst, so wende man sich an das obere Ende des .hinteren Astes
der Fossa Sylvii (A‘.) und an das obere Ende der sogenannten Parallel-
spalte oder Fissura temporalis superior (B.) des Schläfenlappens. Nach-
dem diese durch Entfernung der Pia mater mit ihren Umgebungen
freigelegt sind, wird man mit einiger Aufmerksamkeit und Schärfung
des Blickes nicht verkennen können, dass die oberen Enden dieser
beiden Spalten von bogenförmigen Windungen umgeben sind, die ihre
Convexität nach oben gerichtet haben, und mit ihren nach unten und
aussen sich wendenden Schenkeln, die oberen Enden der genannten
Spalten umfassen, und in die Längswindungen des Schläfenlappens über-
gehen. Ich nenne sie die vordere und mittlere oder die erste und
zweite Scheitelbogen-Windungen (11. und 12.). Allein die Art und
Weise der Anordnung dieser Bogenwindungen ist sehr wechselnd und
mannigfaltig und dadurch das Bild dieser beiden Bogen . nicht immer
leicht aufzufassen.
433
Zuweilen allerdings ist die Sache ziemlich einfach, und diese Fälle
sind eben die beachtenswerthesten und belehrendsten. Von dem unteren
Ende der hinteren Oentralwindung entwickelt sich dann eine mehr oder
minder gewunden, längs des oberen Randes der Fossa Sylvii aufsteigende
Windung, welche in einem ebenfalls etwas mehr oder minder gewun-
denen, aber doch leicht erkennbaren Bogen das Ende der Fossa Sylvii
umgiebt, und an ihrem hinteren Rande herabsteigt, um in die erste
Schläfenwindung überzugehen. Von ihrem Scheitel entsendet diese erste
Bogenwindung eine zweite ebenfalls, mehr oder minder gewunden, etwas
höher gelegene Windung, welche im Bogen das obere Ende der Parallel-
spalte umzieht und mit ihrem absteigenden Schenkel in die zweite Schläfen-
windung übergeht. Diese steht öfter als die erste Bogenwindung mit
dem Vorzwickel und fast immer nach hinten mit dem Occipitallappen in
_ Verbindung. Diese einfache Entwicklung des Verhaltens kann man
z. B. bei dem bekannten Gehirn der sogen. Venus Hottentott sehen,
welches Gratiolet auf seiner ersten Tafel Fig. 2. von der Seite abgebildet
hat, welches ich auf meiner Tab. Fig. 6. wieder gegeben und ein noch
einfacheres Beispiel eines Gehirnes der hiesigen Bevölkerung auf derselben
Tafel Fig. 5 hinzugefügt habe.
Allein dieser einfache Fall findet sich bei dem Europäer-Gehirn
verhältnissmässig selten. Meistens ist die Bogenbildung complicirter; die
sie bildenden Windungen verlaufen geschlängelter und gewündener, sie
verdoppeln sich, ja durch Einwärts- und Abwärts-Wendung geht die
' Bogenbildung scheinbar ganz verloren. Ebenso können die Verbindungen
mit den benachbarten Windungsgruppen das Bild dieser Bogen verbergen.
Die Verbindung des ersten Bogens mit der hinteren Centralwindung ist
zuweilen nicht einfach, sondern doppelt und wenn dabei dieser auf-
steigende Schenkel des ersten Bogens sich stärker windet, dann kann
man in Versuchung kommen, mit Gratiolet einen eigenen Lobule mar-
ginale superieur daraus zu machen, welchen derselbe für eine Eigen-
thümlichkeit des menschlichen Gehirns erklärte. Auch die Verbindungen
mit der oberen inneren Scheitelgruppe oder dem Vorzwickel können
‚sich complieiren, vor Allem aber die mit dem Hinterhauptslappen und
seinen Windungen. Ferner geschieht es nicht sehr selten, dass sich hier
sogar noch ein dritter kleinerer Bogen entwickelt findet, welcher dann
59°
434
das obere Ende einer parallel mit der Parallelspalte von dem Schläfen-
lappen aufsteigenden Furche, einer Fissura temporalis media (E.) um-
gibt, dann aber ebenfalls noch mit dem Hinterhauptslappen zusammen-
hängt. Ich nenne denselben die hintern oder dritte Scheitelbogen-
Windung (13.). In diesen complicirteren Fällen wird sich selten das
Auge allein durch Anschauung der Windungen oder einer Abbildung
zurecht finden können, sondern da müssen die Finger mit hinzugenommen
werden, um durch Auseinanderbiegung der Windungen und Eindringen
in die tieferen oder seichteren Furchen, das Bild der Bogenbildung
deutlicher zu gewinnen und in dem Gewirre herauszufinden. Namentlich
wenn, wie das nicht so selten ist, die Parallelspalte nicht deutlich ent-
wickelt ist, also ihr oberes Ende nicht klar und daher auch der ‚dasselbe
umziehende Bogen nicht leicht erkannt werden kann, wird das ganze
Bild verwirrt und unsicher. Allein ich muss darauf bestehen, dass man
sich in den einfacheren Fällen zuerst mit demselben vertraut machen
muss; dann wird man sich auch in diesen complicirteren zurechtfinden
können. Man halte nur das Princip fest im Auge, dass es sich hier wie
bei dem vorderen Schenkel der Fossa Sylvii, wie bei der Fissura
centralis, um die bogenförmige Umgebung der Enden gewisser früh
vorhandener und tief eingreifender Furchen, also hier des hinteren
Schenkels der Fossa Sylvii und der Parallelspalte handelt, und dass
diese Bogen sich durch Aus- und Ein-, Auf- und Abwärtsbiegung, durch
Krümmungen und Verbindungen der sie bildenden Windungen sehr
mannigfach gestalten und verbergen können, und man wird sich von
der Richtigkeit desselben bald überzeugen.
Sehr lehrreich und hilfreich dazu ist in vielen Fällen der Vergleich
beider Hälften desselben Gehirns, weil man dabei sehen wird, wie
verschieden sich das Bild, des doch im allgemeinen sich offenbar gleichen
Verhaltens auf beiden Seiten, gestalten kann. Das Schwierigste bleibt
immer die Abtrennung von dem Hinterhauptslappen, weil sich hier in der
That keine natürliche Grenzen, sondern überall nur Uebergänge finden,
und die Gruppen der Hinterhauptswindungen selbst, gerade an diesen
Uebergängen in die Scheitelgruppen wenig scharf charakterisirt sind.
An meinem Princip der Bogenbildung aber festhaltend, wird man dessen
Realisirung in jedem individuellen Falle, wenn man will, genau ent-
435
wickeln und charakterisiren können. Dann wird man aber auch sehen,
dass dieses in der allermanniefaltigsten und individuellsten Weise
geschieht, und keine Stelle an dem ganzen Gehirn sich findet, wo die
Windungen auch nur entfernt so mannigfaltig verschieden entwickelt
sind, als gerade in dieser hinteren äusseren Scheitelgegend. Ich stehe
nicht an, es gerade herauszusagen, dass es vieler Ausdauer, Zeit und
eines hinreichend grossen Materiales bedarf, um sich hier zurecht zu finden.
Ohne die Entwicklungsgeschichte, und vielleicht in diesem Punkte noch
mehr, ohne die vergleichende Beachtung der Affengehirne, wäre es mir
schwerlich gelungen, zu der Klarheit der Anschauung durchzudringen,
die wie ich glaube, meiner Vorstellung der Anordnung: dieser Windungs-
gruppen zu Grunde liegt.
Ich komme jetzt zu den an der Grenze zwischen dem Scheitel- und
Hinterlappen gelegenen Windungen, zu Gratiolets Plis de Passage. Eine
vollkommene Aufklärung über dieselben kann ich nicht, hier, sondern
erst bei meiner Beschreibung dieser Windungen des Affengehirns geben.
In Beziehung auf den deuxieme, troisieme und quatrieme Pli de Passage
externe ist die Bemerkung hinreichend, dass sie sich auf einfache Ver-
bindungen. zwischen dem absteigenden Schenkel meiner mittleren Scheitel-
bogenwindung, oder wenn sie vorhanden ist, meiner hinteren oder
dritten Scheitelbogenwindung mit dem Hinterlappen reduciren. Der
premier pli de Passage externe und. die beiden Plis de Passage internes _
bedürfen aber schon hier einer genaueren Erörterung, weil sie bei dem
Menschen durch sehr eigenthümliche und charakteristische Windungen
repräsentirt werden. Sie sind nämlich nichts anderes, als zwei horizontal
nach aussen gerichtete, das obere und untere Ende der Fissura occipi-
talis perpendicularis interna umziehende Bogenwindungen.
An dem.oberen Ende der genannten Fissur entspricht die von mir
hier als obere innere oder vierte Scheitelbogenwindung (14.)
bezeichnete Windung, Gratiolets Premier Pli de passage externe und
wie wir später sehen werden, auch seinem Pli de passage sup6rieur
interne. In dem einfachsten Falle erscheint sie als eine einfache von
dem hinteren Ende des Vorzwickels ausgehende, das obere Ende der Fis-
sura perpendicularis interna umkreisende, und in das obere vordere Ende
436
des Hinterlappens, nämlich in den Zwickel übergehende Bogenwindung
von etwa zwei Centimeter Halbmesser. Allein dieser Halbmesser kann
nicht nur bedeutend grösser und der Bogen dabei viel spitzer werden,
sondern sehr häufig ist es der Fall, dass der Bogen sich an seiner
Convexität wieder einbiegt, und dadurch in die Fissur selbst bis an
den Rand wieder vordringt. Dabei können die einzelnen Schenkel des
einfachen oder complicirten Bogens sich bald mehr erheben, bald mehr
in die Tiefe ziehen, ja letzteres kann soweit gehen, dass der Bogen
dadurch verschwunden zu sein scheint. Ich habe dieses mehreremale
besonders an dem vorderen von dem Vorzwieckel ausgehenden Schenkel
gesehen. Durch die verschiedenen Modificationen dieser Windung erhält
das Gehirn an dieser Uebergangsstelle zwischen Scheitel- und Hinterlappen
oft ein sehr eigenthümliches Ansehen.
Dr. Rolletson sagt in seiner sehr sorgfältigen Beschreibung eines
jungen ÖOrang-Outang-Gehirnes in der Natural History Review. 1861.
p. 211, dass er diesen Premier Pli de Passage unter sieben menschlichen
Gehirnen bei dreien ganz oberflächlich, bei einem vierten auf einer
Seite fehlend; bei einem fünften auf einer Seite durch den Öceipital-
lappen verdeckt; bei einem sechsten auf der linken Seite nicht in der
Ebene des Scheitel- und Hinterlappens, welche er mit einander verbunden;
bei einem siebenten auf der linken Seite einen Zoll weit von der Fis-
sura longitudinalis entfernt sich durch die Fissura perperdicularis hin-
durch ziehend, auf der rechten Seite tief vertical in diese Furche
hereingesenkt gefunden habe. Ich stimme der hier geschilderten grossen
Variabilität der betreffenden Windung vollkommen bei, mit Ausnahme
der Angabe ihres Fehlens in einem Falle, welche ich für einen Irrthum
halte. Ich habe viele, sehr viele Gehirne gerade in Beziehung auf diese
Windung untersucht, und sie nie fehlen sehen.
Wenn aber Dr. Rolletson der Ansicht ist, dass diese Variabilität
in der Anordnung dieser Windung ein Beweis ihrer untergeordneten
Bedeutung sei, so bin ich gerade der entgegengesetzten Meinung. Sie
ist eine sehr charakteristische typische Windung, die meiner Ansicht
nach nie ganz fehlen kann und wird, wo nicht tiefgreifende Anomalien
in der Hirnbildung Platz gegriffen haben. Ihrer grossen individuellen
437
Verschiedenheit aber innerhalb doch sehr bestimmter Grenzen lege ich
eine entschiedene Bedeutung bei, die vielleicht die Zukunft einst noch
aufklären wird. Ich glaube, dass Jeder der eine grosse Reihe von
Gehirnen in dieser Hinsicht überblickt, diese Meinung mit mir theilen wird.
Aber auch an dem unteren Ende der Fissura perpendicularis in-
terna findet sich eine constante nicht minder charakteristische, wenn
gleich in ihrer Gestaltung weniger wechselnde Windung, welche ich
die untere oder fünfte Scheitelbogenwindung (15.) nenne. Sie
entspricht Gratiolets Plı de passage inferieur interne. Dieselbe geht
gerade hinter dem Splenium corporis callosi spitz und entweder geson-
dert für sich oder in ihrem Anfang vereinigt mit der an dem hinteren
inneren Rande des Vorzwickels sich herabziehenden Windung von der
Uebergangsstelle des Gyrus Hyppocampi in den Gyrus cinguli aus.
Sodann wendet sie sich sogleich nach aussen, oder von innen betrachtet,
in die Tiefe der Fissura perpendicularis interna; umkreiset deren un-
teres Ende in der Tiefe, und wendet sich wieder nach innen und hinten,
um in den Zwickel des Hinterlappens, dessen eine Wurzel sie darstellt,
überzugehen. Dabei begrenzt sie zugleich den hinteren Theil der Fissura
Hippocampi von oben. Sie ist nur zu sehen, wenn man die Pia mater
vollständig aus den genannten Fissuren entfernt und deren Ränder stark
aus einander biegt. Man sieht dann, dass sie meist auch nicht mit
ihren beiden Schenkeln ganz horizontal verläuft, sondern der wordere
sich bei seinem Vordringen nach aussen etwas erhebt,. der hintere sich
aber bei seinem Uebergang in den Zwickel wieder etwas herabsenkt.
Der vordere Schenkel erscheint dabei öfter auch aus zwei Wurzeln zu-
sammengesetzt, deren äussere der grossen Zange des Splenium corporis
callosı angehört.
Wir werden später sehen, dass diese Windung bei allen Affen mit
Ausnahme, wie es scheint, bei Ateles und Hylobates, nicht im Bogen
das untere Ende der Fissura perpendicularis interna umkreiset, sondern
gerade. von dem Splenium corporis callosiı und dem ihn 'umziehenden
Gyrus fornicatus:nach dem Hinterlappen verläuft und dadurch die Fissura
perpendicularis interna von der Fissura Hippocampi abschneidet. Ich
habe diese Anordnung bei dem Menschen niemals gesehen, sondern nur
einmal eine von dem unteren Ende des inneren Randes des Vorzwickels
438
ausgehende und gerade in das untere Ende des vorderen Randes des
Zwickels übergehende Windung, welche in ihrem Verlaufe dem Pli de
Passage sup6rieur interne Gratiolets entpricht, welcher wie ich glaube
und später zeigen werde, mit dem oberen Scheitelbogen oder dem Pli
premier de passage externe homolog ist. Dabei war die gewöhnliche
Wurzel der unteren inneren Scheitelbogenwindung auch vorhanden, ver-
band sich aber dann mit ersterer. Die Fissura perpendicularis interna war
dadurch natürlich hier von der Fissura Hippocampi abgetrennt, was
sonst bei dem Menschen nie der Fall ist.
Der Scheitellappen ist also nach meiner Ansicht zusammengesetzt
aus 1) den beiden Centralwindungen, 2) dem Vorzwickel, 3) vier oder
fünf Bogenwindungen: der vorderen, mittleren, hinteren, oberen inneren
und unteren inneren, von welchen nur die hintere öfter fehlt oder un-
deutlich ist.
3. Die Windungen des Hinterhauptslappens.
Die Windungen des Hinterhauptslappens sind bei den neueren Bear-
beitungen ganz besonders stiefmütterlich behandelt worden. Gratiolet,
auch hier ausgehend von dem ganz anders wie bei dem Menschen
gestalteten Hinterhauptslappen der Affen, hat sich begnügt, an .der
äusseren Fläche desselben drei horizontal verlaufende Windungen assez
mal dessines, anzunehmen, die innere Fläche als einen besonderen Lo-
bule oceipital zu bezeichnen und die Windungen der unteren Fläche zu
denen der unteren Fläche des Schläfenlappens zu ziehen. Darin sind
ihm alle Uebrigen auch die Engländer und unter diesen auch Huxley "
gefolgt, welcher nur noch an der unteren inneren Fläche die Fissura
collateralis mit aufnahm, ohne indessen sich dadurch von den Bezeich-
nungen der Windungen nach Gratiolet abhalten zu lassen.
Obgleich es nun allerdings schwierig ist, an dem Hinterhauptslappen
gut gesonderte und charakterisirte Windungszüge aufzusellen, kann ich
doch namentlich mit Rücksicht auf den Menschen, dem Verfahren Gratio-
lets nicht beitreten, sondern glaube hinreichende Gründe zu finden, mich
der Betrachtung Huschkes dieser Hinterhauptswindungen anzuschliessen.
Darnach unterscheide ich drei Windungsgruppen an dem Hinter-
lappen: eine äussere .obere oder den Zwickel Cuneus und zwei
+
Br,
439
untere, eine innere untere oder zungenförmige und eine äussere
untere oder spindelförmige.
Die äussere obere Windungsgruppe (16.) ist, wie mir scheint
an ihrer vorderen inneren und unteren Seite so gut abgetrennt, dass ich
ihre weniger scharfe und deutliche Abscheidung an ihrer äusseren Seite
von den Windungen des Scheitellappens nicht für einen hinreichenden
-Grund erachten kann, ihre alte und in Deutschland ziemlich allgemein
angenommene Auffassung und Bezeichnung Burdachs und Huschkes als
Zwickel oder Keil fallen zu lassen. Dieselbe hat in der That die Gestalt
einer dreiseitigen Pyramide, deren Spitze nach vorne und etwas nach
unten gegen das Splenium corporis callosi, und deren Basis nach hinten
‘und aussen gerichtet ist. Ihre vordere Fläche ist gegen die Fissura
perpendieularis interna, ihre untere gegen die Fissura Hippocampi hin-
‚gewendet und wird durch diese Furchen scharf und bestimmt abgegrenzt.
Die äussere Fläche hängt allerdings sehr genau mit dem hinteren Rande
des Scheitellappens zusammen, da beim Menschen die Fissura perpendi-
cularis externa der Affen fehlt. Windungen des zweiten und dritten
Scheitelbogens, wenn letzterer ausgebildet vorhanden ist, gehen hier in
die einzelnen Windungszüge des’ Zwickels über. Die Markfasern dieser
so wie die der hinteren Schenkel der oberen und unteren Scheitelbogen-
windung sind es, welche in dem Keil ausstrahlend, und mit grauer
Rinde bedeckt, die Windungen an der Basis des Zwickels darstellen.
Dieselben in zwei oder drei horizontal gerichtete Züge zu theilen, wie
dieses Gratiolet und seine Nachfolger gethan, scheint mir bei dem
Menschen unmöglich.
Allein auch an der unteren und inneren Fläche des Hinterlappens
ist es sehr wohl möglich, zwei demselben speciell angehörige Windungs-
züge zu unterscheiden, so sehr dieselben auch nach vorne mit den
Windungen der unteren Fläche des Schläfenlappens zusammenhängen
mögen. Hier wird die Aufstellung der Fissura collateralis (F.) von Huxley
von Wichtigkeit. Diese Furche geht, wie wir gesehen, von dem Gyrus
Hippocampi unterhalb des Splenium corporis callosi aus, und zieht sich
an der unteren Fläche des Hinterlappens schräg nach aussen gegen den
hinteren und äusseren Rand dieser Fläche. Zwischen ıhr und der
Fissura Hippocamji (G.) liegt nun ein ganz gut begränzter Windungszug,
Abh. d.II.C1.d.k. Ak.d. Wiss. X.Bd.II. Abth. 56
440
den ich als untere innere Hinterhauptswindungsgruppe (17.)
oder mit Huschke als zungenförmiges Läppchen bezeichne. Sie hat
eine länglich dreieckige Gestalt, deren Spitze nach vorn, die schmale
Basis nach hinten gerichtet ist. Die Spitze geht von dem Gyrus Hippo-
campi unterhalb des Splenium corporis callosi aus; die Basis bildet
den unteren hinteren Rand der Spitze des Hinterlappens und hängt hier
mit dem Zwickel zusammen; die innere obere Seite begrenzt die Fissura
Hippocampi, die untere äussere die Fissura collateralis.
Dabei verdient es einer besonderen Erwähnung, dass die Fissura
Hippocampi an der hinteren Spitze des Hinterlappens ebenfalls durch
eine Bogenwindung abgeschlossen wird, die eine besondere Benennung
verdienen würde. Man sagt gewöhnlich die Fissura Hippocampi laufe
an diesem hinteren Ende in zwei senkrechte Aeste einen oberen und
einen unteren aus. Das thut sie auch; allein diese Aeste werden von
einer platten Bogenwindung umgeben in ähnlicher Weise, wie die Enden
anderer Furchen. Die Schenkel dieser Bogenwindung gehen von den
beiden, die Fissura Hippocampi begrenzenden Windungen des Zwickels
und des zungenförmigen Läppchens aus, und diese Bogenwindung selbst
zeigt mannigfach verschiedene Anordnungen wie die obere Scheitelbogen-
windung an der Fissura perpendicularis interna. Sie ist nämlich nicht
immer blos einfach abgeplattet, sondern sie ist ebenfalls häufig mit
ihrem Scheitel nach einwärts und vorwärts in die Furche hinein
gedrängt, und dadurch entsteht der Schein, als wenn die beiden oder
einer der Aeste der Fissura Hippocampi verkümmert oder nicht vor-
handen wären, was öfter angegeben wird. Präparirt man aber die Pia
mater aus diesen Furchen an der Spitze des Hinterlappens, wo sie be-
kanntlich auffallend dünn und sehr anhaftend ist, sorgfältig heraus, so
dass sich die Furchen vollständig öffnen, so wird man das genannte
Verhalten meist leicht beobachten können, und so das scheinbar un-
regelmässige Gewirr kleiner Windungen und Furchen an der hintersten
Spitze der Hemisphäre aufgeklärt finden.
Der untere äussere Hinterhauptswindungszug (18.) oder
Huschkes spindelförmiges Läppchen ist allerdings besonders nach
aussen nicht so gut begrenzt als der vorige. Allein öfter scheiden ihn
doch auch etwas tiefere Furchen von den Schläfenwindungen oder ein
441
Ast der Arteria profunda cerebri bezeichnet seine äussere Grenze, welche
an dem äusseren Rande der Hemisphäre ausserdem nicht selten durch
eine etwas tiefere Einkerbung, einer Andeutung einer Fissura oceipitalis
perpendicularis externa bezeichnet wird. Seine innere Grenze bildet
natürlich die Fissura collateralis.. Auch dieser Windungszug hat eine
dreieckige oder nach Huschkes Bezeichnung spindelförmige Gestalt. Er
beginnt vorne zugespitzt meist nicht mehr von dem Gyrus Hippocampi,
sondern von dem mittleren unteren Schläfenwindungszng, und zieht
sich nach hinten gegen den hinteren äusseren Rand des Hinterlappens,
den er meist noch etwas umgreift und hier mit den hinteren unteren
Windungen des Scheitellappens, mit der dritten oder unteren Scheitel-
bogenwindung, wenn sie vorhanden ist, zusammenhängt:
4. Die Windungen des Schläfenlappens.
Die Windungen dieses Lappens sind zum Theil gut charakterisirt
und leicht von einander zu sondern; zuweilen ist dieses indessen doch
nicht der Fall und man geräth über ihre Trennung in grosse Zweifel.
Nach hinten hängen sie ausserdem mit denen des Scheitel- und Hinter-
hauptslappens immer unmittelbar zusammen.
Wie zuerst Gratiolet hervorgehoben hat, findet sich meistens an
der Aussenseite des Schläfenlappens eine mit der Fossa Sylvii parallel
verlaufende tiefere Längsfurche, die sogenannte Parallelspalte oder Fissura
temporalis superior (D.), welchedie erste oderäussereobere Schläfen-
windungsgruppe (19.)' abtrennt. Diese ist schmal und bildet aus-
schliesslich die vordere untere Spitze des Lappens. Nach hinten und
oben geht sie in den hinteren oder absteigenden Schenkel der das obere
Ende der Fossa Sylvii umgebenden ersten Scheitelbogenwindung über.
Diese erste Schläfenwindung wurde früher als einer der Gyri fascieuli
arcuati, von Gratiolet Pli marginal inferieur in Beziehung auf die Syl-
vische Grube genannt, die sie von unten begrenzt. Wenn die Parallel-
furche, wie dieses zuweilen vorkommt, schlecht entwickelt ist, so ist
auch die Abgrenzung dieser Windung von den übrigen Schläfenwindungen
sehr unsicher und willkührlich.
Ebenso findet sich auch an dem inneren-oberen Rande des Schläfen-
lappens eine gut charakterisirte, lang bekannte Windung, der Gyrus
56*
442
Hippocampi oder dieinnere obere Schläfenwindung(22.) mitihrem
vorderen, gewissermassen umgebogenen, angeschwollenen Ende, dem
Hacken oder Uncus, Gratiolets Pli temporal sup6rieur interne, Hux-
leys und Flowers Gyrus uncinatus. Nach hinten schlägt er sich um das
Splenium corporis callosi herum, geht hier in den Gyrus cinguli über,
und bildet mit diesem zusammen den Gyrus fornicatus von Arnold.
Dort an dem Uebergang dieser beiden Windungen in einander stehen
dieselben, wie früher erwähnt, mit der oberen inneren Scheitelgruppe
oder dem sogenannten Lobulus quadratus, ferner mit der das untere
Ende der Fissura perpendicularis interna umziehenden unteren inneren
Scheitelbogenwindung, und mit der nach vorn gerichteten Spitze der
unteren inneren Hinterhauptswindungsgruppe in Verbindung. Unter dem
concaven Rande des Gyrus Hippocampi verborgen, liegt die sogenannte
Fascia dendata, das Corps godronne der Franzosen.
Die zwischen der genannten ersten Schläfenwindung und dem Gyrus
Hippocampi liegenden Windungen des Schläfenlappens halten im all-
gemeinen auch die Längsrichtung ein, lassen sich aber oft nicht leicht
in weitere einzelne Züge zerlegen. Indessen findet sich doch oft noch
eine etwas tiefer eindringende und durchgreifende Furche, welche mit
der Fissura parallela oder temporalis superior parallel läuft und Fissura
temporalis media (E.) genannt werden kann. Ist sie vorhanden, so zer-
fällt dann diese mittlere Windungsgruppe in zwei, die man als die zweite
oder mittlere (20.) und als die dritte oder äussere untere (21.)
bezeichnet hat. Beide gehen nach hinten und oben in die Schenkel der
zweiten und der in diesem Falle meist ebenfalls vorhandenen dritten
Scheitelbogenwindung über. Ist der Schläfenlappen wie zuweilen sehr
breit, so macht sich unter Hinzuziehung der Fissura collateralis von
Huxley noch eine weitere Theilung bemerkbar, so dass man allenfalls
von noch einer inneren unteren Schläfenwindung reden und dann deren
also im Ganzen mit dem Gyrus Hippocampi fünf unterscheiden kann.
Allein ich bemerke, dass in dieser Eintheilung viele Willkühr sich geltend
macht und ich mich in der Regel in dem vorderen Theile des Schläfen-
lappens nur zur Annahme von drei und in dem hinteren oberen Theile
von vier Schläfenwindnngen habe entschliessen können. |
443
5. Die Windungen des Stammlappens.
Die Windungen des Stammlappens oder der Insel sind so charakteri-
sirt und bekannt, dass darüber nur wenige Worte zu sagen hinreicht.
Sie werden bekanntlich bei dem Menschen von dem vorderen Ende des
Schläfenlappens, von den Windungen des Stirnlappens und von dem
unteren Bogen der Centralwindungen bedeckt und liegen in der Tiefe
der Fossa Sylvii. Wenn man diese durch Hinwegnahme der Gefässhaut
“ gewissermassen eröffnet, so sieht man eine länglich ovale kegelförmige
Erhabenheit, die von dem Markkörper der Hemisphäre, von dem Stirn-
und Schläfenlappen ausgeht und durch vier kurze an ihrer unteren, durch
fünf bis sechs längere und von oben ünd aussen divergirende Windungen
an ihrer oberen Fläche zusammengesetzt wird. Sie schliessen sich nach
aussen an den Streifenhügel und den Linsenkern, und die durch diese
hindurchtretenden oder in ihnen wurzelnden Fasern an.
Endlich mag hier auch noch als einer ganz besonderen, keinem
einzelnen Lappen ausschliesslich angehörenden Bildung des Gyrus cin-
guli (23.) Erwähnung gemacht werden, welcher von Gratiolet entweder
mit Fovil Circonvolution de l’ourlet oder Pli de la zone interne oder
Pli du corps calleux, von den Engländern Gyrus callosal genannt wird.
Er ist so charakteristisch durch seine Beziehung zu dem Balken, den
er an der inneren Seite der Hemisphäre umkreiset, dass er keiner
besonderen Beschreibung bedarf. Er steht in der Regel in dem ganzen
vorderen Theile seines Verlaufes "mit den über ihm befindlichen Win-
dungen des- Stirnlappens -und dem oberen Bogen der Centralwindung
nicht in Verbindung; zuweilen findet sich aber eine solche vorne in
der Gegend des Balkenknies. Dagegen ist eine Verbindung mit den
an der inneren Seite der Hemisphäre liegenden Windungen des Vor-
zwickels, wie oben schon bemerkt, die Regel.
An dem Splenium corporis callosi trifft er mit dem Gyrus Hippo-
campi zusammen, und bildet dann mit diesem den von Arnold sogenannten
444
Gyrus fornicatus.. An dieser Verbindungsstelle schliessen sich wie ich
schon angegeben, eine von der innere Seite des Vorzwickels herab-
steigende Windung, dann die innere untere oder fünfte Scheitelbogen-
windung und der untere innere Hinterhauptszug oder das zungenförmige
Läppchen an. In Verbindung mit dem Gyrus Hippocampi muss er als
eine grosse, um die grosse quere Hirnspalte sich herumziehende Bogen-
windung aufgefasst werden.
An diese Beschreibung der Grosshirnwindungen des Menschen
knüpfe ich noch eine kurze Angabe der in die verschiedenen
von mir unterschiedenen Windungen ausstrahlenden Markfasern. Denn
obgleich die ältere Lehre von dem Verlauf der weissen Mark-
fasern des grossen Gehirns durch die neueren mikroskopischen For-
schungen wesentlich an ihrer Bedeutung verloren hat, insoferne diese
mikroskopischen Untersuchungen die Continuität dieses Faservor-
laufs sehr bezweifeln lassen, ich auch der älteren Lehre von Gall,
Burdach, Arnold u. And. nichts Neues hinzuzufügen habe, so scheint
es mir doch zweckmässig, die Quelle der Fasern, welche in den einzelnen
Windungen in die Rinde übergehen, nach diesen älteren Beobachtungen
anzugeben; denn ich zweifle nicht, dass es einst ein Hauptzweck dieser
Topographie der Grosshirnoberfläche sein wird, eben diesen Verlauf
und Verbreitungsbezirk der in ihr ausstrahlenden Fasern genau bestim-
men zu können.
Hiernach finden wir aber Ausstrahlungen:
In dem ersten oder oberen Stirnwindungszug von Fasern sowohl
vom Stabkranz als von der Balkenstrahlung und zwar von letz-
terer vorzüglich vom Knie des Balkens und in der Form der
sogenannten kleinen Zange.
In dem zweiten oder mittleren Stirnwindungszug ebenfalls
Fasern ‚des Stabkranzes und der Balkenstrahlung.
In dem dritten oder unteren Stirnwindungszug ebenfalls Fa-
sern des Stabkranzes und der Balkenstrahlung, ausserdem aber
vom Hackenbündel (Faeiculus unciformis) und Bogenbündel (Fa-
ciculus arcuatus nach Krause).
In den Centralwindungen wahrscheinlich nur Fasern des Stabkranzes
und der Balkenstrahlung.
445
In dem Vorzwickel Fasern der Balkenstrahlung und des Stab-
kranzes.
In den vorderen, mittleren und hinteren Scheitelbogen-
windungen Fasern des Stabkranzes und der Balkenstrahlung,
auch wohl solche des Hacken- und Bogenbündels.
In der oberen und unteren inneren Scheitelbogenwindung
Fasern des Splenium corporis callosi, namentlich der grossen
Zange.
In dem Zwickel Fasern. des Splenium corporis callosi, der grossen
Zange, so wie solche der Stammstrahlung und des Bogenbündels.
In dem untereninneren und unteren äusseren Hinterhaupts-
windungszug oder in dem zungenförmigen und spindelförmigen
Läppchen Fasern des Bogenbündels und des Splenium corporis
callosi.
In den Schläfenwindungen Fasern aus den hinteren Strahlungen
. des Stabkranzes, Fasern des Bogen- und Hackenbündels.
Die Insel erhält ihre Fasern aus dem Grosshirnstamm und vom Bogen-
bündel. 2
Der Gyrus fornicatus (Gyrus einguli und Gyrus Hippocampi) besitzt
nach Arnold ein eigenes Faserbündel, welches nicht mit dem
Stabkranz, auch nicht mit der Balkenstrahlung zusammenhängt.
III.
Entwicklungsgeschichte der Grosshirnwindungen bei dem
menschlichen Fötus.
(Tab. IV und V.)
Das im Vorstehenden geschilderte Verhalten der Windungen an den
grossen Hirnhemisphären des Erwachsenen wird nach meinen Beob-
achtungen durch die Entwicklungsgeschichte dieser Windungen bei dem
Embryo bestätigt und erläutert.
Diese Bildungsgeschichte der menschlichen Hirnwindungen ist bis
jetzt nur von Reichert einigermassen genauer üntersucht und geschildert
446
worden. In seinem Werke über den Bau des menschlichen Gehirns Bd. I
p. 88 giebt er an, dass die erste Bildung der Hirnwülste an der lateralen
Fläche der Hemisphären durch das Auftreten radiär um die Sylvische
Grube gestellter Furchen bezeichnet werde, die er desshalb radiäre
Primärfurchen nennt. Durch diese wird die laterale Fläche des Hirn-
mantels in 7—9 primäre nahezu dreieckige Felder abgetheilt, die ihre
Spitze gegen die Fossa Sylvii und den hier befindlichen Stammlappen,
die Basis gegen die freie Randpartie des Mantels hinwenden. Nach
diesen erscheinen in dieser Randpartie des Mantels kürzere oder längere
dem freien Rande des Mantels nahezu parallele Längsfurchen, welche
Reichert peripherische Primärfurchen nennt. Ihr Zug, Verlauf, Zahl,
Anordnung ist sehr wechselnd und bald werden sie durch die Verbin-
dung unter sich nnd mit den radiären Primärfurchen sowie durch das
Auftreten von Nebenfurchen sehr verdeckt. Es treten nämlich alsbald
secundäre Furchen und Wülste und Nebenwindungen auf. Die
secundären Wülste entstehen durch secundäre Furchung auf der Gipfel-
fläche der primären Windungen; die Nebenwindungen bilden sich an
den Furchenflächen vorzüglich der primären, aber auch der secundären
Wülste. Der Gyrus Hippocampi gehört nach Reichert (p. 87.) nicht zu
den Windungen sondern zur ursprünglichen und allgemeinen Configuration
des hinteren unteren Theiles des Mantels und besteht lange vor der
Entfaltung der Hirnwindungen.
Ich sehe mich-nicht im Stande, dieser Darstellung und Auffassung
der Bildungsvorgänge der Windungen durch Reichert beizutreten.
Ich habe, wie schon oben angegeben, Gelegenheit gehabt, die Ent-
wicklung des Gehirnes und seiner Windungen an einer grossen Zahl
menschlicher Embryonen aus allen Monaten des Fötusleben zu studiren.
Ich bestätige danach zunächst die Angaben von Reichert und Schmidt,
dass die Bildung der Furchen und Windungen an der Oberfläche der
Hemisphären nicht so früh beginnt, als man früher anzunehmen geneigt
war. Es war das ein Irrthum, der durch die Behandlung der Embryonen
und Gehirne mit Weingeist veranlasst wurde. Die weiche und sehr wasser-
haltige Beschaffenheit junger Gehirne, vor Allem die verhältnissmässig sehr
grossen Hohlräume, welche die einzelnen Hirnabtheilungen umschliessen,
bedingen bei dem Einbringen der Embryonen in Weingeist, welches
447
zur Herausnahme der Gehirne unvermeidlich war, ein starkes Schrumpfen
und Zusammenfallen und besonders an den Hemisphären eine Falten-
bildung, welche etwas Regelmässiges zu haben scheint. ' Allein sie sind
nur Kunstprodukt. An den mit Chlorzink injieirten und erhärteten
Gehirnen habe ich immer gesehen, dass die Oberfläche der Hemisphären
ganz glatt ist, bis die Entstehung der Furchen eintritt, mit welcher
die Entwicklung der Windungen eingeleitet wird, die von da an die
bleibenden sind.
Zuerst entstehen gewisse Einschnitte oder Fissuren, welche zur Ab- .
theilung der Hemisphären in grössere Abschnitte oder Lappen Veran-
lassung geben. Diese sind die Fossa Sylvii (A.) mit ihrem vorderen und
hinteren Aste (A’und A“), die Fissura Hippocampi (G.) und die Fissura
perpendicularis interna (C.), deren Bildung und Veränderungen ich schon
oben mitgetheilt habe. Sie stehen in keiner direkten, wohl aber sehr
nahen und wichtigen indirekten Beziehung zu der späteren Bildung 'der
Windungen.
Diese wird, wie Reichert ganz richtig bemerkt, eingeleitet durch
die Entstehung gewisser Furchen, Sulci, die man Primärfurchen nennen
kann, durch welche die Bildung der hauptsächlichsten und typischen
Windungen vermittelt wird. Wie man sich deren Entstehung denken
will, ob, wie Tiedemann, durch Eindringen der sich an der Oberfläche
der Hemisphären ausscheidenden Gefässhaut, oder durch verschieden
starke Wucherung der Oberfläche an verschiedenen Stellen, lasse ich |
dahingestellt sein. '
-Die drei ersten dieser Primärfurchen haben, wie Reichert ebenfalls
richtig bemerkt, anfangs eine auf die Fossa Sylvii radiär gestellte oder
frontal über die Hemisphären herüberlaufende Richtung. Die erste der-
selben (B.) erscheint im 6. Monate und kann die mittlere radiäre Primär-
furche genannt werden. Sie ist keine andere als die Üentral- oder
Rolando’sche Furche und läuft Anfangs fast senkrecht über die Mitte
der Hemisphäre. Noch in demselben Monate entstehen zwei andere vor
und hinter dieser ersten verlaufende radiäre Primärfurchen, deren vor-
dere (a.) aber schon gleich Anfangs etwas nach vorne, die hintere (b.)
ebenso etwas nach hinten gerichtet ist.
Im siebenten Monate ist auch schon eine der Länge nach über die
Abh.d. II. Cl.d.k.Ak. d. Wiss. X. Bd. II. Abth. 57
448
äussere Fläche des Schläfenlappens mit dem nach hinten aufsteigenden
Aste der Fossa Sylvii parallel verlaufende Furche, die Fissura parallela
oder der Sulcus temporalis superior (E.) vorhanden und gegen Ende
dieses Monates erscheint die schon oben von mir erwähnte, senkrecht
über den hinteren Theil der Hemisphäre herab laufende Furche, welche
als Fissura perpendicularis externa (C.) bezeichnet werden kann. Die
Hemisphäre hat jetzt ohngefähr das fächerartige Ansehen, welches
Reichert von ihr schildert, und welches seiner Ansicht nach der Grund-
typus der Anordnung der Windungen bleibt, obgleich derselbe durch
das Erscheinen seiner peripherischen Primärfurchen und der secundären
und Nebenwülste etwas verdeckt wird. Seine Fig. 14. Tab. VII. zeigt,
dass er diesen radiären Typus für den bleibenden hält. Allein so wie
sich dieser nicht leicht in der abgebildeten Weise jemals an einem aus-
gebildeten Gehirne nachweisen lassen wird, so muss ich mich noch
mehr gegen den von Reichert gelehrten weiteren Entwicklungsgang
der genannten ohngefähren radiären Stellung der Primärfurchen er-
klären.
Zunächst nämlich kann ich das von ihm geschilderte System peri-
pherischer Primärfurchen nicht auffinden. Nur im Gebiete des Stirn-
lappens zeigt sich eine mit dem oberen inneren Rande der Hemisphäre
parallel verlaufende, unterbrochene Furche im Verlaufe des achten
Monates, durch welche der zukünftige obere oder erste Stirnwindungs-
zug von dem mittleren oder zweiten abgetrennt wird; im Gebiete des
Scheitel- und Hinterlappens treten gar keine solche sagittal gerichtete
Furchen auf.
Dagegen erfährt ein Theil der radiären Primärfurchen sehr bemerkens-
werthe Veränderungen, welche Reichert ganz entgangen zu sein scheinen.
Die Centralfurche sowie die Parallelfurche verändern sich in ihrer
Richtung im Allgemeinen nicht. Die Centralfurche neigt sich nur mit
ihrem oberen Ende allmählich etwas mehr nach hinten; aber sie bleibt
an ihrem oberen und unteren Ende geschlossen und mündet an letz-
terem nie offen in die Fossa Sylvii ein. Noch viel weniger ist dieses
mit der Paralleispalte der Fall, und schon dadurch wird der Ausbildung
des fächerförmigen Typus Reicherts widersprochen.
Dagegen krümmt sich sehr bald die erste vor der Centralfurche
449
aufgetretene primäre Radiärfurche (a.) stark in nach oben convex ge-
richtetem Bogen nach vorne um das vordere Ende.oder den zukünftigen
vorderen aufsteigenden Ast der Fossa Sylvii herum, scheidet so den
mittleren Stirnwindungszug von dem unteren, und giebt Veranlassung,
dass sich letzterer jetzt zu Anfang in der Form eines einfachen, den ge-
nannten Ast der Fossa Sylvii umziehenden Bogen zum dritten Stirnwin-
dungszug (3.) zu entwickeln anfängt.
Auch die dritte hinter der Centralfurche aufgetretene primäre
Radiärfurche (b.) erfährt eine ganz ähnliche bogenförmige Krümmung
nach rückwärts um das obere Ende des nach hinten gerichteten Astes
der Fossa Sylvii, und veranlasst auf diese Weise die Entstehung meiner
ersten oder vorderen Scheitelbogenwindung (8.) um dieses obere Ende
des genannten Astes dieser Grube.
Diese letztere primäre Radiärfurche schickt auch noch meist von
der Stelle, wo sie sich nach hinten umbiegt, eine Fortsetzung grade
nach aufwärts und gibt dadurch Veranlassung zur Abscheidung des
Vorzwickels von der hinteren Centralwindung.
Während aber diese beiden primären Radiärfurchen diese Verän-
derung und’ bogenförmige Krümmung erfahren, ist in einiger Entfernung
von dem oberen Ende der Fissura perpendicularis interna auch eine
dieses Ende umziehende Bogenfurche entstanden, welche zur Abscheidung
meiner oberen inneren Scheitelbogenwindung (14.) (Gratiolets Premier
Pli de Passage externe) und zugleich in Verbindung mit der hinteren
Krümmung der hinteren primären Radiärfurche, Veranlassung zur Ab-
scheidung meiner mittleren oder zweiten Scheitelbogenwindung (12.) um
das obere Ende der Parallelspalte herum giebt.
An der inneren Seite des Hemisphäre hat sich auch schon am Ende
des 5. und 6. Monates eine mit dem Balken parallel verlaufende Furche,
der Suleus calloso marginalis (H.) Huxley, gebildet, durch welche der
Gyrus Cinguli nun von dem Balken abgetrennt wird. Der vordere Theil
der Furche vor dem Knie des Balkens entsteht zuerst, und allmählig
setzt sie sich weiter nach hinten fort.
Die oben als Fissura perpendicularis externa bezeichnete Primär-
furche (C.) entwickelt sich aber nicht weiter, giebt auch, nicht Veran-
lassung zur Bildung irgend einer Windung, sondern verschwindet im
Di:
450
Laufe des 8. Monates wieder, ohne an der Bildung der später an dem
Hinterhaupte bemerkbaren Furchen Theil zu nehmen. Sie gehört daher
zu jenen zahlreichen Gebilden, die zwar einem bestimmten organischen
Bildungstypus angehören, allein nur in gewissen Formen (bei den Affen)
zu ihrer vollkommenen Ausbildung gelangen, in anderen zurückbleiben
oder sogar vollständig wieder verschwinden.
So ist denn zu Ende des 7. und zu Anfang des 8. Monates durch
das Auftreten und die Veränderungen der genannten Furchen die Ent-
scheidung für den bleibenden Typus in der Entwicklung der Windungen
des menschlichen Gehirns gegeben. Derselbe besteht meines Erachtens
vorzüglich in der Ausbildung von Bogenfurchen und demnächst von
Bogenwindungen um die Enden gewisser primärer Hauptfurchen; um
die Enden des vorderen und hinteren Schenkels der Fossa Sylvi, um
die Enden der Centralwindung, der Fissura perpendicularis interna, der
Parallelspalte und der Fissura Hippocampi. Denn die fernere Ausbildung
der Windungen erfolgt in der That nur durch stärkere Entwicklung,
Hin- und Herkrümmung, Erhebung und Senkung, der sich um die
genannten Spalten erhebenden Wülste.e Dadurch entstehen secundäre
Furchen und Einschnitte, Nebenwindungen, Verbindungen und Trennungen
einzelner Windungen. Dieselben können sich individuell sehr verschieden,
selbst auf den beiden Seiten ein und desselben Gehirns gestalten. Der
Grundtypus kann dadurch mehr oder weniger verdeckt werden, allein
man kann ihn in jedem Gehirn wieder erkennen, und ich hoffe, dass
es bald möglich sein wird, seine individuellen Modificationen an jedem
einzelnen Gehirne allgemein verständlich zu machen.
Für die nicht direkt an diesen Typus der Bogenwindung sich an-
schliessenden Windungen, für die erste und zweite Stirnwindung, für
die Windungen des Hinter- und Schläfenlappens kann ich in dem Ent-
wicklungsgange keine besondere Modalität auffinden. Sie treten nach
und nach auf und vervielfältigen sich, wie es scheint, nach rein mecha-
nischen Bedingungen der Oberflächenvermehrung im gegebenen Raum,
die ja auch für die weitere Ausbildung der Bogenwindungen massgebend
sind. So entsteht die die erste und zweite Stirnwindung trennende
Furche; so die Fissura parallela secunda oder temporalis media, wenn
sie überhaupt zur deutlichen Entwicklung kommt; so endlich auch die
451
Fissura collateralis oder temporalis inferior mit den diese Furchen
begrenzenden Windungen. Der Gyrus Hippocampi gehört, wie Reichert
1. 1. p.87 ganz richtig bemerkt, seiner Entstehung nach nicht zu den
eigentlichen Windungen, sondern zur ursprünglichen allgemeinen Con-
figuration des inneren unteren Randes des Mantels und besteht daher
in seiner Anlage auch schon lange vor der Entfaltung der eigentlichen
Hirnwindungen. Wenn sich aber der Gyrus Cinguli entwickelt, so bildet
er mit diesem eine die grosse Querspalte des Gehirns umgebende Bogen-
windung.
Die Frage, ob bei der Geburt wohl schon alle individuellen Ge-
staltungen der Windungen vorhanden sind, ist schwer zu entscheiden,
da sicher viele Gehirne in der Ausbildung ihrer Windungen keine höhere
Stufe erreichen, als man sie schon an dem Gehirn vieler Neugebornen
wahrnimmt. Dennoch möchte ich nicht daran zweifeln, dass die indivi-
duelle Entwicklung dieser Windungen auch noch nach der Geburt fort-
schreitet, schon weil sie unzweifelhaft zum Theil nur von der Zunahme
der Masse und des Umfanges des Gehirnes abhängt.
IV.
Von der Anordnung der Grosshirnwindungen bei den Affen.
(Tab. VI und VII.)
Zur Vervollständigung meiner Einsicht in das Verhalten der Gross-
hirnwindungen beim Menschen, musste ich natürlich auch das Studium
derselben bei den Affen für nothwendig erkennen. Leider war hiebei
begreiflicher Weise das mir zu Gebote stehende Material nur beschränkt.
Ich besass nur mehrere Gehirne von Öercopithecus sabaeus, Cynocephalus
'Sphinx und Maimon, Macacus cynomolgus und nemestrinus, und durch
die Güte des Hr. Prof. Leukart das freilich nicht sehr gut mehr con-
servirte und theilweise zerlegte Gehirn eines jungen Orang und die
Gehirne von Innuus (Macacus) Rhesus, Semnopithecus maurus, Callithrix
sciureus, Hapale Jachus und Lemur tardigradus. Ausserdem musste ich
mich mit Abbildungen und den nach Schädeln gemachten Ausgüssen
452
behelfen. Dadurch mag mir wohl Einiges unsicher geblieben sein, in
der Hauptsache aber halte ich mich dennoch für genügend unterrichtet.
Was zunächst die Abtheilung des Affenhirns durch tiefer eingreifende
Furchen in Lappen betrifft, so werden wir die des Menschenhirns un-
bedenklich beibehalten können.
Das Gehirn aller Affen besitzt eine Fossa Sylvii und dieselbe ist
bei der Mehrzahl derselben wesentlich aus denselben Theilen zusammen-
gesetzt, wie bei dem Menschen. Wir haben zunächst einen frontal
gerichteten, an der Basis der Hemisphäre zwischen Stirn- und Schläfen-
lappen verlaufenden Theil, den Stamm oder Stiel der Grube. Seine
vordere Grenze ist flach, weil der hintere Rand der sie bildenden Or-
bitalfläche des Stirnlappens und die denselben einnehmende dritte oder
untere Stirnwindung schwach entwickelt ist. Der Stamm läuft ferner
an der äusseren Seite der Hemisphäre in zwei Schenkel, einen vorderen
und einen hinteren aus. Der vordere fehlt nicht, wie Pansch 1. l. p. 4
ganz richtig bemerkt; allein er bezeichnet als solchen meiner Ansicht
nach eine ganz falsche an dem äusseren Rande der Orbitalfläche des
Stirnlappens verlaufende Furche, welche nach hinten zwar gegen den
Stamm gerichtet ist, allein dem vorderen Schenkel der Sylvischen
Grube des Menschen, der sogenannten Vorderspalte, gewiss nicht ent-
spricht. Vielmehr ist dieser vordere Schenkel bei den meisten Affen
nun ein ganz kleiner kaum bemerkbarer Einschnitt oder eine Kerbe in
dem hinteren Rande der dritten oder unteren Stirnwindung, die man
erst nach sorgfältiger Entfernung der Pia mater sieht, wenn man diese
Stirnwindung und den vorderen Rand des Schläfenlappens stark aus-
einanderzieht. Dieser Einschnitt ist so gering, dass man sich eben dess-
halb verleitet finden konnte, diesen vorderen Schenkel der Sylvischen
Grube bei den meisten Affen ganz zu läugnen. Allein bei dem Chim-
panse und Orang ist dieser Einschnitt mit der dritten Stirnwindung,
die sich um ihn hereinzieht, sehr deutlich entwickelt, und als vorderer
Schenkel der Fossa Sylvii gar nicht mehr zu verkennen. An der Ab-
bildung des Chimpansö-Gehirns von Schröder v. d. Kolk und Vrolik
Tab. I. Fig. 3. sieht man ihn bei e, welches die Insel bezeichnen soll,
sehr deutlich. Ebenso bei Gratiolet an dem Orang-Gehirn Pl. 3. Fig. 3.;
dagegen ist er bei dem Örang-Gehirn Fig. 6. und bei dem Chimpanse-
453
Gehirn Pl. VI. Fig. 2. weniger deutlich, weil hier die ihn umgebende
dritte Stirnwindung nicht ganz von dem unteren Ende der vorderen
Centralwindung sondern etwas höher abgeht und überhaupt schwächer
entwickelt ist, Sie ist hier nicht zwischen zwei Schenkeln dieser dritten
Stirnwindung, sondern zwischen dem unteren Ende der vorderen Cen-
tralwindung und dem absteigenden Schenkel der Stirnwindung einge-
schlossen. Dieses hängt eben von der sehr verschiedenen und selbst
noch beim Orang und Chimpanse gegen den Menschen sehr schwachen
Entwicklung der unteren Stirnwindung ab, wie wir noch weiter sehen
werden; sie ist hier noch eine gang einfache Bogenwindung um den
schwachen vorderen Schenkel der Fossa Sylvii. Bei Chrysothrix, Hapale
und den Halbaffen fehlt dieser vordere Schenkel wirklich ganz und mit
ihm auch jede Spur der dritten Stirnwindung.
Der hintere zwischen Scheitel- und Schläfenlappen sich heraufziehende
Schenkel der Fossa Sylvi ist bei allen Affen sehr deutlich entwickelt
und schliesst oben und hinten mit der vorderen oder ersten Scheitel-
bogenwindung ab.
Bei allen wahren Affen, mit Ausnahme der kleinen Amerikaner,
findet sich ferner die Centralfurche Fissura centralis s. Rolando. Sie
läuft im Ganzen überall weit steiler über die äussere Fläche der Hemi-
sphäre als bei dem Menschen, ist auch verhältnissmässig nicht so tief
und so weit nach oben und unten durchgreifend, wird aber auch bei
den Affen nie in ihrem Verlauf unterbrochen.
Die Fissura perpendicularis interna findet sich, wie es scheint, bei
allen wahren Affen mit Ausnahme der kleinen amerikanischen, Hapale
und Midas, wo dieselbe auch von Flower (Philos. Transact. 1861. p. 194.
Tab. II. Fig. 10.) nicht beobachtet wurde. Bei Lemur nigrifrons soll
nach demselben Autor diese Furche zwar vorhanden sein, aber oben nicht
durchgreifen. Bei dem Gehirn von Lemur tardigradus von Giessen ist
gerade das umgekehrte der Fall; oben greift die allerdings überhaupt
sehr enge Furche durch, nach unten ist sie aber von der Fissura Hip-
pocampi abgetrennt. Bei Stenops verhält sie sich nach einer Abbildung
von Tiedemann wie bei Lemur tardigradus. Uebrigens unterscheidet
sich das Verhalten dieser Fissur bei fast allen Affen, Orang und Chim-
454
panse nicht. ausgenommen, von dem bei dem Menschen dadurch, dass
sie an ihrem unteren Ende nicht mit der Fissura Hippocampi zusammen-
stösst, sondern von dieser durch eine Windung (Gratiolets Pli de pas-
sage interne inferieur) getrennt wird. Nur bei einem jungen Gibbon
nach Flower (Nat. Hist. Reviw 1863. p. 283) und bei Ateles nach Gratiolet
und Huxley (Proceedings of the zool. Soc. of Lond. 1861. p. 254 Fig. 2.),
verhält es sich wie bei dem Menschen.
An diese Fissura perpendicularis interna schliesst, sich nun bei der
bei weitem grössten Mehrzahl der Affen der alten und neuen Welt auch
noch eine über die äussere Fläche des hinteren Theiles der Hemisphäre
senkrecht herabziehende Fissura perpendicularis externa mit dem sie
bedeckenden sogenannten Operculum. Sie sind ohnzweifelhaft die auf-
fallendste Bildung des Affengehirns, welche dem menschlichen Gehirne
ganz fehlt. Diese Fissur und der sie von hinten begrenzende scharfe
Rand des Hinterhauptlappens findet sich auch in allen vom Chim-
panse, _ die Fissur ebenso in allen vom Orang - Gehirn gegebenen
Abbildungen, obgleich nicht überall gleich deutlich und in gerader
Richtung verlaufend, so dass man von einem ÖOperculum nur noch bei
dem von Schröder v. d. Kolk und Vrolik beschriebenen Gehirn sprechen
kann. Bei Hylobätes und Semnopithecus lässt sich ebenso die Furche
nachweisen, die Deckelbildung ist undeutlich. Ueber Ateles sind die
Autoren uneinig; nach Gratiolet fehlt bei diesem Affen die Fissur, nach
Huxley (Proceedings of the zool. Soc. 1861. p. 258) soll sie sich aber
auch hier finden, und wirklich zeigt sie auch Gratiolets Abbildung
Tab. X. Fig. 2.; das Operculum fehlt aber sicher, und die Fissur greift
nicht durch, so dass sie nicht mit der Fissura perpendicularis interna
zusammenhängt. Bei den kleinen amerikanischen Affen Hapale und Midas,
sowie bei allen Halbaffen fehlt sie.
Bei allen, Affen und Halbaffen findet sich auch eine deutliche
und tiefe Fissura Hippocampi, welche von der grossen Querspalte des
Gehirns und dem Gyrus Hippocampi ausgehend, an der inneren Seite
des Hinterlappens meistens bis an das hintere Ende des Lappens reicht
und hier in zwei Aeste, einen auf- und einen absteigenden ausläuft.
Ebenso besitzen alle Affen mit Ausnahme der kleinen Amerikaner
die Parallelspalte oder Fissura temporalis superior -an dem Schläfenlappen,
455
an welchem ausserdem oft auch noch eine Fissura temporalis media und
Huxleys Fissura collateralis zu unterscheiden ist.
In Betreff der durch diese Furchen getrennten Hirnlappen bemerke
ich Folgendes.
Es lassen sich derselben bei den meisten Affen wie bei dem Menschen
fünf unterscheiden. |
1. Der Stirnlappen (l.), den ich auch hier durch die vordere
Centralwindung von dem Scheitellappen trenne. Er ist bei allen Affen,
selbstverständlich auch relativ zu der Grösse des übrigen Gehirns, schwächer
entwickelt als bei dem Menschen. Kein Affengehirn zeigt auch nur an-
näherungsweise die starke Wölbung, Breite und Höhe der Stirnlappen,
wie selbst das Gehirn der niedrigsten Menschenrace. Das Gehirn der
Affen flacht sich an der Stirn sehr stark ab und spitzt sich von den
Seiten zu. Die Orbitalfläche des Stirnlappens ist sehr viel kleiner, stärker
ausgehöhlt und hat eine dreieckige und nicht viereckige Gestalt wie bei
dem Menschen. Sie hat nur einen hinteren, inneren und vorderen äus-
seren Rand, nicht einen vorderen und einen äusseren, und jener vor-
dere äussere Rand ist scharf und concav ausgeschnitten. Ferner besitzt
diese Orbitalfläche vorne einen nach unten in eine Vertiefung des Sieb-
beins sich herabziehenden schnabelförmigen Fortsatz, der gerade bei
den sogenannten anthropoiden Affen sehr stark entwickelt ist.
2. Der Scheitellappen (ll... Vorne begrenzt von der vorderen
Centralwindung, hinten von der Fissura perpendicularis externa und in-
terna oben von der grossen Längsspalte und unten von dem nach
hinten aufsteigenden Aste der Fossa Sylvii, steht bei den meisten Affen
in einem relativ besseren Verhältnisse zu dem übrigen Gehirn wie der
Stirnlappen, und ist bei den höchsten Affen nur wenig kleiner als bei
einem neugebornen Kinde. Er ist der Masse nach der absolut grösste
Theil der Hemisphäre.
3. Der Hinterhauptslappen (IIl.). Dieser ist bekanntlich in der
neueren Zeit Gegenstand des lebhaftesten Streites namentlich unter den
Engländern gewesen, indem Owen dessen Gegenwart bei den Affen, die
Ueberwölbung des kleinen Gehirns durch denselben und die Gegenwart
eines hinteren Hornes mit einem Pes Hippocampi minor in demselben
in Abrede stellte. Darin hat Owen allerdings Unrecht gehabt, wie sich
Abh.d.Il.Cl.d. k. Ak.d. Wiss. X. Bd. Il. Abth. 58
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schon aus den älteren Angaben Tiedemanns, Schröder v. d. Kolks,
Vroliks und Gratiolets bei einem so leicht festzustellenden Gegen-
stande unbezweifelbar ergab. Doch haben die Untersuchungen von Huxley
und seinen Nachfolgern Marshall, Turner, Flower, Rolletson etc. diese
Fragen in bemerkenswerther Weise weiter geführt und sicher gestellt.
Es findet sich nach .denselben ein hinterer Lappen und die in den-
selben eingeschlossenen Gebilde überall bei allen wahren und Halb-Affen,
ja dieser Lappen ist sogar bei mehreren: Cynocephalus porcarius, Cebus
apella, Nyctipithecus, Chrysothrix, Hapale relativ stärker entwickelt als bei
dem Menschen. (Vgl. vorzüglich Flower Philos. Transactions 1862 1. p. 185.)
Der Hinterhauptslappen ist bei den Affen durch die oben erwähnte
Fissura occipitalis perpendicularis externa mit dem Operculum und durch
die Fissura oceipitalis perpendicularis interna nach aussen und innen
weit schärfer von dem Scheitellappen getrennt als bei dem Menschen.
Auch wo das Operculum fehlt oder undeutlich ist, wie bei einigen Orangs,
bei Hylobates, Semnopithecus und Ateles, ist dennoch durch die Fissur die
vordere äussere Grenze leicht erkennbar gegeben. Dieses ist aber keines-
wegs an der unteren Fläche der Fall, vielmehr geht hier der Hinter-
hauptslappen in den Schläfenlappen so unmittelbar über, dass man wohl
begreifen kann, wie Gratiolet sich veranlasst sah, eine Trennung hier
ganz zu unterlassen und diese gemeinschaftliche untere Fläche des
Hinterhaupts- und Schläfenlappens als Lobe occipito-temporal zusammen-
zufassen.
Sowie indessen unzweifelhaft die in den hier an der unteren
Fläche gelegenen Windungen in den hintersten Theil der Hemisphäre
ausstrahlenden Fasern (vorzüglich des Balkens) andere und verschieden
von den in den Schläfenlappen übergehenden sind, so glaube ich, dass
man auch hier bei den Affen, den hinter dem Splenium corporis callosi
gelegenen Theil der unteren Fläche der Hemisphäre als zum Hinter-
hauptslappen gehörig betrachten und beschreiben soll. Ich habe übrigens
gesehen, dass der Verlauf der Arterien, der Zweige der A. profunda
cerebri, auch bei den Affen diese Grenze zwischen Schläfen- und Hinter-
hauptslappen an dieser unteren Fläche bezeichnet. |
Bei den kleinen amerikanischen Affen, Hapale, Nyctipithecus, Calli-
thrix, Sai fehlt eine äussere Abtheilung des Hinterhauptslappen ganz.
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Dennoch ist derselbe und das in demselben eingeschlossene hintere Horn
des Seitenventrikels mit dem Pes Hippocampi minor gerade bei diesen
kleinen Affen aın stärksten entwickelt. Bei den Halbaffen, Lemur,
Stenops etc, sollte man nach dem äusseren Ansehen glauben, dass ein
Hinterlappen ganz fehle; dennoch ist, wie oben schon erwähnt, eine
Fissura perpendicularis interna vorhanden und nach Flower soll sich
auch ein hinteres Horn der Seitenhirnhöhle finden.
4. Der Schläfenlappen (IV.) ist an dem Gehirn aller wahren
und Halb-Affen sehr bestimmt und stark entwickelt. Namentlich sein
vorderes, hinter und unter dem queren Theil der Fossa Sylvii gelegenes
Ende ist meist stark angeschwollen. Oben ist er durch den nach hinten
aufsteigenden Ast der Fossa Sylvii, und innen durch die grosse quere
Hirnspalte sehr bestimmt begrenzt, nach hinten hängt er an der äusseren
Seite mit dem Scheitel-, an der unteren mit dem Hinterhauptslappen
äusserlich ununterbrochen zusammen.
5. Der Stammlappen(V.) findet sich nach der Beobachtung Gra-
tiolets bei allen wahren und wahrscheinlich auch bei den Halbaffen ;
wenigstens sahen ihn Flower (l. 1. p. 196) und Pansch (p. 1) auch bei
Lemur. Er liegt ganz bedeckt von dem Stirn-, Scheitel- und Schläfen-
lappen, welche mit ihren Rändern selbst nach Wegnahme der Pia mater
dicht aneinanderstossen, an der Uebergangsstelle von dem queren in den
nach hinten aufsteigenden Ast der Fossa Sylvii; ist ansehnlich gross
aber nicht sehr hervorragend und nur mit schwachen Furchen und
Windungen bedeckt.
Ich habe die Hemisphäre eines Cynocephalus Sphinx und eines Ma-
cacus cynomolgus in diese Lappen zerlegt, gewogen und dafür folgende
Prozentzahlen erhalten:
Cynocephalus Macacus
Stimläappensilmsh .-lsrwılse 241 ” 22,2
Scheitellappen ı ... 1. ..28,3 # 31,6
Hinterhauptslappen . . . 16,4 ® 14,3
Schäfenlappen ' . ,a»#15.4419;0 5; 18,7
Stammlappen here 2 ” 13,2
Ganze Hemisphäre,... .. . 100,0 - „100,0
H. Wagner hat l.1. p. 39. nach seiner Belegungsmethodc eine Ober-
58*
458
flächenbestimmmung der einzelnen Lappen des jungen ÖOrang-Outang-
Gehirns gegeben. Er erhielt für den
Stirnlappen, Scheitellappen, Schläfenlappen, Hinterhauptslappen
36,8% 95,1 19